Erster Magdeburger überhaupt: Kristjansson ist Deutschlands Handballer des Jahres

Am Montagabend wurden zum dritten Mal die German Handball Awards verliehen – zum ersten Mal wurde dabei auch der Handballer und die Handballerin des Jahres gekürt. Alle Sieger des Jahres 2023 im Überblick.

Er spielte ein überragendes 2023: Magdeburgs Spielmacher Gisli Kristjansson.

Er spielte ein überragendes 2023: Magdeburgs Spielmacher Gisli Kristjansson.

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Auf die beiden wichtigsten Preise des Abends mussten die Fans lange warten, doch vor allem für die Fans des SC Magdeburg hatte sich das Warten gelohnt: Mit Gisli Kristjansson, der speziell beim Champions-League-Final-Four 2023 geglänzt hatte, wurde erstmals ein SCM-Profi zum Handballer des Jahres in Deutschland gewählt.

Gleichzeitig ist er der erste Isländer, dem diese Ehre zuteil wurde – und überhaupt erst der sechste Ausländer. Titelverteidiger Johannes Golla, DHB-Kapitän und Spielführer der SG Flensburg-Handewitt, ging derweil leer aus.

Bei den Frauen wurde zum dritten Mal nach 2018 und 2019 Emily Bölk ausgezeichnet. Diese löste ihre Nationalmannschaftskollegin Alina Grijseels ab, die in den Jahren 2021 und 2022 triumphiert hatte. Bölk galt einst als Wunderkind, ist mittlerweile Leistungsträgerin im DHB-Team und im linken Rückraum nicht wegzudenken. Auf Vereinsebene feiert sie seit 2020 Erfolg um Erfolg mit dem ungarischen Haupstadtklub Ferencvaros.

Uscins ist “Überraschung des Jahres” – Emotionaler Höhepunkt zum Schluss

Den ersten Preis des Abends heimste U-21-Weltmeister Renars Uscins ein. Der Rückraumrechte von der TSV Hannover-Burgdorf, der auch bei der Männer-EM im vergangenen Januar für Furore gesorgt hatte, wurde als “Überraschung des Jahres” ausgezeichnet. Seinen Titel als Publikumsliebling verteidigte wenig überraschend Kristjansson – die “Gisli”-Rufe sind unüberhörbar, egal wo der isländische Nationalspieler auch aufläuft.

Das Schiedsrichter-Team des Jahres ist für die Fans das Frauen-Duo Tanja Kuttler und Maike Merz, das auch bei der Männer-EM im vergangenen Januar in Deutschland zum Einsatz kam. Zur Nachwuchshoffnung des Jahres 2023 wurde U-20-Nationalspieler Fritz-Leon Haake (SC Magdeburg, Zweitspielrecht beim Dessau-Roßlauer HV 06) ausgezeichnet.

Zum dritten Mal in Folge wurde der SC Magdeburg zum Team des Jahres gewählt, erstmals seit 2002 hatte der Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt wieder die Champions League gewonnen – in einem denkwürdigen Endspiel gegen Andreas Wolff und Kielce (30:29 n.V.). Auch SCM-Coach Bennet Wiegert wurde zum dritten Mal in Folge zum Trainer des Jahres gewählt.

Emotionaler Höhepunkt und Abschluss des Abends war der Preis fürs Lebenswerk, mit dem der im vergangenen Jahr verstorbene Prof. Dr. Rolf Brack geehrt wurde. Dessen einstiger Schützling Daniel Sauer hielt die Laudatio, Bracks Frau sowie die beiden Söhne waren ins Studio zugeschaltet.

Die German Handball Awards 2023 im Überblick:

Handballer des Jahres: Gisli Kristjansson (Magdeburg/Island)
Handballerin des Jahres: Emily Bölk (Ferencvaros/Deutschland)
Team des Jahres: SC Magdeburg
Trainer des Jahres: Bennet Wiegert (SC Magdeburg)
Überraschung des Jahres: Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf)
Nachwuchshoffnung des Jahres: Fritz-Leon Haake (SC Magdeburg)
Publikumsliebling: Gisli Kristjansson (SC Magdeburg)
Beachhandballerin des Jahres: Lena Klingler (Minga Turtles)
Beachhandballer des Jahres: Lennart Liebeck (Beach & Da Gang – U 21)
Handball-Persönlichkeit des Jahres: Andy Schmid
Zukunftspreis: Play Handball
Schiedsrichter-Team des Jahres: Tanja Kuttler und Maike Merz
Engagementpreis des Jahres: Breite trifft Spitze
Sonderpreis der Jury fürs Lebenswerk: Dr. Rolf Brack

TBV Lemgo Lippe mit klarem Sieg über HSG Wetzlar

Nach mühsamen Start konnte der TBV Lemgo Lippe am Ende einen Kantersieg über die HSG Wetzlar einfahren. Basierend auf einen starken Urh Kastelic (21/1 Paraden) zwischen den Pfosten setzten sich die Hausherren immer weiter ab, gewannen am Ende mit 31:23 (13:9).

Urh Kastelic war der Matchwinner für den TBV Lemgo Lippe

Urh Kastelic war der Matchwinner für den TBV Lemgo Lippe

TBV Lemgo Lippe

Es war eine hart umkämpfte Anfangsphase, in der beide Mannschaften erst nach rund drei Minuten ins Spiel fanden. Beide Torhüter waren gut im Spiel, Lemgo hatte allerdings mit Urh Kastelic ein Plus. Der Slowene hatte beim Stand von 6:4 (16.) schon sieben Wetzlarer Würfe abgewehrt.

Auf der Gegenseite war Till Klimpke mit vier Paraden ebenso schon im Spiel, Wetzlar versuchte wie schon zuletzt den Ausfall von Nemanja Zelenovic im rechten Rückraum durch Hendrik Wagner zu kompensieren. Der Rechtshänder teaf von ungewohnter Position zum 7:6 und hielt das Spiel offen.

Die Vorteile lagen bei Lemgo in der Deckung, die sich auf Wetzlars Rückraum gut eingestellt zeigte und Frank Carstens beim 10:7 (23.) zur Auszeit zwang. Mit dem zusätzlichen Feldspieler und zwei Kreisläufern versuchten die Mittelhessen die Durchschlagskraft zu erhöhen, doch das Risiko war teilweise zu hoch – Hutecek netzte zum 12:8 ins leere Tor und als beim 13:9 die Seiten gewechselt wurde hatte Kastelic vierzehn Paraden zu Buche stehen.

In Durchgang zwei kaufte der für Klimpke ins Tor gerückte Anadin Suljakovic gleich Samuel Zehnder einen Siebenmeter ab. Doch auf der Gegenseite ging die Kastelic-Show mühelos weiter, beim 17:11 (39.) musste Frank Carstens erneut sein Team zur Auszeit rufen und beruhigend einwirken.

Lemgo hatte die Partie unter Kontrolle gebracht, mit der Sicherheit von hinten hatte man auch vorne die Sicherheit und traf nach Belieben. Samuel Zehnder sorgte beim 23:13 (49.) aus spitzem Winkel für die erste zweistellige Führung an diesem Abend. In der Schlussphase nahmen die Lipper ein wenig den Fuß vom Gaspedal, Wetzlar gelang noch Ergebniskosmetik zum 31:23-Endstand.

TBV Lemgo Lippe – HSG Wetzlar 31:23 (13:9)

TBV Lemgo Lippe: Kastelic (21/1 Paraden), Zecher; Zehnder 6/4, Laerke 6, Hutecek 4, Versteijnen 4/1, Battermann 2, Carstensen 2, Suton 2, Theilinger 1, Brosch 1, Simak 1, Zerbe 1, Petrovsky 1, Schagen

HSG Wetzlar: T. Klimpke (5 Paraden), Suljakovic (3/1 Paraden); Novak 6/3, Wagner 5, Meyer Ejlersen 3, Vranjes 2, Fuchs 2, Cavor 2, Becher 1, Mellegard 1, Rubin 1, Pedersen, Schmidt, O. Klimpke

Schiedsrichter: Raphael Otto / Jannik Piper
Zuschauer:
Siebenmeter: 4/6 ; 3/4
Strafminuten: 6/6

Trotz furioser Aufholjagd: Flensburg gewinnt in Wetzlar

In ausverkaufter Halle traf die HSG Wetzlar am Samstagabend auf die SG Flensburg-Handewitt. Ohne Simon Pytlik, der wegen einer Augenverletzung ausfiel, wollte Flensburg mit einem Sieg weiter Anschluss an die Champions League-Plätze halten. Am Ende stand ein 30:31 (15:19) auf der Anzeigetafel.

12 Paraden und 46,2 Prozent von Kevin Møller sichern der SG Flensburg-Handewitt gerade so den Sieg in Wetzlar. 

12 Paraden und 46,2 Prozent von Kevin Møller sichern der SG Flensburg-Handewitt gerade so den Sieg in Wetzlar. 

IMAGO/Oliver Vogler

Die HSG, die für den guten Zweck in orangen Sondertrikots auflief, geriet durch einen Schlagwurf von Lasse Møller direkt mit 0:1 ins Hintertreffen. Nach einem Ballgewinn in der Abwehr erhöhte Emil Jacobsen auf 0:2 (3.). Lenny Rubin verkürzte mit dem ersten Wetzlarer Treffer zum 1:2 (3.)

Ein gut aufgelegter Benjamin Buric hielt mit seinen ersten beiden Paraden des Abends das 4:2 für seine Mannschaft fest. In der Folge gelang seinem Team durch einen Schlagwurf von Jim Gottfridsson erstmals eine Drei-Tore-Führung (5:2, 6.).

Doch auch Till Klimpke startete gut ins Spiel und verhinderte mit einer Parade im Konter gegen Johan Hansen, dass sein Team in der 8. Minute schon mit vier Treffern zurückliegt. Im Anschluss verkürzte Emil Mellegard von Linksaußen auf 4:6 (9.).

Wetzlar in Schlagdistanz

Nachdem Emil Jacobsen einen Siebenmeter verwarf, verpasste Wetzlar jedoch den Anschlusstreffer und Johannes Golla erhöhte erneut auf plus drei (6:9, 12.). 

Beim Stand von 9:12 (17.) nahm Frank Carstens seine erste Auszeit. Zunächst verkürzten seine Wetzlarer wieder auf zwei Tore (10:12, 18.). Doch wenig später gelang Aksel Horgen mit einem Treffer von Rechtsaußen die erste Vier-Tore-Führung (12:16, 22.). 

Auch eine Zeitstrafe gegen Johannes Golla half der HSG nicht, den Abstand zu verkürzen (14:17, 25.). Kevin Møller, der fünf Minuten vor der Halbzeitpause für Buric ins Tor kam, parierte direkt einen Siebenmeter. Daraufhin baute Gottfridsson im Angriff mit seinem fünften Treffer im fünften Versuch den Vorsprung auf 14:19 (27.) aus. Kevin Møller hielt die 15:19-Führung, mit der es auch in die Kabine ging, kurz vor der Halbzeit mit mehreren Paraden fest.

Flensburg baut Führung weiter aus

Kevin Møller startete auch in der zweiten Hälfte direkt mit einer Parade. Johannes Golla traf in der Folge zum 15:20 (31.). Emil Jacobsen warf sein Team mit seinem fünften Treffer zur ersten Sechs-Tore-Führung des Abends (16:22, 34.). 

Immer wenn Wetzlar die Chance hatte, nochmal auf vier Tore zu verkürzen, schlichen sich im Angriff kleine Fehler ein. Beim 18:25 (38.) griff Carstens zur zweiten Auszeit, um einen noch größeren Rückstand zu verhindern. 

Wetzlar gibt nicht auf

Mit zehn Paraden in zwanzig Minuten und zwischenzeitlichen 60% Paradenquote sorgte Kevin Møller dafür, dass seine Flensburger die Führung auf neun Tore ausbauen konnten (19:28, 44.). Nachdem Wetzlar sich nochmal auf sieben Tore herankämpfte (22:29, 46.), griff Nicolej Krickau zu seiner ersten Auszeit. 

Davon profitierte jedoch eher das Team von Frank Carstens. Wetzlar ließ nicht nach und verkürzte durch zehn torlose Minuten der Flensburger mit einem 7:0-Lauf auf 29:30 (57.). 

Krimi in der Crunchtime

Teitur Einarsson gelang der Befreiungsschlag zum 29:31  (57.). Doch Wetzlar spürte, dass hier etwas zu holen ist: Emil Mellegard gelingt der Anschluss zum 30:31, Anadin Suljakovic hält. 

Doch auch Kevin Møller parierte noch einen Wurf und gibt der SG die Chance, 45 Sekunden vor Schluss den Sack endgültig zu zu machen. Durch ein Stürmerfoul von Emil Jacobsen hat die HSG 25 Sekunden vor Schluss die Möglichkeit, doch noch einen Punkt in Wetzlar zu behalten.

Doch Wetzlar verlor den Ball und Flensburg nimmt mit ganz viel Glück doch noch zwei Punkte mit in den hohen Norden. Das Spiel endet 30:31 (15:19).

HSG Wetzlar gewinnt Krimi beim HC Erlangen

Nach hart umkämpften sechzig Minuten in der Arena Nürnberger Versicherung konnte die HSG Wetzlar jubeln, der HC Erlangen hingegen musste sich hauchdünn mit 24:25 (12:15) geschlagen geben, obwohl viele Aspekte des Spiels wie das Torwartduell und die Abschlussquote durchaus für die Franken gesprochen hatten.

Magnus Fredriksen behielt in wichtigen Situationen einen kühlen Kopf.

Magnus Fredriksen behielt in wichtigen Situationen einen kühlen Kopf.

IMAGO/Zink

Abstiegskampf pur in der Arena Nürnberger Versicherung, gleich in den ersten vier Minuten kassierten beide Mannschaften ihre ersten Zeitstrafen. Wetzlar hatte sich durch einen Steal von Lenny Rubin direkt eine Zwei-Tore-Führung geholt, konnte die aber nur kurz behaupten. Trotz Unterzahl schaffte Erlangen die Wende, Simon Jeppsson stieß in eine Deckungslücke zum 4:3 (8.).

Wetzlar fing sich aber nach einer ersten Schwächephase, begann die Angriffe zu variieren. Weil Rubin auch mal an den Kreis durchbrach wie beim 5:5 ergaben sich auch wieder Chancen für Tore aus der Distanz – vier Tore von Rubin und drei von Domen Novak zum 5:8 (15.) beschworen die erste Auszeit der Hausherren, in der Hartmut Mayerhoffer vor allem den fehlenden Kontakt gegen den Wetzlarer Rückraum bemängelte.

Erlangen kämpfte sich direkt wieder in die Schlagdistanz, auch Frank Carstens justierte noch einmal in einer Auszeit nach. Erlangen hatte ein Plus im Tor mit Klemen Ferlin, das sich auch nach dem Wechsel im Tor von Klimpke zu Suljakovic nicht änderte.

Vorteil der Mittelhessen war hingegen auch der Rückzug nach den Paraden des Slowenen, so dass man mehrfach schnelle Konter der Hausherren verhindern konnte. Näher als beim 8:9 kamen die Franken aber nicht, in der Schlussphase geriet man wieder ins Hintertreffen – Cavor netzte mit der Pausensirene zum 12:15 ein.

Fredriksen und Suljakovic in wichtigen Momenten da

Wetzlar, das defensiv auf den doppelt vorbelasteten Rasmus Meyer Ejlersen verzichten musste, konnte seine Führung zunächst behaupten. Die Mittelhessen liegen aber auch gute Chancen liegen, Novak scheiterte beim Siebenmeter und Rubin traf nur den Pfosten. Erlangen blieb so auf Tuchfühlung, Lutz Heiny schaffte den Anschluss zum 18:19.

Wie schon gegen Balingen ließ Wetzlar zu viele gute Möglichkeiten aus, konnte aber immer wieder rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge ziehen. Vor allem Anadin Suljakovic und Magnus Fredriksen waren in den entscheidenden Momenten immer wieder zur Stelle, der Däne erzielte mit einem Doppelpack das veruhigende 20:24 (50.).

Erlangen beweist Moral bis in die Schlussminute

Erlangen steckte nicht auf, konnte aber vermehrt die Chancen auf den Anschlusstreffer nicht nutzen. Frank Carstens ermahnte seine Mannschaft auf “die beste Chance” zu warten und “einfach cool” zu bleiben. Doch die Stimmung in der Arena Nürnberger Versicherung sollte sich noch einmal aufheizen, nachdem Bissel nach einer Ferlin-Parade in Unterzahl zum 24:25 konterte und wenig später auch Nikolai Link ins verwaiste Tor zum 26:26 (58.) netzte.

Wetzlar bewies Nervenstärke, auch mit dem siebten Feldspieler und erkämpfte sich die Führung durch Cavor. In seiner letzten Auszeit ging Carstens beim 26:27 aber dann wieder auf sechs Feldspieler zurück, wollte lieber den Punkt zum Remis absichern als noch einmal eine Niederlage zu kassieren.

Doch Domen Novak scheiterte an Landsmann Ferlin, auch Erlangen nahm eine letzte Auszeit. Erlangen sollte sich noch eine finale Wurfchance erarbeiten, doch Stephan Seitz scheiterte an Suljakovic. Die verbleibenden acht Sekunden überstanden die Gäste auch gegen eine offensive Abwehrformation der Franken.

HC Erlangen – HSG Wetzlar 26:27 (12:15)

HC Erlangen: Ferlin (12/1 Paraden), Obling; Bissel 6, Jeppsson 4, Olsson 4, Steinert 3/2, Bauer 2, Heiny 2, Svensson 2, Zechel 2, N. Link 1, Seitz, Bialowas, Büdel, Guardiola, Gömmel

HSG Wetzlar: Klimpke (1 Parade), Suljakovic (10 Paraden); Novak 8/5, Rubin 5, Cavor 4, Meyer Ejlersen 3, Becher 2, Fredriksen 2, Zelenovic 2, Vranjes 1, PEdersen, Schmid, Wagner, Mellegard, Fuchs

Schiedsrichter: Sascha Schmidt (Bochum)/Frederic Linker (Bochum)
Zuschauer: 5281
Strafminuten: 12 / 10