Das bedeutendste Wochenende der Bundesliga-Saison

Im Meisterrennen der Handball-Bundesliga könnte an diesem Wochenende eine Vorentscheidung fallen. Dass dabei die besten vier Teams der Liga aufeinandertreffen, macht es besonders spannend.

Alle Augen auf den Meisterkampf: Flensburg trifft auf Magdeburg, Kiel auf die Füchse.

Alle Augen auf den Meisterkampf: Flensburg trifft auf Magdeburg, Kiel auf die Füchse.

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Wer wird deutscher Meister? Gut möglich, dass bis zur endgültigen Beantwortung dieser Frage noch einige Wochen vergehen. Der 34. und letzte Spieltag der Handball-Bundesliga steigt erst am 2. Juni. Bis dahin kann noch so viel passieren – doch das kommende Wochenende wird dennoch als bedeutendstes der restlichen Saison eingestuft.

BUNDESLIGA – 29. SPIELTAG

Die besten vier Teams der HBL treffen in direkten Duellen aufeinander. Mit Blick auf das Restprogramm des Top-Favoriten Magdeburg (48:6 Punkte), der jüngst auch den DHB-Pokal gewann, bekommt das Auswärtsspiel bei der SG Flensburg-Handewitt (42:12) am Freitagabend eine besondere Note.

Danach ist der SCM in den Duellen mit dem TBV Lemgo Lippe (A), dem HC Erlangen (A), HBW Balingen-Weilstetten (H), dem SC DHfK Leipzig (H), den Rhein-Neckar Löwen (A) und der HSG Wetzlar (H) jeweils haushoher Favorit.

Krickau sieht “keine Schwächen” beim SCM

Gewinnt Magdeburg auch das zwölfte Pflichtspiel in Folge, dann ist die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert wohl nicht mehr aufzuhalten. Doch die SG, die den Kampf um einen Champions-League-Platz noch immer nicht aufgeben will, würde dem SCM nur zu gerne ein Bein stellen.

Wie schwierig das wird, weiß auch SG-Cheftrainer Nicolej Krickau, der bei seiner Video-Analyse “keine Schwächen gefunden” habe. “Der SCM ist eine Maschine, die kaum Fehler macht, deren Effektivität im Angriff wahnsinnig hoch ist”, weiß der Däne: “Und die Abwehr ist anders als bei anderen Mannschaften, sodass wir unseren Angriff etwas anpassen müssen.”

Abgesehen hat es Flensburg bei seiner Aufholjagd wohl eher auf die Füchse Berlin (49:7) denn auf Magdeburg. Der Hauptstadtklub drückt den Flensburgern wiederum die Daumen, eine SCM-Niederlage brächte die erste deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte wieder ein Stück näher.

Siewert: “Gehe davon aus, dass wir gegen Kiel gewinnen”

Mit Blick auf das Heimspiel gegen den THW Kiel (39:15) am Sonntag und das verpatzte Final Four im DHB-Pokal erklärt Füchse-Coach Jaron Siewert: “Wir haben vorher sechs Spiele in 14 Tagen mit Bravour gemeistert, und dieses eine Wochenende wird uns nicht aus der Bahn werfen. Den Eindruck habe ich auch bei allen Spielern. Sie sind sich bewusst, dass wir eine Titelchance verloren haben, aber sie wissen auch, dass wir noch zwei Titel erreichen können.”

Die Füchse, die in 28 Bundesliga-Partien nur zwei Niederlagen hinnehmen mussten, sind bereit für den THW, der die Berliner in der Hinrunde allerdings düpierte. “Die Motivation ist extrem groß, in der Bundesliga dort weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten, und in der European League bestmöglich das Final Four zu erreichen”, so Siewert, der selbstbewusst anfügt: “Ich gehe davon aus, dass wir gegen Kiel gewinnen, dass wir die volle Max-Schmeling-Halle zum Beben bringen, und dass wir die Emotionen entfachen, die uns über die letzten Heimspiele getragen haben.”

Danach wird man sehen, ob wir einen Punkt vorne oder weiter in der Verfolgerrolle sind.

Jaron Siewert

Der Magdeburger Auftritt in Flensburg sei “natürlich wichtig, aber nicht für unsere Herangehensweise”, wie Siewert klarstellt. “Wir wollen gewinnen, wir wollen weiter Heimstärke beweisen. Danach wird man sehen, ob wir einen Punkt vorne oder weiter in der Verfolgerrolle sind. Egal wie, jedes Spiel danach bleibt für uns ein Endspiel.”

Die Füchse haben im Vergleich mit dem SCM das deutlich schwerere Restprogramm vor sich. Es warten nach Kiel noch Melsungen (A), Gummersbach (H), Hannover-Burgdorf (A), der BHC (H) und zum Abschluss Eisenach (A) – genügend Stolpersteine also. Verliert Berlin allerdings bereits gegen den THW und der SCM gewinnt in Flensburg, könnte der Füchse-Endspurt mit Blick auf den Meisterkampf fast schon “egal” sein.

Für Bundesliga-Lizenz: HSV Hamburg muss Liquiditätslücke schließen

Wie die HBL am Mittwoch mitteilte, haben alle 36 sportlich qualifizierten Bewerber aus Bundesliga und 2. Liga die Lizenz für die Saison 2024/25 erhalten – der HSV Hamburg allerdings nur unter Auflagen.

Ernster Blick: Dani Baijens liegt mit dem HSV Hamburg aktuell auf Rang neun.

Ernster Blick: Dani Baijens liegt mit dem HSV Hamburg aktuell auf Rang neun.

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“Alle 36 sportlich qualifizierten Bewerber aus den beiden Profiligen erhalten die Lizenz für die kommende Saison 2024/25”, das teilte die HBL GmbH am Mittwoch den Bundesligisten und Zweitligisten offiziell mit.

Ein Klub erhielt die Lizenz allerdings unter Auflagen: Der HSV Hamburg erhält seine Bundesliga-Lizenz unter der Bedingung, dass er die derzeit noch bestehende Liquiditätslücke bis spätestens zum 3. Mai 2024 schließen wird. Dies müsse gegenüber der Lizenzierungskommission fristgemäß nachgewiesen werden. Wird die Bedingung nicht innerhalb der gesetzten Frist erfüllt, gilt die Lizenz als nicht erteilt.

“Wir haben den  Prozess in den vergangenen Wochen immer im engen Austausch mit der HBL geführt und wussten, dass wir diese Bedingung womöglich bekommen würden, weil wir seit unserem Neustart unter gesamtwirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen kontinuierlich gewachsen sind”, erklärt HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke in einem Vereinsstatement: “Nun müssen wir dieses Wachstum und unsere Stabilität in diesem Jahr noch einmal mit zusätzlichen Dokumenten untermauern, um nachzuweisen, dass wir die von der Liga errechnete Liquiditätslücke decken können.”

Um welche Höhe es sich dabei handelt, ließen Verein und Liga offen. “Wir haben bereits die nötigen Zusagen und werden die benötigten Unterschriften und Unterlagen bis zum 3. Mai einreichen und freuen uns dann auf unsere nächste Spielzeit in der ersten Liga”, kündigte Frecke an.

“Deutliche Umsatzsteigerung” und gestiegene Ticket-Verkäufe

Im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens überprüft die HBL-Lizenzierungskommission nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Klubs. Im Fokus sind unter anderem auch infrastrukturelle, rechtliche sowie sportliche Kriterien. Die Spielzeit 2024/25 beginnt offiziell am 31. August 2025.

“Trotz eines herausfordernden Marktumfelds blicken wir auf ein bisher insgesamt erfolgreiches Geschäftsjahr, das im Vergleich zur letzten Spielzeit 2023/24 eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnet”, wird Rolf Nottmeier, Vorsitzender der Lizenzierungskommission, zitiert: “Auch im Kernbereich Ticketverkauf stellen wir eine erhebliche Steigerung fest. Wir rechnen damit, dass sich diese positive Entwicklung auf der Einnahmenseite fortsetzen wird. Das lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.”

HSV Hamburg sichert sich in letzter Sekunde einen Punkt gegen den THW Kiel

Der HSV Hamburg hat in buchstäblich letzter Sekunde noch einen Zähler gegen den THW Kiel gerettet. Johannes Bitter parierte in der Schlussminute einen Siebenmeter gegen Niclas Ekberg, verletzte sich dabei aber am Oberschenkel. Den anschließenden Gegenangriff konnte Frederik Bo Andersen zum 28:28-Endstand nutzen.

Johannes Bitter verletzte sich bei der entscheidenden Parade.

Johannes Bitter verletzte sich bei der entscheidenden Parade.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Der HSV Hamburg kam gut in die Partie und lag nach einem Rückraumtreffer von Zoran Ilic und einem Gegenstoß von Caspar Mortensen schnell mit 2:0 (2.) in Front. Beim THW Kiel lief hingegen offensiv nichts zusammen, zwei Fehlwürfe gegen Johannes Bitter und ein einfacher Ballverlust waren die Bilanz der Anfangsphase. Erst nach vier Minuten gelang Eric Johansson der erste Treffer (3:1, 4.).

Die Intensität war bereits in dieser frühen Phase hoch, doch Kiel tat sich weiterhin schwerer als die Gastgeber. Der HSV hätte seinen Vorsprung sogar ausbauen können, doch Samir Bellahcene konnte seiner erste Parade für sich verbuchen. Gegen die Rückraumwürfe von Ilic hatten die Zebras kein Mittel. Mit seinem dritten Treffer der Partie stellte der junge Linkshänder auf 5:2 (10.).

Bitter früh ein starker Rückhalt

Nach einer weiteren Glanztat des starken Bitter trieben die Hamburger den Ball erneut schnell nach vorne, doch den Pass an den Kreis fingen die Kieler ab. Rune Dahmke nutzte die Chance per Gegenstoß und traf einen Angriff später von Außen zum 6:4 (11.). Beim HSV schlichen sich nun ein, zwei Fehler ein, die sie in der Anfangsphase nicht gemacht hatten. Der THW war sofort da: Johansson gelang der Anschluss (6:5, 14.).

Der Rekordmeister hattet inzwischen in die Partie gefunden, sodass es ein offenes Spiel war. Nachdem Bellahcene einen Gegenstoß des völlig freien Mortensen spektakulär pariert hatte, traf Niclas Ekberg im Gegenzug über Rechtsaußen zum Ausgleich (7:7 , 16.). Der HSV ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken: Ilic hämmerte den Ball zum 9:8 (19.) für die Gastgeber in die Maschen.

Wechselnde Führungen bis zur Pause

Als Torsten Jansen nach 20 gespielten Minuten die Auszeit nahm, lag sein Team weiterhin in Front (10:9). Beide Trainer wechselten nun: Beim THW Kiel waren Petter Överby und Mykola Bilyk frisch im Spiel, bei den Gastgebern bekam Ilic eine Martin und Martin Risom übernahm den rechten Rückraum. Die Souveränität der Anfangsphase fehlte jedoch inzwischen.

So kam es zu mehrfachen Führungswechseln: Erst sorgte Elias Ellefsen a Skipagötu für den ersten Vorsprung der Gäste (11:12, 23.), dann erzielte Mortensen nach einer Bitter-Parade das 13:12 (25.) für die Hausherren. Filip Jicha wechselte nun zwischen den Pfosten und brachte Tomas Mrkva, der sich kurz vor der Pause mit einer starken Parade gegen Mortensen auszeichnete. So ging der THW mit einer Ein-Tore-Führung (15:16) in die Kabine.

Kiel erarbeitet sich knappe Führung

Der erste Treffer nach Wiederanpfiff ging ebenfalls auf das Konto der Kieler, die so erstmals mit zwei Toren in Front lagen (17:15, 31.), doch der HSV hatte sofort eine Antwort parat. In den folgenden Minuten ließen die Gastgeber jedoch einige Chancen aus, sodass der – wenn auch knappe – Vorsprung der Zebras Bestand hatte: Johansson stellte auf 20:18 (38.).

In der 40. Spielminute hatte der HSV nach einer Zeitstrafe gegen Patrick Wiencek die Chance, in überzahl den Anschluss herzustellen, doch der THW Kiel fing den Ball und Ekberg verwandelte den Gegenstoß zum 22:19 (40.). Es war eine wilde Spielphase mit vielen kleinen Stockfehlern und wenig Fluss – gerade bei den Hausherren.

Jansens Auszeit bringt HSV in die Spur

Nach dem 24:20 (43.) durch Wiencek reichte es Jansen – und er nahm die Auszeit. Seine Mannschaft lief dem Rückstand jedoch nun hinterher und musste gegen die stabilisierte Defensive des THW anrennen, während die Gäste ihren Vorsprung verwalteten (26:22, 48.). Zwar trieb Bitter seine Vorderleute immer wieder an, doch die Fehlerquote war weiterhin zu hoch.

Ein Manko war zudem das Überzahlspiel: Wiencek sah nach einem Gesichtstreffer gegen Leif Tissier eine Zeitstrafe, doch die Hausherren konnten den Platz nicht nutzen – stattdessen stibitzte erst der unermüdliche Domagoj Duvnjak den Ball und im nächsten Angriff landete im Seitenaus. Dass das Spiel fünf Minuten vor dem Ende beim Stand von 26:23 noch offen war, war Bitter zu verdanken.

Dramatische Schlussphase

Mit der Halle im Rücken kamen die Gastgeber tatsächlich noch einmal zurück: Bilyk sah die Zeitstrafe, weil er nach dem Freiwurf-Pfiff noch in den Wurf ging und Tissier traf zum Anschluss (25:26, 57.). Nach einer weiteren starken Bitter-Parade hatte der HSV die Chance, auszugleichen, doch auch Mrkva parierte. So stellte Pekeler wieder auf zwei Tore (26:28, 59.), doch Hamburg legte wieder nach.

Mit 27:28 aus Sicht der Hausherren ging es in die letzte Spielminute. Der THW Kiel spielte den Angriff zunächst ruhig und Jicha nahm seine dritte Auszeit. 27 Sekunden waren noch zu spielen. Kiel holte noch einen Siebenmeter heraus, doch Bitter parierte diesen und brachte den Ball schnell ins Spiel. Tissier trieb ihn nach vorne und brachte Rechtsaußen Fredrik Bo Andersen in Wurfposition. Eine Sekunde vor Schluss netzte dieser zum umjubelten 28:28 ein.

HSV Hamburg – THW Kiel 28:28 (15:16)

HSV Hamburg: Bitter (15/1 Paraden), Vortmann; Mortensen 9/3, Ilic 7, Baijens 3, Tissier 3, Weller 3, F. B. Andersen 2, Risom 1, Corak, Hartwig, Severec, Bergemann, Valiullin

THW Kiel: Markva (6 Paraden), Bellahcene (5 Paraden); Ekberg 7/1, Johansson 5, Dahmke 4, E. Ellefsen a Skipagötu 4, Bilyk 2, Wiencek 2, Pekeler 1, Reinkind 1, Wallinius 1, Weinhold 1, Ehrig, Duvnjak, Överby, Szilgyai

Schiedsrichter: David Hannes (Frankfurt/M.)/Christian Hannes (Aachen)
Zuschauer: 10173
Siebenmeter: 3/3 ; 1/2
Strafminuten: 2 / 10
Disqualifikation: – / –

“Fast verschenkt auf Außen”: Ben Szilagyi und sein erstes Tor für den THW Kiel

Nicht nur Ben Szilagyi strahlte, Vorbereiter Domagoj Duvnjak sowie alle Mitspieler auf dem Parkett und der Bank sowie die ganze Halle jubelte. Der THW Kiel hatte gegen den HC Erlangen die Partie im zweiten Abschnitt gedreht und ein 17-Jähriger ließ den durchwachsenen ersten Abschnitt dann endgültig vergessen. Und der, so Hendrik Pekeler, auf Außen fast verschenkt sei.

Ben Szilagyi bejubelte im Trikot des THW Kiel seinen ersten Treffer in der Handball Bundesliga.

Ben Szilagyi bejubelte im Trikot des THW Kiel seinen ersten Treffer in der Handball Bundesliga.

saschaklahn.com/Pat Scheidemann

“Großartig” fühle es sich an, so Ben Szilagyi im NDR Radio. “Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Diese Atmosphäre in der Halle.” Und mittendrin ein 17-Jähriger. “Das war schon unglaublich”, beschreibt Ben Szilagyi den Moment als er das erste Mal auflief. “Hier hast Du einfach einen Riesen-Rücken mit den Fans.”

Eine Woche zuvor war Ben Szilagyi eigentlich auf dem Sprung in den Osterurlaub, als Filip Jicha anrief und den Sohn seines früheren Mitspielers und jetzigen THW-Geschäftsführers Viktor Szilagyi aufgrund der Verletzung von Magnus Landin in den Profi-Kader berief. In Lemgo saß er sechzig Minuten auf der Bank, gegen den HC Erlangen musste er Mitte des zweiten Abschnitts erstmals auf das Parkett.

Rune Dahmke war zur Bank gehumpelt, Ben Szilagyi wurde ins kalte Wasser geworfen – und schwamm, der THW Kiel drehte in dieser Phase die Partie und machte aus einem 20:22 ein 25:22. Rune Dahmke war nach kurzer Behandlung schnell wieder zurück, erzielte das 29:24 und wurde dann aus der Deckung auf die Bank gerufen. Ben Szilagyi kam zurück auf das Parkett, suchte in der Deckung gleich den Zweikampf und zeigte dann auch im Angriff keine Scheu – griff zu, als sich die Chance bot.

Der erste Treffer

Ben Szilagyi, Domagoj Duvnjak, THW Kiel - HC Erlangen, Handball Bundesliga

Vorbereiter Domagoj Duvnjak strahlte nach dem Treffer von Ben Szilagyi.
saschaklahn.com/Pat Scheidemann

“Ich wurde super unterstützt, auch von Rune”, lobte Ben Szilagyi seinen Positionskollegen. Sein Tor war dabei eine Kopie des Treffers von Rune Dahmke zuvor. Domagoj Duvnjak hatte auf die Halbposition gewechselt und legte für den Außen auf, diesmal eben für den 17-jährigen Youngster. “Ich habe vermutet, dass es jetzt so weit ist. Ich war so frei. Dann hat Dule mir den Ball rübergespielt – und ich hab einfach den Kopf ausgeschaltet und mein Ding gemacht”, so Ben Szilagyi.

Wie Dahmke zuvor nutzte das Talent den Platz, sprang den Wurf aus und setzte den Ball um den gegnerischen Torhüter herum als Aufsetzer ins Netz. Ben Szilagyi schrie den Jubel heraus, Vorlagengeber Domagoj Duvnak strahlte und auch die anderen Mitspieler jubelten mit der gesamten Halle. Mit den Kollegen auf der Bank konnte Szilagyi kurz darauf abklatschen, beim Versuch Christoph Steinert bei dessen Einkreuzen zu stören hatte er sich direkt nach seinem ersten Tor auch seine erste Zeitstrafe eingefangen.

“Es hat einfach Mega-Viel-Spaß gemacht”, so Ben Szilagyi im NDR Radio. Mit 17 Jahren und 173 Tagen ist er nun der jüngste Bundesliga-Torschütze in der langen Geschichte des THW Kiel. “Das wird für ihn für immer in Erinnerung bleiben, sein erstes Bundesliga-Spiel hier in der Ostseehalle gemacht zu haben”, war sich auch Routinier Hendrik Pekeler sicher.

“Eigentlich fast verschenkt auf Außen”

“Ben hat ja bei uns auch die Wintervorbereitung mitgemacht, als wir relativ wenige Profis waren. Da hat er schon einen unglaublich guten Eindruck hinterlassen”, schilderte Hendrik Pekeler bei Dyn und scherzte mit Blick auf dessen Körpergröße von 1,96 Meter: “Eigentlich ist er für die Größe fast verschenkt auf Linksaußen, eigentlich müsste er im Rückraum spielen.”

Viktor Szilagyi, THW Kiel, Handball Bundesliga

Viktor Szilagyi feierte den Treffer seines Sohnes auf der Bank des THW Kiel.
saschaklahn.com/Pat Scheidemann

Allerdings wird der Rechtshänder – der aus der Jugend des THW Kiel stammt, aber auch zwei Jahre in Altenholz absolvierte – auch in der Jugend-Nationalmannschaft auf Außen eingesetzt. Übrigens nicht in der deutschen Nachwuchs-Auswahl sondern im Trikot von Österreich, das bereits sein Vater Viktor Szilagyi trug. Bens Opa Istvan Szilagyi lief übrigens 214 Mal für Ungarns Handball-Nationalmannschaft auf. Auch Viktor Szilagyi erreichte die Marke von 200 Länderspielen.

Mit dem ÖHB-Team hat er sich im Sommer für die U18-EM in Montenegro qualifiziert, doch zuvor könnten noch weitere Minuten in der Handball Bundesliga hinzukommen. “Er hat sein Sache sehr gut gemacht, beim Tor und auch beim Training macht er das sehr gut”, lobte Hendrik Pekeler und auch Trainer Filip Jicha dürfte registriert haben, dass er den Youngster weiter ins Bundesliga-Wasser werfen kann.

Christian Ciemalla

THW Kiel dreht Partie gegen Erlangen nach Fehlstart

Auch aufgrund einiger vergebener Chancen geriet der THW Kiel in eigener Halle gegen den HC Erlangen mit 6:10 in Rückstand und lief diesem bis zum Seitenwechsel hinterher. Nach Wiederbeginn kam der Favorit aber besser ins Spiel, der starke Sven Ehrig sorgte beim 23:22 für die erste Führung aus der die Kieler dann zum 31:27-Erfolg steuerten.

Eric Johansson und der THW Kiel bekamen das Spiel gegen den HC Erlangen im zweiten Abschnitt in den Griff.

Eric Johansson und der THW Kiel bekamen das Spiel gegen den HC Erlangen im zweiten Abschnitt in den Griff.

saschaklahn.com/Pat Scheidemann

Der Rekordmeister tat sich gegen die Gäste aus Franken sehr schwer. Überzeugende Angriffsaktionen aufseiten der Kieler kamen kaum zustande. Erlangen nutzte dagegen die sich bietenden Gelegenheiten, zog über 8:5 (12. Minute) und 10:6 (17.) auf 13:8 (20.) davon. “Wir gehen nicht gut genug mit unseren Chancen um”, kritisierte THW-Linksaußen Rune Dahmke in der Pause beim Streamingdienst Dyn.

Mit drei Treffern nacheinander zum 15:16 (33.) kamen die Kieler gut in die zweite Hälfte. Der HC Erlangen antwortete noch einmal, machte dann aber zu viele Fehler. In der 40. Minute sorgte Sven Ehrig mit dem 20:20 wieder für den Ausgleich. Der Rechtsaußen war dann sieben Minuten später auch für das 23:22 des THW verantwortlich.

Die Franken hielten den Kontakt, konnten aber nicht mehr an den Gastgebern vorbeiziehen. Beim THW kam im zweiten Abschnitt der erst 17 Jahre alte Ben Szilagyi zu einem Kurzeinsatz. Dem Sohn des Geschäftsführers Viktor Szilagyi gelang beim 30:25 (59.) sein erster Bundesliga-Treffer. ester Werfer des Tabellenvierten war der siebenfache Torschütze Eric Johansson. Für Erlangen erzielte Lutz Heiny fünf Treffer.

weitere Informationen zum Spiel folgen …

THW Kiel – HC Erlangen 31:27 (12:16)

THW Kiel: Bellahcene (2 Paraden), Mrkva (6 Paraden); Johansson 7/2, Ehrig 6, Dahmke 4, Ekberg 4/3, Bilyk 3, Reinkind 2, Wiencek 2, Duvnjak 1, E. Ellefsen a Skipagotu 1, Szilagyi 1, Överby, Weinhold, Wallinius, Pekeler

HC Erlangen: Ferlin (11 Paraden), Obling (1/1 Paraden); Heiny 5, Gömmel 3, Olsson 3, Svensson 3, Zechel 3, Bissel 2, Jeppsson 2, Seitz 2, Steinert 2/1, Bauer 1, N. Link 1, Bialowas, Metzner, Buck, 

Zuschauer: 10207 (Wunderino Arena, Kiel)
Schiedsrichter: Julian Köppl / Denis Regner
Strafminuten: 6 / 14

» Tabelle Handball Bundesliga

Deutsche CL-Viertelfinals perfekt: SCM trifft auf Wolff – Kiel muss nach Frankreich

Die beiden deutschen Viertelfinal-Gegner in der Champions League stehen fest: Der SC Magdeburg trifft in einer Neuauflage des Finals der Vorsaison auf Kielce, für den THW Kiel geht es nach Frankreich.

Blick Richtung Köln: Andreas Wolff (li.) will mit Kielce und Steffen Weinhold mit Kiel ins Halbfinale.

Blick Richtung Köln: Andreas Wolff (li.) will mit Kielce und Steffen Weinhold mit Kiel ins Halbfinale.

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Das erste Viertelfinal-Ticket am Mittwochabend löste wenig überraschend der polnische Spitzenklub Kielce. Dem 33:25-Hinspielerfolg in Dänemark ließen Andreas Wolff & Co. im zweiten Vergleich mit GOG ein 33:28 folgen. Nationalkeeper Wolff, der sich die Spielzeit mit dem Kroaten Sandro Mestric (neun Paraden, 37 Prozent Fangquote) teilte, entschärfte zehn Würfe und kam auf eine Quote von 43 Prozent.

Vorne war wie gewohnt Verlass auf Trainer-Sohn Alex Dujshebaev, der sieben seiner zehn Würfe unterbrachte. Bester Werfer bei GOG war Ex-Flensburger Aaron Mensing (sechs Tore bei acht Würfen), der im kommenden Sommer zur MT Melsungen wechseln wird.

Deutlich höher hängen die Trauben für Kielce nun im Viertelfinale, wo Titelverteidiger und Mitfavorit Magdeburg wartet – es kommt also zur frühen Neuauflage des Finals der Vorsaison.

Der Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt hatte sich am letzten Spieltag der Gruppenphase auf Platz eins der Gruppe B geschoben und damit die Viertelfinal-Qualifikation überspringen dürfen.

Sechs von acht Duellen gewann der THW

Der THW Kiel, der seine Gruppe A bis zum Schluss anführte, muss für seinen Traum vom Final Four in Köln eine französische Hürde nehmen: Montpellier HB setzte sich angeführt vom bärenstarken Spielmacher Stas Skube (sechs Tore bei acht Würfen) im Heimspiel gegen RK Zagreb mit 30:24 durch – im Hinspiel hatten sich die Kontrahenten noch mit 27:27 getrennt.

Achtmal traf der THW bislang in seiner Champions-League-Geschichte auf Montpellier, sechsmal ging der deutsche Rekordmeister dabei als Sieger vom Feld. Die bis dato letzten beiden Duelle in der CL-Saison 2021/22 hätten allerdings unterschiedlicher nicht sein können: Das Hinspiel in Frankreich verloren die “Zebras” mit 30:37, um im Rückspiel den Gegner mit 35:26 vorzuführen.

Die Viertelfinal-Hinspiele gehen am 24. und 25. April über die Bühne, die Entscheidungen, welche Teams am 8. und 9. Juni in Köln um Europas Krone kämpfen, fallen dann am 1. und 2. Mai.

Kieler “haben gekämpft wie die Schweine” – Ekbergs Vorahnung

Der THW Kiel steht vor einem spannenden Monat April. Zur Einstimmung feierte der deutsche Rekordmeister einen dramatischen Sieg beim TBV Lemgo Lippe, aus dem die “Zebras” Kraft ziehen wollen.

Überglücklich und abgekämpft: Harald Reinkind mit THW-Coach Filip Jicha.

Überglücklich und abgekämpft: Harald Reinkind mit THW-Coach Filip Jicha.

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Es war ein Spiel, das in Wellenbewegungen verlief und auf ein dramatisches Ende zusteuerte. Das bekamen die Zuschauer am Sonntagabend dann auch geliefert. Weil aber TBV-Linkshänder Niels Versteijnen Sekunden vor dem Ende einen Kempa nur ans Lattenkreuz nagelte, gewann der deutsche Rekordmeister auswärts durchaus glücklich mit 28:27 (14:13).

“Wir haben gekämpft wie die Schweine”, gestand Kiels Harald Reinkind hinterher am Dyn-Mikrofon ein: “Wir hatten gute Phasen, dann war Lemgo wieder dran. Aber wir haben unser Spiel durchgezogen, haben auch ein paar Freie verworfen, das insgesamt aber trotzdem weiter gut ausgespielt. Ein wenig Glück gehört dazu, jetzt ist es einfach ein gutes Gefühl, mit zwei Punkten nach Hause zu fahren.”

Gerade nach dem Derby-Fiasko, das der THW gegen Erzrivale SG Flensburg-Handewitt erlebt hatte. Rechtsaußen Niclas Ekberg, der nach der Pleite gegen die SG noch schwer niedergeschlagen war, lobte die taktische Diszipliniertheit: “Wir haben unseren Matchplan gut verfolgt, waren auf die hitzige Stimmung hier vorbereitet. Insgesamt haben wir unseren Plan gut runtergespielt und das Spiel mit ein bisschen Glück auch nach Hause gebracht, weil wir uns auf uns konzentriert haben.”

Mit Blick auf die Monate April und Mai hat der Schwede, der den THW im Sommer nach dann zwölf Jahren verlassen wird, bereits eine Vorahnung: “Die letzten Spiele der Saison werden an die Knochen gehen, aber wir wollen noch einmal alles reinwerfen, um die Spiele in beiden Wettbewerben zu gewinnen.”

Vier schwere Auswärtsspiele in Folge

Dem Heimspiel gegen den HC Erlangen am Samstag (19 Uhr) folgen vier schwere Auswärtsspiele in Folge – beim HSV Hamburg, bei Spitzenreiter Berlin, in Zagreb oder Montpellier im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League sowie Anfang Mai in Wetzlar.

Cheftrainer Filip Jicha war erstmal froh, wie sein Team “eine sehr spannende, sehr intensive” Partie auf seine Seite gezogen hatte. “Wenn ich ehrlich bin: Nichts anderes hatten wir heute erwartet”, sagte der Tscheche, der anfügte: “Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, die wirklich alles auf der Platte gelassen haben. Wenn ich allein an unseren Mittelblock denke, was die beiden weggearbeitet haben.”

Eine Menge Arbeit wartet auch im strapaziösen April – mit weiteren Erfolgserlebnissen für den THW?

Gidsel sitzt Zehnder im Nacken – Späth überragt – Kiel entgeht Patzer

In der Handball-Bundesliga standen am Sonntag gleich fünf Spiele an: Im Meisterrennen gaben sich Magdeburg und Berlin keine Blöße, die Rhein-Neckar Löwen atmeten auf – und Kiel entging nur hauchzart dem nächsten Patzer.

Emotionaler Ostersonntag: Mathias Gidsel, David Späth und der THW Kiel (v.li.) gingen als Sieger vom Feld.

Emotionaler Ostersonntag: Mathias Gidsel, David Späth und der THW Kiel (v.li.) gingen als Sieger vom Feld.

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Den Ostersonntag in der Handball-Bundesliga eröffnete der VfL Gummersbach mit einem verdienten 34:31 (17:15)-Erfolg beim HC Erlangen. Durch den siebten Auswärtssieg in dieser Saison (7/0/7) schob sich der Traditionsklub vorbei an der TSV Hannover-Burgdorf auf Rang sechs. Der Traum von Europa lebt wohl nicht mehr nur bei Kentin Mahé.

In Nürnberg überragten Gummersbachs Linksaußen Milos Vujovic (10 Tore/11 Versuche) sowie U-21-Weltmeister Ole Pregler (8/13) – beim HCE, der auf Rang 15 abrutschte, erwischte Jonathan Svensson (7/7) einen starken Nachmittag.

Magnusson liefert beim SCM

In der zweiten von insgesamt fünf Partien gab sich der turmhohe Favorit Magdeburg bei Aufsteiger ThSV Eisenach keine Blöße und gewann mit 35:25 (22:13). Für Eisenach war es das zweite Ost-Derby in Folge – nach dem Coup in Leipzig war für die Mannschaft von Trainer Misha Kaufmann diesmal nichts zu holen.

Beste Werfer beim SCM waren Omar Ingi Magnusson (7/10) sowie die beiden Außen Tim Hornke und Matthias Musche (je 5/7). Für den ThSV machten Manuel Zehnder (5/9) – noch immer Top-Torschütze der HBL – und Marko Grgic (5/8) die meisten Tore.

Kireev und der Welthandballer sind zur Stelle

Weil eine halbe Stunde später aber auch die Füchse Berlin ihre Hausaufgaben machten, bleibt dem SCM – bei einem Spiel weniger – vorerst weiter nur Rang zwei. Der Hauptstadtklub gewann sein Heimspiel gegen die HSG Wetzlar mit 32:30 (17:16). Für die Mannschaft von Trainer Jaron Siewert war es allerdings ein hartes Stück Arbeit.

Verlass war bei den Berlinern in der entscheidenden Phase auf Keeper Victor Kireev und Welthandballer Mathias Gidsel (7/12), der in der Torschützenliste der HBL nur noch zwei Treffer hinter dem führenden Schweizer Zehnder liegt. Bei Wetzlar, das aufopferungsvoll kämpfte und in Till Klimpke (13 Paraden) einen starken Rückhalt hatte, waren auch die acht Tore von Rechtsaußen Domen Novak (bei zehn Versuchen) zu wenig.

“Die 30 Gegentore zeigen, dass die Kooperation zwischen Abwehr und Torhüter heute nicht auf dem Niveau war, welches wir uns vorgenommen hatten”, haderte Berlin-Coach Siewert hinterher: “In der zweiten Halbzeit ist es bis zum 27:23 schon besser, bis dahin haben wir alles unter Kontrolle. Dann kommt ein kleiner Bruch in unser Spiel.”

Kohlbacher erwischt einen Sahnetag

Einen wichtigen Derbysieg feierten indes auch die Rhein-Neckar Löwen, die Frisch Auf Göppingen mit 33:29 (15:11) niederrangen. Entscheidenden Anteil daran hatten zwei deutsche Nationalspieler, denn einerseits überragte bei den Keepern U-21-Weltmeister David Späth mit 16 Paraden – Gegenüber Julian Buchele sammelte gerade mal fünf – und andererseits hatte Kreisläufer Jannik Kohlbacher (9/10) einen absoluten Sahnetag erwischt.

Göppingen wehrte sich tapfer und hatte in Marcel Schiller (9/11) einen treffsicheren Linksaußen, am Ende aber war der Unterschied bei den Torhüter zu gravierend. Während die Löwen zurück auf Rang neun klettern, rutschte Göppingen auf Platz elf ab.

Lemgos Hoffnungen zerschellen am Lattenkreuz

Einen packenden Abschluss des Ostersonntags gab es beim TBV Lemgo Lippe, wo der THW Kiel hauchzart dem nächsten Patzer entging. Weil Niels Versteijnen Sekunden vor dem Ende einen Kempa nur ans Lattenkreuz nagelte, gewann der deutsche Rekordmeister auswärts mit 28:27 (14:13).

Bester Werfer beim Favoriten waren Patrick Wiencek (6/8) und Harald Reinkind (6/10), bei den Hausherren machte Emil Buhl Laerke sechs Tore (bei elf Versuchen). Bei den Torhütern sammelte TBV-Keeper Finn Zecher mit sieben Paraden die meisten.

Gurbindo verlässt den THW Kiel – und wechselt in die Türkei

Im kommenden Sommer wird Eduardo Gurbindo den THW Kiel erwartungsgemäß wieder verlassen. Es steht auch bereits fest, wohin es den 36-jährigen Spanier zieht.

Er wechselt im Sommer in die Türkei: Eduardo Gurbindo.

Er wechselt im Sommer in die Türkei: Eduardo Gurbindo.

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Wie der THW Kiel am Dienstag mitteilte, wird Eduardo Gurbindo den deutschen Rekordmeister am Saisonende gen Türkei verlassen, wo der Linkshänder beim Topklub Besiktas Istanbul anheuert.

“Eduardo war im Sommer kurzfristig bereit, uns nach Steffen Weinholds Operation bis zum Saisonende auszuhelfen”, wird Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi zitiert: “Er hat diese Rolle sofort angenommen, super ausgefüllt und ist auch nach Steffens Rückkehr ein fester Teil unseres Teams. Ich freue mich für Eduardo, dass er nach dem Jahr bei uns seine Karriere in Istanbul fortsetzen kann.”

Mit Gurbindo gewann der THW kurzfristig einen hochdekorierten spanischen Nationalspieler (157 Länderspiele, 196 Treffer), der das komplette Europameisterschafts-Medaillenset vorweisen kann (Gold 2018, Silber 2022, Bronze 2014) und auch WM-Bronze 2011 sowie Olympia-Bronze 2020 holte.

Auf Vereinsebene war die Zeit beim FC Barcelona von 2012 bis 2016 seine erfolgreichste, neben vier nationalen Meisterschaften gewann er 2015 auch den Champions-League-Titel. 2016 ging Gurbindo zum französischen Topklub HBC Nantes und holte dort den nationalen Pokal.

2021 wechselte “Gurbi” zum nordmazedonischen Rekordmeister Vardar Skopje, ehe er wegen wirtschaftlicher Schieflage des Klubs bereits im September in Richtung Dinamo Bukarest weiterzog.

Von dort ging es vergangenen Sommer nach Kiel. Für die “Zebras” machte Gurbindo bis dato 21 Tore in 32 Spielen und holte zumindest den nationalen Supercup. Ein weiterer Titel könnte wenn dann wohl in der Königsklasse folgen. Dort trifft der THW im Viertelfinale auf den Sieger des Duells zwischen Zagreb und Montpellier.

Vorfreude aufs “nächste Abenteuer meiner Karriere”

“Ich bin hier unglaublich gut aufgenommen worden, und ich habe in dieser Mannschaft auch unheimlich viel Spaß”, erklärt Gurbindo auf der Kieler Website: “Es war und ist eine spannende Zeit für mich und meine Familie in Kiel. Ich bin geholt worden, um dem Team zu helfen. Und genau das werde ich bis zum Sommer tun. Wann immer Filip und die Mannschaft mich brauchen, bin ich bereit.”

Schon jetzt aber wächst in ihm auch die Vorfreude auf das “nächste Abenteuer meiner Karriere”. Trotz seiner 36 Jahre sieht sich der Modellathlet noch nicht am Ende: “Ich bin fit und denke, dass ich noch einige Jahre auf dem Handballfeld verbringen werde.”

“Brutal trauriger Tag” für Jicha – Ekberg hadert mit den “Emotionen”

Der THW Kiel hat am Samstagnachmittag eine deftige Derbyniederlage hinnehmen müssen. Entsprechend bedient war Cheftrainer Filip Jicha. Auch Niclas Ekberg hatte sich sein letztes Nordderby ganz anders vorgestellt.

Bedient nach der deftigen Derbyniederlage: THW-Coach Filip Jicha.

Bedient nach der deftigen Derbyniederlage: THW-Coach Filip Jicha.

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Am Ende hieß es 26:33 aus Sicht des THW Kiel. Euphorie schüren durch einen überzeugenden Derbysieg? Mitnichten. Stattdessen erlebten die Zebras ein echtes Debakel. Gemeinsam mit dem 27:34 vor neun Jahren war es sogar die höchste Heimniederlage gegen die SG Flensburg-Handewitt überhaupt.

“Heute war für jeden Kieler Fan ein trauriger Tag, für mich war es ein brutal trauriger”, gestand Coach Filip Jicha offen ein: “Natürlich gratuliere ich den Flensburgern und meinem Kollegen zum verdienten Sieg, für mich persönlich war es heute aber eine sehr schmerzhafte Niederlage.”

Speziell der bärenstarke SG-Keeper Kevin Möller habe dem deutschen Rekordmeister “den Wind aus den Segeln” genommen. “Für uns war es dadurch ein brutaler Kampf um jeden Abschluss, jedes Tor”, so der Tscheche: “Möller und die SG-Abwehr haben uns im Zusammenspiel den Zahn gezogen. Dann haben wir in unserer Abwehr durch den Frust, den wir vor dem gegnerischen Tor aufbauten, Schritt für Schritt nachgelassen und die SG eingeladen.”

“Man darf über seinen Frust nicht den Kopf verlieren”

Die Niederlage habe sich der THW selbst zuzuschreiben. “Man darf über seinen Frust nicht den Kopf verlieren und so agieren”, stellte Jicha klar, der anfügte: “Das muss die Mannschaft jetzt analysieren und ihre Schlüsse daraus ziehen.” Am 31. März (18 Uhr) wartet das unangenehme Auswärtsspiel beim TBV Lemgo Lippe, das längst noch nicht gewonnen ist.

Mit hängendem Kopf am Dyn-Mikrofon stand derweil Niclas Ekberg, der sich sein letztes Nordderby mit Blick auf seinen Abschied im Sommer ganz anders vorgestellt hatte. “Wir waren nicht konzentriert genug im Abschluss”, befand der schwedische Rechtsaußen, der Möller einen “Weltklasse-Torwart” nannte.

In einer Phase nach der Pause – als Kiel beim 14:14 ausgeglichen hatte – behielt die von Möller unterstützte SG die Ruhe und fuhr einen hochverdienten Derbysieg ein. Der THW habe vor allem das “mentale Spiel” verloren. “Die Emotionen sind da – man muss sie nur im Griff haben, in einigen Situationen hatten wir das nicht”, haderte Ekberg.

Wie er sich denn nun fühle? “Man sollte das, was ich sagen will, nicht im Fernsehen sagen”, schloss der sichtlich geknickte 35-Jährige. Das prägnante Schlusswort hatte Ex-Kieler Dominik Klein in der ARD: “Das ist zu wenig, mit diesen Ansprüchen, die der THW Kiel hat.”