Das Vorhaben war klar formuliert: Der BVB wollte den Rhythmus bis zum Champions-League-Finale am 1. Juni hochhalten und somit auch den Wettbewerb in der Bundesliga nicht negativ beeinträchtigen. Beides ging beim 0:3 beim Abstiegskandidaten Mainz 05 mächtig schief. Das sorgte für Ärger.
Enttäuschung nach blutarmer Vorstellung: Die Dortmunder Jamie Bynoe-Gittens, Jadon Sancho und Felix Nmecha.
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Edin Terzic ist kein Schauspieler, sondern Fußballlehrer. Was der BVB-Trainer spürt und fühlt, das ist ihm in der Regel auch deutlich anzusehen. Das war am vergangenen Dienstag so, als nach dem 1:0-Erfolg bei PSG und dem damit verbundenen Einzug ins Champions-League-Finale die pure Freude raus musste. Und das war am Samstag so, nachdem der BVB sich beim Abstiegskandidaten Mainz 05 massiv unter Wert verkauft hatte. Eigentlich hatten sich die Dortmunder ja vorgenommen, den Rhythmus bis zum Finale in Wembley gegen Real Madrid am 1. Juni hochzuhalten. Auch wollten sich die Dortmunder nicht verdächtig machen, negativ auf den Wettbewerb in der Bundesliga einzuwirken. Beides misslang in Mainz völlig, was der 0:3-Rückstand bereits nach 23 Minuten eindrucksvoll verdeutlichte. Zum Ärger der Mainzer Abstiegskonkurrenten aus Köln, Bochum und Berlin. Und zum Ärger des BVB-Trainers.
Das liegt alles auch beim Trainer.
Edin Terzic
“Das ist leider das Gesicht, dass wir in dieser Saison viel zu häufig gezeigt haben”, bilanzierte Terzic anschließend mit düsterer Miene. Seine Mannschaft hatte er im Vergleich zum Paris-Spiel auf zehn Positionen verändert. Im Vergleich zum 5:1-Erfolg gegen den FC Augsburg in der Vorwoche aber waren die Änderungen überschaubar. Nur war das Resultat ein gänzlich anderes. “Diesmal hatten wir die Rolle der Mannschaft, die immer zu spät kam und immer unterlegen waren in den Zweikämpfen. Mainz hat um jeden Meter gekämpft. Uns keine Ruhe bei der Ballannahme gelassen. Wir ihnen dagegen schon”, sagte Terzic gefrustet und sprach dann auch über seine eigene Rolle daran: “Wir wollten die drei Wochen bis zum Finale so nutzen, dass wir sie zu den besten drei Wochen der Saison machen. Das ist danebengegangen. Das liegt alles auch beim Trainer. Deshalb nehme ich mich auch explizit nicht aus.”
Rang vier ist durch die siebte Niederlage der Saison außerhalb der Reichweite. Im finalen Saisonspiel gegen den SV Darmstadt, der bereits als Absteiger feststeht, geht es rein tabellarisch nun wirklich um nichts mehr. Doch eine weitere blutarme Vorstellung wie in Mainz – die aufgrund der immensen Bedeutung des Spiels am vergangenen Dienstag und der anschließenden Feier menschlich durchaus nachvollziehbar war – darf sich der BVB nicht mehr leisten, um das positive Momentum nicht völlig zu verlieren. Zudem will der Klub Marco Reus in seinem letzten Heimspiel als BVB-Profi einen würdigen Abschied bereiten.
Nmecha weiter im Tief
In Mainz war auch der Routinier weitgehend blass geblieben. Doch es wäre müßig, einzelne hervorzuheben angesichts der “Scheiß-Leistung”, wie es BVB-Sechser Salih Özcan in aller Deutlichkeit formulierte, die der BVB zeigte. Abermals wurde erkennbar, dass die Qualität des Kaders in der Breite nicht ausreicht, um zwei starke Mannschaften aufs Feld zu bringen. Fehlt die erste Garnitur – wie in Mainz -, dann wird es schwer für die ohnehin zu wenig konstant spielende Borussia. Vor allem auf den Außenverteidigung sowie im Mittelfeldzentrum mangelt es dann an Qualität. Erst recht, so lange Sommer-Neuzugang Felix Nmecha so schwach spielt wie in den zurückliegenden Wochen. Vom Talent her bringt der Achter zwar alles mit. Doch seit er monatelang aufgrund einer Hüftverletzung fehlte, liegt sein Potenzial brach. Das war auch in Mainz nicht zu übersehen – wo allerdings auch Stammspieler wie Donyell Malen oder Nico Schlotterbeck nicht einmal annähernd an ihr Maximum kamen.