VfL Wolfsburg: Mit den Bayern “im Hinterkopf” und zwei Ausfällen gegen Köln

Die Meisterschaft hat der VfL Wolfsburg abgehakt. Vor dem Bundesliga-Heimspiel am Freitagabend gegen den 1. FC Köln laufen schon die Vorbereitungen für das DFB-Pokalfinale gegen Bayern München am 9. Mai in Köln.

Marina Hegering zog sich beim 0:4 gegen den FC Bayern einen Muskelfaserriss zu.

Marina Hegering zog sich beim 0:4 gegen den FC Bayern einen Muskelfaserriss zu.

IMAGO/Steinbrenner

Als “relativ sortiert” bezeichnet Tommy Stroot die Lage an der Tabellenspitze vor den letzten drei Spieltagen der Saison 2023/24. Was der Trainer des VfL Wolfsburg damit meint: Die Meisterschaft ist zu Gunsten von Bayern München entschieden. “Da wird nichts mehr passieren”, ist sich Stroot sehr sicher. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung des Titelverteidigers auf die Wolfsburgerinnen. Am Samstag kann der FC Bayern in Leverkusen die zweite Meisterschaft in Folge perfekt machen.

In Wolfsburg konzentriert man sich deshalb schon auf das DFB-Pokalfinale, das am darauffolgenden Donnerstag (16 Uhr) in Köln ausgetragen wird und in dem die beiden Top-Mannschaften des deutschen Frauenfußballs aufeinandertreffen. “Wir haben in den vergangenen zwei Wochen schon viel Fokus auf das Pokalfinale gelegt und die Zeit genutzt. Das Spiel ist im Hinterkopf”, berichtet der VfL-Coach. “Ich freue mich darauf.”

Stroot will seine Mannschaft “angriffslustig” sehen

Vor dem Finale empfängt der VfL am Freitagabend (18.30 Uhr) den 1. FC Köln. Rund 3000 Zuschauer erwartet der Tabellenzweite zum vorletzten Heimspiel der Saison. “Den zweiten Platz haben wir eigentlich gesichert. Jetzt wollen wir das auch noch mathematisch abhaken. Wir gehen das Spiel angriffslustig an”, erzählt Stroot, der im Duell mit dem Tabellenzehnten auf zwei Nationalspielerinnen verzichten muss.

Marina Hegering befindet sich nach ihrem Muskelfaserriss, den sie sich am 23. März im Bundesligaspiel gegen die Bayern (0:4) zugezogen hat, im Aufbautraining und ist für Freitag noch keine Option. “Wir wollen kein Risiko eingehen”, erklärt Stroot, der darauf hofft, dass seine Abwehrchefin im Pokalfinale wieder einsatzfähig ist. Außerdem fehlt gegen Köln Mittelfeldakteurin Lena Lattwein, die sich zwar von ihrer Knie-OP im Februar komplett erholt hat und auch schon länger wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist, aktuell aber wegen einer Grippe ausfällt. Auch Lattwein soll planmäßig zum Pokalfinale wieder in den Wolfsburger Kader zurückkehren.

Einsatzbereit ist indes wieder Sveindis Jonsdottir. Die isländische Nationalspielerin, die für ihre langen Einwürfe bekannt ist, hatte sich am 9. April im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland in Aachen ausgerechnet im Duell mit ihrer Wolfsburger Mitspielerin Kathrin Hendrich eine Schulterverletzung zugezogen.

Gunnar Meggers

Ohne “Chef” Bornauw: Hasenhüttls Abwehr-Puzzle geht in die nächste Runde

Gegen Absteiger Darmstadt muss der VfL Wolfsburg ohne Sebstiaan Bornauw auskommen. Ein herber Verlust für Ralph Hasenhüttl, der in der Innenverteidigung eine “prekäre Situation” sieht.

Der Coach und sein Abwehrchef: Am Samstag muss Ralph Hasenhüttl ohne Sebstiaan Bornauw auskommen.

Der Coach und sein Abwehrchef: Am Samstag muss Ralph Hasenhüttl ohne Sebstiaan Bornauw auskommen.

IMAGO/Christian Schroedter

Sollte man den Begriff Stammspieler definieren, würde sich dieser Wochen in Wolfsburg ein Mann besonders eignen: Sebastiaan Bornauw spielte unter dem neuen Wolfsburger Coach Ralph Hasenhüttl jede mögliche Bundesligaminute. Alle fünf Partien absolvierte der Belgier über die volle Distanz und war damit ein Fixpunkt der immer wieder von erzwungener Rotation betroffenen Hintermannschaft. Vor dem Heimspiel gegen Darmstadt hat es den ehemaligen Kölner nun selbst erwischt. Er fehlt aufgrund der fünften Gelben Karte.

Bornauw und Zesiger verstärken Abwehr-Sogen

Für seinen Trainer ein schmerzhafter Ausfall, bescheinigt der Österreicher seinem Schützling doch so einige Qualitäten: “Als zentraler Spieler im Dreieraufbau strahlt er eine gewisse Souveränität und Ruhe aus. Er hat es in den letzten Spielen gut gemacht, hat gute Lösungen und ist der Spieler, der eine Chefrolle eingenommen hat. Das hat mir sehr gut gefallen.”

Ganz und gar nicht gefällt Hasenhüttl derweil das sich stetig selbst wieder zerlegende Abwehr-Puzzle, dem er sich fast wöchentlich gegenübersieht. Einzig in den letzten beiden Spielen in Freiburg und gegen Bochum konnte er zweimal die identische Hintermannschaft aufbieten. Womöglich gibt es gegen Darmstadt die fünfte Konstellation im sechsten Anlauf – auch, da mit Cedric Zesiger ein weiterer Innenverteidiger auszufallen droht. Weshalb der VfL-Coach nicht weniger als eine “prekäre Situation” in der Innenverteidigung erkennt.

“Er hat am Sonntag das Spielersatztraining mitgemacht und sich bei einem Zusammenprall eine Sprunggelenksverletzung zugezogen”, so Hasenhüttl, laut dessen Auskunft sich Zesigers Blessur zwar “als nicht so schlimm” herausgestellt, aber dennoch für einen mehrtägigen Ausfall gesorgt hätte: “Er hat erst heute die ersten Laufversuche auf dem Platz unternommen.” Die Startelf käme daher zu früh für den Schweizer, der aufgrund des Fehlens von Bornauw eine wichtige Alternative auf der Bank wäre. “Wir hoffen, dass wir ihn zumindest als Option dabei haben.”

Vranckx zurück im Training – Paredes “voll dabei”

Ähnlich könnte es auch bei Bornauws Landsmann Aster Vranckx aussehen, der ebenfalls erst am Donnerstag wieder in den Trainingsbetrieb einstieg, nachdem er im Breisgau verletzt ausgewechselt worden war. “Er hat über Schmerzen geklagt und war die ganze Woche bis heute raus. Wir müssen mal schauen, wie er darauf reagiert, wieder auf dem Platz gestanden zu haben”, ließ Hasenhüttl offen, gab sich aber vorsichtig optimistisch: “Das Knie hat nichts Größeres abbekommen und die Wade nur einen Schlag. Das geht mit den Tagen besser.”

Zumindest leicht fraglich war nach der letzten Partie auch Kevin Paredes. Dieser war von Kiliann Sildillia, für sein Einsteigen mit Rot bedacht, übel am Knie getroffen worden, konnte das Gastspiel in Freiburg aber beenden. “Er hatte Glück, dass sein Knie stabil geblieben ist”, ließ sein Coach die Szene Revue passieren, und fügte an: “Der Unterschenkel hat außer einer extremen Schwellung nichts abbekommen.” Ein Problem, das sich “beruhigt” hätte: “Er ist voll im Training dabei.” Zumindest diese Sorge ist der VfL Wolfsburg also los.

Erste Klasse aus der zweiten Reihe: Arnold gleichauf mit Lewandowski

Wenn Maximilian Arnold aus der zweiten Reihe abzieht, wird es gefährlich. Seit 2011 traf kein Bundesligaspieler häufiger aus der Distanz als der Wolfsburger – der nun mit Robert Lewandowski gleichzog.

Gefühlsexplosion: Maximilian Arnold nach seinem Treffer in Freiburg.

Gefühlsexplosion: Maximilian Arnold nach seinem Treffer in Freiburg.

IMAGO/regios24

Er musste noch einmal treffen in dieser Saison, mindestens zwei Tore hat Maximilian Arnold in seiner Bundesligakarriere bislang schließlich in jedem Jahr erzielt. Angefangen am 13. April 2013 gegen die TSG Hoffenheim (2:2), als er als gerade Volljähriger seinen Premierentreffer im Oberhaus erzielte.

In Freiburg (2:1) nun gelang ihm Tor Nummer 41 in der Liga. Das wichtigste, weil der VfL sich mal wieder mitten im Abstiegskampf befindet? “Auf jeden Fall nicht unwichtig”, sagt der 29-Jährige, der schon viel erlebt hat.

Und der mit diesem an den Innenpfosten gezirkelten Freistoß einen weiteren Meilenstein erreichte. Seit seinem Bundesligadebüt im November 2011 erzielte Arnold 19 Weitschusstore. In diesem Zeitraum traf nur der Ex-Dortmunder und Ex-Münchner Robert Lewandowski genauso häufig von außerhalb des Sechzehners.

Arnold verwandelte zum neunten Mal einen direkten Freistoß

Erste Klasse aus der zweiten Reihe. Arnolds Schussgewalt gehört zu den großen Stärken des Wolfsburger Kapitäns, der einst als Zehner in die Bundesliga kam und mittlerweile auf der Sechs agiert. Demnach auch nicht mehr so häufig wie früher in den Gefahrenbereich kommt. Bei ruhenden Bällen aber ist er gefragt, in Freiburg verwandelte er zum neunten Mal einen direkten Freistoß.  Er habe zwar anders geschossen als trainiert, verrät der Schütze. Aber drin ist drin.

Mit neun Verwarnungen ins Spiel gegen Darmstadt

Und der VfL im Rennen um den Klassenerhalt in guter Position. Mit einem Sieg am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Absteiger Darmstadt will der VfL den nächsten großen Schritt machen, erstmals in dieser Saison würde Wolfsburg drei Siege in Serie einfahren. Arnold warnt: “Das wird ein ganz schweres Spiel, das dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen.”

Ein griffiger Anführer ist gefordert, jedoch geht Arnold mit neun Gelben Karten in diese Partie. Bei einer Verwarnung würde er im letzten Auswärtsspiel der Saison in der darauffolgenden Woche bei den Bayern fehlen. Im Hinspiel hatte der Routinier beim 1:2 seinen ersten Saisontreffer erzielt. Wie? Natürlich per Fernschuss.

Thomas Hiete

“Torjäger” Lacroix: Sein Gespräch mit Glasner, seine Warnung an Wind

Maxence Lacroix hat den VfL Wolfsburg mit seinem 2:1-Siegtreffer gegen Freiburg in Richtung Klassenerhalt geschossen. Doch geht der Franzose in seine letzten drei Spiele beim VfL? Hartnäckig halten sich Wechselgerüchte.

Immer noch in Kontakt: Crystal-Palace-Trainer Oliver Glasner und Wolfsburgs Innenverteidiger Maxence Lacroix.

Immer noch in Kontakt: Crystal-Palace-Trainer Oliver Glasner und Wolfsburgs Innenverteidiger Maxence Lacroix.

Getty Images

Er strahlt über das ganze Gesicht. Maxence Lacroix hat dieser Tage gut lachen. Zum Ende einer Saison, die Höhen und Tiefen mit sich brachte. Die sportliche Talfahrt mit dem VfL, dazu persönliche Rückschläge in Form von drei Platzverweisen. Aktuell aber überwiegt die Freude, auch dank der vier Saisontore, die den Franzosen zum torgefährlichsten Innenverteidiger der Liga machen. “Zu Jonas Wind habe ich schon gesagt”, erzählt Lacroix lachend vom Gespräch mit dem VfL-Toptorjäger (zehn Treffer): “Achtung, ich komme.” Drei Spiele sind es noch bis Saisonende. Die letzten drei von Lacroix im Wolfsburger Trikot?

Der Vertrag des Franzosen bei den Niedersachsen endet 2025, im Sommer könnte es also bedeuten für den Klub: verlängern oder verkaufen. Gerüchte gibt es immer wieder um den Innenverteidiger. Die AC Mailand, wo sich der Ex-Wolfsburger Simon Kjaer nach der Saison verabschiedet, gilt als potenzieller neuer Arbeitgeber, der britische “Telegraph” berichtet nun vom Interesse von Crystal Palace am Wolfsburg. Nicht so abwegig, schließlich trainiert dort mit Oliver Glasner der Ex-Coach von Lacroix.

Mitte April gratulierte Lacroix Ex-Coach Glasner

Zu dem auch immer noch Kontakt besteht. Letztmals Mitte April. “Nach dem Spiel gegen Liverpool”, verrät der 24-Jährige auf kicker-Nachfrage, habe er zuletzt mit Glasner geredet und ihm beglückwünscht zum 1:0-Erfolg über die von Jürgen Klopp trainierten Reds. “Dort zu gewinnen”, weiß Lacroix, “das ist nicht so einfach.” Tiefere Einblicke in den Austausch mit dem ehemaligen Wolfsburger Trainer mag er aber nicht geben. Und überhaupt: Auch über einen möglichen Abschied möchte er nicht reden.

“Es ist nicht der Moment, um darüber zu sprechen”, betont Lacroix. “Ich kann nicht auf der einen Seite sagen, dass ich ein Leader sein möchte, und mich dann auf der anderen Seite öffentlich mit solchen Dingen beschäftigen. Sonst bin ich nicht zu 100 Prozent bei der Sache.”

Fokus auf den Klassenerhalt – und dann Wechsel?

Der Fokus auf die letzten drei Spiele ist ihm wichtig, und da ist Lacroix rechtzeitig in Form gekommen. Mit seinem Last-Minute-Traumtor in Freiburg (2:1) sorgte er für einen großen VfL-Schritt in Richtung Klassenerhalt. “Das war das schönste und wichtigste Tor meiner Karriere”, sagt der Defensivmann, der nach drei Platzverweisen in dieser Saison nur noch positive Schlagzeilen erzeugen möchte. “Ich will auch zeigen: Ihr könnt mir vertrauen.” Gegen Freiburg gelang ihm das eindrucksvoll.

Thomas Hiete

“Erst retten, dann reden”: Das ist der Wolfsburger Manager-Fahrplan

Vor drei Wochen wurde Marcel Schäfer als Geschäftsführer des VfL Wolfsburg freigestellt, bei der Suche nach einem Nachfolger lassen sich die Niedersachsen bewusst Zeit. Aufsichtratsboss Frank Witter erklärt gegenüber dem kicker den Manager-Fahrplan.

Er gibt die Richtung vor: Wolfsburgs Aufsichtsratschef Frank Witter.

Er gibt die Richtung vor: Wolfsburgs Aufsichtsratschef Frank Witter.

Getty Images

Drei Wochen liegt der große Knall nun schon zurück. Der Freistellung von Geschäftsführer Marcel Schäfer am 10. April folgte das 0:3 des VfL Wolfsburg bei RB Leipzig. Die Niedersachsen drohten im Chaos zu versinken – und haben sich aktuell wieder gefangen. Es folgten zwei überlebenswichtige Siege in der Liga (1:0 gegen Bochum, 2:1 in Freiburg), im Verein ist Ruhe eingekehrt. Was dabei hilft, ohne großen Druck nach einem Schäfer-Nachfolger und künftigen Geschäftsführer zu fahnden. “Unser Motto ist: Erst retten, dann reden”, bestätigt Wolfsburgs Aufsichtsratschef Frank Witter die kicker-Berichterstattung vom 18. April. “Solange der Klassenerhalt nicht perfekt ist, führen wir keine Gespräche.”

Demnach gibt es noch keine Kontaktaufnahmen, entsprechend auch noch keine Verhandlungen oder gar Favoriten auf den Posten des künftigen Sportchefs. Klar ist aber: Sobald die Rettung, im besten Fall schon am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) mit einem Sieg gegen Absteiger Darmstadt, in trockenen Tüchern ist, wird der Wolfsburger Aufsichtsrat dieses Thema vorantreiben, um möglichst schnell Fakten zu schaffen.

Witter: “Die Ergebnisse der vergangenen beiden Spiele freuen uns sehr, jetzt hoffen wir, dass wir auch noch den letzten Schritt zum Klassenerhalt gehen. Wie wir uns zukünftig in der sportlichen Führung aufstellen, werden wir danach klären.”

Wir rennen nicht kopflos umher.

Wolfsburgs Aufsichtsrat Frank Witter

Nicht chancenlos ist dabei unverändert Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. “Wir beobachten”, sagt der Aufsichtsratsboss zufrieden, “dass Ruhe im Verein herrscht, wir rennen nicht kopflos umher. Sebastian Schindzielorz und Ralph Hasenhüttl arbeiten sehr eng und vertrauensvoll miteinander, das funktioniert sehr gut.”

Potenzielle Kandidaten: Bobic, Wohlgemuth, Hecking

Dennoch werden auch Gespräche mit externen Kandidaten geführt. Wer das ist? Noch offen. An potenziellen Kandidaten mangelt ist nicht. Fredi Bobic (zuletzt Hertha BSC) und Fabian Wohlgemuth (VfB Stuttgart) gehören ebenso zu diesem Kreis wie Dieter Hecking (1. FC Nürnberg). Sie alle eint: Gesprochen wurde mit ihnen noch nicht.

Thomas Hiete

Rotsünder? Torjäger! Lacroix auf einer Stufe mit Meister Tah

Was für ein Tor! Maxence Lacroixs Treffer beim Wolfsburger 2:1 in Freiburg war nicht nur besonders schön, sondern auch besonders wichtig. Bemerkenswert: Der Franzose hat sich in dieser Saison zum Torjäger entwickelt.

Der saß: Maxence Lacroix jubelt nach seinem Traumtor in Freiburg, Mitspieler Joakim Maehle (rechts) kann's kaum glauben.

Der saß: Maxence Lacroix jubelt nach seinem Traumtor in Freiburg, Mitspieler Joakim Maehle (rechts) kann’s kaum glauben.

IMAGO/Jan Huebner

Sein Start unter dem neuen Trainer Ralph Hasenhüttl war durchwachsen verlaufen. Zwar traf Maxence Lacroix beim Debüterfolg des Österreichers an der Seitenlinie beim 2:0 bei Werder Bremen, mit einer Notbremse und anschließender Roten Karte nahm sich der Franzose jedoch direkt wieder aus dem Team. Es war der dritte Platzverweis des Wolfsburger Innenverteidigers in dieser Saison, der sechste insgesamt, der neue Coach stellte fest: “Manchmal ist Maxence ein bisschen leichtsinnig, aber das kriegen wir schon hin.”

Lacroixs Traumtor: 25 Meter, 121 km/h

Und wie! Seit zwei Spielen ist der 24-Jährige nun zurück, zwei Siege fuhr der VfL dabei ein. Am Samstag in Freiburg (2:1) ganz besonders dank Lacroix, der in letzter Minute fulminant traf. Ein Schuss aus 25 Metern mit 121 km/h in die Freiburger Maschen und zum Wolfsburger Glück, ein erlösender Sieg im Abstiegskampf. Und Lacroix als strahlender Torschütze. “Top”, freut sich Trainer Hasenhüttl, “dass er sich da ein Herz nimmt.”

Viel wurde geredet und geschrieben über Lacroix, den Rotsünder. Nun geht der Torjäger in Führung. Vier Treffer stehen in dieser Saison nun drei Platzverweisen gegenüber. “Er hat deswegen viele Spiele versäumt”, weiß Coach Hasenhüttl, der seinen Innenverteidiger nach dessen Notbremse in Bremen aufbaute. “Wir sind gut mit ihm umgegangen, haben ihm sofort das Gefühl gegeben: Das kriegen wir hin.”

Daran arbeitet Lacroix, in dem der Trainer einen “sensationellen Innenverteidiger” sieht, der gleichwohl noch vor allem im fußballerischen Bereich an sich arbeiten müsse. Und Lacroix ermahnt sich selbst: “Ich muss konzentrierter sein, aus meinen Fehlern lernen, an ihnen wachsen.”

Torgefährliche Innenverteidiger: Lacroix, Tah, Schlotterbeck

In Freiburg wuchs das Trefferkonto des Abwehrspielers an, der sein sechstes Bundesligator erzielte. Vier Treffer in einer Saison waren ihm noch nie gelungen im Profibereich. In der Bunesliga gehört der Franzose somit nicht nur in der Sünderkartei zur Spitze, sondern auch in der Torjägerliste: Lacroix ist gemeinsam mit Leverkusens Meister Jonathan Tah und Bochums Keven Schlotterbeck, die beide ebenfalls viermal trafen, der gefährlichste Innenverteidiger der Liga.

Thomas Hiete

Welcher Platz reicht für Europa? Sechs Szenarien für den Bundesliga-Endspurt

Die halbe Bundesliga könnte 2024/25 im Europapokal antreten – auch Bremen und Heidenheim sind mittendrin im Rennen. Doch welcher Platz berechtigt für was? Sechs Szenarien sind noch möglich.

Augsburg, Heidenheim, Werder und Hoffenheim (v. li.) dürfen noch von einer Europapokal-Teilnahme träumen.

Augsburg, Heidenheim, Werder und Hoffenheim (v. li.) dürfen noch von einer Europapokal-Teilnahme träumen.

imago images (3)

Drei Spieltage vor Schluss haben Werder Bremen und der 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt rechnerisch noch nicht geschafft, doch längst schielen sie berechtigterweise auf etwas ganz anderes: den Europapokal. Je nach Abschneiden der drei deutschen Halbfinalisten in Champions und Europa League und dem Ausgang des DFB-Pokal-Finals zwischen Meister Bayer 04 Leverkusen und Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern reicht in der Abschlusstabelle sogar der neunte Platz für Europa – oder nur der Sechste.

Das hängt auch damit zusammen, dass die Bundesliga noch um einen der “European Performance Spots” kämpft, die die UEFA an die beiden im Europapokal stärksten Verbände der laufenden Saison vergeben und die ein zusätzliches Ticket für die Champions League bedeuten. Aktuell sind die deutschen Klubs dabei klar auf Kurs. Daraus ergeben sich sechs mögliche Szenarien:

Szenario 1:

– Die Bundesliga holt keinen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Fünfter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Sechster

Szenario 2:

– Die Bundesliga holt keinen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Fünfter, Bundesliga-Sechster
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Siebter

Szenario 3:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Bundesliga-Fünfter
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Sechster
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Siebter

Szenario 4:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt nicht die Champions League oder wird als CL-Sieger mindestens Vierter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Bundesliga-Fünfter
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Sechster, Bundesliga-Siebter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Achter

Szenario 5:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt die Champions League und wird Fünfter
– Kaiserslautern wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Borussia Dortmund, Bundesliga-Sechster
In der Ligaphase der Europa League: 1. FC Kaiserslautern (als DFB-Pokal-Sieger), Bundesliga-Siebter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Achter

Szenario 6:

– Die Bundesliga holt einen zusätzlichen Champions-League-Platz
– Der BVB gewinnt die Champions League und wird Fünfter
– Leverkusen wird DFB-Pokal-Sieger

In der Ligaphase der Champions League: Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern, Bundesliga-Dritter, Bundesliga-Vierter, Borussia Dortmund, Bundesliga-Sechster
In der Ligaphase der Europa League: Bundesliga-Siebter, Bundesliga-Achter
In den Play-offs zur Conference League: Bundesliga-Neunter

Anmerkung: Ein Szenario, in dem der BVB Champions-League-Sieger wird, die Bundesliga aber keinen “European Performance Spot” belegt, ist rechnerisch nicht möglich.

“Der Volkssport Fußball und Volkswagen – das passt perfekt zusammen”

VW-Vorständin Imelda Labbé und DFB-Torjägerin Alexandra Popp sprechen im Doppelinterview über die TORJÄGERKANONE® FÜR ALLE, den Amateurfußball als Familienfest und Menschenführung im Unternehmen wie auch auf dem Spielfeld.

Interviewtermin in Wolfsburg zwischen VW-Werk und Stadion. Diese Stadt atmet Autos – und Fußball. Seit vielen Jahren unterstützt Volkswagen den VfL Wolfsburg, zu dem auch das erfolgreiche VfL-Frauenteam mit Nationalstürmerin Alexandra Popp gehört. Die 33-Jährige ist die Lieblingstorjägerin von Imelda Labbé, Vorständin für Vertrieb, Marketing und After Sales bei Volkswagen Pkw. Dies hat die 56-jährige Top-Managerin einmal in einem kicker- Interview verraten. Wir haben die beiden Frauen in der Wolfsburger Autostadt für ein Gespräch über Fußball und Wirtschaft zusammengebracht.

Frau Labbé, warum ist Alexandra Popp Ihre Lieblingstorjägerin?

Labbé: Sie ist sportlich erfolgreich, geht mit ihrer besonderen Persönlichkeit immer voran und kann Menschen begeistern. Sie bringt genau die Dinge mit, die auch uns bei Volkswagen wichtig sind, wie Leistung, Fairness, Teamgeist und nicht zuletzt Emotion und Leidenschaft.

Diese Werte sind auch im Amateurfußball wichtig, der mit der “Torjägerkanone für alle” von VW, DFB und kicker unterstützt wird. Kennen Sie die Aktion, Frau Popp?

Popp: Ehrlicherweise war mir lange nicht bewusst, dass es neben der kicker-Torjägerkanone noch eine Torjägerkanone im Amateurbereich gibt. Als ich davon gehört habe, dachte ich: Wow! Cool, dass es so was auch für die Amateure gibt. Schließlich gehören ihre Leistungen auch wertgeschätzt. Es ist toll, dass nun jede Fußballspielerin und jeder Fußballspieler die Möglichkeit hat, sich so eine Kanone ins eigene Wohnzimmer zu stellen.

Welche Verbindungen haben Sie beide zum Amateurfußball?

Popp: Ich habe einen großen Bruder, der Fußball im Amateurbereich spielt. Bei meinem alten Jugendverein FC Silschede schaue ich bei meinen Besuchen in der Heimat gerne mal vorbei. Für mich ist der Amateurfußball ein Stück weit Familie.

Labbé: Es ist ja fast egal, wo man aufwächst: Fußball ist Bestandteil des täglichen Lebens. Ich habe zwar selbst nicht aktiv Fußball gespielt, war aber als Kind oft am Sportplatz und habe Freunde und Familie angefeuert. Wie Alexandra sagt: Der Amateurfußball ist eine Art von Familienfest.

Was ist das Besondere an der “Torjägerkanone für alle”?

Labbé: Ich durfte die Ehrung der Gewinner vor Länderspielen in Leipzig und Dortmund bislang zweimal im Stadion vor einer sensationellen Kulisse live erleben. Wir zeichnen dort mit den Torjägerinnen und Torjägern Menschen aus, die mit einer großen Leidenschaft ihrem Sport nachgehen. Das spürt man, wenn man mit ihnen spricht. Die Augen der Sportlerinnen und Sportler funkeln vor Stolz und Begeisterung. Diese Auszeichnung zu vergeben ist daher für mich etwas ganz Besonderes.

Die “Torjägerkanone für alle” startete vor fünf Jahren. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Aktion?

Labbé: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Wettbewerbs – gerade vor dem Hintergrund der Unterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie. Die mediale Berichterstattung ist sehr breit, und es wird viel in den sozialen Medien darüber gesprochen. Damit haben wir schon viel erreicht. Langfristig wollen wir die “Torjägerkanone für alle” als Leuchtturm im Amateursport etablieren und weiterhin den vielen Millionen Amateurfußballerinnen und -fußballern durch diese Aktion einen weiteren Ansporn bieten, auf dem Platz alles zu geben.

Frau Popp, Sie geben seit zwölf Jahren für den VfL Wolfsburg auf dem Platz alles. Was kann der Fußball von einem wirtschaftlichen Unternehmen wie VW lernen?

Popp: Gerade im Bereich Teamwork können wir viel lernen: Zur Produktion eines Autos gehören schließlich viele Menschen, eine Abteilung ist abhängig von der anderen Abteilung. Auf dem Platz ist es ähnlich: Es geht nur im Team. Man muss gut miteinander harmonieren, die Laufwege des anderen kennen, dann entstehen auch viele funktionierende Automatismen – ganz ähnlich wie am Band hier in Wolfsburg. Wir VfL-Spielerinnen sind auch regelmäßig im VW-Werk, um mitanzupacken und zu verstehen, was die Kolleginnen und Kollegen für eine beeindruckende Teamarbeit verrichten.

Vierergespräch: Labbé (links) und Popp mit den kicker-Redakteuren Gunnar Meggers und William Harrison.
Volkswagen/Hermstein

Welchen Stellenwert hat der Fußball hier in Wolfsburg?

Labbé: Der Volkssport Fußball und Volkswagen – das passt perfekt zusammen. Da wird am Wochenende mit allen Lieblingsvereinen mitgefiebert und montags dann bei der Arbeit gemeinsam gefachsimpelt. Man freut sich zusammen über die Erfolge des VfL oder, je nach Vorliebe, der anderen Vereine in der Region und leidet zusammen bei den Misserfolgen.

Popp: Grundsätzlich ist die Entwicklung des Frauenfußballs in Wolfsburg sehr positiv. Es wird viel darüber gesprochen, die Begeisterung nimmt immer weiter zu, und das Stadion wird immer voller.

Labbé: Wir sind natürlich sehr stolz auf unser Frauenteam und auf die vielen Nationalspielerinnen, die in Wolfsburg spielen. Es gibt eine große Identifikation mit der Frauenmannschaft. Dieses Bodenständige und Nahbare, für das die VfL-Frauen stehen, wird von den Leuten hier sehr positiv wahrgenommen und geschätzt.

Sie kommen beruflich aus zwei völlig verschiedenen Welten: Würden Sie gerne mal beruflich einen Tag lang miteinander tauschen?

Popp: Warum nicht?! Das wäre interessant. Ich stelle mir einen Tag aber schon sehr stressig und anstrengend vor, mit vielen Terminen, Sitzungen und Calls. Das würde einen Tag lang gutgehen, aber langfristig, muss ich ehrlicherweise sagen, stehe ich lieber auf dem Platz! (lacht)

Eine zutreffende Einschätzung, Frau Labbé?

Labbé: Ja, mein Alltag besteht aus vielen Meetings, das stimmt. Aber es gibt immer wieder neue, spannende Themen und Termine, wie etwa die Fahrtests von neuen VW-Modellen oder besondere Fahrzeugübergaben. Vor einiger Zeit durften wir beispielsweise dem Papst in Rom seinen neuen Volkswagen übergeben – solche Anlässe sind schon etwas sehr Besonderes.

Die Gegenfrage, Frau Labbé: Würden Sie gerne mal mit Frau Popp tauschen?

Labbé: Aber natürlich! Ich befürchte nur, dass ich nicht ausreichend Talent und Kondition für den Job habe. (lacht) Was mich aber vor allem interessieren würde, ist zu erleben, wie Alexandra ihre Mannschaft führt, ohne sich als die Chefin darzustellen – und wie man in schwierigen Situationen auf dem Platz schnell Entscheidungen trifft, die zum Erfolg führen. Das stelle ich mir im Fußball sehr spannend vor. Hieraus könnte ich bestimmt auch viel für unser Team lernen.

Popp: Nun ja, als Chefin würde ich mich nicht bezeichnen, das ist bei uns der Trainer. Ich bin vielleicht der verlängerte Arm vom Chef und das Bindeglied zwischen Trainer und Team. Natürlich muss man in einer solchen Position aber auch führen können. Einen konkreten Ratschlag kann ich jedoch nicht geben, da das Führen einer Mannschaft sehr individuell und abhängig von der jeweiligen Spielsituation ist. Man muss da auch in die eigene Mannschaft reinfühlen.

Sind Sie gerne auf dem Platz eine Leaderin, Frau Popp?

Popp: Nicht immer. Manchmal ist es gut, etwas Verantwortung an Mitspielerinnen abzugeben. Gerade in den letzten zwei Jahren war sehr viel Fokus auf mich gerichtet – vor allem medial. Das war teilweise etwas zu viel. Da war es dann wichtig und nötig, Verantwortung abzugeben. Ich muss z.B. nicht vor jeder Kamera sprechen, das können andere Spielerinnen auch. Nur so können auch sie in Führungsrollen hineinwachsen.

Können Sie einiges von dem Gesagten nachempfinden, Frau Labbé?

Labbé: Na klar. In Führungspositionen braucht man vor allem den Willen zum Erfolg und eine Vorstellung davon, wo es hingehen soll. Man muss sich konkrete Ziele setzen und mit dem Team daran arbeiten, diese zu erreichen. Ich denke, das eint uns in der Unternehmenswelt wie auch auf dem Fußballplatz. Bei uns ist jeder Monat ein neues Spiel: Am Ende dokumentieren die Vertriebszahlen Erfolge wie Misserfolge. Und wenn der Monat nicht so lief, wie wir es geplant hatten, dann ist das wie ein verlorenes Fußballspiel – dann ist es wichtig, schnell wieder aufzustehen, aus Fehlern zu lernen und weiterzumachen, sodass der nächste Monat wieder erfolgreich wird.

Bleiben wir bei den “konkreten Zielen”: Frau Popp, ein Titel bei einer EM oder WM fehlt in Ihrer sonst sehr erfolgreichen Vita. Ist das noch mal ein großes Karriereziel?

Popp: Grundsätzlich will ich immer Titel gewinnen, wenn ich die Möglichkeit habe, um diese Titel zu spielen. Sie werden mir jedenfalls kein “Ich will auf jeden Fall Weltmeister werden” herauslocken. (lacht) So etwas lässt sich nicht planen. Aber solange die Motivation und die Kraft da sind, werde ich jedenfalls alles dafür geben.

Und was sind Ihre großen Ziele, Frau Labbé?

Labbé: Die Transformation, die aktuell in der Automobilindustrie stattfindet, ist natürlich ein ganz großes Thema. Unsere Zielsetzung ist eine erfolgreiche Wende hin zur E-Mobilität, sodass wir langfristig mit unseren Modellen dort stehen, wo wir aktuell im Verbrennergeschäft sind: nämlich eine große und bedeutsame Marke in Deutschland, die auch weltweit eine führende Rolle spielt.

Im Sommer steht die Fußball-EM der Männer statt, gefolgt von den Olympischen Spielen mit den DFB-Frauen. Was können unsere deutschen Mannschaften dort erreichen?

Popp: Ich denke, wenn man die letzten Spiele unserer Jungs gegen Frankreich und die Niederlande gesehen hat, mit so viel Spielfreude, dann ist ganz viel möglich. Die Qualität ist mit Top-Spielern wie Musiala und Wirtz vorhanden. Was die Olympischen Spiele betrifft, wollen wir das maximal Mögliche erreichen – also im besten Fall eine Wiederholung unseres Gold-Triumphs von Rio 2016.

Labbé: Wenn die Fußballexpertin in dieser Runde sagt, dass genügend Qualität für einen Turniererfolg vorhanden ist, dann werde ich nicht widersprechen. Wir bei Volkswagen drücken jedenfalls den deutschen Mannschaften ganz fest die Daumen und glauben an den Erfolg der deutschen Teams – sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.

Interview: Gunnar Meggers und William Harrison

“Der Volkssport Fußball und Volkswagen – das passt perfekt zusammen”

VW-Vorständin Imelda Labbé und DFB-Torjägerin Alexandra Popp sprechen im Doppelinterview über die TORJÄGERKANONE® FÜR ALLE, den Amateurfußball als Familienfest und Menschenführung im Unternehmen wie auch auf dem Spielfeld.

Interviewtermin in Wolfsburg zwischen VW-Werk und Stadion. Diese Stadt atmet Autos – und Fußball. Seit vielen Jahren unterstützt Volkswagen den VfL Wolfsburg, zu dem auch das erfolgreiche VfL-Frauenteam mit Nationalstürmerin Alexandra Popp gehört. Die 33-Jährige ist die Lieblingstorjägerin von Imelda Labbé, Vorständin für Vertrieb, Marketing und After Sales bei Volkswagen Pkw. Dies hat die 56-jährige Top-Managerin einmal in einem kicker- Interview verraten. Wir haben die beiden Frauen in der Wolfsburger Autostadt für ein Gespräch über Fußball und Wirtschaft zusammengebracht.

Frau Labbé, warum ist Alexandra Popp Ihre Lieblingstorjägerin?

Labbé: Sie ist sportlich erfolgreich, geht mit ihrer besonderen Persönlichkeit immer voran und kann Menschen begeistern. Sie bringt genau die Dinge mit, die auch uns bei Volkswagen wichtig sind, wie Leistung, Fairness, Teamgeist und nicht zuletzt Emotion und Leidenschaft.

Diese Werte sind auch im Amateurfußball wichtig, der mit der “Torjägerkanone für alle” von VW, DFB und kicker unterstützt wird. Kennen Sie die Aktion, Frau Popp?

Popp: Ehrlicherweise war mir lange nicht bewusst, dass es neben der kicker-Torjägerkanone noch eine Torjägerkanone im Amateurbereich gibt. Als ich davon gehört habe, dachte ich: Wow! Cool, dass es so was auch für die Amateure gibt. Schließlich gehören ihre Leistungen auch wertgeschätzt. Es ist toll, dass nun jede Fußballspielerin und jeder Fußballspieler die Möglichkeit hat, sich so eine Kanone ins eigene Wohnzimmer zu stellen.

Welche Verbindungen haben Sie beide zum Amateurfußball?

Popp: Ich habe einen großen Bruder, der Fußball im Amateurbereich spielt. Bei meinem alten Jugendverein FC Silschede schaue ich bei meinen Besuchen in der Heimat gerne mal vorbei. Für mich ist der Amateurfußball ein Stück weit Familie.

Labbé: Es ist ja fast egal, wo man aufwächst: Fußball ist Bestandteil des täglichen Lebens. Ich habe zwar selbst nicht aktiv Fußball gespielt, war aber als Kind oft am Sportplatz und habe Freunde und Familie angefeuert. Wie Alexandra sagt: Der Amateurfußball ist eine Art von Familienfest.

Was ist das Besondere an der “Torjägerkanone für alle”?

Labbé: Ich durfte die Ehrung der Gewinner vor Länderspielen in Leipzig und Dortmund bislang zweimal im Stadion vor einer sensationellen Kulisse live erleben. Wir zeichnen dort mit den Torjägerinnen und Torjägern Menschen aus, die mit einer großen Leidenschaft ihrem Sport nachgehen. Das spürt man, wenn man mit ihnen spricht. Die Augen der Sportlerinnen und Sportler funkeln vor Stolz und Begeisterung. Diese Auszeichnung zu vergeben ist daher für mich etwas ganz Besonderes.

Die “Torjägerkanone für alle” startete vor fünf Jahren. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Aktion?

Labbé: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Wettbewerbs – gerade vor dem Hintergrund der Unterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie. Die mediale Berichterstattung ist sehr breit, und es wird viel in den sozialen Medien darüber gesprochen. Damit haben wir schon viel erreicht. Langfristig wollen wir die “Torjägerkanone für alle” als Leuchtturm im Amateursport etablieren und weiterhin den vielen Millionen Amateurfußballerinnen und -fußballern durch diese Aktion einen weiteren Ansporn bieten, auf dem Platz alles zu geben.

Frau Popp, Sie geben seit zwölf Jahren für den VfL Wolfsburg auf dem Platz alles. Was kann der Fußball von einem wirtschaftlichen Unternehmen wie VW lernen?

Popp: Gerade im Bereich Teamwork können wir viel lernen: Zur Produktion eines Autos gehören schließlich viele Menschen, eine Abteilung ist abhängig von der anderen Abteilung. Auf dem Platz ist es ähnlich: Es geht nur im Team. Man muss gut miteinander harmonieren, die Laufwege des anderen kennen, dann entstehen auch viele funktionierende Automatismen – ganz ähnlich wie am Band hier in Wolfsburg. Wir VfL-Spielerinnen sind auch regelmäßig im VW-Werk, um mitanzupacken und zu verstehen, was die Kolleginnen und Kollegen für eine beeindruckende Teamarbeit verrichten.

Vierergespräch: Labbé (links) und Popp mit den kicker-Redakteuren Gunnar Meggers und William Harrison.
Volkswagen/Hermstein

Welchen Stellenwert hat der Fußball hier in Wolfsburg?

Labbé: Der Volkssport Fußball und Volkswagen – das passt perfekt zusammen. Da wird am Wochenende mit allen Lieblingsvereinen mitgefiebert und montags dann bei der Arbeit gemeinsam gefachsimpelt. Man freut sich zusammen über die Erfolge des VfL oder, je nach Vorliebe, der anderen Vereine in der Region und leidet zusammen bei den Misserfolgen.

Popp: Grundsätzlich ist die Entwicklung des Frauenfußballs in Wolfsburg sehr positiv. Es wird viel darüber gesprochen, die Begeisterung nimmt immer weiter zu, und das Stadion wird immer voller.

Labbé: Wir sind natürlich sehr stolz auf unser Frauenteam und auf die vielen Nationalspielerinnen, die in Wolfsburg spielen. Es gibt eine große Identifikation mit der Frauenmannschaft. Dieses Bodenständige und Nahbare, für das die VfL-Frauen stehen, wird von den Leuten hier sehr positiv wahrgenommen und geschätzt.

Sie kommen beruflich aus zwei völlig verschiedenen Welten: Würden Sie gerne mal beruflich einen Tag lang miteinander tauschen?

Popp: Warum nicht?! Das wäre interessant. Ich stelle mir einen Tag aber schon sehr stressig und anstrengend vor, mit vielen Terminen, Sitzungen und Calls. Das würde einen Tag lang gutgehen, aber langfristig, muss ich ehrlicherweise sagen, stehe ich lieber auf dem Platz! (lacht)

Eine zutreffende Einschätzung, Frau Labbé?

Labbé: Ja, mein Alltag besteht aus vielen Meetings, das stimmt. Aber es gibt immer wieder neue, spannende Themen und Termine, wie etwa die Fahrtests von neuen VW-Modellen oder besondere Fahrzeugübergaben. Vor einiger Zeit durften wir beispielsweise dem Papst in Rom seinen neuen Volkswagen übergeben – solche Anlässe sind schon etwas sehr Besonderes.

Die Gegenfrage, Frau Labbé: Würden Sie gerne mal mit Frau Popp tauschen?

Labbé: Aber natürlich! Ich befürchte nur, dass ich nicht ausreichend Talent und Kondition für den Job habe. (lacht) Was mich aber vor allem interessieren würde, ist zu erleben, wie Alexandra ihre Mannschaft führt, ohne sich als die Chefin darzustellen – und wie man in schwierigen Situationen auf dem Platz schnell Entscheidungen trifft, die zum Erfolg führen. Das stelle ich mir im Fußball sehr spannend vor. Hieraus könnte ich bestimmt auch viel für unser Team lernen.

Popp: Nun ja, als Chefin würde ich mich nicht bezeichnen, das ist bei uns der Trainer. Ich bin vielleicht der verlängerte Arm vom Chef und das Bindeglied zwischen Trainer und Team. Natürlich muss man in einer solchen Position aber auch führen können. Einen konkreten Ratschlag kann ich jedoch nicht geben, da das Führen einer Mannschaft sehr individuell und abhängig von der jeweiligen Spielsituation ist. Man muss da auch in die eigene Mannschaft reinfühlen.

Sind Sie gerne auf dem Platz eine Leaderin, Frau Popp?

Popp: Nicht immer. Manchmal ist es gut, etwas Verantwortung an Mitspielerinnen abzugeben. Gerade in den letzten zwei Jahren war sehr viel Fokus auf mich gerichtet – vor allem medial. Das war teilweise etwas zu viel. Da war es dann wichtig und nötig, Verantwortung abzugeben. Ich muss z.B. nicht vor jeder Kamera sprechen, das können andere Spielerinnen auch. Nur so können auch sie in Führungsrollen hineinwachsen.

Können Sie einiges von dem Gesagten nachempfinden, Frau Labbé?

Labbé: Na klar. In Führungspositionen braucht man vor allem den Willen zum Erfolg und eine Vorstellung davon, wo es hingehen soll. Man muss sich konkrete Ziele setzen und mit dem Team daran arbeiten, diese zu erreichen. Ich denke, das eint uns in der Unternehmenswelt wie auch auf dem Fußballplatz. Bei uns ist jeder Monat ein neues Spiel: Am Ende dokumentieren die Vertriebszahlen Erfolge wie Misserfolge. Und wenn der Monat nicht so lief, wie wir es geplant hatten, dann ist das wie ein verlorenes Fußballspiel – dann ist es wichtig, schnell wieder aufzustehen, aus Fehlern zu lernen und weiterzumachen, sodass der nächste Monat wieder erfolgreich wird.

Bleiben wir bei den “konkreten Zielen”: Frau Popp, ein Titel bei einer EM oder WM fehlt in Ihrer sonst sehr erfolgreichen Vita. Ist das noch mal ein großes Karriereziel?

Popp: Grundsätzlich will ich immer Titel gewinnen, wenn ich die Möglichkeit habe, um diese Titel zu spielen. Sie werden mir jedenfalls kein “Ich will auf jeden Fall Weltmeister werden” herauslocken. (lacht) So etwas lässt sich nicht planen. Aber solange die Motivation und die Kraft da sind, werde ich jedenfalls alles dafür geben.

Und was sind Ihre großen Ziele, Frau Labbé?

Labbé: Die Transformation, die aktuell in der Automobilindustrie stattfindet, ist natürlich ein ganz großes Thema. Unsere Zielsetzung ist eine erfolgreiche Wende hin zur E-Mobilität, sodass wir langfristig mit unseren Modellen dort stehen, wo wir aktuell im Verbrennergeschäft sind: nämlich eine große und bedeutsame Marke in Deutschland, die auch weltweit eine führende Rolle spielt.

Im Sommer steht die Fußball-EM der Männer statt, gefolgt von den Olympischen Spielen mit den DFB-Frauen. Was können unsere deutschen Mannschaften dort erreichen?

Popp: Ich denke, wenn man die letzten Spiele unserer Jungs gegen Frankreich und die Niederlande gesehen hat, mit so viel Spielfreude, dann ist ganz viel möglich. Die Qualität ist mit Top-Spielern wie Musiala und Wirtz vorhanden. Was die Olympischen Spiele betrifft, wollen wir das maximal Mögliche erreichen – also im besten Fall eine Wiederholung unseres Gold-Triumphs von Rio 2016.

Labbé: Wenn die Fußballexpertin in dieser Runde sagt, dass genügend Qualität für einen Turniererfolg vorhanden ist, dann werde ich nicht widersprechen. Wir bei Volkswagen drücken jedenfalls den deutschen Mannschaften ganz fest die Daumen und glauben an den Erfolg der deutschen Teams – sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.

Interview: Gunnar Meggers und William Harrison

Trainingsschock und “Riesenglück”: So steht’s um Cerny und Paredes

Glücklich und angeschlagen ist der VfL Wolfsburg aus dem Breisgau zurückgekehrt. Mit drei Punkten und Sorgenkindern im Gepäck. Zu denen sich am Sonntag zwei weitere Spieler hinzugesellten.

Schmerzhaft: Freiburgs Kiliann Sildillia (re.) sah nach seinem Foul an Wolfsburgs Kevin Paredes die Rote Karte.

Schmerzhaft: Freiburgs Kiliann Sildillia (re.) sah nach seinem Foul an Wolfsburgs Kevin Paredes die Rote Karte.

IMAGO/Jan Huebner

Abstiegskampf kann schmerzhaft sein. Auch dann, wenn ein Gegner wie der SC Freiburg um die internationalen Ränge fightet. Und so hat der VfL den 2:1-Sieg im Breisgau mit einigen Blessuren bezahlt. “Das Spiel wurde immer ruppiger, weil keine Limits gesetzt wurden”, war Trainer Ralph Hasenhüttl mit der Leitung von Schiedsrichter Frank Willenborg, der freilich in allen entscheidenden Szenen richtig lag, nicht ganz zufrieden. “Die Fouls wurden in der zweiten Halbzeit immer brutaler.” Und gipfelten im Platzverweis für Freiburgs Kiliann Sildillia, der Kevin Paredes übel erwischt hatte.

Kevin hat Riesenglück gehabt, dass das Bein nicht durch ist.

VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl über seinen Spieler Kevin Paredes

“Es ist Glück, dass der Bursche heute auf zwei gesunden Beinen stehen kann”, sagte Hasenhüttl am Sonntag, “Kevin hat Riesenglück gehabt, dass das Bein nicht durch ist und dass das Knie das gehalten hat.” Dieses war beim Tritt des Freiburger Gegenspielers komplett durchgestreckt, zunächst bestand auch die Sorge, dass das Kreuzband in Mitleidenschaft gezogen sein könnte. Glück im Unglück: Paredes hat nur “ein schönes Ei am Unterschenkel” davongetragen. Und kam somit im Vergleich zu seinen Kollegen glimpflich davon.

Vranckx hat sich am Innenband verletzt

Schlechter sieht es nämlich für Aster Vranckx aus, der nach einer mit Gelb geahndeten Attacke von Freiburgs Roland Sallai ausgewechselt werden musste. Der Belgier hat sich dabei das Knie verdreht und eine Verletzung am Innenband zugezogen – wie schwer diese ist, darüber muss laut Hasenhüttl eine MRT-Untersuchung Aufschluss geben.

Eingehende Untersuchungen stehen auch bei zwei Spielern an, die sich am Sonntag im Spielersatztraining verletzten. Zunächst erwischte es Innenverteidiger Cedric Zesiger am rechten Sprunggelenk, der Schweizer humpelte mit bandagiertem Knöchel in die Kabine, anschließend folgte ein lauter Aufschrei von Vaclav Cerny. Der Tscheche wollte mit seinem linken Bein einen Pass von Jakub Kaminski blocken, dann ging er mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden, musste direkt behandelt werden .

Cernys Knieverletzung mit Vorgeschichte

“Das hat nicht gut ausgesehen”, sagt Hasenhüttl, “das ist hoffentlich nichts Schlimmes.” Zumal Cerny schon eine Knie-Vorgeschichte hat. 2018 und 2021 zog sich der Tscheche jeweils schon mal einen Kreuzbandriss zu. Immerhin: Am Sonntag musste der 26-Jährige, der in Freiburg nicht im Kader gestanden hatte, nicht vom Platz transportiert werden, mit bandagiertem Knie humpelte er nach dem ersten Schock selbst in die Katakomben.

Thomas Hiete