Ohne “Chef” Bornauw: Hasenhüttls Abwehr-Puzzle geht in die nächste Runde

Gegen Absteiger Darmstadt muss der VfL Wolfsburg ohne Sebstiaan Bornauw auskommen. Ein herber Verlust für Ralph Hasenhüttl, der in der Innenverteidigung eine “prekäre Situation” sieht.

Der Coach und sein Abwehrchef: Am Samstag muss Ralph Hasenhüttl ohne Sebstiaan Bornauw auskommen.

Der Coach und sein Abwehrchef: Am Samstag muss Ralph Hasenhüttl ohne Sebstiaan Bornauw auskommen.

IMAGO/Christian Schroedter

Sollte man den Begriff Stammspieler definieren, würde sich dieser Wochen in Wolfsburg ein Mann besonders eignen: Sebastiaan Bornauw spielte unter dem neuen Wolfsburger Coach Ralph Hasenhüttl jede mögliche Bundesligaminute. Alle fünf Partien absolvierte der Belgier über die volle Distanz und war damit ein Fixpunkt der immer wieder von erzwungener Rotation betroffenen Hintermannschaft. Vor dem Heimspiel gegen Darmstadt hat es den ehemaligen Kölner nun selbst erwischt. Er fehlt aufgrund der fünften Gelben Karte.

Bornauw und Zesiger verstärken Abwehr-Sogen

Für seinen Trainer ein schmerzhafter Ausfall, bescheinigt der Österreicher seinem Schützling doch so einige Qualitäten: “Als zentraler Spieler im Dreieraufbau strahlt er eine gewisse Souveränität und Ruhe aus. Er hat es in den letzten Spielen gut gemacht, hat gute Lösungen und ist der Spieler, der eine Chefrolle eingenommen hat. Das hat mir sehr gut gefallen.”

Ganz und gar nicht gefällt Hasenhüttl derweil das sich stetig selbst wieder zerlegende Abwehr-Puzzle, dem er sich fast wöchentlich gegenübersieht. Einzig in den letzten beiden Spielen in Freiburg und gegen Bochum konnte er zweimal die identische Hintermannschaft aufbieten. Womöglich gibt es gegen Darmstadt die fünfte Konstellation im sechsten Anlauf – auch, da mit Cedric Zesiger ein weiterer Innenverteidiger auszufallen droht. Weshalb der VfL-Coach nicht weniger als eine “prekäre Situation” in der Innenverteidigung erkennt.

“Er hat am Sonntag das Spielersatztraining mitgemacht und sich bei einem Zusammenprall eine Sprunggelenksverletzung zugezogen”, so Hasenhüttl, laut dessen Auskunft sich Zesigers Blessur zwar “als nicht so schlimm” herausgestellt, aber dennoch für einen mehrtägigen Ausfall gesorgt hätte: “Er hat erst heute die ersten Laufversuche auf dem Platz unternommen.” Die Startelf käme daher zu früh für den Schweizer, der aufgrund des Fehlens von Bornauw eine wichtige Alternative auf der Bank wäre. “Wir hoffen, dass wir ihn zumindest als Option dabei haben.”

Vranckx zurück im Training – Paredes “voll dabei”

Ähnlich könnte es auch bei Bornauws Landsmann Aster Vranckx aussehen, der ebenfalls erst am Donnerstag wieder in den Trainingsbetrieb einstieg, nachdem er im Breisgau verletzt ausgewechselt worden war. “Er hat über Schmerzen geklagt und war die ganze Woche bis heute raus. Wir müssen mal schauen, wie er darauf reagiert, wieder auf dem Platz gestanden zu haben”, ließ Hasenhüttl offen, gab sich aber vorsichtig optimistisch: “Das Knie hat nichts Größeres abbekommen und die Wade nur einen Schlag. Das geht mit den Tagen besser.”

Zumindest leicht fraglich war nach der letzten Partie auch Kevin Paredes. Dieser war von Kiliann Sildillia, für sein Einsteigen mit Rot bedacht, übel am Knie getroffen worden, konnte das Gastspiel in Freiburg aber beenden. “Er hatte Glück, dass sein Knie stabil geblieben ist”, ließ sein Coach die Szene Revue passieren, und fügte an: “Der Unterschenkel hat außer einer extremen Schwellung nichts abbekommen.” Ein Problem, das sich “beruhigt” hätte: “Er ist voll im Training dabei.” Zumindest diese Sorge ist der VfL Wolfsburg also los.

Doppelsperre: Hasenhüttl muss rotieren – und ohne Odogu auskommen

Rotation ist ein großes Thema in dieser Saison beim VfL Wolfsburg, nun muss der neue Trainer Ralph Hasenhüttl seine Mannschaft nach dem Sieg bei Werder Bremen (2:0) notgedrungen umbauen – gleich zwei Innenverteidiger werden gegen Mönchengladbach fehlen.

Zum Rotieren gezwungen: Wolfsburgs neuer Trainer Ralph Hasenhüttl wird gegen Gladbach mindestens seine Defensive verändern.

Zum Rotieren gezwungen: Wolfsburgs neuer Trainer Ralph Hasenhüttl wird gegen Gladbach mindestens seine Defensive verändern.

IMAGO/Jan Huebner

Rotation könnte das Wort dieser Saison werden beim VfL Wolfsburg. Was wurde  nicht schon alles diskutiert in den vergangenen Monaten. Über die vielen Wechsel von Ex-Trainer Niko Kovac, der sich beim Versuch, es allen Spielern im Kader irgendwie recht zu machen, verzettelte. Er tauschte seine Akteure umher, veränderte Positionen und regelmäßig das System, kam früh in der Saison von der Erfolgsspur ab.

Und wäre dennoch wohl kaum auf jene Elf gekommen, die sein Nachfolger Ralph Hasenhüttel am vergangenen Spieltag beim Debüt bei Werder Bremen (2:0) ins Rennen schickte. Zahlreiche Länderspielreisende, darunter die Topscorer Jonas Wind und Lovro Majer, saßen auf der Bank, der bislang enttäuschende Amin Sarr stand hingegen erstmals in der Startelf. Vier Wechsel nahm der Österreicher insgesamt vor, pendelte systematisch zwischen Dreier-, Vierer- und Fünferkette – und gewann. Der Auftakt geriet nicht schön, aber erfolgreich. Und das, so Hasenhüttl, “war das Wichtigste.”

Hasenhüttl: “Deswegen sind Siege enorm wichtig”

Denn nur so kann es nachhaltig werden in Wolfsburg. “Auch für die Jungs war es ein ganz wichtiger Sieg”, weiß der 56-Jährige, “weil alles, was man neu bringt, alles, was man neu predigt, alles, was man sich erarbeitet zwei Wochen lang, braucht Ergebnisse, um es zu untermauern.” Bleiben die Siege aus wie in den vergangenen Monaten, “dann kannst du viel erzählen als Trainer, aber dann ist der Glaube sehr schnell auch wieder weg. Deswegen sind am Anfang Siege enorm wichtig.”

Rotation? “Wir müssen alle auf dasselbe Level heben”

So soll’s weitergehen, am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Mönchengladbach will Hasenhüttl den zweiten Dreier einfahren. Und er wird rotieren müssen – was er ohnehin nicht so schlimm findet. “Es geht gar nicht so sehr ums System oder Rotation”, erklärt der neue Coach. “Die Topmannschaften spielen verschiedene Systeme, die haben verschiedene Arten, aufzubauen, Lösungen zu finden, auch mit unterschiedlichem Personal. Immer wieder sieht es sehr homogen und automatisiert aus. Genau darum geht es: Wir müssen alle 24 Spieler auf dasselbe Level heben, damit jeder, der reinkommt, sofort weiß, was er zu tun hat. Nur dann haben wir eine Chance zu funktionieren und zu gewinnen.”

Sichere Wechsel wird es am Sonntag in der Abwehr geben. Maxence Lacroix fehlt nach seiner Notbremse in Bremen rotgesperrt, Cedric Zesiger, der einen verkappten Linksverteidiger gab, sah an der Weser seine fünfte Gelbe Karte. Bleiben nur noch zwei gelernte Innenverteidiger: Sebastiaan Bornauw, unter Kovac zuletzt meistens außen vor und in Bremen von Beginn an dabei, und Moritz Jenz, der überraschend draußen saß.

Youngster Odogu kehrte verletzt von der DFB-Auswahl heim

Die Chance wäre groß, in dieser Woche eines der großen Wolfsburger Abwehrtalente ins Training zu integrieren und als Innenverteidiger-Backup gegen Gladbach auf der Bank zu haben. Doch daraus wird für U-17-Weltmeiuster David Odogu nichts. Von der Länderspielreise mit der deutschen U-18-Nationalmannschaft kehrte der 17-Jährige mit einer Fußverletzung zurück. Bitter für den Abwehrspieler und auch für Hasenhüttl, der angekündigt hat, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen zu wollen. “Wir haben hier ein paar überragende Jugendspieler, die sollten wir sehen und die sollten auch gesehen werden.” Für das Gladbach-Spiel reicht es für Odogu aber nicht.

Thomas Hiete