Nach Rekord-Rot: Lacroix fehlt Hasenhüttl zweimal

Weil er am Samstag mal wieder vom Platz flog, wurde Maxence Lacroix mal wieder gesperrt. Der Verteidiger des VfL Wolfsburg verewigte sich gleich in mehreren Bundesliga-Rankings.

Vergeblich protestiert: Referee Sascha Stegemann schickte Maxence Lacroix in Bremen mit Rot vom Platz.

Vergeblich protestiert: Referee Sascha Stegemann schickte Maxence Lacroix in Bremen mit Rot vom Platz.

IMAGO/Steinbrenner

Seit er 2020 vom FC Sochaux zum VfL Wolfsburg wechselte, hat Maxence Lacroix noch in keiner Bundesliga-Saison mehr als 30 Spiele absolviert. Immer wieder hat er sich das aber selbst zuzuschreiben: Am vergangenen Samstag flog er bereits zum sechsten Mal vom Platz.

Im Auswärtsspiel bei Werder Bremen (2:0) hatte der 23 Jahre junge Franzose in der eigenen Hälfte einen Pass zu unsauber angenommen und den daraufhin durchgebrochenen Romano Schmid zu Fall gebracht – Notbremse. Schiedsrichter Sascha Stegemann schickte Lacroix, der kurz vor der Pause zum 1:0 getroffen hatte, allen Protesten zum Trotz in der 76. Minute vom Platz und sorgte nach Werders frühem Platzverweis (Rot für Anthony Jung, 43.) für eine personell ausgeglichene Schlussphase.

Am Mittwoch erfuhr Lacroix nun sein Strafmaß: Das DFB-Sportgericht verhängte “wegen eines unsportlichen Verhaltens” eine Sperre von zwei Spielen – genauso viele wie nach der Roten Karte, die sich der Innenverteidiger kurz vor Weihnachten beim Wolfsburger 1:0-Sieg in Darmstadt ebenfalls per Notbremse nach einem schlecht verarbeiteten Rückpass eingehandelt hatte.

Schon 2021/22 flog Lacroix dreimal

Damit fehlt Wiederholungstäter Lacroix dem neuen Wölfe-Trainer Ralph Hasenhüttl in den Partien gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr) und bei RB Leipzig (13. April, 15.30 Uhr, beide LIVE! bei kicker). Dabei geht es für den VfL darum, den auf acht Punkte ausgebauten Vorsprung auf den Relegationsplatz nicht wieder schmelzen zu lassen.

Lacroix hat bereits jetzt Geschichte geschrieben: Er ist nicht nur der erste Bundesliga-Spieler, der in zwei Spielzeiten je drei Platzverweise kassiert (wie 2021/22 zweimal Rot, einmal Gelb-Rot), sondern auch der Jüngste, der auf insgesamt sechs kommt. Der bisherige “Spitzenreiter” war Luiz Gustavo, der am 14. September 2013 im Alter von 26 Jahren und 53 Tagen zum sechsten Mal vom Platz geflogen war. Für den Brasilianer kamen noch zwei weitere hinzu, was ihn gemeinsam mit Jens Nowotny zum Rekordhalter macht.

Doppelsperre: Hasenhüttl muss rotieren – und ohne Odogu auskommen

Rotation ist ein großes Thema in dieser Saison beim VfL Wolfsburg, nun muss der neue Trainer Ralph Hasenhüttl seine Mannschaft nach dem Sieg bei Werder Bremen (2:0) notgedrungen umbauen – gleich zwei Innenverteidiger werden gegen Mönchengladbach fehlen.

Zum Rotieren gezwungen: Wolfsburgs neuer Trainer Ralph Hasenhüttl wird gegen Gladbach mindestens seine Defensive verändern.

Zum Rotieren gezwungen: Wolfsburgs neuer Trainer Ralph Hasenhüttl wird gegen Gladbach mindestens seine Defensive verändern.

IMAGO/Jan Huebner

Rotation könnte das Wort dieser Saison werden beim VfL Wolfsburg. Was wurde  nicht schon alles diskutiert in den vergangenen Monaten. Über die vielen Wechsel von Ex-Trainer Niko Kovac, der sich beim Versuch, es allen Spielern im Kader irgendwie recht zu machen, verzettelte. Er tauschte seine Akteure umher, veränderte Positionen und regelmäßig das System, kam früh in der Saison von der Erfolgsspur ab.

Und wäre dennoch wohl kaum auf jene Elf gekommen, die sein Nachfolger Ralph Hasenhüttel am vergangenen Spieltag beim Debüt bei Werder Bremen (2:0) ins Rennen schickte. Zahlreiche Länderspielreisende, darunter die Topscorer Jonas Wind und Lovro Majer, saßen auf der Bank, der bislang enttäuschende Amin Sarr stand hingegen erstmals in der Startelf. Vier Wechsel nahm der Österreicher insgesamt vor, pendelte systematisch zwischen Dreier-, Vierer- und Fünferkette – und gewann. Der Auftakt geriet nicht schön, aber erfolgreich. Und das, so Hasenhüttl, “war das Wichtigste.”

Hasenhüttl: “Deswegen sind Siege enorm wichtig”

Denn nur so kann es nachhaltig werden in Wolfsburg. “Auch für die Jungs war es ein ganz wichtiger Sieg”, weiß der 56-Jährige, “weil alles, was man neu bringt, alles, was man neu predigt, alles, was man sich erarbeitet zwei Wochen lang, braucht Ergebnisse, um es zu untermauern.” Bleiben die Siege aus wie in den vergangenen Monaten, “dann kannst du viel erzählen als Trainer, aber dann ist der Glaube sehr schnell auch wieder weg. Deswegen sind am Anfang Siege enorm wichtig.”

Rotation? “Wir müssen alle auf dasselbe Level heben”

So soll’s weitergehen, am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Mönchengladbach will Hasenhüttl den zweiten Dreier einfahren. Und er wird rotieren müssen – was er ohnehin nicht so schlimm findet. “Es geht gar nicht so sehr ums System oder Rotation”, erklärt der neue Coach. “Die Topmannschaften spielen verschiedene Systeme, die haben verschiedene Arten, aufzubauen, Lösungen zu finden, auch mit unterschiedlichem Personal. Immer wieder sieht es sehr homogen und automatisiert aus. Genau darum geht es: Wir müssen alle 24 Spieler auf dasselbe Level heben, damit jeder, der reinkommt, sofort weiß, was er zu tun hat. Nur dann haben wir eine Chance zu funktionieren und zu gewinnen.”

Sichere Wechsel wird es am Sonntag in der Abwehr geben. Maxence Lacroix fehlt nach seiner Notbremse in Bremen rotgesperrt, Cedric Zesiger, der einen verkappten Linksverteidiger gab, sah an der Weser seine fünfte Gelbe Karte. Bleiben nur noch zwei gelernte Innenverteidiger: Sebastiaan Bornauw, unter Kovac zuletzt meistens außen vor und in Bremen von Beginn an dabei, und Moritz Jenz, der überraschend draußen saß.

Youngster Odogu kehrte verletzt von der DFB-Auswahl heim

Die Chance wäre groß, in dieser Woche eines der großen Wolfsburger Abwehrtalente ins Training zu integrieren und als Innenverteidiger-Backup gegen Gladbach auf der Bank zu haben. Doch daraus wird für U-17-Weltmeiuster David Odogu nichts. Von der Länderspielreise mit der deutschen U-18-Nationalmannschaft kehrte der 17-Jährige mit einer Fußverletzung zurück. Bitter für den Abwehrspieler und auch für Hasenhüttl, der angekündigt hat, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen zu wollen. “Wir haben hier ein paar überragende Jugendspieler, die sollten wir sehen und die sollten auch gesehen werden.” Für das Gladbach-Spiel reicht es für Odogu aber nicht.

Thomas Hiete

Erst Tor, dann wieder Rot: Wo Lacroix jetzt schon vor Luiz Gustavo steht

Es hat ihn wieder erwischt: Zum zweiten Mal in seiner Karriere kassiert Maxence Lacroix drei Platzverweise innerhalb einer Saison. Sein neuer Trainer Ralph Hasenhüttl sieht im Franzosen einen “sensationellen Innenverteidiger” – den er nun entwickeln will.

Nicht schon wieder: Wolfsburgs Maxence Lacroix (li.) flog nach einer Notbremse gegen Bremens Romano Schmid (re.) zum sechsten Mal in der Bundesliga vom Platz.

Nicht schon wieder: Wolfsburgs Maxence Lacroix (li.) flog nach einer Notbremse gegen Bremens Romano Schmid (re.) zum sechsten Mal in der Bundesliga vom Platz.

Getty Images

Er wolle kein “Bad Guy” sein, hatte Maxence Lacroix kürzlich erst im kicker-Interview betont. Die Bezeichnung als “Rot-König” nahm er lächelnd zur Kenntnis. “Kein Problem”, sagte er, “das stimmt ja.” Platzverweise, so der 23-Jährige, seien nun mal “Teil meines Jobs” als Verteidiger, er müsse daraus lernen. Nun gab es die nächste Lektion in der noch jungen Karriere des Franzosen: Lacroix kassierte in Bremen (2:0) bereits seine sechste Hinausstellung als Bundesligaprofi – der Weg bis zu den Rekordhaltern Jens Nowotny und Luiz Gustavo, die jeweils achtmal in ihrer Bundesligakarriere vom Feld flogen, ist nicht mehr weit.

Lacroix hat zweifelsohne recht, böse ist es ganz selten, wenn er hinlangt, wiederholt aber war es maximal ungeschickt, wie er Bremens Romano Schmid überhaupt die Chance gab, eine Notbremse zu erzwingen. Ein schlechter erster Kontakt in Richtung eigenes Tor, dann ging der Arm raus gegen den Gegenspieler. “Es war kein großes Foul, aber die Rote Karte muss ich akzeptieren”, sagt Lacroix nach der Gefühlsachterbahn im Weserstadion. Zunächst erzielte er sein drittes Saisontor – damit ist er drittbester Wolfsburger Schütze hinter Jonas Wind (neun Treffer) und Lovro Majer (fünf) -, dann aber flog er wieder vom Platz. Emotional ein Spiel zwischen “sehr glücklich” und “ein bisschen wütend”.

Lacroix: “Ich muss konzentrierter sein”

Selbstkritisch sagt der Verteidiger: “Ich muss konzentrierter sein, muss aus meinen Fehlern lernen, an ihnen wachsen.” Dabei will ihm sein neuer Trainer helfen. “Er ist ein sensationaller Innenverteidiger”, lobt Ralph Hasenhüttl, aber: “Vor allem mit Ball können wir da noch vieles bei Maxence verbessern. Er hat da sicherlich sein Defizit, aber das wird er auch noch in den Griff bekommen, weil ich finde, dass die Grundtechnik da ist.” Manchmal, so der Österreicher, sei Lacroix “ein bisschen leichtsinnig”, aber “das kriegen wir schon raus”.

Ansonsten wird sich der Innenverteidiger noch tiefer in die Geschichtsbücher der Bundesliga einschreiben. Seit Sommer 2020 – also seit Lacroix in der Bundesliga spielt – sah er als Einziger sechs Platzverweise. Es folgen Ozan Kabak (Hoffenheim) mit vier sowie Dominik Kohr (Mainz) und Piero Hincapie (Leverkusen) mit je drei in diesem Zeitraum.

Zum Gesamtrekord fehlen dem Wolfsburger noch zwei Platzverweise, als erster Spieler überhaupt flog Lacroix nun jedoch in zwei Spielzeiten jeweils dreimal vom Feld. Und: Jünger war beim sechsten Platzverweis in der Liga noch niemand. Hier löste Lacroix, der am Samstag seinen 24. Geburtstag feiert, den Ex-Wolfsburger Luiz Gustavo ab, der bei seiner sechsten Hinausstellung 26 Jahre und 53 Tage alt war.

Thomas Hiete, usc