Saison-Aus für St. Paulis Zoller

Kurz vor Ende der Sommertransferperiode schien dem FC St. Pauli mit der Verpflichtung von Simon Zoller ein echter Coup gelungen. Doch der mit großen Hoffnungen geholte Angreifer kam verletzungsbedingt nie über eine Nebenrolle hinaus, jetzt ist seine Saison gar vorzeitig beendet.

St. Paulis Simon Zoller kommt in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz.

St. Paulis Simon Zoller kommt in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz.

IMAGO/eu-images

Lediglich vier Einwechslungen in der Liga stehen für den 32-Jährigen in der Saison-Statistik – weil immer wieder die Muskulatur streikte. Zuletzt hatte sich der vom VfL Bochum verpflichtete Stürmer nach einem Muskelfaserriss im Training zurückgemeldet, die Hoffnungen, im Aufstiegsendspurt vielleicht doch noch eine Rolle als Joker spielen zu können, aber haben sich nun endgültig zerschlagen. Simon Zoller, die medizinische Abteilung und die sportlichen Verantwortlichen trafen am Montag die gemeinsame Entscheidung, dass der Profi seine Reha-Maßnahmen in seiner Heimatstadt Köln fortsetzen wird. Der Grund: Anhaltende Rückenprobleme, die immer wieder muskuläre Probleme verursachen.

Fabian Hürzeler hatte im Herbst Zollers großes Engagement gelobt und die Vermutung geäußert, dass er zu viel wolle und deshalb verkrampfe. “Simon macht sich unheimlich viel Druck, will unbedingt helfen. Ist der Kopf nicht frei, dann ist es auch der Muskel nicht.” Bereits zum Jahreswechsel wurde dann ein behutsames Aufbauprogramm für den Rücken ausgearbeitet, zur Alternative aber wurde Zoller auch in der zweiten Saisonhälfte nicht.

Nun haben alle Beteiligten die Konsequenzen aus den immer wieder gestarteten und ins Leere gegangenen Anläufen gezogen. “Simon wurde in dieser Saison immer wieder durch verschiedene Beschwerden ausgebremst”, sagt Andreas Bornemann, “alle haben ursächlich mit seinen Rückenproblemen zu tun.” Der Sportchef hatte im Spätsommer 2023 gehofft, mit dem Ex-Bochumer das “fehlende Puzzleteil für unseren Kader” gefunden zu haben. Doch es passte gesundheitlich nie. “Um diese Problematik nachhaltig in den Griff zu kriegen, haben wir uns nun zu diesem Schritt entschieden.”

Neuer Anlauf mit St. Pauli in der Bundesliga?

Ziel der Maßnahme ist es, dass Zoller mit einem knappen Jahr Anlauf dann vielleicht doch noch ins St. Pauli-Puzzle passt. Bornemann erklärt: “Wir erhoffen uns davon, dass er dann zur Vorbereitung auf die neue Spielzeit wieder komplett einsteigen kann.” Dann möglichst bei einem Bundesligisten FC St. Pauli.

Sebastian Wolff

Braunschweig muss im Saisonendspurt auf Krauße verzichten

Eintracht Braunschweig muss in den letzten beiden Spielen der Saison 2023/24 auf Robin Krauße verzichten. Der BTSV-Vizekapitän wurde vom DFB-Sportgericht für zwei Spiele gesperrt.

Braunschweigs Robin Krauße (Mi.) sieht in Fürth die Rote Karte.

Braunschweigs Robin Krauße (Mi.) sieht in Fürth die Rote Karte.

IMAGO/Zink

Wie das Sportgericht des DFB am Montagmittag mitteilte, wurde Krauße wegen “eines rohen Spiels gegen den Gegner” für zwei Meisterschaftsspiele der Lizenzliegen gesperrt. Damit wird Krauße die beiden letzten Partien der Spielzeit 2023/24 am kommenden Sonntag  (13.30 Uhr) gegen den SV Wehen Wiesbaden sowie am finalen Spieltag am 19. Mai (15.30 Uhr) beim 1. FC Kaiserslautern verpassen.

Krauße, der bei den Braunschweigern als Stellvertreter von Kapitän Jannis Nikolaou fungiert, hatte beim spektakulären 3:3 der niedersächsischen Löwen am Samstag bei der SpVgg Greuther Fürth in der Nachspielzeit der ersten Hälfte von Schiedsrichter Richard Hempel die Rote Karte gesehen (45.+4). Zuvor hatte Krauße Fürths Kapitän Branimir Hrgota mit offener Sohle auf Höhe des Knöchels getroffen.

Krauße spielt seit Sommer 2021 für die Braunschweiger Eintracht und hat seitdem 58 Zweitligaspiele und 35 Partien in der 3. Liga absolviert. Zuvor war der Mittelfeldmann auch für den FC Ingolstadt, den SC Paderborn, Carl Zeiss Jena und Hansa Rostock aktiv. Insgesamt kann er auf 91 Zweitligaspiele (2 Tore) zurückblicken.

Braunschweig hat von den vergangenen sieben Partien drei gewonnen (3/2/2) und sich dadurch aus den Abstiegsrängen herausgearbeitet. Allerdings beträgt der Vorsprung auf Wiesbaden, das den Abstiegs-Relegationsrang 16 belegt, vor dem direkten Duell am kommenden Spieltag gerade einmal drei Punkte, die Tordifferenz ist mit minus zwölf identisch.

Keine klare Antwort auf die Schalker Feier-Frage

Mit einem Sieg am Dienstag im Geisterspiel auf St. Pauli gegen Osnabrück kann Schalke 04 den direkten Klassenerhalt perfekt machen. Nach Feiern ist den Gelsenkirchenern aber nicht so richtig zumute.

Karel Geraerts kann mit Schalke am Dienstag den Klassenerhalt klar machen.

Karel Geraerts kann mit Schalke am Dienstag den Klassenerhalt klar machen.

IMAGO/Steinbrenner

Schalke 04 war mit großen Aufstiegsambitionen in die Saison gestartet, der Etat gehört mit rund 20 Millionen Euro zur absoluten Spitze in der 2. Liga. Ihren Ansprüchen konnten die Königsblauen aber nie gerecht werden, der Abstiegskampf hat allen beim Pottklub schwer zugesetzt.

“Wir haben uns monatelang in schwerer Lage befunden”, sagt Karel Geraerts, dem die Beantwortung der Frage, ob dem Trainer und seinem Team bei einem Sieg gegen den VfL Osnabrück am Dienstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) überhaupt nach Feiern zumute sei, nicht leicht fiel.

Man müsse die Situation differenziert betrachten. Natürlich würde den Gelsenkirchenern ein Stein vom Herzen fallen, wenn sie den direkten Ligaverbleib im Geisterspiel am Millerntor eintüten könnten. Mit einem Sieg wären sie defintiv gerettet, in den beiden ausstehenden Spielen gegen Hansa Rostock am Samstag und in Fürth im Saisonfinale würde es dann nur noch um die bestmögliche Tabellenplatzierung (wichtig für die TV-Erlöse) gehen. Die Schalker haben das Zittern um den Klassenerhalt satt, der Jubel wäre aber wohl nur von kurzer Dauer. Für Geraerts ist es viel wichtiger, “dann genau zu schauen, wie wir überhaupt in diese Lage gekommen sind”.

Bleibt Geraerts?

Verbunden damit wäre der Blick nach vorne. Und hier geht es konkret auch um Geraerts. Verlässt er den Verein nach nicht einmal einem Jahr wieder? Der Trainer und die Vereinsführung wollen sich alsbald “zusammensetzen und darüber sprechen, wie sich der Klub den Kader der Zukunft vorstellt und wie ich das sehe”. Bekommt Geraerts den Eindruck, dass ihm der Verein eine Mannschaft zusammenstellen kann, mit der es möglich wäre, um den Aufstieg mitzuspielen, spricht nichts gegen einen Verbleib des Belgiers.

“Ich sehe viel Potenzial hier”

Andernfalls käme ein vorzeitiger Abschied nicht überraschend, wenngleich Geraerts am Montag auf der Pressekonferenz zum Spiel gegen Osnabrück betonte, dass er aktuell “nicht viele Gründe” sehe, Schalke 04 wieder zu verlassen. “Ich sehe viel Potenzial hier und arbeite auch in schwierigen Zeiten mit viel Freude bei Schalke 04.”

Fans dürfen am Dienstag bekanntlich nicht dabei sein, wenn Osnabrück und Schalke auf St. Pauli aufeinandertreffen, die Irrungen und Wirrungen im Vorfeld dieses Geisterspiels hat Geraerts kopfschüttelnd verfolgt. Die 2. Liga in Deutschland sei grundsätzlich “sehr gut organisiert”, daher sei es für den Belgier jetzt “schwer zu verstehen”, dass es nicht gelungen ist, eine Begegnung mit Fans zu organisieren.

Auf die Motivation haben die Rahmenbedingungen keinerlei Auswirkungen, unterstreicht Geraerts: “Man kann nicht motivierter sein als vor diesem Spiel, in dem wir das Kapitel Abstiegskampf endlich schließen können.”

Toni Lieto

Jobgarantie für Selimbegovic – Walter vor dem Aus bei Hansa

Bei zwei verbleibenden Spielen und vier Punkten Rückstand sind Hansa Rostocks Chancen auf den direkten Klassenerhalt verschwindend gering. Nichtsdestotrotz hält die Kogge an Trainer Mersad Selimbegovic fest. Die Tage von Sportdirektor Kristian Walter scheinen hingegen gezählt.

Stehen mit Hansa Rostock vor dem Abstieg: Mersad Selimbegovic und Kristian Walter.

Stehen mit Hansa Rostock vor dem Abstieg: Mersad Selimbegovic und Kristian Walter.

IMAGO/Fotostand

Binnen vier Minuten gab Hansa Rostock am Samstagnachmittag seine Halbzeitführung aus der Hand, verlor deshalb gegen den Karlsruher SC bereits das vierte Spiel in Serie (1:2) und hängt bei zwei verbleibenden Spielen auf dem vorletzten Tabellenplatz fest. Das rettende Ufer ist bei bereits vier Punkten Rückstand kaum mehr zu erreichen, lediglich der nur einen Zähler betragende Abstand zu Relegationsplatz 16 und das schlechteste Team der Rückrunde SV Wehen Wiesbaden darf der Kogge noch Hoffnung auf den Klassenerhalt – über den Umweg Relegation – machen.

Selimbegovic “definitiv” gegen Schalke auf der Bank

Trotz der misslichen Lage erhielt Trainer Mersad Selimbegovic unmittelbar nach der Heim-Niederlage gegen den KSC eine Jobgarantie. “Definitiv” werde der 42-Jährige am kommenden Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) bei der schweren Aufgabe gegen den FC Schalke 04 auf der Bank sitzen, erklärte Interimsvorstandsboss Jürgen Wehlend. In der Veltins-Arena verlor S04 zuletzt Ende Januar, die Kogge holte im neuen Jahr auswärts erst vier Punkte. Am 34. Spieltag geht es zuhause gegen den SC Paderborn.

Für Kristian Walter dürfte bei der Fahrt nach Gelsenkirchen derweil einer der letzten Auftritte als Sportdirektor des FC Hansa anstehen. Die Ostsee-Zeitung berichtet, dass sich der Verein und Walter auf eine Vertragsauflösung nach dem Ende der Saison geeinigt haben sollen.

Der 39-Jährige, der erst im vergangenen Sommer nach über zehn Jahren bei Dynamo Dresden als Nachfolger von Martin Pieckenhagen nach Rostock gekommen war, steht schon länger in der Kritik, weil sich ein Großteil der insgesamt 15 Neuzugänge nicht als Verstärkung erwies. Dem Bericht zufolge soll Walter im Sommer als Scout zu Dynamo Dresden zurückkehren.

Heile Dixi-Klos: Hansa lehnt Spende für eigenen Nachwuchs ab

Weil die meisten Dixi-Klos, auf die Rostocks Fans gegen St. Pauli ausweichen mussten, heil geblieben waren, wollte die Betreiberfirma Hansa Geld spenden – doch der Klub lehnte ab.

Ein wenig Spott ließ sich der St. Pauli gegen Rostock nicht nehmen.

Ein wenig Spott ließ sich der St. Pauli gegen Rostock nicht nehmen.

IMAGO/Steinbrenner

Allein in diesem Kalenderjahr hat das DFB-Sportgericht den FC Hansa Rostock wegen Fehlverhalten der Anhänger bereits zu drei Geldstrafen verurteilt, die sich auf insgesamt 244.200 Euro belaufen. Nun, da die Fans mit ihrem Benehmen ausnahmsweise mal umgekehrt für Einnahmen gesorgt hätten, lehnte der abstiegsbedrohte Tabellenvorletzte der 2. Liga das Geld jedoch bewusst ab.

Die Betreiberfirma Otto Dörner hatte vor Rostocks Auftritt beim FC St. Pauli am vorvergangenen Freitag (0:1) für jede mobile Toilette, die der Hansa-Anhang nicht beschädigt, eine Spende von 100 Euro an den Nachwuchs des Klubs versprochen. Hintergrund war, dass Hansa-Fans beim vorangegangenen Gastspiel am Millerntor die sanitären Anlagen zerstört hatten und deshalb diesmal aus disziplinarischen Gründen auf Dixi-Klos ausweichen mussten. Zwischen den Fanlagern beider Klubs herrscht eine tiefe Rivalität.

Weil 33 der 40 Toiletten “bis auf ein paar Aufkleber und Graffitis” tatsächlich unversehrt geblieben waren, wollte Otto Dörner nun im Rahmen seiner eigens ins Leben gerufenen PR-Aktion “Toiletten für Toleranz” sein Versprechen erfüllen und dem Hansa-Nachwuchs 3300 Euro zukommen lassen. “Leider hat FC Hansa Rostock beschlossen, die Spende aus der Aktion nicht anzunehmen, und stattdessen gebeten, den Spendenbetrag einem anderen Spendenempfänger zu übergeben, was Otto Dörner bedauert”, teilte das Unternehmen am Montagmorgen mit.

Nun sollen vier andere Klubs profitieren

Der neue Plan: Das Geld soll an vier andere Fußballvereine in Mecklenburg gespendet werden. Weil der Betrag auf 5000 Euro aufgestockt wurde, wovon 1000 Euro an die Kinderkrebshilfe überwiesen werden, bleiben je 1000 Euro für vier Klubs, die sich bis Ende Mai bewerben können und dann per Los ausgewählt werden. So will der Klobetreiber “sicherstellen, dass unsere Spenden auch dort ankommen, wofür wir sie ursprünglich angedacht haben”, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter Oliver Dörner.

“… dann sind wir oben dabei”: Neumann hadert mit den Unentschieden

An diesem Spieltag gelang Hannover einmal wieder ein Erfolg, sogar ein historischer. Eine andere Statistik aber ärgert den Verteidiger, der am nächsten Wochenende zuschauen muss.

Fehlt nach seiner Gelben Karte am kommenden Spieltag: Phil Neumann (mi.).

Fehlt nach seiner Gelben Karte am kommenden Spieltag: Phil Neumann (mi.).

IMAGO/Noah Wedel

Am Ende wurde es noch einmal eine regelrechte Zitterpartie und manch einer, der es mit Hannover 96 hält, mag sich an die dunkle Sieglos-Serie gegen diesen Gegner erinnert haben: Knapp mit 3:2 behielt das Team diesmal aber die Oberhand – und feierte im zehnten Spiel gegen den SC Paderborn 07 nach zuvor zwei Unentschieden und sieben Niederlagen den ersten Sieg.”Es fühlt sich gut an. Es war ein Thema, dass wir die Serie endlich beenden wollen und auch gegen Paderborn gewinnen können”, berichtete Phil Neumann nach der Partie. “Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben auch bedingt durch die Fehler der Paderborner schnell 3:0 geführt.” Doch es wurde noch einmal spannend, nachdem die Ostwestfalen zweifach zurückschlugen. Neumann: “Der Sack ist schon zu, da darfst du dir nicht diese Gegentore fangen und Paderborn zurück ins Spiel holen.”

2. Bundesliga, 32. Spieltag

Remis-Rekordhalter 96

Diesmal fuhren die Niedersachen einmal wieder drei Punkte ein – es war der erste Heimsieg seit dem 16. Februar (2:1 gegen Greuther Fürth). “Wir haben in dieser Zeit aber auch nur gegen St. Pauli zu Hause verloren”, relativierte Neumann. Insgesamt habe die Mannschaft in dieser Saison zu viele Unentschieden produziert.

Mit schon 13 Punkteteilungen ist 96 aktuell in der 2. Liga Remis-Rekordhalter und kann hier theoretisch nur noch vom VfL Osnabrück eingeholt werden.”Ja, das ist es halt. Da hat immer der Tick gefehlt, die Spiele auf unsere Seite zu ziehen”, sinnierte Neumann. “Die 2. Liga ist eben sehr eng, Details entscheiden. Wenn wir von den 13 Unentschieden nur drei, vier der Spiele mit einem Sieg auf unsere Seite gezogen hätten, sind wir oben mit dabei – so sieht es aus. Wir waren relativ zufrieden mit unseren Leistungen, es haben oft einfach Kleinigkeiten gefehlt.”

Sperre vor dem Spiel gegen Kiel

Mit der fünften Gelben Karte, die Neumann gegen Paderborn nach einem Foul und anschließendem Meckern nach 70 Minuten gegen Ilyas Ansah zog, fehlt der Hannoveraner in der kommenden Partie beim Karlsruher SC. Kommentar des 26-Jährigen: “Blöd gelaufen, aber auch nicht provoziert.” Ein Schelm, wer vermutet, der Top-Verteidiger habe es bewusst auf diese Sperre angelegt. Zum großen Finale der Saison geht es für 96 am letzten Spieltag gegen Ex-Klub und Erstliga-Anwärter Holstein Kiel – dann wieder mit Neumann.

Michael Richter

“Nicht in jeder Aktion voll da”: Kwasniok ärgert sich über “kapitale Böcke”

Ein spektakuläres Spiel in Hannover verlor der SC Paderborn trotz 0:3-Rückstand nur knapp mit 2:3. Trainer Lukas Kwasniok ärgert sich über zwei kapitale Fehler, lobt aber die Moral des Teams.

Bemängelte das Verhalten seiner Spieler in zwei entscheidenden Aktionen: Lukas Kwasniok.

Bemängelte das Verhalten seiner Spieler in zwei entscheidenden Aktionen: Lukas Kwasniok.

IMAGO/Noah Wedel

“Heute ist Weltlachtag, das hab ich auch meinen Spielern mitgegeben”, meinte Paderborns Cheftrainer Lukas Kwasniok nach der 2:3-Niederlage bei Hannover 96, “aber nach 20 Minuten ist uns das Lachen vergangen.” Mit 0:3 lag seine Mannschaft da bereits zurück. Und daran hatten die Paderborner selbst großen Anteil, oder wie es Kwasniok ausdrückte: “Wir sind gut gestartet, aber dann haben wir dem Gegner mit zwei kapitalen Böcken den Weg geebnet.”

Musliu und Hoffmeier mit schlimmen Patzern

Da war zum ersten Visar Musliu. Der Kapitän der Ostwestfalen hatte im Spielaufbau den Ball von Torhüter Pelle Boevink erhalten, fand jedoch keine Anspielstation und wollte daher zum Keeper zurück passen. Der hatte sich neben dem Pfosten postiert, doch Musliu spielte den Ball aus der Drehung blind in die Mitte, wo Hannovers Lars Gindorf zum 1:0 einschob. Als “Wahnsinn” bezeichnete Kwasniok diese Aktion. “Wenn man schon rückwärts spielt, dann musst du den ballnahen Torhüter mitnehmen. Und wir spielen, warum auch immer, den Ball zentral rein”, ärgerte sich der 42-Jährige am Mikrofon von Sky.

Es gilt, die Niederlage mit einem Lächeln zu akzeptieren und weiter hart zu arbeiten.

Lukas Kwasniok über die 2:3-Niederlage in Hannover

Doch damit nicht genug: Dem 3:0 der 96er ging ein viel zu kurzer Rückpass von Verteidiger Marcel Hoffmeier voraus, den sich Nicolo Tresoldi schnappte. “Wir haben einen guten Ballgewinn, doch statt vorwärts zu spielen, drehen wir siebenmal eine Pirouette, um dann quer zu spielen”, bemängelte der SCP-Trainer hier. Dadurch sei Hoffmeier unter Druck geraten und könne dann nur noch rückwärts spielen. Der Fehler war die Folge.

Kwasniok: “Quäntchen Glück hat gefehlt”

Der Sieg für Hannover sei daher am Ende verdient, bilanzierte Kwasniok später. “Denn zu einem Spiel gehören 90 Minuten fokussierte Arbeit. Das hat heute nicht jeder geschafft, wir waren nicht in jeder Aktion voll da.” Dass die Niederlage am Ende äußerst knapp ausfiel – nach Toren von Koen Kostons und Raphael Obermair war der SCP noch vor der Pause noch herangekommen – nötigte Kwasniok allerdings ein Lob ab: Die Moral seiner Mannschaft sei “1A”.

Ähnlich sah es auch 96-Trainer Stefan Leitl, sprach gar von einem Déjà-vu zum letzten Heimspiel gegen die Ostwestfalen. Auch damals, im Februar 2023, hatte Hannover schnell mit 2:0 geführt, damals sogar nach vier Minuten, das Spiel aber noch mit 3:4 verloren. “Aber diesmal haben wir das Quäntchen Glück auf unsere Seite gezwungen”, freute sich Leitl.

Dieses Quäntchen habe Paderborn gefehlt, gab auch Kwasniok zu. Vor allem kurz vor Schluss, als Ron-Robert Zieler nach einem Eckball erst auf der Linie rettete, ehe Musliu einen Kopfball an den Innenpfosten setzte. “Aber wir können damit leben, auch wenn wir natürlich enttäuscht sind”, so der SCP-Coach. “Es gilt, die Niederlage mit einem Lächeln zu akzeptieren und weiter hart zu arbeiten.” Schließlich ist ja Weltlachtag.

HSV: Was bringt der Derby-Sieg für die Zukunft?

Die Party nach dem Derby-Sieg führte die HSV-Profis ausgerechnet in die “Tankstelle”, eine Fankneipe im Stadtteil St. Pauli. Aber wo führt das 1:0 vom Freitagabend noch in der Tabelle und in der weiteren Zukunft hin?

Jubel über den Derbysieg: Die Spieler des HSV feiern vor ihren Fans.

Jubel über den Derbysieg: Die Spieler des HSV feiern vor ihren Fans.

IMAGO/Claus Bergmann

Matheo Raab wiederholt geradezu mantraartig seinen Leitsatz seit dem 0:1 gegen Holstein Kiel. Auch auf die Frage, ob die durch den Erfolg über St. Pauli erzeugte Stimmung die, Stand jetzt, enttäuschende Spielzeit aufhübscht, sagt der Keeper: “Die Saison ist noch nicht vorbei.”

2. Bundesliga, 32. Spieltag

Der mit den Träumen vom großen Sprung nach oben gestartete HSV denkt nur noch in kleinen Schritten. Und der nächste soll sein: Die Spieltagskonstellation nutzen und durch einen Sieg am Freitagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Paderborn zumindest für einen Tag den Rückstand auf Düsseldorf auf einen Punkt verkürzen und den Druck vor dem Fortuna-Gastspiel bei Spitzenreiter Holstein Kiel (Samstag, 20.30 Uhr) erhöhen.

Schonlau will Push aus Stadtderby mitnehmen

“Es ist scheiße, so hoffen zu müssen”, sagt Jonas Meffert, “es liegt einfach nicht mehr in unserer Hand, und das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wir haben über die gesamte Saison hinweg einfach zu viel liegen gelassen.”

Die Minimalchance aber soll gewahrt werden: “Wir wollen den Sieg in Paderborn holen”, verdeutlicht Sebastian Schonlau vor der Reise in seine alte Heimat, “aber wir wissen natürlich, dass bei vier Punkten Rückstand und nur noch zwei ausstehenden Spielen eine Menge passieren muss.”

Der Erfolg in der “Stadtmeisterschaft” soll ein Energiespender sein und helfen, dass der Stimmungsumschwung nach der schmerzhaften Kiel-Pleite vor zwei Wochen nachhaltig ist. “Der Erfolg gibt uns definitiv etwas”, glaubt der Kapitän, “das gibt uns einen Push, den wollen wir mitnehmen.” Aber er räumt auch ein: “Die Euphorie über den Sieg weicht natürlich auch ein bisschen dem Realismus.”

Jüngste Entwicklung spricht für Baumgart

Der HSV hat nach dem wohl vorzeitigen Aus im Aufstiegsrennen gegen die Kieler an einer Weggabelung, an der dieser Verein in der Vergangenheit schon häufiger komplett aus der Kurve geflogen ist, wieder in die Spur gefunden. Zudem wird sichtbar, dass Steffen Baumgart und seine Spielidee sowie diese Mannschaft sehr wohl zusammenpassen können, wenn sie etwas gemeinsame Zeit bekommen.

Die jüngste Entwicklung spricht folglich auch für den Trainer, unverändert aber gegen den Zeitpunkt seiner Inthronisierung, fünf Spiele nach dem Rückrundenbeginn. Baumgart wirbt dennoch offen für Sportvorstand Jonas Boldt, der nicht ausschließlich, aber auch wegen dieser Entscheidung im Mittelpunkt der Diskussionen über die künftige Ausrichtung steht. “Unsere Zusammenarbeit im Verein ist gut. Es ist Ruhe, und ich habe nicht das Gefühl, dass einer von denen, die hier im Verein arbeiten, Handlungsbedarf sieht.”

Sebastian Wolff

Offiziell: Nürnberg trennt sich von Sportvorstand Hecking

Der 1. FC Nürnberg spielt eine Rückrunde zum Vergessen. Unter anderem verantwortlich dafür ist Dieter Hecking, dessen Zeit beim Club nun endet.

Seine Zeit beim Club endet: Sportvorstand Dieter Hecking.

Seine Zeit beim Club endet: Sportvorstand Dieter Hecking.

IMAGO/Zink

Ein Verein wie der 1. FC Nürnberg hat in der 2. Bundesliga natürlich andere Ziele, als nach unten zu schauen. Aber genau das muss der Club nach einer völlig verkorksten Rückrunde tun, zumal der FCN nach dem 1:3 bei Fortuna Düsseldorf am Freitagabend weiter in akuter Abstiegsgefahr ist.

Die Entscheider haben sich schon vor dem Gang zum Aufstiegskandidaten nach der sportlichen Misere zusammengesetzt und die Zukunft beraten. Herausgekommen ist dabei nun, dass es ab sofort ohne Sportvorstand Dieter Hecking weitergehen soll.

“Auf unbefriedigendem Niveau konstant”

Der Aufsichtsrat hatte noch im vergangenen Jahr inmitten einer komplett verkorksten Drei-Trainer-Spielzeit den Vertrag mit dem 59-Jährigen verlängert, nun fand sich in dem Gremium in nahezu identischer Besetzung eine Mehrheit für die Trennung, die der Verein am frühen Sonntagabend offiziell bestätigte.

“Der Aufsichtsrat bedauert die Entwicklung, ist aber nach kritischer und sorgfältiger Analyse und Abwägung aller Fakten zu dem Entschluss gekommen, dass ein Ende der Zusammenarbeit unvermeidbar ist”, sagte Peter Meier, Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Nürnberg. “Dieter Hecking hat zwar in Hinblick auf den Etat außerordentliche Spieler-Erlöse generiert sowie den Weg begonnen, in besonderer Weise Nachwuchsspieler in die Profi-Mannschaft einzubinden. Dennoch ist die sportliche Entwicklung in dieser Saison rückläufig und im Rückblick auf die vergangenen vier Jahre auf unbefriedigendem Niveau konstant.”

Stefan Heim, Leiter der Stabsstelle Stadionentwicklung, übernehme kommissarisch den zweiten Vorstandsposten, hieß es in der Mitteilung. Parallel laufe die Suche nach einem Nachfolger.

Keine wirkliche Entwicklung zu sehen

Saison 2023/24

Hecking, der die Nürnberger bereits zwischen 2009 und 2012 trainiert hatte, war zur Saison 2020/21 als Sportvorstand zurückgekehrt. Wirklich erfolgreich spielte der Club aber auch unter dem neuen Boss, der am Ende der Spielzeit 2022/23 sogar als Interimstrainer gefragt war, nicht. Auch mit vier verschiedenen Coaches (Robert Klauß, Markus Weinzierl, eben Hecking selbst und jetzt Cristian Fiel) hat sich die Mannschaft kaum weiterentwickelt.

Der Club, der zuletzt fünf Niederlagen hintereinander kassierte und nur einen Punkt aus den vergangenen sieben Spielen ergatterte, geht auf Platz 13 stehend in die letzten beiden Partien. Am Samstag kommt die SV Elversberg nach Nürnberg, ehe es am 34. Spieltag zum Hamburger SV geht.

Becker macht es “frei Schnauze”: Kiel hat Matchball

Holstein Kiel hält nach dem 1:0 beim SV Wehen Wiesbaden die Aufstiegstrümpfe in der Hand. Im Topspiel gegen Fortuna Düsseldorf reicht der KSV schon ein Remis zum erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga.

Der Moment vor dem 1:0 in Wiesbaden: Timo Becker  köpft das Tor des Tages.

Der Moment vor dem 1:0 in Wiesbaden: Timo Becker  köpft das Tor des Tages.

IMAGO/RHR-Foto

Im Doppelinterview stellten sich die Kieler Lewis Holtby und Timo Becker nach der Partie vor das Sky-Mikrofon. Der Routinier brachte den Sieg beim kampfstarken Aufsteiger in einem kurzen Resümee auf den Punkt: “Das Tor wird nicht gezählt, wir machen so ein Murmeltor. Das ist heute einfach so ein Tag: wunderschön!”

Holtby hatte versucht, sein Team nach dem wegen Überschreitens der Torauslinie nicht anerkannten Treffer von Wiesbadens Marcus Mathisen in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs noch auf dem Platz aufzurütteln. Der Mittelfeldstratege gestand: “Es war nicht unser bestes Spiel, wir haben es in der Pause analysiert, dann besser gemacht und mehr Kontrolle gehabt.”

Becker: “Der Ball kommt genau auf meine Birne”

Beckers siebter Saisontreffer (65.) untermauerte die Auswärtsstärke der KSV (11/3/2) und hat den Nordklub dem großen Ziel einen wichtigen Schritt näher gebracht. Beim Tor des Tages hatte laut dem Außenbahnspieler Intuition eine Rolle gespielt: “Jede Mannschaft hat ihre Standardmuster, wir auch. Heute habe ich das aber mal frei Schnauze gemacht und gedacht, ich laufe mal nicht in den Raum, in den ich rein soll. Ich setze mich nach hinten ab, der Ball kommt genau auf meine Birne, natürlich ist da auch Glück dabei.”

Der Torschütze musste dann angeschlagen raus (“Ich habe unglücklich einen Hit bekommen”) – vorzeitig wie schon zuletzt beim 1:3 gegen Lautern. Beim 27-Jährigen fordert die lange Saison ihren Tribut, aber die Physiotherapeuten hätten ihn vor dem Gastspiel beim SVWW “wieder auf Vordermann gebracht”. Zum Glück für die Störche: “Ich bin stolz, dass ich der Mannschaft helfen konnte, und die Jungs das über die Zeit gebracht haben.”

Holtbys Plan: “Das Ding wuppen”

Nun also wartet im Topspiel am nächsten Samstagabend der Dritte aus Düsseldorf, den Holstein wieder auf fünf Zähler distanziert hat. Ein Punkt genügt zum Aufstieg. “Wir werden alles geben, dass wir es schaffen”, blickte Holtby auf das Topduell voraus. Und zu Becker gewandt: “Wir packen ihn erstmal in Watte, so dass er 90 plus marschieren kann. Dann heißt es Vollgas geben und das Ding wuppen.”

Wenn man am vorletzten Spieltag ein Topspiel hat, dann hat man schon Großes erreicht.

Marcel Rapp

Das möchte natürlich auch Coach Marcel Rapp, der allerdings angesprochen auf das “Endspiel” gegen Düsseldorf bremste: “Wir freuen uns total, trotzdem ist es nicht das Endspiel, sondern es gibt noch zwei Spiele”, stellte der 45-Jährige richtig, wusste aber auch: “Wenn man am vorletzten Spieltag ein Topspiel hat, dann hat man schon Großes erreicht.”

Für das bisher Größte der Vereinsgeschichte wird Rapp seine Schützlinge wie immer sicher äußerst gewissenhaft vorbereiten.