“Wichtig, dass es raus ist”: Leitls Umgang mit Teucherts Abgang

Nachdem sich die Zukunft für den besten 96-Stürmer geklärt hat, hofft der Trainer auf neue Impulse. Die Wertschätzung für Cedric Teuchert ist unverändert hoch …

Verlässt Hannover Richtung MLS: Cedrid Teuchert.

Verlässt Hannover Richtung MLS: Cedrid Teuchert.

picture alliance/dpa

Erleichterung bei Hannover 96 nach Bekanntwerden der Entscheidung von Cedric Teuchert, der im Sommer zu MLS-Klub St. Louis City in die USA wechseln wird. “Wir sind in den Gesprächen sehr vertrauensvoll damit umgegangen”, berichtete Stefan Leitl am Tag nach der Bekanntgabe. “Ich glaube, es war für alle Beteiligten wichtig, dass raus ist, dass er sich noch einmal verändern möchte.” Als Trainer des scheidenden Spielers wünsche er sich einfach, dass er befreit sei. “Ich hoffe, dass er seine Lockerheit, seine Frische zurückbekommt. Dann ist Cedric Teuchert für uns immer ein Faktor im Spiel.” Man habe ja gesehen: “Wann immer es ging, haben wir ihn gebracht. Obwohl er angeschlagen oder krank war. Das spricht auch für seine Qualität. Wir im Trainerteam wünschen uns einfach, dass sein Kopf frei ist und er sich freut, die letzten Spiele für Hannover noch genießen zu können.”

Gindorf bleibt im Team

Die Wertschätzung ist unvermindert hoch. Ob Teuchert am Sonntag freilich im Heimspiel gegen den SC Paderborn 07 in der Startelf stehen wird, ließ Leitl noch offen, aber: “Wir werden ihn natürlich bringen. Wenn er in der Verfassung ist, auch von Anfang an. Aber er ist immer ein Faktor für uns. Es ist immer noch so, dass er die meisten Tore geschossen hat und wirklich auch sehr gute Leistungen gezeigt hat, auch in diesem Jahr.” Elf Saisontore und vier Assists stehen für den gebürtigen Coburger zu Buche, damit ist er nach wie vor Top-Scorer des Teams. Leitl: “Dann guckst du dir natürlich die Trainingseinheiten an, wie er sich bewegt. Ich wünsche mir einfach, dass er seine Coolness wiederbekommt, um für uns noch einmal die bestmögliche Leistung zu bringen, damit wir Punkte holen. Das wünsche ich mir für ihn – und für uns.”

Doch es gilt auch die Frage zu klären, wer aus der Startelf weichen müsste, käme Teuchert dort im Angriff oder auf der Zehnerposition zum Einsatz. Shooting-Star Lars Gindorf soll es nicht treffen. Die Frage, ob der 22-Jährige drin bleibt, beantwortete Leitl mit einem schlichten “Ja”, denn: “Gibt es einen Grund, zu tauschen? Ich denke, nein. Lars hat sowohl von der Bank aus als auch in den letzten beiden Spielen sehr gut gespielt. Gegen St. Pauli hat er sich mit einem Treffer belohnt. Zuletzt in Berlin waren wir in der ersten Hälfte sehr nah dran, ein Tor zu erzielen, da war er ein wichtiger Faktor.”

Blick auf den Transfermarkt

Vor einigen Wochen hatte Leitl keinen Hehl daraus gemacht, am liebsten mit seinen vier bisherigen Stürmern – also neben Teuchert auch mit Andreas Voglsammer, Havard Nielsen und Nicolo Tresoldi – weitermachen zu wollen. Nun gibt es mit Teucherts Abgang eine neue Situation. “Wir sind da natürlich im Austausch, sondieren den Stürmermarkt und gucken: Was steht zur Verfügung?”, schildert Leitl den Umgang mit der Personalie. “Wir müssen die bestmögliche Lösung finden. Das werden wir in den kommenden Tagen intensiver besprechen.”

Michael Richter

Satt sechsstellig: DFB bestraft Hannover 96 für Vorfälle in acht Spielen

Das DFB-Sportgericht hat nun auch Hannover 96 zur Kasse gebeten – wegen insgesamt gleich acht Fällen unsportlichen Verhaltens seiner Fans rund um das Investorenthema.

Protest der Fans in Hannover führten im Januar zu einer Spielunterbrechung in der Partie gegen Nürnberg um Torwart Carl Klaus.

Protest der Fans in Hannover führten im Januar zu einer Spielunterbrechung in der Partie gegen Nürnberg um Torwart Carl Klaus.

IMAGO/Noah Wedel

Wie eine mündliche Verhandlung am DFB-Campus in Frankfurt am Main am Freitag ergab, muss Hannover 96 wegen unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger in acht Spielen eine Geldstrafe in Höhe von insgesamt 289.500 Euro begleichen. Dem niedersächsischen Zweitligisten wird dabei nachgelassen, “ein Drittel dieses Betrags für präventive, sicherheitstechnische Maßnahmen zu verwenden”, heißt es von Seiten des Verbands. Das muss 96 bis Jahresende nachweisen können, sonst gibt es diesen Nachlass nicht.

Im Detail ging es bei der Verhandlung um Ligaspiele am 16. Dezember 2023 in Kiel, am 9. Februar dieses Jahres beim Hamburger SV, eine Woche später beim Spiel in Hannover gegen Fürth, am 24. Februar in Osnabrück sowie am 16. März in Hannover gegen Kaiserslautern.

Zudem wurden die Vorkommnisse im Rahmen der Protest-Aktionen gegen einen möglichen DFL-Investor in den Rückrundenpartien bei der SV Elversberg am 20. Januar, gegen den 1. FC Nürnberg am 26. Januar und gegen den FC Hansa Rostock am 4. Februar “zur gemeinsamen Verhandlung und Entscheidung mit den Verfahren verbunden”, schreibt der DFB.

Allein 150.000 Euro für das FCK-Spiel

Für die Vorkommnisse in Elversberg etwa wurde einer Geldstrafe in Höhe von 2.500 Euro verhängt, die Geldstrafe für die Vorkommnisse im Spiel gegen Nürnberg beträgt 5.000 Euro, die Geldstrafe für das Spiel gegen Rostock 15.000 Euro. Besonders teuer wurde das Fehlverhalten im Spiel gegen den FCK – 150.000 Euro.

Diverse Vergehen wurden geahndet. Das Werfen verschiedener Gegenstände, unter anderem Schokolade, Tennis-, Golfbälle und Flummis. Das Zünden pyrotechnischer Gegenstände sowie massive Sachbeschädigungen in Sanitäranlagen. Darüber hinaus zeigten Hannoveraner Fans in einem Fall “drei Banner mit verunglimpfenden und menschenverachtenden Inhalt, insbesondere ein Banner mit dem Bild von Martin Kind (Präsident der 96er, Anm. d. Red.) in einem Fadenkreuz”.

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Falles und zur ordnungsgemäßen Aufklärung des Sachverhaltes hatte das DFB-Sportgericht auf Antrag des DFB-Kontrollausschusses eine mündliche Verhandlung angeordnet, so der Verband. Gegen die Urteile vom Freitag kann Hannover 96 binnen einer Woche Berufung einlegen und vor das DFB-Bundesgericht ziehen.

“Es ist noch nicht vorbei”: Leitls Appell für Hannovers Schlussspurt

Der Gegner scheint nicht gerade wie gemacht, um das Punktekonto weiter aufzufüllen. Doch der 96-Trainer lässt sich davon nicht beeindrucken und rückt andere Aspekte in den Vordergrund. Ein Trio wird ihm am Sonntag aber fehlen.

“Paderborn ist ein Gegner, der uns zuletzt nicht ganz so gut lag”: Stefan Leitl.

IMAGO/Jan Huebner

Der Aufstiegszug ist für diese Saison abgefahren, selbstverständlich weiß das auch in Hannover jeder. “Natürlich könntest du jetzt sagen: Du kannst es laufen lassen”, so Stefan Leitl: “Aber nein, wir ziehen es durch!”

Nach wie vor sollen diejenigen Akteure zum Einsatz kommen, die sich das durch ihre Leistungen zuvor in Training und Spiel auch verdient haben. Und dann gibt es noch eine Geheimrechnung, die Team und Trainer miteinander aufgemacht haben.

“Wir haben das persönliche, interne Ziel noch nicht erreicht”, lässt der Coach nur durchblicken und appelliert: “Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen, das haben wir mit den Jungs auch nach dem Berlin-Spiel (1:1 bei Hertha BSC am vergangenen Wochenende, d. Red.) noch einmal besprochen. Es ist noch nicht vorbei. Wir brauchen noch Punkte, um das besagte Ziel zu erreichen.”

Nur zwei Remis gegen den SCP07

Der Gegner SC Paderborn 07 scheint allerdings mit Blick auf die Vergangenheit nicht gerade dafür gemacht, die gewünschten Punkte zu liefern. Bisher gab es noch keinen Sieg gegen die Ostwestfalen. In neun Vergleichen in der 1. und 2. Liga reichte es für 96 nur im Jahr 2021 zweimal zu einem Unentschieden, jeweils 0:0.

“Die Statistik spricht nicht für uns. Wir sind sehr motiviert, dass wir das Ding auf unsere Seite drehen”, sagt Leitl zu dieser dunklen Sieglos-Serie. “Paderborn ist ein Gegner, der uns zuletzt nicht ganz so gut lag. Wir haben die Möglichkeit, es diesmal besser zu machen. Es ist ein Heimspiel, wir wollen es gewinnen. Wir freuen uns darauf. Es ist an der Zeit, drei Punkte einzufahren.”

Nielsen, Ezeh und Scott fehlen

Zum Personal: Neben Havard Nielsen (Achillessehne) werden auch Brooklyn Ezeh, der die Woche über krank war, und Christopher Scott (Rücken) ausfallen. Dem Mittelfeldspieler, Saison-Leihgabe aus Antwerpen, läuft allmählich die Zeit davon, sich noch in Hannover zu empfehlen. “Er hat Teile mittrainiert, wird am Montag komplett einsteigen”, so Leitl. “Wir hoffen, dass er gesund bleibt, um dann in den restlichen zwei Spielen auch noch einmal Minuten zu sammeln.”

Muhammed Damar, Antonio Foti und Julian Börner werden darüber hinaus die U 23 am Samstag in der Regionalliga Nord im Heimspiel gegen den SSV Jeddeloh II unterstützen.

Michael Richter

“Es ist noch nicht vorbei”: Leitls Appell für Hannovers Schlussspurt

Der Gegner scheint nicht gerade wie gemacht, um das Punktekonto weiter aufzufüllen. Doch der 96-Trainer lässt sich davon nicht beeindrucken und rückt andere Aspekte in den Vordergrund. Ein Trio wird ihm am Sonntag aber fehlen.

“Paderborn ist ein Gegner, der uns zuletzt nicht ganz so gut lag”: Stefan Leitl.

IMAGO/Jan Huebner

Der Aufstiegszug ist für diese Saison abgefahren, selbstverständlich weiß das auch in Hannover jeder. “Natürlich könntest du jetzt sagen: Du kannst es laufen lassen”, so Stefan Leitl: “Aber nein, wir ziehen es durch!”

Nach wie vor sollen diejenigen Akteure zum Einsatz kommen, die sich das durch ihre Leistungen zuvor in Training und Spiel auch verdient haben. Und dann gibt es noch eine Geheimrechnung, die Team und Trainer miteinander aufgemacht haben.

“Wir haben das persönliche, interne Ziel noch nicht erreicht”, lässt der Coach nur durchblicken und appelliert: “Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen, das haben wir mit den Jungs auch nach dem Berlin-Spiel (1:1 bei Hertha BSC am vergangenen Wochenende, d. Red.) noch einmal besprochen. Es ist noch nicht vorbei. Wir brauchen noch Punkte, um das besagte Ziel zu erreichen.”

Nur zwei Remis gegen den SCP07

Der Gegner SC Paderborn 07 scheint allerdings mit Blick auf die Vergangenheit nicht gerade dafür gemacht, die gewünschten Punkte zu liefern. Bisher gab es noch keinen Sieg gegen die Ostwestfalen. In neun Vergleichen in der 1. und 2. Liga reichte es für 96 nur im Jahr 2021 zweimal zu einem Unentschieden, jeweils 0:0.

“Die Statistik spricht nicht für uns. Wir sind sehr motiviert, dass wir das Ding auf unsere Seite drehen”, sagt Leitl zu dieser dunklen Sieglos-Serie. “Paderborn ist ein Gegner, der uns zuletzt nicht ganz so gut lag. Wir haben die Möglichkeit, es diesmal besser zu machen. Es ist ein Heimspiel, wir wollen es gewinnen. Wir freuen uns darauf. Es ist an der Zeit, drei Punkte einzufahren.”

Nielsen, Ezeh und Scott fehlen

Zum Personal: Neben Havard Nielsen (Achillessehne) werden auch Brooklyn Ezeh, der die Woche über krank war, und Christopher Scott (Rücken) ausfallen. Dem Mittelfeldspieler, Saison-Leihgabe aus Antwerpen, läuft allmählich die Zeit davon, sich noch in Hannover zu empfehlen. “Er hat Teile mittrainiert, wird am Montag komplett einsteigen”, so Leitl. “Wir hoffen, dass er gesund bleibt, um dann in den restlichen zwei Spielen auch noch einmal Minuten zu sammeln.”

Muhammed Damar, Antonio Foti und Julian Börner werden darüber hinaus die U 23 am Samstag in der Regionalliga Nord im Heimspiel gegen den SSV Jeddeloh II unterstützen.

Michael Richter

Nun also doch: Teuchert verlässt Hannover im Sommer

Im Winter hatte Cedric Teuchert ein Angebot aus den USA noch ausgeschlagen, im Sommer zieht es den 27-Jährigen nun doch ins Ausland. Der Abgang von Hannovers Top-Torjäger ist beschlossene Sache.

Verlängert seinen auslaufenden Vertrag nicht: Cedric Teuchert.

Verlängert seinen auslaufenden Vertrag nicht: Cedric Teuchert.

IMAGO/Matthias Koch

“Wir hatten heute ein sehr gutes Gespräch, in dem er mir sehr klar seinen Entschluss mitgeteilt hat, bei Hannover 96 zu bleiben und in diesem Winter nicht wechseln zu wollen”, hatten die Worte von Marcus Mann Ende Januar gelautet, als sich Cedric Teuchert trotz eines lukrativen Angebots aus den USA zu Hannover 96 bekannt hatte.

Wechsel nach St. Louis gilt als wahrscheinlich

Knapp dreieinhalb Monate später muss der Sportdirektor dem Stürmer nun doch “alles Gute” wünschen, denn zum Saisonende trennen sich die Wege von Teuchert und 96 endgültig. Der 27-Jährige wird seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern und aller Voraussicht nach zum US-amerikanischen St. Louis City SC wechseln – dem Klub, der ihn ursprünglich schon im Winter gerne unter Vertrag genommen hätte.

“Für meine Familie ergibt sich jetzt nochmal eine Möglichkeit, ins Ausland zu gehen”, wird Teuchert auf der Klubwebsite zitiert. Während sich Hannovers torgefährlichster Spieler (elf Saisontore) im Winter noch “ganz bewusst” gegen einen Wechsel entschieden hätte, sei es jetzt aus seiner Sicht “ein deutlich besserer Zeitpunkt für einen Abschied”. Er “hoffe sehr, dass die Entwicklung weiter so positiv verläuft wie zuletzt und wünsche Hannover 96 für die kommende Saison den größtmöglichen Erfolg”.

Das Trikot des Zweitligisten habe er “sehr gerne getragen” – und wird es wohl noch dreimal tun. Die Niedersachsen, die nach dem jüngsten Remis in Berlin (1:1) mittlerweile seit vier Partien auf einen Sieg warten, treffen im Saisonendspurt auf Paderborn (H), Karlsruhe (A) und Kiel (H).

“Ich war tatsächlich überrascht”: Leopolds später Treffer ins Glück

Als schon keiner mehr damit rechnete, schlug er zu. Mit seinem Lucky Punch sicherte der Mittelfeldspieler den Niedersachsen noch einen Punkt in der Hauptstadt …

Hannovers Enzo Leopold gelang der Lucky Punch.

Hannovers Enzo Leopold gelang der Lucky Punch.

IMAGO/Jan Huebner

Ausgerechnet gegen Hertha BSC, das kürzlich gerüchteweise als möglicher Interessent gehandelt wurde, klappte es wieder. Nachdem es zuvor in seiner Karriere lange an der Torgefährlichkeit haperte, erzielte Enzo Leopold im Olympiastadion das dritte Zweitligator seiner Karriere, zugleich das dritte in der laufenden Saison. So spät noch den Ausgleich zum 1:1 zu machen, war schon etwas Besonders. Dazu auch noch per Kopf aus zehn Metern – als mit 1,74 Metern Länge kleinster Spieler seines Teams. “Natürlich fühlt sich das super an, noch wenigstens mit einem Punkt nach Hause zu fahren”, so der 23-Jährige zu seinem Lucky Punch in der Hauptstadt. “Ein gutes Gefühl. Ich war tatsächlich überrascht, dass mich da gar keiner auf dem Schirm hatte. Und so konnte ich das Ding glücklicherweise reinmachen.”

Leitl lobt und kritisiert

Natürlich zeigte sich auch Stefan Leitl nach dem verdienten, aber im späten Zustandekommen glücklichen Teilerfolg erleichtert. “Die Situation geht von Marcel Halstenberg aus, der eine gute Flanke bringt. Eine Situation, die nicht herausgespielt war, uns aber gutgetan hat, weil wir dadurch den Punkt geholt haben.” Der Trainer verband sein Lob aber auch mit kritischen Anmerkungen. “Es ist auch einmal zwingend, dass ein Sechser mit in die Box geht. Speziell, wenn man mit zwei Sechsern spielt, speziell in unserer Grundordnung.”

Leopold tat es, möglicherweise auch mit dem Mut der Verzweiflung. Seine Nebenleute Fabian Kunze und später Max Christiansen sind verlässliche, bundesligaerfahrene Akteure im Zentrum vor der Abwehr. Den bahnbrechenden Vorwärtsgang Richtung Tor des Gegners aber lassen sie aus Sicht ihres Coaches allzu oft vermissen.

96 braucht mehr solcher Spieler

Leopold dagegen gelang der späte Treffer ins Glück. Dem Nachwuchs des SC Freiburg entsprungen, machte der Rechtsfuß sich seit 2022 in Hannover einen Namen im Profifußball. 50 Spiele hat er inzwischen in der 2. Liga absolviert, seinen Vertrag bei 96 in dieser Saison bis 2026 verlängert. Auf dem erhofften Weg zurück in die Bundesliga täten den Niedersachsen zweifellos mehr solcher Spielertypen gut. Leopold persönlich besitzt unterdessen wohl so oder so ordentliche Perspektiven, den Weg in die höchste Spielklasse in nicht zu ferner Zukunft zu gehen.

Michael Richter

Kind wird 80: “Ich weiß, dass ich aufhören muss und will”

Die einen sehen in Martin Kind einen Heilsbringer, die anderen einen Totengräber. Was treibt den 96-Boss, der an diesem Sonntag seinen 80. Geburtstag feiert, weiter an?

Großburgwedel, Firmenzentrale von Kind-Hörgeräte. Auf den ersten Blick scheint es, als seien die Uhren stehen geblieben. Wie immer quer auf dem Besucherparkplatz, mit kürzestmöglichem Abstand von der Fahrertür zum Eingang, steht das noble Auto einer gehobenen Marke als untrügliches Zeichen: Er ist da.

Drinnen, im Eckzimmer mit Ausguck auf die übrigen Gebäude, sitzt Martin Kind. Wie seit jeher schon seit dem frühen Morgen. Hinter demselben schlichten Schreibtisch, vor demselben Besprechungsplatz, an denen er sich mit Gästen unterhält. Sekretärin im Büro nebenan.

Kind ist geblieben. Gefühlt immer noch Chef. Aber im Haus ist es ruhiger geworden, es wirkt mehr repräsentativ. Die Geschicke des erfolgreichen Unternehmens lenkt schon lange im Wesentlichen Sohn Alexander. Ein Großteil der einstigen Produktion auf dem Areal wurde inzwischen ins thüringische Apolda verlagert.

Selbst im Hotel vis-à-vis, dem bekannten “Kokenhof”, herrscht kein geschäftiges Treiben mehr. Der Betrieb ruht, seit das Finanzamt ihm als Eigentümer vor gut vier Jahren “Liebhaberei” vorhielt. Aktuell, erzählt Kind fast beiläufig, klage er dagegen.

Kinds Weg säumen juristische Auseinandersetzungen

Juristische Auseinandersetzungen begleiten Kinds Weg seit jeher, er trägt es bemerkenswert gelassen, zumindest äußerlich. Auch im Sport. “Ich laufe nie vor Verantwortung weg, ich nehme sie an”, sagt er. “Insbesondere in Krisen. Da bin ich sehr stabil.”

Demnächst nun steht für den Fußball-Funktionär Kind der Showdown an. Im Juni entscheidet der Bundesgerichtshof in der Revision zur vom Mutterverein angestrebten Abberufung als 96-Geschäftsführer. Ob er dem Landes- und Oberlandesgericht folgt und seinen Verbleib bestätigt? Selbst Kind scheint nicht sicher. “Solange eine Klage zugelassen ist, bleibt es eine 50:50-Aussicht, wie das Urteil ausfällt. Warten wir einfach entspannt ab.”

Ich laufe nie vor Verantwortung weg, ich nehme sie an. Insbesondere in Krisen.

Martin Kind

Entspannt? Beobachter wittern eine gewisse Nervosität. Die ersten Instanzen hatten nach Unternehmensrecht, auf Basis der Vereinsstatuten und Regelungen im ominösen “Hannover-96-Vertrag” entschieden – pro Kind. Sieht der BGH es anders und bewertet das Verbandsrecht höher, müsste die DFL hellhörig werden.

Im besagten, 2019 gemeinsam von Mutterverein und Kapitalseite besiegelten Pakt wird die 50+1-Regel des Ligaverbands de facto ausgehebelt. Kein Wechsel in der Geschäftsführung funktioniert in Hannover ohne Zustimmung der Fußball-KG. Droht dieser dann eine Strafe, womöglich sogar der Lizenzentzug? Kind kann (und mag) sich das nicht vorstellen. “Wir sind auf Basis dieses Vertrages seither in jeder Saison von der DFL lizenziert worden. Da gibt es einen Bestandsschutz.”

“Vielleicht ein Fehler …”: Keine Klage gegen 50+1

Auf eine eigene Klage mit dem Ziel, die 50+1-Regel zu streichen, hatte Kind trotz seines langen Einsatzes dafür stets verzichtet. “Vielleicht war es ein Fehler, es nicht bis zur ordentlichen Gerichtsbarkeit durchzuziehen”, sagt er heute. “Es wäre der nächste Schritt gewesen, wir haben uns für einen anderen Weg entschieden.”

Statt Konfrontation steuert Hannovers Macher den Blick inzwischen auf Kooperationskurs mit der DFL. Dieser müsse geholfen werden. “Ich persönlich glaube, dass sie zu sehr verwaltet und zu wenig gestaltet.” Entwicklungen und Regelungen hätten im deutschen Profi-Fußball zu einem konfusen, uneinheitlichen Bild, ungleichen Bedingungen und Wettbewerbsverzerrung geführt, so seine Kritik.

Thema
Die Liga und der “strategische Partner”

Die Diskussion um einen DFL-Investor

zum Thema

  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen. 

“In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Ausnahmeregelungen und Umgehungstatbestände entwickelt, die toleriert wurden. Parallel dazu ist 50+1 zum Thema des Kulturkampfes im Fußball geworden.” Jetzt gelte es, einen Weg zu finden.

Stein des Anstoßes sind und bleiben für Kind die Befugnisse in den Profivereinen. Logisch und unabdingbar ist für ihn, dass dort die Geldgeber bestimmen, was mit ihren Zuwendungen passiert, und hierbei nicht dem Diktat der Muttervereine unterliegen. “Man kann 50+1 beibehalten, aber dann kann ich nur empfehlen: Sie müssen den Mut haben, das Weisungsrecht zu regeln. Sie müssten klar definieren: In welchen Fragen darf der e. V. mitreden und in welchen nicht? In welchen Fragen darf das Kapital mitreden und in welchen nicht?”

Martin Kind im Jahr 1998

Der Anfang: Martin Kind 1998, ein Jahr nach seinem Start bei Hannover 96.
IMAGO/Rust

2005 verlässt Kind Hannover – ein Jahr später kehrt er zurück

Wer Kind erlebt, erlebt einen vitalen, ungebrochen für seine Ideale eintretenden, engagierten Menschen. An diesem Sonntag, am 28. April wird er 80. Längst schon hätte er einen Schlussstrich bei 96 ziehen sollen, sagen nicht nur Kritiker bis in die eigenen Reihen, sondern auch Vertraute im Umfeld, die es gut mit ihm meinen.

Im August 2005 war es ja auch schon mal so weit. 1997 als Sanierer des auf die Insolvenz zusteuernden Vereins zum Vorsitzenden gewählt, hatte er den in die Drittklassigkeit abgestürzten Traditionsklub in acht Jahren wirtschaftlich und sportlich wieder nach oben geführt, 1999 die “Hannover 96 GmbH & Co. KGaA” gegründet, mit ihm als einem von mehreren Gesellschaftern aus der Region. Nun verließ der gebürtige Walsroder, der auch Wurzeln in der Schweiz hat, das bestellte Feld. Mitte 2006 folgte die Rückkehr.

Wieder einzusteigen war eine Entscheidung, die ich im Nachhinein vielleicht länger hätte überdenken sollen.

Martin Kind über seine Rückkehr zu Hannover nach seinem Abschied 2005

“Wieder einzusteigen war eine Entscheidung, die ich im Nachhinein vielleicht länger hätte überdenken sollen. Ich hatte ja den Absprung vollzogen”, hadert der “Aussteiger für zehn Monate” heute. “Die anderen Gesellschafter sagten damals, ich hätte sie überzeugt, ihr Geld zur Verfügung zu stellen. Jetzt solle ich auch dafür sorgen, dass es treuhänderisch vernünftig verwaltet wird.”

Es ging damals schon um einen gewaltigen Batzen, und so ist es bis heute. Wobei die wohl bis zu 50 Millionen Euro, die Kind einmal in Hannover 96 gesteckt haben wird, nicht einmal ein Zehntel des Privatvermögens jenes Mannes ausmachen, der zu den 500 reichsten Deutschen gehört.

96 als “Marke”, Fans als “Kundschaft”

Also ist Kind geblieben, jedenfalls als Geschäftsführer. Den Posten als Vorstandsvorsitzender hat er im März 2019 abgegeben. Den Spagat zwischen nahbarem Präsidenten aller Mitglieder und kühlem Boss des Wirtschaftsunternehmens, als das er die Profisparte stets sah, hatte er nie wirklich hinbekommen. 96, den Herzensverein vieler Tausend Menschen, lange Zeit als “Marke” zu bezeichnen, kam nicht gut an – spät erst sah der große Patron das ein.

Fans von Hannover 96 protestieren gegen Martin Kind

Immer wieder Proteste: Selbst für die Fans von Hannover 96 ist Martin Kind eine Reizfigur.
imago images

Aus dem eigenen Herzen machte er nie eine Mördergrube. “Ein Scheißverein, der über 100 Jahre nichts geschaffen hat”, entglitt es ihm einst im Ärger – über den Deutschen Meister von 1938 und 1954 sowie Pokalsieger von 1992. Und auch die permanent gegen ihn pöbelnden, teilweise dabei rote Linien überschreitenden Zuschauer in der Kurve als “Kundschaft” zu bezeichnen, die man eigentlich nicht brauche, wirkte wenig galant, wenngleich fast entwaffnend ehrlich. Ihn auch dafür buchstäblich ins Fadenkreuz zu nehmen, ließ er sich nicht gefallen. Und erstattete Strafanzeige.

Wer Kind bei den Spielen der Mannschaft erlebt, kommt kaum auf den Gedanken, dieser Mann sei nach fast 30 Jahren als enger Begleiter des Profifußballs reifer, zurückhaltender, gelassener geworden. Er zeigt Emotionen, die ihn kaum vom je nach Sachlage feiernden oder trauernden Fan unterscheiden. “Wenn wir gewinnen, will er am liebsten mit allen Spielern verlängern”, heißt es. “Wenn wir verlieren, will er spontan allen die Bezüge kürzen, weil es eh keinen Sinn macht.”

Kind ist ein Mann der klaren Meinung

Ein Prominenter, der einst Kinds Bitte folgte, den Aufsichtsratsvorsitz der Fußball-KG zu übernehmen, legte im Dauerzwist mit der vereinsinternen Opposition sein Amt nieder: Gerhard Schröder, der SPD-Politiker und frühere niedersächsische Ministerpräsident selben “Baujahrs”.

Martin Kind (li.) mit Altkanzler Gerhard Schröder (re.).

Gutes Verhältnis: Martin Kind (li.) und Altkanzler Gerhard Schröder (re.).
imago/localpic

Kind auch hier stabil und unbeeindruckt: “Wir haben immer noch ein gutes Verhältnis.” Trotz Russland, trotz der Nähe des Altkanzlers zu Putin. “Da habe ich eine deutlich andere Einstellung als er. Wenn man diese Standpunkte akzeptiert, ohne darüber zu streiten, dann kann eine gute Bekanntschaft das auch aushalten. Man muss es deshalb nicht zum Bruch kommen lassen.”

Politisch interessiert und mit klarer Meinung gibt sich Kind unabhängig davon dennoch. “Natürlich treibt mich um, was gerade in der Welt passiert. Mich beunruhigt die Entwicklung, immer mehr sogar. Insgesamt weltpolitisch mit dem Versuch der Neuordnung von Dingen, aber eben auch die Wirtschaftsentwicklung, speziell hier in Deutschland.”

Es geht nicht, Dinge zu fordern, die man selbst nicht bereit wäre zu tun.

Martin Kind über seine Überzeugung

Sorge bereitet dem mehrfachen Großvater die Mentalität “der Staat regelt alles, was nicht funktioniert”, verbunden mit der Utopie, es gehe mit weniger Aufwand hier und mit höheren Ansprüchen dort, “und alles wird immer funktionieren. Natürlich ist das wirklich naiv”. Der Mann, für den Urlaub zeit seines Schaffens eher eine Strafe war, der außer dem Tod keinen Gegner wirklich fürchtet, vertraut einer festen Überzeugung: “Es geht nicht, Dinge zu fordern, die man selbst nicht bereit wäre zu tun.”

Bundesliga-Rückkehr würde Lebenswerk vollenden

Statt sich aufs Altenteil zurückzuziehen und ungeachtet der in Hannover fast schon traditionellen “Kind muss weg”-Rufe aus dem eigenen Anhang ist Kind geblieben. Bekniet, als Retter einzugreifen, beschimpft für die Tricks, mit denen er seine Macht ausbaute und sicherte, beneidet sicher auch für sein Stehvermögen in all den Jahren. So ist dieses 96 zwangsläufig zu einem sportlichen Lebenswerk geworden, das er vollenden will, möglichst mit der Rückkehr in die Bundesliga.

Der Fußball hat dem Selfmade-Millionär eine Bühne geboten, auf der er sich gerne zeigt. Er genießt Auftritte in Talks und TV-Sendungen. Einladungen zu Vorträgen allerorts schlägt er nach wie vor ungern aus.

Nach der Abkehr von seinen Übernahmeplänen in Hannover und dem Erstliga-Abstieg sank die öffentliche Relevanz, stieg aber mit dem Wirbel um seine Rolle im gescheiterten Investorendeal der DFL zuletzt wieder und liegt weitaus höher, als er sie als Kopf seines Firmenimperiums jemals erreicht hätte.

Kind: “Ich weiß, dass ich aufhören muss und will”

Die Uhr aber läuft weiter in Großburgwedel. In der nächsten Dekade seines Lebens wird Martin Kind den Fort- und vielleicht Ausgang seiner letzten großen Mission regeln müssen. “Ich weiß, dass ich aufhören muss und will.” Die Zuversicht, dies wie bisher selbstbestimmt tun zu können, strahlt er aus.

Es glaubt mir vielleicht nicht jeder, aber ich habe letztlich immer alles für 96 gemacht.

Martin Kind

Seine Anteile hat er schon vor geraumer Zeit an seinen zweiten Sohn Matthias übertragen. “Die Aktien bleiben in der Familie, das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit bei allen drei Gesellschaftern so.” Drogeriemarkt-Multi Dirk Roßmann und auch Immobilien-Unternehmer Gregor Baum, ebenfalls “Hannoversche Bürger” (Kind), mit ihren Söhnen Raoul und David planen ähnlich.

Martin Kind

Suche nach einem Nachfolger: Martin Kind “weiß, dass ich aufhören muss und will”.
imago images/Joachim Sielski

Loslassen muss er unabhängig von allem über kurz oder lang als Fußball-Boss. “Ich hänge der Position des Geschäftsführers nicht nach, aber ich nehme meine Verantwortung wahr”, sagt er und verweist auf die Notwendigkeit, einen Nachfolger zu finden, den beide Lager im Klub, Verein und Profisparte, gleichermaßen akzeptieren. “Das ist bisher nicht gelungen. Wir haben es versucht, der Ansatz war vielleicht auch nicht immer der richtige, das gebe ich zu.” Der neue Mann muss mit dem Geld der Gesellschafter um Kind in deren Sinne umgehen, so lautet die Prämisse.

Gelingt dies irgendwann, bliebe dies das Vermächtnis des Martin Kind, der in Hannover wohl in der Geschichte auf ewig für die einen Heilsbringer, für die anderen Totengräber bleiben wird. Und der sagt: “Es glaubt mir vielleicht nicht jeder, aber ich habe letztlich immer alles für 96 gemacht.”

Dieser Text erschien erstmals in der kicker-Ausgabe vom 15. April.

Michael Richter

Derby ohne Auswärtsfans? Hannover und Braunschweig diskutieren Maßnahmen

Keine Gästefans mehr beim Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig? Mit diesem Vorschlag will Niedersachsens Innenministerin den Ausschreitungen aus der Vergangenheit entgegenwirken.

Spuren der Verwüstung: Herausgerissene Sitzreihen im Innenraum vor dem Gästeblock im Eintracht-Stadion.

Spuren der Verwüstung: Herausgerissene Sitzreihen im Innenraum vor dem Gästeblock im Eintracht-Stadion.

IMAGO/Jan Huebner

In einem Austausch zwischen Daniela Behrens, Niedersachsens Ministerin für Inneres und Sport, den beiden Zweitligisten Hannover 96 und Eintracht Braunschweig sowie der Polizei Niedersachsens hat Behrens die Bitte an die beiden Klubs gerichtet, in der kommenden Saison im Niedersachsenderby keine Tickets an Auswärtsfans zu verkaufen.

Hintergrund sind die Ausschreitungen aus den vergangenen Jahren, auch beim bis dato letzten Derby vor eineinhalb Wochen (0:0) kam es zu unschönen Szenen. Unter anderem rissen einzelne Zuschauer Sitzschalen aus der Verankerung und schmissen diese in den Innenraum des Eintracht-Stadions. Zudem kam es zu erneutem, massivem Einsatz von Pyrotechnik von “einer kleinen Minderheit der Anhänger beider Vereine”, wie es von Seiten der Eintracht hieß. Sieben Personen seien direkt oder indirekt durch den Beschuss mit Pyrotechnik verletzt worden.

Am Mittwoch wurde nun in dem Treffen zwischen Vereinen, Polizei und Politik Bilanz gezogen und über Konsequenzen beraten. “Trotz der ernsthaften Bemühungen der Vereine, die ich durchaus sehe, und trotz der umfangreichen Einsatzmaßnahmen der Polizei konnte erneut die massive Nutzung von Pyrotechnik beim vergangenen Niedersachsenderby nicht wirkungsvoll verhindert werden. Alle ergriffenen Maßnahmen – in baulichen wie auch technisch-organisatorischen Bereichen – haben zu keinem spürbaren Erfolg geführt”, erklärte Innenministerin Behrens in einer Stellungnahme.

Podcast

Krise in Kaiserslautern: Mit „Hosenscheißer-Fußball“ in die 3. Liga?


13:59 Minuten

alle Folgen

Braunschweig will Vorschlag prüfen

Als Grund führte sie das Verhalten “einiger weniger Chaoten” an. “Statt stimmungsvoller Unterstützung für die Mannschaften zu zeigen, wird von einer vermummten Minderheit das Stadion zerlegt und exzessiv Pyrotechnik gezündet.” Dies stelle eine “ernste Gefahr für die Mehrheit der friedlichen Fans, für die eingesetzten Ordner und für die Polizeikräfte” dar. Daher sollen die Auswärtsblöcke beim Niedersachsenderby in der kommenden Saison leer bleiben.

Zwar würden sich weder Behrens noch die Vereine solche Maßnahmen wünschen, “aber wir sind an einem Punkt, an dem wir der gewaltbereiten Minderheit im Stadion klarmachen müssen: Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.” Diese Maßnahmen sollen aber nicht für immer gelten, sie seien “ausdrücklich nicht auf Dauer angelegt”.

Der Ausschluss von Gästefans ist für uns eine Ultima Ratio, die wir zwar nicht ausschließen wollen, wir für uns aber sorgfältig bewerten müssen.

Braunschweigs Präsidentin Nicole Kumpis

Ob die Vereine dieser Bitte nachkommen, ist aktuell noch offen. Nicole Kumpis, die Präsidentin des BTSV, erklärte, man nehme den Wunsch der Innenministerin “sehr ernst”. Sie kündigte eine Prüfung innerhalb des Vereins an. “Der Ausschluss von Gästefans ist für uns eine Ultima Ratio, die wir zwar nicht ausschließen wollen, wir für uns aber sorgfältig bewerten müssen.” Als Verein glaube man fest daran, “dass es weitere Maßnahmen gibt, die wir umsetzen können und die aus unserer Sicht zu einer erhöhten Stadionsicherheit führen”.

Kind sieht Geldstrafen kritisch

Ähnlich äußerte sich Hannovers Geschäftsführer Martin Kind: “Wir werden zu diesem Themenkomplex Gespräche mit DFB und DFL aufnehmen. Ich erwarte von den Verbänden, dass sich die Verantwortlichen kritisch damit auseinandersetzen und auch die Meinungsführerschaft übernehmen werden.” Die in der Vergangenheit für das Fehlverhalten der Fans ausgesprochenen Gelstrafen halte er für falsch, eine Lösung seien sie nicht. Er hoffe auf einen “gemeinsamen Weg” der 36 Profi-Klubs der Bundesliga und der 2. Liga.

Ob es in der kommenden Saison überhaupt weitere Niedersachsenderbys geben wird, ist Stand jetzt noch unklar. Auf Platz 14 liegend ist Braunschweig vier Spieltage vor Saisonende weiterhin abstiegsgefährdet, der Vorsprung auf Platz 17 beträgt vier, der Vorsprung auf den Relegationsrang nur drei Punkte.

“Seine Vita steht für sich”: Hannover verlängert mit Kapitän Zieler

Ron-Robert Zieler und Hannover 96 verlängern die gemeinsame Zusammenarbeit über diesen Sommer hinaus. Der Kapitän der Niedersachsen hat einen Vertrag mit Laufzeit bis Sommer 2025 unterzeichnet.

344 Pflichtspiele für 96: Ron-Robert Zieler.

344 Pflichtspiele für 96: Ron-Robert Zieler.

IMAGO/osnapix

Auch in der kommenden Saison wird Ron-Robert Zieler das Tor von Hannover 96 hüten. Das teilte der niedersächsische Zweitligist am Dienstagvormittag mit.

“Ron ist eine absolute Identifikationsfigur bei Hannover 96 und in der ganzen Region – seine Vita steht für sich”, wird Sportdirektor Marcus Mann in der Mitteilung zitiert. Zieler übernehme “als unser Kapitän nicht nur während der 90 Minuten auf dem Platz Verantwortung, sondern auch davor und danach in der Kabine”.

“Mit all der Erfahrung” solle der Schlussmann auch in der Saison 2024/25 “ein sicherer Rückhalt für unsere Mannschaft” sein, so Mann weiter.

Der 35-jährige Zieler, der 2021 an die Leine zurückkehrte, stand in der laufenden Spielzeit in allen 30 Liga-Spielen im Tor der 96er (kicker-Notenschnitt 3,02), für die er in seiner Karriere Stand jetzt insgesamt 344 Pflichtspiele absolviert hat. Nur sechs Spieler liefen jemals häufiger für den Traditionsklub auf, schreibt 96.

“Hannover ist meine Heimat geworden”

“Jeder weiß, 96 ist mein Klub, und Hannover ist meine Heimat geworden”, äußerte sich Zieler selbst zur Entscheidung. “Nach wie vor ist es so, dass ich jeden Tag gern zur Arena und in die Kabine komme und mich auf jedes einzelne Spiel vor unseren Fans freue”, sagte der sechsmalige Nationalspieler. “Wir haben eine gute Mannschaft zusammen mit vielen jungen Spielern. Die Entwicklung stimmt mich sehr positiv, und ich habe große Lust, weiter Teil dieser Entwicklung zu sein.”

Zieler war im Sommer 2010 aus dem Nachwuchs von Manchester United an den Maschsee gekommen, wurde schon im Januar 2011 Stammkeeper der Mannschaft, die sich seinerzeit für die Europa League qualifizierte. 2014 stand er im deutschen Weltmeister-Kader in Brasilien.

Im Sommer 2016 folgte der Wechsel zu Leicester City, nur drei Jahre später und nach zwei Spielzeiten beim VfB Stuttgart kehrte der gebürtige Kölner nach Hannover zurück. Nach einem Intermezzo beim “Effzeh” in seiner Geburtsstadt steht er seit Beginn der Saison 2022/23 wieder bei 96 im Kasten und seither auch Kapitän der Mannschaft von Trainer Stefan Leitl, die aktuell Zweitliga-Sechster ist.

Das Restprogramm in der 2. Bundesliga

Die Saison 2023/24 in der 2. Bundesliga geht in den Endspurt. Das Restprogramm der 18 Klubs auf einen Blick.

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

Enge Duelle im Auf- und im Abstiegsrennen: Schafft der HSV den Sprung ins Oberhaus? Gelingt Osnabrück noch der Klassenerhalt?

IMAGO/Lobeca

1. Holstein Kiel – 61 Punkte (Tordifferenz +26)

Kaiserslautern (H), Wiesbaden (A), Düsseldorf (H), Hannover (A)

2. FC St. Pauli – 60 Punkte (Tordifferenz +23)

Rostock (H), Hamburg (A), Osnabrück (H), Wiesbaden (A)

3. Fortuna Düsseldorf – 55 Punkte (Tordifferenz +29)

Schalke (A), Nürnberg (H), Kiel (A), Magdeburg (H)

4. Hamburger SV – 49 Punkte (Tordifferenz +13)

Braunschweig (A), St. Pauli (H), Paderborn (A), Nürnberg (H)

5. Karlsruher SC – 46 Punkte (Tordifferenz +16)

Nürnberg (A), Rostock (A), Hannover (H), Elversberg (A)

6. Hannover 96 – 45 Punkte (Tordifferenz +14)

Hertha (A), Paderborn (H), Karlsruhe (A), Kiel (H)

7. Hertha BSC – 44 Punkte (Tordifferenz +11)

Hannover (H), Elversberg (A), Kaiserslautern (H), Osnabrück (A)

8. SC Paderborn – 43 Punkte (Tordifferenz -3)

Elversberg (H), Hannover (A), Hamburg (H), Rostock (A)

9. SpVgg Greuther Fürth – 42 Punkte (Tordifferenz -3)

Wiesbaden (A), Braunschweig (H), Magdeburg (A), Schalke (H)

Tabellenrechner

10. SV Elversberg – 40 Punkte (Tordifferenz -8)

Paderborn (A), Hertha (H), Nürnberg (A), Karlsruhe (H)

11. 1. FC Nürnberg – 37 Punkte (Tordifferenz -18)

Karlsruhe (H), Düsseldorf (A), Elversberg (H), Hamburg (A)

12. 1. FC Magdeburg – 36 Punkte (Tordifferenz -4)

Osnabrück (H), Kaiserslautern (A), Fürth (H), Düsseldorf (A)

13. FC Schalke 04 – 36 Punkte (Tordifferenz -10)

Düsseldorf (H), Osnabrück (A), Rostock (H), Fürth (A)

14. Eintracht Braunschweig – 34 Punkte (Tordifferenz -8)

Hamburg (H), Fürth (A), Wiesbaden (H), Kaiserslautern (A)

15. SV Wehen Wiesbaden – 32 Punkte (Tordifferenz -9)

Fürth (H), Kiel (H), Braunschweig (A), St. Pauli (H)

16. Hansa Rostock – 31 Punkte (Tordifferenz -23)

Magdeburg (H), St. Pauli (A), Karlsruhe (H), Schalke (A), Paderborn (H)

17. 1. FC Kaiserslautern – 30 Punkte (Tordifferenz -13)

Kiel (A), Magdeburg (H), Hertha (A), Braunschweig (H)

18. VfL Osnabrück – 24 Punkte (Tordifferenz -33)

Magdeburg (A), Schalke (H), St. Pauli (A), Hertha (H)