“Wir sind nicht im Computerspiel”: Bayern rotiert zum Abschluss sanft

Schafft es der FC Bayern ungeschlagen durch die komplette Saison? Dafür muss der Meister auch die letzte Prüfung bei der TSG Hoffenheim bestehen.

Nach dem DFB-Pokalfinale blieb Alexander Straus nur die Silbermedaille.

Nach dem DFB-Pokalfinale blieb Alexander Straus nur die Silbermedaille.

IMAGO/Sven Simon

“Für mich ist es ein Spiel wie jedes andere”, sagt Alexander Straus vor dem abschließenden Ligaspiel am Montag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei der TSG Hoffenheim. “Die Preise wurden vergeben. Aber wir wollen ungeschlagen bleiben.”

Nach 18 Siegen und drei Remis könnte der FC Bayern mit seinem norwegischen Trainer die in der Liga “perfekte” Saison abrunden. Zumal der Tabellenfünfte nach zuletzt drei Niederlagen mit nicht allzu viel Selbstvertrauen warten dürfte.

“Klub-WM? Wollen wir gewinnen”

“Wir werden vielleicht wieder ein bisschen wechseln”, blickte Straus voraus. “Aber nicht auf acht oder zehn Positionen. Für die, die reinkommen, soll es ein funktionierendes System sein. Wir sind ja im echten Leben und nicht in einem Computerspiel.”

Am vergangenen Wochenende beim 4:0 gegen Nürnberg hatte er die Rekonvaleszentin Carolin Simon nach langer Pause in die Startelf beordert, später Ines Belloumou und zu deren Abschied auch Ersatzkeeperin Erin Nayler eingewechselt. “Wir müssen vorsichtig mit Caro sein”, sagte Straus. “Wir wollen sie komplett fit für die Vorbereitung auf die nächste Saison haben.” Linda Dallmann, die gegen den Club hätte auflaufen sollen, aber krank fehlte, könnte ebenfalls wieder eine Option sein.

Als der Coach schließlich nach der am Donnerstag eingeführten Klub-Weltmeisterschaft der Frauen gefragt wurde, hielt er seine Ambitionen gar nicht erst zurück: “Wenn wir in diesem Wettbewerb dabei sein werden, wollen wir ihn gewinnen. Wäre doch nett, Klub-Weltmeister zu sein.”

Paul Bartmuß

“Wir sind nicht im Computerspiel”: Bayern rotiert zum Abschluss sanft

Schafft es der FC Bayern ungeschlagen durch die komplette Saison? Dafür muss der Meister auch die letzte Prüfung bei der TSG Hoffenheim bestehen.

Nach dem DFB-Pokalfinale blieb Alexander Straus nur die Silbermedaille.

Nach dem DFB-Pokalfinale blieb Alexander Straus nur die Silbermedaille.

IMAGO/Sven Simon

“Für mich ist es ein Spiel wie jedes andere”, sagt Alexander Straus vor dem abschließenden Ligaspiel am Montag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei der TSG Hoffenheim. “Die Preise wurden vergeben. Aber wir wollen ungeschlagen bleiben.”

Nach 18 Siegen und drei Remis könnte der FC Bayern mit seinem norwegischen Trainer die in der Liga “perfekte” Saison abrunden. Zumal der Tabellenfünfte nach zuletzt drei Niederlagen mit nicht allzu viel Selbstvertrauen warten dürfte.

“Klub-WM? Wollen wir gewinnen”

“Wir werden vielleicht wieder ein bisschen wechseln”, blickte Straus voraus. “Aber nicht auf acht oder zehn Positionen. Für die, die reinkommen, soll es ein funktionierendes System sein. Wir sind ja im echten Leben und nicht in einem Computerspiel.”

Am vergangenen Wochenende beim 4:0 gegen Nürnberg hatte er die Rekonvaleszentin Carolin Simon nach langer Pause in die Startelf beordert, später Ines Belloumou und zu deren Abschied auch Ersatzkeeperin Erin Nayler eingewechselt. “Wir müssen vorsichtig mit Caro sein”, sagte Straus. “Wir wollen sie komplett fit für die Vorbereitung auf die nächste Saison haben.” Linda Dallmann, die gegen den Club hätte auflaufen sollen, aber krank fehlte, könnte ebenfalls wieder eine Option sein.

Als der Coach schließlich nach der am Donnerstag eingeführten Klub-Weltmeisterschaft der Frauen gefragt wurde, hielt er seine Ambitionen gar nicht erst zurück: “Wenn wir in diesem Wettbewerb dabei sein werden, wollen wir ihn gewinnen. Wäre doch nett, Klub-Weltmeister zu sein.”

Paul Bartmuß

Tuchels humorvolle Spitze gegen Hoeneß

Aleksandar Pavlovic (20) ist der Shootingstar beim FC Bayern und im Juni für Deutschland bei der Heim-EM dabei. Wem ist das zu verdanken?

Karrieresprung: Aleksandar Pavlovic steht sogar im EM-Aufgebot.

Karrieresprung: Aleksandar Pavlovic steht sogar im EM-Aufgebot.

IMAGO/Sven Simon

Auch eine Saison ohne Titel kann ein paar helle Momente aufweisen, selbst beim FC Bayern. Er, der FC Bayern, hat zum Beispiel wieder einen Top-Torjäger wie Harry Kane. Er hat nur um einen abgeprallten Abschluss das Champions-League-Finale verpasst. Und er hat Aleksandar Pavlovic, ein Eigengewächs, das sich durchgesetzt und ganz oben festgebissen hat.

Weil Joao Palhinha im Sommer nach München flog und schneller als geplant wieder nach London zurückfliegen musste, blieb Trainer Thomas Tuchel ohne den gewünschten Neuzugang im defensiven Mittelfeld. Dann brach sich Leon Goretzka zwischendurch mal die Mittelhand, Konrad Laimer verletzte sich an der Wade, Joshua Kimmich fehlte kurz mal rotgesperrt und ist seit Längerem eigentlich wieder Rechtsverteidiger.

Pavlovic nutzte die Vakanzen, debütierte im Herbst beim 8:0 gegen Darmstadt, sammelte sieben Tage später beim 4:0 in Dortmund als Einwechselspieler seinen ersten Assist und erzielte im Januar beim 3:2 in Augsburg und beim 3:1 gegen Gladbach jeweils das erste Tor der Bayern.

Ob es mit Palhinha so weit gekommen wäre? Müßig, Pavlovic hat sich als ballsicherer, spielstarker und selbstbewusster Sechser hervorgetan und sich nun sogar vor Teamkollege Leon Goretzka einen Platz im deutschen EM-Aufgebot gesichert.

Tuchel scherzt: “Wir konnten die Nominierung nicht verhindern”

Ob Tuchel, der die Bayern im Sommer verlässt, Pavlovic “ein bisschen” als sein Vermächtnis an den Verein sieht, wurde der Noch-Trainer der Münchner am Freitag gefragt. Tuchel staunte, zog die Mundwinkel hoch, grätschte in die Frage und schnaubte: “Die einen sagen so, die anderen so.” Er lachte, und auch die Reporter lachten. Weil jeder die humorvolle Spitze gegen Uli Hoeneß verstanden hatte. “Wir konnten die Nominierung nicht verhindern”, legte Tuchel noch einmal nach und lachte erneut.

Noch im April, wenige Tage vor dem Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid, hatte Ehrenpräsident Hoeneß bei einem Podiumsgespräch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Tuchel gesagt. “Er meint nicht, dass man den Pavlovic verbessern kann, den Davies verbessern kann. Sondern wenn’s nicht weitergeht, dann kaufen wir. Und das kann nicht die Lösung sein.”

Tuchel hatte umgehend und deutlich reagiert, dieses Mal beließ er es bei den zwei Lachern und machte dann “im Ernst” weiter: “Das ist natürlich sensationell”, sagte er über Pavlovic. “Das ist einfach eine Freude, den Jungen Fußball spielen zu sehen.”

“Es ist eine Freude, diese Entwicklung zu sehen”

Vor rund 13 Monaten, als Tuchel und sein Trainerteam inmitten zahlreicher englischer Wochen beim FC Bayern angefangen hatten, durfte der damals unbekannte Regionalliga-Spieler Pavlovic nach Spieltagen am Spielersatztraining der Profis teilnehmen, um das Aufgebot aufzustocken. “Vom ersten Training an haben wir gedacht, dass wir in dem Jungen was Besonderes sehen”, freut sich Tuchel. “Er war extrem ballsicher und, was eigentlich das Schönste war, sehr selbstbewusst. Nicht aufgesetzt, sondern er war durch seine Art, Fußball zu spielen, selbstbewusst. Er will einfach jeden Ball haben, er bietet sich in der Lücke an, er bietet sich auch nach einem Fehler wieder an. Das ist sein Selbstverständnis.”

Dazu kam, ergänzte Tuchel, “dass er wahnsinnig nett war und bis heute immer mit einem großen Lachen zum Training kommt. Es ist eine Freude, diese Entwicklung zu sehen. Das allergrößte Lob gebührt ihm selbst.” Also nicht dem Trainer oder Entdecker Tuchel. “Das hat natürlich eine Entwicklung genommen mit der Nominierung für die Heim-EM – die hätten wir alle nicht erwartet, aber die hat er sich absolut verdient. Deshalb ein dickes Kompliment. Es gibt, glaube ich, niemanden, der ihm das nicht gönnt.” Schon gar nicht Hoeneß.

Mario Krischel

Statistischer Einblick: Was spricht für Nübel, Koch, Pavlovic und Beier?

Am Donnerstag hat Julian Nagelsmann seinen EM-Kader präsentiert – und mit der einen oder anderen Entscheidung aufhorchen lassen. Ein statistischer Blick auf vier Kandidaten, die vor einiger Zeit kaum jemand im Aufgebot erwartet hätte.

Alexander Nübel steht als einer von vier Torhüter im EM-Aufgebot von Julian Nagelsmann.

Alexander Nübel steht als einer von vier Torhüter im EM-Aufgebot von Julian Nagelsmann.

Getty Images

Nübel vs. Trapp – wo der Stuttgarter die Nase vorne hat

Alexander Nübel (kicker-Note 2,98) gehört zu den Leistungsträgern beim VfB Stuttgart und hat als sicherer Rückhalt großen Anteil an der Fabelsaison der Schwaben. Doch rechtfertigt das alleine eine Nominierung für den dritten bzw. vierten Kaderplatz im EM-Aufgebot? Konkurrent Kevin Trapp (kicker-Note 3,05) hat schließlich 2,8 Paraden pro 90 Minuten gezeigt und damit mehr als Nübel (2,1). Ein tieferer Blick in die Daten, den der kicker in Kooperation mit Opta unternimmt, verrät mehr.

Denn tatsächlich lässt sich Trapps höhere Anzahl an Paraden mit der simplen Tatsche begründen, dass der gebürtige Saarländer einfach mehr Schüsse auf sein Tor bekommen hat, damit also häufiger die Chance erhielt, sich auszuzeichnen. Ein Hinweis gibt in dieser Sache allein die die Anzahl von 1,5 Gegentoren pro Spiel, die bei Nübel nur bei 1,2 liegt.

Gleich zehnmal blieb Bayern Münchens Leihgabe ohne Gegentor in dieser Saison (Trapp sieben) – und Trapp unterliefen vier schwerwiegende Fehler, die zu Toren führten. Dem VfB-Schlussmann dagegen nur drei. Für Nübel spricht neben seiner besseren Saison und natürlich seiner Form auch seine Passquote: 80 Prozent brachte der 27-Jährige zum Mitspieler – wobei er als Torwart in mitspielender Funktion (wie es einst Manuel Neuer bei der WM 2014 gegen Algerien perfektioniert hat) gleichauf mit Trapp liegt.

Was unterscheidet Koch von Hummels?

Fünf Innenverteidiger stehen in Nagelsmanns Aufgebot – Mats Hummels gehört nicht dazu. Während Antonio Rüdiger und Jonathan Tah die Stamm-Verteidigung bilden sollen, befinden sich Waldemar Anton und Nico Schlotterbeck in der Rolle der Herausforderer. Gleiches gilt für Robin Kochder im User-Voting des kicker übrigens weit hinter Hummels lag. Vergleicht man die beiden, lässt sich zwar anhand der Einsatzstatistiken ablesen, dass Koch häufiger in dieser Bundesliga-Saison gespielt hat als der Dortmunder (30:24) – und auch öfter in der Startelf stand (30:19). Auch in der Zweikampfquote liegen die beiden fast gleich auf (61:60).

Hummels aber hat auf 90 Minuten gerechnet mehr abgefangene Bälle (2,0; Koch: 1,1) und klärende Aktionen (4,7; Koch 4,5). Und: Der BVB-Routinier hat im Spiel mit dem Ball leicht die Nase vorne, er bringt zwar nur gesamtgesehen nur etwas mehr Pässe an den Mann (89 Prozent, Koch nur 88 Prozent) und spielt davon aber auch mehr (79:71) – nicht berücksichtigt sind dabei Hummels’ Leistungen in der Champions League, die vor allem als Hauptargument seiner Befürworter gelten.

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Klopp, Streich – und auch Tuchel! Time to say goodbye!

18:13 Minuten

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Zum Vergleich: In der Königsklasse kommt er auf einen Notenschnitt von 2,38, in der Bundesliga “nur” auf 3,18. Letztlich dürfte an dieser Stelle aber eben Nagelsmanns Credo greifen, der sein Team nicht nur rein nach Performance zusammengestellt hat, sondern auch auf Rollenverständnis, Teamchemie und Zukunftsperspektive achten wollte.

Pavlovic – ein Versprechen für die Zukunft

Apropos Perspektive: Aleksandar Pavlovic ist eine Entdeckung der Saison und ein großes Versprechen beim FC Bayern. Auf sein erstes Länderspiel muss der 20-Jährige zwar noch warten – im März musste er krank absagen – Gründe für seine Nominierung lieferte er trotzdem. Kein anderer Mittelfeldspieler in der Bundesliga kommt an die Passquote des gebürtigen Münchners heran (97,5 Prozent). Mit im Schnitt 12,8 Kilometern pro Spiel ist er am meisten von allen Bayern-Profis gelaufen, im ligaweiten Vergleich liegt er auf Rang 5 (berücksichtigt sind alle Spieler mit mindestens 1000 Einsatzminuten).

Damit ist Pavlovic auf dem Feld äußerst präsent. Vor allem bewies er auch, dass er unter Druck die richtigen Entscheidungen treffen kann: Satte 92,1 Prozent seiner Zuspiele unter Gegnerdruck kamen an – auch das ein Bestwert ligaweit (unter Berücksichtigung von mindestens 1000 Einsatzminuten).

Beier – mit Zug zum Tor

Ballsicher präsentierte sich auch Maximilian Beier in dieser Saison. Der Stürmer traf gleich 16-mal für die TSG Hoffenheim und wandelt damit auf den Spuren von Timo Werner (2016/17; 21 Tore für RB Leipzig) und Kai Havertz (2018/19; 17 Tore für Bayer Leverkusen), die als einzige deutsche Spieler unter 22 Jahren noch häufiger in den vergangenen 24 Jahren getroffen haben.

Beier zeichnet nicht nur seine Physis aus, der gebürtige Brandenburger zieht besonders häufig und gerne mit Ball am Fuß Richtung Tor (25 Versuche; die zweitmeisten in der Bundesliga nach Xaxi Simons; 27) – ein Element, auf das Nagelsmann wie bei Havertz als Gegengewicht zu Stoßstürmer Niclas Füllkrug legen dürfte.

Eine Farce – wie viele Akte noch?

Der Nächste, bitte! Die Trainersuche beim FC Bayern verkommt zur Farce. Ein Kommentar von kicker-Reporter Mario Krischel.

Da war die nächste Option weg: Thomas Tuchel geht

Da war die nächste Option weg: Thomas Tuchel geht

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Ausnahmsweise mussten sie gar nicht suchen, die sportlichen Verantwortlichen beim FC Bayern. Thomas Tuchel war ja schon da, aber eigentlich auch bald weg. Und dann vielleicht doch wieder da. Und jetzt definitiv weg.

Jetzt, nachdem auch mit dem aktuellen Cheftrainer keine Einigung gefunden werden konnte für eine 180-Grad-Wendung, stehen Max Eberl und Christoph Freund nicht nur mit dem Rücken zur Wand. Es gibt eigentlich gar keine Wand mehr.

Option Nummer eins, Xabi Alonso, wollte verständlicherweise in Leverkusen bleiben. Julian Nagelsmann lieber bei der deutschen Nationalmannschaft, auch wenn der Bundestrainer bei seinem ehemaligen Verein eine kaum zu überbrückende Opposition vorgefunden hätte. Ralf Rangnick, Option Nummer drei, sagte erst zu und dann doch wieder ab.

Eine Woche Gespräche ohne Ergebnis

Und dann, nach dem 1:2 bei Real Madrid, gingen Eberl und Freund auf Thomas Tuchel zu und fragten, ob der nach dem durchaus guten Abschneiden in der Königsklasse nicht doch bleiben wolle. Gespräche wurden geführt bis zum gestrigen Donnerstag, dann stand die Entscheidung: Nein, auch Tuchel bleibt nicht.

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Wie gut ist dieser EM-Kader – und wer wird gestrichen?

14:27 Minuten

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Es ist ein Drama in unzähligen Akten. Wie wollen Eberl und Co. denjenigen, der diese Mannschaft dann irgendwann mal übernehmen wird, eigentlich verkaufen? Von einer “Wunschlösung” zu sprechen, wenn im Juli ein neuer Trainer anheuert, wäre ungefähr so unpassend wie ein Vereins-Ehrenpräsident, der dem aktuellen Bayern-Trainer unterstellt, “er meint nicht, dass man den Pavlovic verbessern kann”.

Öffentlichkeitswirksame Pannenshow

Eine derartig öffentlichkeitswirksame Pannenshow dürfte selbst für den FC Bayern, der mal der FC Hollywood war, Neuland sein. Ungeliebtes Neuland natürlich, aber trotzdem Neuland. Und ein bisschen peinlich ist es “schon auch”, wie Joachim Löw vielleicht sagen würde. (Der übrigens gerade keinen Job hat).

“Wenn eine Frau nicht mit dir essen gehen will, kannst du sie nicht dazu zwingen”, hat Tuchel mal gesagt, als er noch Trainer beim FC Chelsea war. “Du gehst einfach ein Stück zurück, und vielleicht ruft sie dich an.”

Jeder noch verfügbare Trainer da draußen, der vielleicht deutsch spricht oder auch nicht, darf also gespannt sein: Vielleicht ruft der FC Bayern dich mal an!

Kanonen-Übergabe vertagt: Kane reist nicht mit nach Hoffenheim

Harry Kane (30) wird seine erste Bundesliga-Saison mit 36 Toren beenden – die Torjägerkanone des kicker aber erst zu einem späteren Zeitpunkt entgegennehmen.

Derzeit in ziviler Kleidung unterwegs: Harry Kane muss angeschlagen passen.

Derzeit in ziviler Kleidung unterwegs: Harry Kane muss angeschlagen passen.

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Er hat so viele Tore erzielt wie kein Bundesliga-Debütant vor ihm, doch auf das perfekte Ende muss Harry Kane in vielerlei Hinsicht verzichten. Einen Titel konnte er in seiner ersten Saison beim FC Bayern bekanntlich nicht gewinnen, immerhin zwei persönliche Auszeichnungen sind ihm dafür nicht mehr zu nehmen.

Sollte Stuttgarts Serhou Guirassy am Samstag kein Zehnerpack gegen Borussia Mönchengladbach gelingen oder Leipzigs Lois Openda in Frankfurt nicht zwölf Treffer erzielen, wird Kane die Liste der Bundesliga auch nach dem letzten Spieltag mit 36 Toren anführen und dadurch die Torjägerkanone des kicker erhalten.

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Mitwirken kann er im Saisonfinale bei der TSG Hoffenheim nicht. Die Rückenblockade, zugezogen beim Aufwärmen vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League bei Real Madrid (1:2), bremst den Engländer wie schon vorige Woche beim abschließenden Heimspiel gegen Wolfsburg (2:0).

Kane wird die Reise ins Kraichgau gar nicht erst mit antreten und die üblicherweise am letzten Spieltag überreichte Kanone stattdessen zu einem anderen Zeitpunkt entgegennehmen.

Auch der Golden Shoe winkt dem Briten

Darüber hinaus wird Kane, der bereits dreimal in der Premier League Torschützenkönig wurde, mit großer Wahrscheinlich den vom kicker mit vergebenen Golden Shoe als bester Torjäger Europas erhalten. Aktuell führt er das Ranking nahezu uneinholbar vor PSG-Superstar Kylian Mbappé und VfB-Angreifer Guirassy an. Erst auf Platz vier folgt Vorjahressieger Erling Haaland von Manchester City.

Die Bayern werden in Sinsheim derweil wie erwartet auch ohne Leroy Sané (Probleme am Schambein) und Jamal Musiala (Kniereizung) auskommen müssen, auch Eric Maxim Choupo-Moting und Min-Jae Kim können nicht auflaufen, wie Thomas Tuchel am Freitag erklärte. Darüber hinaus fehlen Tuchel in seinem letzten Spiel als FCB-Coach Kingsley Coman (Muskelbündelriss in den Adduktoren), Serge Gnabry (Muskelbündelriss im Oberschenkel) und Raphael Guerreiro (Kapsel- und Bänderverletzung am Sprunggelenk).

Mario Krischel

Keine Einigung: Tuchel verlässt Bayern trotz Gesprächen

Zuletzt hatte es so ausgesehen, als könnte Thomas Tuchel doch Trainer beim FC Bayern München bleiben, doch der Coach gab vor dem letzten Spiel in Hoffenheim ein eindeutiges Statement ab.

Bestätigte Gespräche mit dem FC Bayern: Thomas Tuchel.

Bestätigte Gespräche mit dem FC Bayern: Thomas Tuchel.

IMAGO/Sven Simon

“Das ist die letzte Pressekonferenz an der Säbener Straße”, sagte Tuchel am Freitag. “Es bleibt bei der Vereinbarung vom Februar. Es gab nochmal Gespräche”, bestätigte Tuchel, aber man habe keine Einigung gefunden. Die erfolgreichen Spiele in der Champions League waren für Tuchel die Basis, nochmal über eine Rolle rückwärts nachzudenken.

Im Februar hatte der FC Bayern München per Pressemitteilung bekanntgegeben, dass “die ursprünglich bis zum 30. Juni 2025 datierte Zusammenarbeit bereits zum 30. Juni 2024” enden wird. Dies sei das Ergebnis eines einvernehmlichen Gesprächs zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen und Tuchel. Zuletzt hatten sich vor allem Manuel Neuer und Thomas Müller aktiv für eine weitere Zusammenarbeit ausgesprochen. Doch nun geht die Trainersuche erstmal weiter.

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Wie gut ist dieser EM-Kader – und wer wird gestrichen?

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Topkandidat Xabi Alonso blieb lieber in Leverkusen, Ralf Rangnick sagte völlig überraschend auf der Zielgeraden ab und erwischte den neuen Sportvorstand Max Eberl damit kalt. Bei anderen Kandidaten wie etwa Hansi Flick oder Erik ten Hag gab es keine Mehrheit bei den Bayern-Bossen.

Weitere Informationen folgen in Kürze…

Tobias Rudolf

Die Play-offs der BBL: Wer folgt auf Überraschungsmeister Ulm?

Nachdem die Play-offs in der BBL im vergangenen Jahr mit der Ulmer Meisterschaft ein unerwartetes Ende nahmen, haben sich in dieser Saison bereits in der Hauptrunde einige Überraschungsteams direkt für die Endrunde qualifiziert. Setzt sich in diesem Jahr der Favorit die Krone auf?

Stoppen Albas Sterling Brown (li.) und Johannes Thiemann (#32) die Bayern um Isaac Bonga (#9) auf dem Weg zum Titel?

Stoppen Albas Sterling Brown (li.) und Johannes Thiemann (#32) die Bayern um Isaac Bonga (#9) auf dem Weg zum Titel?

IMAGO/Eibner

Erst Alba Berlin, dann der FC Bayern Basketball und schließlich Hauptrundenmeister und Champions-League-Sieger Bonn: In der vergangenen Saison kegelten die von Position 7 in die Play-offs gestarteten Ulmer zuerst die beiden Euroleague-Teams raus, gewannen dann auch das Finale gegen die Telekom Baskets und feierten so ihren ersten Meistertitel. In diesem Jahr überraschten mit Chemnitz, Würzburg und Vechta bereits in der Hauptrunde drei Mannschaften, die sich alle auf direktem Wege für die Play-offs qualifizierten. Den Umweg über die neu eingeführten Play-Ins mussten Bonn und Ludwigsburg nehmen.

Play-offs, 1. Runde

Bereits seit einigen Jahren wird die Endrunde im 2-2-1-Modus gespielt, heißt: Das Team mit Heimvorteil hat zuerst zwei Heimspiele, ehe es auswärts ran muss. Der “Klau” eines Auswärtsspiels wird daher für die schlechter gerankte Mannschaft umso wichtiger, will sie nicht mit einem 0:2-Rückstand in ihr erstes Play-off-Spiel vor heimischer Kulisse gehen.

Bayern klarer Favorit im Viertelfinale

Hauptrundenmeister Bayern Basketball geht sicherlich als Favorit in die Play-offs. Der amtierende Pokalsieger feierte seinen letzten Meistertitel bereits im Jahr 2019 – und will nach dem Verpassen der Euroleague-Endrunde die Saison mit dem Double zu einem guten Ende führen. Nominell haben die Münchner den tiefsten Kader der Liga: Angeführt vom langjährigen Kapitän Vladimir Lucic und Aufbauspieler Sylvain Francisco spielen die Bayern zwar den langsamsten Basketball der Liga, aber auch den effizientesten: Auf 100 Angriffe gerechnet erzielen sie die mit Abstand meisten Zähler. Mit den Weltmeistern Andi Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey ist das Team von Pablo Laso auch auf den deutschen Positionen bestens aufgestellt – unter dem Korb wartet mit Ex-NBA-Champion Serge Ibaka und Devin Booker das wohl beste Big-Men-Duo der Liga.

Die Riesen, die zwar zuletzt in den Play-Ins gegen Hamburg gewinnen konnten, kommen dennoch nicht in ihrer besten Form nach München. Vor dem Erfolg gegen die Towers gingen vier Spiele in Serie verloren. Defensiv sind die Ludwigsburger in dieser Saison zwar gewohnt stark und gehören zu den unangenehmsten Gegnern der Liga, offensiv ist das Spiel aber sehr von den beiden Guards Desure Buie und Jayvon Graves abhängig. Somit dürfte für das Team von Trainer Josh King bereits in der ersten Runde Schluss sein, ein Sieg wäre bereits eine Überraschung.

Alba Berlin

Wohin führt der Weg von Alba Berlin?
IMAGO/camera4+

Ärgert Bonn die Berliner im Klassiker?

Alba Berlin erlebte eine Saison des Umbruchs: In der Euroleague wurde die jungen Truppe Tabellenletzter. Auf BBL-Niveau fing sich die Mannschaft von Israel Gonzalez nach einer schwächeren Phase in der Mitte der Saison aber wieder und erreichte am Ende Platz zwei. Die ganze Spielzeit über war das Team um Kapitän Johannes Thiemann, der selbst lange ausfiel, von Verletzungssorgen geplagt. So konnte auf den großen Positionen zuletzt mit Tim Schneider ein Eigengewächs, das lange Jahre eher in der zweiten Reihe stand, Verantwortung übernehmen. Der Spielaufbau galt zu Saisonbeginn noch als Problemposition, dort hat sich Alba seit der Rückkehr von Martin Hermannsson im Winter stabilisiert. Die Flügelspieler Sterling Brown und Matt Thomas können zudem immer wieder Spiele entscheiden, generell ist der Kader für die BBL tief besetzt. Aber: Der spielerische Glanz der Meisterjahre ist verflogen, die Read-and-React-Offensive läuft nach dem Umbruch noch nicht wie gewollt.

Dennoch gehen die Berliner als Favorit in ihre Viertelfinalserie mit den offensivstarken Telekom Baskets: Alba gegen Bonn – ein echter Klassiker in der Bundesliga. Bei den Rheinländern verabschiedete sich nach der überragenden Vorsaison der gesamte Kader samt Trainerteam um Erfolgscoach Tuomas IIsalo. Der Ex-Göttinger Harald Frey zieht als Point Guard nun die Fäden, Unterstützung erhält er von den beiden Topscorern Brian Fobbs und Glynn Watson. Center Thomas Kennedy und die deutschen Power Forwards Chris Sengfelder und Till Pape sind die Leistungsträger auf den großen Positionen. Bonn spielt die zweitbeste Offensive der Liga, mehrere Spieler können immer wieder heißlaufen. Defensiv hat die Mannschaft aber Probleme, die sie gegen die Albatrosse in den Griff kriegen muss – wenn sie überraschend weiterkommen will.

Chemnitz will gegen Vechta zum ersten Mal ins Halbfinale

Eine Play-off-Serie zwischen dem Dritten Chemnitz und dem Sechsten Vechta dürften vor der Saison nur die wenigsten erwartet haben: Gegen Ende der Hauptrunde stotterte die Maschine der Niners, die den Großteil der Saison über von Sieg zu Sieg eilten, zwar etwas, dennoch dürften die Sachsen als frischgebackener Europe-Cup-Sieger mit Rückenwind in die Play-offs gehen. Dort strebt die Mannschaft vom Coach of the Year Rodrigo Pastore ihre erste Halbfinalteilnahme in der BBL an.

Rasta Vechta war bereits 2019 einmal im Halbfinale vertreten, stieg danach aber sogar wieder ab – und spielt erst seit dieser Saison wieder in der Beletage. Dem Team um Tommy Kuhse, der bei der Wahl zum MVP und zum besten Offensivspieler der Liga jeweils Zweiter wurde, und dem Nachwuchsspieler des Jahres Johann Grünloh, hätte vor der Saison niemand den Einzug in die Play-offs zugetraut. Einige Aufstiegshelden wie Joel Aminu und Ryan Schwieger haben sich aber auch in der BBL zu Leistungsträgern gemausert. Rasta dürfte dennoch Probleme bekommen, sollte die starke Niners-Defensive, in der fast alle Spieler switchen können, ihren Dreh-und Angelpunkt Kuhse in den Griff bekommen.

Rodrigo Pastore

Mit Chemnitz auf Erfolgskurs: Head Coach Rodrigo Pastore.
Anadolu via Getty Images

Chemnitz geht in jedem Fall als Favorit in das Viertelfinale: Topscorer der in der Spitze sehr ausgeglichenen Sachsen ist Center Kevin Yebo, der sich die Position mit Kapitän Jonas Richter teilt. Zudem kommen mit Jeff Garrett und Aher Uguak auf dem Flügel sowie den Guards DeAndre Lansdowne, Wes van Beck und Kaza Kajami-Keane fünf Spieler, die zweistellig scoren. Können die Niners offensiv wie defensiv an den Großteil ihrer starker Hauptrunde anknüpfen, ziehen sie ins Halbfinale ein.

Ausgeglichenes Duell? Meister Ulm trifft auf Würzburg

Mit der identischen Hauptrundenbilanz von 24 Siegen und 10 Niederlagen trifft Meister ratiopharm Ulm auf Überraschungsmannschaft Würzburg. Erst am letzten Spieltag tauschten beide Teams ihre Positionen in der Tabelle – sodass Ulm, das auch beide Partien in der Hauptrunde gewann, durch den Heimvorteil im Viertelfinale leicht favorisiert sein dürfte. Die Mannschaft des scheidenden Meistercoachs Anton Gavel legte, wie in der vergangenen Saison in den Play-offs, einen Schlussspurt hin und gewann neun der letzten zehn Spiele. Die individuell starken Big Men Trevion Williams und L.J. Figueroa erhalten besonders Unterstützung von Flügel Karim Jallow. Kapitän Tommy Klepeisz und die Nachverpflichtung Justinian Jessup können zudem immer ein paar Dreier einstreuen.

Offensiv gehören die Schwaben in jedem Fall zu den besten Teams der Liga, defensiv könnten sie gegen das ebenfalls starke Würzburger Angriffssystem mit vielen Isolationen aber Probleme bekommen. Der Ball geht in so gut wie jeder offensiven Sequenz der Baskets über MVP Otis Livingston, der auch zum besten Offensivspieler der Liga gewählt wurde. Mit Zac Seljaas und Isaiah Washington hat Trainer Sasa Filipovski weitere Firepower in der Offensive, der beste Verteidiger der Liga Javon Bess führt die starke Defense der Baskets an. Aber: Der Kader der Würzburger ist zwar in der Spitze stark, aber nur dünn besetzt. Bekommt ein Leistungsträger Foulprobleme oder verletzt sich, könnten die Mannschaft in Schwierigkeiten geraten – gerade aufgrund der engen Taktung einer Play-off-Serie.

Fazit: Der Meistertitel geht in dieser Saison nur über die Bayern. Eine Serie über fünf Spiele gegen die Münchner zu gewinnen, dürfte schwierig sein. Besonders die Paarung Ulm gegen Würzburg verspricht, zumindest auf dem Papier, Spannung. Im Halbfinale sollte für beide Mannschaften aber gegen die Bayern Schluss sein. Sollten die Favoriten Alba und Chemnitz ihre Viertelfinalserien für sich entscheiden, wartet ein interessantes Halbfinale: Zumindest wenn es es den Niners gelingt, in Berlin ein Spiel zu “klauen”. Das dürfte im aktuellen Modus besonders für die schlechter gerankten Mannschaften entscheidend werden. Dass ein Finaleinzug (oder sogar mehr) trotzdem möglich ist, haben die Ulmer in der vergangenen Spielzeit aber auch gezeigt.

Amadeus Wolff

Roth und Schwarzenbeck erinnern sich: “Katsche war der wichtigste Mann in Brüssel”

In einer Zeit vor dem Elfmeterschießen benötigte der FC Bayern vor 50 Jahren ein Wiederholungsspiel im Finale, um gegen Atletico Madrid als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister zu gewinnen. Die Helden von damals erinnern sich.

Große Bayern-Helden:

Große Bayern-Helden: “Katsche” Schwarzenbeck (li.) damals, “Bulle” Roth heute.

imago images (2)

Den ersten Europapokal für Deutschland gewann Borussia Dortmund, 1966 den der Pokalsieger. 1974 feierte der Europapokal der Landesmeister erst seinen 19. Geburtstag, den Henkelpott in die Höhe recken durfte bis dahin aber keine deutsche Mannschaft. Auch der FC Bayern hatte sich in den Jahren zuvor blutige Nasen geholt, unter anderem, als er 1969 in der ersten Runde einen 2:0-Hinspielerfolg gegen AS St. Etienne aus der Hand gab.

1974 änderte alles, es sollte das bis dahin größte Jahr für den FC Bayern und den deutschen Fußball werden, Stichwort Weltmeistertitel. “Die Zeit war reif. Wir wurden erfahrener und wussten, worauf es ankommt”, erzählt Hans-Georg Schwarzenbeck, genannt Katsche, ein halbes Jahrhundert später. Die berühmte Achse befand sich im besten Fußballalter: Torwart Sepp Maier 30, Franz Beckenbauer und Gerd Müller jeweils 28. Dazu gesellten sich die jungen Wilden Paul Breitner und Uli Hoeneß, beide 22 Jahre jung. Die Arbeiter im Team hießen Schwarzenbeck, Rainer Zobel, Jupp Kapellmann und Franz “Bulle” Roth, der Schwede Conny Torstensson und der Däne Johnny Hansen rundeten als sogenannte Legionäre die Siegerelf ab. Nicht zu vergessen Bernd Dürnberger. Der 20-Jährige wurde im ersten Endspiel eingewechselt.

Das erste deutsch-deutsche Duell als hohe Hürde

Die Bayern benötigten auch Glück, um am Ende zu triumphieren. In der ersten Runde ging es gegen die unbekannten Schweden aus Atvidaberg ins Elfmeterschießen, Dynamo Dresden rangen sie im ersten deutsch-deutschen Europapokalduell mit 4:3 und 3:3 nieder. Und nach vergleichsweise leichten Runden gegen ZSKA Sofia und Ujpest Budapest rettete ein Verzweiflungsschuss von Schwarzenbeck in der letzten Minute der Verlängerung die Münchner gegen Atletico ins Wiederholungs-Endspiel. “Man gewinnt keine ganze Reihe von Spielen nur mit Glück. Wir haben den Europapokal gewonnen, sechs Spieler sind später Weltmeister geworden. So schlecht können wir nicht gewesen sein”, betonte Hoeneß im vergangenen Oktober in einem kicker-Interview mit dem damaligen Dresdner Ede Geyer die Stärke der Münchner.

Diese allerdings verbargen sie im ersten Finale von Brüssel geschickt, am 15. Mai 1974 sah es nicht nach einem Triumph aus. “Wir waren angeblich der Favorit, das hat uns nicht gutgetan, wir waren verkrampft”, erzählt Schwarzenbeck, während in Roths Erinnerung “die Spielanteile 50:50 waren, wir hatten unsere Chancen”. Nach dem 0:1 durch einen direkt verwandelten Freistoß von Luis Aragones in der 114. Minute schien der Traum vom Cup ausgeträumt, doch dann nahm sich Schwarzenbeck in letzter Sekunde ein Herz und traf aus der Distanz. “Intuition”, antwortet der heute 76-Jährige auf die Frage, was ihn getrieben habe. “Hätte ich lange nachgedacht, hätte ich nicht geschossen. Es hat mich auch niemand angegriffen.” Auch Roth ist der Treffer, vielleicht der wichtigste in Bayerns Geschichte, präsent, als sei er gestern gefallen: “Das war ein Hammer, sensationell! Ich sehe den heute noch kerzengerade durchrauschen, der ist gefühlt durch 50 Beine durchgegangen.”

Schwarzenbeck trifft gegen Atletico

Torschütze Schwarzenbeck ist nicht mal im Bild. Atletico-Keeper Reina streckt sich trotzdem vergeblich.
imago/Fred Joch

Grenzenloser Jubel und Erleichterung beim FC Bayern, Frust und Enttäuschung bei den Spaniern. Eine Gefühlslage, die im Wiederholungsspiel nur zwei Tage später am 17. Mai neben der Kondition den Ausschlag geben sollte. “Wir hatten Aufwind, Atletico war im zweiten Spiel kaputt”, nennt Schwarzenbeck den Unterschied.

Roth: Spezialist für Final-Tore

Nach einem Steilpass von Breitner zog Hoeneß auf und davon, die Führung in der 29. Minute. Zweimal Müller (56., 69.) und noch einmal der nicht zu bremsende Hoeneß (83.) sorgten für klare Verhältnisse. “Das war mein bestes Spiel”, legt sich Hoeneß fest. Ohne den Treffer von Schwarzenbeck wäre es jedoch nie dazu gekommen. “Katsche war der Hauptdarsteller, der wichtigste Mann in Brüssel”, zeichnet Roth seinen Freund aus, mit dem er sich zehn Jahre lang ein Zimmer bei Auswärtsspielen teilte. Roth, der 1967 (Pokalsieger-Cup), 1975 und 1976 jeweils das 1:0 im Endspiel schoss, ging 1974 leer aus. “Ich habe geschwächelt und gesagt: Katsche, hau ihn rein”, witzelt er beim Termin mit dem kicker, er und Schwarzenbeck lachen herzlich.

Hoeneß bezeichnet diesen ersten Henkelpott als “das größte Erlebnis in meiner Spielerkarriere, mein schönster Tag als Spieler. Ich dachte mir: Wenn Du jetzt die Zeit anhalten könntest.” Wäre das möglich gewesen, wäre es bei diesem einen Triumph geblieben, doch die goldene Generation des FC Bayern legte nach, schaffte durch ein 2:0 gegen Leeds United 1975 (Tore: Roth und Müller) sowie ein 1:0 gegen St. Etienne 1976 (Freistoß Roth) den Hattrick und begründete den großen Ruf des FC Bayern in Europa. Drei Cups folgten, 2001, 2013 und 2020, doch dieser erste von Brüssel wird ein ganz besonderer bleiben.

Ein ausführliches Interview mit Katsche Schwarzenbeck und Bulle Roth lesen Sie in der jüngsten Montagsausgabe oder im eMagazine.

Frank Linkesch

Roth und Schwarzenbeck erinnern sich: “Katsche war der wichtigste Mann in Brüssel”

In einer Zeit vor dem Elfmeterschießen benötigte der FC Bayern vor 50 Jahren ein Wiederholungsspiel im Finale, um gegen Atletico Madrid als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister zu gewinnen. Die Helden von damals erinnern sich.

Große Bayern-Helden:

Große Bayern-Helden: “Katsche” Schwarzenbeck (li.) damals, “Bulle” Roth heute.

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Den ersten Europapokal für Deutschland gewann Borussia Dortmund, 1966 den der Pokalsieger. 1974 feierte der Europapokal der Landesmeister erst seinen 19. Geburtstag, den Henkelpott in die Höhe recken durfte bis dahin aber keine deutsche Mannschaft. Auch der FC Bayern hatte sich in den Jahren zuvor blutige Nasen geholt, unter anderem, als er 1969 in der ersten Runde einen 2:0-Hinspielerfolg gegen AS St. Etienne aus der Hand gab.

1974 änderte alles, es sollte das bis dahin größte Jahr für den FC Bayern und den deutschen Fußball werden, Stichwort Weltmeistertitel. “Die Zeit war reif. Wir wurden erfahrener und wussten, worauf es ankommt”, erzählt Hans-Georg Schwarzenbeck, genannt Katsche, ein halbes Jahrhundert später. Die berühmte Achse befand sich im besten Fußballalter: Torwart Sepp Maier 30, Franz Beckenbauer und Gerd Müller jeweils 28. Dazu gesellten sich die jungen Wilden Paul Breitner und Uli Hoeneß, beide 22 Jahre jung. Die Arbeiter im Team hießen Schwarzenbeck, Rainer Zobel, Jupp Kapellmann und Franz “Bulle” Roth, der Schwede Conny Torstensson und der Däne Johnny Hansen rundeten als sogenannte Legionäre die Siegerelf ab. Nicht zu vergessen Bernd Dürnberger. Der 20-Jährige wurde im ersten Endspiel eingewechselt.

Das erste deutsch-deutsche Duell als hohe Hürde

Die Bayern benötigten auch Glück, um am Ende zu triumphieren. In der ersten Runde ging es gegen die unbekannten Schweden aus Atvidaberg ins Elfmeterschießen, Dynamo Dresden rangen sie im ersten deutsch-deutschen Europapokalduell mit 4:3 und 3:3 nieder. Und nach vergleichsweise leichten Runden gegen ZSKA Sofia und Ujpest Budapest rettete ein Verzweiflungsschuss von Schwarzenbeck in der letzten Minute der Verlängerung die Münchner gegen Atletico ins Wiederholungs-Endspiel. “Man gewinnt keine ganze Reihe von Spielen nur mit Glück. Wir haben den Europapokal gewonnen, sechs Spieler sind später Weltmeister geworden. So schlecht können wir nicht gewesen sein”, betonte Hoeneß im vergangenen Oktober in einem kicker-Interview mit dem damaligen Dresdner Ede Geyer die Stärke der Münchner.

Diese allerdings verbargen sie im ersten Finale von Brüssel geschickt, am 15. Mai 1974 sah es nicht nach einem Triumph aus. “Wir waren angeblich der Favorit, das hat uns nicht gutgetan, wir waren verkrampft”, erzählt Schwarzenbeck, während in Roths Erinnerung “die Spielanteile 50:50 waren, wir hatten unsere Chancen”. Nach dem 0:1 durch einen direkt verwandelten Freistoß von Luis Aragones in der 114. Minute schien der Traum vom Cup ausgeträumt, doch dann nahm sich Schwarzenbeck in letzter Sekunde ein Herz und traf aus der Distanz. “Intuition”, antwortet der heute 76-Jährige auf die Frage, was ihn getrieben habe. “Hätte ich lange nachgedacht, hätte ich nicht geschossen. Es hat mich auch niemand angegriffen.” Auch Roth ist der Treffer, vielleicht der wichtigste in Bayerns Geschichte, präsent, als sei er gestern gefallen: “Das war ein Hammer, sensationell! Ich sehe den heute noch kerzengerade durchrauschen, der ist gefühlt durch 50 Beine durchgegangen.”

Schwarzenbeck trifft gegen Atletico

Torschütze Schwarzenbeck ist nicht mal im Bild. Atletico-Keeper Reina streckt sich trotzdem vergeblich.
imago/Fred Joch

Grenzenloser Jubel und Erleichterung beim FC Bayern, Frust und Enttäuschung bei den Spaniern. Eine Gefühlslage, die im Wiederholungsspiel nur zwei Tage später am 17. Mai neben der Kondition den Ausschlag geben sollte. “Wir hatten Aufwind, Atletico war im zweiten Spiel kaputt”, nennt Schwarzenbeck den Unterschied.

Roth: Spezialist für Final-Tore

Nach einem Steilpass von Breitner zog Hoeneß auf und davon, die Führung in der 29. Minute. Zweimal Müller (56., 69.) und noch einmal der nicht zu bremsende Hoeneß (83.) sorgten für klare Verhältnisse. “Das war mein bestes Spiel”, legt sich Hoeneß fest. Ohne den Treffer von Schwarzenbeck wäre es jedoch nie dazu gekommen. “Katsche war der Hauptdarsteller, der wichtigste Mann in Brüssel”, zeichnet Roth seinen Freund aus, mit dem er sich zehn Jahre lang ein Zimmer bei Auswärtsspielen teilte. Roth, der 1967 (Pokalsieger-Cup), 1975 und 1976 jeweils das 1:0 im Endspiel schoss, ging 1974 leer aus. “Ich habe geschwächelt und gesagt: Katsche, hau ihn rein”, witzelt er beim Termin mit dem kicker, er und Schwarzenbeck lachen herzlich.

Hoeneß bezeichnet diesen ersten Henkelpott als “das größte Erlebnis in meiner Spielerkarriere, mein schönster Tag als Spieler. Ich dachte mir: Wenn Du jetzt die Zeit anhalten könntest.” Wäre das möglich gewesen, wäre es bei diesem einen Triumph geblieben, doch die goldene Generation des FC Bayern legte nach, schaffte durch ein 2:0 gegen Leeds United 1975 (Tore: Roth und Müller) sowie ein 1:0 gegen St. Etienne 1976 (Freistoß Roth) den Hattrick und begründete den großen Ruf des FC Bayern in Europa. Drei Cups folgten, 2001, 2013 und 2020, doch dieser erste von Brüssel wird ein ganz besonderer bleiben.

Ein ausführliches Interview mit Katsche Schwarzenbeck und Bulle Roth lesen Sie in der jüngsten Montagsausgabe oder im eMagazine.

Frank Linkesch