Einer mit 211 Toren und ein verflixtes Duo: Die Ära Klopp in Grafiken

Nach knapp neun Jahren endet Jürgen Klopps Zeit in Liverpool – ein Rückblick in Grafiken.

“The Normal One” nimmt den Hut: Liverpools Trainer Jürgen Klopp verlässt Anfield nach knapp neun Jahren.

IMAGO/Propaganda Photo

Aus! Schluss! Vorbei! Mit dem 2:0 gegen die Wolverhampton Wanderers geht das Kapitel Jürgen Klopp beim FC Liverpool zu Ende. Sportlich betrachtet hatte die Partie am Sonntagabend keine Bedeutung mehr, da der dritte Platz schon vor Anpfiff feststand, dennoch herrschte Gänsehautstimmung pur unter den über 60.000 Zuschauern an der Anfield Road.

Kein Wunder, hatte “The Normal One” dem Liverpooler Anhang doch unzählige außergewöhnliche Momente beschert: 299 Siege, 13 Endspiele, acht Titel, darunter den Henkelpott 2019 sowie die Meisterschaft 2020.

Das Abschiedsspiel gegen die Wolves war die 491. Partie in der Ära Klopp. Ein paar mehr Partien in dieser Saison hätten sich Coach und Mannschaft sicherlich gewünscht, doch in der Europa League begrub Atalanta Bergamo im Viertelfinale die Titelhoffnungen der Reds (0:31:0), im FA-Cup scheiterten sie ebenfalls in der Runde der letzten Acht mit 3:4 in der Verlängerung an Manchester United.

Der letzte Titel: Finalsieg gegen Chelsea

Da auch die Meisterschaft in der Premier League aufgrund einer Schwächephase im April verspielt wurde, blieb der Titel im League Cup, den sich Liverpool am 25. Februar mit einem 1:0 nach Verlängerung gegen Chelsea sicherte, der letzte, den Klopp nach Anfield holte.

Nun ist nach fast neun Jahren im Nordwesten Englands Schluss. In den Top-5-Ligen Europas waren vor Saisonende nur drei Trainer länger im Amt als Klopp, darunter Freiburgs Christian Streich, der nun ebenfalls ein neues Kapitel aufschlägt, sowie Frank Schmidt, der bereits stolze acht Jahre vor Klopps Premiere bei den Reds in Heidenheim inthronisiert wurde. Als Schmidt seinen Einstand beim FCH feierte, hatte der gebürtige Stuttgarter Klopp gerade mal seine ersten beiden Siege mit dem BVB eingefahren.

Längste Amtszeit seit Paisley

Gleichwohl ist Klopps Amtszeit beachtlich: Der letzte LFC-Coach, der eine längere Amtszeit als Klopp aufweisen konnte, war Bob Paisley, der 1974 Bill Shankly als Cheftrainer beerbte und 1983 nach neun ebenfalls überaus erfolgreichen Jahren von seinem Amt zurücktrat.

Klopp übernahm die Reds am 8. Oktober 2015 auf dem zehnten Tabellenplatz. Seine erste Spielzeit endete mit Platz 8 sowie zwei verlorenen Endspielen: im Ligapokal gegen Manchester City (1:3 i.E.) sowie in der Europa League gegen den FC Sevilla (1:3). In den folgenden acht Saisons landete sein Team stets unter den Top 5. 2019/20 gelang es der Mannschaft sogar die Dominanz von Manchester City zu brechen und erstmals nach 30 Jahren wieder die Meisterschaft für sich zu entscheiden.

Trotz 97 Punkten nur Vize-Meister

Wer weiß, wie erfolgreich Liverpool unter Klopp gewesen wäre, hätte es in dieser Zeit nicht dieses Manchester City unter Pep Guardiola gegeben. 2018/19 reichten sagenhafte 97 Punkte nur zur Vize-Meisterschaft, 2021/22 landete Liverpool mit 92 Punkten auf Platz 2, weil Manchester City am Ende jeweils noch einen Zähler mehr auf dem Konto hatte.

Mit dem Dauerrivalen lieferte sich Klopp auch die meisten Pflichtspielduelle. Es verwundert daher nicht, dass der 56-Jährige gegen die Skyblues auch die meisten Pflichtspielniederlagen als Liverpool-Coach erlitt. Dennoch ist die Bilanz gegen City mit zehn Siegen bei neun Remis und sechs Niederlagen positiv. Kein anderer Klub war in dieser Zeit auch nur annähernd so erfolgreich gegen den englischen Serienmeister.

Kein Premier-League-Team mit positiver Bilanz gegen Klopp

Die meisten Siege durfte Klopp gegen Crystal Place und West Ham United bejubeln, die er jeweils 13-mal bezwang. Die meisten Begegnungen, ohne je Punkte liegen gelassen zu haben, bestritt er gegen Norwich City, das in allen acht Aufeinandertreffen als Verlierer vom Platz ging. Bemerkenswert ist ferner, dass er gegen keinen einzigen Premier-League-Klub eine negative Bilanz aufweist.

Angstgegner Real Madrid

Auf internationaler Ebene gab es jedoch einen Gegner, denen die Reds hoffnungslos unterlegen waren: Real Madrid. Während sich die Klopp-Elf im Meisterschafskampf an Manchester City immer wieder die Zähne ausbiss, scheiterte sie in der Königsklasse in steter Regelmäßigkeit an den Madrilenen. 2018 verlor man das Finale in Kiew gegen Real mit 1:3, vier Jahre später unterlagen die Reds den Königlichen im Finale von Paris mit 0:1. Zudem zog Liverpool im Viertelfinale 2020/21 sowie im Achtelfinale 2022/23 jeweils gegen die Spanier den Kürzeren.

Außer gegen Real weist Liverpool seit Oktober 2015 sonst nur gegen die SSC Neapel (2 Siege/1 Remis/3 Niederlagen) sowie den FC Sevilla (0/2/1) negative Bilanzen auf.

Immerhin: 2019 gelang er dann doch, der große Erfolg in der Königsklasse. Maßgeblich dafür verantwortlich waren zwei Profis, die das Spiel der Reds unter Klopp prägten und am häufigsten in dessen Ägide auf dem Platz standen: Roberto Firmino und Mohamad Salah. Letzterer brachte Liverpool mit dem frühen 1:0 gegen Tottenham per Elfmeter auf die Siegerstraße beim 2:0 im Finale von Madrid.

Salah mit 211 Toren unter Klopp

Firmino verabschiedete sich schon vor einem Jahr aus Liverpool. Im Sommer 2023 nahm der saudische Klub Al-Ahli den Brasilianer unter Vertrag. Salah hingegen versetzte seinen Coach auch diese Saison wieder regelmäßig in Ekstase, insgesamt kommt er auf 211 Treffer für die Reds – Bestwert unter Klopp.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Spieler mit solchen Zahlen je wieder trainieren werde.

Jürgen Klopp

“Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Spieler mit solchen Zahlen je wieder trainieren werde”, ließ Klopp wissen. Ob Salah je wieder einen solchen Trainer haben wird, darf allerdings auch bezweifelt werden.

Ullrich Schindler

Eklat in Monaco: Camara überklebt LGBTQ-Logo

Am letzten Spieltag der Ligue 1 hat Monacos Mohamed Camara für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Mittelfeldmann überklebte unter anderem das anti-homophobe Abzeichen auf der Brust seines Trikots. Die Sportministerin des Landes fordert nun eine harte Bestrafung.

Auf der Brust von Mohamed Camara ist klar zu sehen, dass er das Abzeichen überklebt hat.

Auf der Brust von Mohamed Camara ist klar zu sehen, dass er das Abzeichen überklebt hat.

AFP via Getty Images

Mohamed Camara hat am Sonntag für sich ein Zeichen gesetzt, das gar nicht gut ankommt. Der Mittelfeldmann von der AS Monaco verweigerte sich der Teilnahme an der von der Ligue 1 organisierten Aktion zur Bekämpfung von Homophobie.

Der 24-Jährige überklebte das Logo zur Unterstützung der LGBTQ-Community auf seiner Brust und zudem den Regenbogen, der dem Logo der Ligue 1 auf dem Ärmel hinzugefügt worden war, mit einem weißen Tape. Monacos Coach Adi Hütter sagte dazu lediglich: “Wir als Klub unterstützen die Aktion der Liga. Seine Aktion war eine persönliche Entscheidung. Es wird eine interne Diskussion mit ihm geben.”

Sportministerin findet Camaras Verhalten “inakzeptabel”

Das Statement von Camara wird in Frankreich klar als homophobes Vergehen wahrgenommen. Die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera forderte am Montag “die schärfsten Sanktionen” gegen den Mittelfeldmann. “Es ist ein inakzeptables Verhalten”, sagte sie dem französischen Radiosender RTL. “Ich hatte gestern Abend Gelegenheit, der Liga zu sagen, was ich darüber denke, und ein solches Verhalten muss mit den härtesten Sanktionen gegen den Spieler und den Verein geahndet werden.”

Camara war im Sommer 2022 von RB Salzburg nach Monaco gewechselt. Für die Monegassen machte er bisher 57 Spiele und erzielte ein Tor. Dieser bisher einzige Treffer gelang ihm just am Wochenende beim 4:0 über den FC Nantes. Aber anstatt positiver Schlagzeilen sieht sich der 24-Jährige nun ganz anderen Themen ausgesetzt.

Zé Roberto: “Ich tippe auf drei Kronen für Leverkusen”

Zé Roberto traut Bayer Leverkusen das Triple zu: “Und das Wundervolle daran ist, dass dies gar keinen Beigeschmack hat”, sagt der Brasilianer, der mit Bayer 2002 dreimal nur Zweiter wurde, im kicker-Interview (Dienstagausgabe).

Werkself-Vergangenheit: Zé Roberto, hier bei einem Besuch in Leverkusen anno 2019

Werkself-Vergangenheit: Zé Roberto, hier bei einem Besuch in Leverkusen anno 2019

Bongarts/Getty Images

Was der Brasilianer, der in der Bundesliga auch für Bayern München und den Hamburger SV gespielt hat, hervorhebt: “Diese Mannschaft hat einen beeindruckenden Fußball gezeigt, sich durchgehend als, ich bezeichne es mal, fliegende Mannschaft gezeigt.” Dass dabei einige Niederlagen mit Treffern in der Nachspielzeit noch verhindert worden sind, sei Ausdruck von “Können und mentaler Stärke.” Das habe man früher oft bei Bayern München gesehen. “Aber jetzt ist die Zeit von Bayer Leverkusen.”

Bayer 04 im Saisonfinale

In den beiden in dieser Woche anstehenden Endspielen um die Europa League und den DFB-Pokal könne Bayer die Saison abrunden. “Ich tippe auf drei Kronen für Leverkusen.” Auch wenn, etwa beim Spiel in Berlin, Kaiserslautern “ein Gegner ist, mit dem man vielleicht als Underdog sympathisiert, ein Verein, der selbst eine Legende ist.”

“Kluge Neuverpflichtungen”

Mit Blick auf die Stärke des neuen Deutschen Meisters hebt der frühere Nationalspieler neben der Arbeit von Trainers Xabi Alonso auch das Management hervor, der Verein habe “kluge Neuverpflichtungen getätigt”. Wolle der Klub aber auch dauerhaft in der Champions League angreifen, müsse der Kader dennoch verstärkt werden.

Jungstar Florian Wirtz ist für den 49-jährigen Zé Roberto, der seine aktive Karriere 2017 beendete, “der beste Spieler der Saison”. Gefragt zu dessen Weltklasse-Qualitäten erklärt der Brasilianer: “Er hat das Potenzial dieses Niveau zu erreichen, wenn er sein Spiel weiterentwickelt und seine Fähigkeiten verfeinert.”

Doch der 21-Jährige sei nicht der einzige Schlüsselspieler beim neuen Meister. Welche Namen Zé Roberto nennt und wie er die Arbeit von Xabi Alonso im Detail bewertet, lesen sie am Dienstag im kicker – oder ab Montagabend im eMagazine.

Jörg Wolfrum

Titelverteidigung geglückt: Young Boys Bern zum 17. Mal Schweizer Meister

Zum zweiten Mal in Serie und zum sechsten Mal binnen der letzten sieben Saisons heißt der Schweizer Meister Young Boys Bern. Die Berner sicherten sich vorzeitig ihren 17. Meistertitel.

Die Young Boys aus Bern sind zum 17. Mal Schweizer Meister.

Die Young Boys aus Bern sind zum 17. Mal Schweizer Meister.

IMAGO/Manuel Stefan

Mit einem zwar nicht ganz so großen Vorsprung wie im Vorjahr, erneut jedoch mit einem komfortablen Polster von neun Punkten auf die Konkurrenz, krönten sich die Berner auch in diesem Jahr zum besten Team der Schweizer Super League.

Nachdem Lugano am Montagabend beim FC Zürich patzte (1:2) und Bern ohnehin zeitgleich einen 1:0-Sieg bei Servette Genf einfuhr, stehen die Young Boys einen Spieltag vor dem Ende der laufenden Spielzeit als Meister fest.

Saison 2023/24

Trennung von Meistercoach Wicky

Servette Genf war nach dem 26. Spieltag noch der engste Verfolger der Berner gewesen, die nach jenem Spieltag die Reißleine zogen und sich von Chef- und Meistercoach Raphael Wicky trennten. Um die “festgefahrene Situation” zu bereinigen, wie Sportvorstand Christoph Spycher die Lage Anfang März beschrieben hatte, benötigte es “frische Energie”.

Lediglich zwei der letzten zehn Pflichtspiele hatten die Young Boys zu diesem Zeitpunkt gewonnen – darunter das Aus in der Europa League sowie im Schweizer Pokal. Zu wenig aus Sicht des amtierenden Meisters und Pokalsiegers, dessen Vorsprung auf Genf nach vielversprechendem Auftakt nur noch einen Zähler betrug.

Trainerwechsel trägt Früchte

In Joel Magnin fiel die Wahl für Wickys Nachfolger auf ein BSC-Urgestein, das interimsweise bis zum Saisonende übernahm. Die gesuchte “frische Energie” lieferte der 52-Jährige, der dem Klub nach seiner Zeit als aktiver YB-Spieler (151 Spiele) weit über ein Jahrzehnt hinaus als Nachwuchstrainer erhalten geblieben war.

Wohl kaum einer kennt den Verein aus dem Wankdorf besser als der Schweizer Coach – und wohl kaum einer hätte das Ruder besser herumreißen können. Mit einem 5:1-Debütsieg gegen Basel hatte Magnin ein Ausrufzeichen gesetzt, aus den anschließenden zehn Spielen bis zur vorzeitigen Meisterschaft holte er 20 Punkte. Zur neuen Saison wird Magnin von Patrick Rahmen als Cheftrainer ersetzt.

Lustenberger verabschiedet sich als Meister

Doch mit Magnins erstem Titel als Profitrainer sind noch nicht alle speziellen Geschichten der Berner Titelverteidigung erzählt. Während es auch für Routinier Fabian Lustenberger als einen von 15 YB-Spielern aus dem aktuellen Kader der zweite Meistertitel in Serie ist, ist es für den 36-Jährigen zugleich der perfekte Abschluss seiner Profikarriere.

Der ehemalige Herthaner, der die achtmeisten Spiele in der Geschichte des deutschen Hauptstadtklubs absolvierte (307), hängt nach der Saison die Fußballschuhe an den Nagel.

Frankfurt-Neuzugang Amenda macht auf sich aufmerksam

Blickt man genauer auf den Berner Meisterkader, so lassen sich derweil auch weitere Verbindungen zur Bundesliga knüpfen. Während die ehemaligen Bochumer Saidy Janko und Silvere Ganvoula durchaus ihren Anteil am 17. Meistertitel hatten, konnte Stürmer Cedric Itten (ehemals Fürth) mit zehn Treffern indes nicht ganz an seine starke Vorsaison anknüpfen, in der er mit 19 Toren noch zweitbester Torschütze der Liga gewesen war.

Auf einen spannenden Neuzugang aus Bern darf sich währenddessen Eintracht Frankfurt freuen, das die Verpflichtung von Aurele Amenda schon im Februar unter Dach und Fach gebracht hatte. Mit seinen erst 20 Jahren und ansprechenden Leistungen überzeugte der Innenverteidiger erneut, nachdem er sich bereits in der vorherigen Double-Saison einen Namen gemacht hatte.

Um das Double kämpfen die Young Boys in dieser Spielzeit nicht mehr. Der sechste Meistertitel binnen sieben Jahren ist dennoch als klares Statement aufzufassen und unterstreicht ein weiteres Mal die Berner Vormachtstellung in der Super League.

Pajors Abschied mit Hattrick, Torjägerkanone und zwei Randnotizen

Sechs Tage nach der offiziellen Verkündung ihres Abschieds im Sommer hat sich Ewa Pajor die kicker-Torjägerkanone der Frauen-Bundesliga gesichert. Der Abstand zu den ärgsten Konkurrentinnen ist enorm.

Sie stand am Montag noch einmal im Mittelpunkt: Torschützenkönigin Ewa Pajor, hier flankiert von kicker-Redakteur Gunnar Meggers (links) und der NFV-Vorsitzenden Karen Rotter.

Sie stand am Montag noch einmal im Mittelpunkt: Torschützenkönigin Ewa Pajor, hier flankiert von kicker-Redakteur Gunnar Meggers (links) und der NFV-Vorsitzenden Karen Rotter.

IMAGO/regios24

Ein Tor alle 79 Minuten18 Tore in 19 Bundesliga-Spielen: Ewa Pajor ist zweifellos die beste Torschützin dieser Bundesliga-Saison. Zwölf Tore mit rechts, je drei mit links und dem Kopf schoss die Wolfsburgerin, die gerade erst ihren neunten DFB-Pokal-Triumph in Serie eingetütet hatte.

Der verdiente Lohn dafür: die Torjägerkanone, die traditionell vom kicker überreicht wird. Redakteur Gunnar Meggers überreichte Pajor die persönliche Auszeichnung am Montag direkt nach dem abschließenden Heimspiel (6:0 gegen die SGS Essen), zu dem sie stilecht noch einmal einen Hattrick zum Abschied beigetragen hatte.

“Ich bin sehr dankbar für die Zeit in Wolfsburg”, sagte sie. “Es war eine schöne Reise. Jetzt gerade habe ich keine Träne im Auge – weil ich die letzten Tage schon so viel geweint habe.” Gegen Essen führte die die 27-Jährige erstmals in einem Pflichtspiel den VfL als Kapitänin aufs Feld. Nebenbei sah sie die erste Gelbe Karte ihrer Bundesliga-Karriere – im 121. Spiel. Es blieben nur zwei Randnotizen.

Verfolgerinnen torarm wie lange nicht

Andere etablierte Torjägerinnen wie Lea Schüller (elf Tore), Vorjahressiegerin Alexandra Popp (sieben) oder die Frankfurterin Lara Prasnikar (vier) kamen diesmal ihr in dieser Kategorie nicht an ihre Limits, Pajors Vorsprung beträgt auch deswegen satte sieben Treffer.

Frauen-Bundesliga, 22. Spieltag

Generell fällt beim Blick auf das gesamte Ranking auf: Das letzte Mal reichten 2017/18 ähnlich wenige Tore (nämlich zwölf) für den zweiten Platz im Ligaranking, seinerzeit für die damalige Freiburgerin Lina Magull.

Diesmal landeten am Ende Schüller und Nicole Anyomi (je elf) auf Rang zwei, gefolgt von Leipzigs Weitschuss-Spezialistin Vanessa Fudalla und Leverkusens Knipserin Nikola Karczewska (je zehn).

Barcelona darf sich auf Pajors Torquote freuen

Pajors Quote beeindruckt allerdings nicht nur ob des Abstands zur Konkurrenz. Sie ist umso höher zu bewerten, weil sie immer wieder auf dem linken Flügel auflaufen musste – damit Popp im Zentrum ihre Stärken einsetzen konnte. VfL-Trainer Tommy Stroot lobte die polnische Teamplayerin nicht nur einmal überschwänglich – und muss nun auf sie verzichten.

“Ein besonderer Tag für mich”, befand Pajor. “Der wird immer in meinem Herzen bleiben. Nicht nur der Tag, auch der VfL Wolfsburg, Wolfsburg generell als Stadt und die Fans, die Mannschaft. Das bleibt für immer.”

Am vergangenen Dienstag hatten die Wölfinnen bestätigt, dass Pajor eine Ausstiegsklausel in ihrem Vertrag gezogen hat und ins Ausland wechselt. Nur ein offenes Geheimnis ist es, dass der FC Barcelona die Stürmerin für knapp 500.000 Euro Ablöse verpflichtet.

Erste Gelbe Karte

Erstes Mal Kapitänin im Pflichtspiel

Zadrazils spezieller Fokus: “Das zeichnet eine Saison aus”

Ungeschlagen krönten sich die Bayern-Frauen zum Meister, doch Sarah Zadrazil hob einen anderen Aspekt der Saison lobend heraus. Mit Blick auf die Zukunft sind alle Beteiligten optimistisch.

Zum dritten Mal die Meisterschale in der Hand: Sarah Zadrazil.

Zum dritten Mal die Meisterschale in der Hand: Sarah Zadrazil.

picture alliance / foto2press

“Heute war das ein bisschen was anderes, weil wir natürlich schon Meister waren und das gefühlt schon 28-mal gefeiert haben”, feixte Linda Dallmann in ihrer gewohnten Art am Mikrofon von MagentaSport. Doch die Party vor der Fankurve mit den zahlreichen Bayern-Fans, die gefiel der Nationalspielerin schon: “Es war heute einfach nochmal cool, mit den Fans zu feiern. Ein schöner Abschluss.”

Mit 4:1 hatten die Bayern-Frauen zuvor bei der TSG Hoffenheim gewonnen. Damit erreichten die Münchnerinnen das letzte große Saisonziel, das ihr Trainer Alexander Straus gesetzt hatte: Die gesamte Bundesliga-Saison blieben sie ohne Niederlage, 19 Siege stehen nur drei Remis gegenüber, in der Rückrunde blieben die Bayern sogar ohne jeden Punktverlust. “In der Meisterschaft war das schon sehr, sehr gut dieses Jahr”, meinte Dallmann daher.

Simon: “Nicht nur eine Floskel”

In Hoffenheim taten sich die Münchnerinnen allerdings lange schwer, trotz einer frühen Führung. “Es war nicht einfach, trotzdem die Leistung auf den Platz zu bringen, wenn man weiß, man ist Meister”, erklärte Sarah Zadrazil die anfänglichen Schwierigkeiten. Durch Tore von Dallmann, Pernille Harder und Lea Schüller fand der FCB in Halbzeit zwei aber in die Spur und durfte sich am Ende über einen souveränen Sieg freuen. Als Belohnung gab es nach Abpfiff endlich auch die Meisterschale.

“Jetzt heißt es: genießen”, freute sich Zadrazil, “ich bin echt stolz auf die Mannschaft, unsere Rückrunde war einfach unglaublich gut”. Doch aus Sicht der Österreicherin machte nicht die ungeschlagene Meisterschaft diese Saison aus, sondern die Tiefen, die das Team gemeinsam erlebte: “Es war keine Saison, wo alles nur perfekt läuft. Es war nicht immer alles supertoll”, erinnerte sich die Mittelfeldspielerin zurück an Niederlagen vor der Winterpause und das damit verbundene Vorrunden-Aus in der Champions League.

Das zeichnet eine Saison aus: Dass man den ganzen Weg mitnimmt und aus den Tiefs wieder rauskommt.

Sarah Zadrazil

“Aber genau das zeichnet eine Saison aus: Dass man den ganzen Weg mitnimmt und aus den Tiefs wieder rauskommt”, so Zadrazil. Das sei dem Team perfekt gelungen, und es sei “umso schöner, dass wir das mit der Meisterschaft krönen konnten”.

Auch Carolin Simon, die sich mit einem Freistoßtor zur 1:0-Führung nach ihrem Comeback und ihrer “ultraharten Verletzungszeit” endgültig zurückmeldete, stimmte Zadrazil zu, was den Teamgeist bei den Bayern angeht: “Das ist nicht nur eine Floskel. Wir leben das, sind unfassbar viel zusammen und haben eine sehr, sehr enge, ehrliche und vertrauensvolle Bindung in der Mannschaft.” Mit dieser Einstellung könne man noch viel zusammen erreichen.

Dallmann und Simon erkennen Potenzial für die Zukunft

Wohin der Weg des FC Bayern im Frauenfußball geht, ist allerdings noch nicht ausgemacht. In Deutschland war in den letzten Wochen im Hinblick auf den Dauerrivalen aus Wolfsburg oft von einer “Wachablösung” die Rede, doch durch die krachende 0:4-Finalniederlage im DFB-Pokal gegen die Wölfinnen sind diese Stimmen wieder leiser geworden. Und in der Champions League gehörten die Münchnerinnen bislang nicht zu den ganz großen Favoriten, haben mittelfristig jedoch Ambitionen.

“Ein bisschen mehr geht noch in den anderen beiden Wettbewerben, da haben wir deutlich mehr Potenzial”, meinte Dallmann. Simon sieht ihren Verein für die Zukunft jedenfalls gut aufgestellt: “Es bringt uns auf ein ganz neues Level, wenn wir peu à peu internationale Topstars dazuholen”, so die Verteidigerin. In Georgia Stanway und Pernille Harder ist dies bereits in der Vergangenheit gelungen, zur neuen Saison kommt nun Lena Oberdorf dazu. Magenta-Expertin Tabea Kemme warnte daher schon: “Seid achtsam, was der FC Bayern für eine Basis gelegt hat.”

Die Münchnerinnen wollten davon jedoch noch nichts wissen, zum letzten Mal wollten sie die Meisterschaft feiern, nun auch mit der Schale. Am Dienstag Mittag steht zudem der Empfang im Münchner Rathaus an. “Ein bisschen Bier ist schon kaltgestellt, alles andere lassen wir auf uns zukommen”, freute sich Simon. Und Dallmann ließ sich noch zu einer letzten Feier hinreißen: “Die Busfahrt wird nochmal cool, denk ich. Morgen noch und dann reicht es, dann fahren wir nach Hause.”

HSV: Kommt Kuntz für Boldt?

Als nach dem Pfingstmontag im Volkspark die Protagonisten des HSV auseinandergingen, war völlig unklar, wer beim Wiedersehen zur Saisonvorbereitung alles wieder kommt. Das betrifft in erster Linie auch Sportvorstand Jonas Boldt. Ein neuer Nachfolgekandidat ist Stefan Kuntz.

Vorgänger und Nachfolger? Jonas Boldt und Stefan Kuntz.

Vorgänger und Nachfolger? Jonas Boldt und Stefan Kuntz.

imago images (2)

Bild und das Hamburger Abendblatt berichten übereinstimmend vom Interesse an dem 61-Jährigen, der zuletzt Cheftrainer der Türkei und im Dezember auch ein Kandidat für die Nachfolge von Tim Walter auf der HSV-Bank war. Beerbt der Europameister von 1996 nun seinen damaligen Ansprechpartner Boldt?

Tatsächlich hatte sich der Aufsichtsrat am Donnerstag mit Kuntz getroffen. Der frühere Torjäger ist nach Absagen von Ralf Rangnick und Jörg Schmadtke der nächste prominente Kandidat auf der Liste, nachdem sich zuletzt ein Trend abgezeichnet hatte, dass Boldt im Amt verbleiben könnte, da sich die Räte auf keinen gemeinsamen Nenner einigen können. Wird mit Kuntz alles anders?

Pikanterweise hatte am Donnerstag auch mit Boldt ein weiterer Austausch stattgefunden. Diesem war zwar keine öffentliche Jobgarantie gefolgt, er selbst aber schien in diesem Gespräch klare Signale empfangen zu haben. Nach dem 4:1 zum Saisonkehraus gegen Nürnberg jedenfalls hatte er, gewohnt selbstbewusst, auf die Frage, ob es mit ihm weitergehe, geantwortet: “Davon gehe ich aus.”

Die Bausteine müssen nacheinander gelegt werden

Boldt ist bereits im Planungsmodus – und hatte die Frage nach der Zukunft von Trainer Steffen Baumgart mit der Begründung offen gelassen, dass nach einer Saison wie der abgelaufenen “nicht vorschnell Statements rausgehauen werden sollten” und stattdessen eine Analyse folgen müsse. Er hatte vor allem aber auch gesagt: “Es ist entscheidend, dass die Bausteine nacheinander gelegt werden.” Boldt meinte damit: Erst muss das offizielle Bekenntnis des Aufsichtsrates zu ihm erfolgen, dann kann er die Trainerfrage beantworten. Nun erscheint doch wieder möglich, dass nach dem insgesamt sechsten gescheiterten Anlauf Richtung Bundesliga, dem fünften unter Boldt, die Steine ins Rollen kommen.

Der 42-jährige Ex-Leverkusener hatte am Sonntag eingeräumt, “dass wir in keinem Bereich richtig top waren. Das fängt ganz oben an und zieht sich durch andere Bereiche. Es gibt keinen Bereich, wo man nicht genauer hinschauen sollte.” Genau das geschieht aktuell. Und die Blicke der Räte sind nun auf Kuntz gerichtet.

Sebastian Wolff

Xabi Alonso adelt Atalanta: “Einer der härtesten Gegner in Europa”

Am Mittwoch spielt Bayer 04 in Dublin gegen Atalanta Bergamo im Finale der Europa League. Trainer Xabi Alonso spricht mit höchstem Respekt vor den Italienern, an denen Leverkusen 2022 im Achtelfinale verdient scheiterte, sieht aber einen entscheidenden Unterschied.

Die Meisterschale wurde bereits überreicht, nun möchten Xabi Alonso und die Werkself auch die verbleibenden Endspiele gewinnen.

Die Meisterschale wurde bereits überreicht, nun möchten Xabi Alonso und die Werkself auch die verbleibenden Endspiele gewinnen.

IMAGO/Sven Simon

Die Erinnerungen an den März 2022 sind noch nicht verblasst. Und sie sind nicht die angenehmsten. Im Achtelfinale der Europa League unterlag Bayer 04 Atalanta Bergamo in beiden Partien. 2:3 in Norditalien, 0:1 in der BayArena. “Es war eines meiner härtesten Spiele. Es ist ein sehr gutes Team. Sie sind taktisch sehr gut und haben sehr gute Spieler”, sagt Angreifer Amine Adli mit Blick auf jene Partien, in denen Atalanta der Werkself die Grenzen aufzeigte, “wenn sie im Finale sind, wissen alle, dass sie sehr gut sind.”

Daran sollte kein Zweifel bestehen. War damals die 2:3-Niederlage im Hinspiel ja doch sogar noch schmeichelhaft. Gegen die stark pressenden und überragend umschaltenden Ligurer entging eine taktisch überforderte Bayer-Mannschaft nur dank eines herausragenden Lukas Hradecky im Tor einem Debakel. 4:11 und 5:3 lautete das Chancenverhältnis in den beiden Vergleichen.

Xabi Alonso: “Wir erwarten ein super Finale. Es wird sehr eng”

Jetzt treffen die beiden Mannschaften im Finale der Europa League aufeinander. Und bei Atalanta, das auf Platz 5 in der Serie A sehr gute Chancen auf die Qualifikation für die Champions League besitzt, schwingt weiterhin Gian Piero Gasperini das Zepter auf der Trainerbank. Ein Kollege, von dem Xabi Alonso genauso in den höchsten Tönen schwärmt wie von dessen Team.

“Für mich sind sie einer der härtesten Gegner in Europa. Sie haben eine super Mentalität, einen Trainer, der sehr klar weiß, was er will. Sie haben einen breiten Kader, sie spielen sehr intensiv”, huldigt der Baske seinem Final-Konkurrenten, “und für jeden Gegner ist jedes Spiel gegen Atalanta sehr hart. Wir erwarten ein super Finale. Es wird sehr eng.”

Atalanta überzeugte sogar an der Anfield Road

Für diesen Respekt gibt es allerlei Gründe. Setzte sich Bergamo doch in der K.-o.-Runde gegen Sporting Lissabon (1:1; 2:1), den FC Liverpool (3:0; 0:1) und Olympique Marseille (1:1; 3:0) durch. Nicht nur deshalb ist Xabi Alonsos Schlussfolgerung klar: “Sie sind gegen Marseille und Lissabon verdient weitergekommen. Sie sind eine Top-Top-Mannschaft für mich.” Die beim 3:0-Sieg an der Anfield Road gegen überlegene Reds hoch effizient auftrat.

Ein gewachsenes Gebilde also. Taktisch unangenehm. Stark im Pressing und Umschaltspiel. Mit viel Tempo in der Offensive und hoher Effizienz. Ein Mix, der es auch den favorisierten Leverkusenern schwer machen kann. Weil eben viele Abläufe seit Jahren eingeschliffen sind.

Bayer-Coach erwartet keinen Überraschungseffekt

Doch all dies macht Bayer auch mit Blick auf das Achtelfinale von 2022 nicht Bange. “Die Idee, das Konzept von Atalanta sind nicht dieselben, aber es ist derselbe Trainer und auch viele Spieler von damals”, sagt Xabi Alonso, “das ist kein Gegner, den wir nicht kennen. Viele Spieler haben gegen sie gespielt. Es ist nichts Neues, was wir in Dublin erwarten.”

Der 42-Jährige geht also nicht davon aus, dass es am Mittwoch einen großen Überraschungseffekt gibt. Zumindest nicht für sein Team, fügt er doch selbstbewusst an: “Aber wir sind eine andere Mannschaft.” Was seine Spieler nicht nur mit ihrer Serie von 51 Pflichtspielen ohne Niederlage eindrucksvoll unterstrichen haben.

Stephan von Nocks

St. Pauli: Die Krönung auf der Party

Der Meisterschaft am Sonntag in Wiesbaden folgte am Pfingstmontag die große Party: St. Paulis Profis wurden im Hamburger Rathaus empfangen und bekamen am Abend auf der offiziellen Aufstiegs-Party die Meisterfelge überreicht.

Stolz präsentiert Fabian Hürzeler die Schale.

Stolz präsentiert Fabian Hürzeler die Schale.

picture alliance/dpa

Eigentlich sollte die Ehrung nur im Inneren des Rathauses stattfinden, trotz Hamburger “Schietwetter” zeigten sich die Spieler dann aber doch den Fans auf dem Balkon. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher würdigte den Aufstieg und den Zweitliga-Titel als “eine herausragende Leistung. St. Pauli hat der Stadt ein Geschenk gemacht.” Weil Hamburg sechs Jahre nach dem Abstieg des HSV wieder einen Bundesligisten hat.

Tschentscher lobte nicht nur die sportlichen Vorträge der Elf von Fabian Hürzeler, sondern betonte außerdem: “Der Verein steht auch für Toleranz, Vielfältigkeit und Solidarität in einer vielfältigen Gesellschaft wie kein anderer Verein in Deutschland. Heute weht am Rathaus die braun-weiße Flagge.” Tatsächlich hatte der Klub den Tag auch genutzt, um seinem gesellschaftlichen Auftrag nachzukommen: Nach dem Rathaus-Empfang startete die vom Verein organisierte Demonstration für Demokratie und Clubkultur, ehe es zur Meisterfeier auf die von Zehntausenden geflutete Reeperbahn ging.

Die Art und Weise, wie sich St. Pauli den Titel durch das 2:1 bei Wehen Wiesbaden gesichert hatte, war für den Trainer “ein Spiegelbild der gesamten Saison. Wir sind sehr dominant aufgetreten und haben auch die Widerstände mit dem Rückstand angenommen”, sagt Hürzeler und hebt besonders die Torschützen heraus: Andreas Albers und Danel Sinani waren im Sommer mit großen Erwartungen gekommen, bis zum Sonntag aber torlos geblieben. Albers hatte in der Euphorie über den Sieg und den Titel gar verraten, er habe in der Nacht vor dem Spiel geträumt, “dass ich erstmals eine ganze Saison ohne Tor bleibe.” Statt des wahrgewordenen Albtraums geriet sein Nachmittag traumhaft. “Zwei Spieler, die bei mir nicht so viel gespielt haben, die sich aber immer dem Erfolg des Teams und des Vereins untergeordnet haben, machen dann die entscheidenden Tore. Das freut mich extrem, weil uns dieses Wir-Gefühl die ganze Zeit ausgezeichnet hat.”

“Wir haben die Messlatte ganz bewusst so hoch gesetzt”

Den Lohn dafür gab es Montagabend – um 17:53 Uhr wurde auf dem Spielbudenplatz durch die DFL Schale übergeben – und genau das, verrät Kapitän Jackson Irvine, war seit dem vergangenen Sommer das erklärte Ziel. “Wir haben uns am ersten Tag hingesetzt und gesagt, dass wir nicht nur aufsteigen, sondern auch Meister werden wollen. Wir haben die Messlatte ganz bewusst so hoch gesetzt und uns jeden Tag gesagt, dass wir dieses Level erreichen müssen.”

Sebastian Wolff

Roos vor dem Pokalfinale: “Du kannst dir das noch so oft einreden …”

Wie man als Außenseiter Titel mit Kaiserslautern gewinnt, weiß niemand besser als Axel Roos (59). Der gebürtige Pfälzer war bei gleich zwei Pokalsiegen dabei: 1990 und 1996.

Der zweite Pokalsieg: Roos 1996 nach dem 1:0-Erfolg im Finale über den Karlsruher SC.

Der zweite Pokalsieg: Roos 1996 nach dem 1:0-Erfolg im Finale über den Karlsruher SC.

imago images/Pressefoto Baumann

Wer nach hoffnungsvollen Vorzeichen sucht, warum der 1. FC Kaiserslautern gegen das schier übermächtige Bayer Leverkusen am 25. Mai tatsächlich DFB-Pokalsieger werden sollte, wird schnell fündig. Immer wenn der FCK den DFB-Pokal gewonnen hat, musste der Traditionsverein in der Liga um den Klassenerhalt bangen und hat im Laufe der Saison den Trainer gewechselt. Das war 1990 so, als die Klasse gehalten und Werder Bremen im Finale mit 3:2 besiegt wurde – und 1996, als der erste Abstieg aus der Bundesliga eine Woche vor dem 1:0 über den Karlsruher SC besiegelt war. Der aktuelle Saisonverlauf sollte jedem noch bekannt sein …

303 Bundesligaspiele für den FCK

Axel Roos war bei beiden Triumphen dabei. Der einstige Defensivspieler, der im Seniorenbereich nie ein anderes Trikot als das der Roten Teufel trug und zwischen 1984 und 2001 allein 303 Bundesligaspiele für die Pfälzer machte, hat sich auch schon auf die Suche nach einem guten Omen gemacht: “Ich habe mir die Statistiken auch schon angeguckt und versucht rauszulesen, warum es der FCK dieses Jahr schaffen wird. Ich habe zwar nichts Eindeutiges gefunden, aber die Chance besteht immer. Völlig egal, wie aussichtslos die Lage auf dem Papier sein mag.”

In den Köpfen ist drin: Das wird schon klappen. Läuft es aber nicht, ist es im Spiel unheimlich schwer, den Schalter umzulegen.

Roos über die Favoritenrolle von Bayer 04

Völlig klar ist: Der FCK wird nur dann eine Minimalchance haben, wenn die Werkself einen gebrauchten Tag erwischt. Der FCK ist für den Deutschen Meister der vermeintlich leichteste Gegner seit Monaten. Liegt darin eine Chance für den Außenseiter? “Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass du dir das noch so oft einreden kannst, dass du in solchen Spielen genauso agieren musst wie in jedem anderen. Aber trotzdem ist in den Köpfen drin: Das wird schon klappen. Läuft es aber nicht, ist es im Spiel unheimlich schwer, den Schalter umzulegen”, erzählt Roos.

Axel Ross im Fritz-Walter-Stadion

Wiedersehen auf dem Betze: Roos anlässlich des 25. Jubiläums der 98er Meistermannschaft vor einem Jahr im Fritz-Walter-Stadion.
IMAGO/Fotostand

Seit 2007 betreibt der mit zwei Meistertiteln und zwei Pokalsiegen erfolgreichste Spieler der FCK-Geschichte in Kaiserslautern eine Fußballschule für Kinder und Jugendliche. Aus Sicht des Fußball-Lehrers Roos ist es sehr bemerkenswert, was Bayer Leverkusen in den vergangenen Monaten leistete: “Das wirklich Bewundernswerte ist für mich, wie Xabi Alonso eine Mannschaft geformt hat, die nicht nur aus elf Spielern besteht. Er nimmt alle im Kader mit. Es sind viele Spielertypen in der Mannschaft, die ich mag. Auch der Spielstil mit ein, zwei Kontakten und ohne Rumgefummel, das versuche ich auch den Kindern zu vermitteln.”

Lesen Sie im kicker-Interview am Dienstag (oder im eMagazine ab Montagabend), warum sich Roos trotz des Abstiegs lieber an den Pokalsieg 1996 erinnert, was für den jetzt FCK den Unterschied machen kann und warum sich ein Gehaltsverzicht für ihn einst so richtig ausgezahlt hat.

Moritz Kreilinger