Keine Freizeit, ranissimo und eine Schäfer-Nachricht – Christiansens VfL-Start

Nun ist er da: Wolfsburger neuer Geschäftsführer Peter Christiansen, von allen “PC” genannt, hatte seinen ersten offiziellen Auftritt beim VfL. Der Däne stellt sich vor – und berichtet von einer Nachricht von Vorgänger Marcel Schäfer.

Willkommen in Wolfsburg: Peter Christansen bei seinem ersten öffentlichen VfL-Auftritt.

Willkommen in Wolfsburg: Peter Christansen bei seinem ersten öffentlichen VfL-Auftritt.

IMAGO/regios24

Der Mann stürzt sich direkt in die Arbeit. Der Ruf des “hard workers” eilt Peter Christiansen  aus der Heimat voraus, und er bestätigt die Erwartungen sogleich. Als der Däne nach seinen Hobbies gefragt wird, macht er klar: “Ich habe keine freien Stunden.” Sein ganzer Fokus gilt nun dem VfL Wolfsburg, bei dem der 49-Jährige erstmals außerhalb Skandinaviens arbeitet. Er kenne die Bundesliga, habe sie schon immer verfolgt, betont er und liefert den Beweis. “Ich habe früher schon ranissimo geschaut.” Selbst junge Deutsche kennen die Sat.1-Fußballshow von einst über die Serie A nicht mehr.

Das erste Treffen fand in Hamburg statt

Nun wird die Bundesliga der Alltag von PC, der selbst mal Profi war, ein Linksverteidiger. Die nahezu komplette Manager-Gilde Deutschlands wurde in den vergangenen Monaten nach der Freistellung von Marcel Schäfer gehandelt, vermeintliche Kandidaten wie Fredi Bobic oder Sebastian Kehl wurden zu Favoriten gemacht, angebliche Kontaktaufnahmen wurden in Umlauf gebracht. Die Realität aber sah anders aus. Aufsichtsratsboss Frank Witter, der am Mittwoch neben seinem neuen Sport-Geschäftsführer Platz nahm, und das Präsidium des Kontrollgremiums, hatten immer Christiansen im Visier. Nach der Rettung am drittletzten Spieltag, einem 3:0 über Darmstadt, erfolgte das Kennenlernen. Witter und Christansen trafen sich am 11. Mai in Hamburg, redeten viele Stunden bei viel Kaffee, vertieften die Gespräche später. Und einigten sich.

Als der Anruf kam, wusste ich, dass ich das machen muss.

VfL-Geschäftsführer Peter Christiansen

Nun ist er da, er versteht alles, beantwortet die Fragen auf Englisch, will aber schon bald Deutsch reden. Die Sprache hat er vor vielen Jahren in der Schule gelernt. Als Manager arbeitete er sich hoch. Über Randers und Aarhus, wo er jeweils erst Chefscout und dann Sportdirektor war, zum Boss beim FC Kopenhagen. Dort fiel er schließlich den Wolfsburger Machern auf. Christiansen zählt die Erfolge selbst auf. Champions League mit kleinem Budget, dort zuletzt bis ins Achtelfinale, erfolgreiche Spiele gegen Bayern, Galatasaray und Manchester United. Dann meldete sich Witter. “Als der Anruf kam”, sagt der Manager, “wusste ich, dass ich das machen muss.”

Nun geht es ans Kennenlernen. Was er vorlebt, erwartet er auch von den Mitarbeitern und Spielern. “Harte Arbeit und Loyalität gegenüber dem Klub, der Stadt, dem Team und dem Trikot.” Aufsichtsrat Witter weiß um die Versäumnisse der vergangenen Jahre. “Wir haben es nicht geschafft, Konstanz in die Leistungen zu bringen.” Dafür ist jetzt Christiansen da. “Ich will erfolgreich sein”, betont der neue Sportboss, “auch hier. Wir können besser performen.” An der Philosophie, die er  in Kopenhagen verfolgt hat und die sich auch der VfL auf die Fahnen schreibt, will der Däne nichts verändern. Junge Spieler holen, diese entwickeln, “das bleibt die Idee”. Auch die Akademie soll in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, die Durchlässigkeit der Talente war in den vergangenen Jahren beim VfL und anders als in Kopenhagen arg überschaubar.

Sportdirektor Schindzielorz bleibt und verlängert

Christiansen präsentiert sich direkt als Teamplayer. Mehrfach spricht er von Sebastian und Ralph. Schindzielorz und Hasenhüttl, Sportdirektor und Trainer. Mit ihnen hat er sich in Kopenhagen getroffen, Gedanken und Vorstellungen übereinandergelegt. Gerade die Personalie Schindzielorz ist speziell, galt doch auch der 45-Jährige als Kandidat für die Schäfer-Nachfolge. Am Mittwoch verkündet der VfL die Vertragsverlängerung mit dem Ex-Bochumer. “Ich bin sehr glücklich, dass er bleibt”, betont Christiansen und streicht heraus: “He’s a hard working guy.” Ein harter Arbeiter, das schätzt er.

Nach den vielen prominenten deutschen Vorgängern, Felix Magath gewann 2009 die Meisterschaft, es folgten namhafte Manager wie Armin Veh, Dieter Hoeneß, Klaus Allofs, Jörg Schmadtke und eben Marcel Schäfer, setzt der VfL nun erstmals auf einen Ausländer. “Peter steht für Erfolg, er brennt dafür”, begründet Boss Witter die Wahl. “Er steht für die Werte des VfL.”

“Eine nette Nachricht” von Vorgänger Schäfer

Das stand auch Vorgänger Schäfer, dessen Abgang zu RB Leipzig seit dieser Woche offiziell ist. Der 40-Jährige, berichtet Christiansen, habe ihm “eine nette Nachricht geschrieben”, er selbst habe nett geantwortet. Die offizielle Übergabe in Wolfsburg, wo sich an den Zielen nichts ändert. Der VfL will um die internationalen Plätze mitspielen. “Ich wüsste nicht”, sagt Christiansen, “warum das nicht so sein sollte.” Klare Ansage, nun folgt die harte Arbeit.

Thomas Hiete

Diesmal läuft er nicht weg: Waldschmidt will in Köln vorangehen

Er brach sich das Wadenbein, vergab einen wichtigen Elfmeter und schoss nur drei Tore: Vergangene Saison lief es bei Luca Waldschmidt eher mäßig. Das soll sich für den siebenmaligen Nationalspieler nun ändern.

Neue Saison, neues Glück: Kölns Angreifer Luca Waldschmidt will zukünftig die Mannschaft anführen.

Neue Saison, neues Glück: Kölns Angreifer Luca Waldschmidt will zukünftig die Mannschaft anführen.

picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Das Versagen des einen ist manchmal ein Mutmacher für einen anderen. So ist das ein wenig auch bei Luca Waldschmidt. “Auch Cristiano Ronaldo verschießt mal”, sagt Waldschmidt über den Elfmeter-Fehlschuss des Portugiesen beim Achtelfinal-Sieg gegen Slowenien. Er selbst hatte zuletzt beim 1:1 des 1. FC Köln bei Mainz 05 vom Punkt vergeben – in einer Partie, in der es für den späteren Absteiger um alles ging. “Das passiert”, findet Waldschmidt betont gelassen. Allerdings schoss er neben das Tor, während Ronaldos Versuch gehalten wurde. Waldschmidt kündigt trotzdem an: “Die nächsten zehn lege ich mir wieder hin.”

Zweitliga-Debüt mit 28 Jahren

Ob ihn der neue Trainer Gerhard Struber zum ersten Elfmeterschützen macht, steht noch gar nicht fest. Aber die Botschaft ist klar: Luca Waldschmidt will es besser machen als zuletzt, und er will sich nicht aus der Bahn werfen lassen.  Mit seinen 28 Jahren zählt er inzwischen schon zu den fünf ältesten Akteuren im FC-Kader. Sieben A-Länderspiele machen ihn außerdem zu einem der erfahrensten Spieler. “Ich will definitiv vorneweg gehen”, sagt Waldschmidt über seine erste Saison, die er in der 2. Liga bestreiten wird.

Drei Tore kamen in 22 Erstligaeinsätzen zuletzt zustande, aber sein kicker-Notenschnitt von 4,25 ist eher mäßig. Ein Wadenbeinbruch tat einiges zu dieser Saison, aber auch sonst lief es beim im vergangenen Sommer vom VfL Wolfsburg ausgeliehenen Stürmer nicht gut. Sport-Geschäftsführer Christian Keller entschied sich dagegen, die auf drei bis vier Millionen Euro dotierte Kaufoption für ihn zu ziehen, holte den Linksfüßer dann aber Mitte Juni doch fest nach Köln. Das gelang auch, weil Wolfsburg ohne Waldschmidt plante und der auf Gehalt verzichtet. Verarmen wird Waldschmidt allerdings trotzdem vermutlich eher nicht.

In Top-Form führt kein Weg an ihm vorbei

Ein zweites Jahr Köln also, das schwierige “Projekt Wiederaufstieg” in der 2. Liga. “Ich fühle mich extrem wohl in Köln”, betont Waldschmidt und verrät: “Ich will nicht sagen, dass ich in meiner Karriere oft weggelaufen bin. Aber in schwierigen Situationen habe ich oft gesagt: Okay, dann gibt es jetzt einen Neuanfang. Das hier in Köln ist mit Sicherheit eine schwierige Situation. Es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Jetzt will ich allerdings das Vertrauen, das mir vergangene Saison entgegen gebracht wurde, zurückzahlen.”

Kommt Waldschmidt wieder in Top-Form, dürfte Struber um ihn nicht herumkommen. Zumal der Offensivspieler flexibel in vorderster Reihe, hängend dahinter oder sogar auf dem Flügel eingesetzt werden kann und gefährliche Standards schießt. “Er hat eine gute Mischung aus Energie, Enthusiasmus und Sachlichkeit, wenn er uns im Training unterbricht und zeigt, wie er es haben will”, sagt Waldschmidt über den Coach. Das komme im Team gut an.

Dass es ihm ernst ist mit der neuen Rolle in Köln kann Waldschmidt am Freitag beweisen: Da testet der 1. FC Köln gegen die Sportfreunde Siegen (16 Uhr). Mit dabei ist beim Oberligisten dann sein bester Freund Julian Bibleka, mit dem er einst in Frankfurt zusammenspielte. Waldschmidt wird trotzdem gnadenlos sein, auch wenn es vielleicht etwas schmerzt: Bibleka ist nämlich Torhüter …

Jim Decker

Für eine schlagkräftige Truppe: Gütersloh sucht noch mindestens vier Verstärkungen

Beim FC Gütersloh läuft die Saisonvorbereitung auf Hochtouren. Elf Spieler haben den Verein verlassen, acht sind gekommen. Für eine schlagkräftige Truppe wünscht sich Trainer Julian Hesse noch mindestens vier Neuverpflichtungen.

Trainer Julian Hesse würde gerne noch mindestens vier Neuzugänge verpflichten.

Trainer Julian Hesse würde gerne noch mindestens vier Neuzugänge verpflichten.

IMAGO/Noah Wedel

Mehr zur Regionalliga west

Die zweite Saison soll für einen Aufsteiger in einer neuen Liga angeblich immer die schwerste sein. Das ist nur eine von vielen Fußballphrasen, die gerne vor dem Start in eine neue Spielzeit beschworen wird. Beim FC Gütersloh, der in seiner Premieren-Saison in der Regionalliga West zwar “nur” auf Rang 13 landete, aber eigentlich nie ernsthaft in Abstiegsgefahr geraten war, gibt es vor der kommenden Spielzeit 2024/25 allerdings durchaus den einen oder anderen Grund für berechtigte Skepsis. Schließlich ist der Kader gut drei Wochen vor dem ersten Punktspiel längst noch nicht komplett.

“Wir haben uns von insgesamt elf Spielern getrennt, einen großen Kaderbruch vollzogen. Deshalb zählt für uns auch in der neuen Saison nur der Klassenverbleib”, gibt der langjährige FCG-Trainer Julian Hesse (bereits seit März 2019 im Amt) im kicker-Gespräch zu Protokoll. Mit Jeffrey Obst (30/ATSV Erlangen), Markus Esko (24/Ziel unbekannt) und dem bislang vom Drittligisten SC Verl ausgeliehenen Mittelstürmer Edurard Probst (23) haben unter anderem drei Leistungsträger den Verein verlassen. Mit Routinier Tim Manstein (34/zum unterklassigen Nachbarn SV Avenwedde) ging auch der bisherige Kapitän.

Ein langer Wunschzettel

Der 35-jährige Trainer, der am Montag nach Frankfurt zum DFB-Campus reiste, um dort die Abschlussgespräche für seine bestandene Prüfung zur A-Lizenz zu führen, hat mit seinem neu formierten Team die Vorbereitung bereits aufgenommen. “Die Jungs haben ihre Hausaufgaben gemacht, sind schon recht fit zur ersten Einheit erschienen”, lobt Hesse. “Dennoch müssen wir auf dem Transfermarkt noch etwas machen, um eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen.”

Mit Offensivspieler Phil Beckhoff (24/bisher Wuppertaler SV), den Innenverteidigern Jannik Borgmann (26/Rot Weiss Ahlen) und Justus Henke (23/SC Paderborn 07), Torhüter Roman Schabbing (22/SC Preußen Münster), Angreifer Nico Tübing (21/SV Rödinghausen), Defensivspieler Erik Lanfer (20/ Rot Weiss Ahlen) sowie den beiden Perspektivspielern Luis Frieling (21/SpVgg Vreden) und Henri Bollmann (18/SCV Neuenbeken) stehen bislang acht Neue fest. Mindestens vier Neuzugänge sollen noch folgen, wobei Hesse einen weiteren Innenverteidiger, einen Achter, einen Flügelspieler für die rechte Außenbahn und noch einen Stürmer auf seinem Wunschzettel notiert hat.

Fünf Tage nach dem Trainingsauftakt legte der FC Gütersloh mit dem 2:0-Testspielerfolg gegen die neu gegründete U 21 des VfL Bochum, die in der Oberliga Westfalen an den Start gehen wird, bereits einen gelungenen Testspielstart hin. Die nötige Wettkampfhärte für den Liga-Start soll sich das Team in den weiteren Testspielen gegen die U 21 des SC Preußen Münster (6. Juli), gegen die SpVgg Erkenschwick (12. Juli) und im Rahmen der Saisoneröffnung am Samstag, 20. Juli gegen den Südwest-Regionalligisten KSV Hessen Kassel erarbeiten.

Peter Haidinger

“In den Ruhestand schicken”: Joselus Botschaft an Kroos

An der Seite von Toni Kroos gewann Joselu (34) zuletzt die Champions League. Das direkte Aufeinandertreffen am Samstag nahm der spanische Mittelstürmer zum Anlass zu einer kleinen Spitze gegen den deutschen Regisseur.

Verlässt Real Madrid gen Katar: Joselu.

Verlässt Real Madrid gen Katar: Joselu.

IMAGO/Agencia EFE

Wenn Deutschland und Spanien am Freitag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) in der MHP-Arena aufeinandertreffen, dann sind zwei Spieler mit von der Partie, die in ihrem Geburtsort antreten. Für Deutschland spielt aber nur einer davon. Neben dem in Stuttgart geborenen Jamal Musiala gibt es da nämlich auch noch Joselu. Der spanische Mittelstürmer kam ebenfalls in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs zur Welt und verbrachte dort seine ersten Lebensjahre, ehe die Familie nach Galicien zurückkehrte.

Es hat fast schon etwas Kitschiges, dass er nun noch einmal in seine Geburtsstadt zurückkommt, ehe er nach der EM-Endrunde aus dem europäischen Spitzenfußball verschwindet und beim katarischen Verein Al-Gharafa anheuert. “Ich wollte nicht zu einem anderen europäischen Verein gehen”, sagte Joselu auf einer Pressekonferenz am Mittwoch zu seinem Abschied aus Spanien. “Was mich bewegt hat, ist der Wunsch, weiterhin zu spielen.” Bei Real Madrid, wo er in der vergangenen Saison auf Leihbasis spielte, “wäre meine Rolle in diesem Jahr vielleicht nicht mehr die gleiche gewesen wie im letzten Jahr”.

Joselu verlässt die Königlichen gemeinsam mit Toni Kroos, dessen letztes Spiel auf Vereinsebene das erfolgreiche Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund war – und dessen letztes Profi-Spiel am Freitag sein könnte. “Wir hoffen, dass es sein letztes Spiel ist”, so Joselu. “Wir hoffen, dass wir Toni am Freitag in den Ruhestand schicken.”

Keine verbale Schonung also, sondern eine eindeutige Botschaft, auf die Kroos bei seiner eigenen Pressekonferenz antwortete. Auf Joselus kleine Spitze folgten aber noch warme Worte in Richtung Kroos: “Er war ein Freund, ich habe viel mit ihm gesprochen und er hat mir viele Ratschläge gegeben. Er ist für Deutschland von grundlegender Bedeutung und hat für Real Madrid gespielt. Wir müssen am Freitag auf ihn aufpassen.”

Auch über seinen zweiten ehemaligen Mitspieler auf der gegnerischen Seite, Innenverteidiger Antonio Rüdiger, äußerte sich Joselu lobend. “Ich habe neulich mit Antonio gesprochen”, berichtete der Stürmer. “Er ist ein wichtiger Spieler für Deutschland, sein Ehrgeiz und sein Engagement spiegeln das wider, was wir in dieser Saison erreicht haben.”

Wobei Joselu daran ja auch keinen geringen Anteil hatte. Im Halbfinale der Champions League wurde er speziell für Bayern-Keeper Manuel Neuer zum späten Albtraum. Ob sich das am Freitag in Stuttgart wiederholt? Dafür müsste Joselu erstmal auf dem Platz stehen. Denn bis auf einen Startelfeinsatz beim unbedeutenden letzten Gruppenspiel gegen Albanien (kicker-Note 4,5) kam der 34 Jahre alte Angreifer bei diesem Turnier noch gar nicht zum Zug – auch nicht in seiner Paraderolle als Joker. Als erste Option zum gesetzten Alvaro Morata brachte Trainer Luis de la Fuente stattdessen stets Mikel Oyarzabal.

“Ich denke, dass wir alle wichtig sind und unseren Moment haben werden”, sagte Joselu. Nicht nur Manuel Neuer wird hoffen, dass Joselus Moment nicht ausgerechnet am Freitag kommt.

Werner kehrt zum VfB zurück: Alter Bekannter, neue Stelle

Nicht nur der Stuttgarter Kader wird in diesem Sommer gründlich überarbeitet. Auch in der sportlichen Führungsriege gibt es Neuerungen. Mit Tobias Werner verpflichtet der VfB einen alten Bekannten für eine neu geschaffene Stelle: für die des Übergangsmanagers für den Bereich zwischen U- und Lizenzspielerbereich.

War selbst für den VfB Stuttgart aktiv: Tobias Werner.

War selbst für den VfB Stuttgart aktiv: Tobias Werner.

imago/Pressefoto Baumann

Mit der Beförderung von Fabian Wohlgemuth vom Sportdirektor zum Sportvorstand in diesem Juli ist die Position des Sportdirektors erst einmal vakant. Wer dem 45-Jährigen folgen soll, ist noch nicht gänzlich geklärt. Vieles spricht für Christian Gentner, der bisher als Leiter der Lizenzspielermannschaft fungiert, und Wohlgemuth zuarbeitet. Aber damit soll es an Veränderungen nicht getan sein.

Ein Spezialist für den Zwischenbereich wurde gesucht und jetzt in Tobias Werner gefunden. Der 38-Jährige übernimmt die neu geschaffene Position des Übergangsmanagers im Vorstandsressort Sport. Seine Aufgabe: Die gezielte Hinführung der Talente aus dem eigenen Unterbau an den Lizenzspielerbereich. Ein Projekt, dem sich Wohlgemuth verschrieben hat, um die Durchlässigkeit bei den Talenten aus der eigenen Akademie zu verbessern. Jungprofis, wie zuletzt Lilian Egloff oder auch Laurin Ulrich, die mit großen Erwartungen aus der Jugend kamen, sich aber oben nie richtig durchsetzen konnten, sollen besser gefördert werden.

Egloffs Vertrag wurde in diesem Sommer nicht verlängert, ein neuer Verein ist noch nicht gefunden. Ulrich, der wie sein Vorgänger als Toptalent galt und ebenfalls aus verletzungstechnischen, wie gesundheitlichen Gründen und angesichts großer Konkurrenz in der Sackgasse der großen Erwartungen liegengeblieben ist, wurde jetzt an Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm 1846 Fußball ausgeliehen.

An der Schnittstelle effizienter werden

Mit Werner sollen diese Reibungsverluste an ausgebildeter Qualität eingedämmt werden. “Wir wollen an der Schnittstelle zwischen NLZ und Lizenzbereich sportlich und wirtschaftlich effizienter werden”, sagt Wohlgemuth. “Möglichst viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sollen eine berufliche Perspektive im Profi-Fußball erhalten. Bestenfalls natürlich beim VfB Stuttgart. Tobias Werner hat als Spieler und als Funktionär wichtige Erfahrungen gesammelt, die er nun in dieser Funktion einbringen wird.”

Werner schaffte mit dem VfB einst die direkte Bundesliga-Rückkehr

Der ehemalige Flügelstürmer bestritt beim FC Augsburg 127 Bundesligaspiele sowie 150 Zweitligapartien für den FC Carl Zeiss Jena, den FCA, den 1. FC Nürnberg – und den VfB, mit dem Werner 2016/17 den direkten Wiederaufstieg ins Oberhaus schaffte. “Wir wollen die Einzelentwicklungen unserer Toptalente im Übergangsbereich noch stärker in den Fokus nehmen und das durchgehend und nicht nur anlässlich von Transferperioden”, erklärt der gebürtige Geraer, der nach dem Ende seiner Karriere im März 2019, nach sieben Monaten beim VfB II in der Regionalliga, als Sportdirektor beim FC Carl Zeiss Jena und als Geschäftsführer Sport beim SSV Jahn Regensburg Erfahrung gesammelt hat.

George Moissidis

Weshalb Kroos ohne Kuchen kam

Überraschungen sind bei Toni Kroos selten an der Tagesordnung. Deutschlands Mittelfeldchef ist ein Muster an Verlässlichkeit und demonstrierte dies selbst auf der Pressekonferenz am Mittwoch im “Home Ground”. Seine entscheidende Botschaft: Es soll nicht seine letzte gewesen sein.

Ganz gelassen - ob auf dem Platz oder dem Pressekonferenzpodium: Toni Kroos.

Ganz gelassen – ob auf dem Platz oder dem Pressekonferenzpodium: Toni Kroos.

picture alliance/dpa

Toni Kroos war natürlich auf die Frage nach dem Ende vorbereitet. Sie kam gleich am Anfang. Der K.-o.-Modus und die Klasse des Gegners bedingen, dass das Viertelfinale am Freitagabend (18 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen seine sportliche Wahlheimat Spanien das letzte seiner nach dem Turnier endenden Karriere sein könnte. “Pressekonferenzen”, sagt der 34-jährige Weltstar und lächelt etwas herausfordern in die Runde, “werde ich weniger vermissen als Fußballspiele.” Ans Vermissen aber denkt der gebürtige Greifswalder ohnehin noch nicht: “Ich bin nicht nostalgisch. Ich habe keinen Kuchen mitgebracht, ich gehe nicht davon aus, dass das hier meine letzte Pressekonferenz und dass am Freitag mein letztes Spiel ist.”

Zum Spiel:

Es soll auch nach dem Abend von Stuttgart weitergehen. Für Deutschland und für Kroos. Der im März als Anführer zurückgekehrte Mittelfeldmann ist weit davon entfernt, das Viertelfinale gegen Spanien als Bonusspiel anzusehen. “Mit Blick darauf, wie groß die Zweifel an uns waren, was nach den letzten Turniere ja auch berechtigt war, haben wir jetzt unser Minimalziel erreicht”, erklärt er, “man kann jetzt in jedem Fall nachher nicht mehr von einer Katastrophe sprechen.”

Kroos aber ist in seiner Laufbahn nie nur angetreten, um Katastrophen oder Niederlagen abzuwenden, sondern stets, um Großes zu gewinnen. “Es geht nicht um einen Bonus. Wir sind jetzt in einer Phase des Turniers, in die wir unbedingt wollten. Aber wir alle haben auch das Ziel, dieses Turnier zu gewinnen.”

Das Ziel, Europameister zu werden, hatte der frühere Bayern-Profi schon zu einem Zeitpunkt, da hierzulande kaum jemand davon auch nur zu träumen gewagt hatte – nämlich vor seinem Comeback, mit dem das Wendemanöver erst begann. “Der EM-Titel hätte für mich eine Riesen-Bedeutung und er wäre ein sensationelles Ende. Wenn ich den Glauben daran nicht gehabt hätte, dann hätte ich es auch überhaupt nicht gemacht.” Dass sein Real-Kollege, Spaniens-Stürmer Joselu, angekündigt hat, ihn nun in Rente schicken zu wollen, quittiert Kroos mit einem Lächeln: “Ich kann verstehen, was seine Idee dahinter ist. Ich lasse ihm den Wunsch, werde aber alles dafür tun, dass der nicht in Erfüllung geht.”

“Es geht nicht immer nur darum, Dinge weiterzugeben, du musst es fühlen”

Kroos strahlt während der rund 30 Minuten auf dem Pressekonferenzpodium jene Gelassenheit aus, die er auch im Spiel versprüht, er antwortet zum Schluss auch auf Spanisch, strahlt aus, dass ihn nichts aus der Ruhe bringt. Ob er diese als Real-Gen titulierte Identität auch in die DFB-Elf bringen könnte, wurde Kroos gegen Ende gefragt. Er antwortete darauf mit der Tiefe eines Schnittstellen-Passes. “Es geht nicht immer nur darum, Dinge weiterzugeben, du musst es fühlen. Und das geht über Ergebnisse und Erlebnisse.”

Die Nationalelf sieht er hinsichtlich dieses Gefühls auf dem richtigen Weg. “Der späte 2:1-Sieg im März gegen die Niederlande hat uns viel gegeben. Es lief auch seitdem nicht alles glatt, aber man sieht unsere Schritte und, dass wir immer daran glauben. Wir haben jetzt einen anderen Glauben und gewinnen inzwischen Spiele, die wir vor einiger Zeit deutlich verloren hätten.” Der Freitag wäre ein geeigneter Zeitpunkt, den nächsten Beweis für diese These zu liefern.

Sebastian Wolff

Hrubesch beruft Olympia-Kader – mit Freigang, ohne Rauch und Anyomi

Der deutsche Kader fürs Olympische Frauenfußball-Turnier steht. Horst Hrubesch berief in das 18 Spielerinnen umfassende Aufgebot Laura Freigang, verzichtete aber auf Felicitas Rauch und Nicole Anyomi.

Sie waren Wackelkandidatinnen bis zum Ende: Laura Freigang, Felicitas Rauch und Nicole Anyomi (v. li.).

Sie waren Wackelkandidatinnen bis zum Ende: Laura Freigang, Felicitas Rauch und Nicole Anyomi (v. li.).

imago images

Dass es am Ende nur 18 Spielerinnen sind, die Horst Hrubesch mit zu den Olympischen Spielen nach Paris nehmen darf, machte es für den Bundestrainer noch einmal ein gutes Stück schwieriger als die üblichen Nominierungen für Nations League oder EM-Qualifikation. Sogar ein Schreiben ans IOC setzte der DFB auf, um die Kaderstärke zu erhöhen.

“Ich habe es ganz gerne, wenn ich in der Lage bin, innerhalb der Mannschaft zu wechseln, ohne vorher irgendwen rauszunehmen”, sagte er im April: “Ich weiß nämlich genau, in Marseille sind über 30 Grad und zwei Spiele in drei Tagen.”

Auch deswegen entschied er sich nun für einige Akteurinnen, die auf mehreren Positionen einsetzbar sind – etwa für Sara Doorsoun (rechts und innen in der Abwehr) – und gegen “Spezialistinnen” wie Rechtsverteidigerin Pia-Sophie Wolter und Linksverteidigerin Felicitas Rauch.

Däbritz muss verletzt passen

Am Mittwoch veröffentlichte der DFB das 18-köpfige Aufgebot, in dem Überraschungen weitgehend ausblieben und der sich komplett aus dem 23-köpfigen Kader für die Polen-Spiele Ende Mai und Anfang Juni speist. Es fehlen Ersatztorhüterin Stina Johannes, Janina Minge, Nicole Anyomi sowie eben Wolter und Rauch. “Uns war es wichtig, die Spielerinnen frühzeitig zu informieren. Dabei mussten wir leider auch einige Spielerinnen enttäuschen, diese Gespräche sind immer schwierig”, sagte Hrubesch.

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Außer der Frankfurterin Wolter stehen die anderen vier Gestrichenen für Olympia allerdings immerhin auf Abruf bereit und sind zudem vollwertige Mitglieder des Kaders für die beiden abschließenden EM-Qualifikationsspiele auf Island (12. Juli, 18.15 Uhr) und gegen Österreich (16. Juli, 19 Uhr, jeweils LIVE! bei kicker). Dafür nämlich durfte Hrubesch mehr Spielerinnen nominieren.

der Juli der DFB-Frauen

Außerdem wird US-Legionärin Rauch die komplette Zeit des Olympischen Turniers beim DFB-Team verweilen, um im Falle einer Verletzung sofort einspringen zu können. Johannes und Anyomi wird Hrubesch für die drei Vorrunden-Spiele mit nach Frankreich nehmen, während sich Minge bei ihrem neuen Klub VfL Wolfsburg fit hält.

Sara Däbritz, die 2016 in Brasilien bei den Olympischen Spielen dabei war, muss diesmal wie erwartet wegen ihrer Knöchelverletzung zuschauen. Geschafft haben es dagegen Laura Freigang und Vivien Endemann, die ebenfalls als Wackelkandidaten galten.

In Marseille startet das DFB-Team am 25. Juli (19 Uhr) gegen Australien ins Turnier. Weitere Gruppengegner sind die USA, die ihren Kader ohne Alex Morgan bereits in der Vorwoche kommunizierten, und Sambia.

Torschützenkönig Mause wechselt von Ingolstadt zum FCK

Der 1. FC Kaiserslautern hat einen Torschützenkönig unter Vertrag genommen. Vom FC Ingolstadt wechselt Jannik Mause auf den Betzenberg.

Fortan im FCK-Dress: Jannik Mause bekommt die kicker-Torjägerkanone von Reporter Thiemo Müller überreicht.

Fortan im FCK-Dress: Jannik Mause bekommt die kicker-Torjägerkanone von Reporter Thiemo Müller überreicht.

IMAGO/Stefan Bösl

Mit 18 Toren und fünf Vorlagen als Empfehlung kommt der 25-jährige Mause nach Kaiserslautern. Die Treffer-Ausbeute, erzielt im Dress des FC Ingolstadt, reichte, um in der 3. Liga nach Ablauf der vergangenen Saison die kicker-Torjägerkanone zu gewinnen. Bei den Scorern war lediglich Ulms Leonardo Scienza besser.

“Wir sind froh, dass wir den Torjäger der abgelaufen Drittligasaison verpflichten konnten”, sagte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen am Mittwoch und ergänzte: “Jannik hat in den letzten Jahren konstant gezeigt, dass er nicht nur weiß, wo das Tor steht, sondern sich auch kontinuierlich weiterentwickelt. Für seine Größe hat er eine gute Dynamik und zudem auch ein gutes Spielverständnis. Er ist in der Offensive flexibel einsetzbar, primär aber natürlich ein Mittelstürmer.”

Der steile Aufstieg Mauses, der im vergangenen Sommer ablösefrei vom damaligen Viertligisten Alemannia Aachen zum FCI gekommen und an der Donau vertraglich noch bis Sommer 2025 gebunden war, setzt sich somit nahtlos fort. Zur neuen Saison wird Mause Zweitliga-Mittelstürmer sein. Für Lautern wird eine Ablösezahlung für Mause fällig.

“Die Fankultur in Kaiserslautern ist in dieser Form in Deutschland einzigartig”

“Als die Anfrage kam, war für mich sofort klar, dass ich für diesen Verein mit seiner großen Tradition und diesen Fans spielen möchte. Die Fankultur in Kaiserslautern ist überragend, in dieser Form in Deutschland einzigartig”, kommentierte Mause seine Entscheidung. “Ich freue mich darauf, die Atmosphäre hier im Stadion zu genießen und hoffe, dass ich mit dem FCK eine erfolgreiche Saison bestreite.”

Der neue FCK-Torjäger wurde beim 1. FC Köln und beim 1. FSV Mainz 05 ausgebildet. Über die Regionalligisten TSV Steinbach Haiger und FC Wegberg-Beeck ging es 2021 weiter nach Aachen. Insgesamt bestritt Mause 156 Partien auf Regionalliga-Ebene, ehe er sich in Ingolstadt erstmals in seiner Laufbahn im Profifußball beweisen durfte – und für höhere Aufgaben empfehlen konnte.

Erster Offensiv-Zugang

Mause ist in Kaiserslautern nach den Defensivspielern um Rückkehrer Erik Wekesser (1. FC Nürnberg), Luca Sirch (Lokomotive Leipzig), Florian Kleinhansl (VfL Osnabrück) und Jannis Heuer (SC Paderborn) der erste Neuzugang für die Offensiv-Abteilung der Roten Teufel, die in Markus Anfang auch einen neuen Trainer haben.

“Ich lasse ihm den Wunsch”: So kontert Kroos Joselus Renten-Ankündigung

“Kann verstehen, dass das seine Idee ist” 03.07.2024

“Ich lasse ihm den Wunsch”: So kontert Kroos Joselus Renten-Ankündigung

1:15Spaniens Stürmer und Real-Kollege Joselu kündigte an, dass er Toni Kroos am Freitagabend in Rente schicken möchte. Kroos entgegnet dem mit einem Lächeln: “Ich lasse ihm den Wunsch, und versuche alles, dass der nicht in Erfüllung geht.”