Knöchel-OP: Däbritz muss um Olympia bangen

Sara Däbritz musste sich einer Knöcheloperation unterziehen, die Saison ist für die Mittelfeldspielerin zumindest auf Vereinsebene gelaufen. Die 29-jährige Nationalspielerin muss auch um Olympia bangen.

Im Sommer bei den Olympischen Spielen dabei? Mittelfeldspielerin Sara Däbritz.

Im Sommer bei den Olympischen Spielen dabei? Mittelfeldspielerin Sara Däbritz.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Auf der Pressekonferenz für das rein französische Halbfinal-Hinspiel der Champions League der Frauen äußerte sich Sonia Bompastor zu Sara Däbritz – und sie hatte keine guten Nachrichten. Däbritz wurde am Knöchel operiert, meinte die OL-Trainerin, “für sie ist die Saison mit OL zu Ende.”

Däbritz, die im Viertelfinale der Königsklasse im Hinspiel bei SL Benfica mit dem Siegtreffer zum 2:1 noch maßgeblichen Anteil am Einzug von Olympique ins Halbfinale hatte, hatte sich im Training verletzt. Wie lange die deutsche Nationalspielerin ausfällt, dazu äußerte sich der französische Meister nicht.

“Besonderes Event” ohne Däbritz?

Für Däbritz ist auf jeden Fall die Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August) in Gefahr. “Olympia ist ein besonders Event, anders als eine WM oder EM”, hatte die 29-Jährige, die 2016 mit der DFB-Auswahl Gold bei Olympia gewann, noch vor dem Spiel gegen Dänemark (3:0) Anfang Dezember erklärt, Däbritz stand in dem Alles-oder-nichts-Spiel in der Startelf. “Es lohnt sich, dafür zu kämpfen und alles zu geben. Ich hoffe natürlich, dass wir das als Team gemeinsam erleben können.”

Ob Däbritz das nun mit dem Team erleben wird, wird sich zeigen. Denn das Olympia-Ticket wurde durch ein 2:0 gegen die Niederlande gelöst, da durfte Däbritz allerdings im Gegensatz zum 1:2 gegen Frankreich eine Halbzeit spielen. Im 18-köpfigen Kader der DFB-Frauen wäre Däbritz, die schon 104-mal für Deutschland auf dem Platz stand, im zentralen Mittelfeld wohl neben Lena Oberdorf, Sjoeke Nüsken und Elisa Senß als erfahrene Strategin gesetzt.

“Es wird ganz anders”: Popp, das DFB-Team und der spezielle Sommer

Auf die Nationalmannschaft und Kapitänin Alexandra Popp wartet ein gewöhnungsbedürftiges Sommerprogramm. Eine normale Olympia-Vorbereitung ist nicht möglich. Die DFB-Spielerinnen müssen den Spagat schaffen.

Steht vor interessanten Wochen: DFB-Kapitänin Alexandra Popp.

Steht vor interessanten Wochen: DFB-Kapitänin Alexandra Popp.

IMAGO/Beautiful Sports

Es wird ein langer und spezieller Sommer für die Nationalspielerinnen, das ist schon mal sicher. Denn wenn der allerletzte Bundesliga-Spieltag im Mai vorbei ist, dann stehen knapp zwei Wochen später erst einmal zwei EM-Qualifikationsspiele an. Sind die absolviert, folgt eine mehrwöchige Pause, ehe die nächsten Zulassungsduelle für die EM 2025 zu bestreiten sind. Und erst nachdem diese Qualifikationsphase mit der Partie gegen Österreich am 16. Juli abgeschlossen ist, kann sich die Nationalelf voll und ganz auf ihr Olympia-Abenteuer einlassen. Das wiederum beginnt schon am 25. Juli mit dem Gruppenspiel gegen Australien.

Für die DFB-Auswahl ist es ein gewöhnungsbedürftiges Programm. “Es wird eine ganz andere Vorbereitung als sonst”, sagte Kapitänin Alexandra Popp am Rande einer Talkrunde vor dem DFB-Pokal-Finale zwischen dem FC Bayern und ihrem VfL Wolfsburg. “Sonst”, erklärte Popp, “haben wir explizite Vorbereitungslehrgänge und möglichst gezielte Testspiele gegen Mannschaften, die ein Stück weit ähnlich spielen wie die Turniergegner. Das haben wir jetzt gar nicht.”

Popp und Co. müssen den Spagat schaffen

Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, weil noch die EM-Qualifikation ansteht und es, wie Popp betonte, in jedem Spiel vor dem Olympia-Turnier “ums Ganze” gehe. Vielleicht, sagte die Angreiferin, werde diese Konstellation sogar zum Vorteil, “weil du die ganze Zeit voll und ganz da sein musst”. Zu einer größeren Herausforderung könne schon eher die Phase werden, “in der wir zwischen den Lehrgängen eine Pause haben”. Schließlich müssen die Nationalspielerinnen in dieser Zeit den perfekten Spagat schaffen.

zum DFB-Pokal

So gehe es einerseits darum, “so gut zu regenerieren, dass wir mit einer sehr, sehr guten Frische ins Turnier starten können”. Andererseits aber müsse die körperliche Fitness auf einem guten Level gehalten werden. Zumal bei Olympia in Frankreich hohe Temperaturen zu erwarten sind, die Partien in kurzen zeitlichen Abständen anstehen und nur ein 18er-Aufgebot erlaubt ist. “Ich weiß”, sagte Popp, “dass sowohl der DFB als auch die Vereine in einem guten Austausch sind und wir mit Sicherheit die einen oder anderen Trainingspläne mitbekommen, um fit ins Turnier zu kommen.”

Popp lässt ihre DFB-Zukunft weiterhin offen

Ob es für sie das letzte Turnier mit der Nationalelf wird? Popp ließ ihre DFB-Zukunft erneut offen. Ihre Entscheidung hänge “natürlich” von ihrer Motivation und ihrer körperlichen Fitness ab, “das ist das A und O”. Kürzlich und damit schon vor Olympia trat bereits VfL-Kollegin Svenja Huth (33) zurück. Ein Schritt, den Popp als “extrem schade und auch traurig” bezeichnete. Abzuwarten bleibt, wie sich die 33-jährige Stürmerin selbst entscheidet. Klar ist: Sie denkt schon längst an den Generationswechsel.

Da neben ihr noch andere DFB-Kräfte in einem schon fortgeschrittenen Fußballerinnen-Alter sind – Marina Hegering (34), Kathrin Hendrich (32) oder Sara Doorsoun (32) beispielsweise -, “müssen wir natürlich schauen, wie wir die jüngeren Spielerinnen mit in die Verantwortung nehmen”, sagte Popp, die zuletzt mit einer Knieverletzung ausgefallen und von Bayerns Giulia Gwinn (24) bei den vergangenen zwei EM-Qualifikationsspielen als Kapitänin ersetzt worden war.

Popp lobt DFB-Aushilfskapitänin Gwinn

“Sie hat es mit Bravour gemeistert”, lobte Popp, die die Rechtsverteidigerin als Kandidatin für diesen Posten ebenfalls auf dem Zettel hatte. Und irgendwann von ihr beerbt werden könnte? Das ist zunächst Zukunftsmusik. Erst einmal gilt es für Popp, die laut eigener Auskunft an diesem Sonntag im Ligaspiel beim MSV Duisburg ihr Comeback feiern könnte, den DFB-Pokal zu gewinnen, an der EM-Qualifikation mitzuwirken und bei den Olympischen Spielen in Frankreich zu reüssieren. Es wird ein langer und spezieller Sommer, das ist schon mal sicher.

Leon Elspaß

18 Kaderplätze: Wie stehen die Olympia-Chancen der Nationalspielerinnen?

Weil Bundestrainer Horst Hrubesch statt der gewohnten 22 Spielerinnen nur deren 18 für die Olympischen Spiele nominieren darf, deuten sich knifflige Entscheidungen an. Wer gute Aussichten hat – und wer nicht.

Zwischen unverzichtbar und Wackelkandidatin: Laura Freigang, Giulia Gwinn, Vivien Endemann und Lina Magull (v. li.) hoffen auf ein Olympia-Ticket.

Zwischen unverzichtbar und Wackelkandidatin: Laura Freigang, Giulia Gwinn, Vivien Endemann und Lina Magull (v. li.) hoffen auf ein Olympia-Ticket.

imago images

Tor

Merle Frohms ist als Nummer eins gesetzt. Dass Ann-Katrin Berger nun gegen Island eine Bewährungschance bekam, deutet klar darauf hin, dass die 33-Jährige als Ersatzkeeperin mitfährt. Bei nur 18 Spielerinnen verzichtet Horst Hrubesch auf eine dritte Keeperin. Stina Johannes von Eintracht Frankfurt dürfte auf Abruf warten. Ob die vier Reservistinnen mit nach Frankreich reisen, steht noch nicht fest.

Abwehr

Die Stammformation aus Giulia Gwinn, Kathrin Hendrich, Marina Hegering und Sarai Linder muss sich keine Sorgen machen. Bei Hegering könnte höchstens mal wieder eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung machen. Debütantin Bibiane Schulze Solano hat in den jüngsten beiden Spielen gepunktet, ist zudem Linksfuß.

Damit dürfte sie der zuletzt fehlerhaften Teamplayerin Sara Doorsoun vorerst den Rang abgelaufen haben, die Frankfurterin könnte auf Abruf warten. Sophia Kleinherne wurde hingegen zuletzt nicht einmal für den 22er-Kader nominiert.

Den sechsten Abwehrplatz machen wohl die leicht favorisierte US-Legionärin Felicitas Rauch und Pia-Sophie Wolter unter sich aus. Beide haben den Nachteil, dass sie weitgehend auf eine Position festgelegt sind und Hrubeschs Wunsch nach Flexibilität nicht erfüllen.

Mittelfeld

In der Zentrale hat Hrubesch vier Optionen mit verschiedenen Stärken, alle sollten ihr Olympia-Ticket weitgehend sicher haben: Lena Oberdorf als Zweikampf-Ass, die eher filigrane Sjoeke Nüsken, die wendige Elisa Senß sowie Sara Däbritz als erfahrene Strategin.

Das DFB-Team bei Olympia

Vier weitere Tickets liefert das offensive Mittelfeld, zwei davon sind an Klara Bühl und Jule Brand ziemlich sicher vergeben. Sydney Lohmann und Senkrechtstarterin Vivien Endemann dürfen auf die anderen beiden Plätze hoffen. Auch die inzwischen in Italien aktive Lina Magull und die etwas ins Hintertreffen geratene Linda Dallmann sind je nach ihren Leistungen im kommenden Endspurt noch im Rennen.

Angriff

Lea Schüller und Alexandra Popp sind mit ihrer Qualität unverzichtbar. Dahinter drängt sich allerdings keine so recht auf: Laura Freigang kommt im DFB-Trikot einfach nicht in den gleichen Flow wie in Frankfurt, nach einer guten Halbzeit gegen Österreich fiel sie nun verletzt aus. Auch Nicole Anyomi trat in den vergangenen Wochen ziemlich wechselhaft auf. Fürs Finalturnier der Nations League wurde sie nicht einmal nominiert, nun gegen Österreich und Island saß sie über 180 Minuten draußen.

Die Hoffenheimerin Melissa Kössler besitzt nur Außenseiterchancen. Tendenz: Hrubesch nimmt nur zwei echte Stürmerinnen mit, zumal Lohmann teils ebenfalls als zweite Spitze eingesetzt wurde. Freigang könnte auf Abruf warten.

Vier Spielerinnen auf Abruf: Hrubesch spricht über Olympia-Pläne

Neun Tage liegen zwischen dem letzten EM-Qualifikationsspiel und dem Auftakt bei Olympia – mit verschiedenen Kadergrößen. Wie will Bundestrainer Horst Hrubesch dieses Unterfangen angehen?

Geschäftige Monate liegen vor Horst Hrubesch.

Geschäftige Monate liegen vor Horst Hrubesch.

IMAGO/Steinbrenner

Am 20. Mai endet die Saison 2023/24 der Frauen-Bundesliga, am 30. August startet die Saison 2024/25. Drei Monate Zeit für Urlaub und Regeneration? Keineswegs.

Für die Nationalspielerinnen stehen nach Saisonende noch vier EM-Qualifikationsspiele an – und dann wäre ja noch Olympia. “Zuallererst ist es mal wichtig, ganz abzuschalten und die Füße hochzulegen nach der langen und intensiven Saison”, sagte Giulia Gwinn am Dienstag, “für eine Woche, zehn Tage”. Danach werde es individuelle Lauf- und Krafttrainingspläne geben, ehe das Team wieder zusammenkomme.

Keine Frage: Die Terminierungen stellen Bundestrainer Horst Hrubesch, die Spielerinnen, aber auch die Vereine vor eine Hürde. Deswegen traf sich Hrubesch mit Vertretern der Bundesliga vor dem Island-Spiel in Aachen. Ein Abstellungsstreit – wie im Vorjahr mit dem FC Bayern – soll unter allen Umständen vermieden werden.

22 Spielerinnen in der EM-Quali, nur 18 bei Olympia

“Es waren fast alle hier, bis auf zwei, drei, die im Vorfeld schon gesagt hatten, dass sie digital zugeschaltet werden”, berichtete der 72-Jährige. “Es ging hauptsächlich um die Zeitpläne: Wer macht wie lange Urlaub, wer fängt wann wieder an?”

Enger DFB-Zeitplan im Juli

Daher argumentierte Rechtsverteidigerin Gwinn folgerichtig: “Es gilt, dass sich jede Spielerin maximal fit hält und gesund bleibt, um Kraft in der Pause zu sammeln und dann völlig gestärkt Richtung Olympia zu blicken. Da wird es sehr, sehr viele Spiele in kürzester Zeit geben, von daher ist Fitness ein sehr, sehr großer Punkt.”

Ein weiteres Thema, das für Diskussionen sorgen wird: die Kadergröße. Werden für die anstehenden Qualifikationspartien gegen Polen (30. Mai und 4. Juni) sowie Island (12. Juli) und Österreich (16. Juli) noch 22 Spielerinnen berufen, dürfen es für das Olympische Fußballturnier nur 18 Spielerinnen sein.

Ein Königreich für vielseitige Spielerinnen

Vier Akteurinnen, darunter eine Torhüterin, werden also nach dem Österreich-Spiel gestrichen. Diese sollen nach Wunsch des Bundestrainers in “körperlichem Top-Zustand” auf Abruf warten. Ob sie gar mit nach Frankreich reisen, steht derweil noch nicht fest.

Am 25. Juli tönt in Marseille der Anstoßpfiff gegen Australien, der zeitliche Puffer könnte also knapper kaum sein. “Wir werden die nächsten beiden Spiele gegen Polen machen, dann werden wir schauen, wie wir es hinkriegen”, sagte Hrubesch.

Er betonte, wie wichtig ihm vielseitig einsetzbare Spielerinnen seien: “Ich habe es ganz gerne, wenn ich in der Lage bin, innerhalb der Mannschaft zu wechseln, ohne vorher irgendwen rauszunehmen”, sagte er: “Ich weiß nämlich genau, in Marseille sind über 30 Grad und zwei Spiele in drei Tagen.” Da sei etwas Spielraum zum Umstellen hilfreich.

Wieder gegen Sambia: DFB-Frauen kennen dritten Olympia-Gegner

Die Olympia-Qualifikation im Fußball der Frauen in Afrika ist in den Büchern, die deutschen Frauen kennen somit auch ihren dritten Vorrundengegner.

Man kennt sich: Sambia Anfang Juli in Fürth vor dem Test gegen Deutschland.

Man kennt sich: Sambia Anfang Juli in Fürth vor dem Test gegen Deutschland.

IMAGO/foto2press

Rund drei Monate vor den Olympischen Spielen in Paris kennt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft nun auch ihren dritten Gruppengegner. Das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch wird neben dem viermaligen Olympiasieger USA am 28. Juli (21 Uhr) und dem WM-Vierten Australien am 25. Juli (19 Uhr) in Frankreich auch auf Sambia treffen – am 31. Juli, Anstoß ist um 19 Uhr. Dies steht seit dem Abschluss der Qualifikationsrunde des Afrikanischen Fußball-Verbandes (CAF) fest.

Sambia setzte sich in den Play-offs um die Olympiastartplätze im Rückspiel in Marokko mit 2:0 nach Verlängerung durch, im Hinspiel hatte das Team eine 1:2-Heimniederlage kassiert. Gegen Sambia hatte die DFB-Auswahl im vergangenen Jahr bei der WM-Generalprobe in Fürth mit 2:3 verloren.

Nigeria trifft auf Spanien, Japan und Brasilien

Das zweite Olympiaticket sicherte sich Nigeria mit einem 0:0 in Südafrika dank eines 1:0-Heimerfolgs beim ersten Aufeinandertreffen. Die Westafrikanerinnen treffen auf Weltmeister Spanien, Japan und Brasilien.

Die deutsche Mannschaft spielt bei den Olympischen Spielen zweimal in Marseille (25./28. Juli) sowie in Saint-Etienne (31. Juli). Die beiden Gruppenbesten kommen jeweils ins Viertelfinale, dazu qualifizieren sich auch die beiden besten Dritten aus den drei Vorrundengruppen für die Runde der letzten Acht.

Bühl, die DFB-Auswahl und das lästige Thema

Der DFB-Lehrgang in diesem April endet mit dem zweiten Sieg, ein Thema bleibt allerdings: Offensivspielerin Klara Bühl äußert sich zur Konstanz und zu den “sehr vielen Phasen” im deutschen Spiel.

Forder mehr Konstanz im Spiel der DFB-Elf: Klara Bühl.

Forder mehr Konstanz im Spiel der DFB-Elf: Klara Bühl.

IMAGO/Fotostand

Beim Blick aufs bloße Zahlenwerk muss von einem perfekten Start die Rede sein. Die ersten zwei EM-Qualifikationsspiele konnte die DFB-Auswahl gewinnen, befindet sich auf Kurs. Und trotzdem ist natürlich nicht alles eitel Sonnenschein im Nationalteam. Einerseits betonte die selbstkritische Offensivspielerin Klara Bühl also: “Wir sind sehr zufrieden, wir wollten die sechs Punkte.” Andererseits erklärte sie: “Über die Art und Weise kann man diskutieren.”

Denn einerseits ist dieser nun vollendete Lehrgang sicherlich geglückt, so siegte die Nationalmannschaft 3:2 in Österreich und 3:1 gegen Island, erfüllte ihre Aufgaben. Andererseits wird sie das lästige Konstanz-Thema weiterhin nicht los. Es verfolgt sie – natürlich völlig selbstverschuldet – bereits seit vielen Monaten. Und ist weiterhin akut.

Nationalspielerin Bühl fordert Konstanz

In Österreich bewies die Nationalelf “Charakter”, wie es danach hieß. Doch sie musste erst 0:2 zurückliegen, ehe ihre Rädchen mehr und mehr ineinandergriffen und simple Fehler abgestellt wurden. Und gegen Island gelang ihr ein souveräner und hochverdienter Sieg. In der ersten Halbzeit allerdings gab es erneut eine für ein paar Minuten währende Schwächephase. Bundestrainer Horst Hrubesch sprach von einem “Loch” im Spiel – für die Isländerinnen reichte es da immerhin fürs 1:1.

“Für uns ist es wichtig, Konstanz in unser Spiel zu bekommen”, sagte Bühl anschließend. “Unser Spiel hat noch sehr viele Phasen, mal sind wir zu 100 Prozent da, mal wirkt es ein wenig schläfrig.” Die DFB-Elf, auf drei Positionen verändert und nicht eingespielt, müsse es schaffen, “diese hochintensiven Phasen” noch häufiger zu zeigen, “weil wir das Tempo gehen können und der Gegner meistens nicht”.

Hrubesch sieht eine Leistungssteigerung gegen Island

In der Defensive gehe es derweil darum, “dass wir vielleicht noch ein-, zweimal öfter zupacken, auch wenn es in Ordnung ist, wenn der Gegner mal eine Chance hat”. Kurzum, so Bühl, ihrerseits Nationalspielerin des Jahres 2023: “Wir müssen unser Spiel durchziehen, immer Druck nach vorne ausüben, immer aktiv bleiben.” Ähnlich wie in Durchgang zwei gegen die Isländerinnen, die die DFB-Auswahl im Laufe der Partie immer mehr dominierten.

Unser Spiel hat noch sehr viele Phasen, mal sind wir zu 100 Prozent da, mal wirkt es ein wenig schläfrig.

Klara Bühl

“Je länger das Spiel dauerte, desto sicherer wurden wir”, sagte Hrubesch zu Recht. Deutschland schnürte die müder werdenden und, zugegeben, eher limitierten Isländerinnen nun noch stärker ein als zuvor, startete effektiv in die Tiefe, war flexibel im Positionsspiel, aufmerksam im Gegenpressing und kam zu insgesamt 24 Schüssen. Einziges Manko blieb in dieser Phase die Torausbeute.

Nationalspielerinnen droht harter Auswahlprozess

“Wir müssen die Qualität in den Torabschluss kriegen”, sagte Bühl, wenngleich es manchmal “solche Tage” gebe und sie “schon mal zufrieden” sei, “dass wir sehr viele Chancen kreieren konnten”. Daran sei es in der Vergangenheit ja auch manchmal gescheitert. Wohl wahr. Und so kann die Nationalelf auch sehr viele positive Aspekte mitnehmen aus diesem Duell, das mit dem zweiten Pflichtsieg endete. Vier Pflichtspiele bleiben ihr nun noch bis zu Olympia (25. Juli – 10. August), um sich bestmöglich zu finden und abzustimmen.

Zu diesem Turnier wird Hrubesch nur 18 Spielerinnen mitnehmen können. Ein harter Auswahlprozess folgt in den nächsten Wochen. “Das wird wehtun”, sagte der Bundestrainer, der genau darauf schauen dürfte, wer fit ist und wer sich aufdrängt, um in diesem Nationalteam zu stehen. Klar ist: Das lästige Konstanz-Thema sollte die Elf für ihre Medaillen-Mission alsbald beseitigen.

Leon Elspaß

Startelf: Hrubesch setzt auf Schulze Solano

Nach dem 3:2-Sieg in Österreich am Freitag will die Nationalmannschaft auch das zweite EM-Qualifikationsspiel gewinnen. Am Dienstag gegen Island wird der Bundestrainer mit einer neuen Innenverteidigerin beginnen.

Wird gegen Island von Beginn an auf dem Feld stehen: Bibiane Schulze Solano.

Wird gegen Island von Beginn an auf dem Feld stehen: Bibiane Schulze Solano.

IMAGO/Eibner

Horst Hrubesch hält nichts davon, seine Spielerinnen lange auf die Folter zu spannen. Die Startelf für das jeweils nächste Spiel gibt der Interims-Bundestrainer immer schon zwei oder drei Tage vorher bekannt. “Ich sage es rechtzeitig, damit die Spielerinnen Sicherheit haben”, erzählt der 72-Jährige vor dem zweiten EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft am Dienstagabend (18.10 Uhr, live im ZDF) in Aachen gegen Island.

Und weil der Trainer immer so rechtzeitig informiert, hat er auch schon verraten, dass Bibiane Schulze Solano auf dem Tivoli ihr Startelf-Debüt im deutschen Team geben wird. Die Innenverteidigerin wird in der Abwehrzentrale neben Kathrin Hendrich vom VfL Wolfsburg zum Einsatz kommen. “Sie passt da rein, hat ihre Qualitäten bewiesen, und so viele Linksfüße habe ich nicht in der Mannschaft”, begründet Hrubesch die Personalie.

“Kein Selbstgänger” gegen robuste Isländerinnen

“Es ist eine Ehre für mich”, freut sich Schulze Solano, die 2019 vom 1. FFC Frankfurt zu Athletic Bilbao wechselte, und überraschend für die beiden ersten EM-Qualifikationsspiele in den DFB-Kader berufen wurde. Schon am Freitag beim 3:2-Erfolg in Linz gegen Österreich wurde die 25-Jährige nach der Halbzeit für die indisponierte Frankfurterin Sara Doorsoun eingewechselt und lieferte eine gute Partie ab. “Ich muss die Ruhe behalten und einfache Bälle spielen”, kündigte die Deutsch-Spanierin für das Spiel gegen Island an. “Wichtig ist, dass wir nicht schlafen, sondern aufmerksam sind.” Auch Hrubesch erklärte, dass “wir von Beginn an 100 Prozent spielen müssen. Island wird körperlich dagegenhalten”.

In Österreich bot das deutsche Team eine schlechte erste Halbzeit und lag bereits nach 16 Minuten mit 0:2 zurück, bevor es die Partie noch drehen konnte und mit 3:2 gewann. So viel Spannung möchte Hrubesch in Aachen möglichst nicht aufkommen lassen und warnt: “Es wird kein Selbstgänger.” Dennoch gehe er in alle Spiele “mit einem guten Gefühl, denn wir haben eine gute Mannschaft”.

Wer empfiehlt sich für Paris?

Hrubesch betonte auch, dass der Konkurrenzkampf um die Kaderplätze für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris (26. Juli bis 11. August) begonnen hat. Statt wie sonst üblich 23 dürfen dann nur 18 Spielerinnen nominiert werden. “Für einige wird es wehtun”, weiß der Bundestrainer, der bis zum Olympia-Auftakt in Frankreich mit seiner Mannschaft noch fünf Partien zu spielen hat. “Wir müssen dann körperlich fit und im Kopf klar sein”, kündigte Hrubesch an.

Gunnar Meggers

Auf Jacken und Shirts: DFB-Frauen machen “Gender Care Gap” sichtbar

Die DFB-Frauen nutzen das EM-Qualifikationsmatch gegen Island, um auf das Thema “Gender Care Gap” aufmerksam zu machen. Ein Sponsor macht dafür Platz.

Auf den Warm-up Shirts und Hymnenjacken der DFB-Frauen werden Gender-Care-Gap-Zeiten zu sehen sein.

Auf den Warm-up Shirts und Hymnenjacken der DFB-Frauen werden Gender-Care-Gap-Zeiten zu sehen sein.

IMAGO/Eibner

Die aktuelle Erhebung zum “Gender Care Gap” des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass Frauen im Schnitt 79 Minuten mehr unbezahlte Care-Arbeit pro Tag leisten als Männer. Darunter fällt Kinderbetreuung oder Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freunden. Während Frauen durchschnittlich 4:16 Stunden pro Tag mit Care-Arbeit verbringen, sind es laut Statistischem Bundesamt bei Männern nur 2:57 Stunden. Ihnen bleibt so mehr Zeit für berufliche Ambitionen und persönliche Leidenschaften.

Unter dem Motto “Es ist Zeit” wollen die deutsche Frauen-Nationalmannschaft und ihr Sponsor Vorwerk auf die ungleichen Bedingungen aufmerksam machen. Das Wuppertaler Familienunternehmen, das seit 2023 Partner der DFB-Frauen ist, stellt dafür für das EM-Qualifikationsmatch gegen Island am Dienstag (18.10 Uhr, LIVE! bei kicker) in Aachen die Logofläche auf den Hymnenjacken und Aufwärmshirts der DFB-Frauen zur Verfügung. Zu sehen sein wird stattdessen ein visuelles Element mit den “Gender Care Gap”-Zeiten.

“Viele Frauen wünschen sich Siege auf dem Platz und Unentschieden zuhause”

“Unsere Nationalspielerinnen gehen nicht nur auf dem Platz als Vorbilder voran. Auch abseits des grünen Rasens ist es ihnen wichtig, auf gesellschaftsrelevante Themen aufmerksam zu machen und wie jetzt im Rahmen des Länderspiels in Aachen gemeinsame Zeichen zu setzen”, sagt DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, während Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, ergänzt: “Im DFB identifizieren wir uns sehr mit dieser Initiative, denn ‘equal play’ ist in unseren DFB-Mannschaften gelebter Alltag.”

“Viele Frauen wünschen sich Siege auf dem Platz und Unentschieden zuhause”, erklärt Dr. Bettina Graf, Leiterin des Kundenmarketings bei Vorwerk Deutschland, die Aktion: “Wir glauben, dass es dieses Thema mehr als verdient hat, langfristig Aufmerksamkeit zu bekommen.”

Zu wenige lange Bälle: Was die DFB-Analyse nach Österreich ergab

In Österreich musste die deutsche Frauen-Nationalelf einem 0:2 hinterherlaufen – und bog es noch um. Verteidigerin Kathrin Hendrich sprach nun zwei Tage vor dem Spiel gegen Island darüber, woran es hakte.

Letztendlich doch abgehängt: Kathrin Hendrich (li.) und die deutsche Mannschaft besiegten Eileen Campbell und Österreich mit Mühe.

Letztendlich doch abgehängt: Kathrin Hendrich (li.) und die deutsche Mannschaft besiegten Eileen Campbell und Österreich mit Mühe.

IMAGO/Steinbrenner

Geburtstag feiern im Nationaltrikot? Für Kathrin Hendrich längst nichts Neues mehr. Aber ohne die verletzt fehlende und auf den Tag ein Jahr ältere Alexandra Popp war es dann doch etwas ungewohnt. “Die Mannschaft singt so schön”, berichtete die Verteidigerin, die am Samstag 32 Jahre alt wurde.

Doch der Fokus in der Medienrunde am Sonntag richtete sich schnell auf das Sportliche. Das so knappe 3:2 gegen Österreich hatte schließlich noch offene Fragen hinterlassen.

Jonsdottir ist bestens bekannt

EM-Qualifikation

“Wir haben in den Anfangsminuten genau das gemacht, was Österreich bei uns herauslocken wollte”, berichtete Hendrich von der Analyse. Zu kurz habe die DFB-Elf hinten herausgespielt, sodass die Gastgeber gut ins Pressing gekommen seien. “Wir hätten mit mehr langen Bällen agieren müssen, um die erste Linie zu überspielen.”

Das gelte es am Dienstag (18.10 Uhr, LIVE! bei kicker) im Tivoli in Aachen zu ändern. Dann ist Island in der EM-Qualfikation zu Gast – und damit auch Hendrichs Vereinskollegin Sveindis Jonsdottir. “Wir wissen, dass Sveindis eine überragende Spielerin ist”, lobte Vivien Endemann, die ebenfalls beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht.

Vier erfahrene Spielerinnen fehlten: Für Hendrich keine Ausrede

“Man muss schauen”, ergänzte Hendrich, “dass man sie direkt bei der Ballan- und -mitnahme stört.” Einen Plan, um die einwurf- und schussstarke Außenspielerin der Isländerinnen zu stoppen, gibt es also.

Wie gegen Österreich werden auch diesmal Popp, die ebenfalls verletzten Marina Hegering und Sara Däbritz sowie die zurückgetretene Svenja Huth nicht dabei sein. Spielte es am Freitag eine Rolle, dass sich da erst eine neue Hierarchie auf dem Platz bilden muss?

“Es darauf zu schieben, dass vier erfahrene Spielerinnen gefehlt haben, wäre zu einfach als Ausrede”, fand Hendrich. Sie muss es beurteilen können: Mit nun 32 Jahren war sie hinter Sara Doorsoun die zweitälteste DFB-Akteurin auf dem Platz.

Freigang reist von Nationalelf ab – Hrubesch nominiert nicht nach

Bundestrainer Horst Hrubesch hat für das EM-Qualifikationsspiel gegen Island eine Alternative weniger. Laura Freigang verließ das DFB-Team am Sonntag verletzt.

Kein Zusammenspiel mit Jule Brand gegen Island: Laura Freigang (li.) fällt aus.

Kein Zusammenspiel mit Jule Brand gegen Island: Laura Freigang (li.) fällt aus.

IMAGO/Eibner

Beim knappen 3:2-Sieg über Österreich am Freitag war Laura Freigang zur Halbzeit für Sydney Lohmann eingewechselt worden und trug mit einem aktiven Auftritt zur Aufholjagd bei. Den Siegtreffer per Elfmeter durch Giulia Gwinn bereitete die Frankfurterin vor, indem sie gegen Torhüterin Manuela Zinsberger einen Strafstoß herausholte.

Für das anstehende Match gegen Island am Dienstag (18.10 Uhr, LIVE! bei kicker) ist Freigang nun aber keine Alternative. Der DFB vermeldete am Sonntagmorgen, dass sich die 26-Jährige in der Partie gegen Österreich eine Verletzung am Schultereckgelenk zugezogen und die DFB-Elf nun vorzeitig verlassen habe.

Bundestrainer Horst Hrubesch verzichtete auf eine Nachnominierung. Auf Abruf hätte Bayern-Spielerin Linda Dallmann gewartet und es wohl auch rechtzeitig zur Partie, die in Aachen stattfindet, geschafft.