“Weiß nicht, ob es gerade ein besseres Momentum gibt”: Hofmann widerspricht Nagelsmann

Im November war der Leverkusener noch im DFB-Kader 26.03.2024

“Weiß nicht, ob es gerade ein besseres Momentum gibt”: Hofmann widerspricht Nagelsmann

2:11Bei den letzten beiden Testspielen im November war Jonas Hofmann zwar im DFB-Kader, aber ohne Einsatz. Diesmal wurde der Leverkusener von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht berufen – Hofmann sieht die Nichtnominierung kritisch.

Nagelsmann öffnet Sané die EM-Tür und kontert Kroos

Der 2:0-Achtungserfolg soll laut Julian Nagelsmann kein “One-Hit-Wonder” bleiben. Gegen die Niederlande plant der Bundestrainer mit unveränderter Startformation, und bei der EM mit dem aktuell gesperrten Leroy Sané.

Wird an seiner Startelf nichts verändern: Julian Nagelsmann.

Wird an seiner Startelf nichts verändern: Julian Nagelsmann.

IMAGO/Hartenfelser

Für rund 180 Millionen Euro hat sich der DFB einen Campus erstellen lassen, der in vielen Bereichen überdimensioniert ist und den Verband wirtschaftlich in größte Nöte gerissen hat. Dass der Raum für Pressekonferenzen zu klein geriet, zeigte sich am Dienstag, als sich ein Dutzend Kamerateams aufgebaut hatten und viele der rund 100 Medienvertreter und externen Besucher die Äußerungen von Julian Nagelsmann vor dem Nachbarschaftsduell gegen die Niederlande im Stehen verfolgen mussten.

“Es geht darum, dass die Mannschaft an sich und diesen Weg glaubt – auch in negativen Momenten im Spiel”, forderte der Bundestrainer und kündigte einen “identischen Auftritt” wie bei der couragierten Vorstellung am Samstag in Lyon an: “Wir sind eingebogen in die Straßenrichtung Heim-EM, da wollen wir weiterfahren.” Diese Fahrt will Nagelsmann ohne personelle Veränderungen fortsetzen: “Ich plane, dass es die gleiche erste Elf wird wie in Frankreich.”

Die Partie in Frankfurt ist das letzte Länderspiel vor der Bekanntgabe des EM-Aufgebots im Mai, und da ist die Tür noch längst nicht geschlossen. Dies betonte Nagelsmann ausdrücklich, als er auf Leroy Sané angesprochen wurde, der wegen einer Drei-Spiele-Sperre nicht dabei ist und am Wochenende von Felix Kroos, dem fußballerisch eher mäßig begabten Bruder von Rückkehrer Toni Kroos, bei BILD-TV infrage gestellt wurde.

Nagelsmann über Sané: “Er hat einen sehr guten Charakter”

“Wenn man die aktuelle Gruppe sieht, hat man das Gefühl, dass es auf zwischenmenschlicher Ebene sehr gut funktioniert. Ich weiß aber auch, dass Leroy ein unglaublich guter Typ ist. Ich habe einen sehr guten Draht zu ihm, komme super mit ihm aus”, sagte Nagelsmann und kündigte quasi die Berufung des Bayern-Stürmers in den EM-Kader mit dem Hinweis auf dessen Teilnahme am Trainingslager schon an: “Wenn alles normal läuft, hat er in Weimar die Chance, in eine dann wahrscheinlich ganz gut funktionierende Gruppe reinzukommen.”

Auf die Kroos-Behauptung, Sané könne man auf der Bank “nicht gebrauchen”, entgegnete Nagelsmann: “Er hat eine Qualität, auf die wir generell nicht verzichten wollen und können. Und er hat einen sehr guten Charakter, aber er wird sich am Ende eingliedern müssen wie alle anderen.”

Nur ein Sieg aus den letzten sechs Duellen

Von den letzten sechs Duellen gegen die Niederländer gewann die DFB-Auswahl lediglich eines – am 24. März 2019 mit 3:2 im EM-Qualifikationsspiel in Amsterdam. Ansonsten gab es drei Unentschieden und zwei Niederlagen, darunter das 2:4 im letzten Aufeinandertreffen am 6. September 2019 im Hamburger Volksparkstadion. Aus der damaligen deutschen Startelf sind nur Kroos, Antonio Rüdiger und Joshua Kimmich auch am Dienstag dabei.

Bei vielen Fans im EM-Gastgeberland sind nach den vielen sportlichen Enttäuschungen in den vergangenen Jahren mit dem Frankreich-Coup die Zweifel schlagartig in Hoffnung und Vorfreude umgeschlagen. Für Nagelsmann ist das ein fast schon arg sprunghafter Stimmungsumschwung. “Ich will mich nicht von der Hysterie anstecken lassen, aber auch nicht die Euphorie bremsen. Es geht im Fußball immer darum, Dinge zu bestätigen”, sagte der 36-Jährige und mahnte: “Ein One-Hit-Wonder landet man schon gerne mal.” Dabei soll es aber mit dem 2:0 beim Vize-Weltmeister nicht bleiben.

Oliver Hartmann

Andrichs Aufstieg zum emotionalen Anführer

Der Platz neben Toni Kroos war einer der wenigen, der während der ersten Lehrgangswoche in Frankfurt noch offen erschien. Seit Samstag und dem 2:0 in Frankreich scheint dieser vorerst zementiert: Robert Andrich hat seine Startelf-Chance in Lyon höchst eindrucksvoll genutzt.

Ist momentan neben Toni Kroos klar gesetzt im deutschen Nationalteam: Leverkusens Robert Andrich.

Ist momentan neben Toni Kroos klar gesetzt im deutschen Nationalteam: Leverkusens Robert Andrich.

IMAGO/Jan Huebner

Dass der 29-jährige Leverkusener Robert Andrich am Tag vor dem Heimspiel gegen die Niederlande (Dienstag, 20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) einen Platz auf dem Pressekonferenzpodium zugewiesen bekommen hatte, war schon ein erster Hinweis, dass er auch seinen Platz in der Anfangsformation behält.

Julian Nagelsmann legt sich diesbezüglich auch fest: Der Bundestrainer hat keine Wechsel vorgesehen und sagt ganz konkret auf seine Besetzung des defensiven Mittelfeldes: “Beide Sechser ergänzen sich sehr gut.” Das bedeutet: Andrich hat im Duell mit Pascal Groß die Nase vorn – und benennt so klar und schnörkellos seine Rolle wie er sie auf dem Platz auch ausfüllt: “Es passt so gut zwischen Toni (Kroos; Anm. d. Red.) und mir, weil man seine Qualitäten wirklich nicht groß beschreiben muss. Er ist einfach super, und ich versuche ihm mit meiner Spielintelligenz so zuzuarbeiten, dass er seine Qualitäten ausspielen kann, dass er unfassbar wichtig für uns ist. Ich soll für eine gewisse Stabilität sorgen und mit meiner Mentalität Sicherheit geben.”

Andrich musste sich “frühzeitig immer wehren”

Mit dieser Selbsteinschätzung gibt sich Andrich deutlich zurückhaltender als er auf dem Platz auftritt. In Lyon duellierte er sich im Zweikampf eisenhart mit Kylian Mbappé, trieb den Superstar mit seiner Resolutheit sogar zur Tätlichkeit und an den Rande eines Platzverweises. Und gibt der Mannschaft damit ein Element, das ihr sichtbar gut tut.

“Die Mentalität, immer eklig zu sein und mich immer zu wehren”, sagt er, “resultiert daraus, dass ich erst mit 17, 18 Jahren richtig gewachsen bin. Ich musste mich frühzeitig immer wehren. Diese Mentalität habe ich nie verloren.”

Rasant gewachsen ist Andrich auch in den zurückliegenden Jahren nochmals. So sehr, dass er in diesen Wochen und Monaten drauf und dran ist, sich im Verein und der Nationalelf, Träume zu erfüllen. Mit Bayer Leverkusen kämpft der Mittelfeldabräumer noch um drei Titel, dazu winkt der Startplatz in der Heim-EM-Elf – das ist ziemlich viel auf einmal, und Andrich sagt: “Es gibt schon immer mal Momente, in denen man das kurz genießen kann. Ich und wir alle waren zum Beispiel sehr, sehr glücklich nach dem Sieg in Frankreich. Aber es geht darum, eine Mischung zu finden, das zu genießen und gleichzeitig richtig einzuordnen.” Das bedeutet: “Dienstag geht es weiter, ein Spiel reicht nicht.”

Die Gefahr, dass Andrich ein Spiel reichen könnte, besteht keinesfalls. “Ich will zeigen, dass ich meinen Platz verdient habe.” Und dass, obwohl er findet, dass das von Nagelsmann in diesen Tagen vielzitierte Momentum gar nicht so sehr auf seiner Seite ist im Leverkusener Ensemble. “Gefühlt habe ich persönlich die wenigste Spielzeit in den zurückliegenden fünf Jahren, weil wir eine brutale Saison spielen.”

Er hat mir vermittelt, in keiner Phase eines Spiels den Kopf zu verlieren.

Robert Andrich über seinen Bayer-Coach Xabi Alonso

Eine Weiterentwicklung registriert er unter seinem Vereinstrainer Xabi Alonso dennoch: “Was die Mentalität angeht, hat er bei mir sehr, sehr viel bewegt. Er hat mir vermittelt, in keiner Phase eines Spiels den Kopf zu verlieren, das hat mir mitunter gefehlt, ich war oft zu emotional.” Mit kühlem Kopf ist Andrich nun auf dem Weg zu einem emotionalen Anführer als Schattenmann von Dreh- und Angelpunkt Kroos.

Sebastian Wolff

Nagelsmann scherzt bei Frage zu Sané: “Wenn ich das lese, gibt’s ne Klage”

Sané, Musiala und Wirtz bald gemeinsam für Deutschland? 25.03.2024

Nagelsmann scherzt bei Frage zu Sané: “Wenn ich das lese, gibt’s ne Klage”

1:41Julian Nagelsmann kann sich ein potenzielles Offensivtrio bestehend aus Leroy Sané, Jamal Musiala und Florian Wirtz in der Zukunft gut vorstellen. Der Bundestrainer erklärt, wann es dazu kommen könnte.

“Völlig losgelöst”? Petition fordert neue Torhymne für die Nationalelf

Neue Trikots, Sponsorenwechsel und Überraschungscoup in Frankreich – gerade rechtzeitig ist die Nationalelf vor der Heim-EM wieder in aller Munde. Eine Petition für eine neue Torhymne sorgt obendrein für Schmunzler.

“Dann hebt er ab” oder doch nicht? Florian Wirtz jubelt nach dem Tor-Coup in Frankreich.

Getty Images

Die vergangenen Tage bestimmte der DFB die Schlagzeilen weit über das sportliche Geschehen hinaus. Denn der Relaunch des neuen Trikots sorgte neben dem Ausrüsterwechsel für heiße Diskussionen. Während das weiße Heimtrikot noch nicht zum großen Aufreger taugte, wurde das rosafarbene Auswärtstrikot fast schon zum Politikum.

Adidas stellte die beiden Leibchen in einem Werbeclip vor, der gekonnt und kurzweilig mit deutschen Klischees spielte. Unterlegt war der Film mit dem Neue-Deutsche-Welle-Hit “Major Tom” von Peter Schilling. Die Netzgemeinde fand schnell Gefallen daran und schon ging es los.

Auf X fanden sich bald die ersten Clips, in denen vergangene Treffer der DFB-Auswahl bzw. das Acht-Sekunden-Tor von Florian Wirtz mit dem Song unterlegt wurden. Mittlerweile gibt es dazu passend eine Online-Petition, in der Unterschriften dafür gesammelt werden, dass künftig bei Treffern der DFB-Auswahl der Song “Major Tom” gespielt wird.

2019 ließ der DFB über den Torjingle abstimmen

Im Refrain heißt es unter anderem: “Dann hebt er ab und völlig losgelöst von der Erde, schwebt das Raumschiff schwerelos.” Aktuell wird bei DFB-Toren der Song “Kernkraft 400” von Zombie Nation gespielt, dafür hatten sich die Fans in einer Abstimmung des DFB Mitte 2019 entschieden. Allerdings stimmten damals nur 19,2 Prozent für den Torjingle. “Chöre” von Mark Forster (17,2 Prozent) und “Von allein” von Culcha Candela (16,2 Prozent) lagen in der Gunst der Anhänger nicht weit entfernt. Allerdings dürfte es auch den einen oder anderen Fan geben, der gerne ganz auf einen Torjingle verzichten würde.

Derweil erfreut sich die Petition wachsender Beliebtheit und hat bereits über 24.000 Unterschriften (Stand: Montag, 13 Uhr). Der SID will übrigens erfahren haben, dass es derzeit keine ernsthaften Erwägungen des Verbandes gibt, den bisherigen Einspieler zu verändern. So wird es wohl vorerst auch beim kommenden Heimspiel am Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) in Frankfurt gegen die Niederlande beim bekannten Prozedere bleiben – sofern es überhaupt ein Tor zu bejubeln gibt.

In weiteren Testspielen vor dem Heim-Turnier trifft die Nationalmannschaft am 3. Juni in Nürnberg auf die Ukraine sowie am 7. Juni in Mönchengladbach auf Griechenland. Bei der EM hat dann ohnehin die UEFA das letzte Wort und bestimmt, was in den Stadien erlaubt ist bzw. gespielt wird.

Kahns “Basta” bei Lewandowski – und seine Ansage an BVB & Co.

Bleibt der FC Bayern bei Robert Lewandowski tatsächlich hart? Oliver Kahn jedenfalls machte bei der Meisterfeier eine deutliche Ansage.

Muss er bei Bayern bleiben? Robert Lewandowski am Sonntag mit der Meisterschale.

Muss er bei Bayern bleiben? Robert Lewandowski am Sonntag mit der Meisterschale.

Getty Images

Präsident Herbert Hainer war am Vormittag noch ausgewichen, als es darum ging, ob Robert Lewandowski (33) definitiv bis 2023 beim FC Bayern bleiben werde. Vorstandschef Oliver Kahn dagegen wurde bei der Meisterfeier unmissverständlich deutlich.

“Er hat einen Vertrag bis 2023. Diesen Vertrag wird er erfüllen. Basta!”, sagte Kahn am Sonntag dem “Bayerischen Fernsehen”. Der Rekordmeister sei da “sehr klar. Das ist so. Es gibt keinen Spieler, der über dem FC Bayern steht und größer ist als dieser Verein.”

“Lewa bleib, Lewa bleib”, skandieren die Bayern-Fans

Lewandowski, den die Fans auf dem Marienplatz mit “Lewa bleib, Lewa bleib”-Rufen bedachten, will noch in diesem Sommer weg, am liebsten wohl zum FC Barcelona, der mit einem Dreijahresvertrag lockt.

Dass der FIFA-Weltfußballer das Angebot, in München um ein weiteres Jahr zu verlängern, abgelehnt hat, sei “sein gutes Recht”, so Kahn. Aber, zitierte der Klubboss seinen früheren Trainer Otto Rehhagel: “Wer einen Vertrag beim FC Bayern unterschreibt, muss wissen, was er getan hat.”

Kahn zur Konkurrenz: “Diese Hoffnungen können sie sich abschminken”

Mehr zum FC Bayern

Der Wirbel um Lewandowski bereite den Bayern “nicht Kopfzerbrechen”, betonte Kahn. “Das ganze Theater, dieser ganze Alarmismus, das kennen wir aus der Vergangenheit.” Ähnlich gelassen äußerte sich auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß: “Ich bin hundertprozentig sicher, dass Robert nächstes Jahr bei uns sehr gut spielen wird.”

An der Fortsetzung der nationalen Vorherrschaft ließ Kahn am Sonntag ganz unabhängig von Lewandowski keinen Zweifel. “Ich habe gehört, dass sich die Konkurrenz Hoffnungen macht, im nächsten Jahr mal Meister werden zu können”, rief er den Bayern-Fans mit Blick auf Borussia Dortmund & Co. zu, die derlei allerdings gar nicht geäußert hatten. “Aber diese Hoffnungen können sie sich abschminken. Wir greifen nächste Saison wieder richtig an.”

jpe, dpa, sid

Hoeneß zu Lewandowski: “Es geht nur um Kohle, um sonst gar nichts”

Am Rande der Meisterfeier auf dem Münchner Marienplatz bezog Ehrenpräsident Uli Hoeneß Stellung zu Robert Lewandowski, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn, Julian Nagelsmann und Niklas Süle.

Klartext vom Ehrenpräsidenten: Uli Hoeneß nimmt zu allen brisanten Themen Stellen.

Klartext vom Ehrenpräsidenten: Uli Hoeneß nimmt zu allen brisanten Themen Stellen.

imago images/Future Image

… über sein Gefühl auf dem Rathausbalkon: “Ich bin hier mit einem zufriedenen Gefühl, weil ich der Meinung bin, wir haben keine sehr gute, aber eine gute Saison gespielt. Für eine sehr gute hätten wir in der Champions League und im Pokal etwas weiter kommen können. Aber das, was der FC Bayern als Mindestziel für eine Saison vorgibt, haben wir ganz klar erreicht.”

… was passieren muss, damit in der kommenden Saison ambitioniertere Ziele erreicht werden können: “In diesem Jahr haben zwei Minuten gegen Villareal gefehlt, es war ziemlich naiv, wie wir da in der 88. Minute ein Tor kassiert haben. Wenn wir in die Verlängerung gekommen wären, würden wir jetzt wahrscheinlich nicht nur über eine ordentliche Saison reden. Wir müssen aufpassen auf die Nuancen. Tatsache ist, dass wir die Spieler mehr in die Pflicht nehmen müssen. Bei uns wird immer nur der Trainer oder der Sportdirektor in die Pflicht genommen, aber die Transferpolitik hat meiner Meinung nach überhaupt keine Rolle gespielt. Tatsache ist auch, dass wir seit Weihnachten einige Spieler dabei hatten, die im Großen und Ganzen nicht mehr gut gespielt haben. Das muss analysiert werden, und die Spieler, die man meint, müssen mehr unter Druck gesetzt werden. Die Spieler, die verantwortlich für die Leistungen sind, kommen in den Medien zu gut weg.”


Robert Lewandowski

Seine letzte Schale? Robert Lewandowski.
picture alliance/dpa

… woran es lag, dass die Spieler nicht mehr gut waren: “Fragen Sie sie selber, ich bin kein Hellseher.”

… zu Robert Lewandowski: “Zu diesem Thema ist alles gesagt worden. Was ich höre und meine Meinung ist: Man gibt ihn nicht ab. Das Theater ist am 2. September vorbei, damit können wir gut leben. Ich habe Robert immer als Super-Profi kennengelernt. Er hat auch in Dortmund ein Jahr lang vorher gewusst, dass er zum FC Bayern geht und damals eine überragende Saison gespielt. Deshalb bin ich hundertprozentig sicher, dass Robert nächstes Jahr bei uns sehr gut spielen wird.”

… ob es eine Schmerzgrenze bei Lewandowski gibt: “Das würde nur dann in Frage kommen, wenn für das Geld ein Spieler zu haben wäre, der ihn ersetzen kann, den sehe ich weit und breit nicht. Wenn man ein Jahr lang Zeit hat, seinen Nachfolger zu suchen, ist die Ausgangslage für den FC Bayern viel einfacher. Abgesehen davon ist nicht sicher, dass er in einem Jahr noch weg will, wenn er jetzt bleibt. Mit 35 weiß er, was er am FC Bayern hat. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit Robert Lewandowski eine gute Saison haben werden. Klar ist auch: Es geht nur um Kohle, um sonst gar nichts. Mit einem Abendessen am Tegernsee kann man das Problem nicht lösen.”

Mit einem Abendessen am Tegernsee kann man das Problem nicht lösen.

Uli Hoeneß

… Pfiffe gegen Hasan Salihamidzic bei der Meisterfeier am Samstag: “Wenn man jeden Tag die Bild-Zeitung liest, braucht man sich nicht wundern. Das ist eine Hetzjagd. Für die Transferpolitik ist der ganze Verein verantwortlich, der Vorstand und der Aufsichtsrat. Es wird immer nur einer rausgepickt. Als wir sechs Titel gewonnen haben, habe ich keinen gehört, der ‘Hasan, Hasan’ gerufen hat. Jetzt soll er allein verantwortlich sein, dass wir die Champions League nicht gewonnen haben. Das kann nicht sein.”

… wie Salihamidzic und Vorstands-Boss Oliver Kahn ihre Arbeit machen: “Gut!”

… wie zufrieden er mit Julian Nagelsmann ist: “Er hat alle möglichen Schwierigkeiten gehabt, die Pandemie, die Geschichte mit Joshua Kimmich und seiner Impferei. Er hatte auch viel Arbeit in der Außenpolitik des FC Bayern. Dafür hat er es alles gut gemacht. Letzteres wird sich in den nächsten Jahren ändern müssen, weil es nicht sein kann, dass der Trainer das übernimmt.”

… zu Niklas Süle, der nicht mehr mit zum letzten Spiel nach Wolfsburg wollte: “Das spricht nicht gerade für den Spieler. Wenn er von Wertschätzung spricht, dann würde ich sagen, hat er dem Verein keine entgegengebracht. Eine katastrophale Aktion. Es ist ein Märchen, dass er in Dortmund weniger verdient als in München.”

Aufgezeichnet von Georg Holzner und Frank Linkesch

Der Fall Süle: So beschädigt Nagelsmann sich selbst

Niklas Süle (24) erhielt von seinem Trainer Julian Nagelsmann dienstfrei, weil der Profi nicht mit zum Spiel nach Wolfsburg wollte. Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild.

Niklas Süle stand ihm am Sonntag in Wolfsburg nicht zur Verfügung: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.

Niklas Süle stand ihm am Sonntag in Wolfsburg nicht zur Verfügung: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.

Getty Images

Es ist ein höchst bemerkenswerter, eigentlich schon ungeheuerlicher Vorgang, der sich da beim FC Bayern in der Vorbereitung des letzten Saisonspiels zugetragen hat. Da fragte Julian Nagelsmann, der Trainer, Niklas Süle, den Spieler, ob der mit zur letzten Partie nach Wolfsburg mitreisen wolle. Der Verteidiger “war dann im Abschlusstraining nicht mehr so von seiner Gemütslage”, berichtete Nagelsmann – frei übersetzt dürften diese Worte heißen: Süle hatte keine große Lust mehr gehabt beim gemeinsamen Üben vor dem Saisonfinale. Der Coach brach an dieser Stelle seine Ausführung ab und gab Süles ehrliche Antwort auf die eigentliche Frage wieder: “‘Eher nicht’, weil er sich jetzt nicht darauf vorbereitet hatte.” Daraufhin gestattete der Chefcoach dem Profi, zu Hause zu bleiben.

Wie viele Arbeitnehmer sind hin und wieder “eher nicht” so motiviert, wenn sie um 5 Uhr morgens zur Früh- oder um 22 Uhr nachts zu ihrer Spätschicht antreten müssen? Oder wenn sie am Sonntag ihren Job machen müssen? Sie gehen trotzdem zur Arbeit und erhalten dafür eine weitaus geringere Entlohnung als die rund acht Millionen Euro, die der Fußballprofi Süle im Jahr bekommt. Und dieses Gehalt zahlt der Arbeitgeber FC Bayern seinem Angestellten Süle sicherlich, bis dessen Arbeitsvertrag zum 30. Juni 2022 endet und er anschließend zu Borussia Dortmund weiterwandert.

Mehr zum FC Bayern:

Großzügige und empathische Chefs sind gewiss allseits beliebter als Vorgesetzte, mit denen nicht zu reden ist. Aber der Cheftrainer Nagelsmann muss aufpassen, dass er mit einem derartigen Entgegenkommen die Professionalität in seiner Belegschaft und seine eigene Autorität nicht beschädigt. Mit Blick auf die neue Saison hat er sich damit keinen Gefallen getan.