THW Kiel setzt gegen Göppingen 45-jährige Serie fort

Vier Tage nach dem 26:30 gegen die Rhein-Neckar Löwen konnte der THW Kiel in eigener Halle mit einem 32:27 (17:13) gegen Frisch Auf Göppingen Wiedergutmachung betreiben – und ihre über 45 Jahre andauernde Heimserie gegen die Süddeutschen fortsetzen. Die 9.921 Zuschauer sahen dabei eine Partie mit einigen Richtungswechseln.

Jarnes Faust und der THW Kiel setzten im Sondertrikot die 45 Jahre andauernde Serie von Heimsiegen gegen Göppingen fort.

Jarnes Faust und der THW Kiel setzten im Sondertrikot die 45 Jahre andauernde Serie von Heimsiegen gegen Göppingen fort.

Sascha Klahn

Mit vertauschten Farben aber nicht vertauschten Rollen ging es am Pfingstmontag in das Duell der Handball Bundesliga zwischen dem THW Kiel und Frisch Auf Göppingen. Die favorisierten Gastgeber spielten in einem grünlichen Sondertrikot für die Rettung von Küste und Ozean, die seit Jahrzehnten in Kiel sieglosen Gäste in weißen Trikots.

Vor 9.921 Zuschauern dauerte es über zwei Minuten, bevor Patrick Wiencek den Torreigen eröffnete. Der THW Kiel, der am Donnerstag in heimischer Halle eine schmerzhafte Niederlage im Nachholspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen hatte hinnehmen müssen, legte in der Folge weiter vor – auch weil Eric Johansson einmal mehr die Verantwortung im Angriff übernahm. Auf den Göppinger Ausgleich antwortete er beispielsweise mit einem Doppelschlag zum 3:1.

Abschütteln ließ sich der Gast aber nicht, beim 3:3 stand bereits wieder ein Gleichstand auf der Anzeigetafel. Doch Eric Johansson legte für Kiel wieder vor und als Mykola Bilyk sowie Niclas Ekberg mit in das Torewerfen einstiegen, wuchs der Abstand beim 7:4 erst auf drei und kurz darauf beim 9:5 auf vier Treffer an.

FAG-Coach Markus Baur hatte bereits die Auszeit genommen, brachte mit Julian Buchele einen neuen Impuls zwischen den Pfosten, der sich bei seiner Premiere in Kiel auch gleich mit der ersten Parade einfügte. Doch Kiel hatte Lösungen, setzte sich durch einen Treffer von Jarnes Faust auf 11:6 ab und hielt auch in der Folge dagegen. Beispielhaft dafür war ein Hechtsprung, mit dem Patrick Wiencek in der eigenen Hälfte den Ball sicherte.

Kiel zieht davon, Göppingen kommt noch einmal auf

Kiel tat sich danach zunächst in der Offensive schwerer, Göppingen fand in der Defensive besser in die Zweikämpfe und kam mit einer Dreier-Serie beim 11:9 wieder auf zwei Tore heran. Es war ein kurzes Tief der “Zebras”, denn sie stabilisierten sich schnell wieder und setzten sich beim 15:11 wieder auf vier Treffer ab und nahmen – nach einem von Samir Bellahcene parierten Siebenmeter – diesen Vorsprung auch mit in die Kabine.

Nach Wiederbeginn hatte die Begegnung zunächst weiterhin keine eindeutige Richtung: Den ersten Treffer im zweiten Abschnitt erzielte Marcel Schiller von der Siebenmeterlinie für Frisch Auf, der THW Kiel baute danach mit den Treffern von Magnus Landin und Jarnes Faust um 19:14 abermals eine Fünf-Tore-Führung auf. Diese machten Marcel Schiller, Frank Lastro und Josip Sarac mit der Dreier-Serie zum 20:18 teilweise wieder zunichte.

Vor allem der junge Buchele hatte bei seinem ersten Auftritt in der Wunderino-Arena seinen Anteil daran, dass Göppingen in der vierzigsten Minute weiterhin im Spiel war, doch nach dem 21:19 übernahm der THW Kiel dann das Kommando. Aus der 3:2:1-Deckung gelangen nun immer wieder Ballgewinne und über 24:19 und 27:20 schien der Favorit die Weichen zum Heimsieg gestellt zu haben. Göppingen hatte nur in manchen Momenten gute Spielideen und scheiterte in diesen Situationen häufig an Bellahcene.

Als die Kieler dann – flankiert von Paraden von Samir Bellahcene – den Abstand acht Minuten vor dem Ende beim 31:22 auf neun Tore erhöhten, schien die Entscheidung gefallen zu sein – doch es folgte wieder so eine Schwächephase und nun setzte Göppingen zu einem Lauf an. Nach fünf Treffern in Folge schien sich beim 31:27 vier Minuten vor dem Ende die Tür sogar noch einmal zu öffnen, doch das 32:27 von Domagoj Duvnjak schloss diese umgehend wieder.

Das war auch der Endstand – in den verbleibenden drei Minuten vergaben beide Seiten noch weitere Großchancen – etwas, das sich durch beide Halbzeiten gezogen hatte und daher zu dem Spiel passte. Göppingen wartet somit seit mehr als 45 Jahren weiterhin auf einen Sieg bei den Norddeutschen. Zuletzt gewann Frisch Auf Göppingen in Kiel am 25. November 1978 mit 19:14.

THW Kiel – Frisch Auf Göppingen 32:27 (17:13)

Statistik folgt in Kürze …

“Ich frage mich, wie es dauerhaft besser werden könnte!”

Zum siebten Mal in der Geschichte des Klubs muss der 1. FC Köln den Gang ins Unterhaus antreten. Die Gründe dafür sind vielfältig – und erfordern aus Sicht von Ex-Kölner Lukas Podolski klare Konsequenzen.

Mittlerweile bei Gornik Zabrze aktiv: Köln-Ikone Lukas Podolski.

Mittlerweile bei Gornik Zabrze aktiv: Köln-Ikone Lukas Podolski.

IMAGO/SOPA Images

Immerhin – einen Rekord darf der 1. FC Köln seit Samstag für sich verbuchen. Es ist allerdings eine traurige Leistung. Kein anderer Klub in Deutschland stieg seit Einführung der Drei-Punkte-Regel so oft ab wie der FC. Da tröstet auch nicht die Tatsache, dass vier Jahre Bundesliga am Stück hinter den Geißböcken liegen und damit die längst Phase seit dem ersten Abstieg 1998.

Podolskis Hilfe “war in der Vergangenheit wenig erwünscht”

In einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger lässt Klub-Ikone Lukas Podolski kein gutes Haar an den Entscheidungsträgern: “Ganz offensichtlich haben die Zusammenstellung des Kaders, die Trainer-Entscheidungen und auch die Außendarstellung des Klubs nicht gepasst.” Es scheine “ein Fluch, eine Krankheit” über diesem Verein zu liegen, beklagt “Poldi”, “das hat der Verein mit seinen tollen Fans und die Stadt nicht verdient.”

Eine Analyse fordert Podolski von den Bossen, denn klar sei: “So kann es nicht weitergehen. Es muss sich etwas verändern.” Dass er Teil dieser Veränderung sein wird, klingt nicht durch aus den Worten des Angreifers: “Meine Bereitschaft wäre sicherlich größer, wenn man mich früher mal gewollt und gelassen hätte. Doch in der Vergangenheit war meine Hilfe wenig erwünscht.” Warum? Podolski rätselt: “Neid? Missgunst? Die Befürchtung, ich könnte den Verantwortlichen die Sonne nehmen und sie in den Schatten stellen? Ich weiß es nicht.”

Zu viele “Leute, die keine oder wenig Ahnung vom Profifußball haben”

Ebenso wenig, wie es unter den aktuellen Voraussetzungen besser laufen könnte: “Ich frage mich schon, wie es beim FC allgemein mit seinen Strukturen mal dauerhaft besser werden könnte. Ich sehe das jedenfalls nicht.” Als Grund dafür fügt er einen häufig kritisierten Umstand an. Zu viele Leute würden auf den wichtigen Ebenen mitentscheiden. “Leute, die keine oder wenig Ahnung vom Profifußball haben. Der Mitgliederrat besteht aus 15 Personen, die sich teilweise noch untereinander streiten.” Was es vielmehr brauche, sei ein kleiner Kreis von drei oder vier Personen, “die schnell und effizient kluge Entscheidungen treffen.”

Nachvollziehbare Worte, die großen Widerhall finden. Ob sie helfen, dringend nötige Veränderungen anzustoßen, sei dahingestellt. Gerade im Klub wird es Widerstände geben. Es gilt am Ende ja auch, Pfründe zu sichern. Und das funktioniert in der 2. Liga ebenso wie oben.

Frank Lußem

“Rocket” Bröger: De Bruyne macht ihn zum Wolfsburg-Fan

Der VfL Wolfsburg hat einen neuen Bundesligaspieler – der die Akademie der Niedersachsen stolz macht: Bennit Bröger durchlief den eigenen Nachwuchs und ist VfL-Fan – wegen Kevin De Bruyne.

Das erste Mal in der Bundesliga am Ball: Wolfsburgs Youngster Bennit Bröger.

Das erste Mal in der Bundesliga am Ball: Wolfsburgs Youngster Bennit Bröger.

IMAGO/regios24

Wie sehr sich die VfL-Fans nach einem wie ihn sehnen, wird am Samstag deutlich. Als Bennit Bröger um 17.08 Uhr, also kurz vor Ende dieser so enttäuschenden Wolfsburger Saison, den Rasen in der Volkswagen-Arena betritt, brandet ein Applaus auf wie nur selten in dieser Spielzeit. Das Eigengewächs mit der Rückennummer 38 feiert gegen Mainz (1:3) sein Bundesligadebüt und soll im besten Fall für das stehen, was Trainer Ralph Hasenhüttl schon zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt hat: “Wir haben hier ein paar überragende Jugendspieler, die sollten wir sehen und die sollten auch gesehen werden.”

Nur Arnold und Azzaoui waren noch jünger als Bröger

Nun hat Bröger erstmals gesehen, wie es auf dem Bundesligarasen zugeht. Zehn Ballkontakte in elf Minuten, einmal foulte der Mittelfeldmann, zweimal wurde er gefoult. Das Spiel ist schneller, härter, intensiver als in der U 19. “Daran muss man sich erst mal gewöhnen”, sagt der Teenager, der mit 17 Jahren und 322 Tagen sein Bundesligadebüt feierte.

Er ist damit der drittjüngste Spieler, der jemals für den VfL im deutschen Oberhaus aufgelaufen ist. Die Nummer eins, klar: Kapitän Maximilian Arnold, der 2011 mit 17 Jahren und 183 Tagen debütierte. Gefolgt von Ismail Azzaoui, der bei seinem ersten Spiel 2015 noch drei Tage jünger war als Bröger jetzt. Der genießt den Moment: “Sehr cool, unglaublich.”

Brögers Vorbild: Ex-VfL-Star De Bruyne

Bröger, Spitzname “Rocket”, kam vor neun Jahren vom BSC Acosta aus Braunschweig zum VfL, durchlief den kompletten Wolfsburger Nachwuchs, stieg zum Junioren-Nationalspieler auf. Sein Vorbild? Kevin De Bruyne (Manchester City), der den VfL 2015 zum Pokalsieger und Vizemeister machte. “In dem Jahr bin ich gewechselt”, erinnert sich Bröger, “er hat dafür gesorgt, dass ich zum VfL-Fan wurde.” Und nun zum drittjüngsten Wolfsburger Bundesligaspieler, der in der nächsten Saison fest bei den Profis eingeplant ist.

Thomas Hiete

“Eine Entscheidung, die Köln die Klasse kostet”: Kellers große Fehleinschätzung

“Klassisches Beispiel für blöd gelaufen” 20.05.2024

“Eine Entscheidung, die Köln die Klasse kostet”: Kellers große Fehleinschätzung

2:47Nach dem 1:4 in Heidenheim war der siebte Abstieg des 1. FC Köln besiegelt. kicker-Reporter Jim Decker erklärt, dass eine Fehlentscheidung von Geschäftsführer Christian Keller maßgeblichen Anteil am Gang in die zweite Liga hat.

Bereit für Dublin: Aber welche Rolle bekommt Wirtz?

Rechtzeitig zum Bundesligafinale hatte sich Florian Wirtz nach einem Pferdekuss zurückgemeldet. Für das Endspiel in der Europa League gegen Atalanta Bergamo ist der Leverkusener Topstar also bereit. Doch welche Position weist ihm Trainer Xabi Alonso am Mittwoch in Dublin zu?

Rechtzeitig für das Europa-League-Finale in Dublin fit: Florian Wirtz.

Rechtzeitig für das Europa-League-Finale in Dublin fit: Florian Wirtz.

IMAGO/Uwe Kraft

Es waren nur 28 Minuten, aber sie brachten einen klaren Eindruck: Florian Wirtz ist nicht mehr durch seinen am 21. April in Dortmund erlittenen Pferdekuss gehandicapt. So spielte der 21-Jährige bei seiner Einwechslung gegen den FC Augsburg offensichtlich ohne Handbremse. Anders als zuvor bei seinem bis zum Samstag letzten Einsatz im Halbfinal-Rückspiel gegen die AS Rom (2:2), als der Nationalspieler nach seiner Einwechslung mehr über das Feld humpelte als rannte.

Wirtz im Finale wohl in der Startelf

Damit ist klar: Xabi Alonso kann am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in Dublin wieder auf seinen Kreativdirektor setzen. Doch welche Rolle wird der Baske seinem Ausnahmespieler im Finale gegen Atalanta Bergamo zuweisen?

Auch wenn Xabi Alonso gerne mit Spielern von der Bank eine Partie entscheidet, darf man davon ausgehen, dass der Offensivakteur gegen die Norditaliener in Leverkusens Anfangsformation steht. Schon rein aus psychologischer Sicht wäre Wirtz in der Startelf ein wichtiges Signal an Atalanta, aber auch an das eigene Team.

Falsche Neun? Gegen Rom war das erolgreich

Womit die Frage, auf welcher Position Xabi Alonso seinen flexiblen Kreativkopf auflaufen lässt, noch nicht beantwortet ist. Gegen Bergamo, das im 3-5-2- oder 3-4-3-System gerne aggressiv und hoch presst, könnte Wirtz wie schon beim Halbfinal-Hinspiel in Rom (2:0) nicht als halblinker Offensivakteur im Leverkusener 3-4-3, sondern als falsche Neun fungieren.

Dann würde Bayer erneut ohne echten Mittelstürmer angreifen, aber dafür mit zwei extrem schnellen und beweglichen Angreifern auf den Halbpositionen. In Rom waren dies Amine Adli und Jeremie Frimpong. Ein Schachzug, der gegen ebenfalls aggressive Römer komplett aufging.

Egal, wie für welche Variante sich Xabi Alonso zu Beginn des Spiels entscheidet: Dadurch, dass im Wirtz wieder zur Verfügung steht, besitzt er während des Spiels das Maximum an erfolgsversprechenden Varianten.

Stephan von Nocks

Mainz verabschiedet Barreiro, Papela und Ngankam beim Fan-Fest

Auf die Kabinenparty in Wolfsburg folgt die Feier mit den Fans an der Mainzer Arena, danach geht es auf die Balearen-Insel. Besonders emotional ist der Abschied für Leandro Barreiro.

Emotionaler Abschied: Leandro Barreiro.

Emotionaler Abschied: Leandro Barreiro.

Getty Images

Bereits nach seinem 141. und letzten Bundesliga-Spiel im Trikot von Mainz 05, dem 3:1 in Wolfsburg, standen Leandro Barreiro die Tränen in den Augen, als sich die Mannschaft vor der Fankurve einfand, wo die gut 5000 mitgereisten FSV-Anhänger lautstark mit den Spielern den Klassenverbleib feierten. Ähnlich emotional ging es am Tag darauf an der Mewa-Arena zu. Als Barreiro um 14.24 Uhr die Bühne betritt, werden die 5500 Fans besonders laut, was später auch bei Jonathan Burkardt und Brajan Gruda der Fall ist. Nach dem Fan-Fest reist ein Teil der Mannschaft nach Mallorca, um die Saison ausklingen zu lassen.

Der 24-jährige Barreiro verlässt den Klub nach acht Jahren, um zu Benfica Lissabon zu wechseln. Neben ihm wurden Merveille Papela (23) und Jessic Ngankam (23) verabschiedet. Papelas Vertrag  läuft aus, er ist auf Vereinssuche, Ngankam ist bis Saisonende von Eintracht Frankfurt ausgeliehen. Barreiros Arbeitspapier endet ebenfalls, weshalb er ablösefrei nach Portugal wechseln kann, der 56-malige luxemburgische Nationalspieler hat portugiesische Wurzeln.

Auf der Bühne bedankte er sich bei den jubelnden Fans für “die Wertschätzung, die ich von euch die Jahre erhalten habe” und erhielt für seine Einlage “Einmal Mainzer, immer Mainzer!” einen Sonderapplaus. Am Vortag in Wolfsburg hatte er den mitgereisten 5000 bis 6000 05-Anhängern bereits hoch angerechnet, dass “sie ein Auswärtsspiel zum Heimspiel gemacht haben”.

Podcast

Union-Dusel, Kölner Abstieg und Europapokalanwärter

14:21 Minuten

alle Folgen

Sportvorstand Christian Heidel lobte: “Ich habe selten einen Spieler wie Leo erlebt.” Der Mittelfeldmann sei sich schon länger mit Benfica über den Wechsel einig gewesen, hielt Mainz 05 über jeden Schritt auf dem Laufenden und spielte mit offenen Karten. “Weil wir keine Personaldiskussion wollten”, so der 05-Chef, habe man sich entschieden, den Wechsel erst nach dem feststehenden Klassenverbleib zu bestätigen.

Eine Gefahr, dass sich Barreiro im Abstiegskampf nicht mehr für seinen Ausbildungsverein einsetzen könnte, sah Heidel nicht: “Leandro hat sogar Verletzungen in Kauf genommen, um mit Mainz erfolgreich zu sein.” Mit Winter-Zugang Nadiem Amiri ergänzte sich Barreiro auf der Doppel-Sechs hervorragend. “Er hat sich so schnell integriert. Ich habe ihm vor ein paar Wochen gesagt, dass ich froh bin, dass er Teil der Mannschaft ist und unabhängig von seinen fußballerischen Qualitäten ein super Mensch”, schwärmte Barreiro von seinem Nebenmann, dessen Vertrag bis 2026 läuft, allerdings eine Ausstiegsklausel enthält.

Michael Ebert

Mainz verschiedet Barreiro, Papela und Ngankam beim Fan-Fest

Auf die Kabinenparty in Wolfsburg folgt die Feier mit den Fans an der Mainzer Arena, danach geht es auf die Balearen-Insel. Besonders emotional ist der Abschied für Leandro Barreiro.

Emotionaler Abschied: Leandro Barreiro.

Emotionaler Abschied: Leandro Barreiro.

Getty Images

Bereits nach seinem 141. und letzten Bundesliga-Spiel im Trikot von Mainz 05, dem 3:1 in Wolfsburg, standen Leandro Barreiro die Tränen in den Augen, als sich die Mannschaft vor der Fankurve einfand, wo die gut 5000 mitgereisten FSV-Anhänger lautstark mit den Spielern den Klassenverbleib feierten. Ähnlich emotional ging es am Tag darauf an der Mewa-Arena zu. Als Barreiro um 14.24 Uhr die Bühne betritt, werden die 5500 Fans besonders laut, was später auch bei Jonathan Burkardt und Brajan Gruda der Fall ist. Nach dem Fan-Fest reist ein Teil der Mannschaft nach Mallorca, um die Saison ausklingen zu lassen.

Der 24-jährige Barreiro verlässt den Klub nach acht Jahren, um zu Benfica Lissabon zu wechseln. Neben ihm wurden Merveille Papela (23) und Jessic Ngankam (23) verabschiedet. Papelas Vertrag  läuft aus, er ist auf Vereinssuche, Ngankam ist bis Saisonende von Eintracht Frankfurt ausgeliehen. Barreiros Arbeitspapier endet ebenfalls, weshalb er ablösefrei nach Portugal wechseln kann, der 56-malige luxemburgische Nationalspieler hat portugiesische Wurzeln.

Auf der Bühne bedankte er sich bei den jubelnden Fans für “die Wertschätzung, die ich von euch die Jahre erhalten habe” und erhielt für seine Einlage “Einmal Mainzer, immer Mainzer!” einen Sonderapplaus. Am Vortag in Wolfsburg hatte er den mitgereisten 5000 bis 6000 05-Anhängern bereits hoch angerechnet, dass “sie ein Auswärtsspiel zum Heimspiel gemacht haben”.

Podcast

Klopp, Streich – und auch Tuchel! Time to say goodbye!

18:13 Minuten

alle Folgen

Sportvorstand Christian Heidel lobte: “Ich habe selten einen Spieler wie Leo erlebt.” Der Mittelfeldmann sei sich schon länger mit Benfica über den Wechsel einig gewesen, hielt Mainz 05 über jeden Schritt auf dem Laufenden und spielte mit offenen Karten. “Weil wir keine Personaldiskussion wollten”, so der 05-Chef, habe man sich entschieden, den Wechsel erst nach dem feststehenden Klassenverbleib zu bestätigen.

Eine Gefahr, dass sich Barreiro im Abstiegskampf nicht mehr für seinen Ausbildungsverein einsetzen könnte, sah Heidel nicht: “Leandro hat sogar Verletzungen in Kauf genommen, um mit Mainz erfolgreich zu sein.” Mit Winter-Zugang Nadiem Amiri ergänzte sich Barreiro auf der Doppel-Sechs hervorragend. “Er hat sich so schnell integriert. Ich habe ihm vor ein paar Wochen gesagt, dass ich froh bin, dass er Teil der Mannschaft ist und unabhängig von seinen fußballerischen Qualitäten ein super Mensch”, schwärmte Barreiro von seinem Nebenmann, dessen Vertrag bis 2026 läuft, allerdings eine Ausstiegsklausel enthält.

Michael Ebert

Marmoush muss operiert werden

Omar Marmoush (25) muss sich einer Operation an der Hand unterziehen. Das gab Eintracht Frankfurt am Montag bekannt.

Lief zuletzt stets mit Bandage am Handgelenk auf: Omar Marmoush.

Lief zuletzt stets mit Bandage am Handgelenk auf: Omar Marmoush.

IMAGO/Jan Huebner

Seine Probleme waren schon länger sichtbar: In den vergangenen Wochen lief Omar Marmoush bei den Pflichtspielen von Eintracht Frankfurt stets mit einer Bandage am linken Handgelenk auf. “Seit einiger Zeit” plagen den Angreifer Probleme an der betreffenden Hand, wie der Verein am Pfingstmontag mitteilte.

Dies führt nun dazu, dass Marmoush sich einem operativen Eingriff an der Hand unterziehen muss. Dies sei “unumgänglich”, so die Eintracht. Die Operation soll bereits am Dienstag erfolgen. Die SGE wünschte ihrem Stürmer “eine erfolgreiche OP und eine gute Regeneration”, gab aber keine Auskunft darüber, ob der Eingriff womöglich Auswirkungen auf die Saisonvorbereitung des Ägypters haben könnte.

Marmoush war der Top-Scorer in der abgelaufenen Eintracht-Saison, kam in seinem ersten Jahr für die Hessen auf zwölf Tore und neun Assists in 29 Spielen. Auch das letzte Tor der SGE-Spielzeit erzielte der 25-Jährige am Samstag beim 2:2 gegen RB Leipzig. Einen von ihm selbst herausgeholten Elfmeter verwandelte Marmoush zum Endstand und somit zum entscheidenden Treffer, um den sechsten Platz vor der TSG Hoffenheim zu verteidigen und damit die Chance auf die Champions-League-Teilnahme im kommenden Jahr zu wahren.

Entwarnung bei Pavlovic, Sorgen um Coman

Die erste titellose Saison seit 2012, noch immer kein Nachfolger für Trainer Thomas Tuchel, ein Kader, der nach Umbruch schreit: Auf die Verantwortlichen des FC Bayern wartet in der Sommerpause viel Arbeit.

Bayerns Kingsley Coman ist im Reha-Training umgeknickt und musste die Einheit abbrechen.

Bayerns Kingsley Coman ist im Reha-Training umgeknickt und musste die Einheit abbrechen.

picture alliance/dpa/Revierfoto

Mit dem 2:4 in Hoffenheim und dem Verlust von Platz zwei endete die Saison des FC Bayern. Darin mag nach dem Ende der Serie von elf Deutschen Meisterschaften die Chance zum Aufbruch liegen, zu einer Erneuerung. Damit diese gelingt, müssen allerdings viele Fragezeichen durch Ausrufezeichen ersetzt werden, muss Ruhe und Kontinuität in diesen notorisch unruhigen Klub zurückkehren.

Trainersuche erinnert derzeit an Hollywood

Die Trainersuche erinnert derzeit an Hollywood, wo sich Produzent und Regisseur bei der Suche nach dem Hauptdarsteller für ihren nächsten Blockbuster Absage um Absage einhandeln. George Clooney, Brad Pitt oder Leonardo di Caprio können im Falle des FC Bayern durch Xabi Alonso, Julian Nagelsmann oder Ralf Rangnick ersetzt werden, Thomas Tuchel wollte sich in einer möglichen Fortsetzung nicht selbst spielen. Der FC Hollywood, so scheint es, ist an die Säbener Straße zurückgekehrt.

Am Wochenende kehrte in dieser Farce etwas Ruhe ein, die Verantwortlichen gingen auf Tauchstation. Man darf gespannt sein, wen Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund als Tuchel-Nachfolger präsentieren und vor allem wann. Die Zeit drängt, potenzielle Neuzugänge wollen Klarheit, wer ihr Chef ist. Und einen ähnliche zähen Transfersommer wie 2023 wollen und dürfen sich die Bayern nicht leisten. Die Frage lautet auch, wie die Bosse den neuen Trainer noch als Wunsch- und nicht als Notlösung verkaufen wollen, wie sie diesen sich aufdrängenden Eindruck verwischen wollen.

Diagnose bei Coman steht noch aus

Ruhe wird beim Rekordmeister nur einkehren, wenn sich mit Saisonbeginn schnell Erfolge und gute Leistungen einstellen. Damit dies gelingen kann, steht nach der Stunde null viel Arbeit in diesem Sommer an. Vor allem der Kader schreit nach Umbruch. Kein leichtes Unterfangen bei vielen bestehenden Verträgen. Und doch ein dringliches, denn in dieser Zusammensetzung fällt es schwer zu glauben, dass die Münchner an die nationale Spitze zurückkehren können.

Sportliche Randnotizen vom Wochenende: Aleksandar Pavlovic knickte in Hoffenheim um, musste mit einer Blessur am Sprunggelenk nach einer halben Stunde ausgewechselt werden. Tags darauf folgte die Entwarnung, die EM-Teilnahme ist für den Senkrechtstarter nicht in Gefahr. Neue Sorgen gibt es derweil um Kingsley Coman, der sich am Montag beim Reha-Training offenbar erneut am Knie verletzte. Eine Diagnose stand um die Mittagszeit aus, der Franzose kämpft noch um seine EM-Teilnahme.

Frank Linkesch