Mbappés ungewöhnliche CL-Saison – mit klarem Rückspiel-Trend

Borussia Dortmund hat gegen Paris Saint-Germain einen ersten Schritt in Richtung Champions-League-Finale gemacht. Doch am Dienstag bekommt es der BVB wohl mit einem anderen Kylian Mbappé zu tun.

Führender der Champions-League-Torschützenliste: Kylian Mbappé.

Führender der Champions-League-Torschützenliste: Kylian Mbappé.

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Es war einer dieser ansatzlosen Abschlüsse, zu denen Kylian Mbappé dank seiner Qualität auch dann in der Lage ist, wenn sonst gerade nicht sonderlich viel von ihm kommt. Doch in der 51. Minute des Champions-League-Halbfinalhinspiels in Dortmund klatschte der Ball beim Stand von 0:1, unerreichbar für BVB-Keeper Gregor Kobel, nur an den Pfosten. Wie Sekunden später auch Achraf Hakimis Versuch.

Gerade in puncto Chancenverwertung war es nicht der Abend von PSG, was sich an den Auftritten seines normalerweise sehr potenten Sturmtrios gut ablesen ließ. Neben Bradley Barcola und Ousmane Dembelé (jeweils kicker-Note 4) war Mbappé mit einer 3,5 sogar noch der Beste. Doch dass die Franzosen ohne eigenes Tor ins Rückspiel am kommenden Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in Paris gehen, lag auch an seiner überschaubaren Performance.

Der Spielbericht

Nun sollte sich der BVB, der den knappsten möglichen Vorsprung mit in die französische Hauptstadt nimmt, darauf nicht allzu viel einbilden. Denn schon im Hinspiel im Viertelfinale gegen den FC Barcelona (2:3) war Mbappé ungewohnt unauffällig geblieben, um im Rückspiel (4:1) am Ende mit einem Doppelpack doch noch zum entscheidenden Faktor zu werden. Auch im Achtelfinale gegen Real Sociedad hatte der Ausnahmestürmer erst im zweiten Duell zweimal getroffen – im Hinspiel “nur” einmal.

Der 25-Jährige, der den Klub im Sommer verlassen wird – wohl gen Real Madrid – lässt also einen klaren Rückspiel-Trend erkennen. Und noch eine andere Ausbeute fällt auf, die ungewöhnlich ist. Anders als in seinen bisherigen sechs CL-Spielzeiten im PSG-Trikot, als es immer mindestens drei waren, kann Mbappé ein oder maximal zwei Spiele vor Ende der aktuellen Saison noch keine einzige Torvorlage vorweisen.

Nur Kane kann mithalten

Keimt mit dem Abgang am Horizont, während er für Trainer Luis Enrique offenbar verzichtbarer geworden ist, etwa ausgeprägter Eigensinn auf? Zur statistischen Wahrheit zählt auch, daran hat sich zu den Jahren mit Lionel Messi und Neymar nichts geändert, dass Mbappé weiterhin Paris’ wichtigster Torschütze ist. 2023/24 steht der Weltmeister von 2018 schon bei acht Toren – damit führt er gemeinsam mit Harry Kane die diesjährige Torschützenliste an -, mehr schoss er in einer CL-Saison noch nie.

Auch die bereits elf Saison-Einsätze in der Königsklasse sind für Mbappé bisheriger Rekord – der Weg zum Henkelpott ist für den auf Vereinsebene noch ungekrönten Superstar demnach nicht mehr weit. Trotz der 0:1-Hypothek aus Dortmund. Es steht ja noch das Rückspiel an.

Terzic zurückhaltender: “Käfigfußballer” Sancho begeistert die Insel

Zu den Dortmunder Matchwinnern gegen Paris zählte definitiv auch Jadon Sancho. Während BVB-Coach Edin Terzic sein Lob noch etwas zurückhaltender formulierte, überschlugen sie sich auf der Insel fast mit ihren Huldigungen.

Er erinnerte gegen PSG an alte Zeiten: Jadon Sancho.

Er erinnerte gegen PSG an alte Zeiten: Jadon Sancho.

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Phasenweise sah das, was Jadon Sancho am Mittwochabend auf den Rasen des Signal-Iduna-Parks brachte, schwer nach dem jungen Engländer aus, der die BVB-Fans mit seinen Auftritten bereits zwischen 2017 und 2021 begeistert hatte.

Der 24-Jährige dribbelte unbeschwert auf, auch wenn nicht alles gelang, nahm er einen Anlauf nach dem anderen. Auch die Arbeit nach hinten scheute Sancho nicht. Seine beste Aktion hatte Sancho fraglos in Minute 60, als er auf der rechten Seite spielend leicht an Gegenspieler Nuno Mendes, mit dem der Dortmunder Dribbelkünstler regelmäßig Katz und Maus spielte, vorbeiging.

An der Grundlinie konnte Sancho auch von Fabian nicht mehr eingeholt werden, doch Niclas Füllkrug setzte die starke Vorarbeit knapp über das Tor und ließ eine noch bessere Ausgangsposition liegen.

Was den in der Bundesliga nur bedingt überzeugenden englischen Nationalspieler (zwölf BL-Einsätze, zwei Tore, zwei Assists, kicker-Notenschnitt 3,82) derart angetrieben hatte? “Vielleicht die große Bühne”, mutmaßte Cheftrainer Edin Terzic auf der Pressekonferenz.

Überrascht hatte den 41-Jährigen die Leistung Sanchos freilich nicht: “Ich habe es glaube ich schon sehr häufig erwähnt, dass wir das oft im Training gesehen haben. Es ist dann manchmal nicht immer möglich, das im Drei-Tages-Rhythmus auf den Platz zu bekommen – gerade wenn man so lange nicht den Rhythmus hatte.”

Terzic bezieht auch Adeyemi ins Lob mit ein

An den Qualitäten Sanchos habe er aber nie gezweifelt. Leistungen wie die von Sancho und dessen Pendant Karim Adeyemi auf der anderen Seite habe es gebraucht, “um gegen so eine Top-Mannschaft ein gutes Ergebnis zu erzielen”, sagte Terzic.

Die Zurückhaltung, die in Terzics Worten mitschwang, suchte man auf der Insel vergeblich. Im englischen Fernsehen setzte der ehemalige Bayern-Profi Owen Hargreaves bei TNT regelrecht zu einer Lobeshymne an: “Er hat den besten Spieler der Welt, Kylian Mbappé, in den Schatten gestellt. Er sah fitter, schärfer und selbstbewusster aus.”

Auch wenn Sancho gerade bei Manchester United nicht auf seinem “höchsten Level spielte”, war die Leistung gegen PSG für Hargreaves “super beeindruckend”. Auch United-Ikone Rio Ferdinand erkannte Sancho kaum wieder: “Jadon hat die Spieler zum Tanzen gebracht.” Für den einstigen Weltklasse-Verteidiger sah Sanchos leichtfüßiger Auftritt nach “Käfigfußball” aus – und habe eben an den Sancho erinnert, für den Manchester United 85 Millionen Euro geblecht hatte.

Einige Aussagen Sanchos fing Ex-Profi Jamie Carragher für CBS ein. Der einstige Liverpool-Verteidiger erlebte den Champions-League-Abend als Teil der “großartigen” Gelben Wand, von der man “nicht den besten Blick” habe. Carragher fragte Sancho, ob dieser ähnlich “gefangen” von der Stimmung gewesen sei.

Als wir sie gehört haben, konnten wir es kaum mehr abwarten, endlich loszulegen.

Jadon Sancho über die BVB-Fans

“Als wir sie gehört haben, konnten wir es kaum mehr abwarten, endlich loszulegen”, bestätigte Sancho in Richtung der BVB-Fans. Als er auch von Carragher & Co. mit Lob überschüttet wurde, sagte der Londoner nur: “Ich weiß die Komplimente wertzuschätzen und hoffe, dass ich so weitermachen kann.”

EM mit England? “Leistungen wie heute helfen”

Angesprochen auf den Traum von einer EM mit England in seiner Wahlheimat Deutschland erklärte Sancho trocken: “Leistungen wie heute helfen.” Aktuell sei er voll im Hier und Jetzt. “Es ist noch nicht vorbei, wir müssen noch nach Paris”, versuchte Sancho vergeblich die Euphorie der CBS-Reporter zu dämpfen.

Die Rückkehr nach Dortmund habe Sancho definitiv nicht bereut. “Ich bin mit 17 Jahren hierher gekommen, sie haben mir die Möglichkeit gegeben, Profifußball zu spielen, und ich freue mich, dass ich wieder willkommen bin”, so seine vorsichtige Liebeserklärung. Ob er denn auch bleibe, fragte Kasper Schmeichel: “Das weiß ich wirklich nicht, ich konzentriere mich nur auf die Gegenwart.”

Und die führt ihn am nächsten Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) erst einmal nach Paris.

Mieses Timing: Was Dortmunds Sieg für die Premier-League-Klubs bedeutet

Der Dortmunder Sieg gegen PSG hat auch Auswirkungen auf die Premier-League-Tabelle. Für England ist vor allem der Blick in die letzten Jahre bitter.

Unai Emerys und Heung-Min Sons Team balgen sich um den vierten CL-Platz der Premier League, Alejandro Garnacho (Mi.) hat mit ManUnited endgültig keine Chance mehr.

Unai Emerys und Heung-Min Sons Team balgen sich um den vierten CL-Platz der Premier League, Alejandro Garnacho (Mi.) hat mit ManUnited endgültig keine Chance mehr.

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Die Bundesliga wird mit mindestens fünf Mannschaften in der neuen Champions League dabei sein, die Serie A ebenfalls, und sogar die Ligue 1 hat womöglich mehr Starter als sonst. Nur die Premier League, die vermeintlich sportlich, ganz sicher aber finanziell stärkste Liga der Welt, profitiert nicht davon, dass die Königsklasse 2024/25 um vier Teilnehmer aufgestockt wird.

Weil Borussia Dortmund am Mittwochabend Paris Saint-Germain im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals mit 1:0 bezwang, steht fest, dass die Bundesliga nach der Serie A den zweiten Extra-Platz in der reformierten Königklasse erhält, weil sie die laufende Europapokal-Saison als einer der zwei stärksten Verbände abschließen wird.

In sechs der letzten sieben Jahre hätte England profitiert

Dass die Premier League leer ausgeht, ist vor allem mit einem Blick zurück bitter: In sechs der vergangenen sieben Jahren waren die englischen Klubs auf europäischer Bühne mindestens am zweitbesten, in den letzten drei sogar jeweils die Nummer eins. Nur jetzt, wenn es dafür einen zusätzlichen Startplatz gibt, schaffte es überraschend nur Aston Villa in ein Halbfinale und das auch “nur” in der Europa Conference League – ein mieses Timing.

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Das heißt: Lediglich die ersten vier der Tabelle werden sich für die Champions League qualifizieren. Zwei Tickets sind dabei bereits fix an Spitzenreiter Arsenal und Titelverteidiger Manchester City vergeben, ein drittes hat der FC Liverpool praktisch sicher.

Dahinter kommt es nun zum Zweikampf: Aston Villa um Trainer Unai Emery ist bärenstarker Vierter und hat drei Spieltage vor Schluss sieben Zähler mehr als der Fünfte Tottenham – der allerdings noch zwei Nachholspiele in der Hinterhand hat, das erste an diesem Donnerstagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim FC Chelsea.

Manchester United und Newcastle haben dagegen seit Mittwochabend Gewissheit, dass sie 2024/25 – anders als in dieser Saison – maximal in der Europa League spielen werden, wozu sie mit ihren vierten Plätzen in der Gruppenphase selbst beitrugen, zumal in der Bayern- respektive BVB-Gruppe.

Stockt Marseille Frankreichs Kontingent auf?

In der Ligue 1, die ebenfalls vergeblich davon träumte, die Bundesliga noch abzufangen und damit einen vierten Startplatz zu erhalten, würden sich nach jetzigem Stand neben Meister PSG die AS Monaco als Zweiter und Überraschungsklub Stade Brest als Dritter für die Königsklasse qualifizieren, wobei auch Lille OSC und OGC Nizza drei Spieltage vor dem Saisonende noch lauern.

Weil Olympique Marseille nur Siebter ist, aber im Halbfinale der Europa League steht, könnte es 2024/25 trotzdem vier französische Champions-League-Teilnehmer geben – wenn OM den Wettbewerb gewinnt. Wird PSG Champions-League-Sieger, hätte das dagegen keine Auswirkungen auf die Ligue 1, weil Luis Enriques Elf bereits über die Liga einen Champions-League-Platz sicher hat.

Wenn in Dortmund das Flutlicht angeht…

Borussia Dortmund erlebt einen weiteren stolzen Abend in der Champions League – und entfernt sich immer weiter von seinen Liga-Leistungen. Viel erinnert an eine ganz besondere Spielzeit.

Jubel über den goldenen Treffer: Niclas Füllkrug (vorne) schoss den BVB zum Hinspielsieg gegen Paris.

Jubel über den goldenen Treffer: Niclas Füllkrug (vorne) schoss den BVB zum Hinspielsieg gegen Paris.

IMAGO/Sven Simon

Der späte Sieg war Gold wert, auch wenn der Anschlusstreffer von Stefan Kohn drei Minuten vor dem Ende noch einmal Spannung in die Partie brachte. Die Tore von Stephane Chapuisat und Vladimir But hatten beim 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Köln dafür gesorgt, dass Verfolger VfB Stuttgart auf Distanz und Rang 3 gehalten wurde, der zur erneuten Qualifikation zur Champions League berechtigte.

Erinnerungen an 1997

1997 war es, da tat sich Borussia Dortmund unter Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld im Bundesliga-Alltag etwas schwer. Nach zwei Meisterschaften in Folge standen in der Schlussabrechnung Bayern München und Bayer Leverkusen vor den Schwarz-Gelben, acht Punkte Vorsprung hatte der Meister aus dem Süden, satte neun Niederlagen sammelte der BVB in 34 Partien.

Eine Saison zum Vergessen? Nein, im Gegenteil: Der Gedanke an diesen Sommer 1997 sorgt in Dortmund heute noch für glänzende Augen und Stimmen im Ohr. “Ricken. Lupfen jetzt. Jaaaa”, hatte Marcel Reif nur wenige Tage vor dem Saisonfinale aus den Fernseh-Lautsprechern gerufen, der Youngster den Rat befolgt und sein Team zum 3:1-Sieg im Champions-League-Finale gegen Juventus Turin geschossen. Ein Moment für die Ewigkeit, eine Saison für die Ewigkeit – trotz des enttäuschenden Abschneidens in der Liga.

BVB darf weiter vom dritten Champions-League-Finale träumen

Das Szenario ist schon ein paar Jahre her, die Parallelen sind aber erkennbar. 27 Jahre später müht sich Dortmund erneut durch die Liga, der zementiert scheinende Rang 5 bedeutet das schlechteste Ergebnis seit der Saison 2014/15, nur dieses eine Mal zuvor hatte der BVB seit 2010/11 die Top-4 Deutschlands verpasst. Und doch könnte die Saison erneut in die Geschichte des Vereins eingehen. Denn was Borussia in der heimische Liga verpasste, gelang international mit Bravour: Die Mannschaft steht unter den besten Vier und nach dem wuchtigen 1:0-Sieg im Hinspiel gegen Paris St. Germain am Mittwoch sogar mit weiter ordentlichen Chancen da, zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte das Finale zu erreichen.

Wenn in Dortmund das Flutlicht angeht, sind es seit jeher besondere Abende. Gegen die mit katarischen Millionen hochgezüchtete Truppe aus Paris stemmten sich die Gastgeber mit allen Mitteln gegen den individuell natürlich besser besetzten Gegner, mit Leidenschaft, Cleverness, Aggressivität, taktischer Finesse und der größeren Effizienz. Dass in einem Champions-League-Halbfinale auch etwas Glück mitspielen muss wie in der PSG-Drangphase nach dem Seitenwechsel mit zwei Aluminium-Treffern, ist auch Teil der Geschichte.

Eine “sehr geschlossene Mannschaftsleistung”, hatte Mats Hummels nach der Partie hervorgehoben und damit wie meist in seinen Analysen recht: “Wir waren sehr erwachsen und sehr reif.” In der Saisonabschluss-Besprechung nach dem letzten Spiel – sei es im Londoner Wembley gegen Real Madrid oder in Dormund gegen Darmstadt 98 – wird die Diskrepanz zwischen den Auftritten auf europäischer Bühne und denen in der Liga ein Thema sein müssen, warum das in der Königsklasse in inzwischen elf Partien nachgewiesene  Potenzial zu selten im Alltag zu sehen war. Doch jetzt gilt aller Fokus dem Rückspiel im Prinzenpark in einer Woche.

Kobel verzichtet auf Rechenspiele

Denn der knappe Sieg im Hinspiel, so wertvoll er auch auf andere Weise für den BVB war, war nur ein Anfang. PSG wird am Dienstag kommender Woche über 90 oder 120 Minuten versuchen, die Wucht zu entwickeln, die sie nach der Pause kurz hatten.  “Wir sind sehr glücklich. Überglücklich können wir nicht sein, denn es ist nur ein 1:0”, befand Keeper Gregor Kobel, der erstaunlich selten eingreifen musste. Ein Tor ist schnell aufgeholt, ein zweites schnell nachgelegt. “Es ist schwer zu sagen, wie hoch die Prozentzahl für das Weiterkommen ist”, wollte auch Kobel gar nicht das Rechnen anfangen. Auch in Paris benötigt der BVB die Tugenden des Hinspiels, auch da über die gesamte Spielzeit. Einen kleinen Vorteil hat sich Dortmund aber erspielt, gar nicht so sehr über das knappe Ergebnis – aber über das Wissen, dass PSG verletzlich und schlagbar ist.

Anfang April 1997: Gerade hat der BVB im Halbfinal-Hinspiel Manchester United durch einen Treffer von René Tretschok 1:0 geschlagen, die Briten waren mit Stars wie Eric Cantona, David Beckham, Ryan Giggs und Roy Keane angereist. Ein knappes Ergebnis, das im Rückspiel wackelte, als sich Jürgen Kohler und Co. voller Leidenschaft und Bestimmung in die Bälle warfen. Lars Ricken erzielte den einzigen Treffer im Old Trafford, jener Ricken, der am Mittwoch einen erstaunlichen ersten Arbeitstag als Geschäftsführer Sport hatte. Das Szenario ist schon ein paar Jahre her, die Parallelen aber könnten weitergehen.

Patrick Kleinmann

“Ein Torpedo von Füllkrug” sticht in der “Fehler-Kirmes” heraus

In Spanien wird von der gelben Wand geschwärmt, in Frankreich mit der Pariser Chancenverwertung gehadert: Die internationalen Pressestimmen zu Dortmunds 1:0 gegen Paris St. Germain.

Niclas Füllkrug (#14) erzielte im Hinspiel gegen Paris St. Germain den goldenen Treffer für Borussia Dortmund.

Niclas Füllkrug (#14) erzielte im Hinspiel gegen Paris St. Germain den goldenen Treffer für Borussia Dortmund.

IMAGO/MIS

Frankreich

Le Parisien: “PSG schätzte das Geschehen nicht immer richtig ein, zeigte viele Nachlässigkeiten, mit unberechenbaren Auswechslungen und einer Offensive ohne Biss. Paris bereitete sein Essen mit einem Messer zu, das nicht schneidet, was die Sache noch komplizierter machte.”

L’Equipe: “Wieder mit dem Rücken zur Wand. Die verpassten Chancen auf beiden Seiten sorgen dafür, dass die Spannung in diesem Aufeinandertreffen größer ist, als es den Anschein hat. Um das zweite Champions-League-Finale seiner Geschichte bestreiten zu können, weiß PSG, was zu tun ist. Nichts besonders Originelles – sich vor dem Tor nüchterner zeigen und solider hinten.”

Spanien

Mundo Deportivo: “Luis Enriques PSG schafft es weiter nicht, gegen die gelbe Wand zu gewinnen. (…) Ein einziges Tor von Niclas Füllkrug entschied ein spektakuläres, intensives Spiel zugunsten von Borussia.”

As: “Mbappé kracht gegen eine Wand – es war eine gelbe, die Borussia ins Fliegen brachte. Sie übertraf die Franzosen in allen Aspekten des Spiels, brachte eine Intensität zum Ausdruck, als wäre es das letzte Spiel ihres Lebens, und gewann am Ende dank eines tödlichen Treffers von Füllkrug mit minimalem Vorsprung.”

Marca: “Terzics Männer machten ihre ‘Drohung’ wahr und überraschten PSG, das als Favorit für den Einzug ins Finale im Wembleystadion gestartet war, aber erst in der zweiten Halbzeit aufwachte.”

Großbritannien

The Guardian: “Niclas Füllkrugs Tor in der ersten Halbzeit besiegelte die Sache letztlich, auch wenn sich sehr wenig entschieden anfühlte in der darauffolgenden Stunde, in der Gregor Kobels Tor mit Weihwasser übergossen zu sein schien. Kylian Mbappé hatte 52 Ballkontakte, drei Torschüsse, traf den Pfosten und ging trotzdem leer aus. Aber vielleicht hatte Dortmund auch sein Glück verdient.”

The Sun: “Obwohl das Glück sie durch die zweite Halbzeit trug, sicherte die Mannschaft von Edin Terzic die wertvolle Null. Kylian Mbappé wird am Dienstag im Prinzenpark vermutlich eine Mission haben.”

Italien

La Gazzetta dello Sport: “Ein Torpedo von Füllkrug versenkt PSG: 1:0 für Dortmund, doch das Halbfinale wird in Frankreich entschieden.”

La Repubblica: “In der zweiten Halbzeit legte PSG die niedliche Maske ab und versuchte, ernst zu werden. Doch bei der ersten wirklich gefährlichen Aktion der Franzosen traf der Ball zweimal den Pfosten: zuerst bei einem Versuch von Mbappé mit rechts, dann beim Abpraller von Hakimi. Dann begann eine Art Fehler-Kirmes, bei der Dembelé alles vergeudete, was vor dem Tor verschenkt werden konnte, und Füllkrug es ihm nachmachte und die 2:0-Chance vergab.”

Schweiz

Blick: “Nach der Pause legen die Gäste los wie die Feuerwehr. Dortmund schwimmt. Gregor Kobel im Tor der Borussen ist gefordert. (…) Dortmund übersteht das PSG-Feuerwerk schadlos und nimmt danach wieder in der Offensive Fahrt auf. Füllkrugs Direktabnahme und sein Kopfball nach einer Freistoßflanke fliegen übers Gehäuse.”

Österreich

Kleine Zeitung: “Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic spielte gut – aber auch mit dem Feuer. Immer wieder waren es Torhüter Gregor Kobel oder Abwehrchef Mats Hummels, die in letzter Not retteten. Oder die Franzosen vergaben ihre hochkarätigen Torchancen – etwa Ex-Dortmunder Ousmane Dembelé.”

Luis Enrique wagt mutige Vorhersage – und lobt “sensationelle” Stimmung

Das 0:1 ist nicht die einzige schlechte Nachricht, die Paris Saint-Germain aus Dortmund mitbringt. Dennoch formuliert Trainer Luis Enrique eine mutige Ansage.

Klare Ansagen während des Spiels - und danach: PSG-Trainer Luis Enrique.

Klare Ansagen während des Spiels – und danach: PSG-Trainer Luis Enrique.

IMAGO/Matthias Koch

Schon vor dem Spiel hatte Luis Enrique gegen die französischen Medien geschossen, und falls der Trainer von Paris Saint-Germain am Donnerstagmorgen einen Blick in die Zeitungen wagen sollte, könnte bereits neuer Ärger in ihm aufsteigen. “Weit vom Traum entfernt” sieht etwa Le Parisien PSG nach dem 0:1 im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals bei Borussia Dortmund – was ganz und gar nicht zu dem passt, was Luis Enrique rund um Mitternacht noch im Signal-Iduna-Park erklärte.

“Ich bin mir dessen sicher”, antwortete der selbstbewusste Spanier, als er auf der Pressekonferenz gefragt wurde, inwieweit er noch an den Endspieleinzug glaube, und machte wenig später eine ebenso unmissverständliche wie mutige Vorhersage: “Wir werden uns dieses Finale holen.”

Nun war PSG zwar keineswegs untergegangen gegen einen überzeugenden und geschlossenen BVB, musste mit der Niederlage und der Verletzung von Lucas Hernandez aber gleich zwei Nachrichten verkraften, die die Aussichten für Wembley düsterer erscheinen lassen als vor dem Spiel. Der Ex-Münchner humpelte nach dem Laufduell mit Niclas Füllkrug vor dessen Siegtreffer und musste wenig später vom Platz. Ob Hernandez fürs Rückspiel am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ausfällt, wusste Luis Enrique nach dem Schlusspfiff noch nicht. “Er konnte einfach nicht weitermachen.”

PSG erstmals im Rückspiel zuhause – “dann werden sie 50.000 sein”

Der Trainer setzt beim vierten Duell mit dem BVB in dieser Saison vor allem auf die veränderten Rahmenbedingungen. “Sensationell” nannte er die Stimmung in Dortmund, hob dabei aber “vor allem” die 3000 mitgereisten PSG-Fans hervor, die “nie aufgehört” hätten “zu singen”. “In Paris werden sie 50.000 sein”, deswegen werde das Rückspiel “anders verlaufen”, ist sich Luis Enrique sicher. Zumal PSG erstmals in dieser Champions-League-K.-o.-Runde zuerst auswärts antrat.

Insgesamt hatte der Coach, der in seiner ersten PSG-Saison immer noch das Triple im Blick hat, in Dortmund ein “ausgeglichenes” Spiel gesehen, in dem seine Mannschaft vor allem in der Phase nach der Halbzeitpause mehrmals knapp den Ausgleich verpasste. “Der Unterschied war, dass sie ein Tor geschossen haben und wir nicht” – was PSG seit September nur einmal passiert war (0:0 in Monaco am 1. März).

Was Le Parisien dazu schrieb? “Paris”, formulierte die größte Tageszeitung der französischen Hauptstadt auch das strenger als Luis Enrique, “bereitete sein Essen mit einem Messer zu, das nicht schneidet.”

Terzic: “Was bringt uns das, wenn wir das nicht veredeln?”

BVB-Trainer zufrieden mit 1:0-Sieg gegen PSG 02.05.2024

Terzic: “Was bringt uns das, wenn wir das nicht veredeln?”

1:01Nach dem 1:0-Sieg gegen Paris St. Germain im Champions-League-Halbfinal-Hinspiel zeigte sich Edin Terzic durchaus zufrieden, mahnte allerdings auch, dass der Sieg nichts wert wäre, wenn man ihn beim Rückspiel nicht “veredelt”.

‘Making people dance’ – Ferdinand loving Sancho ‘arrogance’ and ‘swagger’

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Hummels: “Hat unsere miese Bundesliga-Saison kaschiert”

Der 1:0-Erfolg im Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen PSG bedeutete für Borussia Dortmund nicht nur eine sehr solide Ausgangslage für das Rückspiel, sondern auch den erneuten Einzug in die Champions League.

Hofft auf den Finaleinzug in der Champions League mit dem BVB: Routinier Mats Hummels.

Hofft auf den Finaleinzug in der Champions League mit dem BVB: Routinier Mats Hummels.

picture alliance/dpa

“Das Allerwichtigste: Dass wir es gemeinsam machen”, hatte Edin Terzics – bei DAZN geäußerter – Wunsch in Richtung seines Teams vor der Partie am Mittwochabend gelautet. Und genau dieses Credo setzte seine Mannschaft im Spiel gegen Paris nahezu in Perfektion um. “Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, jeder hat dem anderen geholfen, es war ein sehr erwachsenes, reifes Spiel von uns”, freute sich Mats Hummels.

Dass dank des Sieges zugleich auch die definitive Qualifikation für die Champions League 2024/25 für die Bundesliga und damit auch für den BVB als momentaner Tabellenfünfter feststand, war natürlich auch dem Abwehrspieler nicht entgangen. “Die Champions League hat in diesem Jahr ein bisschen unsere miese Bundesliga-Saison kaschiert”, meinte Hummels.

Über Paris nach Wembley? “Wird noch ein bretthartes Ding”

Während der 35-Jährige einräumte, bei den beiden Pfostenschüssen der Franzosen “natürlich auch zweimal Glück gehabt” zu haben, fand Hummels zudem ein weiteres kleines Haar in der Suppe: die eigene Chancenverwertung. So habe in einer Szene beispielsweise Marco Reus dem einzigen Torschützen des Abends, Niclas Füllkrug, “ein fast sicheres Tor genommen”, spielte er wohl auf einen Kopfball von Joker Reus in der 84. Minute an.

Es kann in alle Richtungen gehen, ich will sehen, welche Optionen es gibt.

Mats Hummels

In Sachen Einzug ins Finale in Wembley – elf Jahre nach dem 1:2 im Finale gegen den FC Bayern an gleicher Stelle – sei die Situation so natürlich ein wenig schwieriger als mit einem 2:0 im Rücken. Dennoch bekräftigte Hummels in Sachen London: “Dann müssen wir halt in Paris bestehen. Wir wollen dahin, das ist die klare Zielsetzung. Dienstag wird noch einmal ein bretthartes Ding. Wenn man ins Finale will, muss man auch dort bestehen.”

Hummels zur Zukunftsfrage: “Schauen, worauf ich Lust habe”

Auch zu seiner persönlichen Situation angesichts seines zum Saisonende auslaufenden Vertrags äußerte sich Hummels. So bestehe durchaus “die Möglichkeit”, dass die Partie vom Mittwochabend sein letztes Champions-League-Spiel für die Dortmunder gewesen ist. Entschieden bezüglich seiner Zukunft sei aber “noch nichts. Ich habe mir klare Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte. Entschieden wird es erst, wenn die Saison vorbei ist. Es kann in alle Richtungen gehen, ich will sehen, welche Optionen es gibt”.

Vorteil BVB? Jetzt, da Dortmund “schon mal Champions League spielt”, sei der BVB natürlich auch weiter eine gute Option, betonte Hummels, schob aber noch einmal nach: “Es kann in alle Richtungen gehen. Man muss schauen, welche Möglichkeiten da sind – und worauf ich dann Lust habe.”

In Sachen der noch näheren Zukunft in den kommenden Wochen scherzte Hummels, dass ihm in seiner persönlichen Titelsammlung ja nicht nur die Champions-League-Krone, sondern auch der EM-Titel noch fehlte. “Das habe ich mal so gedropped”, so Hummels, der zuletzt nicht mehr im DFB-Aufgebot von Bundestrainer Julian Nagelsmann gestanden hatte, grinsend.