Courtois-Comeback am Samstag – Ancelotti verrät schon Lösung gegen Bayern

Bei Real Madrid stehen große Tage an. Noch vor dem Wiedersehen mit dem FC Bayern können die Königlichen Meister werden – nach der Rückkehr von Thibaut Courtois.

Carlo Ancelotti (re.) hat in den Wochen der Wahrheit einige Personalfragen zu managen.

Carlo Ancelotti (re.) hat in den Wochen der Wahrheit einige Personalfragen zu managen.

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Es wird ein Rotieren der etwas anderen Sorte. Dass Real Madrids derzeitiger Torwart Andriy Lunin am Samstag im Ligaspiel gegen Cadiz zwischen den beiden Champions-League-Halbfinal-Duellen mit dem FC Bayern eine Pause bekommt, bedeutet nicht nur Erholung für den Ukrainer. Sondern in diesem Fall auch das Comeback von Thibaut Courtois.

Dass der bald 32 Jahre alte Belgier, der nach einem Kreuzbandriss bisher quasi die komplette Saison zuschauen musste, am Samstagnachmittag (16.15 Uhr) sein Comeback geben wird, bestätigte Trainer Carlo Ancelotti auf der Spieltags-PK am Freitag. “Er ist in einer guten Verfassung”, sagte der Italiener, “das ist eine sehr gute Nachricht für uns.”

Verliert Lunin seinen Stammplatz?

Eine gute Nachricht auch im Hinblick auf das Rückspiel gegen die Bayern, das am Mittwochabend (21 Uhr, beide LIVE! bei kicker) in Madrid steigen wird? Als Alternative allemal, doch einem Einsatz des Weltklasse-Rückhalts auch schon in der Königsklasse schob Ancelotti sogleich einen Riegel vor. “Gegen Bayern wird Lunin spielen”, versicherte der 64-Jährige, “danach sehen wir weiter.” Wer in einem möglichen CL-Finale spielen würde, wollte er noch nicht verraten.

Ansonsten gab Ancelotti vor dem Liga-Spieltag, an dem Real seine 36. Meisterschaft mit einem Heimsieg gegen Cadiz bereits eintüten könnte, sollte der FC Barcelona zwei Stunden später nicht beim FC Girona gewinnen, ungewohnt viele Einblicke in seine Personalentscheidungen. Neben dem Courtois-Comeback bestätigte er auch die Einsätze des ebenfalls von einem Kreuzbandriss genesenen Eder Militao und vom weiterhin nur sehr sporadisch eingesetzten Arda Güler.

Wie bei Courtois ist allerdings davon auszugehen, dass Militao und Güler gegen Bayern nicht in der Startelf stehen werden. Sondern das ausgeruhte Stammpersonal.

Ein nur allzu erwartbares Ergebnis: Ancelottis Bayern-Fabelserie hält erneut

Dass sich der FC Bayern und Real Madrid im Hinspiel 2:2 trennten, war statistisch gesehen keine Überraschung. Mit Blick auf das Rückspiel hat Carlo Ancelotti Thomas Tuchel mindestens eines voraus.

Zwei Trainer, die wissen, wie man die Champions League gewinnt: Carlo Ancelotti (li.) und Thomas Tuchel.

Zwei Trainer, die wissen, wie man die Champions League gewinnt: Carlo Ancelotti (li.) und Thomas Tuchel.

picture alliance/dpa

Wer vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid auf einen Sieger getippt hat, der hält möglicherweise nicht allzu viel von Statistiken. Denn wer sich die Bilanz von Carlo Ancelotti gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Bayern und auch die Ausbeute von Thomas Tuchel gegen die Königlichen angeschaut hat, der hätte sich eigentlich für ein Unentschieden entscheiden müssen.

Ancelotti, der zwischen Juli 2016 und September 2017 in München an der Seitenlinie gestanden hatte, bestritt – als Trainer – am Dienstagabend schon sein neuntes Spiel gegen den FCB. Und der Italiener verlor auch dieses nicht. Eine Fabelserie.

Zwischen 2002 und 2007 hatte der inzwischen 64-Jährige es die ersten sechsmal noch als Trainer der AC Mailand mit dem deutschen Rekordmeister zu tun bekommen. Beide Gruppenspiele 2002/03 gewannen die Mailänder mit 2:1, im Achtelfinale 2005/06 folgte auf ein 1:1 in München ein deutliches 4:1 in San Siro. Im Viertelfinale 2006/07 konnte sich die AC sogar ein 2:2 zu Hause erlauben – dann siegte sie eben in München mit 2:0. Am Ende der Saison wurde Milan wie schon 2003 CL-Sieger.

Im Halbfinale 2013/14, Bayern-Trainer war Pep Guardiola, bekam es Ancelotti erstmals als Real-Coach mit den Bayern zu tun. Das Hinspiel in Madrid entschieden seine Königlichen noch mit 1:0 für sich, das Rückspiel in der Allianz-Arena machten die Doppelpacker Sergio Ramos und Cristiano Ronaldo zu einer weitaus deutlicheren Angelegenheit (4:0).

2023/24, Halbfinal-Hinspiel

Spiel Nummer neun war nun das 2:2 im aktuellen Halbfinale in München – Ancelotti steht bei sechs Siegen, drei Remis und keiner Niederlage gegen Bayern -, wobei Tuchel bei Gedanken an das Rückspiel am kommenden Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in Madrid wahrscheinlich nicht angst und bange wird. Denn seine Bilanz gegen Real liest sich ebenfalls beeindruckend.

Als BVB-Trainer coachte er seine Mannschaft damals gegen den amtierenden und kommenden CL-Sieger in der Gruppenphase 2016/17 zweimal zu einem 2:2, dieses Ergebnis fuhr er in der Gruppenphase 2019/20 auch mit Paris Saint-Germain im Estadio Santiago Bernabeu ein. Im Prinzenpark hatte die Tuchel-Elf gar mit 3:0 gewonnen.

Als der jetzige Bayern-Coach 2020/21 den FC Chelsea zum Henkelpott führte, hatte er dabei im Halbfinale niemand Geringeren als den Rekordsieger aus dem Weg geräumt (1:1, 2:0). Einzige Ausnahme: Im CL-Viertelfinale 2021/22 unterlagen Tuchels Blues den Königlichen an der Stamford Bridge mit 1:3 (dreimal Karim Benzema). Das Rückspiel im Bernabeu ging in der Verlängerung dann zwar wieder mit 3:2 pro Tuchel aus, doch das war natürlich zu wenig.

Dass Bayern-Spezialist Ancelotti und Real-Spezialist Tuchel sich beim ersten Duell in dieser neuen Vereins-Konstellation remis trennten, dass also keiner verlor, war gewissermaßen ein nur allzu erwartbares Ergebnis. Im Rückspiel wird es jedoch einen Sieger geben müssen. Tuchel wird all seine Erfahrung mit den Königlichen (drei Siege, fünf Remis, eine Niederlage) in die Waagschale werfen, damit auch Ancelottis Bilanz einen ersten Kratzer bekommt.

Doppelpacker ergänzt illustre Bayern-Liste: Gelingt Vinicius Junior der ganz große Coup?

Real Madrid geht mit einem kleinen Vorteil in das Rückspiel gegen den FC Bayern. Das haben die Königlichen Vinicius Junior zu verdanken – wie seit Jahreswechsel schon so vieles.

Dank Vinicius Junior (li.) oder Jude Bellingham: Real Madrid knüpft an die CR7-Ära an.

Dank Vinicius Junior (li.) oder Jude Bellingham: Real Madrid knüpft an die CR7-Ära an.

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Dass Real Madrids Unterschiedsspieler am Dienstagabend in München nicht die Rückennummer 5 trug, sondern die 7, war kein Zufall. Zwar muss man wohl bis Cristiano Ronaldo zurückblicken, um einen königlichen Neuzugang zu finden, der die Schlagzeilen gleich in seiner ersten Saison so beherrschte wie Jude Bellingham. Doch in der spanischen Hauptstadt haben sich ein paar Dinge geändert.

“Er hatte heute nicht seinen besten Tag”, sagte Real-Trainer Carlo Ancelotti hinterher über den 20-Jährigen, dessen inzwischen deutlich geringere Torausbeute (erst vier Tore in der Rückrunde) nicht nur mit einer etwas tiefer positionierten und anders angedachten Rolle zusammenhängt.

Dass der laut Ancelotti angeschlagene Bellingham (kicker-Note 4), der im Champions-League-Halbfinal-Hinspiel in der 75. Minute ausgewechselt wurde, seiner Über-Form aus der Hinrunde hinterherläuft – natürlich Meckern auf sehr hohem Niveau -, ist aktuell eher die Regel. Sein erneuter später Siegtreffer im jüngsten Clasico war 2024 die Ausnahme.

Über den Doppelpack von Vinicius Junior (kicker-Note 1) kann man das nicht sagen. Der 23-jährige Brasilianer, neuerdings zentraler Angreifer, trumpft seit Jahresbeginn so groß auf wie vielleicht noch nie, ist im ersten Drittel 2024 so etwas wie Reals Rückrunden-Bellingham.

Das vielleicht beste Spiel gegen Girona

Begonnen hatte der Fabellauf des Außenstürmers im Finale der Supercopa, ebenfalls ein Clasico. Real siegte überlegen mit 4:1, Vinicius Junior schnürte einen Dreierpack. Sein bisher vielleicht bestes Spiel im Real-Trikot machte er aber vier Wochen später bei der Meisterschafts-Vorentscheidung gegen Verfolger Girona. Beim 4:0 eröffnete der Rechtsfuß den Torreigen selbst, die drei anderen Treffer bereitete er vor.

Auch in der Königsklasse lässt sich Vinicius Junior nicht lumpen, wo es seit Beginn der Saison 2021/22 nur einen Spieler gibt, der an mehr als 30 Toren direkt beteiligt war: ihn. 16 Treffer, 17 Vorlagen. Ausbalanciert. Als sich Madrid im diesjährigen Achtelfinale gegen RB Leipzig schwertat, war es Vinicius, der im Rückspiel das entscheidende Tor schoss. Eine Runde später gegen Titelverteidiger Manchester City lieferte er zu drei der vier königlichen Treffer dann wieder den Assist.

Im zurückliegenden Clasico, der wohl endgültigen Meisterschafts-Entscheidung, bewies sich der im Abschluss eigentlich etwas schlampige Dribbler – zum wichtigen zwischenzeitlichen 1:1 – dann als verlässlicher Elfmeterschütze. So auch im CL-Halbfinale in München, als er Real das 2:2 rettete und erst als zehnter Gäste-Spieler in der bisherigen Geschichte des Wettbewerbs in München mindestens zwei Tore schoss.

Ein Doppelpack bei den Bayern – mit der Rückennummer 7? Da muss man dann wieder zu Cristiano Ronaldo zurückblicken, dem dieses Kunststück 2014 und 2017 als einzigem Spieler gleich zweimal gelang.

Es sind vier beeindruckende Monate, die Vinicius Junior in diesem Kalenderjahr bisher auf den Rasen zaubert. Wodurch er Bellingham mittlerweile nicht nur in der Schlagzeilen-Wertung den Rang abläuft. Sondern womöglich auch, zumal im Sommer neben der EM auch noch die Copa America ansteht, im Rennen um den Ballon d’Or.

Ancelotti lobt Bayern: “Bewiesen, dass sie eine großartige Mannschaft sind”

Real noch mit Steigerungspotenzial 01.05.2024

Ancelotti lobt Bayern: “Bewiesen, dass sie eine großartige Mannschaft sind”

0:39Der Champions-League-Klassiker zwischen Real Madrid und dem FC Bayern endete vorerst mit einem 2:2-Remis. Nach dem Halbfinalhinspiel erklärte Real-Trainer Carlo Ancelotti, dass sein Team nicht die komplette Qualität auf das Feld bringen konnte.

‘Couldn’t continue’ – Ancelotti explains why he subbed ‘tired’ Bellingham

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“Er macht es mir einfach”: Kroos nach Traumpass ganz bescheiden

Das 2:2 in München fand Reals Toni Kroos am Ende leistungsgerecht. Ein Ergebnis, das für das Rückspiel alles offen lässt. Der deutsche Nationalspieler hat keinen Zweifel, wer in die nächste Runde einzieht.

Ein Dank an den Vorbereiter: Vinicius Junior und Toni Kroos.

Ein Dank an den Vorbereiter: Vinicius Junior und Toni Kroos.

IMAGO/Matthias Koch

Den Start in die Partie in München verschliefen die Königlichen, die Gäste aus Madrid konnten froh sein, nicht mit 0:1 zurückzuliegen. Dann kam die 24. Minute und ein Traumpass von Toni Kroos auf Vinicius Junior. Der Brasilianer zündete den Turbo und vollstreckte eiskalt vor Manuel Neuer.

“Ich weiß, dass Vini den Ball lieber in den Raum haben will als in den Fuß. Und dann macht er mir den Pass eigentlich einfach mit seinem Laufweg”, zeigte sich Kroos bei Prime Video ganz bescheiden. Insgesamt hatte der Mittelfeldmann ein Spiel erlebt, in dem “einiges drin” war. “Es gab verschiedene Phasen in dem Spiel für beide Mannschaften. Komischerweise sind die Tore gefühlt dann gefallen, wenn die jeweils andere Mannschaft besser war. Aber das kann immer passieren bei der individuellen Qualität.”

Die Bayern kamen stark aus der Pause und drehten die Partie, ehe Real kurz vor dem Ende durch Vinicius Junior per Elfmeter noch den 2:2-Ausgleich markierte. Für den Brasilianer war es bereits die 31. Torbeteiligung in der Champions League seit der Saison 2021/22 – kein Spieler hat mehr (auf Platz 2 rangiert Kylian Mbappé mit 28 Torbeteiligungen).

Kroos zur Zukunft: “Entscheidung noch nicht getroffen”

“Zur Halbzeit hätte ich das 2:2 ungern genommen, dann zehn Minuten vor Schluss natürlich gern. Ich glaube, dass es einigermaßen leistungsgerecht ist”, ordnete Kroos ein und schob selbstbewusst hinterher: “Wir sind natürlich davon überzeugt, dass wir zu Hause weiterkommen.”

Am nächsten Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es dann in Madrid im Bernabeu zur Sache. Mit dabei sein wird dann auch wieder Kroos, so viel ist sicher. Unsicher ist noch, wie es mit dem Mittelfeldmann im Sommer weitergeht, sein Vertrag bei Real läuft aus. “Wir sind in der Saisonphase, in der es um alles geht, da geht es nicht um einzelne Entscheidungen. Natürlich mache ich mir Gedanken, aber aktuell ist die Entscheidung noch nicht getroffen”, wiegelte Kroos die obligatorische Frage nach seiner Zukunft locker ab.

Viel nachdenken kann Kroos aktuell ohnehin nicht, denn in dieser Saison steht für ihn auch noch einiges an. Mit Real steht er kurz vor der Meisterschaft, dann will er sein nächstes Champions-League-Finale spielen – und im Sommer freut er sich auf die Heim-EM im eigenen Land. Ob dann noch weitere Spiele im Trikot der Blancos oder der Nationalmannschaft dazukommen, werden die nächsten Wochen zeigen.

Real Madrid im Wandel: Das Zutun der “Pavones”

Die Schlagzeilen schreiben bei Real Madrid vor allem Jude Bellingham oder Vinicius Junior. Den Unterschied zu den einstigen “Galacticos” machen jedoch in erster Linie drei ältere Herren aus der Abwehr.

Zusammen 98 Jahre alt: Nacho, Lucas Vazquez und Dani Carvajal (v. li.).

Zusammen 98 Jahre alt: Nacho, Lucas Vazquez und Dani Carvajal (v. li.).

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Die vielleicht berühmteste Mannschaft, die Real Madrid bisher hatte, war eine der erfolglosesten. Florentino Perez war zu Beginn des 21. Jahrhunderts schon einmal Vereinspräsident gewesen, als er die Königlichen durchaus auch zur besten, vor allem aber zur berühmtesten Vereinsmannschaft der Welt formen wollte. Die “Galacticos” waren geboren.

Die angedachte Erfolgsmischung des Bauunternehmers benannte dieser damals selbst als “Zidanes y Pavones”. All der Etat sollte in die Ablösen und Gehälter der großen Offensivstars wie Zinedine Zidane fließen, die Defensivarbeit sollte dafür von kostenarmen Eigengewächsen wie Innenverteidiger Francisco Pavon verrichtet werden. Ein Balanceakt.

Die neuen “Galacticos” sind jünger

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Doch Perez trieb diese Kaderpolitik mehr und mehr auf die Spitze, kaufte 2003 in David Beckham auch noch den vierten Offensiv-Star, der seinen Zenit mindestens schon erreicht hatte, verkaufte in Claude Makelele auch noch den letzten Stabilisator im Mittelfeld – und fand einfach keine Pavones vor. Sogar Pavon selbst konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Wahrscheinlich wurde dieser Part auch einfach nicht ernst genug angegangen. Das Galactico-Projekt scheiterte, Perez trat im dritten titellosen Jahr 2006 zurück.

Seither hat sich beim Rekordsieger der spanischen Meisterschaft und der Champions League einiges getan. Schon die Erfolgsmannschaft unter dem Trainer Zidane, die zwischen 2016 und 2018 dreimal hintereinander die Königsklasse gewann, war deutlich ausgewogener als zuvor. Neue “Galacticos” wie Jude Bellingham, Endrick oder ab Sommer wahrscheinlich Kylian Mbappé haben in ihren Karrieren noch etwas zu beweisen – und Pavones gibt es jetzt wirklich in der Mehrzahl.

Während der Kaderumbruch in Madrid vor allem vorne stattfindet, kommt ein Großteil der Routine in der aktuellen Real-Mannschaft von drei etablierten Eigengewächsen, die zuverlässig die gerade auf den Außenbahnen schon länger als ausbaufähig bewertete Defensive zusammenhalten: Kapitän und Rechtsverteidiger Dani Carvajal (32, seit 2002 im Verein), dessen Vertreter Lucas Vazquez (32, seit 2007 im Verein) und “Feuerwehrmann” Nacho (34, seit 2001 im Verein), der in der Viererkette schon jede Position gespielt hat.

Carvajal, seit Jahren verletzungsanfällig, erlebt vor allem durch seine Offensivqualitäten in dieser Saison seinen dritten oder schon vierten Frühling, Nacho hat sich nach einigen wackligen Vorstellungen zu Beginn des Jahres inzwischen gefangen. Und bei der defensiven Meisterleistung im CL-Viertelfinalrückspiel in Manchester wieder reichlich dazu beigetragen, dass Real Madrid im Halbfinale nun mal wieder auf den FC Bayern trifft.

Der gelernte Außenstürmer Vazquez, der normalerweise selbst unter den “Pavones” nur in der zweiten Reihe steht, erlebte zuletzt gar seine beste Woche seit langem: In Manchester sorgte er in der Verlängerung für Entlastung und verwandelte höchst lässig einen wichtigen Elfmeter souverän. Im Clasico schwang sich der wendige Rechtsfuß vier Tage später durch einen herausgeholten Strafstoß, einen eigenen Treffer und die Vorarbeit zu Bellinghams spätem Siegtor sogar zum Matchwinner auf. Was nur deshalb möglich ist, weil Perez, Trainer Carlo Ancelotti und Co. diesen Kaderstützen mittlerweile geduldiges Vertrauen schenken, ihnen keine extern zusammengekaufte Konkurrenz vor die Nase setzen.

Sollte Real Madrid in dieser CL-Saison und auch in kommenden weiterhin großen Erfolg haben, wird das zwar unverändert auch an kostspieligen Offensiv-Stars liegen, selbst wenn sie inzwischen jünger sind. Doch diese neuen “Zidanes” funktionieren nur dank den “Pavones” hinter ihnen. Und die hat Real selbst ausgebildet.

Fades Bayern-Training unter Ancelotti? Für Javi Martinez “kompletter Unsinn”

Javi Martinez blickt voller Vorfreude auf den “europäischen Klassiker” zwischen Bayern und Real. Kritik an Ex-Trainer Carlo Ancelotti zu Münchner Zeiten stößt dem Spanier indes sauer auf.

Alles im Blick: Carlo Ancelotti (li.) und Javi Martinez arbeiteten bei Bayern Seite an Seite.

Alles im Blick: Carlo Ancelotti (li.) und Javi Martinez arbeiteten bei Bayern Seite an Seite.

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Javi Martinez galt für viele als das entscheidende Puzzlestück zum Triple der Bayern im Jahr 2013. Der Spanier, der von 2012 bis 2021 beim Rekordmeister unter Vertrag stand, erlebte aber auch noch Carlo Ancelotti als Trainer in München, ehe er ein zweites Mal das Triple gewann.

Es seien für den Mittelfeld-Strategen “harte und schockierende Tage” gewesen, als sein Förderer Ende September 2017 – unter anderem nach einem 0:3 bei PSGbeurlaubt wurde. Javi Martinez berichtet von einer “persönlich schweren Zeit”. Ancelotti hatte ihn schließlich vor allem taktisch auf ein neues Niveau gehoben: “Er hat mir den Glauben an meine Möglichkeiten, an meine Tugenden gegeben.”

Auch die “Umschulung” zum Innenverteidiger habe er Ancelotti zu verdanken gehabt. Dass in der Bayern-Zeit des heutigen Real-Trainers immer wieder das Trainingsniveau kritisiert wurde, kann Javi Martinez überhaupt nicht nachvollziehen. “Dieses Gefühl hatte ich nicht. Vielleicht waren die Trainingseinheiten kürzer, aber nicht schlechter. Es war anders. Wir haben gut trainiert. Carlo Ancelottis Methodik in Frage zu stellen, ist kompletter Unsinn”, stellt der 35-Jährige, der seit seinem Bayern-Abschied in Katar kickt, im Interview mit der Marca klar.

Ancelotti “kein Trainer, der seine Spieler im Training killt”

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Im Januar 2017 hatte Ancelotti dem kicker ein großes Interview gegeben, in dem er auch seinen Trainingsstil verteidigte. “Die meisten Einheiten mache ich mit Ball, ich mag es nicht, viel ohne Ball laufen zu lassen”, erklärte der Erfolgstrainer damals: “Dennoch laufen meine Spieler in einer normalen Einheit im Schnitt 6000, 7000 Meter. Das ist genug. Ich bin kein Trainer, der seine Spieler im Training killt.”

Auch wegen der Beteiligung Ancelottis freut sich Javi Martinez auf den “europäischen Klassiker”, der vor “Geschichten und Legenden” nur so trieft. “Ich bin mit diesen Kämpfen von Salihamidzic, Kuffour, Kahn, Effenberg, Raul, Roberto Carlos oder Hierro aufgewachsen. Für meine Generation war es das erste große Duell, das wir erlebt haben”, denkt der neunmalige deutsche Meister zurück.

Der Respekt zwischen beiden Teams sei “stets zu spüren” gewesen. “Es waren Spiele auf Leben und Tod, episch, mystisch – es war Krieg, aber auf eine gute Art und Weise.” Dass es das Duell noch nie in einem Champions-League-Finale gegeben hätte, bedauert Javi Martinez.

Als bitterste Niederlage gegen Real im Bayern-Trikot nennt er das Habfinale von 2018 (1:2, 2:2). Den Madrilenen könne man “nie trauen”, ihr “Mythos” in der Königsklasse mache sie “in jeglicher Situation gefährlich”.

“Emotionaler Schock” in Dortmund

Das Gefühl des “emotionalen Schocks” habe er so nur im Bernabeu erlebt – und im Signal-Iduna-Park. “Das ist die beeindruckendste Atmosphäre, die ich je erlebt habe”, sagt Javi Martinez über das Dortmunder Stadion, deren Gelbe Wand “keine Legende” sei.

Wer diesmal den Einzug ins Champions-League-Endspiel packt? “Ich hoffe Bayern”, gesteht Javi Martinez, der anfügt: “Aber es ist mehr denn je bei 50:50.” Real dürfe nicht den Fehler machen, Bayerns Leistungsvermögen an den Resultaten in der Bundesliga zu messen. Arsenal kann ein Lied davon singen.