Wörle zwischen Meisterfeier und “krasser Herausforderung” Kaderplanung

Nach den Feierlichkeiten steht für den SSV Ulm und Coach Thomas Wörle die Planung für die kommende Zweitliga-Saison auf dem Programm. Ein wichtige Personalie ist dabei Leonardo Scienza, der Begehrlichkeiten geweckt hat.

Ausgezeichnet als Trainer der Saison: Thomas Wörle (Mitte).

Ausgezeichnet als Trainer der Saison: Thomas Wörle (Mitte).

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Der Saisonabschluss ist mit einem 4:2-Sieg gegen den SC Verl gelungen. Thomas Wörle freute sich am MagentaSport-Mikrofon, dass er noch einmal eine Qualität von seiner Mannschaft gesehen hatte, die sie die gesamte Saison ausgezeichnet hat: “Es ist eigentlich bezeichnend für die Saison, dass wir, was Mentalität angeht, so oft an unsere Grenze kamen und selbst dieses Spiel heute nochmal gezogen haben.”

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Früh ging der SSV durch Leonardo Scienza in Führung, der in der zweiten Hälfte ein weiteres Tor vorbereitete und den Doppelpack schnürte. Doch Verl gab sich nicht auf und schaffte noch den Anschluss. Nach Andreas Ludwigs Treffer in der 90. Minute war das Spiel dann zugunsten der Spatzen entschieden. “Ich bin selber überrascht, dass wir nochmal so viel Energie aufbringen konnten, diese Leidensphase mitzugehen”, lobte Wörle.

“Wir haben das Ziel gehabt, heute nochmal das Spiel zu gewinnen. Wir wollten unseren großartigen Fans, aber auch den Spielern, die uns womöglich verlassen werden, nochmal was bieten. Und das ist uns wirklich gelungen, da sind wir sehr stolz drauf.”

Kaderplanung läuft – Was passiert mit Scienza?

Ein möglicher Abgang ist Scienza, der Topscorer der 3. Liga (12 Tore und 17 Vorlagen). Wohin es ihn zieht oder er sogar bleibt, ist noch offen. “Da müssen wir natürlich abwarten. Ich denke, unsere Karten stehen nicht allzu gut. Ich glaube, er hat nach oben keine Grenzen”, erklärte Wörle. Scienzas Auftritt, der bei seiner Auswechslung in der 60. Minute Standing Ovations erhielt, hat Wörle “nochmal genossen”.

In enger Absprache mit dem Verein wird über die Zukunft des 25-Jährigen gesprochen. “Ich habe vielleicht eine Option. Ich mache keine Entscheidung alleine. Wir machen die gemeinsam mit meinem Berater und auch mit Markus Thiele und dem Coach”, sagte Scienza. “Ich mache nicht ein Ding, das nur gut für mich alleine ist. Es muss auch gut für den Verein sein.”

Wörle ist bereits in der Kaderplanung für die kommende Zweitliga-Saison vertieft: “Wir sind schon mittendrin, seitdem wir jetzt Klarheit mit der Ligazugehörigkeit haben. Damit haben wir nicht gerechnet, aber es wurde möglich und deswegen nehmen wir die Planung gerne an. In dem Wissen, dass es eine absolut krasse Herausforderung wird.”

Doch zuerst steht am Abend noch die Meisterfeier auf dem Programm. “Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit unseren Fans nochmal einen ganz tollen Abend erleben. Die Stadt wird beben”, so Wörle.

Spieler und Trainer der Saison: Zwei Ulmer folgen auf Woltemade und Steffen

Zwei Ulmer Durchstarter sind in einer Abstimmung des DFB zu Spieler und Trainer der Saison 2023/24 in der 3. Liga gewählt worden.

Ulmer Aufstiegshelden: Leo Scienza und Thomas Wörle.

Ulmer Aufstiegshelden: Leo Scienza und Thomas Wörle.

IMAGO/Nordphoto

Der SSV Ulm 1846 Fußball hat nach Drittliga-Meisterschaft und Durchmarsch in die 2. Bundesliga am Montag auch von zwei persönlichen Auszeichnungen erfahren. Leonardo Scienza und Thomas Wörle wurden in einem vom DFB durchgeführten Voting zum Spieler und Trainer der Saison 2023/24 gewählt – und zwar von den Trainern und Kapitänen sowie Fans der 20 Drittligisten.

Scienza, mit zehn Toren und 16 Vorlagen bester Scorer der Liga und mit einem kicker-Notenschnitt von 2,44 zugleich Topspieler der dritthöchsten deutschen Spielklasse, setzte sich im Fan-Voting auf dem offiziellen Instagram-Kanal der 3. Liga gegen Ole Pohlmann (zweitbester Notenschnitt mit 2,52) von Borussia Dortmund II durch. Der Ulmer erhielt fast 22.000 Stimmen, Pohlmann knapp 9.000.

Ähnlich deutlich fiel der Abstand bei den Trainern aus. Wörle kam auf 20.000 Stimmen, Kollege Sascha Hildmann vom SC Preußen Münster auf 8.100.

Wie zuletzt auch hatten im ersten Schritt die Kapitäne und Trainer der Drittligisten eine fachliche Vorauswahl getroffen und durften dabei keine Spieler und Trainer aus dem eigenen Klub wählen. Die beiden Besten kamen ins abschließende Fan-Voting, wo sich der Trend bestätigte.

Offizielle Ehrung am letzten Spieltag

Scienza und Wörle schafften mit den Ulmer Spatzen in dieser Saison den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. Sie folgen auf Nick Woltemade (inzwischen Werder Bremen) und Horst Steffen, die in der Vorsaison mit der SV Elversberg ebenfalls als Aufsteiger durch die 3. Liga durchgegangen waren.

Offiziell ausgezeichnet werden Scienza und Wörle am Sonntag nach dem letzten Heimspiel der Donaustädter gegen den SC Verl (LIVE! ab 13.30 Uhr bei kicker) im Rahmen der Meisterehrung für den Klub. Der DFB schickt Vize-Präsident Peter Frymuth und Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb der DFB GmbH & Co. KG, nach Ulm.

Reichert: “Was wir geschafft haben, kommt einem Wunder gleich”

Seit Samstag ist der Durchmarsch des SSV Ulm 1846 Fußball fix. Gar als Meister steigen die Spatzen in die 2. Bundesliga auf. Für Kapitän Johannes Reichert geht ein Traum in Erfüllung, der seit frühster Kindheit bestand.

Freude pur: Das Ulmer Urgestein Johannes Reichert durfte am Samstag den Aufstieg bejubeln.

Freude pur: Das Ulmer Urgestein Johannes Reichert durfte am Samstag den Aufstieg bejubeln.

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Der Traum von der Rückkehr in den Profifußball wurde am Samstag Realität beim SSV Ulm 1846 Fußball. Der Durchmarsch von der Viert- in die Zweitklassigkeit, der zuvor im deutschen Fußball erst sechs Teams gelungen war, verdient ohnehin schon alle Achtung. Nimmt man den Aufstieg aus der Perspektive von Ulms Kapitän Johannes Reichert, ist die Geschichte allerdings umso bemerkenswerter.

Denn der mittlerweile 32 Jahre alte Verteidiger ist der Inbegriff eines Urgesteins. Von einer zweijährigen Unterbrechung beim 1. FC Kaiserslautern abgesehen ist der gebürtige Ulmer seit 1996 im Verein – und hat somit all die Rückschläge miterlebt, die die Spatzen seit ihrer letzten Zweitliga-Spielzeit 2000/01 erlebt haben. Bis in die sechste Liga waren die Ulmer abgestürzt und kehrten im Vorjahr nach Insolvenz und anschließend Jahren der Tristesse in den Profifußball zurück.

Nach den schweren Zeiten war es immer mein Traum, den Verein wieder dort hinzuführen.

Johannes Reichert

“Ich war bei jedem Heimspiel im Stadion, manchmal sogar als Balljunge mittendrin”, erinnert sich Reichert in einem Interview mit dfb.de an die glorreichen Ulmer Zeiten rund um die Jahrtausendwende zurück. “Ich war so klein, dass ich kaum über die Werbebanden hinwegschauen und das Spiel verfolgen konnte. Die Euphorie im Stadion und das Funkeln in den Augen der Menschen hat mich als kleiner Junge gepackt, das werde ich nie vergessen. Nach den schweren Zeiten war es immer mein Traum, den Verein wieder dort hinzuführen.”

Dass dies mit dem 2:0 gegen Viktoria Köln feststand, war für Reichert zunächst schwer zu begreifen. “Wir haben etwas ganz Großes und Historisches erreicht. Das waren meine ersten Gedanken, gefolgt von purem Glücksgefühl”, gewährte Reichert Einblick in seine Gefühlswelt unmittelbar nach dem Spiel. “Dass ich den Verein als SSV-Kapitän vor einem Jahr zum Aufstieg in die 3. Liga und damit auch in den Profifußball zurückgeführt hatte, war schon unglaublich. Jetzt haben wir noch einmal eine Schippe draufgelegt. So viele Menschen sind wieder stolz auf den SSV Ulm, was mich unglaublich glücklich macht.”

Der Aufstiegstraum wuchs schon in der Hinrunde

Hätte ihm vor der Saison jemand gesagt, dass dem schwer gebeutelten Verein der Durchmarsch gelingt, hätte Reichert denjenigen “für verrückt erklärt, ganz klar. Wir haben das Unmögliche möglich gemacht. Was wir in Ulm geschafft haben, kommt einem Wunder gleich. Niemand hätte diese Entwicklung vorhersehen können.” Im Laufe der Hinrunde sei dann aber im Team der Glaube daran gewachsen, dass diese unwirklich erscheinende Option Realität werden könnte. Da hat Reichert gemerkt, “dass wir sehr gut mithalten können und eine starke Mannschaft besitzen. Im Jahr 2024 sind wir noch unbesiegt. Spätestens nach den Siegen in den Topspielen gegen den SC Preußen Münster und den SSV Jahn Regensburg haben alle im Team daran geglaubt. Danach wollten wir es auch unbedingt schaffen und über die Ziellinie bringen.”

Möglich war das laut Reichert aufgrund eines eingespielten Mannschaftskerns und des starken Teamgeists. “Auch die Spieler, die hinten dran waren, haben immer alles für den Erfolg getan. Sonst hätten wir es auch nicht geschafft. Hinzu kommt unsere Heimstärke. Wir haben das Donaustadion zu einer Festung gemacht und nur zweimal verloren. Selbst als wir während der Wintermonate unsere Heimspiele in Aalen austragen mussten, hat uns das nicht vom Kurs abgebracht.”

Vorfreude auf die Meisterfeier am Münsterplatz – und den HSV

Nun freut sich Reichert auf Duelle mit großen Traditionsklubs in Liga zwei, unter anderem gegen die Rothosen (“Am meisten freue ich mich auf die Begegnungen mit dem Hamburger SV, weil ich selbst auch großer HSV-Fan bin”) – und auf die Aufstiegsfeier, die nach dem 38. Spieltag in gut zwei Wochen noch einmal aufleben wird: “Ich habe in der Nacht nach dem Aufstieg keine einzige Sekunde geschlafen. Die gesamte Mannschaft hat sich nach dem Spiel noch mit den Fans auf den Rathausplatz getroffen. Danach haben wir es in zwei verschiedenen Clubs krachen lassen, haben die Nacht zum Tag gemacht. Nach dem letzten Heimspiel gegen den SC Verl und der Meisterehrung wird für uns auf dem Ulmer Münsterplatz eine Bühne aufgebaut. Dann werden wir werden unseren Erfolg noch einmal richtig feiern.”

Zweiter Aufstieg in Folge: Ulm stürmt als Drittliga-Meister in die 2. Liga

Durchmarsch geglückt: Nach dem Drittliga-Aufstieg in der letzten Saison feiert der SSV Ulm sein Zweitliga-Comeback. Dort spielten die Spatzen zuletzt in der Saison 2000/01 .

Jubel beim SSV Ulm: Die Spatzen spielen kommende Saison in der 2. Bundesliga.

Jubel beim SSV Ulm: Die Spatzen spielen kommende Saison in der 2. Bundesliga.

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Der Durchmarsch ist geglückt: Durch den 2:0-Heimsieg gegen Viktoria Köln steht der SSV Ulm als erster Aufsteiger in die 2. Bundesliga fest – und das sogar als Drittliga-Meister, weil Regensburg überraschend Schlusslicht Freiburg II unterlag.

Damit kehren die in diesem Jahr in der Liga noch ungeschlagenen Schwaben nach langer Wartezeit zurück ins Unterhaus. Zuletzt spielte der Traditionsklub dort vor 23 Jahren, ehe der wirtschaftliche und sportliche Sinkflug einsetzte. Zuvor hatte Ulm sogar unter Ralf Rangnick und Martin Andermatt den Sprung von der damals drittklassigen Regional -bis in die Bundesliga geschafft. Nun steht die insgesamt siebte Zweitliga-Saison in der Vereinsgeschichte an, schon Mitte der 1980er Jahre war Ulm im eingleisigen Unterhaus vertreten.

Spielbericht

Von der Oberliga in die 2. Bundesliga

Der SSV Ulm hat für seine Zweitliga-Rückkehr einen langen Anlauf genommen. Zwischen 2011 und 2016 ging es zwischen der Oberliga Baden-Württemberg und der Regionalliga Südwest auf und ab, ehe sechs Jahre Viertklassigkeit folgten. In der letzten Saison gelang die knappe Regionalliga-Meisterschaft mit nur einem Punkt Vorsprung auf den TSV Steinbach Haiger und nach einer herausragenden Drittliga-Saison feiert das Team von Trainer Thomas Wörle nun also schon zwei Spieltage vor Schluss den Aufstieg in die 2. Liga. Ulm ist der siebte Klub, dem dieses Kunststück in der eingleisigen 3. Liga gelungen ist.

Wörle, der seit Juli 2021 Cheftrainer der Donaustädter ist, ist einer der Architekten des Erfolgs. Gemeinsam mit Geschäftsführer Markus Thiele (zuvor unter anderem in Rostock und Aalen tätig) und Kaderplaner Michael Clemens ist er einer der Architekten der Erfolgsmannschaft, die einen kicker-Notenschnitt von 3,02 vorweist und damit mit großem Abstand die 3. Liga anführt. Aus einem ausgeglichenen, aber harmonischen Kader sticht vor allem Leonardo Scienza hervor, dessen 22 Scorerpunkte (acht Tore, 14 vorlagen, kicker-Note 2,48) maßgeblich zum Aufstieg beigetragen haben.

Malerisch gelegen: Das Donaustadion in Ulm

Malerisch gelegen: Das Donaustadion in Ulm.
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Neben Urgestein und Ulmer Eigengewächs Johannes Reichert, überzeugten auch Offensivmann Dennis Chessa sowie die Mittelfeldmotoren Max Brandt und Bastian Allgeier. Auffallend dabei: Kein Ulmer hat in dieser Saison mehr als acht Tore geschossen – ein Beleg für den ausgeglichenen Kader auf hohem Niveau.

Seine Klasse hatte der forsche Aufsteiger schon in der Hinrunde angedeutet, nach 19 Spieltagen stand der SSV auf dem dritten Rang, allerdings mit sieben Punkten Rückstand auf den Zweiten Dresden. Doch mit nun 16 Partien in Folge ohne Niederlage stürmte Ulm im Verlauf der Rückrunde an Dynamo und dem zum Winter scheinbar enteilten SSV Jahn Regensburg vorbei. Durch ein 1:0 bei 1860 München am 28. Spieltag sprang Ulm dass erste Mal auf einen direkten Aufstiegsplatz und war seitdem nicht mehr von einem der beiden oberen Ränge zu verdrängen.

Nur das Donaustadion muss noch auf Zweitliga-Niveau gebracht werden

Verbunden mit der Rückkehr in die 2. Liga sind aber weitere Kraftanstrengungen – abseits des Platzes. Nicht nur der Kader muss wohl an der einen oder anderen Stelle verstärkt werden – zumal noch nicht klar ist, ob alle Leistungsträger an Bord bleiben -, auch das altehrwürdige Donaustadion muss dringend modernisiert werden. Während der Klub von der DFL die Zweitliga-Lizenz im Bereich Finanzen ohne Auflagen erhielt, muss bei der Spielstätte nachgebessert werden. Ein entsprechender Master- und Fahrplan für die Umbauten sind von Verein und Stadt allerdings schon verabschiedet worden.

Frederik Paulus, kon

Ulm vor dem Durchmarsch: “Mix aus Vorfreude und Anspannung”

Unter der Woche verlor der SSV Ulm mal wieder ein Spiel. Das Aus im Landespokal fällt aber nicht ins Gewicht – für den DFB-Pokal sind die Spatzen bereits über die Liga qualifiziert. Am Samstag könnten sie zudem Größeres feiern.

Gelingt am Samstag der Durchmarsch? Ulms Trainer Thomas Wörle.

Gelingt am Samstag der Durchmarsch? Ulms Trainer Thomas Wörle.

IMAGO/Nordphoto

Am Mittwochabend ist es nach langer Zeit mal wieder passiert: Der SSV Ulm verlor ein Spiel – bei Fünftligist Großaspach (0:2), das Aus im Halbfinale des Landespokals. Die Niederlage ist für die Ulmer aber irrelevant, hat man doch bereits in der Liga einen der ersten vier Plätze sicher, die zur Teilnahme am DFB-Pokal in der kommenden Saison berechtigen. Genauer gesagt sind die Donaustädter auch aus den Top 3 nicht mehr zu verdrängen. Gewinnt der SSV am Samstag gegen Viktoria Köln in der Liga (14 Uhr, LIVE! bei kicker), in der er im Jahr 2024 noch nicht einmal verloren hat, hat er sogar die ersten beiden Plätze sicher. Und steigt nach 23 Jahren zum ersten Mal wieder ins Bundesliga-Unterhaus auf.

Dementsprechend sind bei den Spatzen in dieser Woche alle Sinne für den Samstag geschärft, wie auch Erfolgstrainer Thomas Wörle auf der Pressekonferenz betonte: “Wir wissen alle, und damit meine ich wirklich alle, dass wir seit zehn, elf Monaten an etwas arbeiten, das nochmal größer ist als der Pokal.” Wenn Jahn Regensburg bei einem Ulmer Sieg zudem nicht in Freiburg gewinnt, kann der SSV an diesem Samstag nicht nur den Aufstieg, sondern auch die Meisterschaft feiern. Die zweite in Folge, es wäre nach dem Titel in der Regionalliga Südwest im vergangenen Jahr der Durchmarsch in Liga 2. Das schafften vorher nur sechs weitere Vereine.

Ausverkauftes Donaustadion: “Die Euphorie brauchen wir unbedingt”

Wörle spricht vor dem Spiel von einem “Mix aus Vorfreude und Anspannung”, den seine Truppe brauche vor der Partie gegen die Viktoria, auf die sich der Trainer freut: “Das wird ein mega Spiel.” Die Unterstützung von den Rängen könnte dabei wie so oft in der laufenden Saison ein Faustpfand sein für den Traditionsverein: “Die Euphorie brauchen wir unbedingt”, stellt Wörle deshalb klar. Mit 17.000 verkauften Karten ist das Donaustadion, wie zu erwarten, ausverkauft.

Die von Olaf Janßen trainierten Gäste können nach dem geschafften Klassenerhalt aber befreit aufspielen – und gewannen immerhin drei ihrer letzten fünf Spiele, darunter vor zwei Wochen mit 2:0 bei Topteam Dresden. Vergangene Woche gab man gegen Preußen Münster aber auch eine Führung aus der Hand und verlor nach einem 3:1-Vorsprung noch mit 3:5. Wörle rechnet also mit “einer harten Aufgabe” für seine Mannschaft. Dennoch ist Ulms Trainer davon überzeugt, im Anschluss an die Partie feiern zu dürfen. Dafür sei es in den 90 Minuten vorher aber nötig, “massiv zu investieren, an die Grenzen zu gehen und darüber hinaus”, betonte der 42-Jährige, und ist sich sicher: “Das wird uns gelingen, hier zu Hause im Donaustadion mit unseren Fans.”

In Unterzahl: Großaspach wirft Ulm aus dem Landespokal

Oberligist SG Sonnenhof Großaspach hat für eine Überraschung gesorgt und im Landespokal-Halbfinale den Drittliga-Spitzenreiter rausgekegelt. Dabei war der SSV Ulm 1846 Fußball über eine Halbzeit in Überzahl.

Die Party kann steigen: Jubel bei der SGS über den Finaleinzug.

Die Party kann steigen: Jubel bei der SGS über den Finaleinzug.

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Überraschung im Kampf um ein Final-Ticket im württembergischen Landespokal! Oberligist SG Sonnenhof Großaspach hat am “Tag der Arbeit” den SSV Ulm 1846 Fußball mit 2:0 geschlagen und dabei einer langen Unterzahl getrotzt. Denn bereits in der 42. Spielminute schickte Schiedsrichter John Bender Großaspachs Dominik Salz mit Gelb-Rot vom Platz.

Die Ulmer, die kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga stehen, traten im Vergleich zum 2:1 beim SC Freiburg II in der 3. Liga mit komplett neuer Startformation an. Dies machte sich bemerkbar, der Zweiklassenunterschied war nicht zu sehen. Nach einer hitzigen ersten Halbzeit stand es zur Pause entsprechend 0:0.

Mit elf gegen zehn dauerte es bis zur 81. Minute, ehe Volkan Celiktas einen Freistoß per Kopf zur nicht unverdienten Führung für den selbsternannten Dorfklub versenkte. Kurz vor dem Spielende stellte Anthony Mbem-Som Nyamsi dann sogar noch auf 2:0 für die SGS, die im Finale zu Hause am 25. Mai auf den VfR Aalen trifft. Der Viertligist hatte sich zuvor mit 4:2 beim TSV Buch durchgesetzt.

Während sich SGS-Cheftrainer Pascal Reinhardt auf ein weiteres “Bonusspiel”, so hatte er das Halbfinale gegen Ulm bezeichnet, freuen darf, ist die Landespokal-Saison für die Ulmer Spatzen vorzeitig beendet. Dank ihrer überragenden Drittliga-Spielzeit haben sie sich aber bereits für den DFB-Pokal qualifiziert.

“Sieht jetzt natürlich blöd aus”: Viel Ärger um Gaals irregulären Siegtreffer

Nach dem 2:1-Sieg des SSV Ulm 1846 gegen Freiburg II stand vor allem der zu Unrecht gegebene Siegtreffer von Tom Gaal im Fokus. Der Verteidiger hatte sich den Ball mit der Hand vorgelegt – und das gegenüber dem Schiedsrichter bestritten.

Die fragliche Szene: Tom Gaal trifft zum 2:1, zuvor spielte er den Ball mit der Hand.

Die fragliche Szene: Tom Gaal trifft zum 2:1, zuvor spielte er den Ball mit der Hand.

IMAGO/Eibner

“Spitzenreiter, Spitzenreiter”, sangen die zahlreich nach Freiburg mitgereisten Ulmer Fans, die Spieler hüpften dazu im Takt. Der SSV hatte sich in den 90 Minuten zuvor eine exzellente Ausgangslage im Aufstiegskampf erarbeitet: Nach dem 2:1-Sieg beim Schlusslicht Freiburg II grüßen die Spatzen weiter von der Tabellenspitze, haben den Relegationsplatz 3 schon sicher und können bereits am nächsten Wochenende den Durchmarsch in die 2. Bundesliga perfekt machen.

3. Liga, 35. Spieltag

Es schien ein rundum gelungener Spieltag aus Sicht der Ulmer gewesen zu sein, die sich gegen einen stark aufspielenden Sport-Club behaupteten. Doch eine Szene sorgte während und nach dem Spiel für Diskussionen und stellte die Ulmer Siegesfreude ein wenig in den Schatten. Sie betraf den Siegtreffer von Tom Gaal in der 82. Minute, an dessen Regularität es hinterher auf beiden Seiten arge Zweifel gab.

Was war passiert? Nach einer Ecke lenkte Lennart Stoll einen Kopfball an den Pfosten, den Abpraller legte sich Gaal mit der Hand vor und staubte anschließend aus kürzester Distanz ab. In Realgeschwindigkeit war das Handspiel nicht klar zu erkennen, Schiedsrichter Nicolas Winter entschied daher auf Tor. Doch mit Zeitlupe und Standbild war der Regelverstoß nicht mehr zu leugnen, weder für die Freiburger noch für die Ulmer.

Stamm und Wörle hinterher einig

“Klares Handspiel, das muss er sehen”, ärgerte sich SCF-Coach Thomas Stamm über die Fehlentscheidung des Unparteiischen, die seine Mannschaft letztlich um den eigentlich verdienten Punkt gebracht hatte. Seine Spieler hatten den von Stamm zuvor geforderten “Charakter” gezeigt und das Spiel phasenweise sogar dominiert. “Dass dann das Spiel so entschieden wird, ist extrem schade”, war Freiburgs scheidender Trainer bedient.

Dass das Spiel so entschieden wird, ist extrem schade.

Freiburg-Trainer Thomas Stamm über den irregulären Siegtreffer von Tom Gaal

Auch Ulms Trainer Thomas Wörle gab zu: “Sieht nach Hand aus.” Allerdings ordnete der 42-Jährige gegenüber MagentaSport sofort ein, dass in der Wiederholung natürlich alles langsamer laufe und daher besser zu erkennen sei. “Aber diese Chance hat keiner auf dem Platz. Da geht alles sauschnell”, so der SSV-Coach.

Gaal in Erklärungsnot: “Schwer jetzt was zu sagen”

Für Aufregung sorgte besonders, dass Schiedsrichter Winter nach dem Treffer zu Gaal selbst gegangen war und nachgefragt hatte, ob der Verteidiger den Ball mit der Hand gespielt hatte. Der 23-Jährige verneinte, deutete auf seine linke Hüfte, mit der er den Ball gespielt haben wollte. “Es geht um viel für Ulm, das kann ich ein Stück weit nachvollziehen, aber unabhängig von der Situation wäre Ehrlichkeit ganz gut”, zeigte sich Stamm missmutig. Wörle nahm seinen Spieler dagegen in Schutz, es sei eine Situation gewesen, “wo du selber gar nicht wahrnimmst, wo die Kugel gelandet ist”.

Und Gaal selbst? Der geriet nach dem Spiel bei MagentaSport in Erklärungsnot: “Mir werden es die Leute jetzt eh nicht glauben, aber ich habe wirklich gedacht, dass er mir an die Hüfte springt. Das sieht jetzt natürlich blöd aus.” Alles sei so schnell gegangen, den Treffer erklärte er mit Instinkt, in dem Moment mache man sich keine Gedanken. “Die Leute, die mir das übel nehmen, sollen es mir übel nehmen. Es ist schwer jetzt was zu sagen”, so der 23-Jährige.

Ulm will “i-Tüpfelchen” auf die Saison

Die Blicke der Ulmer gingen dann nach vorne, schließlich können sie am nächsten Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker) vor ausverkaufter Kulisse im heimischen Donaustadion gegen Viktoria Köln den Aufstieg perfekt machen. “Das wäre das Nonplusultra, das i-Tüpfelchen auf eine unglaubliche Saison”, war Gaal schon voller Vorfreude. Das Team wolle unbedingt schon den ersten von drei Matchbällen nutzen, so der umstrittene Matchwinner, “und wenn wir was wollen, das haben wir die Saison schon oft gezeigt, dann können wir das schaffen”.

Dank Gaals umstrittenem Treffer in: Ulm fehlt noch ein Sieg zum Aufstieg

Dank eines umstrittenen Treffers von Tom Gaal, bei dem womöglich die Hand im Spiel war, setzt sich der SSV Ulm 1846 Fußball mit 2:1 beim SC Freiburg II durch. Damit haben die Spatzen drei Matchbälle zum Aufstieg, der Relegationsplatz ist ihnen schon sicher.

Lässt sich für seinen Treffer feiern trotz eines möglichen Handspiels: Tom Gaal.

Lässt sich für seinen Treffer feiern trotz eines möglichen Handspiels: Tom Gaal.

IMAGO/Eibner

Freiburgs Trainer Thomas Stamm veränderte seine Startelf im Vergleich zur 0:2-Niederlage bei Preußen Münster, die den Abstieg der Breisgauer in die Regionalliga nach drei Jahren in der 3. Liga besiegelte, auf zwei Positionen: Ambros und Breunig spielten für Fahrner und Baur, die beide mit einer Blessur am Sprunggelenk nicht im Kader standen.

Spatzen-Coach Thomas Wörle, der mit Ulm im Jahr 2024 weiter ungeschlagen ist, setzte nach dem 1:0-Heimerfolg im Spitzenspiel gegen Regensburg auf größtmögliche Kontinuität. Lediglich den gelbgesperrten Higl musste Wörle durch Kastanaras ersetzen, ansonsten blieb die Startelf unverändert.

Lungwitz klärt in der Anfangsphase auf der Linie

Ulm startete furios in die Partie, setzte Freiburg mit und gegen den Ball unter enormen Druck und überrannte die Hausherren förmlich. Chessa schoss eine Freistoß von der Strafraumgrenze flach unter der Mauer durch, doch Sauter konnte parieren (5.). Danach blockte Rüdlin einen Schuss von Stoll aus kurzer Distanz (7.), ehe Rösch per Dropkick nur den Innenpfosten traf und Lungwitz den Ball auf der Linie klären konnte (9.).

3. Liga, 35. Spieltag

Freiburg überstand diese Druckphase zu Spielbeginn unbeschadet und fand danach immer besser ins Spiel. Mit gutem Passspiel entzogen sich die Breisgauer dem Druck der Spatzen und nahmen diesen so das Tempo. Nach vorne blieb der Sport-Club jedoch zu harmlos, lediglich Al Ghaddioui hatte per Kopf die Riesenchance zum 1:0 (22.).

Ulm tat sich mit laufender Spieldauer immer schwerer und kam gegen Ende des ersten Durchgangs kaum noch durch – Freiburg hatte den Spatzen den Zahn gezogen. Aus der Distanz prüften Scienza (32.) und Strompf (44.) Sauter im SC-Tor, doch der zeigte keine Schwäche. Mit einem 0:0 ging es folglich in die Kabinen, Freiburg durfte sich von seinen Fans für eine starke erste Hälfte feiern lassen.

Ulms Führung hält nur kurz

Die Spatzen kamen nach Wiederanpfiff etwas druckvoller aus der Kabine und belohnten sich nach einer tollen Kombination gleich mit dem Führungstreffer: Rösch bediente Maier, der aus fünf Metern nur noch den Fuß hinhalten musste (51.).

Doch Freiburg zeigte sich vom Gegentreffer unbeeindruckt und knüpfte an den starken Auftritt aus Halbzeit eins an. Nach einer Fallmann-Flanke köpfte Lienhard schließlich an den weit ausgestreckten Arm von Stoll, Breunig ließ sich die Chance nicht nehmen und traf vom Punkt zum postwendenden Ausgleich (56.).

Handspiel vor dem Entscheidungstreffer?

Die Partie wurde nun offen geführt, beide Seiten suchten die Flucht nach vorne, die besseren Chancen gehörten dabei den Spatzen: Nach einer Chessa-Ecke köpfte Maier in Rücklage daneben (64.), Chessa jagte einen Schuss knapp über die Latte (70.) und Reichert schoss nach einer Ecke volley rechts vorbei (75.). Auf der anderen Seite verfehlte Manzambi das Tor mit einem Schlenzer nur knapp (76.).

Eine Ecke brachte Ulm schließlich auf die Siegesstraße: Stoll lenkte einen Kopfball von Reichert an den Pfosten, Gaal staubte aus kürzester Distanz zum 2:1 ab (82.). Doch der Treffer sorgte für große Proteste, da sich der Verteidiger den Ball vermeintlich mit der Hand vorgelegt hatte – jedoch unerkannt von Schiedsrichter Nicolas Winter. Der Treffer blieb bestehen.

Relegation perfekt, Aufstieg am nächsten Wochenende?

Freiburg schaffte es danach gegen clever verteidigende Ulmer nicht mehr, nochmal Druck aufzubauen, sodass die drei Punkte für die Spatzen nicht mehr gefährdet wurden. Der SSV hat damit den Relegationsplatz sicher und hat zudem drei Matchbälle im Kampf um den Aufstieg. Bereits mit einem Sieg am nächsten Wochenende vor heimischen Publikum kann der SSV den Durchmarsch in die 2. Bundesliga perfekt machen. Gegner ist am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker) Viktoria Köln.

Freiburg hat am kommenden Samstag (14 Uhr) den vierten Gegner aus der Top Vier der Liga hintereinander vor der Brust, diesmal ist Jahn Regensburg zu Gast. Ulm ist vor der möglichen Aufstiegsparty noch am Mittwoch (17.30 Uhr) im Landespokal-Halbfinale gegen Sonnenhof Großaspach gefordert.

Ewige Tabelle: Heidenheim kann Lokalrivalen überholen – und was sich noch anbahnt

Fünf Klubs hat Neuling Heidenheim in der ewigen Bundesliga-Tabelle bereits hinter sich gelassen, der sechste könnte am Samstag folgen. Weiter oben sind fünf Klubs auf dem Vormarsch.

Leverkusen hat Köln, Leipzig Augsburg im Visier - und Jan-Niklas Beste (Mi.) winkt mit Heidenheim Platz 51 in der ewigen Bundesliga-Tabelle.

Leverkusen hat Köln, Leipzig Augsburg im Visier – und Jan-Niklas Beste (Mi.) winkt mit Heidenheim Platz 51 in der ewigen Bundesliga-Tabelle.

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Dass der 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt dicht vor Augen hat, ist schon bemerkenswert genug. Doch wer hat im Sommer vorausgesagt, dass der Bundesliga-Neuling in seiner ersten Saison nie ernsthaft in Abstiegsgefahr geraten und sogar Chancen haben würde, bei der bevorstehenden Heim-EM einen deutschen Nationalspieler zu stellen?

Kurzum: Die Entwicklung des FCH ist schier sensationell – und spiegelt sich auch in der ewige Bundesliga-Tabelle wider. Mit 34 Punkten nach 30 Spieltagen hat die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt schon jetzt fünf Klubs hinter sich gelassen: Schlusslicht Tasmania Berlin (10 Punkte), den VfB Leipzig (20), die SpVgg Blau-Weiß 90 Berlin (21), Preußen Münster (30) und Fortuna Köln (33). Der sechste könnte an diesem Sonntag (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) folgen.

Wer steht wo?

Holen die Heidenheimer beim derzeitigen Tabellenletzten SV Darmstadt 98 mindestens einen Punkt, überholen sie im historischen Bundesliga-Ranking auch den SSV Ulm 1846, der seine einzige Bundesliga-Saison 1999/2000 mit 35 Zählern und einer Tordifferenz von -26 beendete. Dann wäre der FCH bereits auf dem 51. Platz und könnte zur neuen Saison die ersten Klubs ins Visier nehmen, die bislang zwei Bundesliga-Jahre erlebten: die SpVgg Greuther Fürth (39 Punkte), Tennis Borussia Berlin (49) und den SC Paderborn (51).

Leverkusen hat Köln im Visier

Weitere Verschiebungen in der ewigen Tabelle bahnen sich weiter oben an: RB Leipzig (28.) liegt nur noch einen Punkt hinter dem FC Augsburg (27.) und 40 hinter dem KFC Uerdingen (26.). Dem SC Freiburg (19.) fehlen noch 22 auf Fortuna Düsseldorf (18.).

Der VfL Wolfsburg (15.) könnte bei 43 Punkten Rückstand zur neuen Saison den 1. FC Nürnberg (14.) überholen, Meister Bayer 04 Leverkusen (10.) den Lokalrivalen 1. FC Köln (9.), der zwar noch 47 Zähler mehr auf dem Konto hat, 2024/25 aber womöglich nur noch Zweitligist ist. Ebenso droht der FC Schalke 04 seinen siebten Platz an Verfolger Eintracht Frankfurt zu verlieren – bei nur noch 30 Punkten Abstand.