Grimaldo zieht’s “in der Zukunft” in La Liga – so reagiert Rolfes

Er ist der offensivstärkste Linksverteidiger der Bundesliga. Alejandro Grimaldo hat schon in seiner ersten Saison bei Leverkusen neue Maßstäbe gesetzt. Doch jetzt offenbarte er seinen Wunsch, “in der Zukunft” in Spanien zu spielen.

Wettbewerbsübergreifend elf Tore und 17 Vorlagen in dieser Saison: Alejandro Grimaldo.

Wettbewerbsübergreifend elf Tore und 17 Vorlagen in dieser Saison: Alejandro Grimaldo.

IMAGO/Jan Huebner

Er ist einer der vielen Volltreffer, die Bayer 04 im vergangenen Sommer auf dem Transfermarkt gelandet hat: Alejandro Grimaldo, eigentlich mit dem Etikett Linksverteidiger von Benfica Lissabon nach Leverkusen geholt, spielt beim neuen Deutschen Meister eine herausragende Saison, in der er vor allem durch seine Offensivqualitäten besticht.

Passsicher, spielintelligent und höchst flexibel, was seine möglichen Positionen betrifft. So spielt der 28-Jährige wahlweise auch als Sechser, Achter oder Zehner. Hinzu kommt eine herausragende Schuss- und Flankentechnik, die er nicht nur, aber eben auch bei Freistößen immer wieder zur Schau stellt. Das Ergebnis: wettbewerbsübergreifend elf Tore und 17 Vorlagen in dieser Saison.

Vertrag in Leverkusen bis 2027

In dieser Spielzeit ist Grimaldo auch zum spanischen Nationalspieler aufgestiegen, nachdem er zuvor in seiner Heimat trotz herausragender Leistungen wie in der vergangenen Champions-League-Saison links liegen gelassen worden war. Inzwischen stehen zwei Länderspiele auf seinem Konto.

In Leverkusen hat er auch in dieser Hinsicht sein Glück gefunden. Zumal er dort seine Titelsammlung, die er bei Benfica begann, jetzt erweitern konnte und kann. “Was ich will, sind Titel. Wir sind nah dran, die Europa League zu gewinnen, den Pokal zu gewinnen. Die Bundesliga zu gewinnen ist historisch, aber ein Triple zu gewinnen, wäre verrückt”, sagte Grimaldo, der ablösefrei aus Lissabon kam, gegenüber der spanischen Sportzeitung Marca.

Doch auch in Spanien möchte der beim FC Barcelona ausgebildete Grimaldo, der bei Bayer 04 bis 2027 unter Vertrag steht, nochmal sein Können zur Schau stellen – und das nicht nur im Nationaltrikot. “Ja, das ist ein Ziel von mir, in der Zukunft in La Liga zu spielen, weil es mein Land ist”, erklärte der Linksfuß offen. Muss Bayer also nach dieser so fantastischen Saison um den Verbleib des Zauberfußes bangen?

Verkauf in diesem Sommer? Für Rolfes nicht realistisch

Simon Rolfes reagiert auf die Äußerungen des Spaniers gelassen, sieht in diesen kein Problem. “In der Zukunft” sei ja ein sehr weit gefasster Begriff, sagt der Geschäftsführer zum kicker: “Dass er grundsätzlich in seiner Karriere nochmal in seiner Heimat spielen möchte, ist ja nicht dramatisch. Diesen Wunsch haben ja viele Spieler, die gerade im Ausland spielen.”

In La Liga kämen für Grimaldo wohl nur Real Madrid und der FC Barcelona als Ziel infrage, wenn er seinen Titel-Hunger weiter stillen möchte. Klubs, bei denen sich die Türen für den 28-Jährigen aufgrund seines Alters – wenn überhaupt – nicht für lange Zeit öffnen werden.

Einen Verkauf sieht Rolfes nicht als mögliches Szenario für diesen kommenden Sommer. So betont der Manager: “Wir planen ihn zu 100 Prozent für die nächste Saison ein.”

Stephan von Nocks

Bleiben Bayers Leistungsträger? “Ich denke, das sind intelligente Spieler”

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Daumen hoch: Harry Kane wurde mal wieder in die ESM-Elf berufen.

Daumen hoch: Harry Kane wurde mal wieder in die ESM-Elf berufen.

IMAGO/Marco Canoniero

Die European Sports Media (ESM) hat die Auswahl der elf besten Spieler im Monat März bekanntgegeben. Nachdem Bayer 04 Leverkusen im Februar gleich mit vier Profis vertreten war, sind es diesmal nur zwei: Alejandro Grimaldo und Florian Wirtz halten die Fahne der Werkself hoch, die jedes ihrer sechs Pflichtspiele in März gewonnen hat – teils dramatisch dank sehr später Treffer.

Wirtz erhielt dabei sieben Stimmen und liegt damit in der Auswahl gleichauf mit Declan Rice vom FC Arsenal. Lediglich Real Madrids Sturm-Ass Vinicius Junior konnte noch mehr überzeugen, der Brasilianer kam auf acht Stimmen. Grimaldo wiederum bringt es auf sechs.

Diesmal ist keine Mannschaft zahlreich vertreten. Zwei Spieler sind das Höchste der Gefühle. Neben Leverkusen schafften das auch der FC Liverpool mit Virgil van Dijk und Alexis Mac Allister, der FC Arsenal mit Rice und Ben White sowie der FC Barcelona, bei dem neben dem 17-jährigen Abwehrtalent Pau Cubarsi auch der deutsche Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen mit starken Auftritten glänzte.

Komplettiert wird die ESM-Elf durch die zwei Top-Stürmer Kylian Mbappé und Harry Kane. Der französische Megastar glänzte ganz besonders in zwei Spielen. Beim 6:3-Ligatriumph in Montpellier glückte ihm ein Dreierpack, mit zwei Treffern beim 2:1 in San Sebastian führte er die jüngste PSG-Startelf der Geschichte zudem ins Viertelfinale der Champions League.

Und Kane? Der Engländer in Diensten des FC Bayern München bekam sechs Stimmen – und auch er glänzte ganz besonders in zwei Partien. Zur 8:1-Gala gegen Mainz steuerte er drei Treffer bei und verdiente sich die kicker-Note 1. Der Stürmerstar hatte zudem mit zwei Toren beim 3:0 im Achtelfinalrückspiel der Champions League gegen Lazio Rom großen Anteil daran, dass die Münchner in die Runde der letzten Acht in der Königsklasse einzogen.

Diese Elf nominierte der kicker:

1. Giorgi Mamardashvili (FC Valencia)
2. Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen)
3. Virgil van Dijk (Liverpool FC)
4. Antonio Rüdiger (Real Madrid)
5. Federico Dimarco (Internazionale)
6. Martin Ödegaard (FC Arsenal)
7. Alexis Mac Allister FC LIverpool)
8. Declan Rice (FC Arsenal)
9. Christian Pulisic (AC Milan)
10. Harry Kane (Bayern München)
11. Vinicius Junior (Real Madrid)

Momentum in Grafiken: Wie Grimaldo und Frimpong Bayer unter Strom setzen

Leverkusen eilt in dieser Spielzeit von Sieg zu Sieg – auch dank Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong. Die Zahlen der beiden Schienenspieler sind herausragend.

Unfassbare Zahlen-Lieferanten: Alejandro Grimaldo (li.) und Jeremie Frimpong

Unfassbare Zahlen-Lieferanten: Alejandro Grimaldo (li.) und Jeremie Frimpong

IMAGO/imagebroker

Die Dominanz der Leverkusener Elf in dieser Saison lässt sich mit zahlreichen Statistiken belegen. Ein Beispiel gefällig? Die acht notenbesten Spieler 2023/24 tragen das Trikot der Werkself. Eine solche Konzentration von Akteuren einer Mannschaft in den Top 10 gab es in der Bundesligageschichte zu diesem Saisonzeitpunkt noch nie.

Mit dabei unter Bayers Musterschülern: die Außenbahnspieler Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong, die in der Offensive glänzen, ohne dabei ihre Defensivaufgaben zu vernachlässigen. Ihr Leistungsnachweis ist beeindruckend, egal in welchem Wettbewerb.

Um ein Zeugnis ihrer Spielkunst zu finden, muss man nicht lange suchen: Erst beim 3:2-Erfolg in Freiburg am vergangenen Spieltag sorgten beide Bayer-Profis maßgeblich dafür, dass die Rheinländer die Heimreise aus dem Breisgau mit drei Punkten im Gepäck antraten.

Bundesliga, 26. Spieltag

Schon in der 2. Minute bediente Grimaldo Florian Wirtz, der humorlos zur 1:0-Führung vollstreckte. In der 53. Minute legte dann sein Pendant Frimpong schulbuchmäßig für Patrik Schick auf, der zum zwischenzeitlichen 3:1 traf. Für den Linkaußen war es bereits der 21. Scorerpunkt in dieser Bundesliga-Saison, für den Rechtaußen war es die Nummer 16.

Wie außergewöhnlich eine solche Ausbeute für zwei Spieler auf dieser Position ist, zeigt der Vergleich mit anderen Pärchen in diesem Jahrtausend, die in einer Vierer- oder Fünferkette auf den Außenbahnen agierten. Um den Bestwert des Dortmunder Duos Raphael Guerreiro und Achraf Hakimi aus der Saison 2019/20 einzustellen, benötigten die beiden Leverkusener gerade mal die Hinrunde.

Den jeweiligen Gegner stellen die beiden in dem beliebig zwischen Dreier-, Vierer- und Fünferkette wechselnden System vor kaum zu bewältigende Herausforderungen – mit ihren jeweils eigenen Stärken. Denn auch wenn sie im Gleichschritt Scorerpunkte sammeln, könnten sie kaum unterschiedlicher sein.

Grimaldo rochiert zwischen linker Außenbahn und dem zentral-offensiven Mittelfeld und brilliert als Anspielstation, Passgeber und Kunstschütze. 2135 Ballkontakte sind ligaweit die meisten eines Außenbahnspielers. Seine zwölf Torvorlagen sind Bestwert zusammen mit Leroy Sané und Xavi. Den höchsten Wert an Expected Assists weist indes der Bayer-Neuzugang aus Lissabon auf.

Der linke Fuß des spanischen Nationalspielers sorgt regelmäßig für Alpträume bei den gegnerischen Keepern. Seine drei Treffer aus der Distanz werden nur von Jan-Niklas Beste und Serhou Guirassy übertroffen, die auf je vier Fernschusstore kommen. Wie sonst nur Beste verwandelte er schon zwei Freistöße direkt. Insgesamt führte er schon sieben Standards aus, die ein Tor zur Folge hatten.

Grimaldos kongenialer Partner verkörpert andere Stärken. Frimpong ist ein unwiderstehlicher Dribbler, mit dessen Tempo nahezu kein Verteidiger mithalten kann.

Zwar liegt er im Ranking der schnellsten Spieler dieser Saison “nur” auf Rang 7, keiner ruft jedoch seinen Top-Speed so konstant ab. Als einziger Bundesliga-Profi war er bereits fünfmal schnellster Spieler des Spieltags. Auch auf den Plätzen 2 und 3 landete keiner so häufig wie der Leverkusener: viermal wurde er Zweiter, dreimal Dritter.

Wenn der niederländische Nationalspieler über 45 Minuten auf dem Platz stand, gehörte er immer zur Top 20 der schnellsten Spieler des Spieltags! Grimaldo hingegen erreichte an keinem einzigen Spieltag einen solchen Top-Speed.

Im Schnitt kommt Frimpong auf 39,7 Sprints pro 90 Minuten, auch das ist ein ligaweiter Bestwert. Kein Wunder, dass der 23-jährige zu den gefährlichsten Spielern nach Tempogegenstößen zählt: Bei fünf Kontertoren der Werkself hatte Frimpong seine Füße im Spiel (2 Tore, 3 Assists), unter anderem setzte er den Schlussakkord beim 3:0-Sieg gegen Verfolger Bayern München.

Ihre Qualitäten bringen die zwei Einzelkönner in ein Kollektiv ein, das unter der Leitung von Bayer-Coach Xabi Alonso exzellent harmoniert. Sollten Leverkusens Musterschüler nicht nachlassen, werden sie zweifelsohne auch am Saisonende Klassenprimus sein.

Ullrich Schindler