Juve geknackt: Leverkusen holt sich internationalen Rekord

Bayer 04 Leverkusen hat am Donnerstagabend nicht nur das Halbfinale der Europa League erreicht, sondern durch den späten Ausgleich auch einen internationalen Rekord gebrochen.

Jeremie Frimpong und Bayer 04 Leverkusen (re.) haben den Rekord von Andrea Pirlos Juventus geknackt.

Jeremie Frimpong und Bayer 04 Leverkusen (re.) haben den Rekord von Andrea Pirlos Juventus geknackt.

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Fast wäre sie zu Ende gegangen, die Ungeschlagen-Serie von Bayer 04 Leverkusen. Doch wieder einmal schlug der neue Deutsche Meister auf den letzten Metern noch zu. Durch das Ausgleichstor von Joker Jeremie Frimpong in der 89. Minute bei West Ham United machte Leverkusen nicht nur den Einzug ins Halbfinale der Europa League klar, sondern hielt auch die Serie am Laufen. Es war das 44. Spiel in der laufenden Saison – und das 44. Spiel in Folge, in dem Leverkusen den Platz nicht als Verlierer verließ.

Damit löscht Leverkusen auch einen fast zwölf Jahre alten Rekord von Juventus Turin aus. Die Alte Dame schaffte es nämlich, von Mai 2011 bis Mai 2012 wettbewerbsübergreifend in 43 Partien nacheinander unbesiegt zu bleiben. Eine Bestmarke für Klubs der europäischen Top-5-Ligen, die Bayer 04 im Ligaspiel am Sonntag gegen Werder Bremen einstellte und nun in London übertrumpfte. Die letzte Niederlage der Werkself datiert noch aus dem Mai 2023, als Leverkusen am 34. Spieltag mit 0:3 in Bochum verlor.

Xabi Alonso hat auf diese Bestmarken einen ganz eigenen Blick. Diese seien “nicht das Ziel, sondern nur die Konsequenz” der eigenen Arbeit, so der Spanier vor der Partie. Zudem hat nicht nur die Mannschaft in Person von Kapitän Lukas Hradecky (“Natürlich reizt uns das”) das Ziel formuliert, die Bundesligasaison oder sogar die komplette Saison ohne Niederlage überstehen zu wollen.

“Wir wollen es versuchen”, erklärte Mittelfeldspieler Granit Xhaka in London, “in der Bundesliga sind es noch fünf Spiele. Wir sind noch ungeschlagen, nicht nur in der Liga, sondern auch in Europa. Wenn du so nah dran bist, so etwas zu erreichen, möchtest du es schaffen.” Allein schon in der Bundesliga ist dies noch keiner Mannschaft geglückt.

Es wäre der nächste Superlativ, den Bayer 04 quasi en passant mitnehmen würde. Wobei der Gedanke an diese Bestmarke inzwischen auch den Trainer gepackt hat. So verwies selbst Xabi Alonso nach dem Titelgewinn beim Blick nach vorne nicht nur auf die möglichen Triumphe in der Europa League und dem Pokal, sondern auch darauf, dass Bayer als erster unbesiegter Deutscher Meister in die Geschichte eingehen könnte. “Das”, weiß der 42-Jährige, “könnte super werden.” Wie eben Bayers komplette Saison.

“Das bin ich nicht”: Neu-Meister Frimpong kritisiert EA SPORTS FC 24

Mit Bayer Leverkusen hat Jeremie Frimpong zuletzt Fußball-Geschichte geschrieben. Seine eigene Geschichte ist auch von Videospielen geprägt worden – mit seiner Pixel-Darstellung hadert der ehrgeizige Niederländer.

Erkennt sich in FC 24 (r.) kaum wieder: Bayer-Profi Jeremie Frimpong.

Erkennt sich in FC 24 (r.) kaum wieder: Bayer-Profi Jeremie Frimpong.

kicker eSport/EA SPORTS/IMAGO/ANP

Kantersieg, Platzsturm, Meisterjubel: Der 14. April 2024 wird Jeremie Frimpong sicherlich für immer in Erinnerung bleiben. Beim 5:0 über den SV Werder Bremen sicherte sich der Niederländer seinen ersten Bundesliga-Titel – auch für Bayer Leverkusen ist es die erste deutsche Meisterschaft der Vereinshistorie. Nur wenige Tage zuvor bestritt Frimpong einen Wettbewerb der anderen Art: Zum Release von Call of Duty: Warzone Mobile trat er bei einem Promo-Turnier im Smartphone-Shooter an.

Durch eine Kooperation mit Entwickler Activision wurde der offensive Rechtsverteidiger zum Werbegesicht des neuen Mobile-Titels. Lange nachdenken musste er über das Angebot nicht. “Videospiele sind ein Teil meines Lebens”, sagt Frimpong exklusiv gegenüber kicker eSport. “Sie sind sehr wichtig für mich, ich bin mit ihnen aufgewachsen.” Sein ganzes Leben lang zocke er schon “mit Geschwistern, Freunden und Teamkollegen”. Videospiele seien schlicht “alltäglich” für den 23-Jährigen.

“EA SPORTS muss da einen besseren Job machen”

Oft tauscht Frimpong nach dem vormittäglichen Leverkusener Teamtraining die Stollenschuhe gegen den Controller ein. Entspannter Ausgleich zum großen Druck des Profifußballs? Nicht ganz: “Ich bin kompetitiv in allem, was ich mache. Selbst bei den Hausaufgaben in der Schule. Ich wollte sie immer am besten machen”, erzählt Frimpong. “Videospiele sind da wie Fußball. Niemand möchte verlieren, jeder will gewinnen.”

Über den realen Rasen hinaus bearbeitet er auch regelmäßig das digitale Feld – in EA SPORTS FC 24. Rundum glücklich ist Frimpong mit der Fußball-Simulation allerdings nicht. Er hadert mit seiner eigenen Darstellung: “So wie ich in FC 24 aussehe – das bin ich nicht. EA SPORTS muss da einen besseren Job machen. Das sieht einfach nicht aus wie ich.”

Frimpong findet auch lobende Worte für FC 24

Frimpong hat aber auch lobende Worte für die Simulations-Reihe aus Vancouver parat. “Über die Jahre sind die Spiele immer besser geworden”, meint der Leverkusener. “Von FIFA 10 bis FC 24 aktuell: Das sind komplett unterschiedliche Titel. Videospiele entwickeln sich immer weiter, FIFA und FC entwickeln sich immer weiter.” Realismus sei dabei das große Stichwort – außer eben bei seiner eigenen Spielfigur.

Auf dem echten Grün kann die jetzt schon geschichtsträchtige Saison mit Bayer noch vollends vergoldet werden: In DFB-Pokal und Europa League ist für die Werkself das Triple möglich. “Ich würde natürlich gerne alle Titel gewinnen”, sagt Frimpong. Die Rheinländer müssten aber “einen Schritt nach dem anderen machen”. Denn: “Wenn ein Job noch nicht erledigt ist, ist er noch nicht erledigt.” Das gilt für den ehrgeizigen Fußballer in der Realität wie in der Virtualität.

Exclusive: ‘We gave him a little cheer’ – Frimpong on ‘amazing’ Alonso staying at Leverkusen

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Frimpong: Hunger aufs nächste Triple, aber kein Bekenntnis zu Bayer

Was Jeremie Frimpong 2020 mit Celtic Glasgow geschafft hat, möchte er nun mit Bayer 04 wiederholen: drei Titel in einer Saison. Wie lange der rechte Flügelspieler noch in Leverkusen wirbeln wird, ließ dieser allerdings offen.

Jeremie Frimpong peilt mit Leverkusen das Triple an.

Jeremie Frimpong peilt mit Leverkusen das Triple an.

IMAGO/Beautiful Sports

Bayer 04 kann in dieser Saison etwas Außergewöhnliches erreichen. Mit der Deutsche Meisterschaft, die am Sonntag gegen Werder Bremen eingetütet werden soll, dem DFB-Pokal, in dem der designierte Meister im Finale gegen Zweitliga-Abstiegskandidat Kaiserslautern haushoher Favorit ist, und der Europa League sind gleich drei Titel drin. Im letzten diese drei Wettbewerbe gastiert am Donnerstag West Ham United zum Viertelfinal-Hinspiel in der BayArena.

Einer im Leverkusener Kader, der weiß, wie sich ein Triple anfühlt, ist Jeremie Frimpong. In der Spielzeit 2019/20 gewann der Niederländer in seiner ersten Saison bei Celtic Glasgow das nationale Triple aus Meisterschaft, Pokal und Ligapokal. Ein Erlebnis, das den damals 19-Jährien natürlich prägte. Genauso wie das bittere Ausscheiden im vergangenen Jahr gegen die AS Rom im Halbfinale der Europa League, als Bayer an destruktiven Römern (0:1; 0:0) verzweifelte.

“Es war meine Saison”

“Als wir letzte Saison im Halbfinale verloren haben, waren es für alle schwierig. Niemand mag es zu verlieren, besonders in einem Halbfinale nicht”, beschreibt Frimpong die damalige Gefühlswelt im Kader. Ein Ausscheiden, das schmerzte wie ein Stachel tief im Fleisch. Und das zugleich als Ansporn diente.

So wie auch die drei Trophäen mit Celtic bei dem Nationalspieler den Hunger auf das nächste Triple geweckt haben. Mit einigen seiner Teamkollegen habe er über sein drei Titel gesprochen, sagt Frimpong. Satt haben in diese nicht gemacht. Im Gegenteil. “Es war meine Saison. So jung drei Titel zu gewinnen, war ein unglaubliches Gefühl. Ich mag es, Titel zu holen – so viele wie möglich”, erklärte der rechte Außenbahnspieler am Mittwoch.

“Im Moment bin ich in Leverkusen”

Frimpong hat mit Bayer also Großes vor. Wie lange noch, ließ der 23-Jährige allerdings offen. Ob er wie Trainer Xabi Alonso vor kurzem auch selbst ein Bekenntnis zu Bayer 04 über das Saisonende hinaus abgeben könne? “Im Moment bin ich in Leverkusen. Es ist eine aufregende Saison. Mein ganzer Fokus liegt darauf. Ich mache mir keine Gedanken, ob ich bleibe oder solche Dinge”, sagte der Sprinter ausweichend, der in seinem bis 2028 datierten Vertrag eine Ausstiegsklausel in der Höhe von etwa 40 Millionen Euro besitzt.

Über die ganz nahe Zukunft spricht der Wirbelwind viel lieber. Dass Bayer am Donnerstag gegen den Tabellensiebten der Premier League angesichts des am Sonntag winkenden Meistertitels in der Bundesliga Probleme bekommen könnte, was die Konzentration betrifft, schließt Frimpong aus. “Jeder ist aufgeregt ein Viertelfinale zu spielen, also ist es einfach sich auf dieses Spiel zu fokussieren”, erklärt der Rechtsfuß, “weil es ein großes Spiel ist gegen eine fantastische Mannschaft.” Und erstmal die höchste Hürde zum zweiten Triple in Frimpongs Karriere.

Stephan von Nocks

Bleiben Bayers Leistungsträger? “Ich denke, das sind intelligente Spieler”

Was geht, Bundesliga? – mit Tayfun Korkut 06.04.2024

Bleiben Bayers Leistungsträger? “Ich denke, das sind intelligente Spieler”

2:29Tayfun Korkut hat als Ex-Trainer von Bayer Leverkusen einen ganz besonderen Blick auf die Werkself. Der 50-Jährige glaubt, dass Bayers Leistungsträger “intelligent” genug sind, um die richtige Entscheidung im Hinblick auf ihren Weg nach dieser Saison zu treffen.

Momentum in Grafiken: Wie Grimaldo und Frimpong Bayer unter Strom setzen

Leverkusen eilt in dieser Spielzeit von Sieg zu Sieg – auch dank Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong. Die Zahlen der beiden Schienenspieler sind herausragend.

Unfassbare Zahlen-Lieferanten: Alejandro Grimaldo (li.) und Jeremie Frimpong

Unfassbare Zahlen-Lieferanten: Alejandro Grimaldo (li.) und Jeremie Frimpong

IMAGO/imagebroker

Die Dominanz der Leverkusener Elf in dieser Saison lässt sich mit zahlreichen Statistiken belegen. Ein Beispiel gefällig? Die acht notenbesten Spieler 2023/24 tragen das Trikot der Werkself. Eine solche Konzentration von Akteuren einer Mannschaft in den Top 10 gab es in der Bundesligageschichte zu diesem Saisonzeitpunkt noch nie.

Mit dabei unter Bayers Musterschülern: die Außenbahnspieler Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong, die in der Offensive glänzen, ohne dabei ihre Defensivaufgaben zu vernachlässigen. Ihr Leistungsnachweis ist beeindruckend, egal in welchem Wettbewerb.

Um ein Zeugnis ihrer Spielkunst zu finden, muss man nicht lange suchen: Erst beim 3:2-Erfolg in Freiburg am vergangenen Spieltag sorgten beide Bayer-Profis maßgeblich dafür, dass die Rheinländer die Heimreise aus dem Breisgau mit drei Punkten im Gepäck antraten.

Bundesliga, 26. Spieltag

Schon in der 2. Minute bediente Grimaldo Florian Wirtz, der humorlos zur 1:0-Führung vollstreckte. In der 53. Minute legte dann sein Pendant Frimpong schulbuchmäßig für Patrik Schick auf, der zum zwischenzeitlichen 3:1 traf. Für den Linkaußen war es bereits der 21. Scorerpunkt in dieser Bundesliga-Saison, für den Rechtaußen war es die Nummer 16.

Wie außergewöhnlich eine solche Ausbeute für zwei Spieler auf dieser Position ist, zeigt der Vergleich mit anderen Pärchen in diesem Jahrtausend, die in einer Vierer- oder Fünferkette auf den Außenbahnen agierten. Um den Bestwert des Dortmunder Duos Raphael Guerreiro und Achraf Hakimi aus der Saison 2019/20 einzustellen, benötigten die beiden Leverkusener gerade mal die Hinrunde.

Den jeweiligen Gegner stellen die beiden in dem beliebig zwischen Dreier-, Vierer- und Fünferkette wechselnden System vor kaum zu bewältigende Herausforderungen – mit ihren jeweils eigenen Stärken. Denn auch wenn sie im Gleichschritt Scorerpunkte sammeln, könnten sie kaum unterschiedlicher sein.

Grimaldo rochiert zwischen linker Außenbahn und dem zentral-offensiven Mittelfeld und brilliert als Anspielstation, Passgeber und Kunstschütze. 2135 Ballkontakte sind ligaweit die meisten eines Außenbahnspielers. Seine zwölf Torvorlagen sind Bestwert zusammen mit Leroy Sané und Xavi. Den höchsten Wert an Expected Assists weist indes der Bayer-Neuzugang aus Lissabon auf.

Der linke Fuß des spanischen Nationalspielers sorgt regelmäßig für Alpträume bei den gegnerischen Keepern. Seine drei Treffer aus der Distanz werden nur von Jan-Niklas Beste und Serhou Guirassy übertroffen, die auf je vier Fernschusstore kommen. Wie sonst nur Beste verwandelte er schon zwei Freistöße direkt. Insgesamt führte er schon sieben Standards aus, die ein Tor zur Folge hatten.

Grimaldos kongenialer Partner verkörpert andere Stärken. Frimpong ist ein unwiderstehlicher Dribbler, mit dessen Tempo nahezu kein Verteidiger mithalten kann.

Zwar liegt er im Ranking der schnellsten Spieler dieser Saison “nur” auf Rang 7, keiner ruft jedoch seinen Top-Speed so konstant ab. Als einziger Bundesliga-Profi war er bereits fünfmal schnellster Spieler des Spieltags. Auch auf den Plätzen 2 und 3 landete keiner so häufig wie der Leverkusener: viermal wurde er Zweiter, dreimal Dritter.

Wenn der niederländische Nationalspieler über 45 Minuten auf dem Platz stand, gehörte er immer zur Top 20 der schnellsten Spieler des Spieltags! Grimaldo hingegen erreichte an keinem einzigen Spieltag einen solchen Top-Speed.

Im Schnitt kommt Frimpong auf 39,7 Sprints pro 90 Minuten, auch das ist ein ligaweiter Bestwert. Kein Wunder, dass der 23-jährige zu den gefährlichsten Spielern nach Tempogegenstößen zählt: Bei fünf Kontertoren der Werkself hatte Frimpong seine Füße im Spiel (2 Tore, 3 Assists), unter anderem setzte er den Schlussakkord beim 3:0-Sieg gegen Verfolger Bayern München.

Ihre Qualitäten bringen die zwei Einzelkönner in ein Kollektiv ein, das unter der Leitung von Bayer-Coach Xabi Alonso exzellent harmoniert. Sollten Leverkusens Musterschüler nicht nachlassen, werden sie zweifelsohne auch am Saisonende Klassenprimus sein.

Ullrich Schindler