Mit Platzhirsch Marvin Schwäbe wird Kasse gemacht, dafür wird Leih-Rückkehrer Jonas Urbig die neue Nummer 1: Beim 1. FC Köln schien im Tor alles klar zu sein. Oder doch nicht?
Jonas Urbig (li.) oder Marvin Schwäbe – wer wird die Nummer 1 in Köln?
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Das Lob für Jonas Urbig kennt nahezu keine Grenzen. Den “zukünftigen Nationaltorwart” nannte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok den 20 Jahre alten Torhüter zuletzt. Eine optimistische Einschätzung, mit der Kwasniok allerdings nicht alleine dasteht. Der zuletzt an die SpVgg Greuther Fürth ausgeliehene Schlussmann war mit einem kicker-Notenschnitt von 2,8 der zweitbeste Profi der zurückliegenden Zweitligaspielzeit, außerdem der jüngste Stammtorhüter in den oberen drei Profiligen.
Dass Fürth in den 33 Partien mit Urbig im Tor elfmal ohne Gegentor blieb liegt vor allem am 1,89 Meter großen Schlussmann, der gleichzeitig stark im Eins-gegen-eins ist und mit dem Ball am Fuß genauso gut aussieht wie auf der Linie. Nun kehrt Urbig nach Köln zurück, zu dem Verein, für den er spielt seit er acht Jahre alt war. Oder etwa doch nicht?
Zwei Top-Torhüter sind einer zu viel
Die Situation ist kompliziert, denn beim Bundesliga-Absteiger steht mit Marvin Schwäbe ein unumstrittener Platzhirsch unter Vertrag. Immer wieder bewahrte der 29-Jährige seine Vorderleute in der vergangenen Saison mit seinen herausragenden Fähigkeiten in direkten Duellen mit Stürmern vor heftigeren Niederlagen, oft sicherte allein Rückhalt Schwäbe die wenigen erkämpfen Punkte – wenn auch er nicht komplett fehlerfrei blieb.
Zwei Schlussleute auf Top-Niveau kann sich der betont sparsame Klub allerdings nicht leisten – zumal auch keiner von beiden eine Rolle als Nummer 2 akzeptieren würde. Schwäbe oder Urbig? Ein echtes Luxusproblem. Denn beide würden im Unterhaus zu den absoluten Top-Torhütern der Liga gehören.
Die naheliegende Lösung des Dilemmas: Köln macht mit Schwäbe Kasse, er hat in seinem noch bis 2027 laufenden Vertrag eine Ausstiegsklausel für vier bis fünf Millionen Euro. Auch wenn Schwäbe emotional stark an der Stadt und dem Verein hängt, ist der Routinier zweifellos ein Torhüter von Bundesligaformat – oder aber ein Kandidat für einen Wechsel ins Ausland. Der südlich von Köln in Euskirchen geborene Urbig könnte dann bei seinem Heimatverein die neue Nummer 1 werden.
Für Urbig gibt es genug Interessenten
Dass Schwäbe nicht um jeden Preis wechseln will, deutete er allerdings nach dem letzten Spiel in Heidenheim (4:1) an. „Ob ein offener Konkurrenzkampf ausgerufen wurde oder nicht, sei mal dahingestellt – mir wurde es anders gesagt”, betonte er und machte deutlich, dass er sich im möglichen Duell mit Urbig als klare Nummer 1 sieht. Bislang allerdings gibt es noch keine heiße Spur zu einem ernsthaften Käufer.
Nicht ausgeschlossen ist daher, dass es bei den Kölner Torhütern genau andersherum kommt als gedacht: Sollte Schwäbe in Köln bleiben, könnte Urbig das Weite suchen. Sein Vertrag endet 2026, womöglich ließe sich mit dem talentierten Torhüter sogar noch mehr Geld verdienen als mit Schwäbe. Interessenten gibt es schließlich genug: Top-Klubs aus der Bundesliga etwa, ebenso Vereine aus dem Ausland.
Schwäbe oder Urbig: Es kann nur einen geben. In der zweiten Reihe dürfte dagegen klar sein, wie der 1. FC Köln in die nächste Saison geht: Mit Philipp Pentke (39) und dem meist bei der U 21 auflaufenden Jonas Nickisch (20) ist der Klub ebenfalls sehr gut aufgestellt.