Siebert: “Wir haben das Ganze in der eigenen Hand”

Das Ergebnis war beileibe nicht optimal. Aber das 0:0 der deutschen U 21 im EM-Qualifikationsspiel gegen den Kosovo soll keine Langzeitwirkung haben. Schwerer wiegt die Kreuzbandverletzung, die sich der Kieler Innenverteidiger Colin Kleine-Bekel zugezogen hat.

Jamil Siebert wird erneut den verletzten Colin Kleine-Bekel ersetzen.

Jamil Siebert wird erneut den verletzten Colin Kleine-Bekel ersetzen.

IMAGO/Beautiful Sports

Jamil Siebert und Jonas Urbig machten aus ihrer Einschätzung zu den Ereignissen vom Freitagabend kein Geheiminis. “Einen Tag später ist es immer noch enttäuschend”, so Innenverteidiger Siebert im Rahmen einer Medienrunde am Samstagnachmittag. Und auch Torhüter Urbig, der gegen den Kosovo seine Chance erhalten hatte, sprach von “einem zähen Spiel” und davon, dass die Deutsche U 21 vor allem in der  ersten Halbzeit “kein gutes Spiel” gemacht habe.

Nachhaltig unterwandern soll das nicht optimale Resultat gegen eine hingebungsvoll verteidigende Mannschaft des Kosovo das Zutrauen des Teams von Trainer Antonio di Salvo allerdings nicht. Die Zuversicht des Abwehrspielers von Fortuna Düsseldorf und des vom 1. FC Köln an die SpVgg Greuther Fürth ausgeliehen Keepers für das kommende Qualifikations-Duell am Dienstag in Halle gegen Israel (18 Uhr, LIVE! bei kicker) speist sich auch aus dem Umstand, dass sich das DFB-Team am Freitag in Chemnitz nach der Pause zu steigern wusste. “In der 2. Halbzeit haben wir es besser gemacht”, sagt Urbig, “wir haben den Ball besser laufen lassen, haben schneller gespielt und uns Torchancen erspielt.” Leider, so der Torhüter weiter, “haben wir es nicht geschafft, das Spiel mit einem dreckigen Tor zu entscheiden.”

“Wir brauchen eine gute Kontrolle”

Gegen Israel soll indes auf jeden Fall wieder getroffen werden. Und natürlich gewonnen. Schon allein deshalb, um in der Qualifikations-Gruppe D zur Europameisterschaft im Duell um die Tabellenspitze und die direkte Qualifikation für das Turnier 2025 in der Slowakei mit Tabellenführer Polen – der hat ein Spiel und zwei Punkte mehr – Schritt zu halten. “Wir haben das Ganze in der eigenen Hand”, betont Siebert mit Blick auf noch fünf ausstehende Gruppenspiele inklusive einer Partie in Polen (das Hinspiel am 21. November 2023 gewann di Salvos Team übrigens 3:1). “Am Dienstag haben wir eine neue Chance, uns zu beweisen.” Er selbst, so Siebert weiter, denke nicht so sehr darüber nach, wie die Perspektiven in der Qualifikation seien, “sondern nur an das nächste Spiel”. Das beschert der deutschen U 21 allerdings nach Ansicht von Urbig “einen Gegner, der uns herausfordert. Wir brauchen eine gute Kontrolle.”

Der 20 Jahre alte Torhüter wird dann wieder seinem Kollegen Noah Atubolu vom SC Freiburg den Vortritt lassen müssen, die etatmäßige Nummer 1 wird gegen Israel ins Tor zurückkehren. Verzichten muss die Deutsche U 21 derweil auf Colin Kleine-Bekel (21). Der 1,92 Meter lange Innenverteidiger von Holstein Kiel zog sich gegen den Kosovo in der 26. Minute in einem Zweikampf mit dem kosovarischen Stürmer Fatjon Bunjaku eine Kreuzbandverletzung zu und wird längere Zeit ausfallen. Für ihn kam gegen den Kosovo Siebert zum Zug, der auch gegen Israel die erste Option ist. Als weiterer Kandidat für die Innenverteidigung steht noch Linus Gechter von Hertha BSC bereit, der gegen den Kosovo nicht zum Spieltags-Aufgebot gehörte.

Andreas Hunzinger

Di Salvo moniert fehlenden Mut: “Das hat mir überhaupt nicht gefallen”

Deutschlands U-21-Nationalmannschaft hat einen Fehlstart in das neue Jahr hingelegt. Trainer Antonio Di Salvo sprach nach der Nullnummer gegen den Kosovo Klartext.

War nach dem 0:0 gegen den Kosovo nicht gerade glücklich: Deutschlands U-21-Trainer Antonio Di Salvo.

War nach dem 0:0 gegen den Kosovo nicht gerade glücklich: Deutschlands U-21-Trainer Antonio Di Salvo.

Getty Images

“Das tut sehr weh.” Mit diesen deutlichen Worten begann Deutschlands U-21-Trainer Antonio Di Salvo seine klare Analyse nach dem torlosen Remis gegen den Kosovo. Die Tatsache, dass in Gruppe D im fünften Spiel erstmals kein Sieg gelang, ist außerdem “sehr bitter”, erklärte der 44-Jährige bei ProSieben Maxx.

Wieso es dazu kam, wusste Di Salvo nur allzu gut. Dem Trainer hatte allen voran die erste Hälfte “überhaupt nicht gefallen”, meinte er und fügte an: “Das war viel zu langsam und überhaupt nicht mutig genug. Wenn wir die Möglichkeit hatten, mal nach vorne zu spielen, haben wir nach hinten gespielt und den Kosovaren eigentlich alles in die Karten gelegt.”

Wenn wir die Möglichkeit hatten, mal nach vorne zu spielen, haben wir nach hinten gespielt.

Antonio Di Salvo über die erste Hälfte

Zufrieden war Di Salvo also nicht, auch wenn er zugab, dass nach dem Seitenwechsel vieles “wesentlich besser” war. Im Vergleich zum 3:0 im Hinspiel habe jedoch “der Brustlöser gefehlt, um das Tor zu machen” – obwohl zahlreiche Gelegenheiten vorgelegen hatten.

Keine Ausreden, doch eine laute Kabinenansprache

Trotz der rund viermonatigen Pause wollte Di Salvo keine Ausreden gelten lassen. Die Trainingswoche sei eigentlich gut gewesen, “umso enttäuschender ist es, dass wir es in der ersten Hälfte nicht geschafft haben, die Leidenschaft zu haben, um nach vorne zu spielen und den Mut zu haben.” Di Salvo richtete somit deutliche Worte an das Team, auch in der Kabine habe er diese laut eigener Aussage getan.

EM-Quali der U 21, Gruppe D

Die Tabellenführung ist erstmals dahin. Dabei, so Di Salvo, war Platz eins “das Ziel und wir wissen ganz genau: das ist eine sehr harte Gruppe. Polen lässt nicht locker.”

Di Salvo warnt schon vor Israel – Reitz ärgert sich

Für Dienstag gegen Israel (18 Uhr, LIVE! bei kicker) erwartet der Trainer der U 21 nun einen “harten Kampf. Israel hat eine gute Mannschaft und diese null Punkte spiegeln nicht das wider, was sie können.”

Das Gute aus Sicht der Deutschen: Auch die U 21 hat am Freitagabend nicht vollends gezeigt, zu was sie in der Lage ist. Rocco Reitz war dies bewusst, er monierte das “komplizierte” und fahrige Vorgehen des Teams, das zu viel über das Zentrum agiert hatte. Der enttäuschte Torhüter Jonas Urbig schloss: “Wir müssen uns ankreiden, dass wir die Chancen nicht genutzt haben.”

Rotation im U-21-Tor: Pause für Atubolu, Chance für Urbig

U-21-Trainer Antonio Di Salvo fordert im EM-Qualifikationsspiel gegen den Kosovo am Freitag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) ein zielstrebigeres Offensivspiel als im ersten Duell – und setzt im Tor auf ein Wechselmodell.

Jonas Urbig steht vor seinem dritten Einsatz für die deutsche U-21-Auswahl.

Jonas Urbig steht vor seinem dritten Einsatz für die deutsche U-21-Auswahl.

DeFodi Images via Getty Images

“Ich habe schon öfter gesagt, dass wir hervorragende Torhüter haben”, sagte Di Salvo am Donnerstag und lobte Felix Gebhardt für seine Trainingsleistungen. Der Regensburger hat aber noch kein Spiel für die U 21 bestritten. Wie auch Herthas Tjark Ernst, dem Di Salvo im Rückblick ebenso gute Trainingseindrücke bei der Maßnahme im September 2023 bescheinigte.

Dass dieses Duo bisher nur in Übungseinheiten auf sich aufmerksam machen kann, liegt an zwei anderen Keepern: Noah Atubolu und Jonas Urbig. Atubolu ist schon länger die Nummer eins bei den ältesten DFB-Junioren, hat 13 Einsätze absolviert und stand auch bei der sportlich verkorksten EM-Endrunde 2023 im Tor. Danach stieg er bei seinem Heimatverein SC Freiburg zum Bundesliga-Stammkeeper auf und macht trotz gelegentlicher Fehler auch durch die wertvolle Erfahrung in der Europa League eine insgesamt positive Entwicklung durch.

Urbig ist in der Herausforderer-Rolle, kommt erst auf zwei U-21-Einsätze, kann beim guten Zweitligisten Greuther Fürth aber auch regelmäßige Spielpraxis als Nummer eins vorweisen. Di Salvo suchte mit beiden Torhütern das Gespräch und setzt in dieser Maßnahme auf ein Wechselmodell.

Jonas hat es sich aufgrund seiner Leistungen bei uns und auch im Verein verdient, morgen gegen den Kosovo zu spielen.

Antonio Di Salvo

“Noah hat es hervorragend bei uns gemacht, auch im Verein sehr viele Spiele gemacht diese Saison, so dass ihm eine kleine Pause vielleicht guttut. Er wird dann am Dienstag gegen Israel im Tor stehen”, erklärte Di Salvo: “Und Jonas hat es sich aufgrund seiner Leistungen bei uns und auch im Verein verdient, morgen gegen den Kosovo zu spielen.”

Mutmaßlich wird er gegen diesen defensiv ausgerichteten Gegner nicht viele Abschlüsse auf sein Tor bekommen, könnte aber in ein, zwei entscheidenden Momenten gefordert sein. Damit das Spiel eine klarere Angelegenheit wird als das Hinspiel, als das DFB-Team sich beim 3:0-Sieg bis zum ersten Tor 74 Minuten lang die Zähne am Defensivriegel des Kosovo die Zähne ausbiss, fordert der Coach ein zielstrebigeres Offensivspiel.

“Wir haben im Training an offensiven Lösungen gearbeitet, um zu besseren Torchancen zu kommen und möglichst fürh in Führung zu gehen”, so Di Salvo. Dafür werden Ballsicherheit, eine hohe Passgeschwindigkeit, Verlagerungen und Tiefenläufe nötig sein. Urbig wird es in Chemnitz vor wohl über 6000 Zuschauern von hinten beobachten, Atubolu von der Bank aus.

Carsten Schröter-Lorenz