Baumgarts Einblicke: “Eine schwierige Situation”

Bohrende Fragen ist Steffen Baumgart in Hamburg bereits gewohnt. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag bekam sie der HSV-Trainer von Hamburgs “Nachwuchs-Journalisten” gestellt und erlebte etwas Abwechslung in tristen Tagen.

Schwierige Zeiten: Steffen Baumgart.

Schwierige Zeiten: Steffen Baumgart.

IMAGO/Eibner

Die Zukunftsfragen werden seit dem 0:1 gegen Holstein Kiel und dem fast sicheren Verpassen aller Saisonziele in den Vereinsgremien intensiv diskutiert. Passend dazu fand in der Hansestadt der “Zukunftstag” statt und bescherte Baumgart rund zwei Dutzend Schülerinnen und Schüler, die vor der Partie bei Eintracht Braunschweig ihre Fragen stellen durften und durchaus auch den Finger in die Wunde legten.

Gleich zu Beginn des launigen Frage-Antwort-Spiels analysierte ein Junge, dass des Trainers System nicht so richtig zur Mannschaft passe und wollte wissen, wie lange es wohl noch dauere? Baumgart schmunzelte versöhnlich und fragte zurück: “Können nicht doch lieber die Journalisten fragen? Sonst komme ich ins Schwitzen…”

Podcast

Droht Köln bei Abstieg der komplette Zerfall? (mit Dominic Maroh)

13:41 Minuten

alle Folgen

In Erklärungsnot sind zum Ende dieser restlos missratenen Saison sämtliche Protagonisten, und der 52-Jährige nutzte die Steilvorlage, um etwas Grundsätzliches loszuwerden. “Ich bin nicht hierhergekommen und habe gesagt, das ist nicht mein Kader. Das ist der Kader des HSV, also unser Kader, und ich finde ihn gut.” Das Problem ist, dass der Kader dies zu selten gezeigt hat. Schon unter Vorgänger Tim Walter. Und auch in den acht Partien unter Baumgart, in denen ein Punkteschnitt von 1,38 zu Buche steht. “Unsere Konkurrenten machen es gut und wir machen es nicht gut genug”, sagt Baumgart, “wir haben viel liegen gelassen.”

Zukunftsdebatten auf allen Ebenen

Die Folge davon sind Zukunftsdebatten auf allen Ebenen. “Das ist normal”, weiß Baumgart, “aber, dass es normal ist, heißt ja nicht, dass es auch gut ist. Am Ende darf es mich nicht stören. Ich sollte bei dem bleiben, was ich beeinflussen kann. Ich weiß schon, wer aus welcher Ecke schießt, was aus welcher Ecke kommt. Und grundsätzlich ist das eine schwierige Situation.”

Weil die Blicke in dieser Woche weniger auf den Platz gehen als vielmehr in die Büroräume im Volkspark. Klar scheint: Entscheidet sich der Aufsichtsrat für einen Austausch von Jonas Boldt, käme ein neuer Sportvorstand auch womöglich mit einer anderen Idee auf dem Trainerposten.

Baumgart versucht, die Mannschaft in dieser Gemengelage in der Spur zu halten. “Ich bin kein Psychologe und kann trotzdem sehen, wie es den Jungs geht. Natürlich habe ich gemerkt, dass Lockerheit und Freude nicht so da sind. Ich muss ja auch mit der Situation umgehen können.” In Braunschweig soll sich die Situation möglichst nicht noch zuspitzen. “Die Jungs versuchen sich da rauszuarbeiten. Ob es gelingt, werden wir sehen.”

Sebastian Wolff

“Mr. Zuverlässig”: Jung verlängert beim KSC

Sebastian Jung und der Karlsruher SC haben sich auf die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit geeinigt. Wie der Klub am Donnerstag mitteilte, hat der Routinier seinen Vertrag verlängert.

Daumen hoch: Sebastian Jung bleibt dem Karlsruher SC auch in der nächsten Saison erhalten.

Daumen hoch: Sebastian Jung bleibt dem Karlsruher SC auch in der nächsten Saison erhalten.

IMAGO/Eibner

Sebastian Jung, der im Sommer 2020 von Ligakonkurrent Hannover 96 in den Wildpark gewechselt war, stand in dieser Saison in 27 seiner 28 Ligaspiele von Beginn an auf dem Platz (kicker-Note 3,28). Der 33-Jährige ist “Mr. Zuverlässig”, wie der KSC seinen Rechtsverteidiger auf der vereinseigenen Website tituliert.

Freis lobt Jungs Professionalität

Über die Vertragsverlängerung von mutmaßlich einem Jahr zeigen sich die Badener hocherfreut. Sebastian Freis stellt die spielerisch und körperlich beeindruckende Konstanz des gebürtigen Königsteiners heraus: “Er beweist Woche für Woche seine defensive Zuverlässigkeit und seine sieben Torvorlagen stehen für seine große Bedeutung für unsere Offensive.” Der Bereichsleiter Profis weiter: “Vor dem Hintergrund seiner Verletzungshistorie ist das alles andere als selbstverständlich und nur durch seine absolute Professionalität abseits des Platzes möglich.”

Dem Routinier weist Freis in Zukunft die Position eines Führungsspielers zu: “Da wir im Sommer einiges an Erfahrung im Kader kompensieren müssen, wird Sebastian auch in Bezug auf die Teamhierarchie und die Führung der jungen Spieler eine wichtige Rolle zukommen.”

Jung stellt sich der Verantwortung

Jung zeigt sich dazu bereit und will mit seiner Erfahrung in der verjüngten Mannschaft noch mehr Verantwortung übernehmen. “Ich freue mich auf meine fünfte Saison im KSC-Trikot. Wir haben in den letzten Jahren hier einiges gemeinsam aufgebaut. Umso schöner, dass ich weiterhin ein Teil davon sein kann.”

Geraerts über seine Schalke-Zukunft: “Keine Garantie für niemanden”

Der FC Schalke hat den Klassenerhalt in der 2. Liga noch nicht sicher, was auch die Planungen für die kommende Saison erschwert. Trainer Karel Geraerts vermeidet ein klares Bekenntnis.

Es laufen Gespräche zwischen Marc Wilmots (Mi.) und Karel Geraerts.

Es laufen Gespräche zwischen Marc Wilmots (Mi.) und Karel Geraerts.

IMAGO/RHR-Foto

Schalke hat sich in den letzten Wochen stabilisiert, in den vergangenen sieben Spielen verloren die Knappen nur einmal. Jedoch gewannen sie auch nur zwei Spiele, was die Situation in Gelsenkirchen nach wie vor angespannt sein lässt. Wenn Schalke zuletzt jubeln konnte, dann vor eigenem Publikum. Praktisch also, dass am Samstagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) das nächste Heimspiel ansteht – mit Fortuna Düsseldorf gastiert jedoch ein Aufstiegsaspirant in der Veltins-Arena.

Ohne Derry Murkin und Cedric Brunner muss S04 auskommen, hinter Assan Ouedraogo steht derweil noch ein Fragezeichen. Der Youngster sei laut Karel Geraerts im Training “teilweise dabei” gewesen. Ob der 17-Jährige im Kader stehen wird, entscheidet sich am Freitag im Abschlusstraining. Während Brunner wie schon beim 1:1 in Elversberg wohl durch Brandon Soppy vertreten wird, steht der Ersatz von Murkin noch nicht fest.

“Anfang der Woche”, so Geraerts, “habe ich zu den Jungs gesagt, dass eine Position frei geworden ist. Jeder hatte die Chance, sich im Training zu zeigen.” Eine Möglichkeit ist, dass Tobias Mohr, der zuletzt viermal in Folge nicht im Kader war, ins Team rückt und Thomas Ouwejan den Part hinten links übernimmt.

Vorsicht vor Tzolis

Die nun wieder auftretenden Verletzungssorgen bereiten Geraerts derweil keine Sorgen. Es sei “normal, dass Spieler zum Ende der Saison anfälliger werden, aber wir verschließen nicht die Augen davor.” Der Qualität des kommenden Gegners ist man sich auf Schalke ebenfalls bewusst, allen voran Christos Tzolis gilt es zu stoppen. “Tzolis ist ein guter Spieler, er hat viele Tore gemacht. Wenn er den Ball hat, müssen wir wach sein. Ich werde ihm aber keinen Spieler abstellen, wir verteidigen es im Kollektiv”, so Geraerts.

Trotz der aufsteigenden Tendenz braucht Schalke weiterhin dringend Punkte, um den Klassenerhalt festzuzurren. Aktuell trennen die Knappen fünf Punkte vom Relegationsrang. Dementsprechend herrscht noch keine Klarheit darüber, ob Geraerts auch in der kommenden Saison Trainer auf Schalke bleibt.

“Ich hatte mehrere Gespräche mit Marc (Wilmots, Anm. d. Red.), wir tauschen uns immer wieder aus. Im Moment gibt es keine Garantie für niemanden, weil wir noch nicht gesichert sind”, vermied der Belgier, der Anfang Oktober S04 übernommen hatte, ein klares Bekenntnis. “Ich habe ein weiteres Jahr Vertrag, dessen bin ich mir bewusst. In dieser Saison sind viele gute und schlechte Dinge passiert, das muss korrekt analysiert werden,” führte der 42-Jährige am Donnerstag aus.

Interesse aus Belgien?

Schalkes Sportdirektor Wilmots hatte unter der Woche bereits erklärt, Geraerts habe ihm in einem Gespräch versichert, “dass er sich gut vorstellen kann, hierzubleiben”. Belgische Medien hatten zuletzt jedoch mehrfach berichten, dass Geraerts Top-Kandidat beim Conference-League-Halbfinalisten FC Brügge sein soll, mancherorts wurde gar von einer Einigung gesprochen. Geraerts wurde in Brügge zum Profi und spielte von 2007 bis 2011 ein zweites Mal dort, wo auch seine Familie lebt.

Bei einem Schalker Klassenerhalt scheint ein Verbleib in Gelsenkirchen dennoch wahrscheinlich. “In der nächsten Saison werden wieder andere Ambitionen herrschen, da kann es nur mit Vollgas in eine Richtung gehen. Wir brauchen erst 40 Punkte, dann können Entscheidungen getroffen werden.” Mit einem Sieg gegen die Fortuna wäre es dann nur noch ein Punkt, den Schalke für die absolute Planungssicherheit braucht.

“Identifikationsfigur für alle Fortunen”: Iyoha verlängert in Düsseldorf

Er ist in Düsseldorf geboren und schloss sich der Fortuna bereits im Kindesalter an. Und auch in Zukunft wird Emmanuel Iyoha für die Rheinländer spielen.

Emmanuel Iyoha wird auch über diesen Sommer hinaus für Fortuna Düsseldorf spielen

Emmanuel Iyoha wird auch über diesen Sommer hinaus für Fortuna Düsseldorf spielen

IMAGO/Treese

Denn wie die Fortuna am Donnerstag bekanntgab, hat Iyoha seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag vorzeitig verlängert. Über die Laufzeit des neuen Kontrakts machte F95 wie üblich keine Angaben.

“Für mich ist es etwas ganz Besonderes, mit der Fortuna meine Heimatstadt auf dem Platz repräsentieren zu dürfen”, freute sich Iyoha auf der vereinseigenen Website über seine Verlängerung. “Meine Familie, meine Freunde sind hier, ich fühle mich einfach rundum wohl.” Iyoha wurde in Düsseldorf geboren und schloss sich bereits im Kindesalter der Fortuna an. Beim Übergang zu den Profis verbrachte er per Leihe mehrere Jahre in der Fremde, seit Sommer 2020 spielt er aber durchgehend im Düsseldorfer Trikot.

Allofs: Iyoha ist “wertvoller Bestandteil unseres Kaders”

Begonnen hat Iyoha als Offensivspieler, unter Coach Daniel Thioune rückte er aber sukzessive zurück und wurde in dieser Saison mehrheitlich als Außenverteidiger aufgeboten. “Emmanuel Iyoha hat sich sportlich sehr gut entwickelt und ist nicht nur aufgrund seiner Vielseitigkeit ein wertvoller Bestandteil unseres Kaders”, sagte Düsseldorfs Vorstandsmitglied Klaus Allofs. “Er stammt aus der eigenen Jugend und ist damit eine Identifikationsfigur für alle Fortunen. Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit ‘Emma’ in die Zukunft gehen können.”

Und diese Zukunft könnte sogar in der Bundesliga liegen. Denn die Rheinländer belegen vor dem 31. Spieltag den dritten Rang, der zur Aufstiegsrelegation berechtigt. Der Vorsprung auf den Vierten Hamburger SV beträgt aktuell sechs Punkte, zudem weist Düsseldorf die deutliche bessere Tordifferenz auf. “Ich freue mich auf die nächsten Aufgaben und werde gemeinsam mit dem Team alles geben, um unsere Ziele zu erreichen”, kündigte Iyoha vor dem Topspiel am Samstagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei Schalke 04 an.

Funkel: “Du hast keine Chance, also nutze sie”

Der 1. FC Kaiserslautern wandelt als Vorletzter am Abgrund. Als krasser Außenseiter gehen die Pfälzer am Samstag in das schwere Auswärtsspiel bei Ligaprimus Holstein Kiel. Coach Friedhelm Funkel versprüht dennoch oder gerade deshalb Hoffnung.

Es geht ins erste von vier

Es geht ins erste von vier “Alles-oder-nichts-Spielen”: Friedhelm Funkel gastiert mit Lautern in Kiel.

IMAGO/Eibner

Nein, es ist sicherlich nicht das Gastspiel an der Förde, in dem der aktuell mit einem Punkt Rückstand auf Rostock und den Relegationsplatz stehende Tabellen-17. FCK allzu verdächtig wäre, sich im Keller Luft zu verschaffen. “Du hast keine Chance, also nutze sie”, sagte dazu Funkel treffend am Donnerstag auf der Spieltags-Pressekonferenz. “Genauso ist es irgendwie. In Kiel erwartet niemand etwas von uns”, weiß der Trainer-Routinier.

In Kiel das “schwerste Spiel” des Restprogramms

Dennoch gibt sich der 70-Jährige keinen Illusionen hin. Von den “vier ‘Alles-oder-nichts-Spielen'” sei das Gastspiel in Kiel sicherlich das schwerste. “Sie sind unfassbar stabil, treten als Verein sehr geschlossen auf”, lobte Funkel den Kontrahenten und denkt dabei sicherlich auch an die starke Serie der KSV, die nach sechs zu-null-Siegen mit Riesenschritten Richtung Bundesliga marschiert.

Die Gelbe Gefahr lauert

Während Geschäftsführer Thomas Hengen den Traditionsklub im Background für das drohende Horrorszenario Abstieg gewappnet sieht und sich gegenüber der “Rheinpfalz” auch bezüglich des im Falle des Falles “dramatischen Einschnitts” äußerte (“Wir haben alle Szenarien vorbereitet. Wir haben unseren Job im Hintergrund gemacht. Wir haben für beide Ligen die Lizenz erhalten”), macht Funkel seinen Job und sich Gedanken, wie man beim klar favorisierten Spitzenreiter wohl bestehen könne. “Wir brauchen sehr laufstarke Spieler. Kiel ist physisch sehr stark, da müssen wir zuallererst dagegenhalten”, gibt der Coach Einblick, wie es an der Förde funktionieren könnte. Ob die zahlreichen mit jeweils vier Gelben Karten belasteten Spieler dabei eine zusätzliche Hypothek darstellen? Insgesamt nicht weniger als sieben Akteuren droht bei einer weiteren Verwarnung eine Sperre.

Die Zuversicht Funkels jedenfalls ist ungebrochen: “Mich stimmt optimistisch, dass wir auswärts bisher gute Spiele gemacht haben.” Es gelte, sich an positive Dinge zu erinnern. Und: “Wir müssen uns das Spielglück auch mal wieder erzwingen, egal wie die Stimmungslage auch sein mag. Ich bin überzeugt, dass wir die Kurve kriegen.”

Saisonaus für Karlsruhes Jensen

Der personelle Aderlass beim Karlsruher SC findet eine weitere Fortsetzung: Für Leon Jensen, bei den Badenern zur Stammkraft avanciert, ist die Saison vorzeitig beendet.

Erst wieder in der neuen Saison am Ball: Karlsruhes Mittelfeldakteur Leon Jensen.

Erst wieder in der neuen Saison am Ball: Karlsruhes Mittelfeldakteur Leon Jensen.

picture alliance / GES/Helge Prang

Jensen, der beim KSC in dieser Saison in 26 Ligaspielen zum Einsatz kam und davon 22 in der Startelf absolvierte (kicker-Note 3,66/zwei Tore, vier Assists), unterzieht sich einer Operation am Trommelfell. Der 26-Jährige war bei der jüngsten Erfolgsserie der Karlsruher (drei Siege, zwei Remis), die den Verein auf Platz fünf des Tableaus gespült hat, stets von Trainer Christian Eichner in die Anfangsformation nominiert worden.

Logischer Wechsel: Rapp für Jensen

Jensens Ausfall zwingt den Coach nun zum Umdenken, was der  41-Jährige wohl so klein wie möglich halten wird: Um taktisch wie personell nicht allzu viel zu verändern, wird wohl Nicolai Rapp beim Gastspiel beim 1. FC Nürnberg (Sonntag, 13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) Jensens Position im zentralen Mittelfeld übernehmen.

Setzt der KSC, der in der Rückrundentabelle auf dem dritten Rang liegt, auch bei den Franken seinen Lauf fort, winkt ihm im besten Fall der Sprung auf Platz vier.

Barkok: Zukunft am Freitag geklärt?

Für Hertha BSC geht es in den restlichen vier Saisonspielen um nicht mehr allzu viel, für Aymen Barkok geht es um die Zukunft. Bleibt die Mainz-Leihgabe in der Startelf, greift nach dem nächsten Einsatz die zwischen beiden Klubs vereinbarte Kaufpflicht.

Startet Aymen Barkok am Freitag, bleibt er bei Hertha BSC.

Startet Aymen Barkok am Freitag, bleibt er bei Hertha BSC.

IMAGO/Eibner

Das Leben findet nicht im Konjunktiv statt und der Fußball auch nicht. Hätte Aymen Barkok am vergangenen Sonntag beim Spiel in Karlsruhe (2:3) nach fünf Minuten seine XXL-Chance genutzt, wäre Hertha womöglich als Sieger heimgereist – und hätte den Traum von Relegations-Platz 3 noch nicht beerdigen müssen. Es kam anders. Barkok, der einen ziemlich missratenen Aufbaupass von KSC-Keeper Patrick Drewes auf Leon Jensen abgefangen hatte, scheiterte an Drewes. Es war nicht nur die verpasste Chance zur frühen Führung, sondern auch die versäumte Möglichkeit, weitere Argumente in eigener Sache zu sammeln.

Barkok und Berlin – das ist bislang kein Missverständnis, aber auch noch keine Beziehung, die beide Seiten restlos zufrieden stellt. Im Klub ist man sich sicher, dass der Mittelfeldspieler mehr kann, als er bisher gezeigt hat. Und Barkok wähnte sich über Wochen als Bestandteil der Doppel-Sechs in der Grundformation eine Spur zu weit hinten platziert (“Ich versuche mein Bestes, es ist nicht die ideale Position für mich.”). Zuletzt agierte er als Achter, die Formkurve steigt seit Wochen tendenziell an – wenngleich noch immer Luft nach oben ist.

600 000 Euro Ablöse bei Verbleib in der 2. Liga

Und da offiziell noch immer offen ist, wer Hertha BSC in der neuen Saison als Cheftrainer anleitet, ist die Personalie Barkok durchaus brisant. Elf Startelfeinsätze (zehn in der Liga, einer im DFB-Pokal) stehen bislang in der Bilanz des Leihspielers, dessen Gehalt sich aktuell Stammklub Mainz und Leihklub Hertha teilen. Dazu kamen zwei Joker-Einsätze in der 2. Liga, die dem Vernehmen nach ebenfalls eine Rolle spielen für die vertraglich fixierte Kaufpflicht. Bei einem weiteren Startelf-Einsatz, so ist von mehreren Seiten zu hören, würde die Kaufpflicht greifen. Bei einem Berliner Verbleib in der 2. Liga, der jetzt nahezu sicher ist, flössen 600 000 Euro Ablöse nach Mainz. Im Aufstiegsfall wären 1,2 Millionen Euro fällig gewesen.

“Er hat sich über die Zeit gesteigert”

Die spannende Frage ist jetzt: Startet Barkok, der seit Wochen bei vier Gelben Karten steht, am Freitagabend gegen Hannover 96? Oder hat die Vertragskonstruktion Einfluss auf die Aufstellung der letzten vier Spiele? Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber, der Barkok bereits im vergangenen Sommer nach Berlin lotsen wollte, hält grundsätzlich viel von dem 25-jährigen Deutsch-Marokkaner. “Er hat hier viele Möglichkeiten bekommen und sich über die Zeit gesteigert”, sagt Weber. Einen Freibrief für Freitag gibt es von ihm aber nicht. “Wir haben viele Optionen”, sagt Weber mit Blick auf das zentrale Mittelfeld. “Pascal Klemens ist wieder da, Jeremy Dudziak ist wieder da, Billy Hussein und Ibo Maza sind da.” Und wenn Barkok weiter zum Einsatz kommt, ist er auch noch ein bisschen länger da.

Steffen Rohr

HSV: Schonlaus Selbstanklage

Die erste Trainingswoche seit dem 0:1 gegen Kiel, dem fast sicheren Ende aller Hamburger Aufstiegsträume, ist zwei Tage alt. Und Sebastian Schonlau gewährt tiefe Einblicke in das Innenleben einer Mannschaft, die ihr Ziel früh wie nie aus den Augen verloren hat.

In der kommenden Saison mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterhin Zweitligist: Sebastian Schonlau und der HSV.

In der kommenden Saison mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterhin Zweitligist: Sebastian Schonlau und der HSV.

IMAGO/Eibner

“Dass es keine leichte Woche ist”, sagt der HSV-Kapitän offen, “ist doch klar, und das war auch am ersten Tag zu spüren. Wir haben daran zu knabbern, und es ist auch völlig normal, dass es schlechte Momente im Training gibt.” Das aller Voraussicht nach letzte große Ziel des einstigen Top-Favoriten in dieser Spielzeit ist es, weitere schlechte Momente zu vermeiden.

“Es ist unsere Aufgabe, uns hochzufahren und zu zeigen, dass wir nicht aufgeben. Wir müssen damit umgehen können, es ist ja kein Hobby. Wir brauchen jetzt keine Pläne machen und über Chancen nachdenken, wir müssen Spiele gewinnen, im Hier und Jetzt bleiben und im Training einen gewissen Spaß entwickeln, um ein gutes Spiel machen zu können.”

Kapitän nimmt seinen Trainer aus der Schusslinie

Während in den Vereinsgremien die Zukunftsfragen erörtert werden, macht sich Schonlau Gedanken über die Gründe für Platz 4 und macht die Ausweglosigkeit im Aufstiegskampf keineswegs am Trainerwechsel fest: “Definitiv hat die Mannschaft Aktien an der Situation. Jeder Einzelne hat seine Verantwortung, das hat wenig mit Steffen Baumgart zu tun. Das war auch schon zuvor der Fall. Wir haben leider Gottes dafür gesorgt, dass Tim Walter gehen musste, genauso liegt es in unserer Verantwortung, dass es ergebnistechnisch jetzt nicht gut läuft.”

Schonlaus Ansatz ist Selbstreflexion: “Jeder muss sich hinterfragen. Keiner von uns kann mehr erzählen, dass er eine überragende Saison gespielt hat.” Einzig den auch am Mittwoch im Training fehlenden Topscorer Laszlo Benes schließt der frühere Paderborner aus: “Laci hat rein von der Statistik her sehr gut performt.” Und dennoch: “Grund zu hinterfragen haben sich alle.”

Dass die Spielidee von Baumgart eine andere als die von Walter ist und womöglich einer längeren gemeinsamen Vorbereitung bedurft hätte, will Schonlau nicht als Argument ins Feld führen. “Ich glaube nicht, dass die Ideen zu unterschiedlich sind, es wurde nicht dramatisch viel verändert. Es wurden ein paar Dinge angepasst, wir bauen häufiger mit einer Dreierkette auf, aber das ist kein Grund.”

Wir hatten, abgesehen vom Saisonstart, in der gesamten Runde nie Konstanz.

Sebastian Schonlau über die enttäuschende HSV-Saison

Schonlau sieht Gründe, die sich, unabhängig von der Trainerfrage, wie ein roter Faden durch die Saison gezogen haben. “Wir hatten, abgesehen vom Saisonstart, in der gesamten Runde nie Konstanz, hatten sechs Platzverweise und damit zu viele Spiele in Unterzahl, haben oft Rückstände aufgeholt und die Spiele dann doch verloren.” Die Folge: “Dass wir gerade nicht vor Selbstvertrauen strotzen, ist klar, eine gewisse Verunsicherung ist zu spüren.”

Am kommenden Samstag in Braunschweig, im Spiel 1 nach Kiel, sollen Verunsicherung und Enttäuschung nach Möglichkeit, nicht nachwirken. “Es ist unser Job, Spiele zu gewinnen. Wir sind gefordert.”

Sebastian Wolff

“Enormes Entwicklungspotenzial”: Karlsruhe verpflichtet Schweizer Talent Rupp

Der Karlsruher SC hat den ersten Neuzugang für die kommende Saison bekanntgegeben; Mit Noah Rupp angelten sich die Fächerstädter einen Schweizer Junioren-Nationalspieler.

Luzerns Noah Rupp (Mi.) im Januar im Testspiel gegen die Karlsruher Luis Dettling (l.) und Daniel Brosinski

Luzerns Noah Rupp (Mi.) im Januar im Testspiel gegen die Karlsruher Luis Dettling (l.) und Daniel Brosinski

picture alliance / GES/Marvin Ibo Güngör

“Noah ist ein technisch guter und spielstarker Mittelfeldspieler, der sowohl defensiv als auch offensiv variabel eingesetzt werden kann”, beschrieb Sebastian Freis, Bereichsleiter Profis beim KSC, den Neuzugang. “Aufgrund seines Alters und seiner Fähigkeiten sehen wir in ihm enormes Entwicklungspotenzial.”

Rupp gilt im Schweizer Fußball als einer der hoffnungsvollsten Nachwuchsspieler. “Wir sind froh, dass es uns gelungen ist, ein solches Talent von unserem Weg zu überzeugen”, freute sich Freis, dass es dem KSC gelungen ist, mehrere Mitbewerber auszustechen. Dabei hatte der Zweitligist Rupp bereits seit mehreren Jahren auf dem Zettel. “Wir haben Noah über einen sehr langen Zeitraum beobachtet”, bestätigte Freis.

Selbst in Augenschein nehmen konnten die Karlsruher Rupp dann zu Anfang des Jahres. Im Rahmen des Winter-Trainingslagers an der spanischen Mittelmeerküste trafen sich der KSC und Rupps aktueller Verein FC Luzern für ein Testspiel. Rupp wurde zur zweiten Hälfte eingewechselt, konnte die 1:3-Niederlage aber nicht verhindern.

KSC traut Rupp bereits ab Sommer “eine gute Rolle in unserem Kader” zu

“Ich bin sehr froh, hier in Karlsruhe den Weg mit anderen jungen Spielern gehen zu dürfen”, sagte Rupp. “In den Gesprächen mit den Verantwortlichen ist mir schnell klar geworden, dass ich ein Teil der blau-weißen Familie sein möchte.” Rupp entstammt der eigenen Nachwuchsabteilung des FCL, in der Saison 2021/22 feierte er dann sein Debüt bei den Profis. Er durfte in der Schweizer Super League ran, in der Qualifikation zur Europa Conference League wurde er eingewechselt. Meistens allerdings kam der 20-Jährige für die Zweitvertretung der Luzerner zum Einsatz.

Der KSC traut Rupp dagegen bereits ab Sommer “eine gute Rolle in unserem Kader” zu. Allerdings werden die Verantwortlichen ihm auch die notwendige Eingewöhnungszeit zugestehen, um “das Niveau der 2. Bundesliga adaptieren zu können.” Da sein Vertrag in Luzern zum Ende der Saison 2023/24 ausläuft, müssen die Karlsruher keine Ablösesumme an den FCL überweisen.