Schalkes schöner Schützen-Schein trügt

Diese Zahl klingt auf den ersten Blick eindrucksvoll: Nicht weniger als 18 Spieler haben an den bisherigen 25 Spieltagen schon für Schalke 04 getroffen, keine andere Mannschaft in der 2. Liga erreicht aktuell diese Quote. Doch der schöne Schützen-Schein trügt.

Abgesehen von Kenan Karaman stellt Schalke aktuell keinen herausragenden Spieler in Sachen Tore und Vorlagen.

Abgesehen von Kenan Karaman stellt Schalke aktuell keinen herausragenden Spieler in Sachen Tore und Vorlagen.

IMAGO/Beautiful Sports

Schalke 04 muss sich mehr Torchancen erarbeiten – die Bilanz ist auch nach zuletzt sechs Treffern in zwei Spielen unbefriedigend.

Zwar war die Effektivität gegen den FC St. Pauli (3:1) und den SC Paderborn (3:3) jeweils hoch, doch darauf darf sich das Team von Trainer Karel Geraerts nicht verlassen. An den bisherigen 25 Spieltagen hat sich Schalke – wie auch der nächste Gegner Hertha BSC – 128 Torchancen erarbeitet, dahinter liegen nur noch der SV Wehen Wiesbaden (113), der VfL Osnabrück (106), Hansa Rostock (100) und Eintracht Braunschweig (98).

“Am liebsten hätte ich 100 Chancen mehr pro Partie”, sagt Geraerts bewusst überspitzt: “Das ist ja klar.” Er arbeitet mit seiner Mannschaft im Training daran, offensiv mehr Gefahr auszustrahlen. Die Spieler dafür gibt sein Kader grundsätzlich her. Dazu zählt Keke Topp, der am Wochenende gegen Paderborn nach einer kraftvollen Einzelleistung den umjubelten Ausgleich zum 3:3 in der Nachspielzeit erzielt hatte. Der Nachwuchsstürmer stuft die Torchancen-Lage allerdings als weniger dramatisch ein.

Nach Karaman kommt lange nichts

“Ich glaube, wir sind in der Liga die Mannschaft mit den meisten verschiedenen Torschützen”, sagt Topp – und er hat recht: In dieser Saison haben schon 18 Schalker getroffen. Auf den ersten Blick eine eindrucksvolle Zahl, doch der Schützen-Schein trügt. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, wo das Problem liegt.

Die Königsblauen haben nur einen einzigen Spieler in ihren Reihen, der den Offensivansprüchen dieses Vereins gerecht wird. Kenan Karaman ist mit neun Treffern und sieben Vorlagen der unangefochtene Topscorer des Teams. Der 30-Jährge, dessen Einsatz in Berlin am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wegen muskulärer Beschwerden aktuell wackelt, ist in bestechender Form. In den jüngsten vier Heimauftritten, aus denen Schalke zehn Punkte mitnahm, erzielte der türkische EM-Kandidat immer jeweils ein Tor.

Nach Torjäger Karaman kommt lange nichts – Yusuf Kabadayi und Bryan Lasme folgen mit jeweils vier Treffern. Drei haben bisher Sebastian Polter, der im Winter zu Darmstadt 98 gewechselt ist, und Simon Terodde auf dem Konto, immerhin auf zwei Saisontore kommen Thomas Ouwejan und Topp. Alle anderen der 18 Schützen stehen bei lediglich einem Treffer.

Toni Lieto

Schalke: Voller Platz, volle Auswahl für Geraerts

Trainer Karel Geraerts von Schalke 04 hat aktuell die volle Auswahl für seine Mannschaft – alle Spieler sind einsatzbereit.

Karel Geraerts beim Training seiner Schalker.

Karel Geraerts beim Training seiner Schalker.

IMAGO/RHR-Foto

Den ohnehin schon vollen Platz verkleinerte Karel Geraerts am Dienstag ganz bewusst noch ein bisschen. Fast über die ganze Trainingseinheit am Vormittag ließ der belgische Trainer sein Team auf zwei große Tore spielen, die nur rund 20 Meter auseinander standen, viele Abschlüsse, Zweikämpfe und ein hohes Tempo waren so garantiert – und sogar die Keeper Marius Müller, Ralf Fährmann und Michael Langer kamen immer mal wieder zum – zumindest manchmal erfolgreichen – Abschluss.

Die Stimmung war nach dem durchschlagenden Erfolg gegen den FC St. Pauli verständlicherweise gut, im Vergleich zu den Problemen der Vorwochen hat Schalke mal wieder eine gefühlte 180-Grad-Wende hingelegt. Ein Grund auch für Geraerts, gute Laune zu haben, war aber nicht nur die vergangenen Partie, in der sein hohes Risiko bei der Aufstellung auf ganzer Linie belohnt wurde, sondern auch der Blick ins sprichwörtliche Lazarett.

Drei Spieler fehlen im Training – aber nicht am Samstag

Das nämlich ist im Grunde komplett geleert, aktuell stehen dem Coach alle Spieler seines Kaders zur Verfügung. Zwar fehlten am Dienstag Simon Terodde, Thomas Ouwejan und Dominick Drexler auf dem Rasen, alle dürften aber Optionen für die kommende Partie gegen den SC Paderborn am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) sein. Der Stürmer und der Linksaußen trainierten individuell, der sportlich aktuell ohnehin wenig gefragte Drexler musste wegen einer Erkrankung passen.

Dafür stand ein U-23-Akteur zum ersten Mal bei Profis auf dem Platz: Der belgische Mittelfeldspieler Marouane Balouk ist zwar kein absoluter Leistungsträger der Regionalliga-Mannschaft (12 Spiele, 1 Tor), steht aber voll im Saft.  “Wir brauchten einen Spieler, der ein intensives Training mitgehen kann”, erklärte Lizenzspielerleiter Gerald Asamoah: “Er hat zuletzt nicht so viel gespielt und wurde häufig nur eingewechselt, deshalb ist er bei uns dabei.”

Patrick Kleinmann

Ouwejan darf auf erneuten Startelfeinsatz hoffen

Zu Rückrundenbeginn flog Murkin-Vertreter Thomas Ouwejan trotz guter Leistung gegen den HSV im nächsten Spiel wieder aus der Startelf, diesmal darf der Linksfuß aber auf einen erneuten Platz in der Anfangsformation hoffen. Dies hat sein Trainer Karel Geraerts bereits angedeutet.

Hofft in Magdeburg auf seinen 16. Startelf-Einsatz in dieser Saison: Thomas Ouwejan (re.), hier mit Trainer Karel Geraerts. 

Hofft in Magdeburg auf seinen 16. Startelf-Einsatz in dieser Saison: Thomas Ouwejan (re.), hier mit Trainer Karel Geraerts. 

IMAGO/Revierfoto

Die Enttäuschung war groß bei Thomas Ouwejan in der Frühphase der zweiten Saisonhälfte. Zum Rückrundenstart gegen den HSV (0:2) Mitte Januar war der Niederländer nach einer guten Wintervorbereitung in die Startelf gerückt, da Stammverteidiger Derry Murkin wegen einer Gelb-Rot-Sperre nicht zur Verfügung gestanden hatte. Ouwejan zeigte eine gute Leistung gegen Hamburg (kicker-Note 2,5), traf sogar zweimal das Aluminium. Trotzdem fand er sich nur eine Woche später gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:4) auf der Ersatzbank wieder.

Nun könnte es anders kommen, das deutet Trainer Karel Geraerts zumindest nach dem 1:0-Sieg gegen den SV Wehen Wiesbaden an. Ouwejan gehörte zur Startformation, weil Murkin diesmal eine Gelbsperre absitzen musste. Geraerts verriet, was er dem Niederländer zuvor mit auf den Weg gegeben hatte: “Ich habe Thomas gesagt: Wenn du eine gute Leistung bringst, werde ich dich nicht rausnehmen, nur weil ein anderer Spieler nach einer Sperre zurückkommt.”

Schalke 04: Die nächsten Gegner

Klingt wie eine Einsatzgarantie für das Heimspiel am Samstag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den 1. FC Magdeburg? Nicht ganz. Gegen Wehen Wiesbaden war die Darbietung Ouwejans, dessen kicker-Note (3,5) von Durchschnitt zeugt, nicht mehr als “in Ordnung”, wie es Geraerts ausdrückte: “Er hatte einen starken Gegenspieler.”

Soppy steigt ins Mannschaftstraining ein

Die Systemumstellung könnte Ouwejan, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, jedoch in die Karten spielen. Gegen Wehen Wiesbaden kehrte Geraerts zum 3-5-2 zurück, sollte dies auch gegen Magdeburg die bevorzugte Formation sein, könnten Murkin und Ouwejan gemeinsam in der Startelf stehen – Ouwejan erneut als Mann für die linke Außenbahn, Murkin als Bestandteil der Dreierkette in der Abwehr. Gegen Wehen Wiesbaden gehörte dieser Platz Timo Baumgartl.

Nicht fest vergeben ist auch die Außenbahnposition auf der rechten Seite. Gegen Wehen Wiesbaden hatte Cedric Brunner den Part übernommen (kicker-Note 4), möglicherweise drängt sich im Verlauf der Vorbereitungswoche nun aber Brandon Soppy auf.

Der eigentlich als “Soforthilfe” angedachte und nur bis Saisonende ausgeliehene Winterzugang stieg am Montag ins Mannschaftstraining ein, nachdem er in den Tagen zuvor seine Fitnessdefizite individuell aufarbeiten musste. Diese waren den Schalkern erst nach der Verpflichtung des seit Mittwoch 22-Jährigen aufgefallen.

Toni Lieto