Hinten löchrig, vorne harmlos: Lübeck steigt in die Regionalliga ab

Hinten löchrig, vorne harmlos: Lübeck steigt in die Regionalliga ab

Nach nur einem Jahr in der 3. Liga geht der VfB Lübeck umgehend den Weg zurück in die Viertklassigkeit. Der Abstieg der Hansestädter hatte sich lange angedeutet – und hat vielerlei Ursachen.

Für Sören Reddemann und den VfB Lübeck geht es zurück in die Regionalliga.

Für Sören Reddemann und den VfB Lübeck geht es zurück in die Regionalliga.

IMAGO/Claus Bergmann

Nur durch einen Sieg in Bielefeld hätte der VfB Lübeck vorerst das abwenden können, was sich im Grunde seit Saisonbeginn abgezeichnet hatte: Die unmittelbare Rückkehr in die Regionalliga. Lediglich fünf Siege gelangen dem Aufsteiger an bislang 35 Spieltagen der laufenden Saison, nach einem ordentlichen Start und sieben Punkten aus den ersten vier Spielen fand sich der VfB früh im Tabellenkeller der 3. Liga wieder. Seit dem 0:4 in Verl Ende Oktober standen die Lübecker ununterbrochen auf einem Abstiegsrang – und können diesen nach dem 0:0 in Bielefeld nicht mehr verlassen.

Instabil, harmlos – und ohne wirkliche Verstärkungen

Als Meister der Nord-Staffel war der VfB im vergangenen Sommer aufgestiegen, hatte sich zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte, in der sich auch Zweitliga-Perioden in den Jahren 1995 bis 1997 und 2002 bis 2004 wiederfinden, für die 3. Liga qualifiziert. Anders als beim ersten Mal, in der Saison 2020/21, wollten die Marzipanstädter den direkten Wiederabstieg diesmal verhindern. Mit einer stabilen Defensive um den in allen drei deutschen Profiligen erfahrenen Vize-Kapitän Mirko Boland sollte dies gelingen, doch die Realität holte den VfB schnell ein: die wenigsten Tore und die zweitmeisten Gegentreffer stehen kurz vor Saisonende zu Buche.

Hoffnung hatte man bei den klammen Lübeckern auch in die Sommer-Transferphase gelegt, doch kaum ein Neuzugang konnte seine Erwartungen erfüllen. Die drei Stürmer Jan-Marc Schneider, Pascal Breier und Rückkehrer Cyrill Akono erzielten zusammen keine zehn Tore, während Aufstiegsgarant Felix Drinkuth einen Großteil der Saison aufgrund eines Meniskusrisses sowie eines Knorpelschadens verpasste. Auch der aufgrund seiner Erfahrung verpflichtete Hanno Behrens absolvierte verletzungsbedingt keine einzige Partie, das aus Aue gekommene Duo aus Torwart Philipp Klewin und Mittelfeld-Routinier Ulrich Taffertshofer konnte die Defensive nicht nachhaltig stabilisieren – um nur ein paar der Hoffnungsträger zu nennen.

Harms’ Personalentscheidungen verpuffen

Für den jungen Aufstiegstrainer Lukas Pfeiffer, dem man trotz fehlender Lizenz für die 3. Liga das Vertrauen ausgesprochen hatte, war nach 18 Spielen und lediglich 14 Punkten Anfang Dezember Schluss. Unter seinen Nachfolgern Bastian Reinhardt, Florian Schnorrenberg oder Jens Martens sollte allerdings ebenfalls keine Besserung eintreten. “Die Qualität reicht einfach nicht”, musste Letzterer nach einer weiteren desaströsen Vorstellung beim 0:5 gegen Borussia Dortmund II am vergangenen Wochenende konstatieren.

Zwar hatte der VfB auch mit fehlendem Spielglück und unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen zu kämpfen, doch allein auf Pech ist der Abstieg nicht zurückzuführen. Vielmehr rückt Sebastian Harms in den Fokus, der als Sportvorstand in Lübeck sowohl für die fehlgeschlagene Kaderplanung als auch die Entscheidungen auf der Trainerbank verantwortlich zeichnet. Sein Vertrag in Lübeck läuft bis 2025, er plant trotz der in dieser Saison aufgezeigten Defizite den Neuaufbau in der Regionalliga.

Nun stellen sich Grundsatzfragen

Etat, Trainer, Zielsetzung – einige Grundsatzfragen sind nun vor dem Neuanfang in der Viertklassigkeit zu klären. Zudem wird Harms reflektieren und die richtigen Schlüsse ziehen müssen aus dieser verkorksten Spielzeit. Andernfalls mutiert der VfB maximal zu einer Fahrstuhlmannschaft. Dabei hatten sich die Lübecker in dieser Saison bereits in der 3. Liga etablieren wollen. Die gezeigten Leistungen zeigen eindrucksvoll, wie weit der VfB Lübeck aktuell davon entfernt ist.