Tuchel erklärt Kane-Auswechslung und hadert mit Verletzungen

Nach dem Aus des FC Bayern zeigte sich Thomas Tuchel nach der Partie durchaus emotional und haderte nicht zuletzt mit den Verletzungsproblemen, dies sich durch die ganze Saison gezogen hatten – und auch das Halbfinal-Rückspiel in Madrid mit beeinflussten.

Gedankenverloren: Bayern-Trainer Thomas Tuchel beim Spiel in Madrid.

Gedankenverloren: Bayern-Trainer Thomas Tuchel beim Spiel in Madrid.

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“Wir starten in unser wichtigstes Spiel der Saison mit vier offensiven Spielern und die müssen alle raus”, meinte Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz nach der Partie. “Wir sind nur am Reagieren und nie am Agieren mit unseren Wechseln, wir können nie das Spiel verändern, so wir es es wollen. Das ist dann zu viel”, befand der Münchner Coach nach dem späten 1:2 in der spanischen Hauptstadt.

Was der 50 Jährige damit konkret ansprach: “Wir hatten keinen Kingsley Coman, Serge (Gnabry; Anm. d. Red.) kam von einer Verletzung, es waren also keine Flügelstürmer da. Serge musste wieder runter. Leroy Sané spielte mit Schmerzen und ist dauernd in Behandlung. Harry Kane hatte Rückenprobleme und Jamal Musiala war einfach kaputt, nachdem er in den letzten Wochen auch verletzt gewesen war. Das war ein bisschen zu viel”, so Tuchel.

Im Moment des Ausgleichs in Unterzahl

Gleich auf zwei Weisen hätte sich dieser personelle Engpass für ihn und seinen Trainerstab negativ ausgewirkt. “Zum einen will man ja auch einen richtigen Wettbewerb auf jeder Position haben und jeden Spieler für 90 Minuten verfügbar.” Zum anderen “willst du natürlich Wechsel vornehmen können, die etwas bewirken und nicht einfach nur auf Verletzungen reagieren”, bekräftigte Tuchel nochmals. Letzteres sei aber eben in Madrid der Fall gewesen.

Doch damit noch nicht genug der verletzungsbedingten Malaisen, wie Tuchel anmerkte: “Hinzu kommt dann auch noch, dass Aleks Pavlovic im Moment des Ausgleichs Krämpfe hatte. Dann ist er zwei Minuten draußen und in dem Moment, in dem wir in Unterzahl sind, fällt das Tor.”

Tuchel: “Ich bin einfach sauer”

Nachgefragt bezüglich seiner persönlichen Gefühlslage erklärte Tuchel: “Ich bin einfach sauer. Wir haben alles da draußen gelassen, wir haben gesagt, es geht gegen die Nummer eins, und du willst natürlich immer das perfekt Spiel machen. Aber wir wussten, dass wir hier auf dem Platz vielleicht nicht das perfekte Spiel machen werden. Aber du musst einfach nur mitspielen und das haben wir gemacht. Wir hatten so viele Kontermöglichkeit, natürlich gibt es Luft nach oben. Es war ein richtiger Fight, wir haben einen Punch gesetzt und waren fast über die Ziellinie”,

War es vielleicht sogar Tuchels bitterste Niederlage? “Ich hatte auch schon Finalniederlagen, das macht nie Spaß. Aber unter dem Strich können wir, glaube ich, sagen, dass wir alles gegeben haben. Wir waren fast da und verstehen gerade nicht so ganz, warum es nicht gelangt hat.”

Dreesen zitiert aus dem Team-Chat – und gibt neues Ziel aus

Bei seiner Bankettrede in Madrid hält sich Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen nur kurz mit Kritik am Schiedsrichter auf, hebt stattdessen zwei Spieler hervor – und greift ein Thomas-Müller-Zitat von 2012 auf.

Musste in der Nacht auf Donnerstag in Madrid über eine

Musste in der Nacht auf Donnerstag in Madrid über eine “sehr schmerzliche Niederlage” sprechen: Jan-Christian Dreesen.

IMAGO/Ulrich Wagner

Beim Viertelfinale gegen Arsenal hatten sich die Bayern bewusst im Londoner Hotel The Landmark einquartiert, in dem 2013 nach dem Champions-League-Triumph die Party gestiegen war. Diesen “Geist” wolle man “wieder aufleben lassen”, hatte Jan-Christian Dreesen nach dem Hinspiel im Emirates Stadium Anfang April in seiner Bankettrede gesagt.

Seit Mittwochabend steht fest, dass die Münchner zum diesjährigen Finale nicht noch einmal zurückkehren werden. Stattdessen musste Dreesen in Madrid nach dem Halbfinal-Aus (1:2) seine bisher “schwierigste” Rede halten. “Unser Traum war, eine bisher außergewöhnlich gute Champions-League-Saison mit einem Finale – einem deutschen Finale – in Wembley zu krönen. Das ist uns heute leider nicht gelungen”, sagte der Vorstandschef und sprach von einer “sehr schmerzlichen Niederlage”.

Anders als Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge vor sieben Jahren an gleicher Stelle hielt sich Dreesen nur kurz mit Kritik an Schiedsrichter Szymon Marciniak auf, der den Bayern kurz vor Schluss mit einem verfrühten Pfiff die Chance aufs 2:2 und damit die Verlängerung genommen hatte. “Wir wollen heute kein schlechter Verlierer sein, trotzdem fühlt sich diese Entscheidung schlichtweg falsch an und deswegen ist das heute umso bitterer”, sagte Dreesen bloß und gratulierte Real ebenso wie dem BVB zum Einzug ins Finale.

Mit Manuel Neuer, der die Bayern vor seinem tragischen Patzer “85 Minuten mit unfassbaren Paraden im Spiel gehalten” habe, und Joker Alphonso Davies, der mit dem schwächeren rechten Fuß die zwischenzeitliche Führung erzielt hatte (“Das haben wir auch selten”), hob Dreesen lieber zwei Spieler hervor – und kam dann auf Thomas Müller zu sprechen.

Dreesen beschwört den “Mia-san-mia-Reflex”

Das FCB-Urgestein habe 2012 “einen Tag nach dieser bösen Niederlage im ‘Finale dahoam’ in den Mannschaftschat geschrieben: ‘Kopf hoch, Jungs, was gestern passiert ist, tut extrem weh, aber nächstes Jahr schlagen wir zurück'”, verriet Dreesen. “Das ist das, was ich heute Ihnen auch sagen möchte.”

Der Bayern-Boss nannte es den “Mia-san-mia-Reflex”: “Wir sind auch in der Vergangenheit schon durch solche Talsohlen und tiefe Gräben gegangen, und das ist das, was die FC-Bayern-Familie auszeichnet: dass wir nach bitteren Niederlagen wie heute stärker als zuvor zurückkommen.” Und so nahm Dreesen bereits das übernächste Champions-League-Finale ins Visier, das 2025 in München stattfindet: “Das ist jetzt unser großes Ziel.”

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2:12Manuel Neuer wurde gegen Real Madrid zum tragischen Helden für den FC Bayern. Erst rettete der Nationaltorwart seine Mannschaft mit Weltklasse-Paraden, dann patzte er schwer und holte Real zurück ins Spiel. Entsprechend groß war die Enttäuschung

Das Problem ist die Art und Weise

Die Saison ist für den FC Bayern mehr oder weniger gelaufen, die erste titellose Spielzeit seit 2011/12 besiegelt. Der Ärger über das Ausscheiden bei Real Madrid ist allerdings verständlich. Ein Kommentar von kicker-Reporter Georg Holzner.

Diskussion: Szymon Marciniak im Gespräch mit Manuel Neuer (re.).

Diskussion: Szymon Marciniak im Gespräch mit Manuel Neuer (re.).

Der FC Bayern hat gegen Real Madrid in 180 Minuten plus Nachspielzeit sicherlich nicht seine beste Leistung gezeigt. Hätten die Münchner im Hinspiel eher einen Sieg verdient gehabt, ging die 1:2-Niederlage im Estadio Santiago Bernabeu – aus rein sportlicher Sicht – in Ordnung.

Zwar hatte auch der deutsche Rekordmeister seine Chancen, aber vor allem einen überragenden Manuel Neuer, der bis zu seinem Patzer vor dem Ausgleich durch Joselu seine Mannschaft mehrmals mit herausragenden Paraden im Spiel gehalten hatte.

Das Versagen des Schiedsrichtergespanns

Das große Problem ist die Art und Weise der Niederlage – und wie sie am Ende besiegelt wurde. Eine derart knappe und knifflige Abseitssituation nicht laufen zu lassen, ist nicht nur falsch, sondern ein krasses und völlig unverständliches Versagen des Schiedsrichtergespanns. Gerade deshalb unverständlich, weil der Referee zuvor mit einer sehr guten Spielleitung überzeugt hatte. Nur eben nicht mehr in der Nachspielzeit.

Ob es Abseits war oder nicht, spielt vorerst keine Rolle. Es geht darum, dass die Szene nicht hätte abgepfiffen werden dürfen. Wäre es letztlich Abseits gewesen, wäre die Niederlage für die Bayern zu akzeptieren, müsste man sich an die eigene Nase fassen. Wäre es kein Abseits gewesen und tatsächlich das 2:2 daraus entstanden, hätten die mit vielen Verletzten geschwächten Münchner ohnehin erstmal die Verlängerung überstehen müssen.

Aber auch auf diesem Weg zu verlieren, wäre akzeptabel gewesen, dann war Real eben besser. Aber diese Art und Weise und der kapitale Schiedsrichter-Fehler sind auf diesem Niveau, in einem Champions-League-Halbfinale, absolut inakzeptabel.

Umfrage: Wer gewinnt das Finale der Champions League?

Das Finale der Champions League 2024 steht fest, Borussia Dortmund trifft auf Real Madrid. Wer setzt sich durch? Wir wollen es wissen.

Jude Bellingham trifft im Finale auf seine ehemaligen Kollegen um Marco Reus.

Jude Bellingham trifft im Finale auf seine ehemaligen Kollegen um Marco Reus.

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Zwischenzeitlich sah es nach einer Neuauflage des Champions-League-Finals von 2013 aus. Borussia Dortmund hatte die eigenen Hausaufgaben bereits erledigt und Paris St. Germain aus dem Wettbewerb gekegelt. Einen Tag später verpasste es der FC Bayern aber, eine zwischenzeitliche Führung bei Real Madrid ins Ziel zu bringen.

Die Königlichen drehten die Partie dank eines Doppelpacks von Joselu und haben nun die Möglichkeit, am 1. Juni im Wembley den 15. CL-Titel einzuheimsen. Borussia Dortmund geht freilich als Außenseiter ins Finale, wird aber sicherlich – wie schon gegen Paris – den Madrilenen einen leidenschaftlichen Kampf liefern.

Nun sind Sie gefragt: Wer setzt sich Ihrer Meinung nach im Finale der Champions League durch?

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Ancelotti entgegnet Bayerns Schiri-Kritik: “Kimmich wirft sich auch hin”

Real Madrid träumt vom 15. Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte. Carlo Ancelotti erlebt bereits sein sechstes Finale als Trainer – und wusste am Mittwochabend auch eine Antwort auf die Schiedsrichter-Kritik der Bayern.

Voller Fokus am Mittwochabend: Real-Coach Carlo Ancelotti (li.) und Bayern-Verteidiger Joshua Kimmich.

Voller Fokus am Mittwochabend: Real-Coach Carlo Ancelotti (li.) und Bayern-Verteidiger Joshua Kimmich.

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Es war die Szene, über die hinterher alle sprachen. Weil Referee Szymon Marciniak den Bayern tief in der Nachspielzeit das vermeintliche Ausgleichstor weggepfiffen hatte, echauffierte sich nicht nur Trainer Thomas Tuchel.

Mit italienischer Gelassenheit schätzte Real-Coach Carlo Ancelotti die Szene ein. “Der Schiedsrichter pfeift und wir hören auf zu spielen”, erklärte der 64-Jährige und schob hinterher: “Vielleicht war es kein Abseits.” In gewisser Weise sah “Carletto” aber so etwas wie “ausgleichende Gerechtigkeit”. Denn: “Die Bayern beschweren sich über dieses nicht gegebene Tor und wir uns über das andere, das nicht anerkannt wurde – weil Kimmich sich auch hinwirft.”

In der 71. Minute hatte Real erstmals vermeintlich ausgeglichen. Weil aber Kapitän Nacho Gegenspieler Joshua Kimmich mit beiden Händen ins Gesicht gegriffen hatte, wurde die Szene vollkommen zu Recht abgepfiffen. Ein schräger Vergleich Ancelottis.

Perez und seine “Matrosen”

Dem Erfolgscoach, der als einziger Trainer in der Geschichte des Wettbewerbs bereits sein sechstes Finale an der Seitenlinie erleben wird, war ohnehin viel mehr danach, seiner Mannschaft zu huldigen. “Es ist wieder etwas Unerklärliches passiert, es ist etwas Magisches”, sagte Ancelotti. “Die Fans waren unglaublich, das Stadion hat geholfen und die Spieler haben nicht aufgehört zu glauben.”

Real spiele eine Saison, “die niemand erwartet hat, nicht einmal ich”. Als “Vater” des Erfolgs sieht sich Ancelotti indes nicht. “Es gibt hier einen Kapitän, Florentino Perez, und alle anderen sind Matrosen”, huldigte der ehemalige Bayern-Coach dem Real-Präsidenten und fügte an: “Er hat es geschafft, diese großartige Generation von Spielern zu vereinen.”

Ein Extralob hatte sich obendrein Vinicius Junior verdient, der den Patzer von Manuel Neuer provoziert hatte und von der UEFA verdientermaßen als “Spieler des Spiels” ausgezeichnet wurde: “Was er in diesen beiden Halbfinal-Spielen geleistet hat, ist etwas, das wir nicht oft zu sehen bekommen – etwas, das nicht vielen Spielern möglich ist.”

Mit seinen unnachahmlichen Dribblings hatte der Brasiliener in der Tat die Münchner Hintermannschaft immer wieder vor größte Probleme gestellt. Seine beiden Hinspiel-Treffer legten letztlich den Grundstein für den erneuten Einzug ins Champions-League-Finale.

“Der Stachel sitzt”: Müller und “die absolut wilde letzte Aktion”

Mit wutentbranntem Gesichtsausdruck hatte Thomas Müller kurz vor Spielschluss an den 2009er Michael Ballack erinnert. Kurz nach dem Ausscheiden ordnete der Routinier seine Gefühle und hakte alle relevanten Themen ab.

Absolutes Bayern-Unverständnis: Matthijs de Ligt (li.) und Thomas Müller (re.) reden in Madrid intensiv auf Schiedsrichter Szymon Marciniak ein.

Absolutes Bayern-Unverständnis: Matthijs de Ligt (li.) und Thomas Müller (re.) reden in Madrid intensiv auf Schiedsrichter Szymon Marciniak ein.

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Der FC Bayern München hat die Neuauflage des Champions-League-Finals aus dem Jahre 2013 gegen Dortmund verpasst. Während der BVB mit zwei knappen 1:0-Erfolgen Paris Saint-Germain ausgeschaltet hatte, war der deutsche Rekordmeister trotz eigener 1:0-Führung bis in die Schlussphase doch noch im Rückspiel des Halbfinals von Real Madrid besiegt worden.

Dass das Ticket fürs Wembley Stadium schon zum Greifen nah gewesen sein soll, erkannte Thomas Müller jedoch nicht – auch weil er neben zahlreicher Real-Möglichkeiten im Spielverlauf auch die weit über zehnminütige Nachspielzeit mit bedachte.

“Mit einem Bein in Wembley ist ein bisschen viel gesagt. Im letzten Moment vor dem 1:1, als wir noch geführt haben, war am Ende immer noch fast eine Viertelstunde zu spielen. Da müssen wir schon ehrlich sein”, so der in der 85. Minute gebrachte Angreifer. “Aber klar: Wenn du 1:0 führst, hast du ein gutes Gefühl. Und klar haben wir auch was zugelassen, aber Manu (Neuer; Anm. d. Red.) war da, die Verteidiger haben Schüsse geblockt. Wir waren gut im Verteidigungsblock, auch wenn wir für meinen Geschmack mehr hätten weghalten können.”

Müller à la Ballack

Zu den Fehlern im eigenen Spiel des FC Bayern oder zum Patzer von Neuer, der Joselu das 1:1 förmlich serviert hatte, sagte Müller nur: “Wir können alles analysieren – wir können uns auch auf die letzte Aktion vom Schiedsrichter stürzen, die absolut wild war.”

Am Ende des Tages hatten aber in der Tat, wenn man es knapp halten möchte, zwei unglückliche Fehler das Spiel entschieden – der nicht sauber und direkt vor die Füße von 1:1-Torschütze Joselu parierte Ball von Neuer sowie der Pfiff von UEFA-Referee Szymon Marciniak.

Der 43-jährige hocherfahrene Pole hatte in ein hohes Zuspiel von Joshua Kimmich reingepfiffen, so den VAR-Check sowie zugleich das mögliche 2:2 von Matthijs de Ligt verhindert. Und natürlich Wut auf sich gezogen, etwa von Thomas Tuchel (“Ein absolutes Desaster”) oder eben auch Müller. Der Weltmeister von 2014 war in bester Michael-Ballack-Manier aus dem Jahre 2009 (Skandalspiel von Schiedsrichter Tom Henning Övrebö) mit hochroter Miene auf Marciniak zugerannt und hatte lautstark seine Entrüstung kundgetan. Eine Sprungeinlage voller Frust samt Abwinken mit dem rechten Arm hatte der langjährige Bayern-Profi außerdem noch eingestreut.

“Grundsätzlich ist Fußball ein Zufallssport”

Mit etwas Abstand zum Ausscheiden aus dem Champions-League-Halbfinale gab sich Müller aber gefasst und teilte mit: “Fehler entscheiden meistens Fußballspiele. Grundsätzlich ist Fußball ein Zufallssport, bei einer Ecke etwa kommt der Ball in einen Pulk von 20 Mann rein – und dann geht der Kampf los. Du kannst nicht alles kontrollieren.”

Trotzdem sei aus seiner Sicht die letzte Aktion, also der unnötige Pfiff von Marciniak, “schon unglaublich. Es gibt gar keinen Grund, so schnell, so früh in so einer Situation zu pfeifen. Ich glaube, das weiß er selbst, dass es am Ende ein Fehler war und man die Entscheidung da nicht zu früh treffen darf. Klar … die Madrilenen würden sagen, sie haben aufgehört zu spielen, aber das ist eine Millisekunde. Ich glaube nicht, dass sich was verändert hätte – und am Ende des Tages steht es dann 2:2 und wir spielen Verlängerung.”

Doch der inzwischen ruhige Müller sagte im selben Atemzug auch: “Man kann sich richtig reinsteigern, man kann aber auch versuchen, das irgendwie nüchtern zu sehen.” Aber – und so lautete das Schlussfazit des 34-jährigen Routiniers: “Die Enttäuschung ist da, der Stachel sitzt. Wir haben sehr viel auf dem Platz gelassen, sehr viel investiert. Es ist echt schon hart.”

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“Nicht der Moment für zwei krasse Regelverstöße und danach Entschuldigungen”

Tuchels Ärger über Schiedsrichter Marciniak 09.05.2024

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0:58Ein überhasteter Pfiff von Schiedsrichter Szymon Marciniak war am Ende womöglich spielentscheidend beim CL-Aus der Bayern in Madrid. FCB-Trainer Thomas Tuchel nimmt die Entschuldigung des polnischen Referee zwar an, regt sich jedoch trotzdem darüber auf.

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In einem packenden Halbfinale gegen Real Madrid zog der FC Bayern München am Ende den Kürzeren. Damit steht auch fest: Der Rekordmeister bleibt erstmals seit der Saison 2011/12 wieder ohne einen einzigen Titel.

Er konnte es nicht fassen: Harry Kane scheiterte mit Bayern an Real Madrid.

Er konnte es nicht fassen: Harry Kane scheiterte mit Bayern an Real Madrid.

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Einer muss sich am späten Mittwochabend wie im falschen Film gefühlt haben. Als Harry Kane in der 84. Minute den Rasen des legendären Estadio Santiago Bernabeu verließ, lagen die Bayern auf Finalkurs. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft durfte sich berechtigte Hoffnungen auf den allerersten Titel seiner Karriere machen. Ein Traumtor von Alphonso Davies hatte die Weichen gestellt.

Binnen drei Minuten drehte Joselu allerdings die Partie und entriss den Münchnern – also auch Kane – das erhoffte Champions-League-Finale gegen den BVB am 1. Juni im Londoner Wembley. Geschichte hätte sich wiederholen können. Stattdessen wiederholte sich nur Geschichte für Kane.

Der Stürmer, der 213 Tore in 320 Premier-League-Spielen sowie 36 Treffer in seinen ersten 32 Bundesliga-Partien vorweisen kann, wählte die Bayern bei seinem ersten Wechsel ins Ausland auch wegen ihrer “Gewinner-Kultur”. Auf einen Titel aber muss Kane weiter warten.

Unglücklicher Zeitpunkt des Wechsels

Der Zeitpunkt des Wechsels darf diesbezüglich sicherlich als unglücklich bezeichnet werden: Die Bayern hatten letztmals in der Saison 2011/12 keinen einzigen Titel holen können. In der Bundesliga waren die Münchner satte acht Punkte hinter Borussia Dortmund gelandet, im DFB-Pokal gegen den BVB mit 2:5 untergegangen.

In der Champions League erlebten die Bayern damals ein echtes “Desaster” – das “Finale dahoam” in der Münchner Allianz-Arena ging dramatisch gegen Chelsea im Elfmeterschießen verloren.

Es war allerdings gleichzeitig der Ausgangspunkt fürs Triple in der Saison darauf. Als die Bayern im Endspiel der Königsklasse auch Dortmund das Nachsehen gaben. Auf eine ähnliche Entwicklung wird nun vor allem Kane hoffen.

“Ein minimaler Maulwurf”: Neuer erklärt seinen bitteren Fehler

Der FC Bayern München scheidet bei Real Madrid aus der Champions League aus. Auch, weil Manuel Neuer ein folgenschwerer Fehler unterlief.

Joselu musste nach Manuel Neuers Fehler aus kurzer Distanz nur noch abstauben.

Joselu musste nach Manuel Neuers Fehler aus kurzer Distanz nur noch abstauben.

UEFA via Getty Images

Die Neuauflage des Champions-League-Finals von 2013 lag in der Luft, nach Borussia Dortmunds Triumph über Paris St. Germain fehlte nur noch der FC Bayern, der zwischenzeitlich mit einem Bein bereits Endspiel stand. “Wir haben uns fast schon ein bisschen im Finale gesehen”, gestand Manuel Neuer am DAZN-Mikrofon. Alphonso Davies hatte die Münchner per Traumtor in Minute 68 in Führung gebracht, die Königlichen mussten also reagieren.

das champions-league-halbfinale

Bereits im ersten Durchgang lief die Offensive Reals heiß, allen voran Vinicius Junior strahlte extreme Torgefahr aus. Der Brasilianer fand jedoch immer wieder seinen Meister in Neuer, der lange Zeit stark aufgelegt war. Vordermann Matthijs de Ligt hatte in Halbzeit eins eine “Weltklasseparade” gegen Vinicius Junior gesehen, ein paar weitere ließ der deutsche Nationalkeeper nach der Pause folgen. Insgesamt fünf waren es am Mittwochabend im Estadio Santiago Bernabeu.

“Ich habe den Ball anders erwartet”

Zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit unterlief Neuer jedoch ein folgenschwerer Fehler. Vinicius Junior hatte nahe des linken Strafraumecks mal wieder abgezogen, der stramme, aber unplatzierte Schuss sprang vor Neuer nochmal auf. Bayerns Keeper ließ den eigentlich harmlosen Ball nach vorne prallen, Reals Jokers Joselu stand perfekt und staubte aus kurzer Distanz zum Ausgleich ab.

“Ich muss sagen, dass ich den Ball anders erwartet habe, ein bisschen mehr in Richtung Brustkorb. Da war ein minimaler Maulwurf im Platz. Und dann hat Joselu sehr schnell reagiert. Das ist nichts, was ein Torwart, der so lange schon dabei ist, nicht schon erlebt hätte. Aber so ist es brutal”, sprach Neuer über jene Szene, die eine bittere Schlussphase aus Münchner Sicht einläutete.

Real nahm den Schwung nach dem Ausgleich mit, nur drei Minuten später war Neuer ein zweites Mal geschlagen. Diesmal war der 38-Jährige aber machtlos, erneut traf Joselu nach Vorarbeit von Antonio Rüdiger. Das 2:1 war gleichzeitig der Endstand, das Aus in der Champions League für den FCB somit besiegelt. “Dass man hier ausscheidet, ist extrem bitter. Da fehlen einem echt die Worte”, ärgerte sich Neuer, der trotz starker Leistung mit seinem Patzer die Niederlage einleitete.

Trainer Thomas Tuchel sprach bei Neuers Aktion von einem “Fehler, den er in 100 Jahren nicht macht”. Passiert ist dieser dennoch, was letztlich auch Bayern die erste titellose Saison seit 2011/12 bescherte.