Groß: “Mir wurde teilweise meine Bundesliga-Tauglichkeit abgesprochen”

Erst spät, als 30-Jähriger, kam er zu seinem Bundesliga-Debüt, wurde Werder-Profi – und auch Kapitän: Mit dem kicker bilanziert Christian Groß seine “Geschichte, die nicht allzu häufig vorkommt”.

“Dass ich mal Werder als Kapitän in der Bundesliga aufs Feld führen durfte: Diese Dinge lösen bei mir Gänsehaut aus”, sagt Christian Groß im kicker-Interview.

IMAGO/Noah Wedel

“Knapp über 80”, so weit ist Christian Groß selbst im Bilde über die Anzahl seiner Bundesliga-Einsätze, denn diese Marke hatte er sich vor der aktuellen Saison ja auch vorgenommen. “Jetzt habe ich sie geknackt”, sagt der Mann, der bislang genau genommen 81 Mal für den SV Werder Bremen in der höchsten deutschen Spielklasse aufgelaufen ist: “Und ich glaube, dass ich sehr stolz darauf sein kann.”

Zwei Einsätze können ja noch dazukommen, ehe dann eine Fußballer-Karriere zu Ende gehen wird, die nicht nur angesichts folgender Aussagen des 35-Jährigen außergewöhnlich ist im deutschen Profi-Fußball: “Ich denke, ich habe jedes Fußballstadion deutschlandweit von innen gesehen – bis zur vierten Liga.” Groß erzählt das mit einem Lachen – und erwähnt bereits zuvor in dem Gespräch, dass er sich bei den vergangenen Auswärtsspielen “schon von den ganzen Bundesliga-Stadien verabschiedet” habe. Am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) also letztmals auch in Leipzig – wo sich gewissermaßen ein Kreis schließt.

Wie im September 2019 alles begann

Gegen RB ist Groß mit den Amateuren des Hamburger SV bereits angetreten, als der aufstrebende Klub in der Saison 2010/11 noch in der Regionalliga Nord spielte. Es folgten Stationen in Babelsberg, in Lotte und Osnabrück – die 3. Liga bedeutete für den Mittelfeldspieler jedenfalls lange Zeit das höchste der sportlichen Gefühle. Auch als er 2018 nach Bremen wechselte, war er dort eigentlich für die zweite Mannschaft vorgesehen, lief in jener Saison 30 Mal ausschließlich in der Regionalliga Nord auf.

Podcast

Drama von Madrid: Bayern dieses Jahr nur “Deutschlands Nummer drei”?


15:41 Minuten

alle Folgen

Doch dann, im September 2019, stimmte bei Werder plötzlich das “Timing”, wie er mit Blick auf sein Bundesliga-Debüt ausführt: “Die Situation hat es damals zugelassen, dass ich mich zeigen durfte. Florian Kohfeldt hat mir die Tür aufgemacht – und ich bin mit Leistung durchgegangen.” Zunächst sei es “ja wirklich so gewesen, dass man zunächst nur einmal in den Kader gerutscht ist – doch dann hat sich das peu a peu entwickelt“, so Groß.

Groß: “Diese Dinge lösen bei mir Gänsehaut aus”

Über den Verlauf der fast fünf Jahre als Werder-Profi sagt er heute: “Ich glaube schon, dass meine Geschichte nicht allzu häufig vorkommt. Andere Karrieren verlaufen oftmals eher rückläufig: von der 1. Liga in die 2. Liga, die 3. Liga, die 4. Liga.” Gerade im höheren Fußball-Alter. Bei Groß war es andersherum.

Mehrfach verweist er jedoch explizit auf die “Arbeit, die dahintersteckt”, um einen solch späten Karriereschub zu erfahren. “Man kriegt rein gar nichts geschenkt, kein Spiel, schon gar keine Führungsrolle. Dass ich Teil des Mannschaftsrats war, dass ich mal Werder Bremen als Kapitän in der Bundesliga aufs Feld führen durfte – diese Dinge lösen bei mir Gänsehaut aus”, erklärt Groß.

Fan-Lieblinge? “So ist das nun mal einfach”

Zumal seine Zeit als Profi ja stets von kritischen Stimmen begleitet wurde. “Viele haben mir meinen Weg aufgrund meines vorherigen Werdegangs in der 3. Liga und der Regionalliga ja nicht zugetraut”, berichtet er: “Selbst nach 50 Spielen wurde mir meine Bundesliga-Tauglichkeit teilweise noch abgesprochen.”

War das ein zusätzlicher Ansporn für Groß? “Ich habe im Profifußball gelernt, dass es Spielertypen gibt, die besser bei den Fans ankommen, die zu Lieblingen werden – andere werden kritischer gesehen. So ist das nun mal einfach.” Wenn man auf so viele Einsätze zurückblicken könne, komme das “sicher nicht von ungefähr”, zumal “unter unterschiedlichen Trainern – das hat mir eigentlich am meisten bedeutet”, so der nun scheidende Bremer.

Groß lehnt Anschlussvertrag bei Werder ab

Nach einer längeren Auszeit, die Groß mit seiner Familie zum Reisen nutzen wird (“Australien, Neuseeland, Hawaii – wir werden viel sehen”), kehrt er danach jedenfalls erst einmal nicht an den Osterdeich zurück. Der 35-Jährige hat sich gegen das Angebot eines Anschlussvertrags im Verein entschieden.

“Ich bin für Werder für alles sehr dankbar, was ich hier erleben durfte, aber ich habe mich für eine andere Möglichkeit entschieden. Weil ich für mich nochmal die Chance sehe, etwas Neues zu sehen – was ich auch als Persönlichkeit jetzt mal brauche, um rauszukommen”, erläutert Groß, für den es ab September dann “bei einem anderen Klub in einer anderen Funktion weitergehen” werde.

Im kicker-Interview der Freitagsausgabe (schon am Donnerstagabend digital abrufbar als eMagazine) spricht Christian Groß zudem über lehrreiche Reha-Maßnahmen mit Bob-Fahrern, Pflegetermine vor jedem Training, ein gerahmtes Lewandowski-Bild in seinem Hausflur – und einen möglichen “goldenen Abschluss”.

Tim Lüddecke

“Nicht-Träumer” Werner will Stages Rolle noch nicht verraten

Trotz sehr wechselhafter Saison könnte Werder Bremen noch in den Europapokal einziehen. Trainer Ole Werner gibt sich unaufgeregt und sprach nun über Justin Njinmah sowie Jens Stage. Auch Niclas Füllkrug war ein Thema.

Gegen Gladbach war Jens Stage nur Einwechselspieler - und gegen Leipzig?

Gegen Gladbach war Jens Stage nur Einwechselspieler – und gegen Leipzig?

IMAGO/Nico Herbertz

“Ich bin kein Typ, der träumt”, sagte Ole Werner auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. “Aber jemand, der seiner Mannschaft viel zutraut.” Man spiele nun nicht mehr “gegen” etwas (nämlich den Abstieg), “sondern für etwas”.

Dank der schwächelnden Konkurrenz ist für Werder Bremen und dessen Cheftrainer trotz gerade einmal 38 Punkten aus 32 Spielen noch die Teilnahme am Europapokal drin. Dafür müssen die Grün-Weißen am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Leipzig gewinnen. “Wir dürfen nicht zu viele leichte Ballverluste im Aufbau haben und müssen dann da sein, wenn eine Tür aufgeht”, erklärte Werner.

Justin Njinmah fehlt bei dieser Aufgabe abermals. Es sei sogar “sehr, sehr unwahrscheinlich”, dass der Stürmer am letzten Spieltag gegen Bochum zurückkehren könne. “Er hat eine hartnäckige Viruserkrankung, die ihn aus den Socken gehauen hat”, sagte Werner.

“Du willst die Aufstellung wissen, ne?”

Dagegen ist Jens Stage wie üblich Teil des Werder-Aufgebots. Ob der Däne im Gegensatz zur Partie gegen Mönchengladbach wieder von Beginn auflaufen darf, ließ der Trainer offen: “Jens spielt in unseren Startelf-Überlegungen immer eine Rolle.” Und ließ einen Reporter lächelnd und gekonnt abblitzen: “Du willst die Aufstellung wissen, ne?”

Diese werde er aber noch nicht verraten: “Wir haben viele Alternativen für das Zentrum. Wir sind froh, dass wir wieder alle beisammen haben und dort die Qual der Wahl haben.”

Coulibaly kommt vom HSV

Eine weitere Option könnte mittelfristig Karim Coulibaly darstellen. Der 16-Jährige wechselt im Sommer aus dem Nachwuchs des Hamburger SV zu den Bremern. “Er ist ein talentierter Junge”, sagte Werner. “Wir sind sehr froh, dass wir ihn für uns gewinnen konnten.” Man werde sehen, wie die Vorbereitung im Sommer laufe: “Wir wollen ihn Stück für Stück aufbauen. Es kann sein, dass er im Training (der Profis, Anm. d. Red.) trotz seines jungen Alters schon reinschnuppern kann.”

Auch um einen ehemaligen Werderaner ging es am Donnerstag am Rande: Niclas Füllkrug. Dessen Erfolg auf europäischer Ebene sorgt beim Ex-Klub aber nicht für allzu große Verwunderung.

“Die Augen reibe ich mir nicht”, sagte Clemens Fritz, noch der Leiter des Lizenzbereichs und bald Geschäftsführer Sport. “Es ist eine außergewöhnliche Leistung von Fülle und Borussia Dortmund, im Champions-League-Finale zu stehen. Großen Glückwunsch von unserer Seite, darauf hat er immer hingearbeitet.”

“Unvergessliche Momente erlebt”: Europameisterin Wensing beendet ihre Karriere

Seit 2009 war Luisa Wensing kontinuierlich im deutschen Frauen-Fußball unterwegs. Nun beendet die 31-jährige Abwehrspielerin ihre Laufbahn – und nimmt einen großen Titel mit.

Hängt die Fußballschuhe an den Nagel: Luisa Wensing.

Hängt die Fußballschuhe an den Nagel: Luisa Wensing.

IMAGO/Fotografie73

Auf 22 Länderspiele kommt Luisa Wensing, hat sogar ein Tor für Deutschland erzielt – am 22. August 2008 bei einem 5:1 gegen Russland. Ihr Karriere-Highlight erlebte die Abwehrspielerin auch im Dress des DFB, schließlich war sie im Jahr 2013 Teil des Teams von Bundestrainerin Silvia Neid und krönte sich mit ihren Kolleginnen am 28. Juli jenen Jahres durch ein 1:0 über Norwegen zum Europameister.

Wensing absolvierte beim damaligen Turnier in Schweden eine Partie.

“Nun ist es aber an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen”

Darüber hinaus gehörte die gebürtige Gocherin (Regierungsbezirk Düsseldorf) viele Jahre auch zum Inventar der Frauen-Bundesliga – ab 2009 spielte sie schließlich für den FCR 2001 Duisburg (bis 2012), den VfL Wolfsburg (2012 bis 2018), Werder Bremen (2018 bis 2020) und SC Freiburg (seit 2020). In diesem Sommer aber wird im Alter von 31 Jahren Schluss sein.

Nach 170 Spielen im deutschen Oberhaus (neun Tore), 17 Einsätzen in Liga zwei (kein Treffer) und neben ihren 22 Länderspielen auch 35 internationale Auftritte in der Champions League (zwei Tore) will sich Wensing zurückziehen, den Fußball in ihr aber bewahren.

“Ich bin stolz und dankbar für all das, was ich erreichen und erleben durfte. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und mit ihnen unvergessliche Momente erlebt, die ich gerne in Erinnerung behalte”, sagte die Verteidigerin des Freiburger Sport-Clubs, die neben ihrem EM-Triumph auch weitere Titel auf Vereinsebene gewann. Darunter zweimal die Königsklasse, vier Meistertitel und sechs DFB-Pokalsiege. “Der Fußball wird immer ein großer Teil meines Lebens sein”, sagte Wensing. “Nun ist es aber an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen.”

Stalteri über Bremens Meister-Coup: “Hoeneß ist nicht in unsere Köpfe gekommen”

An diesem Mittwoch jährt sich das Bremer Meisterstück im Münchner Olympiastadion zum 20. Mal. Verteidiger Paul Stalteri erinnert sich an den großen Tag und an eine große Werder-Mannschaft.

Zufriedene Meister: Paul Stalteri (li.) und Johan Micoud.

Zufriedene Meister: Paul Stalteri (li.) und Johan Micoud.

imago images

Seit dem 16. Spieltag stand Werder Bremen in der Saison 2003/04 ununterbrochen an der Spitze, der Vorsprung auf Verfolger FC Bayern betrug zwischenzeitlich schon elf Zähler. Vor dem großen Showdown am 32. Spieltag im Olympiastadion waren es aber nur noch sechs Punkte. Mit einem Sieg vor heimischer Kulisse wäre der Rekordmeister wieder voll im Geschäft gewesen, doch die vermeintliche Gesetzesmäßigkeit von den am Ende triumphierenden Bayern wurde außer Kraft gesetzt.

Stattdessen machte Werders 3:1-Erfolg durch Tore von Ivan Klasnic, Johan Micoud und Ailton den 8. Mai 2004 zum Feiertag im grün-weißen Vereinskalender. 90 Minuten mit dabei: Außenverteidiger Paul Stalteri (46), der in der Meistersaison 33 Mal zur Anfangself gehörte. Im kicker-Interview blickt der heutige Co-Trainer der kanadischen Nationalmannschaft und U-17-Coach des FC Toronto zurück.

Wenn Sie heute an den 8. Mai 2004 denken – was ist Ihr Lieblingsmoment, Herr Stalteri?

Bremens Meisterstück

Für mich ganz persönlich: Kurz nach dem Pausenpfiff der Weg in die Kabine. Wir hatten die erste Hälfte komplett dominiert, lagen mit 3:0 in Führung und wussten: Das Spiel ist zwar nicht vorbei, aber jetzt müssten wir schon etwas ganz Verrücktes tun, um die Meisterschaft noch aus der Hand zu geben. Diese absolute Überzeugung von der eigenen Stärke habe ich als richtiges Glücksgefühl empfunden.

Roy Makaays 1:3 elf Minuten nach Wiederbeginn hat daran nichts geändert?

Nein. Wir haben weiter bestimmt, was auf dem Platz passiert ist. Und auch die Bayern haben nicht ausgestrahlt, uns noch schlagen zu können.

Dabei hatte Uli Hoeneß im Vorfeld angekündigt, Bayern werde Werder “niedermachen”. War das für Ihr Team noch zusätzliche Motivation?

Nein, die brauchten wir nicht. Aber es hat uns definitiv auch keine Angst gemacht. Wir haben natürlich alles registriert, was gesprochen wurde, auch diesen Satz von Uli Hoeneß. Doch es hat uns nicht beeindruckt, ist einfach überhaupt nicht in unsere Köpfe gekommen.

Thomas Schaaf hat alles gemacht wie immer nach dem Motto: Ein Spiel wie jedes andere.

Paul Stalteri

Worauf beruhte dieses Selbstverständnis?

Das 6:0 gegen Hamburg eine Woche zuvor hatte uns wieder den vollen Glauben zurückgegeben. Vorher hatten wir in fünf Partien vier Mal unentschieden gespielt. Ich würde nicht sagen, dass wir nervös wurden. Aber Bayern konnte den Rückstand verkürzen, das war nun mal Fakt. Nach Hamburg bestand für uns aber nicht mehr der leiseste Zweifel: Wir waren in dieser Saison wirklich die Besten.

Gab es im Saisonverlauf generell den Schlüsselmoment, in dem die Mannschaft spürte: ‘Der Titel ist realistisch.’?

So etwas passiert ja selten schlagartig, sondern entwickelt sich. So war es auch bei uns, München unsere 23. Liga-Partie in Folge ohne Niederlage. Als Schlüsselspiele würde ich unsere zwei aufeinanderfolgenden Siege in der Nachspielzeit Anfang Februar bezeichnen. Erst das 3:2 im Pokal-Viertelfinale in Fürth, dann das 2:1 in Gladbach. Noch dazu in Unterzahl nach der Roten Karte gegen Mladen Krstajic. So etwas ist kein Zufall, sondern zeigt den Charakter einer Mannschaft – und wirkt sich zusätzlich extrem aufs Selbstverständnis aus. Siehe Bayer Leverkusen in dieser Saison.

Zurück zum 8. Mai. Lief die Spielvorbereitung irgendwie speziell, um der Bedeutung gerecht zu werden?

Nein, gerade nicht. Das hätte auch nicht zu Thomas Schaaf gepasst. Er hat alles gemacht wie immer und uns damit Normalität vermittelt nach dem Motto: Es ist ein Spiel wie jedes andere.

Micoud hat den Rhythmus bestimmt, Baumi die Balance.

Paul Stalteri

Ein Mann großer Worte war Schaaf als Trainer ohnehin nicht, oder?

Das stimmt. Thomas hat gesprochen, wenn es nötig und sinnvoll war. Ansonsten nicht. Er hat niemanden verrückt gemacht und die Dinge einfach gehalten, damit eine gute Balance gefunden in der Kommunikation. Zugleich hatte er eine klare und attraktive Spielphilosophie, ausgerichtet auf schnelles Passspiel nach vorne. Das hat perfekt zu uns gepasst

Insbesondere zum genialen Spielmacher Johan Micoud. Wäre es übertrieben zu sagen: Er hat die ganze Mannschaft auf ein anderes Niveau gehoben?

Nein, das wäre nicht übertrieben. Er hatte auf dem Platz den Rundumblick, wusste genau, wann er den Ball wohin spielen muss. Und er war in einer solchen Topform, dass auch wirklich das Allermeiste gelungen ist. Wir alle haben von ihm profitiert, auch neben dem Feld. Da hat er die absolute Gewinnermentalität ausgestrahlt, auch öffentlich schon früh gesagt, dass er von der Meisterschaft überzeugt ist. Damit war er ein Motor für alle.

Der kicker kürte beim Sieg in München Frank Baumann zum Spieler des Spiels mit der Note 1,5.

Zu Recht. Er war nicht so spektakulär wie Johan – aber als Sechser nicht weniger wichtig. Im Aufbau wie für die defensive Ordnung. Man könnte sagen: Micoud hat den Rhythmus bestimmt, Baumi die Balance. Und wir hatten natürlich auch noch andere Klassespieler. Gerade im Sturm: Ailton war mit 28 Treffern Torschützenkönig, Ivan Klasnic 13 Mal erfolgreich. Gleichzeitig waren alle absolute Teamplayer, jeder hat seine Qualitäten für die Mannschaft eingebracht, keiner wollte persönlich glänzen. Und wir hatten alle zusammen auch neben dem Platz eine Menge Spaß.

Besonders am Abend des 8. Mai nach der Rückkehr aus München?

Wahrscheinlich. So genau kann ich mich daran aber gar nicht mehr erinnern (lacht).

– Anzeige – 
Sichere dir jetzt das Shirt zum legendären Double 2004 – im kicker-Shop!

Interview: Thiemo Müller

Jetzt im kicker-Shop bestellen: www.kicker.de/double2004

Jetzt im kicker-Shop bestellen: www.kicker.de/double2004
kicker

Offensive Verteidigerin: Eintracht verpflichtet Lührßen von Werder

Einen Tag nach der Verkündung von Verena Hanshaws Abgang in diesem Sommer hat Eintracht Frankfurt die direkte Nachfolgerin für die Österreicherin präsentiert. Nina Lührßen (24) kommt vom SV Werder Bremen.

Beste Scorerin des SV Werder: Linksverteidigerin Nina Lührßen.

Beste Scorerin des SV Werder: Linksverteidigerin Nina Lührßen.

IMAGO/foto2press

Vier Punkte Vorsprung auf die eben im direkten Duell (3:1) besiegte TSG Hoffenheim: Für Eintracht Frankfurt läuft es auf einen weiteren Start in der Champions League hinaus – oder zumindest in der Qualifikation.

Mit Elisa Senß von Bayer 04 Leverkusen hatte die SGE schon vor einigen Wochen eine Schlüsselspielerin eines Ligakonkurrenten abgeworben, nun legen die Hessen nach: Am Mittwoch gaben sie die Verpflichtung von Nina Lührßen bis 2027 bekannt.

Zehn Scorerpunkte – als Außenverteidigerin

Die 24-Jährige kommt vom SV Werder Bremen und gehört zu den offensivstärksten Linksverteidigerinnen der Liga. “Ich kann als Außenverteidigerin viel Schnelligkeit mitbringen, bin gut im Eins-gegen-eins und will zudem mit meinen Flanken und Standards dem Team weiterhelfen”, skizziert Lührßen, die sich defensiv noch verbessern kann, ihr Fähigkeitenprofil treffend.

Bei zwei Toren und acht Assists steht sie in der laufenden Bundesliga-Saison, ist damit Top-Scorerin des SV Werder. Angesichts ihrer Position bemerkenswert. Tags zuvor hatte Frankfurt verkündet, dass Stammspielerin Verena Hanshaw in diesem Sommer den Verein Richtung Ausland verlassen würde.

Lührßen ist als direkte Nachfolgerin eingeplant. “Für uns ist es unheimlich wichtig, auf der linken Verteidigerinnenposition Spielerinnen zu haben, die auch offensive Akzente setzen können”, erklärt Niko Arnautis, Sportlicher Leiter und Cheftrainer der SGE: “Nina hat in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Scorerpunkten bewiesen, dass sie genau das mitbringt, und auf der Außenbahn für Schwung und Dynamik sorgen kann. Sie hat einen enorm starken linken Fuß, den es in der Liga nicht so oft gibt, und hat eine große Stärke bei Flanken und Standards.”

Als der HSV wegen einer Papierkugel aus dem UEFA-Cup flog

Wisst ihr noch…? 07.05.2024

Als der HSV wegen einer Papierkugel aus dem UEFA-Cup flog

1:06Es ist die Geschichte, bei dem die eigenen Fans dem Hamburger SV Schaden zufügten. Eine Papierkugel, die den Ball so unglücklich abfälschte sorgte ausgerechnet für die Ecke, die das Ausscheiden im UEFA-Cup bedeutete. Zu all dem Leid auch noch im eigenen Stadion gegen den Erzrivalen Werder Bremen.

Zetterers Anspielung: “Wir müssen Ziele nicht groß auf ein Banner schreiben”

Werders Keeper der Zukunft, Michael Zetterer, strebt trotz öffentlicher Zurückhaltung noch in dieser Saison nach maximalem Erfolg – und ruft zumindest zwei Endspiele aus.

Verlängerte am Samstag langfristig: Michael Zetterer.

Verlängerte am Samstag langfristig: Michael Zetterer.

IMAGO/Kirchner-Media

Natürlich ging es auch um die mittelfristige Perspektive der nächsten drei Jahre, für die sich Michael Zetterer mit seiner Unterschrift unter einen neuen Vertrag zum SV Werder Bremen bekannt hat. Der 28-Jährige bleibt also die Nummer eins am Osterdeich, sagte: “Ich freue mich auf die kommenden Jahre.”

Doch dann lenkte der Keeper das Gespräch erst einmal selbst auf das Hier und Jetzt: “Wir können ja auch dieses Jahr noch etwas erreichen – was natürlich schwierig wird. Aber mal gucken, wo wir in zwei Wochen stehen.”

Als aktueller Tabellen-Elfter hat Werder lediglich drei Punkte Rückstand auf Platz sieben, auf Platz acht sind es zwei Zähler – eine Europa-Qualifikation steht unter verschiedenen Voraussetzungen also in Aussicht. Öffentliche Kampfansagen gibt es von der Weser allerdings weiterhin so gut wie keine.

Zetterer: “Die Tabelle lesen wir auch so”

Auch Zetterer wollte diese Zielsetzung am Dienstag nicht explizit ausrufen: “Ich glaube, das ist wirklich so ein Mediending. Dass ihr was braucht, was ihr dann schreiben könnt: Werder will dahin – Werder will dahin …”

Allerdings spielte der Torwart darauf an, dass sich zumindest die Bremer Spieler in der Kabine wesentlich klarer über ihre Ausrichtung sind: “Intern ist für uns ganz klar, wo wir hinwollen. Wir haben als Mannschaft Ziele festgelegt. Und wir Spieler haben sowieso das größtmögliche Ziel, an dem wir uns auch messen.”

Wieso dieses allerdings nicht auch für die restliche Welt ausformulieren? Zetterer entgegnete: “Wir können ja Ziele haben, ohne sie irgendwie nach außen zu tragen oder groß auf ein Banner schreiben zu müssen.” Ob und in welcher Form diese kommuniziert werden, “das entscheide jetzt nicht ich”.

Werders Partien, “die man als Sportler gerne spielt”

Zwei Spieltage vor Saisonende jedenfalls könne er zumindest “eine ganz, ganz klare Antwort” darauf geben, was sich die Bremer für die kommende Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Leipzig und in der Woche darauf gegen den VfL Bochum vorgenommen haben: die volle Punkteausbeute.

Weil “mit sechs Punkten vielleicht noch etwas möglich ist” in Sachen Europa-Qualifikation: “So sieht die Tabelle aus, die Tabelle lesen wir auch so und wir versuchen ganz klar, die nächsten zwei Spiele wie Endspiele anzugehen”, sagte Zetterer.

Der große Vorteil für Werder sei nun, “dass man um etwas Positives spielt, dass man etwas erreichen kann”, nachdem durch den mittlerweile fixierten Klassenverbleib nicht mehr “der ganz große Druck nach unten da ist”, erklärte der Keeper und sprach von zwei Partien, “die man als Sportler vielleicht auch gerne spielt, wenn man keine Angst haben muss, noch irgendwo reinzurutschen”.

Tim Lüddecke

Der clevere Herr Bittencourt: “Jemand, der das Spiel versteht”

Er war zwischenzeitlich mal neun Spiele in Folge nicht in der Werder-Startelf gefragt – mittlerweile jedoch stellt Leonardo Bittencourt seine Raffinesse wieder mehrfach unter Beweis.

Gegen Gladbach vor beiden Bremer Toren involviert: Leonardo Bittencout (re., mit Marvin Ducksch).

Gegen Gladbach vor beiden Bremer Toren involviert: Leonardo Bittencout (re., mit Marvin Ducksch).

IMAGO/Eibner

Wie genau er das in der 64. Minute angestellt hat und ob es sich dabei überhaupt um die richtige Entscheidung des Linienrichters handelte, ist auch auf den TV-Bildern schwer auszumachen. Fakt ist aber, dass Werder-Profi Leonardo Bittencourt mit seiner Grätsche gegen Rocco Reitz zumindest bezweckte, dass der über die Grundlinie rollende Ball – obgleich zur großen Verwunderung des Gladbachers – zu einem Eckball führte. Und der wiederum führte zum Bremer 2:1-Führungstreffer: Ducksch führte aus, Woltemade nickte ein.

Beim ersten Werder-Tor am vergangenen Samstag war das Zutun Bittencourts indes noch deutlicher gewesen, da hatte der Mittelfeldspieler das zwischenzeitliche 1:1 durch Woltemade per One-touch-Querpass direkt vorbereitet – es war sein dritter Scorerpunkt in dieser Saison, der letzte vom 11. Spieltag lag schon etwas länger zurück. Der 30-Jährige musste mit Rückrundenbeginn ja ohnehin erst einmal mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen. Am 18. Spieltag war da zunächst eine Gelbsperre, später ein krankheitsbedingter Ausfall, so kam er bis einschließlich des 26. Spieltags lediglich auf sieben Einwechslungen, war also neunmal in Folge nicht von Beginn an gefragt.

Werner über Bittencourt: “Extrem wichtig”

Seither jedoch gehört Bittencourt wieder zur Startelf von Ole Werner, der ihn nach dem 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach nun insbesondere für jene Raffinesse lobte, die auch schon den jüngsten Bremer 3:0-Sieg in Augsburg gewissermaßen auf den Weg gebracht hatte. Da hatte der Werder-Profi den Freistoß vor dem Treffer zur 1:0-Führung herausgeholt, wie der Cheftrainer nochmals erinnerte: “Leo ist jemand, der das Spiel versteht, der solche Situationen immer wieder auch für sich zu nutzen weiß. Er ist einfach sehr, sehr clever in diesen Momenten. Und die sind eben wichtig in engen Spielen – von denen wir viele haben.”

Dass Bittencourt zwischenzeitlich nur die Joker-Rolle blieb, führt Werner auch auf Formschwankungen zurück, “die es immer gibt: Ich glaube, vieles hat auch mal mit dem Rhythmus zu tun, den er einfach für sich braucht.” Zugleich verwies der 36-Jährige beim langjährigen Bremer (seit 2019 im Verein) auch weiterhin auf dessen Status als Führungsspieler: “Leo ist extrem wichtig für uns als Mannschaft. Er gibt uns Energie und er gibt uns eben genau in den genannten Punkten eine Qualität”, so Werner: “Und das stellt er in dieser entscheidenden Phase der Saison auch wieder unter Beweis.”

Tim Lüddecke

Fix: Niemeyer wird Fritz-Nachfolger bei Werder

Peter Niemeyer kehrt zum SV Werder Bremen zurück und beerbt Clemens Fritz als Leiter Profifußball. Preußen Münster hat bereits einen Nachfolger für den Sport-Geschäftsführer gefunden.

Kehrt zurück zum SV Werder: Peter Niemeyer.

Kehrt zurück zum SV Werder: Peter Niemeyer.

IMAGO/Kirchner-Media

Ende Februar war bestätigt worden, dass Clemens Fritz zur neuen Saison die Nachfolge des scheidenden Frank Baumann als neuer Geschäftsführer Fußball beim SV Werder Bremen antritt. Jetzt steht auch fest, wer auf Fritz als Leiter Profifußball folgt: Peter Niemeyer kehrt nach Bremen zurück. Der 40-jährige Ex-Profi, der zwischen 2007 und 2010 insgesamt 56 Mal für Werder auflief, stand noch bis 2025 als Geschäftsführer Sport beim SC Preußen Münster unter Vertrag, der noch um den Aufstieg in die 2. Liga kämpft.

“Peter ist auf dieser Position unser absoluter Wunschkandidat”, wird Fritz in der Werder-Pressemitteilung zitiert. “Menschlich wie fachlich bringt er für die Rolle bei Werder alles mit. Seine Erfahrungen als Spieler, aber auch als Sportchef und Geschäftsführer, werden uns mit Sicherheit weiterhelfen. Er wird sich ab der neuen Saison intensiv um die Belange im Profibereich kümmern, einen engen Austausch mit der Mannschaft, dem Funktionsteam und dem Trainerteam haben und dort Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Ich freue mich sehr, dass er sich für Werder entschieden hat.”

Niemeyer: “Hat mich sofort gereizt”

Niemeyer spielte einst gemeinsam mit Fritz für Werder. Nach seinem Karriereende im Jahr 2018 war er zunächst als Leiter der Nachwuchsabteilung beim niederländischen Klub Twente Enschede aktiv, anschließend auch als Trainer der zweiten Mannschaft sowie als Co-Trainer der Profis. 2020 stieg der Ex-Profi als Sportdirektor in Münster ein, nach zwei Jahren folgte die Beförderung in die Geschäftsführung. Beim den Preußen wird Ole Kittner, derzeit Geschäftsführer Marketing, Strategie & Kommunikation, künftig auch für die sportliche Weiterentwicklung der Preußen verantwortlich sein und damit Niemeyer beerben.

“Ich habe viele positive Erinnerungen an Werder, und als der Verein mit der Anfrage auf mich zukam, hat mich das sofort gereizt”, sagt Niemeyer, um den sein bisheriger Arbeitgeber vergeblich kämpfte. “Auch die Konstellation in der Zusammenarbeit mit Clemens war für mich ein ausschlaggebender Punkt. Allerdings war mir in dem gesamten Prozess sehr wichtig, dass wir mit Preußen Münster eine vernünftige Lösung finden, da ich dort auf eine herausragende Zeit mit tollen Leuten zurückblicke, für die ich sehr dankbar bin. Ich habe große Lust auf die neue Aufgabe und habe mich ganz bewusst für diesen Schritt entschieden.”

In Bremen soll Niemeyer an der Seite von Fritz neue Impulse geben. Nach den Abgängen von Eren Dinkci (nach Freiburg) und Nick Woltemade (nach Stuttgart) ist zumindest bei den personellen Planungen für die kommende Saison sicherlich genug zu tun.