Nach Supercup-Eklat: Fenerbahce zu Geldstrafe verurteilt

Nach dem erzwungenen Spielabbruch im türkischen Supercup ist Fenerbahce zu einer Geldstrafe in sechsstelliger Höhe verurteilt worden. Am Grünen Tisch bekam Galatasaray den Titel zugesprochen.

Fenerbahce war am Sonntag mit einer nur aus Nachwuchsspielern bestehenden Mannschaft angetreten.

Fenerbahce war am Sonntag mit einer nur aus Nachwuchsspielern bestehenden Mannschaft angetreten.

IMAGO/Seskim Photo TR

Fenerbahce hatte zuletzt im nationalen Supercup für einen Eklat gesorgt. Wie angekündigt hatte der Traditionsklub seine U 19 nach Sanliurfa zum Endspiel gegen Galatasaray geschickt – und die Partie bereits in der zweiten Minute abgebrochen. Am Donnerstag wurde nun die Strafe bekannt: Fenerbahce muss 115.000 Euro zahlen, zudem sprach der türkische Fußballverband dem Rivalen Galatasaray am Grünen Tisch einen 3:0-Sieg und damit seinen 18. Titel zu.

Fener wollte mit der bizarren Protestaktion im seit Monaten schwelenden Streit mit dem nationalen Verband TFT ein Zeichen gegen vermeintlich ungerechte Behandlung setzen. Einerseits hatte der Klub mit Blick auf sein erstes Conference-League-Viertelfinale am Donnerstag (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) beim griechischen Spitzenteam Olympiakos Piräus vergeblich eine Verlegung des Supercup-Duells mit dem Erzrivalen beantragt. Andererseits war auch Fenerbahces Forderung nach einem ausländischen Schiedsrichter unerfüllt geblieben.

Nun möchte Fener im Conference-League-Viertelfinale bei Olympiakos wieder für sportlich positive Schlagzeilen sorgen.

Fenerbahce wehrt sich: “Kämpfen seit 20 Jahren gegen türkisches Fußballsystem”

Einen Tag nach dem bizarren Supercup in der Türkei hat sich Fenerbahce in einem langen Statement zur Wehr gesetzt. Der Kampf gegen das “ungerechte Fußballsystem in der Türkei” laufe mittlerweile schon zwei Jahrzehnte.

Großer - und doch kurzer - Auftritt: Fenerbahces U 19 trat im türkischen Supercup an.

Großer – und doch kurzer – Auftritt: Fenerbahces U 19 trat im türkischen Supercup an.

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Der türkische Fußball kommt einfach nicht zur Ruhe. Das nach nur einer Minute von Seiten Fenerbahces abgebrochene Supercup-Endspiel gegen Rivale Galatasaray am Sonntag schlug auch international hohe Wellen.

Tags darauf erklärte sich der Verein in einem dreiseitigen Statement, das mit den Worten beginnt: “Seit 20 Jahren kämpft Fenerbahce gegen das ungerechte Fußballsystem in der Türkei.” Dabei setze der Traditionsklub “sportliche und rechtliche Mittel” ein.

Fener glaubt nicht an Zufall, dass in den letzten sieben Spielzeiten die Meisterschaft dreimal erst im Saison-Endspurt verloren ging. Speziell das mehrmals unterbrochene Spiel gegen Denizlispor im Mai 2006 geht dem Verein auch knapp 18 Jahre später noch nach.

Dazu kommt, dass der Verein in der Saison 2010/11 “fälschlicherweise der Spielmanipulation durch eine staatlich unterwanderte terroristische Organisation beschuldigt wurde und sich vor Gericht verantworten musste”. Dieser Rechtsstreit dauerte zehn Jahre an, ehe Fenerbahces Unschuld bestätigt wurde.

Der amtierende türkische Pokalsieger erlitt dabei “erhebliche wirtschaftliche Verluste und eine Halbierung des Vereinswerts”, von einer “gestellten Falle” ist im Fener-Statement die Rede. Dass der türkische Fußballverband dem Klub für zwei Spielzeiten das Recht auf Teilnahme an der Champions League entzog, “ohne das Ergebnis des Gerichtsverfahrens abzuwarten”, sorgt noch immer für Unverständnis.

“Wir betonen, dass wir nicht angetreten sind, um zu gewinnen”

Fast auf den Tag genau vor neun Jahren sei es außerdem zu einem “in der Geschichte des Weltfußballs beispiellosen Vorfall” gekommen, als der Mannschaftsbus Fenerbahces beschossen wurde. Es sei bezeichnend, dass auch im Jahr 2024 noch immer keine Täter bekannt sind.

Die jüngsten Ereignisse hätten nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Dabei führt Fenerbahce den Platzsturm beim Trabzon-Spiel an, der eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit einer Rekordteilnehmerzahl von 23.000 Fans nach sich zog.

Beschlossen wurden dabei der Antrag auf erneute Verlegung des Supercup-Finals wegen des nahenden Conference-League-Viertelfinals sowie die Besetzung mit einem ausländischen Schiedsrichter. Für den Fall, dass der türkische Verband diesen Forderungen nicht nachkommen würde, drohte Fenerbahce die eigene U 19 zu schicken.

So kam es letztlich am Sonntag – mitsamt Abbruch in der zweiten Spielminute. “Wir betonen, dass wir nicht angetreten sind, um zu gewinnen, sondern um die Wahrheit zu verteidigen, und an diesem historischen Tag für den türkischen Fußball wollen wir unsere Haltung unterstreichen”, schreibt Fenerbahce.

Als “größter Sportverein der Welt mit 30 Millionen Fans” fühlte sich der Klub verpflichtet zu einem Zeichen “gegen Gesetzlosigkeit und Ungerechtigkeit”. Und diesen Kampf wolle man auch weiterführen.

Sechs Heimspiele ohne Zuschauer: Harte Strafe für Trabzonspor

Der türkische Erstligist Trabzonspor wurde für das Vergehen der eigenen Fans im Heimspiel gegen Fenerbahce hart bestraft. Unter anderem muss der Traditionsklub lange ohne eigene Zuschauer spielen.

Ein Eklat: Nach dem Schlusspfiff des Spiels Trabzonspor gegen Fenerbahce griffen Fans der Heimmannschaft Spieler der Gastmannschaft an.

Ein Eklat: Nach dem Schlusspfiff des Spiels Trabzonspor gegen Fenerbahce griffen Fans der Heimmannschaft Spieler der Gastmannschaft an.

IMAGO/ABACAPRESS

Nach den Fan-Attacken in der türkischen SüperLig hat der Disziplinarausschuss des türkischen Fußballverbands empfindliche Strafen gegen Trabzonspor verhängt. Der Verein muss unter anderem sechs Heimspiele ohne Zuschauer absolvieren und eine Geldstrafe von etwa drei Millionen Lira (etwa 90.000 Euro) zahlen, wie der Ausschuss am Mittwoch mitteilte.

Trabzonspor reagierte auf der Plattform X harsch auf die Strafe. Dort hieß es: “Zum Teufel mit eurer Gerechtigkeit. Tretet zurück.” Darunter war der Account des Türkischen Fußballverbands verlinkt.

Anhänger des Traditionsklubs Trabzonspor hatten Mitte März nach dem 2:3 gegen Fenerbahce Istanbul den Platz gestürmt und Spieler sowie Trainer des Gegners angegriffen. Bilder zeigten handgreifliche Auseinandersetzungen. Fans und Spieler gingen mit Faustschlägen und Tritten aufeinander los.

Fenerbahce denkt weiter über Austritt nach

Gegen die Spieler Jayden Oosterwolde und Irfan Can von Fenerbahce wurden Sperren und Geldstrafen verhängt. Trabzonspors Co-Trainer Egemen Korkmaz muss ebenfalls eine Geldstrafe zahlen und erhielt eine Zutrittssperre für die Spielerkabine und die Auswechselbank.

Der Istanbuler Klub Fenerbahce hatte am Dienstagabend verkündet, weiterhin einen Austritt aus der Liga in Betracht zu ziehen. Eine Entscheidung darüber solle auf einer Generalversammlung des Vereins in drei Monaten getroffen werden, sagte Fenerbahce-Präsident Ali Koc laut der Nachrichtenagentur Anadolu. Grund seien nicht nur die Ausschreitungen bei dem Spiel gegen Trabzon, sondern eine Reihe anderer misslicher Zustände in der Liga, die man seit langer Zeit geduldig ertrage, so Koc weiter.

In der Vergangenheit hatte der türkische Fußball mit ähnlichen Vorfällen für negative Schlagzeilen gesorgt. So war Schiedsrichter Halil Umut Meler bereits im vergangenen Dezember von Ankaragücüs Klubpräsidenten Faruk Koca nach einem Spiel geschlagen geworden. Koca erhielt vom Verband eine lebenslängliche Sperre, die SüperLig legte als Reaktion auf die Vorfälle eine Pause ein.