Nutzungsuntersagung: Osnabrück-Spiel gegen Schalke steht auf der Kippe

Am Samstag steht für den VfL Osnabrück das vorletzte Heimspiel an. Ob die Partie überhaupt ausgetragen werden kann, ist allerdings fraglich. Die Bremer Brücke ist gesperrt.

Kann der VfL den FC Schalke 04 an der Bremer Brücke am kommenden Wochenende empfangen?

Kann der VfL den FC Schalke 04 an der Bremer Brücke am kommenden Wochenende empfangen?

IMAGO/RHR-Foto

Es ist die letzte Chance, doch noch einmal Anschluss zu finden für Schlusslicht Osnabrück, doch das Spiel am kommenden Samstag (13 Uhr) gegen den FC Schalke 04 steht auf der Kippe. Der Grund: Das Dach im Stadion an der Bremer Brücke weist erhebliche Mängel auf.

32. Spieltag

“Nach einer in der vergangenen Woche turnusmäßig durchgeführten gutachterlichen Prüfung der Dachkonstruktionen wurde dem VfL Osnabrück aufgrund festgestellter Mängel von den zuständigen Behörden eine vorübergehende Nutzungsuntersagung für die Bremer Brücke erteilt”, teilte der Klub am Dienstagabend mit.

Der VfL hat sofort Kontakt zur DFL aufgenommen, wie der Verein erklärte, auch der kommende Gegner Schalke 04 ist in Kenntnis gesetzt worden. Nun liegt der Ball bei der DFL. Die hat, sobald die ausgestellte Nutzungsunterlassung vorliegt und geprüft wurde, darüber zu entscheiden, ob das Spiel verlegt wird oder ein anderer Spielort gefunden werden muss.

Bei der Prüfung der Dächer “ergab sich nach dem jüngsten Gutachten aus der vergangenen Woche nun eine neue Situation. Der Zustand der sogenannten Holzleimbinder der Ostkurve lassen eine Nutzung des Stadions in der bisherigen Form ohne Durchführung von notwendigen Maßnahmen nicht mehr zu”, erklärte Dr. Michael Welling, kfm. Geschäftsführer des VfL Osnabrück. “Die zuständigen Behörden haben zur Gewährleistung der Sicherheit aller Stadionbesucher und Mitarbeitenden deshalb eine entsprechende Nutzungsunterlassung für das gesamte Stadion ausgesprochen.”

Fieberhafte Suche nach Lösungen auch für das Spiel gegen Hertha

Der Verein habe in den letzten Tagen “fieberhaft Lösungen diskutiert und erste Maßnahmen ergriffen”, der VfL setze “nun weiter gemeinsam mit den Behörden, Sachverständigen und Dienstleistern alles daran, verschiedene bauliche Maßnahmen zu prüfen und so umzusetzen, dass wir den Brückentag gegen Schalke schnellstmöglich nachholen und auch das letzte Heimspiel gegen Hertha BSC wie gewohnt an der Bremer Brücke austragen können.”

HSV: Im Derby mit Glatzel, aber weiter ohne Benes

Zum Start in die Trainingswoche vor dem Derby gab es beim HSV eine Entwarnung, zwei Stammspieler aber trainieren nur individuell. Steffen Baumgart wird wohl weiter auf Ignace van der Brempt und Laszlo Benes verzichten müssen, dafür ist Robert Glatzel gegen St. Pauli startklar.

Rechtzeitig fit fürs Stadt-Derby: HSV-Torjäger Robert Glatzel.

Rechtzeitig fit fürs Stadt-Derby: HSV-Torjäger Robert Glatzel.

IMAGO/Eibner

Der Torjäger hatte sich in der Nacht vor der Partie in Braunschweig (4:0) mit Magenproblemen herumgeplagt, wenig geschlafen, dann aber doch gespielt und doppelt getroffen. Am Sonntag beim Auslaufen nach der Partie fehlte der 30-Jährige geschwächt, sagte: “Ich war schon ziemlich platt.” Dienstag aber kehrte er auf Anhieb ins Mannschafttraining zurück, absolvierte die komplette Einheit. Und brennt auf das Stadt-Derby: “Wir wissen, dass das Spiel für unsere Fans von großer Bedeutung ist, wir wollen ihnen den Derby-Sieg schenken.”

Glatzel schielt noch auf die Torjägerkanone

Ein Dreier am Freitagabend erhielte dem HSV weiterhin die Minimalchance auf den Relegationsplatz, Glatzel verhehlt nicht, dass er auch noch ein persönliches Ziel verfolgt: den Gewinn der Torjägerkanone des kicker. Mit 18 Saisontoren liegt er aktuell drei Treffer hinter Herthas Haris Tabakovic und bekennt: “Natürlich ist das eines meiner Ziele mit dem HSV. Aber in erster Linie will ich mit der Mannschaft helfen, damit wir auch die nächsten Spiele erfolgreich gestalten. Und da würden Tore sicher helfen.”

Eine statistische Besonderheit hat der gebürtige Münchner auch ohne den Gewinn der Kanone schon erreicht: Durch seinen Doppelpack am vergangenen Samstag hat er nun in drei Zweitligaspielzeiten nacheinander mindestens 18 Treffer für den gleichen Klub erzielt. Das gelang vor ihm lediglich Hans Walitza für den 1. FC Nürnberg, Dieter Schatzschneider im Trikot von Hannover 96 und Heinz Mödrath bei Fortuna Köln.

Für Benes und van der Brempt wird es wohl zu knapp

Glatzel ist wild entschlossen, seine Bilanz gegen den Stadtnachbarn auszubauen, Topscorer Benes (13 Tore, 12 Vorlagen) hingegen muss wohl weiter aussetzen. Wegen muskulärer Probleme hatte der Slowake schon die Partien gegen Kiel (0:1) und in Braunschweig verpasst, auch am Dienstag absolvierte er lediglich eine individuelle Einheit abseits der Teamkollegen. Mit Blick auf die kurze Woche und den Freitag als Spieltermin dürfte die Zeit für ihn ebenso zu knapp werden wie für van der Brempt. Der Rechtsverteidiger absolvierte das Aufwärmprogramm im Kreise der Mannschaft, wechselte dann ebenfalls in den individuellen Trainingsbetrieb.

Sebastian Wolff

“Talentierter Herausforderer”: Bauer schließt sich dem KSC an

Karlsruhe rüstet sich für die kommende Saison. Der 20-jährige Benedikt Bauer kommt ablösefrei von Drittligist SpVgg Unterhaching zum Karlsruher SC.

Unterhachings Benedikt Bauer heuert beim Karlsruher SC an.

Unterhachings Benedikt Bauer heuert beim Karlsruher SC an.

IMAGO/kolbert-press

Der U-20-Nationalspieler Benedikt Bauer verstärkt die Blau-Weißen nach bestandenem Medizin-Test auf der Außenverteidiger-Position. Er kann variabel beide Positionen auf der defensiven Außenbahn bespielen.

Ausgebildet wurde Bauer zunächst bei TSV 1860 München, wohin er als Zehnjähriger wechselte. Fünf Jahre später schloss sich der heute 20-Jährige der SpVgg Unterhaching an.

Comeback nach Knieverletzung

Dort avancierte Bauer 2021 zum Profi, im September 2023 hat Bauer seine ersten Länderspiele für die deutsche U-20-Nationalmannschaft absolviert. Nach einer längeren Knieverletzung im Herbst des letzten Jahres feierte der Außenverteidiger Anfang April sein Comeback für die Drittliga-Mannschaft der Hachinger.

“Ich kann es kaum erwarten”

“Der Wechsel zum Karlsruher SC bedeutet für mich den nächsten Schritt in meiner fußballerischen Entwicklung”, wird Bauer in einer Pressemitteilung der Badener zitiert. “Ich freue mich auf meine neue Herausforderung und kann es kaum erwarten, das erste Mal vor der Gegengerade auflaufen zu dürfen.”

“Mit Benedikt Bauer konnten wir einen sehr talentierten Herausforderer für beide Außenverteidigerpositionen von unserem Weg überzeugen”, sagt Sebastian Freis, der Bereichsleiter Profis des Karlsruher SC. “Durch seine Qualitäten, seine Flexibilität und sein großes Entwicklungspotenzial wird er den Konkurrenzkampf auf unsere etablierten Spieler auf diesen Positionen erhöhen. Wir freuen uns, dass Benedikt nach seiner Knieverletzung wieder komplett fit ist und dass er bei uns zum Trainingsstart im Sommer voll angreifen kann.”

Verjüngungskur

Es ist auch eine Verjüngungskur beim KSC, bei dem drei von vier Außenverteidigern über 30 Jahre alt sind. Zudem beendet Daniel Brosinski seine aktive Laufbahn.

In der aktuellen Spielzeit absolvierte Bauer sieben Punkt- und ein DFB-Pokalspiel für Unterhaching. Zudem stehen 29 Regionalligaspiele in seiner Vita.

Der Karlsruher SC gastiert am Samstag beim FC Hansa Rostock (13 Uhr, LIVE! bei kicker).

Lizenz: Hertha muss bis Ende Mai eine Bedingung erfüllen

Zweitligist Hertha BSC, der nach dem Abstieg im Vorjahr lange um die Lizenz bangen musste, muss auch im aktuellen Lizenzierungsverfahren nachbessern.

Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich ist zuversichtlich.

Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich ist zuversichtlich.

IMAGO/Jan Huebner

Auf eine entsprechende kicker-Nachfrage erklärte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich am Dienstag: “Nach Eingang der ersten Lizenzentscheidung müssen wir bis zum 29. Mai eine Bedingung im finanziellen Bereich erfüllen. Darauf waren wir vorbereitet und werden dem fristgerecht nachkommen.”

“Es war eng. Wir mussten unsere Hausaufgaben machen und uns strecken”

Im Vorjahr war das Ringen um die Lizenz für den Bundesliga-Absteiger zu einer Zitterpartie geworden. Damals war neben dem Schließen einer Liquiditätslücke von etwa 20 Millionen Euro vor allem die Besicherung der börsennotierten 40-Millionen-Euro-Anleihe (Nordic Bond), mit deren Hilfe Hertha 2018 den damaligen Investor KKR ausgezahlt hatte, ein wesentliches Puzzleteil. Die Laufzeitverlängerung der ursprünglich bis Herbst 2023 datierten Anleihe um zwei Jahre bis Herbst 2025, die Hertha den Anleihegläubigern durch einen deutlich höheren Zinssatz (10,5 statt 6,5 Prozent) schmackhaft gemacht hatte, war der entscheidende Baustein bei der Liquiditätsplanung und für die am 12. Juni 2023 erfolgte Lizenzerteilung durch die DFL. Nur wenige Tage später bekannte der im Januar dieses Jahres verstorbene Klub-Präsident Kay Bernstein in einem kicker-Interview mit Blick auf den Lizenzerhalt im Nachgang: “Es war eng. Wir mussten unsere Hausaufgaben machen und uns strecken.”

Vergleichbar eng soll es diesmal nicht werden, wie Herrichs zuversichtlich klingende Aussage belegt. Bereits Mitte April hatte der Klub, der unter Herrich einen knallharten Sparkurs eingeschlagen hat, für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 ein positives Betriebsergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) angekündigt. Anfang April hatte US-Investor 777 Partners vorzeitig – knapp zwei Monate vor dem vertraglich fixierten Zahlungstermin – eine 22-Millionen-Euro-Tranche geleistet und damit die Planungssicherheit für den Klub vergrößert. Damit hat das Private-Equity-Unternehmen aus Miami, das seit März 2023 78,8 Prozent der Hertha-KG-Anteile hält, bisher insgesamt 75 Millionen Euro investiert.

“Wir stehen in ständigem Austausch mit unserem Hauptaktionär 777 Partners”

Beim Einstieg von 777 Partners war ein Gesamtinvest-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart worden. Die fehlenden 25 Millionen Euro sollen im Verlauf der Saison 2024/25 fließen. Auf die Frage, ob Hertha mit 777 Partners Gespräche über eine mögliche Erweiterung des Investitions-Volumens plane oder führe, sagte Herrich dem kicker: “Wir stehen in ständigem Austausch mit unserem Hauptaktionär 777 Partners.”

Der Rotstift bleibt weiter im Dauereinsatz

Zugleich bekräftigte Herrich, der ab dem 1. Juli durch den neuen Finanzgeschäftsführer Ralf Huschen (aktuell SC Paderborn) unterstützt wird, die bereits Mitte April von Hertha genannte Prognose, dass das Konzernjahresergebnis “um circa 75 Millionen Euro verbessert” werde. Das heißt: Nach dem Rekord-Verlustvortrag von 99,1 Millionen Euro in 2022/23 wird der Hauptstadtklub das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Konzernjahresergebnis von etwa minus 25 Millionen Euro abschließen. Hertha hatte im Zuge der Sanierung und Restrukturierung bei den Personal- und Sachkosten insgesamt etwa 70 Millionen Euro eingespart. Der Rotstift bleibt weiter im Dauereinsatz: Nach kicker-Informationen wird für die Saison 2024/25 nicht nur der Lizenzspieler-Etat erneut reduziert, sondern auch das Budget für die Akademie.

Steffen Rohr

Lizenz: Hertha muss bis Ende Mai eine Bedingung erfüllen

Zweitligist Hertha BSC, der nach dem Abstieg im Vorjahr lange um die Lizenz bangen musste, muss auch im aktuellen Lizenzierungsverfahren nachbessern.

Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich ist zuversichtlich.

Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich ist zuversichtlich.

IMAGO/Jan Huebner

Auf eine entsprechende kicker-Nachfrage erklärte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich am Dienstag: “Nach Eingang der ersten Lizenzentscheidung müssen wir bis zum 29. Mai eine Bedingung im finanziellen Bereich erfüllen. Darauf waren wir vorbereitet und werden dem fristgerecht nachkommen.”

“Es war eng. Wir mussten unsere Hausaufgaben machen und uns strecken”

Im Vorjahr war das Ringen um die Lizenz für den Bundesliga-Absteiger zu einer Zitterpartie geworden. Damals war neben dem Schließen einer Liquiditätslücke von etwa 20 Millionen Euro vor allem die Besicherung der börsennotierten 40-Millionen-Euro-Anleihe (Nordic Bond), mit deren Hilfe Hertha 2018 den damaligen Investor KKR ausgezahlt hatte, ein wesentliches Puzzleteil. Die Laufzeitverlängerung der ursprünglich bis Herbst 2023 datierten Anleihe um zwei Jahre bis Herbst 2025, die Hertha den Anleihegläubigern durch einen deutlich höheren Zinssatz (10,5 statt 6,5 Prozent) schmackhaft gemacht hatte, war der entscheidende Baustein bei der Liquiditätsplanung und für die am 12. Juni 2023 erfolgte Lizenzerteilung durch die DFL. Nur wenige Tage später bekannte der im Januar dieses Jahres verstorbene Klub-Präsident Kay Bernstein in einem kicker-Interview mit Blick auf den Lizenzerhalt im Nachgang: “Es war eng. Wir mussten unsere Hausaufgaben machen und uns strecken.”

Vergleichbar eng soll es diesmal nicht werden, wie Herrichs zuversichtlich klingende Aussage belegt. Bereits Mitte April hatte der Klub, der unter Herrich einen knallharten Sparkurs eingeschlagen hat, für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 ein positives Betriebsergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) angekündigt. Anfang April hatte US-Investor 777 Partners vorzeitig – knapp zwei Monate vor dem vertraglich fixierten Zahlungstermin – eine 22-Millionen-Euro-Tranche geleistet und damit die Planungssicherheit für den Klub vergrößert. Damit hat das Private-Equity-Unternehmen aus Miami, das seit März 2023 78,8 Prozent der Hertha-KG-Anteile hält, bisher insgesamt 75 Millionen Euro investiert.

“Wir stehen in ständigem Austausch mit unserem Hauptaktionär 777 Partners”

Beim Einstieg von 777 Partners war ein Gesamtinvest-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart worden. Die fehlenden 25 Millionen Euro sollen im Verlauf der Saison 2024/25 fließen. Auf die Frage, ob Hertha mit 777 Partners Gespräche über eine mögliche Erweiterung des Investitions-Volumens plane oder führe, sagte Herrich dem kicker: “Wir stehen in ständigem Austausch mit unserem Hauptaktionär 777 Partners.”

Der Rotstift bleibt weiter im Dauereinsatz

Zugleich bekräftigte Herrich, der ab dem 1. Juli durch den neuen Finanzgeschäftsführer Ralf Huschen (aktuell SC Paderborn) unterstützt wird, die bereits Mitte April von Hertha genannte Prognose, dass das Konzernjahresergebnis “um circa 75 Millionen Euro verbessert” werde. Das heißt: Nach dem Rekord-Verlustvortrag von 99,1 Millionen Euro in 2022/23 wird der Hauptstadtklub das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Konzernjahresergebnis von etwa minus 25 Millionen Euro abschließen. Hertha hatte im Zuge der Sanierung und Restrukturierung bei den Personal- und Sachkosten insgesamt etwa 70 Millionen Euro eingespart. Der Rotstift bleibt weiter im Dauereinsatz: Nach kicker-Informationen wird für die Saison 2024/25 nicht nur der Lizenzspieler-Etat erneut reduziert, sondern auch das Budget für die Akademie.

Steffen Rohr

Interne Lösung bis Saisonende: Trainerteam um Döring soll SVWW vorm Abstieg bewahren

Der SV Wehen Wiesbaden hat zwei Tage nach der Freistellung von Markus Kauczinski das Trainerteam für den Rest der Saison bekanntgegeben.

Soll Wiesbaden zum Klassenerhalt führen: Co-Trainer Nils Döring.

Soll Wiesbaden zum Klassenerhalt führen: Co-Trainer Nils Döring.

picture alliance/dpa

Das 3:5 gegen die SpVgg Greuther Fürth am vergangenen Wochenende war gleichzeitig die vierte Niederlage aus fünf Spielen für den abstiegsbedrohten SVWW, der auf dem Relegationsrang 16 einen Zähler Rückstand auf das rettende Ufer hat. Eine Pleite zu viel für die Verantwortlichen in Wiesbaden, die ihren Aufstiegstrainer Kauczinski in der Folge freistellten.

Als Ersatz haben sich die Hessen nun für eine interne Lösung entschieden: Der bisherige Co-Trainer Nils Döring übernimmt und soll zusammen mit dem derzeitigen Trainerteam die verbleibenden drei Ligaspiele coachen. Mit Holstein Kiel, Eintracht Braunschweig und dem FC St. Pauli steht den Wiesbadenern ein schweres Restprogramm bevor.

Mintzel zweiter Co-Trainer bis Saisonende

Neben dem Team um Cheftrainer Döring, Co-Trainer Giuliano Modica, Torwart-Trainer Marjan Petkovic und Spiel-Analyst Phil Weimer wird bis zum Saisonende außerdem Vereinslegende Alf Mintzel als zweiter Co-Trainer hinzugezogen.

Wir sind davon überzeugt, dass uns der Klassenerhalt in dieser Konstellation gelingen wird.

Geschäftsführer Nico Schäfer

“Wir haben uns mit voller Überzeugung für Nils Döring entschieden und somit bewusst eine interne Lösung gewählt”, wird Geschäftsführer Nico Schäfer auf der Wehen-Website zitiert. “Nils kennt den SVWW und die Mannschaft, ist Fußballlehrer und sich der großen Herausforderung bewusst. Er genießt bei den Spielern ein hohes Ansehen, so dass wir ihm zutrauen, die Mannschaft emotional und inhaltlich zu erreichen. Wir sind davon überzeugt, dass uns der Klassenerhalt in dieser Konstellation gelingen wird.”

Döring, der in der Saison 2010/11 auch als Spieler das Trikot der Hessen trug, ist seit der Spielzeit 2021/22 Co-Trainer beim SVWW. Außerdem trainierte er sechs Jahre im Nachwuchsbereich der Wiesbadener und fungierte bereits als Teammanager der ersten Mannschaft.

Döring “absolut überzeugt” von Qualitäten der Mannschaft

Nun freue sich der Kauczinski-Ersatz riesig darauf, “diese große Aufgabe mit der Mannschaft und mit meinem Trainerteam anzugehen. Ich kenne die Jungs und bin von den grundsätzlichen Qualitäten der Mannschaft absolut überzeugt. Deshalb glaube ich fest daran, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden.” Dabei wisse man in Wiesbaden, “dass es am Ende nur gemeinsam geht. Als Einheit auf dem Platz zusammen mit unseren Fans auf der Tribüne.”

Schalke muss ab sofort auf Soppy verzichten

Brandon Soppy, bis Saisonende von Atalanta ausgeliehen, wird nicht mehr für Schalke 04 zum Einsatz kommen. Hintergrund ist eine Operation wegen einer Verletzung, die er schon seit Monaten mit sich herumschleppt.

Saison-Aus: Schalkes Brandon Soppy wird operiert.

Saison-Aus: Schalkes Brandon Soppy wird operiert.

IMAGO/Moritz Müller

Für Schalkes Rechtsverteidiger Brandon Soppy ist die Saison vorzeitig beendet – und damit auch sein Engagement bei den Königsblauen, die ihn im Winter für die Rückrunde von Atalanta ausgeliehen hatten. Der 22-Jährige kann ab sofort aber nicht mehr dabei helfen, den Klassenerhalt einzutüten, bereits am Montag wird er in Antwerpen operiert.

Die Verletzung ist allerdings alles andere als frisch. Soppy schleppt sich schon seit Monaten mit ihr herum. Vor rund acht Wochen gewannen Schalke und der Spieler nach eingehenden Untersuchungen die Erkenntnis, dass eine Sehne im Oberschenkel nicht strapazierfähig genug ist. Sie soll nun operativ verstärkt werden.

Der Eingriff hätte auch schon direkt nach der Diagnose erfolgen können, damals kam man aber überein, dass Soppy lieber versuchen will, der Mannschaft im Abstiegskampf zu helfen. Noch am vergangenen Wochenende beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf hatte er in der Startelf gestanden. Mitte der zweiten Hälfte wurde er ausgewechselt. Als Alternative stehen für das Spiel am Samstag in Osnabrück (13 Uhr, LIVE! bei kicker) Henning Matriciani und Steven van der Sloot bereit.

Fragen nach dem körperlichen Zustand

Die Verpflichtung Soppys im Winter warf damals Fragen nach seinem körperlichen Zustand auf. Schalke 04 hat vom ersten Tag an betont, dass bei den medizinischen Tests alles in Ordnung gewesen sei. Unverkennbar war hingegen der Fitnessrückstand des Abwehrspielers. Den musste man erst einmal über mehrere Wochen aufarbeiten.

“Brandon hat leider eine Problematik an einer Sehne im Oberschenkel, die ihn davon abhält, sein vollständiges Leistungsniveau abzurufen”, sagt Sportdirektor Marc Wilmots. “Als vor einigen Wochen feststand, dass Brandon sich irgendwann operieren lassen muss, um das Problem dauerhaft zu lösen, hat er erklärt, vor dem Eingriff so viele Spiele wie möglich machen zu wollen, um Schalke zu helfen. Brandon hat gespielt, bis es jetzt einfach nicht mehr ging. Dafür sind wir ihm sehr dankbar, das war großer Einsatz für Schalke 04.”

Toni Lieto

Huschen wechselt zu Hertha BSC

Ralf Huschen, seit 2019 Finanzgeschäftsführer des SC Paderborn, steigt am 1. Juli 2024 bei Liga-Konkurrent Hertha BSC ein.

Ralf Huschen verstärkt die Geschäftsführung von Hertha BSC.

Ralf Huschen verstärkt die Geschäftsführung von Hertha BSC.

SC Paderborn

Der 45-jährige Huschen, Diplom-Kaufmann und Master of Business Administration, wird in Berlin die bestehende Geschäftsführung um Thomas E. Herrich erweitern. “Mit Ralf Huschen ist es uns gelungen, einen absoluten Fachmann für Hertha BSC zu gewinnen. Tom Herrich, der zukünftig als Sprecher der Geschäftsführung agieren wird, hat in den letzten knapp zwei Jahren einen herausragenden Job als alleiniger Geschäftsführer gemacht. Es war aber stets klar, dass die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden müssen”, erklärte Herthas Interimspräsident Fabian Drescher in einer Pressemitteilung des Klubs.

“In den Gesprächen hat man schnell gemerkt, dass Ralf die absolute Bereitschaft und den Willen mitbringt, mit uns gemeinsam den Berliner Weg zum Erfolg zu führen. Wir sind fest davon überzeugt, dass er uns fachlich wie menschlich bei den kommenden Aufgaben spürbar weiterhilft.”

Huschen ist seit 2022 im Aufsichtsrat der DFL GmbH

Huschen, seit 2019 Finanzgeschäftsführer beim SC Paderborn, war vor seinem Einstieg in die Fußball-Branche in der freien Wirtschaft aktiv. Nach ersten beruflichen Erfahrungen bei der adidas AG (Herzogenaurach) war er ab 2005 als Finance Manager/Financial Director der Siemens Nixdorf AG und später Wincor-Nixdorf AG / Diebold Nixdorf AG (Paderborn) tätig, ehe er im Herbst 2019 zum SC Paderborn 07 wechselte. Der Inhaber der A-Lizenz ist aktives Mitglied im Bund Deutscher Fußball-Lehrer und gehört seit der Generalversammlung 2022 dem Aufsichtsrat der DFL GmbH an. Zudem ist er Mitglied des DFB-Vorstands.

“Huschen und Herrich – das passt!”

Huschens Wirken war wesentlich dafür verantwortlich, dass der SCP so unbeschadet wie nur wenige deutsche Profi-Klubs durch die Corona-Zeit kam. Zudem sorgte der gebürtige Paderborner bei den Ostwestfalen für eine signifikante Steigerung der Erlöse – ein Feld, auf dem sich auch Hertha neue Impulse vom ihm verspricht. Herthas Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Torsten-Jörn Klein ist überzeugt von der neuen Konstellation: “Huschen und Herrich – das passt! Beide ergänzen sich perfekt, das war in den internen Gesprächen schon spürbar. Ich bin davon überzeugt, dass Ralf Huschen schon bald wichtige Leistungsbeiträge für unsere Sanierung und Restrukturierung leisten wird.”

Nach dem Ausscheiden von Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller (Oktober 2022) und Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic (Januar 2023) war Herrich einziger Geschäftsführer. Unter ihm schlug der finanziell schwer angeschlagene Klub einen Sanierungskurs ein, der inzwischen erste Erfolge zeitigt – aber noch lange nicht zu Ende ist. Zuletzt kündigte Hertha ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) für 2023/24 an. Der Bundesliga-Absteiger hatte Gesamteinsparungen bei Personal- und Sachkosten in Höhe von kumuliert 70 Millionen Euro vorgenommen und konnte nach eigenen Angaben zinstragende Verbindlichkeiten in Höhe von 25 Millionen Euro zurückführen. Die vor einem Jahr im Zuge des Kampfes um die Lizenz um zwei Jahre verlängerte 40-Millionen-Euro-Anleihe (Nordic Bond) ist im Herbst 2025 fällig – das ist eine der Herausforderungen, denen sich Herthas neuer CFO (Chief Financial Officer) stellen muss. “Ich bedanke mich bei den Verantwortlichen für das Vertrauen und vor allem für diese großartige Chance, meine Fähigkeiten zum Wohle eines solch großen Traditionsvereins einzusetzen”, erklärte Huschen in der Vereinsmitteilung.

Herrich, dessen Vertrag im März bis Ende 2026 verlängert worden war und der durch Huschen maßgeblich entlastet wird, sagte: “Es war mein absoluter Wunsch, die Geschäftsführung um einen weiteren Fachmann zu bereichern. Ralf Huschen wird generell und im Besonderen in den Bereichen Finanzen, Sanierung und Restrukturierung einen großen Gewinn für unseren Verein darstellen. Ich bin mir sicher, dass wir nicht nur hervorragend zusammenarbeiten, sondern auch gemeinsam die nächsten Schritte auf dem Weg zur nachhaltigen Gesundung von Hertha BSC beschreiten werden.”

Huschen hat viel Arbeit vor sich

Neben Huschen war auch Dr. Thomas Ignatzi, beim VfB Stuttgart seit August 2021 Vorstand Finanzen, Verwaltung und Operations, in Berlin in der engeren Auswahl. Am Ende entschieden sich Herthas Gremien für Huschen. Und der hat in der Hauptstadt unzweifelhaft viel Arbeit vor sich.

Steffen Rohr

Fürth angelt sich Kölner Talent Wagner

Die Spielvereinigung Greuther Fürth hat das Kölner Talent Matti Wagner verpflichtet und muss keine Ablöse für den 18-Jährigen bezahlen.

Hat in Fürth seinen ersten Profivertrag bekommen: Matti Wagner.

Hat in Fürth seinen ersten Profivertrag bekommen: Matti Wagner.

IMAGO/Beautiful Sports

Linksverteidiger Matti Wagner hat in Fürth einen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Beim 1. FC Köln läuft sein Arbeitspapier in diesem Sommer aus, sodass für den U-Nationalspieler keine Ablösesumme fällig wird.

“Matti ist einer der besten deutschen Linksverteidiger seines Jahrgangs. Für uns war klar, dass wir auf dieser Position neben unseren erfahrenen Spielern einen jungen haben wollen, der hungrig ist”, erklärt Geschäftsführer Rachid Azzouzi.

Bei der Spielvereinigung sind die Verantwortlichen guter Dinge, dass er den Sprung in die 2. Liga gut und schnell bewältigen kann, da Wagner neben seinen Einsätzen in der Junioren-Bundesliga zuletzt auch schon zehn Spiele in der Regionalliga absolviert hat.

Zorniger: “Das macht ihn natürlich sehr interessant”

“Wir geben den Jungs hier die Zeit zu wachsen, es ist aber genauso wichtig, dass sie wissen, dass wir mit ihnen als echte Optionen planen”, wird Trainer Alexander Zorniger vom Kleeblatt zitiert. “Matti kennt sowohl die klassische Linksverteidigerposition, die er in Köln spielt, aber genauso die linke Außenbahn in einem Dreierketten-System von der Nationalmannschaft, das macht ihn natürlich sehr interessant.”

Für den 1. FC Köln, der nicht nur kurz vor dem Abstieg steht, sondern auch noch eine Transfersperre im Sommer absitzen muss, sicherlich kein schöner Abgang, zumal mit Justin Diehl nach der Saison ja ein weiteres Talent den Traditionsklub verlassen wird.

Urbig und Lemperle als Vorbilder

Derweil freut sich Wagner auf die neue Herausforderung seines ersten Profivertrages. “Als ich vom Interesse der Spielvereinigung gehört habe, musste ich nicht lange überlegen”, kommentiert Wagner. “Der Verein steht für die Ausbildung junger Spieler. Tim und Jonas sind da natürlich gerade die besten Beispiele und diese Chance sehe ich auch für mich.” Tim Lemperle (22) und Keeper Jonas Urbig (20), beide vom 1. FC Köln ausgeliehen, dürften den Fürthern demnach ein gutes Zeugnis ausgestellt haben.

Valentinis Anklage lässt tief blicken

Fünf der vergangenen sechs Spiele verloren – von dem in der Hinrunde erfrischend aufspielenden FCN ist im Saisonendspurt so gar nichts mehr übrig, die Stimmung um den Traditionsverein ist längst gekippt, und er selbst führt angesichts der tiefgreifenden Krise mal wieder Personal- und Richtungsdebatten.

Das Beste am Nachmittag der 0:1-Heimniederlage gegen den KSC? Nein, nicht der Umstand, dass die Mannschaft nach der Pause gegen die Badener einen deutlich besseren Auftritt hinlegte. Dies war angesichts einer unterirdischen ersten Hälfte erstens nicht schwer und zweitens dann auch nur ansatzweise zweitliga-tauglich. Zum großen Leidwesen eines jeden eingefleischten Cluberers musste ausgerechnet der Lokalrivale aus Fürth als Stimmungsaufheller herhalten: Das Drehen eines 0:2 in einen 5:3-Erfolg der SpVgg beim Abstiegskandidaten Wehen Wiesbaden war zumindest ein klein wenig Balsam auf den klaffenden FCN-Wunden.

Es spricht Bände, dass momentan die Schwäche der anderen der größte Trumpf des neunmaligen Deutsche Meister im Saisonfinale zu sein scheint. Der fünf, beziehungsweise sechs Punkte betragende Vorsprung auf den 16. Wehen Wiesbaden und den 17. Rostock ist drei Spieltage vor Schluss nur deshalb beruhigend, weil eine Aufholjagd der beiden angesichts ihres Restprogramms und ihrer derzeitigen Form schwer vorstellbar ist.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es eingedenk des jüngsten Auftritts gegen den KSC ebenso schwer vorstellbar ist, dass der FCN noch einen Punkt holt. Erschwerend zur Form- und Leistungskrise kommt eine Gemengelage hinzu, die wenig Hoffnung auf einen Umschwung macht. Das beginnt damit, dass Kapitän Enrico Valentini öffentlich die Trainingsleistungen der Mannschaft als nicht ernsthaft bezeichnet und (selbst-)anklagend anfügt, dass “wir es nicht mal schaffen, 90 Minuten mittelmäßig zu spielen”.

Valentini: “Jeder kriegt, was er verdient”

Was ist nur passiert, dass die bis zum 13. Spieltag so ordentlich bis ansehnlich aufspielende Mannschaft in den Monaten und Wochen danach nur noch selten wiederzuerkennen war? Den einen Grund kann auch der 35-jährige Ur-Cluberer im Profi-Kader nachvollzieherweise nicht benennen, wie auch, es sind viele, viele Gründe, die zur jetzigen Situation geführt haben. “Jeder kriegt das, was er verdient”, resümiert Valentini. Was so banal klingt, ist letztlich eine brutale Bestandsaufnahme.

Zurück zu den Gründen. Ein grundlegender könnte darin liegen, dass der Club ein Stück weit in seiner glorreichen Vergangenheit gefangen ist. Läuft es drei, vier Spiele gut, gerät der Umstand, im vergangenen Jahrzehnt im Schnitt höchstens ein mittelmäßiger Zweitligist gewesen zu sein, völlig außer Blick. Eingedenk der alten Titel und Triumphe wird dann von der Wucht des Vereins geschwelgt, die Bundesliga als das einzige dem Selbstverständnis entsprechenden Ziel angesehen, egal, wie weit sich der Club in der Zwischenzeit von der Eliteliga entfernt hat. Passend dazu muss alles groß sein, der FCN will der nachhaltigste Verein der Welt sein, das Projekt “neues Stadion” soll, wenn realisiert, eines sein, das weltweit Beachtung finden wird.

Mangelnde Selbstkritik und Schönfärberei

Damit keine Missverständnisse entstehen: Deswegen spielt die Mannschaft nicht so, wie sie es gegen den KSC tat, aber das mitunter zu hochtrabende Auftreten des Vereins färbt ab. Zumal in den guten Phasen eines verpönt ist: jede Form von Kritik. Mangelnde Selbstreflexion ist ein Manko, das sich einem roten Faden gleich durch die jüngere Vergangenheit zieht – dies beinhaltet auch den Hang zur Schönfärberei und den, Ausflüchte zu finden. Beim 0:2 gegen St. Pauli wird der enttäuschend mutlose Auftritt damit weggedrückt, dass die Hamburger als Spitzenreiter einfach zu gut seien. 0:4 zu Hause gegen Kiel? Klar, aufgrund einer frühen Unterzahl ist gegen so eine Spitzenmannschaft gar nichts anderes möglich, als hätte es das noch nie gegeben, dass ein Mannschaft in Unterzahl zum unbequemen Gegner wird.

Überhaupt Kiel. In der aktuellen Krise wird nun die These aufgestellt, dass die Qualität des Kaders, weil total falsch zusammengestellt, einfach nicht mehr hergebe. Nun ja, die Mannschaft hat selbst schon die Anti-These dazu aufgestellt, zum Beispiel beim überzeugenden 2:0 bei den Störchen in der Hinrunde. Und: Es mag Kader geben, die wie der des HSV oder des FC Schalke 04 eine deutlich höhere individuelle Qualität haben, doch das Kieler Aufgebot gehört gewiss nicht dazu. Keine Frage, dem Kader des Club fehlt es an Stimmigkeit, er ist in manchen Mannschaftsteilen zu üppig bestückt, während es wiederum generell an widerstandsfähigen Führungskräften fehlt, doch den Niedergang der vergangenen Monate lässt sich allein dadurch nicht erklären.

Existentiell wichtige Transfererlöse

Andererseits gibt es mit Sportvorstand Dieter Hecking einen Mann, der allein aufgrund seines Amts in der Verantwortung steht. Dass der 59-Jährige dieser Tage so mächtig angezählt wird, dass seine Tage in Nürnberg gezählt zu sein scheinen, ist zwar einerseits nachvollziehbar, doch zum Alleinschuldigen taugt er dennoch nicht. In seinem fast vierjährigen Wirken ist in der Tat keine nachhaltige sportliche Weiterentwicklung zu erkennen, andererseits darf nicht unterschlagen werden, dass er und Sportdirektor Olaf Rebbe mit ihren Transfererlösen den Verein von seinen existentiellen Finanznöten befreit haben.

Hecking selbst betont, dass er die Unzufriedenheit und die damit verbundenen hochkochenden Emotionen “nachvollziehen kann”, sein Handeln will er davon aber nicht bestimmen lassen. Dass er vor dem Spiel gegen den KSC mit der Mannschaft “sprach”, um in der Pause des Spiels dann eine gemäß Valentinis “sehr laute” Kabinenansprache folgen zu lassen, zeigt aber auch, wie sehr die Misere an ihm nagt. Nachvollziehbar, doch wie zerfahren die Situation für ihn mittlerweile geworden ist, belegt gerade diese Aktion: Größtenteils wird sie Hecking als Untergrabung der Autorität des Trainers ausgelegt. Hätte er wiederum nichts gemacht, wäre ihm wohl Tatenlosigkeit vorgeworfen worden.

Der Aufsichtsrat soll angeblich bereits den Daumen in der Causa Hecking gesenkt haben, was einerseits den Mechanismen des Geschäfts entsprechen würde, andererseits aber auch auf ein Großteil des Gremiums ein schlechtes Licht wirft, hat es doch in der alten Zusammensetzung erst unlängst die Vertragsverlängerung Heckings als wichtigen zukunftsweisenden Schritt gefeiert. Jedes Aber daran, verbat sich das Gremium ausdrücklich, dabei las sich auch damals die Bilanz des Sportvorstands nicht viel besser. Die sich nun wohl anbahnende Trennung wird so nun für den Club mal wieder zu einer kostspieligen Angelegenheit, nicht zu vergessen, dass der 59-Jährige längst die ersten Weichen für den großen Umbruch im Sommer gestellt hat.

Fiel steht intern nicht zur Diskussion

Was aktuell indes für den FCN sehr ungewöhnlich ist: Am Trainer wird nicht gerüttelt, auch wenn er die Malaise mitzuverantworten hat und ihr mittlerweile ratlos gegenübersteht. Der vor fünf Monaten bei der Jahreshauptversammlung gefeierte Cristian Fiel mag bei einigen Fans einen Teil seines Kredits verspielt haben, nicht so aber im Verein selbst. Zwar kann man derzeit von der von Fiel beabsichtigten Spielweise nichts sehen, so sind die guten Tage des FCN in dieser Saison unverändert das Pfund, mit dem der Spanier wuchern kann. Da hat man nämlich sehr wohl und sehr gut eine klare Handschrift des 44-Jährigen erkannt. Sein über die Flügel vorgetragener Ballbesitz-Fußball hat Spaß gemacht und Eindruck hinterlassen – auch bei der Hertha.

Das 3:3 in Berlin vor fünf Spielen war nicht nur spektakulär, sondern auch die mit Abstand spielerisch beste Vorstellung des FCN in diesem Jahr – nicht zu vergessen, der 3:1-Erfolg über den Absteiger in der Hinrunde. In Summe sorgt dies dafür, dass Fiel auf der Liste Herthas steht, und dass die Berliner auch schon mit ihm gesprochen habe. Offen ist derzeit, ob er der Favorit ist. Was indes klar ist: Fiel hat einen gültigen Vertrag beim FCN, und wohl keine Ausstiegsklausel, wie kolportiert wird.

So gesehen sind unabhängig vom weiteren Saisonverlauf spannende Tage beim Club programmiert. Dass die Zeichen mal wieder auf Umbruch stehen, ist klar, nicht aber, wie groß dieser ausfallen wird

Chris Biechele