Kane und Arsenal: “Vielleicht ist es noch in meinem Hinterkopf”

Harry Kane (30) fiel einst beim FC Arsenal durch und hat es die Gunners in all den Jahren spüren lassen. Auch am Mittwoch?

Bayern-Stürmer Harry Kane wurde einst bei Arsenal ausgemustert.

Bayern-Stürmer Harry Kane wurde einst bei Arsenal ausgemustert.

IMAGO/Lackovic

Wenn Harry Kane auftaucht, dann taucht er nie allein auf. Ob es die Entourage um Bruder Charlie nach einem Spiel in der Allianz-Arena ist oder die Handys vom Social-Media-Team des FC Bayern beim Training. Oder eben dutzende Kameras bei einer Pressekonferenz wie am Dienstag im “Hörsaal” des Stadions in Fröttmaning.

Kane war die natürliche Wahl für so einen Termin vor so einem Spiel, gegen so einen Gegner. Nicht nur, weil die größten Spiele auch die größten Spieler erfordern. Sondern weil er ja selbst über eine ausführliche Vergangenheit mit dem FC Arsenal verfügt.

Als Siebenjähriger hatte Kane einst beim Nachwuchs der Gunners angefangen, hinter Benik Afobe und Chuks Aneke jedoch keine wirkliche Chance erhalten. Während das Duo am Wochenende dutzende Tore schoss, trainierte Kane bei den Daheimgebliebenen und wurde als Neunjähriger wieder entlassen, zu “pummelig” und “nicht sehr sportlich” sei er gewesen.

21 Jahre später hat Kane in 20 Duellen mit Arsenal 15 Tore erzielt und in der Vorwoche in London einfach da weitergemacht, wo er im Tottenham-Trikot aufgehört hatte. “Dieses Spiel war immer eines der größten der Saison in meiner gesamten Karriere”, weiß er. “Und vielleicht ist es immer noch in meinem Hinterkopf, als ich in jungen Jahren entlassen wurde, dass es immer etwas zu beweisen gibt.”

Kanes Achterbahn-Karriere

Denn genau das ist der Punkt, der sich durch Kanes Karriere zieht. Arsenal wollte ihn nicht, dann wollte Tottenham ihn nicht, bis er als Gastspieler bei Watford drei Tore gegen Tottenham erzielte und Tottenham ihn dann doch wollte. Er war ein defensiver Mittelfeldspieler, ein offensiver Mittelfeldspieler, dann ein Stürmer. Wurde verliehen zu Leyton Orient in die drittklassige League One, wurde verliehen zu Millwall in die zweitklassige Championship, wurde verliehen zu Norwich City in die Premier League, wurde vorzeitig zurückgeholt und dann doch wieder verliehen in die zweitklassige Championship zu Leicester City.

Rivalität zu Arsenal “wird immer in meiner DNA sein”

Erst als er sich weigerte, noch einmal woanders geparkt zu werden, klappte es mit dem Durchbruch beim Lieblingsverein der Familie Kane. “Ich gehöre zu den Spielern, die während ihrer gesamten Karriere immer wieder etwas zu beweisen hatten, und ich glaube, das wird mich nie verlassen”, sagt Tottenhams und Englands Rekordtorschütze heute. Genauso wie die Rivalität zu Arsenal, “die wird immer in meiner DNA sein, bis ich meine Karriere beendet habe.” Auch wenn er sie nicht mehr zu hoch hängen will. “Jetzt bin ich bei Bayern München und will morgen ins Halbfinale.”

Muss er auch, wenn es noch was werden soll mit dem ersten Titel als Fußballprofi. Die Meisterschaft ist nun offiziell in den Westen gewandert, der Pokal wird es wohl auch. Einzig in der Königsklasse können die Bayern am Mittwoch ihre Chance auf etwas Silbernes am Leben erhalten. “Wir haben morgen eine große Möglichkeit hier in unserer Arena”, sagt Kane. “Wir wollen etwas Besonderes erreichen. Ich persönlich will der Mannschaft helfen und Tore schießen.”

“Es wird eine fantastische Atmosphäre in der Arena sein”

39 sind es inzwischen in allen Wettbewerben, doch die Erfahrung auf diesem Niveau bringen vor allem die Teamkollegen mit, die – wie zum Beispiel Manuel Neuer, Leon Goretzka oder Joshua Kimmich – schon mal auf Europas Thron saßen. “Es ist an der Zeit, unser Niveau hochzuheben”, fordert der Angreifer. “Es wird eine fantastische Atmosphäre in der Arena sein. Wir haben großen Glauben an uns, dass wir es morgen schaffen können.” Und dann vielleicht noch mehr.

Mario Krischel

Tuchel: “Du kannst immer was lernen, wenn du Arsenal schaust”

Bayern-Coach lobt die Spielweise der Gunners 16.04.2024

Tuchel: “Du kannst immer was lernen, wenn du Arsenal schaust”

1:59Thomas Tuchel hat sich und den FC Bayern akribisch auf das Rückspiel gegen den FC Arsenal vorbereitet. Dass die Aufgabe in der Champions League besonderen Druck erzeugt, verneint er, weiß aber, woher die Frage rührt.

Neuer rechtzeitig fit für Arsenal – Sané “muss auf die Zähne beißen”

Am Dienstag hat Bayern-Coach Thomas Tuchel ein Update in Sachen Personal fürs Viertelfinal-Rückspiel gegen Arsenal gegeben. Kapitän Manuel Neuer kann spielen, so auch Leroy Sané, der allerdings wird auf die Zähne beißen müssen.

Sie sollen Arsenal das Fürchten lehren: Bayern-Keeper Manuel Neuer (re.) und Leroy Sané.

Sie sollen Arsenal das Fürchten lehren: Bayern-Keeper Manuel Neuer (re.) und Leroy Sané.

imago images (2)

Die drängenden Personalfragen beantwortete Thomas Tuchel gleich zu Beginn der Bayern-Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Arsenal am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker). Und der Münchner Trainer hatte gute Nachrichten: “Manu kann spielen, Leroy kann spielen.”

Kapitän Manuel Neuer steht also wie im Hinspiel (2:2) zwischen den Pfosten. Auch Leroy Sané wird beginnen – “und muss auf die Zähne beißen, wie die letzten Wochen auch. Aufgrund der Personallage mit den Verletzungen von Serge und Kingsley, die beide nicht können, muss er wahrscheinlich – so lange wie es nur irgendwie geht – auf die Zähne beißen.”

Und wie besetzt Tuchel sein defensives Mittelfeld nach der Rückkehr von Aleksandar Pavlovic im Heimspiel gegen Köln?  “Aleks hatte seit dem Darmstadt-Spiel keinen Spiel- und Trainingsrhythmus mehr”, erklärt Tuchel. Das habe das 19-jährige Top-Talent “kräftemäßig auch selbst gemerkt”.

Aktuell gebe es eher die Tendenz, “dass wir ihn im Kader haben”. Zumal Tuchel keine Not sieht, das im Hinspiel durchaus überzeugende Duo Leon Goretzka (kicker-Note 2) und Konrad Laimer (3,5) “auseinanderreißen zu müssen”.  “Aber es ist gut, Aleks zu haben – es kann ja auch über 120 Minuten gehen”, warf Tuchel ein.

Guerreiro – oder doch Mazraoui?

Eine Entscheidung, wer links hinten beginnt, ist derweil noch nicht gefallen. Bereits nach dem Köln-Spiel hatte Tuchel angekündigt, dass es nur um die Optionen Raphael Guerreiro und Noussair Mazraoui gehen wird. Dass die Bayern vor dem Rückspiel einen Tag mehr hätten, “tut uns gut”.

Ein Gespräch mit Mazraoui, der “seit zehn Wochen keinen regelmäßigen Ablauf mehr hat”, werde Tuchel ohnehin führen müssen.

Einen zwölften Mann wird es nach Aussage Tuchels brauchen, um das Halbfinal-Ticket zu lösen. Er hofft auf eine “außergewöhnliche und einmalige Atmosphäre, die unsere Mannschaft trägt, vor allem auch in unserer Personalsituation”. Jeder Bayern-Fan solle am Mittwoch “mit der Bereitschaft kommen, zu pushen und zu helfen”.

Bayern und BVB mit Mixed-Teams dabei: DAZN startet “Infinity League”

DAZN startet als weltweit führende Sport- und Unterhaltungsplattform die “Infinity League”, ein innovatives Indoor-Fußball-Event, das “die Fußballwelt revolutionieren” soll. Der Startschuss fällt am 26. Mai 2024.

Ein neues Fußball-Zeitalter: Am 26. Mai 2024 startet die

Ein neues Fußball-Zeitalter: Am 26. Mai 2024 startet die “Infinity League”.

DAZN

Am Turnier werden unter anderem Mixed-Teams vom FC Bayern und Borussia Dortmund teilnehmen, mit Delay Sports Berlin kommt der reichweitenstärkste Amateurverein Deutschlands hinzu. Als namhafte Partner sicherte sich DAZN neben dem kicker als reichweitenstärkstem Sport-Publisher auch die Unterstützung vom Majorlabel Warner Music Central Europe und dem Musikverlag Warner Chappell Music Germany.

“Die Infinity League markiert einen Wendepunkt in der Sportunterhaltung, indem sie Fußball-Tradition mit Innovation, Frauen- und Männersport, Gen Z und Mainstream, Spitzenfußball, Musik und Content Creators und viel mehr miteinander verbindet”, ist Alice Mascia, CEO DACH und Group CMO bei DAZN, überzeugt: “Dieses Event wird die Fans begeistern und eine neue Ära des Sport-Entertainments einläuten. Wir sind begeistert, gemeinsam mit unseren starken Partnern den Fans in Deutschland und der ganzen Welt dieses magische Ereignis präsentieren zu können.”

Jeder Klub stellt je eine Frauen- und eine Männermannschaft

Bei der “Infinity League” kommen weibliche und männliche Teams der Bundesliga-Klubs in einem Fußball-Event am 26. Mai 2024 im BMW Park in München zusammen. Neben Bayern, dem BVB und Delay Sports Berlin könnten bis zum Event weitere hochkarätige Klubs hinzukommen.

Das Format sei “ebenso innovativ wie divers”, denn: Es werden gemischte Teams gegeneinander antreten, bestehend aus Legenden, Nachwuchsspielerinnen und -spielern und ambitionierten, mindestens auf semi-professionellem Niveau spielenden Content Creators.

Jeder teilnehmende Klub stellt je eine Frauen- und eine Männermannschaft. Die Spieldauer beträgt 20 Minuten (zwei Halbzeiten à zehn Minuten). Es wird eine Gruppenphase im System Jeder-gegen-jeden mit anschließenden Platzierungsspielen geben. In jedem Match treffen jeweils die Frauen und die Männer der jeweiligen Klubs eine Halbzeit aufeinander. Das zunächst auf einen Tag angelegte Hallenturnier soll auch mit Gamification-Elementen aufgelockert werden.

“Starke Signale, die wir ausdrücklich unterstützen wollen”

“Die Infinity League ist ein innovatives Konzept, das die Grenzen des Sports neu definiert und die Zuschauer in den Bann ziehen wird”, betont Alexander Wagner, kicker-Chefredakteur: “Insbesondere die Nutzung spannender Technologien und der Einsatz gemischter Teams sind starke Signale, die wir ausdrücklich unterstützen wollen. Wir freuen uns darauf, als Medien-Partner an diesem Event teilzuhaben und die Begeisterung mit den Fans zu teilen.”

Die “Infinity League” wird in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein kostenlos über die DAZN-App, auf den linearen TV-Sendern DAZN 1 und DAZN 2 sowie dem Partner-TV-Sender DF1 im Free-TV zu sehen sein und darüber hinaus auch auf allen relevanten Social-Media-Plattformen sowie den kicker-Kanälen abgebildet werden.

Die Statistik spricht für Bayern, aber Milan und Liverpool sind warnende Beispiele

Die Ausgangslage ist klar: Der Sieger zwischen dem FC Bayern und dem FC Arsenal zieht am Mittwochabend ins Halbfinale der Champions League ein, zur Not im Elfmeterschießen.

Ziehen die Bayern gegen Arsenal ins Halbfinale ein?

Ziehen die Bayern gegen Arsenal ins Halbfinale ein?

IMAGO/Sven Simon

Mit der Statistik ist so eine Sache, seit die UEFA die Auswärtstorregel in den Europapokal-Wettbewerben abgeschafft hat. Vergleiche zu früher sind deshalb etwas schief. Früher wäre das 2:2 des FC Bayern im Hinspiel beim FC Arsenal mehr wert gewesen, es hätte im Rückspiel schon ein 0:0 oder 1:1 gereicht. Bei einem solchen Ergebnis gäbe es am Mittwochabend Verlängerung oder gar Elfmeterschießen. Die Ausgangslage ist klar: Der Sieger des Spiels, wie lange es auch dauern mag, zieht ins Halbfinale ein.

Trotzdem ist die Ausgangslage für den deutschen Rekordmeister nicht so schlecht. 25-mal spielten die Münchner auswärts im Hinspiel in ihrer Europacup-Historie unentschieden, 22-mal kamen sie anschließend weiter. Heimstark war dieser FC Bayern schon immer. Mit einem 2:2 kehrten sie dreimal von einer Hinspiel-Reise zurück und kamen zweimal weiter.

Aber Achtung: 2007 schien die nächste Runde nach einem 2:2 in San Siro bei der AC Mailand nah, im Rückspiel setzte “Pippo” Inzaghi beim 2:0 Milans mit einem Doppelpack den Träumen ein Ende. Und auch das bislang letzte Unentschieden auswärts endete ungut. Nach einem 0:0 beim FC Liverpool im Achtelfinale 2018/19 verabschiedeten sich die Bayern nach einem 1:3 in der Allianz-Arena aus dem Wettbewerb.

Scheiden sie am Mittwoch aus, wäre es das vierte Mal in Serie im Viertelfinale. Zuletzt gingen sie aber stets mit der Hypothek einer Hinspiel-Niederlage ins Rückspiel: 2021 ein 2:3 gegen Paris St. Germain, 2022 ein 0:1 beim FC Villareal, vor einem Jahr ein 0:3 bei Manchester City.

Letztes Elfmeterschießen 2012

Sollte es übrigens zu einem Elfmeterschießen kommen, wäre dies eine Rarität für die Münchner. Zum bislang letzten Mal in einer K.-o.-Runde musste sie 2012 im Halbfinale bei Real Madrid zu diesem Nervenkitzel antreten und zogen ins “Finale dahoam” ein. Das Ende dieser Geschichte ist bekannt: Niederlage im Elfmeterschießen.

Aufpassen muss am Mittwochabend Leon Goretzka, der als einziger Bayern-Spieler von einer Gelbsperre bedroht ist und im Falle einer Verwarnung bei einem Weiterkommen im Halbfinal-Hinspiel pausieren müsste.

Frank Linkesch

Leverkusen beendet auch Comans einmalige Serie

Bayer 04 Leverkusen hat die lange Titelserie des FC Bayern beendet – und damit auch eine ganz besondere von Kingsley Coman, der ein Wochenende zum Vergessen erlebte.

Er wird erstmals als Profi am Ende einer Saison nicht nationaler Meister: Bayerns Kingsley Coman.

Er wird erstmals als Profi am Ende einer Saison nicht nationaler Meister: Bayerns Kingsley Coman.

imago images

Wie viel kann an einem Wochenende wohl schiefgehen? Frei nach “Murphy’s law” alles, was eben nur schiefgehen kann. Kingsley Coman jedenfalls wird das vergangene in überaus schlechter Erinnerung behalten. Einerseits verletzte sich Bayerns Flügelflitzer im Heimspiel gegen Köln (2:0) erneut schwerer, andererseits riss eine Serie, die ihn seit seiner ersten Profi-Saison begleitete.

Coman kennt es nämlich gar nicht, wenn er am Ende einer Spielzeit nicht die Meister-Trophäe in die Höhe reckt. In bislang elf Saisons als Profi wurde ihm dieses Vergnügen immer gewährt. In seinen ersten beiden Profi-Spielzeiten mit PSG wurde Coman direkt Meister, auch wenn sein Einfluss angesichts von drei Joker-Einsätzen (39 Minuten gesamt) in den Saisons 2012/13 und 2013/14 recht überschaubar war.

Es folgte der Wechsel in die nächste große Liga – und auch in Italien wurde Coman mit Juventus 2014/15 direkt Meister. Auf dem Weg zum Scudetto steuerte der Flügelflitzer in 14 Serie-A-Spielen immerhin zwei Vorlagen bei.

Weil Coman in der darauffolgenden Saison das erste Serie-A-Spiel gegen Udinese Calcio noch mitmachte und anschließend an die Bayern verliehen wurde, durfte er sich am Ende der Spielzeit 2015/16 sogar italienischer und Deutscher Meister nennen. Coman blieb auch nach Ende seiner Leihe im Juli 2017 in München und war Teil der bemerkenswerten Bayern-Titelserie.

Größter Einfluss in der Saison 2020/21

Den größten Einfluss hatte der Siegtorschütze des Champions-League-Finals 2020 in der Saison 2020/21, als er 29 Ligaspiele für den deutschen Rekordmeister bestritt und 17 Scorerpunkte (fünf Tore, zwölf Assists) beisteuerte. Die Bayern wurden mit großem Abstand Deutscher Meister und lagen am Ende 26 Punkte vor dem Sechsten aus Leverkusen.

Nun hat die Werkself den Spieß umgedreht. Durch das 5:0 im Heimspiel gegen Bremen liegt die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso, mit dem Coman in München noch zusammenspielte, 16 Punkte und damit uneinholbar vorne. Schon in der Saison 2024/25 werden Bayern und Coman zum Gegenschlag ausholen sowie eine neue Serie starten wollen.

Petersen will Bayern-Alleinstellungsmerkmal behalten

Nils Petersen glaubt nicht, dass der FC Bayern Bayer Leverkusen so schnell wieder los wird. Der neue kicker-Kolumnist erklärt, warum es “Werkszwölf” heißen müsste – und warum er Harry Kane die Daumen drückt.

Eine titellose Saison bei Bayern? Nils Petersen (li.) hat erlebt, was Harry Kane in diesem Jahr droht.

Eine titellose Saison bei Bayern? Nils Petersen (li.) hat erlebt, was Harry Kane in diesem Jahr droht.

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Sieht man mal von der Zweitliga-Meisterschaft mit Freiburg 2015/16 ab, beendete Nils Petersen seine Profikarriere im vergangenen Sommer ohne Titel – und das muss man als Ex-Angestellter des FC Bayern erst einmal schaffen. Der inzwischen 35-Jährige hatte einzig die Saison 2011/12 beim deutschen Rekordmeister erlebt und damit genau ein Jahr erwischt, in dem die Münchner nicht einmal den DFL-Supercup gewannen. Passiert ihnen das in dieser Saison erneut?

“Harry Kane krallt sich hoffentlich noch die Champions League-Trophäe – und macht mir mein Alleinstellungsmerkmal nicht streitig”, schreibt Petersen in seiner neuen kicker-Kolumne (Montagsausgabe). “Es wäre die erste titellose Saison seit meinem einzigen Bayern-Jahr 2011/12.”

Damals hätten “Jupp Heynckes & Co. wohl genau richtig ausgemistet”, ein Jahr später, als Petersen schon wieder weg war, gewannen die Bayern das Triple. “Eventuell ist die aktuell vermurkste Saison ein gutes Omen: Vielleicht schaffen mia des noch mal?”, überlegt Petersen. “Die Hoffnung stirbt zuletzt. Bei den Bayern ist es neuerdings aber zu oft ein ‘Hoffen’ auf Top-Level. Wenn nur die Hälfte des Teams ans Limit geht, gewinnen sie gegen 13 Liga-Rivalen.”

“Durch Xabi Alonsos Präsenz müsste man mittlerweile von der Werkszwölf schreiben”

Doch Meister werden sie so eben nicht, schon gar nicht, wenn ein Konkurrent aufspielt wie Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison. Petersen glaubt nicht, dass der FCB die Werkself so schnell wieder los wird. “Bayerns größtes Problem für die nächste Liga-Saison heißt erneut: Xabi Alonso! Einerseits kriegen sie ihn nicht, andererseits, was gefährlicher ist, macht er das ehemalige Vizekusen zum dauerhaften Titelanwärter. Durch seine Präsenz müsste man mittlerweile von der Werkszwölf schreiben.” Weil Xabi Alonso bleibt und “noch Steigerungspotenzial” sieht, “müssen die Bayern wieder bangen – und hoffen”, prognostiziert Petersen.

Warum Leverkusen jetzt “jeder geil” findet und wie er die Lage beim SC Freiburg einschätzt: Nils Petersens ersten Beitrag als Mitglied im kicker-Kolumnisten-Kreis gibt es im aktuellen kicker vom Montag – hier auch als eMagazine.

Müller: “Wenn ich an Spielerprofile wie von Leroy denke …”

Der FC Bayern steht vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen Arsenal. Wie das aussehen wird? Thomas Müller hätte eine Präferenz.

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

Am Mittwoch zuhause gegen Arsenal gefragt: Leroy Sané und Thomas Müller (re.).

IMAGO/RHR-Foto

Es dauerte nicht lange, bis die Südkurve den Fokus aufs Wesentliche lenkte. Die Mannschaft hatte sich auf dem Platz eingehakt, bereit zu hüpfen. Und aus dem Herzen der Fanszene des FC Bayern erklang laut und mehrfach ein lang gezogenes “Europapokal”. “Die fiebern diesem Mittwoch enorm entgegen”, sagte Thomas Müller später über diese “Jungs und Mädels”. “Genauso wie wir natürlich, aber trotzdem hat man das schon erkannt. Hier geht es um etwas ganz, ganz Wichtiges.”

Nichts weniger als ein Do-or-Die-Spiel, wie es selbst Stadionsprecher Stephan Lehmann ausrief, bevor er sich in den Feierabend bis Mittwoch verabschiedete. Gewinnt der FC Bayern gegen Arsenal, steht er im Halbfinale. Verliert er, ist die Saison nach dem Pokalausscheiden und der zeitnah verlorenen Meisterschaft endgültig gelaufen. Mitte April, wohlgemerkt.

Champions League

Mut gemacht hat der Auftritt im Emirates Stadium am vergangenen Dienstag, als die Bayern durchaus davon profitiert hatten, den Gunners den Ball zu überlassen (41 Prozent eigener Ballbesitz) und aufs schnelle Umschaltspiel zu lauern. “Wenn ich jetzt an Spielerprofile denke, wie es vielleicht Leroy mitbringt”, holte Müller aus. “Dem tut es natürlich gut, wenn er ein bisschen Raum vor sich hat, wo er dann eben mit seinen 36 km/h da reinfahren kann. Und dementsprechend glaube ich, ist das nicht schädlich für uns, wenn wir nicht 70 Prozent Ballbesitz haben, sondern auch einen Gegner, der gerne den Ball hat. Und wir uns dann einfach reinbeißen, mal einen Ball wegzwicken. Und dann muss es halt schnell gehen.”

Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.

Joshua Kimmich

In der Hinrunde hatten die Bayern so zum Beispiel den BVB im Signal-Iduna-Park überrollt (4:0), ein paar Wochen später den VfB Stuttgart trotz 37 Prozent Ballbesitz (!) deutlich und verdient geschlagen (3:0). “In dieser Saison hatten wir tatsächlich einige gute Spiele, in denen wir über einen Konter gekommen sind, über Schnellangriffe”, weiß auch Joshua Kimmich. “Da haben wir schon das Personal dafür, um auch schnell umzuschalten, um zielstrebig vor das gegnerische Tor zu kommen. Wir haben uns eher dann schwerer getan, wenn die Gegner tief standen und wir Lösungen gebraucht haben.” Wie zum Beispiel beim Rückrundenspiel gegen Dortmund (0:2, 61 Prozent Ballbesitz) vor zwei Wochen.

Wie das Spiel wohl am Mittwoch aussehen wird? “Ich glaube, dass es wahrscheinlich nicht so sein wird, dass wir es über 90 Minuten kontrollieren werden”, prophezeit Kimmich zwar, geht aber trotzdem davon aus, “dass wir ein bisschen mehr den Ball haben werden” als im Hinspiel, “ein bisschen mehr Ballbesitz haben werden, auch selbst versuchen werden, dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken.”

Tuchel: “Wir brauchen eine komplette Leistung”

Trainer Thomas Tuchel zumindest will das Heimspiel gegen Köln nicht mit einem Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal vergleichen. “Am Ende”, findet er, “musst du auf alles eine Antwort haben, was das Spiel von dir verlangt. Wenn du im Viertelfinale weiterkommen willst, kannst du dich nicht nur auf Konter verlassen; nicht nur auf hohes Pressing verlassen; nicht nur auf Balleroberungen verlassen oder nicht nur auf Ballbesitz verlassen. Du brauchst das ganze Paket.”

Das ganze Paket, das eine “extrem gute Verteidigungsleistung” wie im Hinspiel beinhaltet, dazu “Phasen, in denen wir uns zutrauen, hoch zu pressen, weil das möglich ist gegen jeden Gegner.” Und zu guter Letzt werden auch die Bayern Ballbesitz benötigen, “um uns im Ballbesitz natürlich auch zu erholen für das intensive Spiel gegen den Ball. Deshalb brauchen wir eine komplette Leistung, wenn wir am Mittwoch weiterkommen wollen.”

Mario Krischel

Tuchel spricht von Upamecanos “großen individuellen Fehlern” – und schützt ihn

Nach Bayerns schmucklosem 2:0-Heimsieg gegen Köln sprach Trainer Thomas Tuchel von defensiven Schwächen – und ging näher auf den “Fall” Dayot Upamecano ein.

Tadel und Unterstützung: Thomas Tuchel (li.) sicherte Dayot Upamecano seinen Support zu.

Tadel und Unterstützung: Thomas Tuchel (li.) sicherte Dayot Upamecano seinen Support zu.

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Angesichts der aussichtslosen Position im Meisterrennen – Leverkusen kann am Sonntag aus eigener Kraft erstmals den wichtigsten nationalen Titel holen – verkam Bayerns Heimspiel gegen Köln zur lästigen Pflicht. Am Ende gewannen die Münchner mit 2:0, ohne dabei allerdings zu glänzen. Schon gar nicht defensiv.

“Wir hatten große Torchancen, wir haben allerdings auch große Torchancen zugelassen”, bilanzierte Thomas Tuchel in seinem Eröffnungsstatement auf der Pressekonferenz am Samstagabend: “Schon in der Anfangsphase waren es in den ersten 20 Minuten zwei oder drei – und dann haben wir in der letzten Minute natürlich nochmal eine große Chance mit selbst verschuldet und mit aufgelegt.”

Gemeint war die Szene in der 89. Minute, in der Dayot Upamecano den Ball ohne Not in die Füße von Luca Waldschmidt spielte. Gerade so bügelte Eric Dier die Situation aus, auch den Nachschuss konnte FC-Stürmer Steffen Tigges nicht nutzen. Vier Minuten später machte Thomas Müller den Deckel drauf – und ließ auch Upamecano aufatmen.

Auf den wankelmütigen Franzosen angesprochen, äußerte sich Tuchel ausführlich. “Ich hoffe, dass er weiß und spürt, dass er unsere volle Unterstützung hat”, begann der Bayern-Coach: “Wir kennen sein Potenzial, wir wissen um seine Qualitäten. Ich weiß persönlich um seinen riesengroßen Ehrgeiz.”

Dann folgt das größere Aber. “Natürlich sind das im Moment zu viele große individuelle Fehler, die entscheiden auf dem höchsten Niveau die Spiele”, stellte Tuchel klar: “Heute hat uns Köln nochmal vom Haken gelassen, weil das wäre natürlich ein grober individueller Fehler gewesen. Und natürlich war Upamecano da zuletzt an zu vielen Toren direkt beteiligt.”

Einsatz gegen Arsenal? “Das kann am Mittwoch nötig sein”

Dennoch seien “solche Phasen” auch auf diesem Niveau normal. “Dann gibt es einfach umso mehr Unterstützung und umso mehr Nähe”, erklärte Tuchel seinen Umgang mit dem nach 61 Minuten eingewechselten Franzosen: “Ich weiß um seinen Ehrgeiz, wir wissen um sein Potenzial. Und das kann am Mittwoch nötig sein, dass er spielt, dass er spielen muss, dass er rein muss, um eventuell einen riesengroßen Erfolg für uns zu sichern.”

Tuchel habe gar keine Zeit, um groß “nachzukarten und auch keine Zeit ständig den Finger in die Wunde zu legen. Sondern wir müssen positiv bleiben, und er kriegt volle Unterstützung.”

In der Champions League kam Upamecano in dieser Saison sechsmal zum Zug (kicker-Notenschnitt 3,25), dabei allerdings noch nie von der Bank. Nach seinem schwachen Auftritt in Rom (0:1, kicker-Note 6) waren seine Dienste vorerst nicht mehr gefragt.