Kane und Arsenal: “Vielleicht ist es noch in meinem Hinterkopf”

Kane und Arsenal: “Vielleicht ist es noch in meinem Hinterkopf”

Harry Kane (30) fiel einst beim FC Arsenal durch und hat es die Gunners in all den Jahren spüren lassen. Auch am Mittwoch?

Bayern-Stürmer Harry Kane wurde einst bei Arsenal ausgemustert.

Bayern-Stürmer Harry Kane wurde einst bei Arsenal ausgemustert.

IMAGO/Lackovic

Wenn Harry Kane auftaucht, dann taucht er nie allein auf. Ob es die Entourage um Bruder Charlie nach einem Spiel in der Allianz-Arena ist oder die Handys vom Social-Media-Team des FC Bayern beim Training. Oder eben dutzende Kameras bei einer Pressekonferenz wie am Dienstag im “Hörsaal” des Stadions in Fröttmaning.

Kane war die natürliche Wahl für so einen Termin vor so einem Spiel, gegen so einen Gegner. Nicht nur, weil die größten Spiele auch die größten Spieler erfordern. Sondern weil er ja selbst über eine ausführliche Vergangenheit mit dem FC Arsenal verfügt.

Als Siebenjähriger hatte Kane einst beim Nachwuchs der Gunners angefangen, hinter Benik Afobe und Chuks Aneke jedoch keine wirkliche Chance erhalten. Während das Duo am Wochenende dutzende Tore schoss, trainierte Kane bei den Daheimgebliebenen und wurde als Neunjähriger wieder entlassen, zu “pummelig” und “nicht sehr sportlich” sei er gewesen.

21 Jahre später hat Kane in 20 Duellen mit Arsenal 15 Tore erzielt und in der Vorwoche in London einfach da weitergemacht, wo er im Tottenham-Trikot aufgehört hatte. “Dieses Spiel war immer eines der größten der Saison in meiner gesamten Karriere”, weiß er. “Und vielleicht ist es immer noch in meinem Hinterkopf, als ich in jungen Jahren entlassen wurde, dass es immer etwas zu beweisen gibt.”

Kanes Achterbahn-Karriere

Denn genau das ist der Punkt, der sich durch Kanes Karriere zieht. Arsenal wollte ihn nicht, dann wollte Tottenham ihn nicht, bis er als Gastspieler bei Watford drei Tore gegen Tottenham erzielte und Tottenham ihn dann doch wollte. Er war ein defensiver Mittelfeldspieler, ein offensiver Mittelfeldspieler, dann ein Stürmer. Wurde verliehen zu Leyton Orient in die drittklassige League One, wurde verliehen zu Millwall in die zweitklassige Championship, wurde verliehen zu Norwich City in die Premier League, wurde vorzeitig zurückgeholt und dann doch wieder verliehen in die zweitklassige Championship zu Leicester City.

Rivalität zu Arsenal “wird immer in meiner DNA sein”

Erst als er sich weigerte, noch einmal woanders geparkt zu werden, klappte es mit dem Durchbruch beim Lieblingsverein der Familie Kane. “Ich gehöre zu den Spielern, die während ihrer gesamten Karriere immer wieder etwas zu beweisen hatten, und ich glaube, das wird mich nie verlassen”, sagt Tottenhams und Englands Rekordtorschütze heute. Genauso wie die Rivalität zu Arsenal, “die wird immer in meiner DNA sein, bis ich meine Karriere beendet habe.” Auch wenn er sie nicht mehr zu hoch hängen will. “Jetzt bin ich bei Bayern München und will morgen ins Halbfinale.”

Muss er auch, wenn es noch was werden soll mit dem ersten Titel als Fußballprofi. Die Meisterschaft ist nun offiziell in den Westen gewandert, der Pokal wird es wohl auch. Einzig in der Königsklasse können die Bayern am Mittwoch ihre Chance auf etwas Silbernes am Leben erhalten. “Wir haben morgen eine große Möglichkeit hier in unserer Arena”, sagt Kane. “Wir wollen etwas Besonderes erreichen. Ich persönlich will der Mannschaft helfen und Tore schießen.”

“Es wird eine fantastische Atmosphäre in der Arena sein”

39 sind es inzwischen in allen Wettbewerben, doch die Erfahrung auf diesem Niveau bringen vor allem die Teamkollegen mit, die – wie zum Beispiel Manuel Neuer, Leon Goretzka oder Joshua Kimmich – schon mal auf Europas Thron saßen. “Es ist an der Zeit, unser Niveau hochzuheben”, fordert der Angreifer. “Es wird eine fantastische Atmosphäre in der Arena sein. Wir haben großen Glauben an uns, dass wir es morgen schaffen können.” Und dann vielleicht noch mehr.

Mario Krischel