Terzic: “Kane allein hat so viele Tore erzielt wie unsere drei Top-Torjäger zusammen”

Der FC Bayern hat in Harry Kane einen absoluten Toptorjäger, der bislang deutlich mehr Treffer erzielen konnte als Dortmunds bester Torschütze Niclas Füllkrug. Kein neues Phänomen beim BVB, aber eins, das am Ende den Unterschied ausmachen kann.

Starker Auftritt: Im Hinspiel musste BVB-Coach Edin Terzic (li.) Bayerns Harry Kane beglückwünschen.

Starker Auftritt: Im Hinspiel musste BVB-Coach Edin Terzic (li.) Bayerns Harry Kane beglückwünschen.

IMAGO/ActionPictures

Bereits in der vergangenen Saison beschäftigte Edin Terzic ein Thema besonders: der offensive Ertrag seiner Angreifer. Ein echtes Spitzenteam könne sich häufig auf einen Spieler verlassen, der 20 und mehr Tore pro Saison erzielt, sagte der BVB-Trainer und verwies dann auf die Situation bei der Borussia, die sich damals im Meisterschaftskampf mit dem FC Bayern befand: Toptorjäger der Schwarz-Gelben waren in der Spielzeit 2022/23 Julian Brandt, Donyell Malen und Sebastien Haller, der ein halbes Jahr aufgrund einer Krebserkrankung ausgefallen war, mit jeweils neun Toren.

Hallers Einbruch, Füllkrugs Verpflichtung

Von der starken Rückrunde Hallers erhoffte man sich beim BVB viel für die laufenden Spielzeit, schließlich wurde der Angreifer der Elfenbeinküste im Sommer 2022 genau aus dem Grund verpflichtet, den Terzic immer wieder thematisierte: Er sollte der Top-Stürmer sein, der deutlich zweistellig trifft und um die Torjägerkanone konkurriert. Doch der harte Kampf zurück zur Gesundheit und einer sportlich wichtigen Rolle hatte bei Haller Spuren hinterlassen. Auch wenn sich die körperlichen Werte im Laufe der Hinrunde besserten: Zu einer guten Form konnte er nicht finden.

Auch deshalb verpflichteten die Dortmunder kurz vor dem Ende der Sommer-Transferperiode Nationalstürmer Niclas Füllkrug, immerhin Torschützenkönig der abgelaufenen Spielzeit – wenn auch mit vergleichsweise wenigen Treffern (16). Schließlich hatte Seriensieger Robert Lewandowski, der fünf Mal hintereinander bester Bundesliga-Schütze war, viermal 29 oder mehr Tore pro Saison geschossen, nur 2018/19 lag sein Top-Wert bei 22 Treffern.

Füllkrug und Malen sind die torgefährlichsten Borussen

Vor dem Klassiker beim FC Bayern am Samstag kam das Thema nun wieder auf. Schließlich hoffen die Münchner noch auf das Mitwirken ihres Star-Einkaufs Harry Kane, der die Torschützenliste in dieser Spielzeit deutlich anführt. 31 Mal traf der Engländer in 26 Spielen, beim 4:0-Sieg des Rekordmeisters beim Hinspiel in Dortmund schoss er allein drei Tore. “Das ist eine außergewöhnliche Quote. “, zollte Terzic dem Konkurrenzstürmer am Donnerstag Respekt und schob dann einen Fakt nach, der ihm nicht schmecken kann: “Harry Kane allein hat so viele Tore erzielt wie unsere drei Top-Torjäger zusammen.”

Und das war noch leicht untertrieben, in Wirklichkeit stehen Füllkrug (elf Treffer), Malen (11) und Brandt (6) zusammengerechnet bei nur 28 Tore. Dahinter folgen Marco Reus (4) sowie Mats Hummels, Julien Ryerson und Youssoufa Moukoko (jeweils 3). Karim Adeyemi (2), der im Winter von Manchester United ausgeliehene Jadon Sancho und Youngster Jamie Bynoe-Gittens ( beide 1) stehen bislang nicht für überbordende Torgefahr. Haller hat sogar überhaupt noch nicht getroffen in seinen erst 354 Einsatzminuten in dieser Saison.

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Die Tordifferenz kann entscheiden

Immerhin: Füllkrug scort seit dem Wiederbeginn des Spielbetriebs nach der Winterpause ebenso regelmäßig wie Malen. Haller, der zu Jahresbeginn sein Land zum Afrika-Cup-Titel schoss und dem BVB anschließend verletzt fehlte, ist pünktlich zum Spiel gegen München wieder fit. “Seb hat die letzten zwei Wochen die ganze Zeit mit uns auf dem Platz gestanden und ist einsatzfähig”, sagte Terzic, “darüber freuen wir uns sehr.” Die Frage allerdings ist, ob der 29-Jährige seine ansteigende Form über die Verletzungspause konservieren konnte. Als zusätzliche Alternative würde er dem BVB im so wichtigen Monat April definitiv gut zu Gesicht stehen.

Nach Punkten steht der BVB auf Rang vier und damit in den Champions-League-Rängen. Konkurrent RB Leipzig, aktuell Fünfter mit einem Zähler Rückstand auf die Borussia, hat allerdings sieben Tore mehr erzielt (60 zu 53) und wie der BVB 32 Gegentore kassiert. Auch der Dritte Stuttgart (60), die Bayern (78) und der allen enteilte Tabellenführer Bayer Leverkusen (66) treffen bislang deutlich häufiger als die Dortmunder, die das schlechteste Torverhältnis der Topteams aufweisen. Und wie weh das tun kann, wissen die Schwarz-Gelben noch aus der vergangenen Saison: Dass der BVB da nicht Meister wurde, sondern die Bayern, das lag – an der deutlich schlechteren Tordifferenz.

Matthias Dersch

Klopp: “Wir haben Bayern nie hergespielt”

Kaum ein Spiel elektrisiert in der Bundesliga mehr als Bayern gegen Dortmund – das weiß auch Jürgen Klopp, der vor zehn Jahren den BVB zum bislang Sieg in München führte. In besonderer Erinnerung ist ihm aber ein ganz anderes Spiel.

Unvergessen: Nuri Sahin springt vor Freude auf Jürgen Klopp, Sven Bender (li.) und Neven Subotic schauen zu.

Unvergessen: Nuri Sahin springt vor Freude auf Jürgen Klopp, Sven Bender (li.) und Neven Subotic schauen zu.

imago sportfotodienst

Sieben Jahre, von 2008 bis 2015 war Jürgen Klopp Trainer des BVB und hat daher selbst dazu beigetragen, dass die Partie Bayern gegen Dortmund inzwischen den Stellenwert hat, den sie hat. “Damals war es das Spiel der Spiele – ist ja keine Frage”, sagte der Liverpooler Trainer bei Sky und erinnerte sich wohlwollend an seinen ersten Sieg mit Schwarz-Gelb in der Allianz Arena. “Das war super speziell, super schwierig, aber eben auch super speziell”, sagte er mit Blick auf das 3:1 am 26. Februar 2011, “als Nuri Sahin meine Brille kaputtgemacht hat”.

Es war eine starke Phase der Dortmunder, die zwischen 2011 und 2013 sechsmal in Folge in der Bundesliga gegen den Rekordmeister ungeschlagen geblieben waren. “Wir haben Bayern vier- oder fünfmal in Folge geschlagen, das hatte es so auch noch nicht gegeben”, erinnerte sich der 56-Jährige und betonte zugleich, “aber es war nie so, dass wir sie hergespielt hätten. Wir haben sie gut verteidigt, gekontert, waren sehr aggressiv und haben es für eine ganze Weile toll gemacht.”

Nachdem sich Schalke irgendwann in die zweite Liga verabschiedet hat, war es im Grunde genommen das Derby.

Jürgen Klopp

Doch auch Klopp weiß, dass diese Phase nur von kurzer Dauer war. “Irgendwann ging es nicht mehr ganz so gut.” Insgesamt sieht die Bilanz nämlich düster aus für die Westfalen, die nur 28 von 123 Spielen gegen die Münchner gewonnen haben – bei 34 Remis und 61 Niederlagen. Der letzte Sieg in München liegt mittlerweile auch schon wieder zehn Jahre her, ein 3:0 am 12. April 2014 – damals noch unter Klopp.

Klopp drückt am “speziellen Spieltag” dem BVB die Daumen

“Bayern ist eine außergewöhnliche Mannschaft”, weiß Klopp und betonte, dass die Münchner das schon immer waren und sie auch heutzutage außergewöhnlich sind. Auch deshalb sind es “spezielle Spieltage”, wenn Bayern auf Dortmund trifft, erst recht seit Revierrivale Schalke nicht mehr erstklassig ist. “Nachdem sich Schalke irgendwann in die zweite Liga verabschiedet hat, war es im Grunde genommen das Derby”, stellte Klopp fest, wohlwissend, dass “es kein Derby ist. Dann ist es eben der deutsche Klassiker.”

Er selbst freute sich auch, dass er am Samstag in der Lage sein wird, das Spiel selbst zu sehen. Zwar ist in Liverpool ein Training angesetzt, aber um 18.30 Uhr deutscher Zeit “komme ich gerade vom Trainingsplatz runter. Dann gucke ich es – und drücke völlig überraschend Dortmund die Daumen.

Dortmund muss in München auf Kobel verzichten

Nachdem Gregor Kobel rechtzeitig seine muskulären Probleme auskuriert hat, muss der Keeper einen Tag vor dem Auswärtsspiel in München den nächsten Rückschlag verkraften.

Wird in München nicht im Tor des BVB stehen können: Gregor Kobel.

Wird in München nicht im Tor des BVB stehen können: Gregor Kobel.

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Wie Sky zuerst berichtete, muss der BVB auch im Bundesliga-Spiel beim FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Kobel verzichten. Der Schweizer Schlussmann, der sich gerade erst von muskulären Problemen erholt hat, ist demnach an einem Magen-Darm-Virus erkrankt und wird den Dortmundern nicht zur Verfügung stehen.

Für Dortmunds Stammtorhüter wird es bereits das siebte Spiel der laufenden Saison sein, in dem er nicht mitwirken kann. Am Freitag verließ der 26-Jährige bereits vor dem Abschlusstraining und dem anschließenden Flug nach München das Trainingsgelände des BVB. Für Kobel wird aller Voraussicht nach Alexander Meyer das Dortmunder Tor in der Allianz-Arena hüten.

Der Ersatztorwart kam bereits vor der Länderspielphase beim 3:1-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt zum Einsatz. Meyer ist in Abwesenheit von Kobel für gewöhnlich eine starke Alternative, das zeigt auch seine kicker-Durchschnittsnote 2,83.

Terzic und das besondere Bayern-Gesicht gegen Dortmund

Für Borussia Dortmund steht die in der Vergangenheit oft unschöne Auswärtsreise zum FC Bayern München an. Trainer Edin Terzic verrät, worauf es ankommt und wer dabei sein kann.

Duell an der Seitenlinie: BVB-Coach Edin Terzic (li.) trifft am Samstag auf den von Thomas Tuchel (re.) trainierten FC Bayern.

Duell an der Seitenlinie: BVB-Coach Edin Terzic (li.) trifft am Samstag auf den von Thomas Tuchel (re.) trainierten FC Bayern.

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Der Wiedereinstieg ins Tagesgeschäft Bundesliga wird für Borussia Dortmund gleichzeitig der hochkarätige Auftakt eines wegweisenden April. Am Samstag geht es zum FC Bayern nach München (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker), danach warten noch Leverkusen, Stuttgart, Leipzig und zweimal Atletico Madrid. “Die nächsten Wochen werden extrem spannend. Wir kommen in die letzte Phase der Saison, in die spannendste Phase, in der alle Entscheidungen getroffen werden”, sagt Trainer Edin Terzic: “Wir wissen, dass wir auf Gegner treffen, die uns alles abverlangen und darauf freuen wir uns.”

Den kleinen Anlauf in der Länderspielpause mit ungewohnt vielen  Profis im Training soll ein kleiner Pluspunkt im Rennen werden. “Wir haben versucht aus der Situation einen Vorteil zu schaffen, es war eine gute Zeit in Dortmund mit den Jungs zu arbeiten. Wir hatten zwölf Profispieler im Training, konnten intensiv arbeiten, aber auch einiges im taktischen Bereich machen.”

BVB: Die nächsten Gegner

Ganz ohne Sorgen verlief die Pause aber nicht. Ramy Bensebaini kehrte von der algerische Nationalmannschaft mit einer Verletzung am Innenband zurück. “Er benötigt keine Operation, wird aber die nächsten Wochen eine Schiene tragen müssen”, verrät Terzic: “Es ist unwahrscheinlich, dass er in dieser Saison nochmal zum Einsatz kommen kann.”

Und auch Sorgenkind Gregor Kobel musste aussetzen. “Muskulär hat er gar keine Beschwerden mehr, aber er konnte die letzten Tage wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht trainieren. Er fühlte sich heute aber schon deutlich besser, und kann auf dem Trainingsplatz arbeiten.” Das Abschlusstraining am Freitag soll über einen Einsatz entscheiden.

Gute Nachrichten bei Sancho, Ryerson, Haller

Marcel Sabitzer fehlt bekanntermaßen noch gesperrt, dafür gibt es gute Nachrichten von drei anderen Profis: “Jadon Sancho konnte die komplette Zeit mittrainieren, Julian Ryerson war zwar nicht bei uns, stand aber bei der Nationalmannschaft auf dem Platz. Und besonders freuen wir uns über Sebastien Haller, der die letzten 14 Tage komplett mit der Mannschaft trainieren konnte und einsatzfähig ist.”

Gerade rechtzeitig zum in der näheren Vergangenheit immer sehr unangenehmen Trip in die bayerische Landeshauptstadt. Bayern gewann die jüngsten neun Heimspiele gegen Dortmund allesamt und erzielte dabei immer mindestens zwei Tore, insgesamt 37, im Schnitt 4,1 pro Partie. Eine längere Niederlagenserie hatte der BVB zuvor nur in Bremen in zehn Spielen von 1979 bis 1989.

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Völlig losgelöst: Hält die Euphorie um die DFB-Elf?

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Warum klappt es nun mal wieder mit einem Sieg? “Weil es Zeit wird”, sagt Terzic lachend: “Es geht darum, dass wir aus dem Hinspiel die richtigen Schlüsse ziehen. Wir wissen, dass es nicht leicht ist gegen die Bayern. Besonders gegen uns zeigen sie meistens ihr bestes Gesicht. Und trotzdem geht es darum, dass wir aus der Startphase lernen.” Es gehe darum, mutig aufzutreten und fleißig zu bleiben, wenn der Mut mal nicht belohnt wird. “Wir wissen aber auch, dass wir eine hohe Effektivität brauchen und eine hohe Widerstandsfähigkeit mitbringen müssen. Und am Ende brauchen wir auch ein bisschen Glück.” Und seit Winter stehen beim BVB ja zwei Ex-Spieler als Co-Trainer auf dem Platz, die schon bei Dortmunder Siegen in München dabei waren, Nuri Sahin beim letzten Ligasieg 2014 und Sven Bender beim Erfolg im Pokal-Halbfinale 2017: “Da teilen wir ein paar Ideen und Gedanken.”

Ob die Bayern in ihrer mitunter auch etwas wackligen Saison Ansatzpunkte gezeigt haben, über die man sie verwunden kann? Terzic ist vorsichtig: “Es fällt mir schwer angesichts unserer Saison über die Anfälligkeiten der Bayern zu sprechen.” Und dennoch findet er: “Für ihre Verhältnisnisse haben sie viele Gegentore kassiert und auch in den Startphasen einige Torchancen beim Gegner zugelassen.” Aber er habe in den vergangenen Jahren etwas gelernt: “Was Bayern München in der Saison gezeigt hat, hat wenig Aussagekraft darüber, was auf uns wartet. Da zeigen sie immer unser bestes Gesicht. Darauf müssen wir uns einstellen.”

Patrick Kleinmann

“Entwicklung lange nicht am Ende”: BVB bindet Top-Talent Wätjen

Borussia Dortmund hat den erst 18-jährigen Kjell Wätjen am Mittwoch mit seinem ersten Profivertrag ausgestattet. Sportdirektor Sebastian Kehl hält große Stücke auf den Junioren-Nationalspieler.

Er überzeugte in der Jugend des BVB: Kjell Wätjen erhielt am Mittwoch einen Profivertrag.

Er überzeugte in der Jugend des BVB: Kjell Wätjen erhielt am Mittwoch einen Profivertrag.

imago images

Es hatte sich abgezeichnet, seit Mittwoch ist es offiziell: Kjell Wätjen bleibt Borussia Dortmund erhalten, der 18-Jährige setzte seine Unterschrift unter einen Profivertrag bis 30. Juni 2028.

“Kjell hat sich in den vergangenen Jahren toll entwickelt und sich diesen Schritt absolut verdient”, wird Sportdirektor Sebastian Kehl vom BVB zitiert: “In unserer U 19 hat er sowohl in der Bundesliga als auch in der UEFA Youth League durch starke Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und sich kontinuierlich an den Profikader herangearbeitet. Seine Entwicklung sehen wir noch lange nicht am Ende.”

Bei Wätjen können die Westfalen getrost von einem Eigengewächs sprechen. Bei einem Osterferienkurs vor zehn Jahren machte der Mittelfeld-Antreiber auf sich aufmerksam, nahm die Herausforderung im Dortmunder NLZ an und spielte sich sogar in den Fokus der deutschen Junioren-Nationalmannschaften.

Im Juni 2023 krönte sich Wätjen mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft zum Europameister, beim Turnier in Ungarn kam der Dortmunder viermal zum Zug und erzielte zum Abschluss der Gruppenphase gegen Schottland den Treffer zum 3:0-Endstand. Seit dem Wintertrainingslager 2024 in Marbella gehört Wätjen regelmäßig zur Trainingsgruppe von BVB-Cheftrainer Edin Terzic.

Kehl: “Trauen ihm zu, sich bei unseren Profis zu etablieren”

“Uns freut es sehr, dass es uns als Verein gelungen ist, Kjell durch die sehr gute Arbeit in unserem NLZ von klein auf bis zu diesem Punkt entwickelt zu haben”, sagt Kehl: “Nun folgen die ersten Schritte im Herren-Fußball, und wir trauen Kjell auf jeden Fall zu, sich mit seinen Qualitäten und seiner Persönlichkeit bei unseren Profis zu etablieren.”

Bis dato stand Wätjen dreimal im Profi-Kader der Borussia, kam allerdings weder in der Bundesliga gegen Heidenheim (0:0) noch in den CL-Duellen mit Eindhoven (1:1, 2:0) zum Einsatz. “Obwohl ich noch sehr jung bin, darf ich bereits viele Jahre für meinen Herzensverein spielen – und ich habe richtig Bock, dies auch in den nächsten Jahren bei den Großen zu dürfen”, gesteht Wätjen.

Vorsänger gesucht: Füllkrug formuliert “Vorschlag an alle Deutschen”

Mit dem zweiten Sieg im zweiten März-Länderspiel hat die deutsche Nationalmannschaft die Euphorie mit Blick auf die Heim-Europameisterschaft im Sommer geschürt. Einen besonderen “Vorschlag an alle Deutschen” hatte Torschütze Niclas Füllkrug.

Er entschied die Partie zugunsten der DFB-Elf: Torschütze Niclas Füllkrug.

Er entschied die Partie zugunsten der DFB-Elf: Torschütze Niclas Füllkrug.

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Die Quote, die Niclas Füllkrug im Trikot der deutschen Nationalmannschaft vorweisen kann, ist bemerkenswert. Der Dortmunder Stürmer schoss in 15 Länderspielen bereits elf Tore. Am Dienstagabend in Frankfurt erzielte Füllkrug beim 2:1 über die Niederlande das goldene Tor nach einer Ecke. Kurz war Bangen angesagt, doch der VAR bestätigte, dass der vom starken Torhüter Bart Verbruggen vermeintlich gerettete Ball bereits die Linie passiert hatte.

Die größer werdende EM-Euphorie war im ausverkauften Stadion teilweise zu spüren. Bestätigen können das auch die TV-Zahlen: Für den übertragenden Sender RTL war es das erfolgreichste Länderspiel seit fünf Jahren. Im Durchschnitt waren 10,81 Millionen Menschen vor den TV-Geräten, was einen Marktanteil von 41 Prozent bedeutete.

Die nach einer Online-Petition kurzfristig geänderte Torhymne – “Kernkraft 400” von Zombie Nation wurde durch “Major Tom” von Peter Schilling ersetzt – sorgte zusätzlich für Stimmung. Doch Torschütze Füllkrug fehlte etwas, was er auf den sozialen Medien des DFB ausführte.

“Es hat Spaß gemacht und war schön, die eigenen Fans dabei zu haben”, erklärte Füllkrug in einem kurzen Video: “Man hat gemerkt, es entsteht eine Euphorie, die Leute sind anders drauf, wir wurden sehr positiv empfangen. Jetzt brauchen wir nur noch einen Vorsänger!”

“Wir brauchen eine kleine Gruppierung”

Ein ungewöhnlicher Vorstoß, dem der ehemalige Bremer noch einmal Nachdruck verleihen wollte. Es sei ein “Vorschlag an alle Deutschen”, weil “man hat gemerkt, die Leute wollten uns anfeuern und uns unbedingt positive Gefühle auf den Platz geben, aber die sind nicht auf einen Nenner gekommen. Also brauchen wir eine kleine Gruppierung, die den Takt vorgibt für die EM.”

Eine organisierte Unterstützung, die es bei deutschen Vereinsmannschaften für gewöhnlich gibt, sucht man beim DFB-Team vergebens. Der 2003 gegründete “Fanclub Nationalmannschaft” ist lediglich für Choreographien bei Heimspielen verantwortlich und unterstützt die Mannschaft auch bei Auswärtsspielen.

Schulter-Tor als persönliche Bewerbung: Füllkrug und das “gute Gefühl”

Zweimal kam Niclas Füllkrug bei den DFB-Siegen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) von der Bank – und nahm vor allem in Frankfurt durch sein entscheidendes Tor zum 2:1 Einfluss. Der Stürmer bewirbt sich um die Rückkehr in die Startelf – und verspürt zweieinhalb Monate vor der EM ein “gutes Gefühl”.

Er erzielte das entscheidende 2:1 fürs DFB-Team: Niclas Füllkrug.

Er erzielte das entscheidende 2:1 fürs DFB-Team: Niclas Füllkrug.

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Es gibt nicht viele Spieler im Kader, zu denen der Retro-Look der aktuellen DFB-Trainingskollektion so gut passt wie zu Niclas Füllkrug. Der 31-Jährige wirkt schließlich mit seiner lockeren Art, seinem körperlich robusten Stürmerstil und seinem eher unkonventionellen Weg in die Nationalmannschaft – im guten Sinne – etwas aus der Zeit gefallen. Als “positiv verrückt” bezeichnet Bundestrainer Julian Nagelsmann den Dortmunder Angreifer und bilanziert: “Er ist ein Typ, der für die Mannschaft wertvoll ist.”

Nagelsmann: “Oft nicht die ersten 30 Minuten entscheidend”

Für die Startelf nominierte er ihn bei den jüngsten Siegen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) dennoch nicht. Den Vorzug in der Sturmzentrale erhielt beide Male Kai Havertz. Füllkrug kam im Laufe der zweiten Hälfte von der Bank – und setzte vor allem am Dienstag in Frankfurt durch sein Siegtor in der 85. Minute positive Akzente als “Rollenspieler”, wie Nagelsmann seine Einwechselspieler bezeichnet.

“Bei einem Turnier sind oft nicht die ersten 30 Minuten entscheidend, sondern die letzten 30”, sagte der Bundestrainer in Frankfurt. “Wir haben eine ganz gute Struktur, haben Spieler für verschiedene Situationen auf der Bank. Das sind Spieler mit großen, tragenden Rollen – auch wenn es mal nur für 20 Minuten ist.” So wie David Raum, der die entscheidende Ecke herausholte. Wie Chris Führich, Thomas Müller oder Pascal Groß, die Esprit und Struktur brachten. Oder eben wie Füllkrug, der per Schulter das siegbringende Tor erzielte. Auftrag: erfüllt.

“Die Einwechslungen haben allgemein sehr gut gefruchtet, nicht nur weil ich das Tor gemacht habe”, bilanzierte Füllkrug. “Alle haben neue Energie und neue Dynamik ins Spiel gebracht. Insofern waren die Einwechslungen alle positiv, aber die Jungs vorher haben auch sehr gute Vorarbeit geleistet.”

Der Angreifer lobte das “sehr kontrollierte Spiel”, die Tatsache, “dass es nicht wild war, sondern konstant in der Leistung”, und “dass wir sehr gut umgesetzt haben, was wir uns im Training erarbeitet haben”. Wenige Einheiten genügten für eine signifikante Verbesserung in vielen Details des Spiels. Nicht nur in der Arbeit mit dem Ball, sondern insbesondere auch in der Struktur gegen den Ball sowie den Standards, die sowohl in Frankreich als auch gegen die Niederlande zu Torerfolgen führten.

Füllkrug: “Es ist eine sehr homogene Gruppe”

Die Ursache für die positive Entwicklung? Für Füllkrug lag sie auf der Hand: “Du hast natürlich eine ganz andere Gruppe beisammen, die anders zusammengestellt ist als die vorherige. Und dann helfen natürlich auch Erfolgserlebnisse”, sagte der BVB-Profi, der als einziger Dortmunder von Nagelsmann für die Länderspielperiode im März nominiert worden war – und möglicherweise auch der einzige Borusse bei der EM sein wird.

Mit großen Veränderungen im aktuellen Aufgebot ist derzeit nicht zu rechnen. Verständlich aus Füllkrugs Sicht: “Es ist eine sehr homogene Gruppe, die gerade gut funktioniert. Jeder, der dazukommen will, wird sich in diese Gruppe dort eingliedern müssen, wo er eingeplant ist. Der Bundestrainer wird bewerten, welche Qualitäten er noch hinzunehmen möchte oder muss.”

Perfektes Rollenspiel

Er selbst muss sich um seinen Platz im Aufgebot keine Gedanken machen. Je nach Gegner und Ausgangslage dürfte Nagelsmann situativ entscheiden, ob er Havertz oder Füllkrug den Vortritt lässt. Der Dortmunder akzeptiert diese Rollenaufteilung, hat das große Ganze im Blick – und zweieinhalb Monate vor der EM ein “gutes Gefühl”: “Wir haben gegen zwei Gegner gespielt, die mit einer Top-Besetzung angetreten sind, die in der Weltrangliste sehr gut dastehen. Und wir haben sie beide meiner Meinung nach ziemlich souverän geschlagen”, sagte Füllkrug in der Frankfurter Mixed Zone. “Ich bleibe in solchen Momenten gerne demütig, aber besonders die Zuschauer dürfen schon eine gewisse Euphorie verspüren.” Auch dank Füllkrugs perfektem Rollenspiel.

Matthias Dersch

Wegen DFL-Investorenprotest: DFB verurteilt BVB zu Geldstrafe

Auch in Dortmund haben die Fanproteste gegen den schlussendlich gescheiterten Investorenplan der DFL monetäre Konsequenzen. Insgesamt muss der BVB 30.000 Euro Strafe zahlen.

Die Proteste gegen den geplanten DFL-Investoreneinstieg haben Konsequenzen für Borussia Dortmund. Der Verein muss insgesamt 30.000 Euro Strafe zahlen.

Die Proteste gegen den geplanten DFL-Investoreneinstieg haben Konsequenzen für Borussia Dortmund. Der Verein muss insgesamt 30.000 Euro Strafe zahlen.

IMAGO/Noah Wedel

Als Protest gegen den geplanten und schlussendlich doch gescheiterten Investoren-Deal der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatten Fans von Borussia Dortmund sowohl beim Auswärtsspiel beim 1. FC Köln am 18. Bundesliga-Spieltag, als auch beim Heimspiel gegen den SC Freiburg am 21. Spieltag “diverse Gegenstände” auf den Rasen geworfen. Wegen dieser beiden Fälle “unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger” hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes nun Geldstrafen gegen den BVB ausgesprochen.

Weil die Partie beim 3:0-Auswärtssieg in Köln “für etwa drei Minuten” unterbrochen werden musste, nachdem aus dem BVB-Block mehrere Gegenstände, laut dem DFB insbesondere Schokomünzen, auf dem Rasen geworfen worden waren, müssen die Dortmunder für dieses Vergehen 10.000 Euro Strafe zahlen.

Die Strafe aus dem Heimsieg gegen Freiburg fällt sogar noch höher aus: Dort musste das Spiel laut DFB für insgesamt neun Minuten unterbrochen werden, weil neben Schokomünzen auch noch Tennisbälle auf dem Rasen gelandet waren. Hierfür muss der BVB insgesamt 20.000 Euro büßen.

Von den insgesamt 30.000 Euro kann Dortmund allerdings “bis zu 9900 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, was dem DFB bis zum 30. September 2024 nachzuweisen wäre”, so der Verband weiter. Nachdem der Verein beiden Urteilen bereits zugestimmt hat, sind diese rechtskräftig.

Terzic: “Das ist mein Weg. Und den mag ich.”

Im kicker-Interview spricht Trainer Edin Terzic über die bisherige Saison von Borussia Dortmund, schaut auf das Saisonfinale und gibt persönliche Einblicke in seinen Werdegang und seine Ideen.

Spricht ausführlich im kicker: Edin Terzic.

Spricht ausführlich im kicker: Edin Terzic.

IMAGO/Jan Huebner

Auf dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund sind an diesem Nachmittag in der Länderspielpause die Rasenmäher unterwegs, es riecht nach Frühling. Nach einer Einheit mit seiner Mannschaft kommt Edin Terzic vom Areal der Profis und nimmt sich viel Zeit. Zweieinhalb Stunden dauert das Gespräch und es liefert viele Einblicke in die Arbeitsweise und die Vorstellungen des 41-Jährigen.

Ein Thema des großen Interviews ist der große Druck, den auch Terzic als Trainer eines Vereins wie dem BVB erlebt – der ja zudem seine erste Stelle als Cheftrainer ist. “Ich bin jetzt 41 Jahre alt. Meine erste Trainerlizenz habe ich mit 21 gemacht. In einer Hälfte meines bisherigen Lebens habe ich also in gewissen Situationen bereits wie ein Trainer gedacht. Dazu durfte ich wertvolle Erfahrungen als Co-Trainer machen, fast zehn Jahre lang. Ich war als Assistent in Trainerbüros, als es gut lief, aber auch als es schlecht lief”, blickt er zurück und erklärt: “Es gibt keine Schlagzeile, die ich noch nicht gelesen hatte, bevor ich Trainer von Borussia Dortmund wurde.”

“Jetzt steht mein Name in der Schlagzeile”

Der Unterschied nun ist aber: “Jetzt steht mein Name in der Schlagzeile.” Dass das so ist, habe er “bewusst entschieden – indem ich nicht nur einmal Ja gesagt habe”. Und doch fragt er: “Ob die Verhältnisse immer stimmen bei der Kritik? Das weiß ich nicht. Aber es ist ein Teil meines Jobs, und es gibt ohnehin keinen Druck von außen, der so groß sein kann wie der, den ich mir selbst mache. Weil ich jeden Tag besser werden und bessere Lösungen finden will. Solange die Freude an der Reise zum Erfolg größer ist als der Druck, den ich verspüre, mache ich das gerne. Und ich kann versichern: Ich habe richtig Bock darauf.”

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KMD #203

01:52:48 Stunden

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Es habe auch zuletzt eine Phase gegeben, in der ihm der Spaß drohte verloren zu gehen. “Ich war lange Teil des BVB, ehe ich als Co-Trainer in der Türkei und in England gearbeitet habe. Ich bin jetzt seit sechs Jahren wieder beim BVB. Ich kenne Borussia Dortmund. Ich kenne die Erwartungshaltung. Und ich kenne den Weg des BVB: Wir bauen Jahr für Jahr um anstatt auf, weil uns wichtige Spieler verlassen. Wir versuchen dennoch, jedes Jahr um Titel mitzuspielen. Das ist unser Weg. Diesen Weg habe ich auch zu meinem Weg zum Erfolg gemacht. Und den mag ich.” Er habe sich “bewusst dafür entschieden, auch wenn er manchmal nicht leicht, sondern oft herausfordernd ist – und oft auch richtig anstrengend”, wie er lachend ergänzt.

“Das ist jetzt ein Teil unseres Weges”

Das gilt vor allem für Tage wie den 27. Mai 2023, an dem der BVB die zum Greifen nahe Meisterschaft durch ein Unentschieden gegen Mainz 05 verspielte. “Ich habe direkt nach der vergangenen Saison gesagt, dass ich sehr gerne auf dieses Erlebnis verzichtet hätte. Aber das ist jetzt ein Teil unseres Weges, um eines Tages unser Ziel zu erreichen. Ebenso wie die Höhen und Tiefen, die wir im Verlauf dieser Saison erlebt haben”, glaubt Terzic: “Wir wünschen uns alle, dass man jedes Jahr erfolgreich ist im Sport. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass das extrem schwierig ist und es keine Garantie dafür gibt.”

Dara müsse er aber niemanden erinnern und auch selbst nicht daran erinnert werden. “Ich stehe jeden Morgen auf, um alles für den maximalen Erfolg zu investieren und um ihn zu kämpfen. Dafür war Borussia Dortmund in seiner 114-jährigen Vereinsgeschichte immer bekannt. Ist der BVB jedes Jahr Meister geworden oder ins Viertelfinale der Champions League gekommen? Nein! War deshalb alles schlecht? Nein!”, sagt er: “Ich habe kein Problem damit, wenn mein Weg zum Erfolg etwas länger dauert, solange ich das Gefühl habe, dass die Richtung stimmt.”

Lesen Sie im kicker-Interview am Montag oder im eMagazine ab Sonntagabend, wie Terzic die Probleme und Fortschritte der aktuellen Saison bewertet, welche Rolle die Notizen-App auf seinem Handy für seine Ideen spielt und wie er auf den Endspurt blickt.

Matthias Dersch, Patrick Kleinmann