Terzic: “Kane allein hat so viele Tore erzielt wie unsere drei Top-Torjäger zusammen”

Der FC Bayern hat in Harry Kane einen absoluten Toptorjäger, der bislang deutlich mehr Treffer erzielen konnte als Dortmunds bester Torschütze Niclas Füllkrug. Kein neues Phänomen beim BVB, aber eins, das am Ende den Unterschied ausmachen kann.

Starker Auftritt: Im Hinspiel musste BVB-Coach Edin Terzic (li.) Bayerns Harry Kane beglückwünschen.

Starker Auftritt: Im Hinspiel musste BVB-Coach Edin Terzic (li.) Bayerns Harry Kane beglückwünschen.

IMAGO/ActionPictures

Bereits in der vergangenen Saison beschäftigte Edin Terzic ein Thema besonders: der offensive Ertrag seiner Angreifer. Ein echtes Spitzenteam könne sich häufig auf einen Spieler verlassen, der 20 und mehr Tore pro Saison erzielt, sagte der BVB-Trainer und verwies dann auf die Situation bei der Borussia, die sich damals im Meisterschaftskampf mit dem FC Bayern befand: Toptorjäger der Schwarz-Gelben waren in der Spielzeit 2022/23 Julian Brandt, Donyell Malen und Sebastien Haller, der ein halbes Jahr aufgrund einer Krebserkrankung ausgefallen war, mit jeweils neun Toren.

Hallers Einbruch, Füllkrugs Verpflichtung

Von der starken Rückrunde Hallers erhoffte man sich beim BVB viel für die laufenden Spielzeit, schließlich wurde der Angreifer der Elfenbeinküste im Sommer 2022 genau aus dem Grund verpflichtet, den Terzic immer wieder thematisierte: Er sollte der Top-Stürmer sein, der deutlich zweistellig trifft und um die Torjägerkanone konkurriert. Doch der harte Kampf zurück zur Gesundheit und einer sportlich wichtigen Rolle hatte bei Haller Spuren hinterlassen. Auch wenn sich die körperlichen Werte im Laufe der Hinrunde besserten: Zu einer guten Form konnte er nicht finden.

Auch deshalb verpflichteten die Dortmunder kurz vor dem Ende der Sommer-Transferperiode Nationalstürmer Niclas Füllkrug, immerhin Torschützenkönig der abgelaufenen Spielzeit – wenn auch mit vergleichsweise wenigen Treffern (16). Schließlich hatte Seriensieger Robert Lewandowski, der fünf Mal hintereinander bester Bundesliga-Schütze war, viermal 29 oder mehr Tore pro Saison geschossen, nur 2018/19 lag sein Top-Wert bei 22 Treffern.

Füllkrug und Malen sind die torgefährlichsten Borussen

Vor dem Klassiker beim FC Bayern am Samstag kam das Thema nun wieder auf. Schließlich hoffen die Münchner noch auf das Mitwirken ihres Star-Einkaufs Harry Kane, der die Torschützenliste in dieser Spielzeit deutlich anführt. 31 Mal traf der Engländer in 26 Spielen, beim 4:0-Sieg des Rekordmeisters beim Hinspiel in Dortmund schoss er allein drei Tore. “Das ist eine außergewöhnliche Quote. “, zollte Terzic dem Konkurrenzstürmer am Donnerstag Respekt und schob dann einen Fakt nach, der ihm nicht schmecken kann: “Harry Kane allein hat so viele Tore erzielt wie unsere drei Top-Torjäger zusammen.”

Und das war noch leicht untertrieben, in Wirklichkeit stehen Füllkrug (elf Treffer), Malen (11) und Brandt (6) zusammengerechnet bei nur 28 Tore. Dahinter folgen Marco Reus (4) sowie Mats Hummels, Julien Ryerson und Youssoufa Moukoko (jeweils 3). Karim Adeyemi (2), der im Winter von Manchester United ausgeliehene Jadon Sancho und Youngster Jamie Bynoe-Gittens ( beide 1) stehen bislang nicht für überbordende Torgefahr. Haller hat sogar überhaupt noch nicht getroffen in seinen erst 354 Einsatzminuten in dieser Saison.

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Die Tordifferenz kann entscheiden

Immerhin: Füllkrug scort seit dem Wiederbeginn des Spielbetriebs nach der Winterpause ebenso regelmäßig wie Malen. Haller, der zu Jahresbeginn sein Land zum Afrika-Cup-Titel schoss und dem BVB anschließend verletzt fehlte, ist pünktlich zum Spiel gegen München wieder fit. “Seb hat die letzten zwei Wochen die ganze Zeit mit uns auf dem Platz gestanden und ist einsatzfähig”, sagte Terzic, “darüber freuen wir uns sehr.” Die Frage allerdings ist, ob der 29-Jährige seine ansteigende Form über die Verletzungspause konservieren konnte. Als zusätzliche Alternative würde er dem BVB im so wichtigen Monat April definitiv gut zu Gesicht stehen.

Nach Punkten steht der BVB auf Rang vier und damit in den Champions-League-Rängen. Konkurrent RB Leipzig, aktuell Fünfter mit einem Zähler Rückstand auf die Borussia, hat allerdings sieben Tore mehr erzielt (60 zu 53) und wie der BVB 32 Gegentore kassiert. Auch der Dritte Stuttgart (60), die Bayern (78) und der allen enteilte Tabellenführer Bayer Leverkusen (66) treffen bislang deutlich häufiger als die Dortmunder, die das schlechteste Torverhältnis der Topteams aufweisen. Und wie weh das tun kann, wissen die Schwarz-Gelben noch aus der vergangenen Saison: Dass der BVB da nicht Meister wurde, sondern die Bayern, das lag – an der deutlich schlechteren Tordifferenz.

Matthias Dersch