Schulter-Tor als persönliche Bewerbung: Füllkrug und das “gute Gefühl”

Schulter-Tor als persönliche Bewerbung: Füllkrug und das “gute Gefühl”

Zweimal kam Niclas Füllkrug bei den DFB-Siegen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) von der Bank – und nahm vor allem in Frankfurt durch sein entscheidendes Tor zum 2:1 Einfluss. Der Stürmer bewirbt sich um die Rückkehr in die Startelf – und verspürt zweieinhalb Monate vor der EM ein “gutes Gefühl”.

Er erzielte das entscheidende 2:1 fürs DFB-Team: Niclas Füllkrug.

Er erzielte das entscheidende 2:1 fürs DFB-Team: Niclas Füllkrug.

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Es gibt nicht viele Spieler im Kader, zu denen der Retro-Look der aktuellen DFB-Trainingskollektion so gut passt wie zu Niclas Füllkrug. Der 31-Jährige wirkt schließlich mit seiner lockeren Art, seinem körperlich robusten Stürmerstil und seinem eher unkonventionellen Weg in die Nationalmannschaft – im guten Sinne – etwas aus der Zeit gefallen. Als “positiv verrückt” bezeichnet Bundestrainer Julian Nagelsmann den Dortmunder Angreifer und bilanziert: “Er ist ein Typ, der für die Mannschaft wertvoll ist.”

Nagelsmann: “Oft nicht die ersten 30 Minuten entscheidend”

Für die Startelf nominierte er ihn bei den jüngsten Siegen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) dennoch nicht. Den Vorzug in der Sturmzentrale erhielt beide Male Kai Havertz. Füllkrug kam im Laufe der zweiten Hälfte von der Bank – und setzte vor allem am Dienstag in Frankfurt durch sein Siegtor in der 85. Minute positive Akzente als “Rollenspieler”, wie Nagelsmann seine Einwechselspieler bezeichnet.

“Bei einem Turnier sind oft nicht die ersten 30 Minuten entscheidend, sondern die letzten 30”, sagte der Bundestrainer in Frankfurt. “Wir haben eine ganz gute Struktur, haben Spieler für verschiedene Situationen auf der Bank. Das sind Spieler mit großen, tragenden Rollen – auch wenn es mal nur für 20 Minuten ist.” So wie David Raum, der die entscheidende Ecke herausholte. Wie Chris Führich, Thomas Müller oder Pascal Groß, die Esprit und Struktur brachten. Oder eben wie Füllkrug, der per Schulter das siegbringende Tor erzielte. Auftrag: erfüllt.

“Die Einwechslungen haben allgemein sehr gut gefruchtet, nicht nur weil ich das Tor gemacht habe”, bilanzierte Füllkrug. “Alle haben neue Energie und neue Dynamik ins Spiel gebracht. Insofern waren die Einwechslungen alle positiv, aber die Jungs vorher haben auch sehr gute Vorarbeit geleistet.”

Der Angreifer lobte das “sehr kontrollierte Spiel”, die Tatsache, “dass es nicht wild war, sondern konstant in der Leistung”, und “dass wir sehr gut umgesetzt haben, was wir uns im Training erarbeitet haben”. Wenige Einheiten genügten für eine signifikante Verbesserung in vielen Details des Spiels. Nicht nur in der Arbeit mit dem Ball, sondern insbesondere auch in der Struktur gegen den Ball sowie den Standards, die sowohl in Frankreich als auch gegen die Niederlande zu Torerfolgen führten.

Füllkrug: “Es ist eine sehr homogene Gruppe”

Die Ursache für die positive Entwicklung? Für Füllkrug lag sie auf der Hand: “Du hast natürlich eine ganz andere Gruppe beisammen, die anders zusammengestellt ist als die vorherige. Und dann helfen natürlich auch Erfolgserlebnisse”, sagte der BVB-Profi, der als einziger Dortmunder von Nagelsmann für die Länderspielperiode im März nominiert worden war – und möglicherweise auch der einzige Borusse bei der EM sein wird.

Mit großen Veränderungen im aktuellen Aufgebot ist derzeit nicht zu rechnen. Verständlich aus Füllkrugs Sicht: “Es ist eine sehr homogene Gruppe, die gerade gut funktioniert. Jeder, der dazukommen will, wird sich in diese Gruppe dort eingliedern müssen, wo er eingeplant ist. Der Bundestrainer wird bewerten, welche Qualitäten er noch hinzunehmen möchte oder muss.”

Perfektes Rollenspiel

Er selbst muss sich um seinen Platz im Aufgebot keine Gedanken machen. Je nach Gegner und Ausgangslage dürfte Nagelsmann situativ entscheiden, ob er Havertz oder Füllkrug den Vortritt lässt. Der Dortmunder akzeptiert diese Rollenaufteilung, hat das große Ganze im Blick – und zweieinhalb Monate vor der EM ein “gutes Gefühl”: “Wir haben gegen zwei Gegner gespielt, die mit einer Top-Besetzung angetreten sind, die in der Weltrangliste sehr gut dastehen. Und wir haben sie beide meiner Meinung nach ziemlich souverän geschlagen”, sagte Füllkrug in der Frankfurter Mixed Zone. “Ich bleibe in solchen Momenten gerne demütig, aber besonders die Zuschauer dürfen schon eine gewisse Euphorie verspüren.” Auch dank Füllkrugs perfektem Rollenspiel.

Matthias Dersch