Wo es läuft und wo es hakt: Die 24 EM-Teilnehmer im finalen Check

Wo es läuft und wo es hakt: Die 24 EM-Teilnehmer im finalen Check

Heute Abend geht es los: Mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland startet die EM. Der kicker bietet einen Überblick über die 24 Teilnehmer: Was läuft gut – und was könnte Probleme bereiten?

Deutschland

Plus: In der Mannschaft hat sich seit März ein guter Spirit und Zusammenhalt gebildet. Die individuelle Qualität ist nicht nur in der Startelf, sondern auch bei den Einwechselspielern hoch.
Minus: Die jüngsten Testspiele haben gezeigt, dass die Mannschaft noch nicht gefestigt und eingespielt ist. Manuel Neuer war zuletzt nicht der große Rückhalt, sondern ungewohnt fehleranfällig.

Schottland

Plus: Im Vergleich zu EM 2021 mit damals rund 400 Länderspielen hat Schottland nun deutlich mehr Erfahrung: 744 sind es jetzt. Sie soll ein weiterer positiver Faktor neben dem Teamspirit sein.
Minus: Gegen Finnland war Innenverteidiger Grant Harley sein Fitnessproblem nach langer Verletzungspause anzumerken. Verwunderlich, wenn er wieder den Vorzug gegenüber Ryan Porteus erhielte.

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38:13 Minuten

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Schweiz

Plus: Die Achse mit Torwart Sommer, Abwehrchef Akanji und Kapitän Xhaka ist stark und selbstbewusst. Die Defensive überzeugte in den Testspielen. 
Minus: Es fehlt an einem echten Torjäger, zumal der beste Stürmer Embolo nach langer Verletzungspause kaum in Bestform sein wird – immerhin steht er seit dieser Woche wieder im Mannschaftstraining.

Ungarn

Plus: Die beiden Stürmer Varga und Sallai sind gerade rechtzeitig zu Turnierbeginn in Bestform. Die Mannschaft wirkt kompakt und hervorragend eingespielt.
Minus: Die große Abhängigkeit von Top-Star Szoboszlai ist eine Gefahr. Sollte er ausfallen, gibt es nicht mal annähernd einen Ersatz, zumal sein möglicher Vertreter Kalmar verletzungsbedingt fehlt.

Hysaj, Scamacca, Unai Simon und Modric

Gruppe B: Albanien, Italien, Spanien und Kroatien.
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Albanien

Plus: Das Mittelfeld ist schnell und kreativ, zudem durch Fernschüsse immer wieder überraschend gefährlich
Minus: Vielen fehlt Turniererfahrung, unter Druck neigt die Abwehr zu haarsträubenden Fehlpässen.

Italien

Plus: Auf den Außenbahnen verfügt Italien über viele qualitativ gute Alternativen, der Trainer forciert ohnehin das Flügelspiel. Lange suchten die Azzurri nach einem treffsicheren zentralen Stürmer. Mit den spielstarken Scamacca und Retegui, die rechtzeitig zur EM in Form sind, könnte man sie gefunden haben.
Minus: Das Mittelfeld bleibt ein Rätsel, es wirkte bei den letzten Tests zu langsam und ideenlos. Kapitän Donnarumma verfügt mit 25 Jahren schon über immense Erfahrung im Tor. Das Spiel mit den Füßen sorgt aber immer wieder für brenzlige Situationen.

Spanien

Plus: Das Team ist hier der Star, es gibt keine Allüren, viele junge Spieler, niemand ist gesetzt. Trainer de la Fuente ist ganz klar der Anführer.
Minus: Vorn fehlt ein Knipser von Weltklasse, die Abwehr wackelt immer wieder, Torwart Unai Simon neigt zu Patzern mit dem Ball am Fuß.

Kroatien

Plus: Das Mittelfeld mit Modric, Kovacic und Brozovic steht für Erfahrung, Erfolge und Kreativität, die zu Chancen führen sollte.
Minus: Trotz Gvardiol ist die Abwehr nicht immer standhaft. Vor allem bei gegnerischen Standards fehlt es bisweilen an Konzentration.

Vlahovic, Kane, Sesko und Christensen.

Gruppe C: Serbien, England, Slowenien und Dänemark.
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Serbien

Plus: Die Offensive verfügt über enorme Qualität und ist immer für ein Tor gut. Kaum ein Team dürfte in der Lage sein, sie über 90 Minuten auszuschalten.
Minus: Seit Jahren ist die Konterabsicherung die Achillesferse. Die Serben haben mit Teams, die über schnelle, quirlige Flügelspieler verfügen, große Probleme.

England

Plus: England hat einige der besten, wenn nicht die besten Offensivoptionen aller Teams: Hinter Mittelstürmer Harry Kane könnten Bukayo Saka, Jude Bellingham und Phil Foden spielen. Und dann ist da ja auch noch der immer mehr aufblühende Cole Palmer …
Minus: Die Viererkette schwamm zuletzt, gerade dort herrscht auch große Verletzungsanfälligkeit und somit Ungewissheit vorm Start.

Slowenien

Plus: Im Tor hat Slowenien mit Oblak einen absoluten Top-Mann, im Sturm steht Leipzigs Sesko für Qualität.
Minus: Slowenien hat große Probleme, wenn es das Spiel machen muss. Und in der Abwehr gibt es deutliche Tempodefizite.

Dänemark

Plus: Die starken Tests gegen Schweden (2:1) und Norwegen (3:1) haben für Optimismus gesorgt, besonders, weil die Routiniers Höjbjerg, Poulsen und Eriksen gute Leistungen zeigten. 
Minus: Wie wird die Abwehr aussehen? Die angeschlagenen Christensen und Kjaer sind fraglich, der verletzte Nelsson wurde durch Jörgensen ersetzt.

Baumgartner, Lewandowski, van Dijk und Mbappé

Gruppe D: Österreich, Polen, Niederlande, Frankreich.
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Österreich

Plus: Österreich ist seit sieben Spielen ungeschlagen und hat jüngst bewiesen, dass es nicht nur hoch pressen, sondern auch tief verteidigen kann. Diese Variabilität wird wichtig sein, zumal gegen Gegner, die im Aufbau die erste Linie gut überspielen können.
Minus: Im Angriff lässt das ÖFB-Team zuweilen die Durchschlagskraft vermissen, die einzige Spitze (Arnautovic oder Gregoritsch) hängt zuweilen in der Luft, die Abhängigkeit von Baumgartner scheint derzeit groß.

Polen

Plus: Das Mittelfeld bietet einige höchst interessante Talente wie den 19-jährigen Urbanski. Das bringt frische Ideen ins Spiel der Mannschaft.
Minus: Mit Lewandowski fehlt der Topstar vielleicht die gesamte Gruppenphase. Weiteres Sorgenkind bleibt die Abwehr, die zu viele Chancen zulässt.

Niederlande

Plus: Die Vorbereitung lief sehr gut, die Mannschaft trat sehr geschlossen auf. Auf einigen Positionen hat Trainer Koeman auf hohem Niveau die Qual der Wahl.
Minus: Im Mittelfeld fehlt mir de Jong der beste Mann, zudem weitere starke Spieler wegen Verletzungen. Im Sturm gibt es keinen Akteur von höchster internationaler Qualität.

Frankreich

Plus: Der Stamm der Franzosen ist durchweg auf Champions-League-Niveau erprobt, holte 2018 die EM und erreichte das Finale in Katar. Die Erfahrung spricht neben der Klasse eines Mbappé oder Dembelé für Frankreich. Deschamps hat zudem auf fast jede Krise eine Antwort.
Minus: In Top-Form befinden sich nur drei, vier Stammspieler. Einer von ihnen, Thuram, muss auf der ungewohnten linken Seite ran. Dazu kommen die durchwachsene Vorbereitung, die Verletzungen von Tchouameni und Rabiot sowie das Theater um Mbappé.

Mudryk, De Bruyne, Dragusin und Duda

Gruppe E: Ukraine, Belgien, Rumänien und Slowakei.
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Ukraine

Plus: Die Mannschaft lebt von ihrer großen Opferbereitschaft, die aus dem Bewusstsein entsteht, die kriegsgeplagte Nation zu vertreten und mit Hingabe den Menschen in der Heimat Freude und Stolz zu vermitteln.
Minus: Gegen starke Teams agiert man zu viel zu vorsichtig und stellt sich fast nur hinten rein, anstatt auf das große Offensivpotenzial zu setzen.

Belgien

Plus: Topstar De Bruyne wurde rechtzeitig fit, was das Team stärker macht. Die Stimmung bei den Spielern ist hervorragend.
Minus: Die Personalprobleme in der Defensive sind enorm. Die Stürmer Openda und Doku konnten zuletzt nicht überzeugen.

Rumänien

Plus: Rumänien zeichnet ein großer Teamgeist aus, die Stimmung ist positiv. Die Elf spielt mutig nach vorne und ist taktisch variabel, die Abwehr wirkt stabil.
Minus: Die mangelnde Effizienz vor dem Tor ist das größte Problem. Zudem muss die viel zu hohe Fehlpassquote im Spielaufbau deutlich reduziert werden.

Slowakei

Plus: Trainer Calzona hat die Mannschaft auf ein neues Niveau gehoben, und die Spieler sind weitaus professioneller bei der Sache als Früher.
Minus: Die Defensive wirkt nicht stabil genug für ein EM-Turnier. Alle drei Torhüter sind auf internationalem Niveau noch sehr unerfahren.

Cristiano Ronaldo, Arda Güler, Schick und Kvaratskhelia

Gruppe F: Portugal, Türkei, Tschechien und Georgien.
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Portugal

Plus: Alle sind fit, es gab keine Verletzungen in den letzten Tests, für jede Position gibt es hochwertige Optionen. Die Dynamik im Offensivspiel ist außergewöhnlich.
Minus: Acht Gegentore in fünf Tests, defensiv ist man instabil, es fehlt Aggressivität gegen den Ball.

Türkei

Plus: In der Mannschaft herrscht trotz der jüngsten Niederlage gegen Polen Harmonie, was bei Rückschlägen früher kaum der Fall war.
Minus: Die Defensive ist wacklig, und im Angriff fehlt die Kaltschnäuzigkeit: drei Niederlagen und ein Remis in vier Tests bei 2:9 Toren.

Tschechien

Plus: Erstmals nach 17 Jahren hat Tschechien wieder fünf Siege in Folge eingefahren. Selbstvertrauen ist also vorhanden.
Minus: Das Torhüter-Trio der Tschechen ist sehr unerfahren, kommt zusammen erst auf 13 Länderspiele.

Georgien

Plus: Georgien plagen vor dem Start keinerlei Verletzungssorgen. Das 3:1 bei der Generalprobe in Montenegro sorgt zudem für gute Stimmung.
Minus: Nicht nur in dieser Partie in Podgorica waren trotz des Sieges Abwehrschwächen nicht zu übersehen.