Verehrung für die Schwarzwurzel, Verachtung für die Söldner des Punktgewinns

Cesar Luis Menotti verstarb mit 85 Jahren. Argentiniens Weltmeister-Trainer von 1978 gilt als Erfinder des “linken” Fußballs, hatte vor der WM 2022 den richtigen Riecher und liebte deutsches Gemüse. Ein Nachruf von Jörg Wolfrum.

Mit “Dicke Umarmung” hatte er sich neulich noch verabschiedet, zuletzt im März in Buenos Aires. In den Jahren zuvor öfter auch mal mit “Feliz vida”, etwa: “Hab’ ein glückliches Leben”. Ein andermal bat er, Grüße an Dritte auszurichten, die er schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hatte. Es kam da etwas von dem Menschen Cesar Luis Menotti durch, jenseits der Trainerlegende. Der Weltmeistercoach von 1978 mag seit dem Triumph mit und in Argentinien zu Diktaturzeiten keinen großen Titel mehr gewonnen haben, ein ewig Gestriger aber war er nie.

Kritisch bis zuletzt über die moralischen Abgründe des modernen Fußballs

Menotti lebte bis zuletzt im Hier und Jetzt, gab neulich noch ein Interview zur Lage der Nationalmannschaft, dem aktuellen Weltmeister, und er hatte in seinem letzten Lebensjahrzehnt noch eine online-Trainerakademie gegründet und schimpfte, durchaus nicht stringent angesichts der eigenen Karriere, über die wirtschaftlichen Exzesse und moralischen Abgründe des modernen Fußballs. Der große, alte Fußballweise aber begleitete mit seiner Kritik die neue Zeit, die eigentlich gar nicht seine war.

Denn seine Erfolge, Jahrzehnte zurückliegend, trug Menotti nie vor sich her. Es ging ihm auch in seinen letzten Jahren darum, den Fußball nicht zur bloßen Geldmaschine verkommen zu lassen. Der Jugend das Gesunde des Spiels nahebringen, das war sein hehrer Wunsch: Spielzüge, Tore, Mannschaftsgeist. Einfach sieht der Fußball nur bei den Könnern aus, so Menotti. Schöner Fußball? Es gehe vielmehr um guten Fußball. Mit Hirn gespielt – daraus werde im besten Fall auch schöner Fußball. Auch deshalb die Idee mit der Trainerakademie.

Endloses Schlendern über den Viktualienmarkt

Selber aber stand er nicht vor den Eleven. Lieber schlenderte er, vor Jahren durfte man ihn dabei begleiten, über den Viktualienmarkt in München. Dabei blieb der durchaus passionierte Hobbygärtner mit Kennerblick für Gemüse gerne stehen und ließ sich informieren, die Schwarzwurzel hatte es ihm angetan. Ja, man konnte mit Cesar Luis Menotti über Deutschlands Marktstände schlendern und kam kaum voran, so viel gab es da zu bestaunen für den Argentinier, und wenn man hie und da einen Besuch in Buenos Aires ankündigte, dann kam es schon mal vor, dass er um ein paar Kräuter aus Deutschland bat.

Cesar Luis Menotti (re.), kicker-Reporter Jörg Wolfrum und Uli Hoeneß 2009 in München.

Cesar Luis Menotti (re.), kicker-Reporter Jörg Wolfrum und Uli Hoeneß 2009 in München.
picture-alliance / augenklick/sampics

Die Liebe zum Spiel selbst hat ihn freilich nie losgelassen. Auf der Homepage seiner Akademie begrüßte er die User mit dem Satz, den er seit Jahrzehnten immer vortrug, wenn es um die von ihm geschätzten großen Teams des Weltfußballs ging, etwa die Niederlande der Legende Johan Cruyff: “Eine Fußballmannschaft ist wie ein Orchester. Je mehr Übungszeit, desto besser.”

Eine Fußballmannschaft ist wie ein Orchester. Je mehr Übungszeit, desto besser.

Cesar Luis Menotti

Menotti machte sich für Weltmeister-Trainer Scaloni stark

Dass der vermeintliche Freigeist in seinen letzten Lebensjahren sogar als Direktor innerhalb des skandalträchtigen argentinischen Verbandes AFA fungierte, riss Romantiker aus allen Hoffnungen: Den Verbandsspinnen im Weltfußball geht früher oder später offenbar noch jeder ins Netz. Andererseits: Wer, wenn nicht Menotti könne die AFA auf den rechten Weg geleiten? Der damals schon über 80-Jährige war seiner Stellenbeschreibung “Koordinator” wegweisend gerecht geworden, indem er ein Langfristengagement für Nationaltrainer Lionel Scaloni anstieß zu einer Zeit, als der spätere Weltmeistertrainer im Verband als reine Übergangslösung angesehen worden war.

Dass Argentinien “mit Menotti” als Direktor nach Jahrzehnten der Wartezeit 2022 zum dritten Mal Weltmeister wurde, mutet da fast zwangsläufig an. Allerdings bestand Menottis Job nur auf dem Papier.

Ambivalentes Verhältnis zu Institutionen

Die Beziehung von Menotti zu Institutionen war stets ambivalent: Über Jahrzehnte lud er verbal Unkraut ab, etwa über die AFA und ihren bereits 2014 verstorbenen, korruptionserprobten Boss Julio Grondona oder den Weltverband. Aber auch der Hobbygärtner Menotti lebte nicht von Obst und Gemüse allein.

Genau diese Ambivalenz trug ihm bei feingeistigen Landsleuten Kritik ein. Er sei ein Salon-Sozialist, hieß es. Da jongliere einer mit dem Ruhm des Fußball-Anarchos, begebe sich zugleich aber in die Abhängigkeit schnöder Verbands- oder TV-Bonzen, wenn es darum ging, als pensionierter Fußball-Lehrer irgendwo ein Zubrot zu verdienen.

Trainer Cesar Luis Menotti und Diego Maradona

Trainer Cesar Luis Menotti und Diego Armando Maradona
picture-alliance / Sven Simon

Menotti war nun mal auch ein Lebemann, der auch im Alter durchaus manche Antrittsgage umgehend für Gaumenfreuden ausgab. Das Image des coolen Machos hatte er einst geradezu gepflegt, Trainingseinheiten mit nacktem Oberkörper und heruntergelassenen Stutzen geleitet, die wehende Mähne oft durch ein Halstuch zum Piratenlook gerafft.

WM-Duell der Kettenraucher, zwei Geburtsdaten und die Handschlag-Frage

Und erst die Zigarette: Cooler wirkte auch ein Che Guevara mit Zigarre kaum, ebenfalls in Rosario geboren der Revolutionär, nur zehn Jahre älter. Apropos Alter: Menottis Geburtsdatum 5. November 1938 war nur das eingetragene, zur Welt gekommen war er schon am 22. Oktober, es hatte dann einfach zwei Wochen gedauert, bis der Vater ihn beim Standesamt hatte eintragen lassen.

WM-Finale 1978

Mit knapp 40 hatte der Kettenraucher Menotti 1978 im WM-Finale mit Ernst Happel dann um die Wette gequalmt. Besiegt wurden im Endspiel der Diktator-WM zwar die von dem Österreicher trainierten Niederlande, doch Menotti donnerte danach: “Meine Spieler haben die Diktatur der Taktik und den Terror der Systeme besiegt.”

Die Legende vom Handschlag aber, den er Diktator Videla bei der Pokal-Übergabe verweigert haben soll? Wenn ja, ging der Akt ziviler Rebellion im Konfetti-Regen unter. Menotti sprach eloquent über seine Verachtung für die Militärs, ein “Handschlag verweigert”, hörte man aber auch im ruhigen Gespräch nie von ihm. Denn es ist ja belegt: Beim offiziellen Empfang durch den Diktator vor WM-Start war der Nationaltrainer Menotti dabei gewesen.

Verachtung für die Söldner des Punktgewinns

Seine Theorie vom linken und rechten Fußball eroberte indes nach diesen bleiernen Zeiten die Welt: Beim linken Fußball ging es Menotti um die Spielintelligenz. Der Weg sei das Ziel und führe im Bestfall zum Sieg, so werde Fußball ein Fest. Es ist Menottis Gegenkonzept zum rechten Fußball der Resultate, wo der Zweck die Mittel heilige, der unterstelle, Fußball sei Kampf, es gehe um Opfer. Menotti verachtete sie, diese Söldner des Punktgewinns.

Cesar Luis Menotti

Ohne ging es fast nie: Cesar Luis Menotti mit Zigarette auf der Trainerbank.
picture-alliance / Sven Simon

Nach dem WM-Sieg 1978 kam nicht mehr viel, gemessen an Titeln nur ein läppischer Pokalsieg mit dem FC Barcelona 1983. Menotti lebte von seinem legendären Ruhm, selbst Pep Guardiola ging einst bei Menotti in Taktik-Klausur. Der hatte 1973 den kleinen Klub Huracan zum Meister gecoacht, dabei mit dominant-offensivem Stil Argentiniens Fußball revolutioniert. Der Lorbeer brachte ihm den Job als Nationaltrainer ein. Nach dem Ausscheiden als Titelverteidiger 1982 ging er zu Barca, irgendwann nach Mexiko, Weltmeister Jürgen Klinsmann folgte ihm 1997 gar zu Sampdoria Genua – der Respekt war gegenseitig.

Maradona debütiert unter Menotti mit 16

Deutschland hatte es ihm ohnehin angetan: Musik, Philosophie, Literatur – und eben die Natur. Beim Anblick deutscher Wälder strahlte Menotti kaum weniger, als wenn er von Franz Beckenbauers Spielkunst schwärmte oder der Wolfgang Overaths oder Günter Netzers.

“Die Inspiration ist ein Engel, der über dem Platz schwebt und hofft, dass er sich in einem Spieler niederlassen kann”, dichtete er gar. Noch zuletzt zeigte das Profilbild Menottis, der das Rauchen schon vor Jahren aufgegeben hatte, bei Whattsapp oft Pelé, mit dem er einst beim FC Santos als Profi in einer Mannschaft gespielt hatte.

Menotti war der Größte. Er hat mich 78 nicht nominiert, aber ich habe ihm weiter zugehört, habe ihn respektiert, seine Ratschläge angenommen. Er war der beste Trainer, den ich hatte.

Diego Armando Maradona

Diego Armando Maradona, den Menotti 1977 mit 16 in der Nationalelf hatte debütieren lassen, dann aber nicht in den WM-Kader von 1978 berief, sagte einmal: “Menotti war der Größte. Er hat mich 78 nicht nominiert, aber ich habe ihm weiter zugehört, habe ihn respektiert, seine Ratschläge angenommen. Er war der beste Trainer, den ich hatte.”

Nun ist Cesar Luis Menotti, der 2009 für sein Lebenswerk den vom kicker und der Akademie für Fußball und Kultur der Stadt Nürnberg verliehenen Walther-Bensemann-Preis erhalten hat, im Alter von 85 Jahren in seiner Heimat gestorben.

1:0 auf Mallorca: Atletico springt nur so hoch, wie es muss

Atletico Madrid hat die Qualifikation für die Champions League dicht vor Augen. Am Samstagabend gewannen die Colchoneros mit 1:0 auf Mallorca und wahrten damit ihren Sechs-Punkte.-Vorsprung auf ihren Verfolger Athetlic Bilbao. Der Sieg war ein Meilenstein – zu überzeugen wusste Atletico allerdings nicht.

Mann des Abends: Rodrigo Riquelme erzielte das entscheidende Tor auf Mallorca.

Mann des Abends: Rodrigo Riquelme erzielte das entscheidende Tor auf Mallorca.

Getty Images

9:7 Torschüsse, 2:6 Ecken und nur 41 Prozent Ballbesitz: Es war alles andere als eine Glanzleistung, die Atletico Madrid am Samstagabend auf Mallorca ablieferte. Am Ende aber, als Schiedsrichter Javier Alberola Rojas zum letzten Mal in seine Pfeife blies, da lagen die Colchoneros in der entscheidenden Disziplin vorne. 1:0 Tore – und damit ein immens wichtiger Auswärtssieg auf dem Weg zur Champions-League-Qualifikation.

Eine Woche zuvor hatte die Elf von Diego Simeone mit 3:1 gegen Athletic Bilbao gewonnen und damit einen großen Schritt Richtung Königsklasse gemacht – nun ging es darum, den Sieg gegen den ärgsten Widersacher zu veredeln und die Pflichtaufgabe auf Mallorca zu lösen.

Riquelme schießt aus 22 Metern – 0:1

Die Partie war noch keine fünf Minuten, als der Ball im Tor der Gastgeber lag: Riquelme hatte sich ein Herz gefasst und aus 22 Metern flach abgezogen – 0:1, Atletico war auf Kurs (5.). Der Treffer sollte allerdings eine von ganz wenigen Strafraumszenen sein, die die 90 Minuten zu bieten hatten.

Im späteren Verlauf scheiterte Hermoso am Außenpfosten (30.), bevor Llorente eine weitere Großchance für Atletico vergab (55.) – mehr brachten die Colchoneros allerdings nicht zustande. Mallorca war zwar bemüht, doch mit Ausnahme eines Flachschusses von Darder (57.) blieben die Gastgeber harmlos. Der eingewechselte Larin brachte zwar noch etwas Schwung im zweiten Durchgang – erfolgreich war aber auch er nicht (78., 89.).

So blieb es letztendlich beim 1:0 für Atletico, mit dem Simeones Team den Sechs-Punkte-Vorsprung auf Bilbao hielt. Bei nur noch vier ausstehenden Spielen ist das Ticket für die Königsklasse also zum Greifen nah.

Griezmanns Katastrophen-Pass ohne Folgen: Atletico schießt sich auf Champions-League-Kurs

La Liga – Highlights by DAZN 28.04.2024

Griezmanns Katastrophen-Pass ohne Folgen: Atletico schießt sich auf Champions-League-Kurs

3:51Im Kampf um das letzte Champions-League-Ticket in La Liga fuhr Atletico Madrid gegen Bilbao einen wichtigen Dreier ein. Das sportliche geriet allerdings zeitweise in den Hintergrund, als es den nächsten Rassismus-Vorfall gegen Nico Williams gab, dieser fand mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich die sportliche Antwort.

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3:51Im Kampf um das letzte Champions-League-Ticket in La Liga fuhr Atletico Madrid gegen Bilbao einen wichtigen Dreier ein. Das sportliche geriet allerdings zeitweise in den Hintergrund, als es den nächsten Rassismus-Vorfall gegen Nico Williams gab, dieser fand mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich die sportliche Antwort.

Griezmanns Katastrophen-Pass ohne Folgen: Atletico schießt sich auf CL-Kurs

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3:51Im Kampf um das letzte Champions-League-Ticket in La Liga fuhr Atletico Madrid gegen Bilbao einen wichtigen Dreier ein. Das sportliche geriet allerdings zeitweise in den Hintergrund, als es den nächsten Rassismus-Vorfall gegen Nico Williams gab, dieser fand mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich die sportliche Antwort.

Atletico gewinnt “Endspiel” um Platz vier – Rassismus gegen Nico Williams

Mit einem 3:1-Sieg über Athletic Bilbao hat Atletico Madrid die Weichen für eine weitere Spielzeit in der Champions League gestellt. Die Partie wurde durch einen Rassismus-Eklat überschattet.

Stand in Madrid in mehrfacher Hinsicht im Mittelpunkt: Der rassistisch beleidigte Bilbao-Torschütze Nico Williams.

Stand in Madrid in mehrfacher Hinsicht im Mittelpunkt: Der rassistisch beleidigte Bilbao-Torschütze Nico Williams.

Getty Images

Atletico Madrid war unter Zugzwang in das Duell mit Athletic Bilbao gegangen. Der Patzer bei Deportivo Alaves (0:2) hatte die Rojiblancos im Kampf um Platz vier zurückgeworfen, die Basken waren durch ein 1:1 gegen Granada bis auf drei Zähler herangerückt.

Doch Atleti hielt diesem Druck im Traditionsvergleich stand und sicherte sich per 3:1-Erfolg einen Sechs-Punkte-Vorsprung für die Endphase der La Liga 2023/24. Fünf Spiele müssen die Madrilenen noch bestehen. Die Gegner scheinen mit Mallorca (A), Vigo (H), Getafe (A), Osasuna (H) und Real Sociedad (H) meist machbar. Doch was heißt das schon in dieser nicht gerade konstanten Saison der Simeone-Elf, die mit neun Niederlagen die meisten in den Top 7 der Tabelle kassiert hat.

33. Spieltag

Eklat vor der Pause

Der Argentinier Rodrigo de Paul eröffnete den Torreigen nach einer Viertelstunde mit einem abgefälschten und daher unhaltbaren Schuss aus der zweiten Reihe, es war das zweite Saisontor des 29-Jährigen. Unrühmlicher Höhepunkt waren dann rassistische Beleidigungen gegen Bilbaos spanischen Nationalspieler Nico Williams kurz vor der Pause. Atletico-Kapitän Koke bat den Gäste-Profi während der zweiminütigen Unterbrechung um Entschuldigung. Williams wiederum gab die Antwort wenig später auf sportliche Art und Weise, indem er einen Konter der Basken überlegt vor Oblak zum 1:1-Ausgleich vollendete (45.).

Der zweite Abschnitt gehörte Atletico. Koke fand Correa mit einem passgenauen Vertikalzuspiel, das der argentinische Stürmer gekonnt mitnahm, um dann vor Unai Simon die Nerven zu behalten – 2:1 (52.) und Saisontor Nummer neun für Correa.

Unai Simon im Pech

Pokalsieger Bilbao war nun gefordert, doch auch der nächste Treffer ging auf das Konto des Gegners, der jüngst in der Champions League an Borussia Dortmund gescheitert war. Samuel Lino schoss aus halblinker Position aufs Tor, traf den linken Pfosten, von wo das Spielgerät an den Rücken des hechtenden Gäste-Schlussmannes Unai Simon und von da ins Netz prallte (80.). Samuel Lino hätte bei einem Konter in der Schlussphase auf Griezmann-Zuspiel auf 4:1 erhöhen können, beinahe müssen (90.). Am Ende blieb es beim 3:1 für Atletico.

Für den Sieger geht die Reise am Wochenende auf die Baleareninsel Mallorca, Anstoß wird am Samstag um 21 Uhr sein. Bilbao spielt tags zuvor und muss wieder in den Großraum Madrid – Getafe ist am Freitagabend Gastgeber zum Auftakt des 34. Spieltags.

FC Bayern sei Dank: RB Salzburg ist Klub-WM-Teilnehmer

Das Aus von Atletico Madrid vom Dienstag (2:4 in Dortmund im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals) hatte den Spaniern dennoch etwas eingebracht – das Ticket für die nächste Klub-WM. An dieser nimmt auch Salzburg teil.

RB Salzburg um den aktuellen Interimstrainer Onur Cinel ist dank Arsenals CL-Aus bei der Klub-WM dabei.

RB Salzburg um den aktuellen Interimstrainer Onur Cinel ist dank Arsenals CL-Aus bei der Klub-WM dabei.

IMAGO/GEPA pictures

Es war eine Achterbahn der Gefühle: Bei Borussia Dortmund war Atletico Madrid zur Pause bereits mit 0:2 in Rückstand gewesen und hatte nach dem Seitenwechsel zwischenzeitlich das Comeback zum 2:2 geschafft auf dem Weg Richtung Halbfinale. Doch daraus wurde nichts, der BVB zeigte Comeback-Qualitäten und kegelte die Colchoneros mit 4:2 aus dem Wettbewerb.

Trotz dieser Niederlage aber wird Atleti im kommenden Jahr in einem weiteren wichtigen Wettbewerb vertreten sein. Denn weil im zweiten Halbfinale der FC Barcelona mit 1:4 gegen Paris Saint-Germain unterlegen war und sich ebenfalls im Viertelfinale verabschiedet hatte, qualifizierten sich die Madrilenen dadurch sicher für die FIFA-Klub-WM 2025.

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Barcelona und Madrid hatten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den vorletzten der insgesamt zwölf europäischen Startplätze geliefert. Mit Vorteil für Atletico, das mit sechs Punkten Vorsprung auf Barcelona angetreten war. Maximal waren vor den Viertelfinal-Rückspielen noch neun Zähler zu vergeben – da aber beide Vereine verloren und ausschieden, konnten die Blaugrana die Rojiblancos nicht mehr aufholen.

Salzburg darf sich beim FC Bayern bedanken

Da erst Mitte März Juventus Turin sein Ticket für die FIFA-Klub-WM gebucht hatte, standen nach den Viertelfinal-Rückspielen der Königsklasse vom Dienstag demzufolge bereits elf der zwölf europäischen Teilnehmer fest. Darunter auch die beiden deutschen Vertreter Bayern München und Borussia Dortmund.

Um den zwölften und letzten Platz bewarben sich nun noch FCB-Gegner FC Arsenal und Österreichs Spitzenklub RB Salzburg.

Und für die Gunners aus London führte der Weg in die USA, wo vom 15. Juni bis 13. Juli 2025 die FIFA-Klub-WM ausgetragen wird, nur über den erstmaligen Triumph in der Champions League. Denn der Sieger der aktuellen Saison ist ebenfalls für die Klub-WM qualifiziert.

Würde Arsenal also im Viertelfinale in der Münchner Allianz-Arena (2:2 im Hinspiel) oder in einem möglichen Halbfinale ausscheiden, würde der Premier-League-Klub die Qualifikation für die Klub-WM ebenso verfehlen wie bei einer Niederlage im Endspiel. Und genau so kam es: Das Team um den deutschen Nationalspieler Kai Havertz unterlag an diesem Mittwochabend wegen des Flugkopfballtreffers von Joshua Kimmich mit 0:1 beim FC Bayern, schied aus der Champions League aus – und entsendete damit frohe Kunde gen Österreich. Denn durch all diese Konstellationen bekam tatsächlich RB Salzburg über den Ranking-Weg als zwölftes und letztes europäisches Team das Ticket für die Klub-WM serviert und damit die Berechtigung, zum prominent besetzten Turnier nach Übersee zu fliegen.

Simeone hadert mit “sehr wichtigem Spielzug” – Trockener Kommentar zu Morata

Wie dem FC Barcelona reichte auch Atletico Madrid ein Hinspielsieg nicht, um das Ticket fürs Champions-League-Halbfinale zu lösen. Ein Hauptgrund war die mangelnde Chancenverwertung in Dortmund.

Enttäuschte Verlierer: Atletico-Coach Diego Simeone (li.) haderte auch mit der vergebenen Chance von Alvaro Morata.

Enttäuschte Verlierer: Atletico-Coach Diego Simeone (li.) haderte auch mit der vergebenen Chance von Alvaro Morata.

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Seit Dienstagabend ist auch die letzte Titelchance für Atletico Madrid dahin. Das 2:4 in Dortmund sah nicht nur Trainer Diego Simeone als absolut vermeidbar an. “So ist der Fußball, manchmal ist er grausam”, erklärte ein sichtlich niedergeschlagener Koke nach Abpfiff.

Atletico hatte wie schon im Hinspiel zu viele klare Chancen ausgelassen. Auch Simeone sagte mit Blick auf beide Vergleiche, dass sein Team die “besseren und größeren Gelegenheiten” hatte. Das Halbfinale gegen PSG spielt aber der BVB. Angefangen hatte das “Unheil” bereits in Minute 5, als der seit Wochen glücklose Alvaro Morata alleine auf Gregor Kobel zulief – und den Ball rechts am Tor vorbeilegte.

Simeone haderte mit diesem “sehr wichtigen ersten Spielzug”, der die Statik des Spiels komplett hätte verändern können. Doch Morata, der anschließend in den sozialen Medien erneut angefeindet wurde, blieb auch in Dortmund glücklos. Weswegen ihn Simeone, der ihn nach dem Hinspiel noch in Schutz genommen hatte, bereits zur Pause auswechselte.

Warum er den spanischen Torjäger vom Feld nahm? “Ich habe das gesucht, was Correa uns in der zweiten Halbzeit geben konnte”, lautete der trockene Kommentar von Simeone. Auch Angel Correa ließ eine Riesenchance aus, blieb aber hartnäckig und erzielte nach 64 Minuten den Ausgleich.

“In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft sehr gut angefangen, mit Torraumszenen wie der von Angel, der einen tollen Treffer erzielt hat”, lobte Simeone, der anfügte: “Dortmund hatte diese Art von Chancen nicht – und die Tore sprechen für sich.” Der Argentinier vermisste die nötige “Überzeugung” im Abschluss. “Vielleicht hätten wir sonst 6:4 gewonnen.”

Koke: “Das vierte BVB-Tor hat das Spiel gekillt”

Der Ausgleich von Correa in der 64. Minute sei laut Simeone “zum besten Zeitpunkt” gefallen. Der BVB aber hatte auch noch genug Zeit, um schlagfertige Antworten zu finden. “Ich denke, vor allem das vierte BVB-Tor hat das Spiel gekillt”, bilanzierte Kapitän Koke: “Wir haben es nochmal versucht, aber es war natürlich ein harter Schlag.”

Auch Koke sah aber vorne das Problem Atleticos. “Wenn man seine Chancen nicht nutzt, vor allem in der Champions League, dann passiert einem so etwas”, so der 70-malige spanische Nationalspieler, der jüngst mit einer besonderen Regelung seinen Vertrag abermals verlängerte.

Nun ist die Saison für Atletico praktisch gelaufen, es geht einzig darum, den Champions-League-Platz abzusichern. Und selbst das ist nicht in Stein gemeißelt: Spaniens Pokalsieger Bilbao hat als Fünfter aktuell nur vier Zähler Rückstand auf die Rojiblancos, die am 27. April noch das direkte Duell mit den Basken vor der Brust haben.

Kehls Ansage für den Endspurt: “Wir sind noch lange nicht fertig”

Nach 4:2-Sieg im CL-Halbfinale 17.04.2024

Kehls Ansage für den Endspurt: “Wir sind noch lange nicht fertig”

2:15Nach dem Einzug ins CL-Halbfinale sprach ein sichtlich gut gelaunter BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl über den Saison-Endspurt, die Spiele gegen Paris St. Germain – und einen “grandiosen” Ball von Mats Hummels.

“Atletico zerschellt an der Gelben Wand”

Borussia Dortmund steht nach einem furiosen Viertelfinal-Rückspiel im Halbfinale der Champions League. Internationale Pressestimmen zum 4:2-Sieg des BVB …

Marcel Sabitzer war Dortmunds Machtwinner gegen Atletico.

Marcel Sabitzer war Dortmunds Machtwinner gegen Atletico.

IMAGO/Xinhua

Spanien

Marca: “Eine Tragödie in Dortmund. Atletico gleicht die Dortmunder Führung aus, geht dann aber gegen einen entfesselten BVB unter. Atletico war nach der erneuten Führung der Borussia wie gelähmt. Bei Atletico reicht es einfach nicht für mehr. Borussia hat an sich geglaubt und das wurde belohnt.”

AS: “Tod, Wiederauferstehung und Tod: Ein Albtraum für Atletico Madrid. Der Traum von Wembley ist ausgeträumt. Atletico wurde vom elektrisierenden und robusten Fußball Dortmunds beerdigt.”

Sport: “Atletico zerschellt an der Gelben Wand. Wenn man in der Champions League vier Tore kassiert, ist es unmöglich, eine Runde weiterzukommen. Dortmund war ein offensiver Wirbelwind. Borussia spielte mit einem anderen Rhythmus. Es ist ein harter Schlag ins Gesicht für Atletico.”

El Mundo Deportivo: “Atletico knallt schon wieder gegen die gleiche Wand und zeigt zwei Gesichter. Borussia Dortmund bestraft nach dem Ausgleich die Abwehrschwächen mit zwei weiteren Toren. Borussia hatte das Spiel die meiste Zeit unter Kontrolle. Atletico ist nicht mehr der harte Abwehrbrocken von früher.”

El Pais: “Simeones Mannschaft war in der Abwehr sehr zerbrechlich. Dortmund und seine berühmte Gelbe Wand machen Atletico platt. Atletico wurde im Hexenkessel des Westfalenstadions immer kleiner.”

England

Independent: “Eine nervenzerreißende Nacht in der Champions League. Dortmund reagiert wundervoll und gewinnt ein pulsierendes Viertelfinale.”

The Sun: “Mar-velous! Der frühere ManUnited-Flop Marcel Sabitzer führt den deutschen Giganten ins Halbfinale.”

The Guardian: “Eine weitere raue und wilde Nacht des Champions-League-Fußballs im Westfalenstadion: die Farben lebhaft, die Geräusche ohrenbetäubend, die Abwehr völlig chaotisch. Und dennoch, während Borussia Dortmund begeistert diesen bemerkenswerten Sieg mit der gelben Wand feierte, blieb die ewige Frage, ob wir sie jemals ernst nehmen werden können. Ob sie jemals aus diesem unterhaltsamen Kreislauf von Aufschwung und Pleiten herauskommen werden.”

Daily Mail: “Ian Maatsen hat eine nicht ganz so subtile Botschaft an Chelsea gesendet, nachdem er mit seinem ersten Champions-League-Tor Borussia Dortmund zum ersten Mal seit über zehn Jahren ins Halbfinale geholfen hat. (…) Übersehen von Mauricio Pochettino und ausgeliehen an Dortmund, ist Maatsen in Deutschland eine Offenbarung (…). ”

CL-Viertelfinale – Rückspiele

Schweiz

Blick: “BVB macht Halbfinale spektakulär klar. Achterbahnfahrt mit Happy End für Borussia Dortmund. Nach der Hinspiel-Niederlage in Madrid schlägt der BVB in der Heim-Festung sensationell zurück – nicht ohne Rückschläge dazwischen.”

Österreich

Krone: “Tor und zwei Vorlagen! Marcel Sabitzers magische Champions-League-Nacht.”

Österreich: “Sabigoal knallt den BVB ins Halbfinale.”

Kurier: “Offensive war Trumpf, Marcel Sabitzer wurde zum Top-Spieler des turbulenten Viertelfinalabends.”

Italien

Gazzetta dello Sport: “Dortmund-Party in einer rasenden Show! Ein Kunststück. 2013 schaffte es der BVB spekatkulär gegen Malaga – diesmal trifft er gegen ein anderes spanisches Team zweimal in drei Minuten.”

Pressestimmen zum PSG-Sieg gegen Barcelona

Mirror (England): “King Kylian! Barcelona fliegt in Unterzahl aus der Champions League. Mbappé bringt das Stadion in einem Thriller zum Schweigen.”

L’Equipe (Frankreich): “Ein Hauch von Revanche. Auch PSG hatte eine kleine ‘Remontada’ nach Pariser Art, die vom Fachmann Luis Enrique ausgelöst wurde. Sie war verrückt und voller Wendungen.”