“Du warst das Beste in meinem Leben”: Muniain verlässt Bilbao

Athletic Bilbao ohne Iker Muniain ist für viele Basken sicherlich unvorstellbar. Doch nach 19 Jahren in Rot und Weiß wird das Eigengewächs den Klub verlassen.

Verabschiedet sich mit der Copa-del-Rey-Trophäe aus Bilbao: Iker Muniain.

Verabschiedet sich mit der Copa-del-Rey-Trophäe aus Bilbao: Iker Muniain.

IMAGO/Ricardo Larreina Amador

“Man sollte gehen, wenn es am Schönsten ist” – dieses Sprichwort nahm sich Iker Muniain augenscheinlich zu Herzen: Nach dem Gewinn der Copa del Rey verlässt der 31-Jährige seinen Ausbildungsverein Athletic Bilbao im Sommer nach 19 Jahren. Den Abschied verkündete er per Videobotschaft aus der Kabine. “Ich gehe glücklich, mit dem Traum, den lang ersehnten 25. Pokaltitel geholt zu haben”, so Muniain, der seinen Vertrag am Saisonende auslaufen lässt.

Bereits als Zwölfjähriger trat der Offensivspieler in die Jugendabteilung von Bilbao ein und deutete früh sein Potenzial an: Mit 16 debütierte er am 30. Juli 2009 in der Europa-League-Qualifikation gegen Bern schon in der ersten Mannschaft und schoss im Rückspiel gleich seinen Premierentreffer – seitdem trägt er den Titel des jüngsten Torschützens der Vereinsgeschichte. Es war sein erster von insgesamt 75 Treffern im Trikot der Basken.

Muniain überträgt die Zeilen eines Songs auf sein Leben

Trotz zahlreichen Finalteilnahmen reichte es mit Ausnahme von zwei Supercoppas (2015 und 2020) lange Zeit nicht für einen “großen” Titel. An ihm haftete genau wie an Bilbao ein gewisser Endspiel-Fluch. Mit seinem Jugendklub verlor er einmal das Europa-League-Finale und satte fünfmal das Endspiel der Copa del Rey.

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Diesen beendeten die Zurigorri aber eben Anfang des Monats gegen Mallorca (4:2 im Elfmeterschießen) und feierten nach 40-jähriger Durststrecke wieder den Pokalsieg. Aus Sicht von Muniain: Mission erfüllt. “In einem der Lieder, die wir während der Feierlichkeiten gesungen haben, heißt es: ‘Ich gestehe, dass du das Beste in meinem Leben warst, aber jetzt, meine Liebe, ist die Zeit gekommen, uns zu trennen'”, überträgt der Routinier die Zeilen des Songs auf seinen Abschied.

Bilbao: Muniain ist ein “Idol für neue Generationen”

Doch nicht nur die Daten – er bestritt unter anderem mit 557 Spielen in 15 Spielzeiten für die Profis die zweitmeisten Partien der Vereinsgeschichte – zeigen “den bedeutenden Beitrag des Spielmachers für Athletic”, wie Bilbao schreibt. “Wie andere legendäre Löwen zog es Muniain vor, zu Hause zu bleiben und sich mit seinem eigenen Team zu messen, mit dem Team, das ihn entwickelt und ihm die Möglichkeit gegeben hat, Profi zu werden und weigerte sich, bei anderen Vereinen zu unterschreiben”, huldigt der Verein seinem Kapitän in der Pressemitteilung.

Daher sei er ein “Idol für die neuen Generationen”. Diese könnte er mit einem weiteren Erfolg in der laufenden Spielzeit noch ein letztes Mal inspirieren. “Wir werden in den verbleibenden Spielen wie immer darum kämpfen, diesen Traumplatz in der Champions League zu erreichen”, so Muniain. Aktuell beträgt der Rückstand auf den Tabellenvierten Atletico Madrid drei Zähler.

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Athletic Bilbao ohne Iker Muniain ist für viele Basken sicherlich unvorstellbar. Doch nach 19 Jahren in Rot und Weiß wird das Eigengewächs den Klub verlassen.

Verabschiedet sich mit der Copa-del-Rey-Trophäe aus Bilbao: Iker Muniain.

Verabschiedet sich mit der Copa-del-Rey-Trophäe aus Bilbao: Iker Muniain.

IMAGO/Ricardo Larreina Amador

“Man sollte gehen, wenn es am Schönsten ist” – dieses Sprichwort nahm sich Iker Muniain augenscheinlich zu Herzen: Nach dem Gewinn der Copa del Rey verlässt der 31-Jährige seinen Ausbildungsverein Athletic Bilbao im Sommer nach 19 Jahren. Den Abschied verkündete er per Videobotschaft aus der Kabine. “Ich gehe glücklich, mit dem Traum, den lang ersehnten 25. Pokaltitel geholt zu haben”, so Muniain, der seinen Vertrag am Saisonende auslaufen lässt.

Bereits als Zwölfjähriger trat der Offensivspieler in die Jugendabteilung von Bilbao ein und deutete früh sein Potenzial an: Mit 16 debütierte er am 30. Juli 2009 in der Europa-League-Qualifikation gegen Bern schon in der ersten Mannschaft und schoss im Rückspiel gleich seinen Premierentreffer – seitdem trägt er den Titel des jüngsten Torschützens der Vereinsgeschichte. Es war sein erster von insgesamt 75 Treffern im Trikot der Basken.

Muniain überträgt die Zeilen eines Songs auf sein Leben

Trotz zahlreichen Finalteilnahmen reichte es mit Ausnahme von zwei Supercoppas (2015 und 2020) lange Zeit nicht für einen “großen” Titel. An ihm haftete genau wie an Bilbao ein gewisser Endspiel-Fluch. Mit seinem Jugendklub verlor er einmal das Europa-League-Finale und satte fünfmal das Endspiel der Copa del Rey.

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Bilbao: Muniain ist ein “Idol für neue Generationen”

Doch nicht nur die Daten – er bestritt unter anderem mit 557 Spielen in 15 Spielzeiten für die Profis die zweitmeisten Partien der Vereinsgeschichte – zeigen “den bedeutenden Beitrag des Spielmachers für Athletic”, wie Bilbao schreibt. “Wie andere legendäre Löwen zog es Muniain vor, zu Hause zu bleiben und sich mit seinem eigenen Team zu messen, mit dem Team, das ihn entwickelt und ihm die Möglichkeit gegeben hat, Profi zu werden und weigerte sich, bei anderen Vereinen zu unterschreiben”, huldigt der Verein seinem Kapitän in der Pressemitteilung.

Daher sei er ein “Idol für die neuen Generationen”. Diese könnte er mit einem weiteren Erfolg in der laufenden Spielzeit noch ein letztes Mal inspirieren. “Wir werden in den verbleibenden Spielen wie immer darum kämpfen, diesen Traumplatz in der Champions League zu erreichen”, so Muniain. Aktuell beträgt der Rückstand auf den Tabellenvierten Atletico Madrid drei Zähler.

Emotionales Restprogramm: Raul Garcia hört zum Saisonende auf

La Liga verliert einen absoluten Dauerbrenner. Am Montag wurde das Karriereende von Raul Garcia (37) publik, der einen großen Rekord knapp verpassen wird.

Abschied auf dem Höhepunkt: Pokalsieger Raul Garcia.

Abschied auf dem Höhepunkt: Pokalsieger Raul Garcia.

IMAGO/AFLOSPORT

Ein solches Detail liest man nur selten in wichtigen Vereinsmitteilungen, doch der frischgebackene spanische Pokalsieger formulierte es als Kompliment: Am Montag teilte Raul Garcia die Entscheidung, seine Spielerkarriere zum Saisonende zu beenden, seinen Teamkollegen in den sportlichen Einrichtungen auf dem Vereinsgelände des Athletic Club mit – “dort, wo er jeden Tag mehrere Stunden verbrachte, um seine Karriere so weit wie möglich zu verlängern”.

Raul Garcia, der in Bilbao nur noch sehr sporadisch zum Einsatz kommt, war in seiner Laufbahn stets als Angreifer bekannt, der gerne dort hinging, wo es wehtat – durch seine Einsatzbereitschaft meistens seinen Gegenspielern.

Von Osasuna, seinem Jugendklub und dem Verein in seiner Geburtsstadt Pamplona, war der Rechtsfuß 2007 zu Atletico Madrid gewechselt – noch vor der Trainer-Ära Diego Simeone. Doch schon vor der Ankunft des Argentiniers zählte Raul Garcia zu der Atletico-Mannschaft, die 2010 die Europa League gewann. 2013 wurde er dann spanischer Pokalsieger, 2014 gar spanischer Meister unter Simeone. In dieser Zeit durfte Raul Garcia auch zweimal für die spanische Nationalmannschaft auflaufen.

Ein wichtiger Schuss zum Abschied

2015 ging es nach Bilbao, wo Raul Garcia inzwischen die meisten seiner aktuell 602 La-Liga-Spiele absolvierte. Damit liegt er schon jetzt auf dem insgesamt dritten Rang. Platz 1, den sich der ehemalige spanische Nationaltorhüter Andoni Zubizarreta und Betis-Legende Joaquin teilen (je 622 Einsätze), wird er nicht mehr erreichen.

Der Athletic Club adelte Raul Garcia in seiner Pressemeldung als “wahre Legende” und würdigte auch seinen Beitrag zum Pokalsieg vor einer Woche, dem ersten Vereinstitel seit 40 Jahren. Raul Garcia, der erst nach 90 Minuten eingewechselt worden war, trat im Elfmeterschießen gegen Mallorca als erster Baske an – und verwandelte.

In einem Abschiedsvideo faltet Raul Garcia die Trikots seiner Vereine Osasuna, Atletico und Athletic zusammen und sagt, dass “alles ein Ende hat”. Seines dürfte ziemlich emotional werden: Die Basken, die weiterhin um die Champions-League-Teilnahme spielen, treten unter anderem noch bei Atletico und gegen Osasuna an.

Bilbao gewinnt die Copa del Rey im Elfmeterschießen gegen Mallorca

Fünfmal stand Athletic Bilbao seit 2009 im Finale der Copa del Rey, fünfmal hatten die Basken verloren. Gegen Mallorca, den einmaligen Titelträger von 2003, gelang den Basken nun der 24. Pokalsieg – und der erste seit 1984.

Finaler Jubel in La Cartuja: Mikel Vesga und seine Teamkollegen feiern den Gewinn der Copa del Rey.

Finaler Jubel in La Cartuja: Mikel Vesga und seine Teamkollegen feiern den Gewinn der Copa del Rey.

AFP via Getty Images

Fünfter gegen Fünfzehnter – Bilbao war auf dem Papier und auch von der Qualität des Kaders her betrachtet klarer Favorit in diesem Finale der Copa del Rey gegen Mallorca, das von Edelfan Rafael Nadal nach Sevilla begleitet worden war. Die großen Drei im spanischen Fußball, Liga-Spitzenreiter FC Barcelona, Real und Atletico Madrid hatten sich in den Runden zuvor bereits verabschiedet.

Das Spiel vor 60.000 Fans im Estadio Olimpico de la Cartuja sah dann auch über weite Strecken dominante Basken, die jedoch in der 21. Minute in Rückstand gerieten: Dani Rodriguez traf für RCD präzise ins rechte Eck. Kurz nach Wiederanpfiff schickte Nico Williams Teamkollege Sancet steil, der im Strafraum die Nerven behielt und ausglich (50.). Bitter für die Mallorquiner: Sekunden nach Wiederanpfiff hätte der Außenseiter durch Stürmer Larin aufstocken können, frei vor Keeper Greif scheiterte dieser aber.

Beinahe hätte Bilbaos Stürmer Guruzeta tief in der Nachspielzeit per Kopf noch die Entscheidung in der regulären Spielzeit erzwungen, doch es ging in die Verlängerung, die weitgehend ereignislos blieb. Das Elfmeterschießen musste somit über den Titelgewinner entscheiden.

Bilbao-Fans feiern in La Cartuja

Bilbao-Fans feiern in La Cartuja.
AFP via Getty Images

Manu Morales und Radonjic scheitern

Und hier behielt Athletic die Nerven, alle vier Schützen verwandelten sicher. Zuletzt Alex Belenguer, der flach links traf und die baskischen Jubelstürme startete. Mallorcas Manu Morales war zuvor an Schlussmann Agirrezabala verzweifelt, Radonjic hatte über den Querbalken gefeuert.

Während den Insulanern der zweite Pokalsieg nach 2003 verwehrt blieb, erhöhte das von Ernesto Valverde trainierte Bilbao sein Konto in diesem königlichen Wettbewerb auf 24 – zugleich endete eine seit 1984 währende Durststrecke, die zuletzt seit 2009 fünf in Serie verlorene Pokalendspiele beinhaltet hatte. Spaniens König Felipe VI. überreichte die begehrte Trophäe auf der Tribüne an Athletic-Legende und Einwechselspieler Iker Muniain, der wenig später auf dem Rasen gemeinsam mit den Teamkollegen feierte.

Bilbao-Ikone Goikoetxea im Interview: “Vorsicht vor der Laus”

Andoni Goikoetxea fiebert dem Pokal-Finale in Spanien entgegen. Vor dem Endspiel in der Copa del Rey gegen Mallorca sprach der 67-Jährige mit dem kicker über Bilbaos Final-Niederlagen 2021, die Bedeutung von Final-Siegen – und sein Foul an Diego Maradona.

Samstag, 22 Uhr, Sevilla: Athletic Bilbao trifft im spanischen Pokal-Finale auf RCD Mallorca. Nach den beiden verlorenen Endspielen im April 2021 gegen Barcelona und San Sebastian (das 2020 wegen der Pandemie auf 2021 verschoben worden war) hat Bilbao erneut die Chance, die Copa del Rey zu gewinnen.

Andoni Goikoetxea ist seit fast einem Jahrzehnt offiziell “institutioneller Repräsentant” des Klubs und war in den Spielzeiten 1982/83 und 1983/84 einer der Schlüsselspieler: Zweimal in Folge wurden die Basken damals Meister, 1984 zudem Pokalsieger. Es ist bis heute der letzte Triumph für den Traditionsverein, der bis 1997 Copa-Rekordsieger (23 Titel) war und erst 1998 vom FC Barcelona überholt wurde.

Finale der Copa del Rey

Mittlerweile haben die Katalanen sogar 31 Pokalsiege. Noch immer aber belegt der Athletic Club Rang zwei vor Real Madrid (20 Siege). Und Goikoetxea? Der ehemalige Verteidiger ging auch wegen seines Fouls an Diego Maradona in die Geschichte ein. Auch darüber sprach er mit dem kicker.

Herr Goikoetxea, gilt nach den beiden Final-Niederlagen 2021 für den Samstag: jetzt oder nie?

Hat man vor drei Jahren gegen Real Sociedad auch schon gesagt. Und dann nach der Niederlage vor dem Spiel gegen Barcelona. Aber jetzt ist wieder ein Endspiel. Wir kommen immer zurück, wir sind der beste Klub der Welt, wir lassen uns nie unterkriegen.

“Bester Klub der Welt”, Sie sagten das dem kicker schon 2021. Und dann gab es zwei Niederlagen. Nichts gelernt?

Sie wissen auch, dass ich das mit Blick auf unsere Tradition sage, nur mit Basken zu spielen. Stellen Sie sich vor, Bayern München hätte nur Bayern im Team. Wenn man es so sieht, schlagen wir uns besser als jeder andere Klub, da bleibe ich bei meiner Ansicht.

Das heißt nichts für den Samstag.

Andoni Goikoetxea

Anders als 2021 gegen Real Sociedad und Barcelona gilt Athletic gegen Mallorca als Favorit. Nicht auszudenken, wenn …?

Favorit, das ist im Prinzip ein Kompliment. Und das sind wir aufgrund unserer guten Saison und der Tabellenkonstellation in der Liga vielleicht sogar: Wir spielen um den Einzug in die Champions League, Mallorca gegen den Abstieg. Aber das heißt nichts für den Samstag. Real Sociedad hatte sich auch schon gefreut bei der Halbfinal-Auslosung.

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Wie kommen Sie darauf?

Ich weiß es, ich hatte ja für uns an der Halbfinal-Auslosung teilgenommen. Ich zog die Kugel “Mallorca”, mein alter Nationalelf-Kollege Luis Arconada freute sich, dass sein Klub das vermeintlich leichte Los zog und wir, also Athletic Bilbao, gegen Atletico Madrid spielen mussten.

Typischer Fall von “zu früh gefreut”?

“Ojo con el piojo”, Vorsicht vor der Laus, sie ist klein, aber kann dir sehr viel Ärger bereiten. Im Fußball gibt es nicht den leichtesten Gegner, höchstens den vermeintlich am wenigsten schwierigen. Aber selbst dann: Mallorcas Trainer Javier Aguirre ist ein harter Knochen, und so verteidigt seine Mannschaft auch: Es ist eine der besten Defensivreihen der Liga. Und 1984 war auch Barça Favorit.

Heißt?

Endspiele muss man gewinnen, sonst bringen sie nur Tränen.

Sie gewannen damals, wurden in der Liga als Meister von 1983 zudem erneut Meister. Warum war Barça dennoch für Sie der Favorit?

Weil sie mit Bernd Schuster und Diego Maradona die damals besten Spieler der Welt hatten.

Maradona rastete nach der Niederlage aus, Kung-Fu-Tritte inklusive.

Er wollte am Ende jener Saison so sehr einen Titel, da kann man den Frust schon verstehen. Heute ist das alles legendär.

Ich hätte ihn natürlich niemals so hart foulen dürfen, schon gar nicht irgendwo im Mittelfeld.

Andoni Goikoetxea

Es war die Saison, in der sie ihn heftig gefoult hatten, Knöchelverletzung inklusive. In England wurden sie “Der Metzger von Bilbao” getauft.

Das kam vom Boulevard, daher überraschte es nicht. Hätte ein Qualitätsmedium den Begriff erkoren, hätte mich das mehr gestört. Dennoch: Ich hätte ihn natürlich niemals so hart foulen dürfen, schon gar nicht irgendwo im Mittelfeld. Völlig unnötig. Auch Schuster nicht, zwei Jahre zuvor. Ich war daher der Erste, der froh war, dass Maradona nach drei Monaten schon wieder spielen und später seine Karriere krönen konnte.

Hatten Sie irgendwann die Gelegenheit, sich mit ihm auszusprechen?

Ja, als er zehn Jahre später beim FC Sevilla spielte. Wir trafen uns rund um ein Spiel im Hotel, sprachen 40 Minuten. Er war sehr freundlich, herzlich sogar, es war ein sehr gutes Gespräch.

Zurück zum Finale gegen Mallorca: Die Stimmung wird so oder so anders sein als 2021. Damals fehlten inmitten der Pandemie die Fans.

Leere Ränge, auch noch verloren, zweimal gleich. Selbst die Gewinner konnten nicht richtig feiern. 2021 war das Traurigste, was ich erlebt habe im Fußball. Und ich habe viel erlebt. Diesmal wird es wunderbar, unsere Anhänger werden Stadt und Stadion in unsere Farben tauchen. Die Intensität, mit der unsere Fans mitfiebern, zeigt: Das ist gelebter Fußball. Selbst in Südkorea haben wir Fanklubs. Ich hoffe auch für unsere Anhänger, dass wir endlich wieder gewinnen. 40 Jahre Warten reicht.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Na, unsere Mannschaft. Eine tolle Generation, die teils ja schon 2021 dabei war. Die Williams-Brüder sind wunderbare Fußballer, Vivian, Paredes, Sancet …

Ein Tipp für das Finale?

Als ich nach meiner Bilbao-Zeit zum Abschluss der Karriere zu Atletico Madrid wechselte, sagte dort Trainer Cesar Luis Menotti oft: ‘Goiko, auf geht’s, nur der Sieg tröstet uns.’ Und so ist es.

Interview: Jörg Wolfrum

Dank Urgroßvater und Fotos im Bilbao-Trikot: Wie DFB-Newcomerin Schulze Solano nach Spanien kam

Über den Taunus ins Baskenland. Und auf politischen und sportlichen Umwegen plötzlich Nationalspielerin für den DFB. Bibiane Schulze Solanos Karriereweg.

Neu im DFB-Team: Bibiane Schulze Solano vom Athletic Club in Bilbao.

Neu im DFB-Team: Bibiane Schulze Solano vom Athletic Club in Bilbao.

Getty Images

“Sie bringt alles mit: Sie hat eine gute Körpergröße, sie spielt körperbetont und hat ein gutes Passspiel – was jetzt nicht verwundert in Spanien.” Horst Hrubesch hatte gute Gründe, um Bibiane Schulze Solano in sein Aufgebot für die anstehenden EM-Qualifikationsspiel in Linz gegen Österreich und in Aachen gegen Island zu berufen.

Schulze wer? Das werden sich viele Fußballfans gefragt haben, die keine intimen Kenner der Liga F in Spanien sind. Denn dort spielt die 25-jährige Schulze Solano, geboren in Bad Soden am Taunus und fußballerisch groß geworden in der Jugend des 1. FFC Frankfurt.

Zum Glück hatte die Mutter den Taufschein noch

EM-Qualifikation

Nach vier Kurzeinsätzen in Bundesliga-Partien der Hessinnen ging es 2019 zu Athletic Bilbao, in die Heimat der baskischen Vorfahren also. Wer die restriktive Personalpolitik des Traditionsvereins mit den rot-weiß-gestreiften Trikots kennt, der ahnt, dass allein die doppelte Staatsbürgerschaft die Tür zum Golf von Biscaya nicht öffnen konnte. Denn Schulze Solano ist weder im Baskenland geboren noch dort aufgewachsen. Und das ist nun mal eine Kernfrage, wenn es um einen Kaderplatz bei Athletic geht.

So musste die Familie um die baskische Mutter jede Menge Überzeugungsarbeit leisten. Es halfen: Kinderfotos von Bibiane im Bilbao-Trikot, ein baskischer Taufschein und die Tatsache, dass der Urgroßvater der Bruder von Klublegene Jose Mari Belauste war. Irgendwann war das Politikum vom Tisch und Schulze Solano Teil des Aufgebots.

Verletzung verhindert Einsatz für Spanien

Danach spielte sie sich in den Fokus, wurde Anfang 2023 sogar ins hochkarätig besetzte spanische Nationalteam berufen. Verletzungen machten Schulze Solano einen Strich durch die Rechnung. Gut für den DFB, der in der Defensive aktuell noch auf eine Ü-30-Abwehrzentrale baut. Und die Newcomerin ist erst 25.

Setzt Hrubesch beim Quali-Doppelpack am Freitag (20.30 Uhr/ARD) und Dienstag (18.10 Uhr/ZDF) auf Schulze Solano, hätte sich die Abwehrspezialistin im DFB festgespielt. Da die verletzte Abwehrchefin Marina Hegering (VfL Wolfsburg) fehlt, stehen die Chancen auf ihre Premiere nicht schlecht. Und Neu-Bundestrainer Christian Wück hätte nach Olympia eine perspektivisch starke Alternative für die Innenverteidigung im Boot.

Knaller und Tempolauf: Rodrygo zieht Bilbao den Zahn

Real Madrid thront an der Spitze von La Liga. Das änderte sich auch am 30. Spieltag nicht, als sich Athletic Bilbao trotz Topspielcharakter nicht als ebenbürtiger Gegner erwies. Gefeiert wurden dabei vor allem Doppelpacker Rodrygo und Comebacker Eder Militao.

Rodrygos Knaller im Topspiel sitzt: Real Madrid feiert das frühe 1:0 beim Duell mit Athletic Bilbao.

Rodrygos Knaller im Topspiel sitzt: Real Madrid feiert das frühe 1:0 beim Duell mit Athletic Bilbao.

IMAGO/Goal Sports Images

Jeweils vier Tore hatte Real Madrid in den vergangenen beiden La-Liga-Spielen erzielt. Der Doppeltorschütze vom 4:2-Erfolg gegen CA Osasuna vor der Länderspielpause, mit Namen Vinicius Junior – fehlte allerdings gesperrt. Dafür kehrte Bellingham in die Startelf zurück. Die zweite Änderung im Team von Trainer Carlo Ancelotti war Nacho, der Camavinga (Bank) ersetzte und in die Abwehr rückte.

Die Gäste – zugleich der spanische Pokalfinalist – gingen derweil mit dem Selbstbewusstsein von drei Siegen aus den vergangenen vier Pflichtspielen in die Partie. Im Vergleich zum jüngsten 2:0 gegen Deportivo Alaves gab es bei Trainer Ernesto Valverde aber fünf Änderungen: Keeper Agirrezabala, Paredes, Vesga, Sancet und Alex Berenguer waren neu drin für Unai Simon, Vivian, Ruiz de Galarreta, Unai Gomez (alle Bank) und Nico Williams (leichte Zerrung).

Rodrygo feuert früh und trifft

Die Löwen starteten im Bernabeu außerdem durchaus mutig, dominierten in den Anfangsminuten den Ballbesitz und kamen zu einigen Ecken. Das erste Tor mit der ersten Chance erzielte dennoch Real: Nach einer schönen Seitenverlagerung trieb Rodrygo den Ball nach vorne, zog in die Mitte an zu passiven Gegnern vorbei und schlenzte die Kugel aus 17 Metern stark in den Winkel (8.).

Im Anschluss neutralisierten sich beide Teams weitestgehend. Real fand im Angriffsdrittel so gut wie gar nicht statt – und Bilbao schaffte es ebenfalls nicht, den durchaus reichlich vorhandenen Ballbesitz in Chancen umzuwandeln. Auch weil Madrid defensiv sicher stand und im sicheren Schongang das Spiel mit dem 1:0 im Rücken laufen ließ. Entsprechend waren Strafraumaktionen selten.

La Liga, 30. Spieltag

Das änderte sich erst kurz vor dem Halbzeitpfiff wieder, als die Hausherren im Bernabeu in einigen Aktionen zwingender wurden. Valverdes Distanzschuss parierte Bilbaos Keeper Agirrezabala (39.), Tchouameni köpfte nach einer Ecke zudem knapp vorbei (45.). So blieb es beim 1:0-Zwischenstand zur Pause.

Rodrygo zum Zweiten – Eder Militaos Minuten

Doch so richtig das Gefühl, dass die Gäste aus dem Baskenland bei diesem Topspiel noch irgendwas würden holen können, stellte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht ein. Erst recht nicht, als Real in gewissen Momenten kurz Ernst machte. Brahim Diaz etwa donnerte die Kugel nach Abwehrfehler von Inigo Lekue gleich mal an den linken Pfosten (49.) und schloss zu überhastet ab (54.), ehe Athletic Glück hatte, nach Treffer gegen Rodrygo nicht einen Elfmeter gegen sich zu bekommen (60.).

Von Bilbao kam im Grunde nur einmal etwas Gefährliches, doch in Minute 52 scheiterte der wenig beachtete Inaki Williams aus leicht spitzem Winkel an einer starken Tat von Schlussmann Lunin, dem seit vielen Monaten gebrauchten Courtois-Vertreter.

Am Ende kam es so, wie es kommen musste: Real machte mit dem 2:0 den Deckel drauf. Das passierte so: Kroos leitete ein, Bellingham trieb die Kugel – ohne Gegenwehr – zentral nach vorn und nahm links vor dem Strafraum Rodrygo mit. Der Dribbelkünstler hielt mit seiner Annahme das Tempo hoch, schlug einen Haken und schoss humorlos sowie unhaltbar links unten zur Entscheidung ein (73.).

Im Anschluss spielte die Ancelotti-Elf die Zeit im Stile eines kommenden Meisters herunter, ließ nichts mehr anbrennen und feierte zusammen mit den Fans das Comeback von Eder Militao. Nach Kreuzbandverletzung im August 2023 und langer Reha sammelte der Brasilianer noch ein paar Minuten – und war somit Teil von diesem 2:0-Erfolg, mit dem Real den Vorsprung auf Verfolger Barcelona wieder auf acht Punkte vergrößerte. Die Mannen aus Bilbao erlitten dadurch einen Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Plätze, Atletico Madrid sitzt im Nacken.