Matthäus: “Wenn Rangnick sich jetzt für Bayern entscheidet, ist sein Kopf nicht frei”

Lothar Matthäus (63) traut dem FC Bayern den Champions-League-Gewinn zu, äußert sich kritisch über Uli Hoeneß – und zweifelt noch wegen Ralf Rangnick.

Sprach am Montag über die Lage in München: Lothar Matthäus.

Sprach am Montag über die Lage in München: Lothar Matthäus.

IMAGO/Beautiful Sports

Im weißen Polo-Shirt und schwarzen Jackett stand Lothar Matthäus am Montagmorgen im Münchner Hotel “Vier Jahreszeiten Kempinski” Rede und Antwort und sprach im Rahmen eines Termins mit seinem Werbepartner “Interwetten” über …

… Uli Hoeneß’ Aussagen zu Thomas Tuchel: “Ich war schon überrascht, dass Uli den Trainer nicht unbedingt lobt, sondern attackiert. Wie er es rübergebracht hat, können wenige nachvollziehen. Thomas Tuchel hat jetzt nicht viele Spieler besser gemacht beim FC Bayern, aber es ging ja um junge Spieler. Aus der Vergangenheit weiß man, dass Thomas Tuchel viele junge Spieler entdeckt hat. Meistens geht Uli vor so einem wichtigen Spiel auf den Gegner los.”

… Bayerns Trainerkandidat Ralf Rangnick: “Es ist vielleicht schwierig, sich gegen Österreich zu entscheiden. Da ist mit den Jungs was zusammengewachsen. Wenn er sich jetzt für Bayern entscheidet, ist doch sein Kopf nicht frei für die Aufgabe bei der EM. Wenn das dann mit Österreich schiefgeht, ist er der Buhmann. Dann möchte ich nicht der Präsident sein.”

… die Argumente für Rangnick: “Seine Erfahrung. Karl-Heinz Rummenigge möchte einen erfahrenen Trainer, Uli Hoeneß möchte einen Trainer, der den Campus beachtet. Außerdem einen Trainer, der Deutsch spricht. Ich bin überzeugt, dass er Bayern München kann.”

… den Fall einer Absage Rangnicks: “Die Idee wird der Max Eberl haben. Es werden wahrscheinlich keine neuen Namen auftauchen. Wir reden vielleicht von Roger Schmidt bei Benfica. Sonst wird es schwierig, deutschsprachige Trainer zu finden. Zidane könnte ich mir gut vorstellen. Wenn der in der ausverkauften Arena im Anzug vor der Trainerbank steht, das strahlt was aus. Er spricht drei Sprachen sehr, sehr gut, aber kein Deutsch. Und auch kein Englisch.”

… Rangnick als langfristigen Bayern-Trainer: “Ich könnte mir vorstellen, dass man jetzt eine gute Lösung findet und dann die große im nächsten Jahr. Jürgen Klopp passt eigentlich überall hin, ich hätte da keine Bedenken. Aber ich glaube eher an Xabi Alonso als an Jürgen Klopp.”

… die unterschiedlichen Entscheider bei Bayern: “Uli hat nach wie vor alles im Griff, das hat es auch schon bei Julian Nagelsmann gegeben. Man sieht, dass sich Verantwortliche verstecken. Sie stellen sich, wenn die Sonne scheint. Ansonsten bleiben sie weg. Für den sportlichen Bereich sollte Max Eberl der starke Mann sein, nicht Uli Hoeneß. Max Eberl muss überzeugt sein, in Absprache. Aber er ist der Entscheidungsträger, nicht Uli Hoeneß. Er muss Verantwortung tragen für den sportlichen Bereich.  Alle wird man kaum zusammenbringen können. In den letzten Jahren wurde alle 17, 18 Monate der Trainer gewechselt, da kann natürlich keine Kontinuität entstehen. Dann wird es unruhig in der Kabine. Und Unruhe in der Kabine ist das Schlimmste, was passieren kann.”

Es sind Leute da, die nicht mehr offiziell dabei sind, aber irgendwie doch. Das ist das Problem.”

Lothar Matthäus

… den Entscheider Max Eberl: “Max ist clever. Er weiß genau, was möglich ist und was nicht. Es sind eben Leute da, die nicht mehr offiziell dabei sind, aber irgendwie doch. Und das ist das Problem.”

… die deutschen Chancen in den Halbfinals: “Ich will ein deutsches Endspiel in London sehen, das wäre eine schöne Geschichte. Ich bin zuversichtlich, auch bei Dortmund. Ich möchte Leverkusen warnen, auch wenn ich das nicht muss: Seit Mourinho nicht mehr da ist, ist Rom stärker geworden, stabiler geworden. Die Stimmung dort wird fantastisch sein. Das wird eine große Herausforderung, trotzdem sehe ich Leverkusen leicht favorisiert. Bayern hat vor zwei Wochen gleich zweimal gewonnen. Einmal hier in der Allianz-Arena und einmal in Manchester. City ist stärker einzuschätzen als Real Madrid, da ist Bayern intern, glaube ich, glücklicher. Zurzeit muss eine tolle Atmosphäre herrschen in der Kabine, das stimmt mich positiv für den Champions-League-Gewinn.”

Mario Krischel

Nach langer Führung: DEB-Team verliert Test in Österreich im Penaltyschießen

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat Teil zwei der Nachbarschaftsduelle gegen Österreich verloren. Dem 4:2 von Garmisch folgte ein 1:2 im Penaltyschießen am Samstag.

Überwand DEB-Keeper Mathias Niederberger im Penaltyschießen: Der Österreicher Emilio Romig (li.).

Überwand DEB-Keeper Mathias Niederberger im Penaltyschießen: Der Österreicher Emilio Romig (li.).

IMAGO/GEPA pictures

Die deutsche Nationalmannschaft hat den zweiten WM-Test gegen Österreich verloren. In Zell am See unterlag das Team von Bundestrainer Harold Kreis am Samstag nach Penaltyschießen mit 1:2. Am Donnerstag hatte der Vizeweltmeister in Garmisch-Partenkirchen Österreich noch mit 4:2 bezwungen.

Die letzten beiden Vorbereitungsspiele vor der Abreise ins tschechische Ostrava finden am 4. Mai in Wolfsburg und zwei Tage später in Weißwasser gegen Frankreich statt. Der WM-Auftakt steigt am 10. Mai mit dem ersten Gruppenspiel gegen die Slowakei.

Penaltyschießen: Alle vier Deutschen vergeben

Wojtek Stachowiak vom ERC Ingolstadt schoss die DEB-Auswahl bereits nach sieben Minuten in Führung. Für den 24-Jährigen war es das dritte Tor in der Vorbereitung. Die deutsche Mannschaft verpasste danach den zweiten Treffer. Chancen gab es für das Kreis-Team einige. Doch Dominik Kahun und Co. scheiterten immer wieder am gut aufgelegten österreichischen Torhüter David Madlener.

Kurz vor dem Ende trafen die Gastgeber schließlich doch noch etwas überraschend zum 1:1 (56.). Dominic Zwerger überwand den erstmals zum Einsatz gekommenen Münchner Torhüter Mathias Niederberger.

Nach einer torlosen Verlängerung fiel die Entscheidung im Penaltyschießen. Kahun, Joshua Samanski, Marc Michaelis und Yasin Ehliz vergaben für Deutschland, während für Österreich Emilio Romig und Lukas Haudum erfolgreich waren und die vierte deutsche Testspiel-Niederlage im sechsten Match perfekt machten.

Stößt auch Szuber zum DEB-Team?

Die NHL-Profis J.J. Peterka (Buffalo Sabres), Nico Sturm (San Jose Sharks) sowie Torhüter Philipp Grubauer waren noch nicht im Kader. Das Trio aus Nordamerika wird erst in der vierten Vorbereitungsphase ab Mittwoch zur Mannschaft stoßen. Die Profis vom neuen Eishockey-Meister Eisbären Berlin sowie eventuell auch von Vizemeister Bremerhaven sollen dann ebenfalls die Auswahl verstärken.

Während die Teilnahme von Moritz Seider aufgrund der laufenden Vertragsverhandlungen mit den Detroit Red Wings weiter offen ist, könnte Max Szuber ebenfalls bald zum DEB-Team kommen. Der Verteidiger, der jüngst sein NHL-Debüt für die nun nach Utah umziehenden Arizona Coyotes gab, schied mit seinem AHL-Farmteam Tucson Roadrunners in den Wild-Card-Spielen um die Playoff-Teilnahme aus.

Statistik zum Spiel

Österreich – Deutschland 2:1 (0:1, 0:0, 1:0, 0:0)

Tore: 0:1 Stachowiak (06:08), 1:1 Zwerger (55:25), 2:1 Haudum (65:00) (Penalty).

Strafminuten: Österreich 2 – Deutschland 6.

Zuschauer in Zell am See: 2.600 (ausverkauft).

DEB-Team schlägt Österreich in Garmisch – NHL-Trio kommt wohl

Langsam, aber sicher geht die Vorbereitung auf die WM 2024 für die deutsche Nationalmannschaft in die heiße Phase. Am Donnerstag gab es in Garmisch-Partenkirchen im fünften Testspiel gegen Österreich ein 4:2.

Stellte die Weichen gegen Österreich: Marc Michaelis.

Stellte die Weichen gegen Österreich: Marc Michaelis.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Angeführt von Doppeltorschütze Marc Michaelis hat Vizeweltmeister Deutschland den WM-Test gegen Österreich gewonnen. Im Olympia-Eissport-Zentrum von Garmisch-Partenkirchen setzte sich die hartnäckige Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis am Donnerstagabend mit 4:2 (2:1, 0:1, 2:0) durch und holte im fünften Vorbereitungsspiel auf den Saisonhöhepunkt in Tschechien vom 10. bis zum 26. Mai ihren zweiten Sieg.

Vor 5058 Zuschauern deuteten die Deutschen in der Offensive erneut ihr großes Potenzial an, zeigten sich in der Abwehr jedoch weiter anfällig.

Michaelis mit einem Doppelschlag

Schweiz-Legionär Michaelis vom EV Zug brachte den Vizeweltmeister mit zwei Treffern in der achten und elften Minute in Führung. Benjamin Baumgartner (16.) und Lukas Kainz (38.) brachten die Österreicher zurück in die Partie. Im letzten Drittel bescherten Daniel Fischbuch (50.) und Parker Tuomie (52.) der DEB-Auswahl dann den Stimmungsaufheller.

Der deutsche Kader, der Mitte der kommenden Woche komplett sein soll, gewinnt immer mehr an Kontur. Mit den Stürmern Yasin Ehliz und Maxi Kastner sowie Torhüter Mathias Niederberger stießen erstmals in der Vorbereitung drei Spieler vom entthronten Meister EHC Red Bull München zur Nationalmannschaft. In der Starting Six stand aber nur Ehliz, im Tor durfte Tobias Ancicka von den Kölner Haien beginnen.

Bei einem NHL-Trio sieht es “sehr gut” aus

Mit Verstärkung aus Nordamerika kann Bundestrainer Kreis außerdem rechnen. Bei Nico Sturm (San Jose Sharks), J.J. Peterka (Buffalo Sabres) und Torhüter Philipp Grubauer (Seattle Kraken) sehe es “sehr gut aus”, sagte Sportdirektor Christian Künast bei MagentaSport.

Die Lage beim für die Abwehr so wichtigen Moritz Seider gestaltet sich aus Versicherungsgründen komplizierter, weil sein Vertrag bei den Detroit Red Wings ausgelaufen ist. Das sei ein “größeres Unterfangen”, räumte Künast ein. Man sei aber in “einem sehr guten Austausch”.

Im Schlussdrittel dreht Deutschland auf

Die Deutschen spielten nach einer kurzen Findungsphase schnell von hinten raus und zeigten sich angeführt von Michaelis sehr effektiv. Allerdings ließen sie den Österreichern auch immer wieder viel Raum. Vor allem im zweiten Drittel hatten die Gäste aus dem Nachbarland mehr Spielanteile und auch ein deutliches Chancenplus. Im letzten Durchgang zeigten die Deutschen aber ihren ganzen Biss und sicherten sich den Erfolg.

Ihren zweiten Test gegen Österreich bestreiten sie am Samstag in Zell am See. Vor dem WM-Start am 10. Mai in Ostrava wollen sich die Deutschen noch in zwei Partien gegen Frankreich in Wolfsburg (4. Mai) und in Weißwasser (6. Mai) in Medaillenform bringen.

Statistik zum Spiel

Deutschland – Österreich 4:2 (2:1,0:1,2:0)
Deutschland:
Tor: Ancicka (Kölner Haie), Bugl (Straubing Tigers)
Abwehr: Fohrler (HC Ambri Piotta), Hüttl (ERC Ingolstadt), Mo. Müller (Kölner Haie), F. Wagner (ERC Ingolstadt), Karrer (Nürnberg Ice Tigers), M. Weber (Nürnberg Ice Tigers), Sennhenn (Kölner Haie), Ugbekile (Iserlohn Roosters), Zimmermann (Straubing Tigers)
Angriff: Ehl (Düsseldorfer EG), Fischbuch (Adler Mannheim), Plachta (Adler Mannheim), Ehliz (EHC Red Bull München), Kahun (SC Bern), Michaelis (EV Zug), Tuomie (Straubing Tigers), Kastner (EHC Red Bull München), Pfaffengut (Schwenninger Wild Wings), Krauß (ERC Ingolstadt), Stachowiak (ERC Ingolstadt), Samanski (Straubing Tigers), Schütz (Kölner Haie), Soramies (Augsburger Panther)

Österreich:
Tor: Kickert
Abwehr: Brunner, Heinrich, Stapelfeldt, Wimmer, Kernberger, Schnetzer, Zündel, Wolf
Angriff: Bretschneider, Feldner, Romig, Böhm, Kainz, Wallner, Baumgartner, Maxa, Metzler, Neubauer, Peeters, Scherzer, Zwerger

Schiedsrichter: Kilian Hinterdobler (Bad Tölz)/Christopher Schadewaldt (Werneck)
Zuschauer: 5058
Tore: 1:0 Michaelis (7:28), 2:0 Michaelis (10:54), 2:1 Baumgartner (15:43), 2:2 Kainz (37:38), 3:2 Fischbuch (49:05), 4:2 Tuomie (51:13) Strafminuten: 2 / 8

Bayerns Plan mit Rangnick

Der kicker hatte bereits am 27. März exklusiv davon berichtet, dass Ralf Rangnick ein heißer Kandidat für die Nachfolge von Noch-Trainer Thomas Tuchel ist. Nun wurde der Austausch zwischen dem österreichischen Nationaltrainer und dem bayerischen Führungskreis intensiviert. Was fehlt, ist die Zusage des 65-Jährigen.

Soll Nachfolger von Thomas Tuchel werden: Ralf Rangnick.

Soll Nachfolger von Thomas Tuchel werden: Ralf Rangnick.

IMAGO/Sven Simon

Der FC Bayern könnte seinen Trainer-Findungs-Prozess bald beenden. Ralf Rangnick soll, danach sieht es aktuell aus, der Nachfolger von Noch-Chefcoach Thomas Tuchel werden. Der österreichische Nationaltrainer war immer ein heißer Kandidat und der Top-Kandidat der Mehrheit beim FC Bayern – für den Fall, dass Xabi Alonso absagen sollte. Davon hatte der kicker bereits am 27. März, zwei Tage vor Alonsos Bekenntnis zu Leverkusen, berichtet. Julian Nagelsmann indes, der lange nach außen als Wunschlösung suggeriert wurde, wurde nur von einem Teil der Klubführung, insbesondere von Sportvorstand Max Eberl (50), als die ideale B-Option betrachtet.

Allerdings wäre eine Rückkehr des aktuellen Bundestrainers, auch ohne seiner Vertragsverlängerung beim DFB und unabhängig von Eberls Vorhaben, höchstwahrscheinlich nicht zustande gekommen. Oder noch mehr: Die Zusage für den DFB gab es wohl vor allem deshalb, weil an die Partei Nagelsmann durchgedrungen war, dass es eine zu starke Opposition im Klub gibt, der die Gründe für das Scheitern des 36-Jährigen beim FCB noch gut in Erinnerung geblieben sind. Bei Rangnick, der am Mittwoch eine Kontaktaufnahme des FC Bayern bestätigte, und dessen Qualitäten hingegen sind sich die Bosse einig.

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Nagelsmann bleibt: Was bedeutet das für Bayern und den DFB?

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Der österreichische Nationaltrainer, vertraglich noch bis 2026 an den ÖFB gebunden, hat den Münchner Sportchefs, Eberl und Christoph Freund (46), schon beim ersten Treffen vor rund drei Wochen seine Ideen bezüglich eines potenziellen Engagements mitgeteilt – mit Blick auf die Kaderplanung und die Bewertung einzelner Spieler. Er steht hinter dem geplanten Umbruch im Sommer, der mehr als eine Handvoll Abgänge beinhalten soll. Rangnick weiß, dass viel passieren muss und dass es eine Veränderung braucht beim entthronten Serienmeister, hat er sich doch längst intensiv mit dem FC Bayern beschäftigt.

Einigkeit im Münchner Führungskreis

Rangnick wird höchstwahrscheinlich seinen derzeitigen Trainerstab in München installieren wollen. Über diese nicht unwichtigen Details wird momentan diskutiert – dafür stehen Rangnick und die FCB-Bosse nun im regelmäßigen Austausch. Ebenso über die Freigabe- und Ablösemodalitäten beim österreichischen Verband, der sein Einverständnis geben muss.

Der Münchner Führungskreis jedenfalls steht geschlossen hinter der Verpflichtung Rangnicks. Was fehlt, ist eben die Zusage des 65-Jährigen. Um diese zu erhalten, werden die Bayern ihm vermutlich in seinen inhaltlichen Forderungen etwas entgegenkommen müssen, um deutlich zu signalisieren, dass er nicht die C- oder gar D-Lösung ist.

Rangnick selbst reizt die Aufgabe beim Deutschen Rekordmeister, er hat aber ebenso registriert, dass der Trainerstuhl in den vergangenen Jahren sehr wackelig war und der Verschleiß auf diesem Posten enorm hoch. Was in seiner persönlichen Entscheidungsfindung auch eine Rolle spielt. Sollte er wider Erwarten absagen, stünde der FC Bayern vor einem Problem. Es würde immer schwieriger werden, einen Kandidaten für diesen Job zu begeistern und diesem die entsprechende Wertschätzung zu übermitteln.

Beim FC Bayern wird es dabei, sofern sich die bayerischen Entscheider mit Rangnick auf eine Zusammenarbeit verständigen können, zu einer Wiedervereinigung der Salzburg-Fraktion um Rangnick, FCB-Sportdirektor Freund, Campus-Chef Jochen Sauer (51) und Koordinator Talentförderung Richard Kitzbichler (50) kommen. Sie arbeiteten bereits von 2012 bis 2015 eng in Österreich zusammen. In diesen drei Jahren war Rangnick Sportdirektor, Sauer Geschäftsführer, Freund wurde zum Sportkoordinator befördert, und Kitzbichler fungierte als Co-Trainer von Roger Schmidt sowie Adi Hütter.

Eberl muss sich unterordnen

Eberl hingegen – der nach zehn Monaten in Leipzig das Dosen-Imperium mit Beigeschmack verlassen hatte und nach Xabi Alonso mit Nagelsmann und Roberto de Zerbi zwei andere Optionen im Sinn hatte – macht jetzt, nach knapp zwei Monaten beim FCB im Amt, erste Erfahrungen mit den beim FC Bayern greifenden Mechanismen und muss sich bei seiner ersten großen Aufgabe ein wenig der Mehrheit im Klub unterordnen.

Allerdings ist es jetzt eine große Chance, dass das potenzielle künftige sportliche Entscheidungs-Trio um Eberl, Freund und Rangnick in Zusammenarbeit mit Sauer am Campus, gemeinsam etwas aufbauen können. Diese Konstellation und das Vertrauensverhältnis untereinander schätzen alle drei.

Georg Holzner

Rangnick bestätigt Bayern-Kontakt – aber beschäftigt sich damit “momentan nicht”

Ralf Rangnick (65) hat sich in einem Interview zu einem möglichen Engagement als Trainer des FC Bayern geäußert – und es unter anderem an die Beantwortung einer simplen Frage gekoppelt.

Wird er neuer Bayern-Trainer? Ralf Rangnick beschäftigt sich offenbar noch nicht intensiv damit.

Wird er neuer Bayern-Trainer? Ralf Rangnick beschäftigt sich offenbar noch nicht intensiv damit.

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Bereits im Februar hatte der kicker exklusiv berichtet, dass Ralf Rangnick ein Kandidat für die Nachfolge von Thomas Tuchel als Trainer des FC Bayern ist. Nachdem sowohl Leverkusens Meistertrainer Xabi Alonso als auch Bundestrainer Julian Nagelsmann mittlerweile sicher ausscheiden und der ebenfalls als Kandidat gehandelte Unai Emery am Dienstag seinen Vertrag bei Aston Villa verlängerte, rückt der österreichische Nationaltrainer immer mehr in den Fokus.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem österreichischen Online-Magazin 90minuten.at bestätigte Rangnick, der in der Vergangenheit häufig die Spekulationen zurückgewiesen hatte, nun das Interesse des Bundesliga-Zweiten. “Es gab eine Kontaktaufnahme von Bayern München”, so Rangnick. Über diesen Sachverhalt habe er auch den österreichischen Verband ÖFB informiert. “Wir konzentrieren uns vollkommen auf die Europameisterschaft”, so Rangnick weiter. “Ich fühle mich hier sehr wohl. Im Moment gibt es keinen Grund, mich intensiv und konkret damit zu beschäftigen.”

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Das heißt allerdings nicht, dass er das in der Zukunft nicht tun würde. “In dem Moment, wo die Bayern sagen würden: ‘Wir wollen Sie'”, müsse er sich damit auseinandersetzen, so Rangnick. Das sei offenbar bislang noch nicht der Fall gewesen. “Und dann muss ich mich fragen: Will ich das überhaupt?” Wie er selbst diese Frage beantworten würde und ob er den ÖFB verlassen würde, lässt Rangnick in dem Interview offen. Wie der kicker am Montag berichtete, kann sich Rangnick ein Engagement beim FC Bayern in jedem Fall vorstellen.

Rangnicks Vertrag in Österreich läuft noch bis 2026. “Falls ich etwas anderes machen will, werde ich das zu allererst mit dem ÖFB besprechen”, erklärt er, ohne ein klares Bekenntnis zum Verband abzugeben. ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel hatte noch am Dienstag mitgeteilt, dass dem Verband “keine Anfragen” für Rangnick vorlägen.

Die finanzielle Komponente spiele bei seiner Entscheidung “überhaupt keine Rolle”, erklärt Rangnick in dem Interview. “Für mich geht es um andere Dinge: Kann ich etwas bewegen? Kann ich etwas bewirken? Besteht die Chance, eine Mannschaft zu entwickeln und erfolgreich zu sein? Das treibt mich an. Wenn mich das einmal nicht mehr antreibt, ist es Zeit, in Rente zu gehen.”

Mit dem ÖFB-Team geht Rangnick bei der EM in Deutschland in sein erstes großes Turnier als Nationaltrainer. Da der FC Bayern zeitnah Klarheit in der Trainerfrage haben möchte, stünde ein ÖFB-Abschied wohl schon vor Turnierstart fest – ein Problem? “Ich habe ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu meinem Team”, so Rangnick. “Es wird nicht deshalb besser spielen, nur weil ich sage: Ich bin noch definitiv die nächsten vier Jahre hier.”

“Fast verschenkt auf Außen”: Ben Szilagyi und sein erstes Tor für den THW Kiel

Nicht nur Ben Szilagyi strahlte, Vorbereiter Domagoj Duvnjak sowie alle Mitspieler auf dem Parkett und der Bank sowie die ganze Halle jubelte. Der THW Kiel hatte gegen den HC Erlangen die Partie im zweiten Abschnitt gedreht und ein 17-Jähriger ließ den durchwachsenen ersten Abschnitt dann endgültig vergessen. Und der, so Hendrik Pekeler, auf Außen fast verschenkt sei.

Ben Szilagyi bejubelte im Trikot des THW Kiel seinen ersten Treffer in der Handball Bundesliga.

Ben Szilagyi bejubelte im Trikot des THW Kiel seinen ersten Treffer in der Handball Bundesliga.

saschaklahn.com/Pat Scheidemann

“Großartig” fühle es sich an, so Ben Szilagyi im NDR Radio. “Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Diese Atmosphäre in der Halle.” Und mittendrin ein 17-Jähriger. “Das war schon unglaublich”, beschreibt Ben Szilagyi den Moment als er das erste Mal auflief. “Hier hast Du einfach einen Riesen-Rücken mit den Fans.”

Eine Woche zuvor war Ben Szilagyi eigentlich auf dem Sprung in den Osterurlaub, als Filip Jicha anrief und den Sohn seines früheren Mitspielers und jetzigen THW-Geschäftsführers Viktor Szilagyi aufgrund der Verletzung von Magnus Landin in den Profi-Kader berief. In Lemgo saß er sechzig Minuten auf der Bank, gegen den HC Erlangen musste er Mitte des zweiten Abschnitts erstmals auf das Parkett.

Rune Dahmke war zur Bank gehumpelt, Ben Szilagyi wurde ins kalte Wasser geworfen – und schwamm, der THW Kiel drehte in dieser Phase die Partie und machte aus einem 20:22 ein 25:22. Rune Dahmke war nach kurzer Behandlung schnell wieder zurück, erzielte das 29:24 und wurde dann aus der Deckung auf die Bank gerufen. Ben Szilagyi kam zurück auf das Parkett, suchte in der Deckung gleich den Zweikampf und zeigte dann auch im Angriff keine Scheu – griff zu, als sich die Chance bot.

Der erste Treffer

Ben Szilagyi, Domagoj Duvnjak, THW Kiel - HC Erlangen, Handball Bundesliga

Vorbereiter Domagoj Duvnjak strahlte nach dem Treffer von Ben Szilagyi.
saschaklahn.com/Pat Scheidemann

“Ich wurde super unterstützt, auch von Rune”, lobte Ben Szilagyi seinen Positionskollegen. Sein Tor war dabei eine Kopie des Treffers von Rune Dahmke zuvor. Domagoj Duvnjak hatte auf die Halbposition gewechselt und legte für den Außen auf, diesmal eben für den 17-jährigen Youngster. “Ich habe vermutet, dass es jetzt so weit ist. Ich war so frei. Dann hat Dule mir den Ball rübergespielt – und ich hab einfach den Kopf ausgeschaltet und mein Ding gemacht”, so Ben Szilagyi.

Wie Dahmke zuvor nutzte das Talent den Platz, sprang den Wurf aus und setzte den Ball um den gegnerischen Torhüter herum als Aufsetzer ins Netz. Ben Szilagyi schrie den Jubel heraus, Vorlagengeber Domagoj Duvnak strahlte und auch die anderen Mitspieler jubelten mit der gesamten Halle. Mit den Kollegen auf der Bank konnte Szilagyi kurz darauf abklatschen, beim Versuch Christoph Steinert bei dessen Einkreuzen zu stören hatte er sich direkt nach seinem ersten Tor auch seine erste Zeitstrafe eingefangen.

“Es hat einfach Mega-Viel-Spaß gemacht”, so Ben Szilagyi im NDR Radio. Mit 17 Jahren und 173 Tagen ist er nun der jüngste Bundesliga-Torschütze in der langen Geschichte des THW Kiel. “Das wird für ihn für immer in Erinnerung bleiben, sein erstes Bundesliga-Spiel hier in der Ostseehalle gemacht zu haben”, war sich auch Routinier Hendrik Pekeler sicher.

“Eigentlich fast verschenkt auf Außen”

“Ben hat ja bei uns auch die Wintervorbereitung mitgemacht, als wir relativ wenige Profis waren. Da hat er schon einen unglaublich guten Eindruck hinterlassen”, schilderte Hendrik Pekeler bei Dyn und scherzte mit Blick auf dessen Körpergröße von 1,96 Meter: “Eigentlich ist er für die Größe fast verschenkt auf Linksaußen, eigentlich müsste er im Rückraum spielen.”

Viktor Szilagyi, THW Kiel, Handball Bundesliga

Viktor Szilagyi feierte den Treffer seines Sohnes auf der Bank des THW Kiel.
saschaklahn.com/Pat Scheidemann

Allerdings wird der Rechtshänder – der aus der Jugend des THW Kiel stammt, aber auch zwei Jahre in Altenholz absolvierte – auch in der Jugend-Nationalmannschaft auf Außen eingesetzt. Übrigens nicht in der deutschen Nachwuchs-Auswahl sondern im Trikot von Österreich, das bereits sein Vater Viktor Szilagyi trug. Bens Opa Istvan Szilagyi lief übrigens 214 Mal für Ungarns Handball-Nationalmannschaft auf. Auch Viktor Szilagyi erreichte die Marke von 200 Länderspielen.

Mit dem ÖHB-Team hat er sich im Sommer für die U18-EM in Montenegro qualifiziert, doch zuvor könnten noch weitere Minuten in der Handball Bundesliga hinzukommen. “Er hat sein Sache sehr gut gemacht, beim Tor und auch beim Training macht er das sehr gut”, lobte Hendrik Pekeler und auch Trainer Filip Jicha dürfte registriert haben, dass er den Youngster weiter ins Bundesliga-Wasser werfen kann.

Christian Ciemalla

Gelungener Auftakt in die EM-Quali: DFB-Frauen drehen 0:2 in Österreich

Nach einer miserablen ersten halben Stunde mit zwei Gegentoren sahen die DFB-Frauen in Österreich schon wie Verliererinnen aus. Dank Effizienz vor dem Tor und einer stark verbesserten zweiten Hälfte durfte sich Deutschland doch noch über einen gelungenen Qualifikations-Auftakt freuen.

Hatte mit einem Doppelpack großen Anteil am gelungenen Auftakt in die EM-Qualifikation: Klara Bühl (#19).

Hatte mit einem Doppelpack großen Anteil am gelungenen Auftakt in die EM-Qualifikation: Klara Bühl (#19).

IMAGO/Andreas Stroh

Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch wollte zum Auftakt der Qualifikation für die EM 2025 in der Schweiz den Schwung aus der letzten Länderspielpause Ende Februar nutzen. Damals hatte das DFB-Team mit einem 2:0-Sieg gegen die Niederlande auf den letzten Drücker die Teilnahme bei Olympia 2024 in Paris klar gemacht. Daran sollte die Partie gegen den Nachbarn aus Österreich anschließen, sowohl von der Leistung als auch personell. Nur zwei Veränderungen nahm Hrubesch vor – gezwungenermaßen: Für die verletzten Hegering (Muskelfaserriss in der Wade) und Popp (Knieverletzung) spielten Doorsoun und Schüller.

Österreichs Trainerin Irene Fuhrmann hatte den Länderspielslot im Februar für personelle Experimente genutzt, so gab es zuletzt ein 1:1 im Testspiel gegen Dänemark. Obwohl gegen Deutschland die wichtigen Spielerinnen Zadrazil und Naschenweng (beide Bayern) kurzfristig passen mussten, standen in Dunst, Kirchberger, Hanshaw (alle Frankfurt), Degen (Köln), Purtscheller (Essen) und Campbell (Freiburg) dennoch sechs Bundesliga-Legionärinnen in der Startelf.

Campbell-Doppelpack nach einer Viertelstunde

EM-QUALIFIKATION, LIGA A, GRUPPE 4

Wollte Deutschland seiner Favoritenrolle gerecht werden, so ging das von Anpfiff weg krachend schief. Gegen enorm aufmerksame und früh pressende Österreicherinnen fand das DFB-Team gar nicht in die Partie, kam oft zu spät und sah sich dem Drang der Gastgeberinnen beinahe hilflos ausgesetzt.

Der frühe Rückstand war die verdiente Quittung für den verschlafenen Start: Nachdem ein Schuss von Degen noch knapp über die Latte gestrichen war (6.), machte es Campbell nach einem Fehler von Doorsoun besser und überwand Frohms erstmals (9.). Die ÖFB-Elf machte danach genauso weiter und schockte Deutschland erneut, als Campbell per Kopf den Doppelpack schnürte (16.). Wäre die Stürmerin später nach einem Fehlpass von Hendrich nicht weggerutscht, hätte sie wohl den Hattrick perfekt gemacht (34.).

Bühls Gewaltschuss lässt Deutschland hoffen

So wurde Deutschland mit laufender Spielzeit etwas besser und fand Mittel, um sich in die österreichische Hälfte zu spielen. Eine schwache Direktabnahme von Nüsken (21.) sowie ein Nachschuss knapp über die Latte durch die Chelsea-Legionärin (31.) waren die ersten Annäherungen der DFB-Elf, gefährlicher wurde es lange nicht. Kurz vor der Pause traf dann Bühl mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze zum Anschlusstreffer hinein in eine deutsche Drangphase (39.). Da Frohms einen Schuss aus spitzem Winkel von Putscheller noch um den Pfosten lenkte (45.), ging es mit einem verdienten 1:2 aus deutscher Sicht in die Kabinen.

Podcast

Champions League ohne RB: Was würde das für Leipzig bedeuten?


14:10 Minuten

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Hochmotiviert kamen die DFB-Frauen wieder auf den Platz, mit der Hereinnahme von Freigang für Lohmann wurde das deutsche Spiel kombinationsfreudiger. Eine solche Kombination brachte sogleich den Ausgleich: Nüsken steckte an der Strafraumgrenze durch zu Bühl, die aus vollem Lauf ebenfalls den Doppelpack schnürte (49.).

Schmeichelhafter Elfmeter dreht das Spiel

Österreich zog sich in der Folge weiter zurück und hatte Probleme, an die starke erste Hälfte anzuknüpfen: Das Pressing griff nicht mehr so gut, im Offensivspiel fehlte es an Präzision. Nach einem Ballgewinn der DFB-Elf waren die Gastgeberinnen dann plötzlich unsortiert, Freigang tauchte frei vor Zinsberger auf und kam gegen die Torfrau zu Fall. Aushilfskapitänin Gwinn übernahm die Verantwortung und verwandelte den etwas schmeichelhaften Elfmeter (64.) -Deutschland hatte das Spiel gedreht.

Danach nahm auch Österreich wieder am Spiel teil, es wurde nun chancenreicher. Eine Hereingabe von Feiersinger grätschte Gwinn beinahe ins eigene Tor, Frohms war zur Stelle (67.), auf der anderen Seite scheiterten Oberdorf (68.) und Freigang (74.) an starken Paraden von Zinsberger. Danach spielte das Team von Horst Hrubesch die Partie souverän zu Ende und durfte sich über einen geglückten Auftakt in die EM-Qualifikation freuen.

Dort geht es schon am Dienstag (18.10 Uhr) weiter, am Tivoli in Aachen trifft das DFB-Team auf Island. Österreich ist zur gleichen Zeit gefordert, die ÖFB-Frauen müssen nach Polen.

Fuhrmann im Interview: “Da müssen wir einen Zahn zulegen”

Die EM-Qualifikation beginnt für die deutsche Elf am Freitag mit dem Nachbarschaftsduell in Linz gegen Österreich. 2022 spielten beide Teams im EM-Viertelfinale gegeneinander. Österreichs Trainerin Irene Fuhrmann (43) blickt aber nicht nur zurück.

Frau Fuhrmann, wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Spiel gegen Deutschland?

Es ist für uns eine tolle Challenge. Viele unserer Spielerinnen sind oder waren Legionärinnen in Deutschland, kennen sich also untereinander gut. Insofern ist es ein sehr spezielles Spiel. Und weil es ja auch ein bisschen das Wiederaufleben des EM-Viertelfinales 2022 in London ist.

Damals gewann Deutschland 2:0, obwohl Österreich gute Chancen hatte und dreimal das Aluminium traf. Welche Erinnerungen haben Sie an die Partie?

Richtig gute, weil ich denke, dass wir Deutschland schon vor Probleme gestellt haben. Wir haben damals unser Pressing umgestellt und auf Ihre Spielweise reagiert, das hat gut funktioniert. Ich glaube, es war noch nie so ein offenes Spiel – nicht dass wir schon so oft gegen Deutschland gespielt hätten, aber doch in zwei Testspielen davor. Es wäre mal interessant gewesen, wenn wir dort in Führung gegangen wären.

Mut mit dem Ball und hohe Intensität

Das Spiel hat auch gezeigt, dass Sie sich gegen Top-Gegner einfach gar keinen Fehler erlauben dürfen.

Ja, aber auch unsere anderen beiden kommenden Gegner Island und Polen sind sehr gut in Umschalt-Situationen. Wir haben im Februar (beim 2:7 gegen England, Anm. d. Red.) klar aufgezeigt bekommen, dass wir, wenn nicht jede einzelne unserer Spielerinnen am Limit performt, gegen die sehr starken Nationen, aber auch gegen andere nicht mithalten können. 2022 waren wir einfach auch nicht clever genug. Als das mit Alexandra Popp am Ende passiert (Tor zum 2:0 nach einem Fehlpass von Torhüterin Manuela Zinsberger, d. Red.), waren davor schon zwei, drei solche brenzligen Situationen. Dann kann ich einfach nicht den Spielplan auf Biegen und Brechen bis zum Ende durchziehen, sondern muss auch mal die vertikalere Variante wählen. Das ist aber ein Reifungsprozess einer Mannschaft.

Wie mutig muss Ihr Team dann am Freitag auftreten?

Extrem mutig. Nicht nur mit dem Ball, sondern auch mit hoher Intensität gegen den Ball. Da müssen wir aber schauen, wie voll die Akkus unserer Spielerinnen sind. Wir müssen gute Entscheidungen treffen und sehr sauber im Passspiel sein. Da müssen wir auf jeden Fall einen Zahn zulegen, gerade im Februar waren wir sehr anfällig, wenngleich das Testspiele waren.

Wie sehen Sie denn die Kräfteverhältnisse in der Gruppe?

Deutschland ist nicht nur Favorit gegen uns, sondern absoluter Favorit in der Gruppe. Ich glaube, dass Deutschland aus einer etwas durchwachsenen Phase um die WM herum sehr gestärkt hervorgegangen ist und einfach viel individuelle Klasse hat. Die für uns entscheidenden Spiele sind ganz sicher die gegen Island und Polen, da wird es auf die Tagesverfassung ankommen. Ich denke, eine direkte Qualifikation liegt im Bereich des Möglichen. Island ist ein sehr robustes, athletisches Team, da heißt es, nicht allzu viele Defensivstandards zuzulassen. Polen hat sich richtig gut entwickelt und stellt ja auch einige Spielerinnen in der Bundesliga, Ewa Pajor vom VfL Wolfsburg zum Beispiel. Sie treten sehr geschlossen auf und haben sehr schnelle Spielerinnen. Polen ist auf keinen Fall zu unterschätzen und auf die leichte Schulter zu nehmen.

EM-Qualifikation in Linz

ÖFB-Team besticht durch das Kollektiv

Bei der EM 2022 haben Sie nach der verlorenen Auftaktpartie gegen England die Qualität im Kader infrage gestellt. Sie haben gesagt, dass sie viel weniger Fußballerinnen als die Top-Nationen haben. Würden Sie die Aussage heute immer noch tätigen?

Es ist einfach so, dass die anderen Teams eine höhere individuelle Qualität haben und wir eigentlich über die letzten Jahre durchs Kollektiv bestochen haben, wenngleich sich unsere Spielerinnen auch individuell weiterentwickeln. Dass wir überhaupt diese Möglichkeit haben, in der Liga A die EM-Qualifikation zu spielen, ist schon ein Riesen-Erfolg. In der Nations League haben wir in einer Gruppe mit Frankreich, Norwegen und Portugal, alles drei WM-Teilnehmer, den zweiten Platz erreicht. Das ist alles nicht selbstverständlich. Wir haben noch sehr, sehr wenige Fußballerinnen im gesamten Land, auch eine geringe Kaderbreite in der Spitze. Da haben wir als gesamtes Team schon fast das Maximum rausgeholt. Wir kämpfen um Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

Vor den Verletzungen der Bayern-Profis Sarah Zadrazil und Katharina Naschenweng hatten Sie 14 Bundesligaspielerinnen nominiert, jetzt sind es mit der nachgerückten Leipzigerin Michela Croatto noch 13. Einige Spielerinnen haben sich in den letzten Monaten und Jahren enorm weiterentwickelt. Spüren Sie, dass es mit dem österreichischen Fußball in die richtige Richtung geht? Oder geht es Ihnen nicht schnell genug?

Wenn sie mich so fragen, geht es mir nicht schnell genug (lacht). Die Gegebenheiten in Österreich sind noch nicht so professionell. Es kommt irgendwann zu dem Punkt kommt, wo sie entscheiden müssen, ob sie ins Ausland gehen. Der Wechsel von Sarah Zadrazil als Kapitänin von Turbine Potsdam zu Bayern München 2020 war genau etwas, das wir brauchen, nämlich dass die Spielerinnen aus ihrer Komfortzone gehen, sich weiter fordern. Auch andere wie Katharina Naschenweng von Hoffenheim zum FC Bayern, Annabel Schasching und Eileen Campbell zum SC Freiburg: Das brauchen wir als Nationalteam ganz dringend. Ich war auch überrascht, wie schnell sich Lilli Purtscheller bei der SGS Essen etabliert hat.

Das Thema Toreschießen

Außer Nicole Billa, die in dieser Saison etwas im Tief steckt, bringen es Ihre übrigen Stürmerinnen zusammen auf gerade einmal sieben Länderspieltore.

Das Thema Toreschießen ist genau das, was uns zu den Top-Nationen fehlt. Wir haben uns gesteigert, was Ballbesitzphasen und das Herausspielen von Torchancen betrifft. Aber es mangelt an der Effektivität, diese Chancen eiskalt zu nutzen. Nicole Billa arbeitet hart an sich und gibt alles. Aber es ist schon über Monate für sie schwierig, ihre Rolle in Hoffenheim hat sich komplett verändert. Wir haben aber mit der neuen Freiburgerin Eileen Campbell eine komplett konträre Spielerin, die schneller, dynamischer ist, ihre Qualitäten auch schon in der Nations League aufblitzen lassen hat. Aber sie trainiert noch nicht sehr lange auf hohem Niveau, wir müssen da geduldig sein. Barbara Dunst hat eine enorme Entwicklung genommen. Die, die wir haben, müssen wir versuchen bestmöglich zu unterstützen und in die Situationen zu bringen, aber am Ende ist es eine Qualitätssache. Aufgrund der Umstrukturierung im internationalen Frauenfußball haben wir wenige Gegner, gegen die wir Favorit sind und sehr viel Ballbesitz haben. Zudem ist es schwieriger zu trainieren als Defensivspiel, wo ganz klare Abläufe da sein müssen.

Sie sind seit 2020 Teamchefin beim ÖFB, haben Aufs und Abs miterlebt. Welche weiteren Pläne haben Sie für Ihre Trainerinnen-Karriere im Kopf? Ist die deutsche Bundesliga vielleicht auch für Sie in Zukunft interessant?

Ich kenne die Spielerinnen alle im Prinzip von klein auf. Es ist so eine tolle Mannschaft mit so tollen Charakteren. Es gibt für mich derzeit keinen Grund, mich umzuschauen oder Überlegungen anzustellen in irgendeine andere Richtung. Es ist für mich kein 08/15-Job, weil ich hier großgeworden bin als Spielerin, als Trainerin mich entwickeln konnte, und eine ganz besondere Verbindung zu dem Gesamten habe. Ich habe noch viel vor, es steht jetzt die EM-Qualifikation an, wir waren aber auch noch nie bei einer Weltmeisterschaft. Das ist der dunkle Punkt meiner Trainerkarriere. Also es gibt noch genügend Ziele mit Österreich.

Gibt es eine deutsche Spielerin, die Ihnen besonders gut gefällt?

Da gibt es sehr viele, aber jetzt momentan bin ich extrem begeistert von Sjoeke Nüsken. Wie schnell sie sich bei Chelsea durchgesetzt hat, was sie alles spielen kann, das ist wirklich top.

Interview: Paul Bartmuß, Annika Fröhlich und Gunnar Meggers

Fuhrmann stolz auf ÖFB-Entwicklung: “Das ist alles nicht selbstverständlich”

Am Freitagabend spielt die deutsche Nationalmannschaft zum Auftakt der EM-Qualifikation in Linz gegen Österreich. Im Vorfeld der Partie hat der kicker mit der österreichischen Teamchefin Irene Fuhrmann gesprochen.

Seit 2020 Teamchefin in Österreich: Irene Fuhrmann (re.).

Seit 2020 Teamchefin in Österreich: Irene Fuhrmann (re.).

IMAGO/GEPA pictures

Es war am 21. Juli 2022, als die deutsche Mannschaft mit einem 2:0-Erfolg gegen Österreich ins Viertelfinale der Europameisterschaft einzog. Lina Magull und Alexandra Popp trafen damals für das DFB-Team im Brentford Community Stadium in London. Für die deutschen Spielerinnen war der Sieg gegen die Österreichinnen, die in diesem Viertelfinale dreimal Aluminium trafen, hart erkämpft. “Ich habe richtig gute Erinnerungen an dieses Spiel, weil ich denke, dass wir Deutschland schon vor Probleme gestellt haben. Wir haben damals unser Pressing umgestellt und auf Ihre Spielweise reagiert, das hat gut funktioniert”, erinnert sich Irene Fuhrmann im Interview mit dem kicker.

DFB-Frauen in der EM-Quali

Vor Probleme stellen will die Teamchefin Österreichs die deutsche Elf auch am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker), wenn beide Mannschaften zum Auftakt der EM-Qualifikation in Linz aufeinandertreffen. “Extrem mutig” müsse ihr Team auftreten, meint Fuhrmann, “nicht nur mit dem Ball, sondern auch mit hoher Intensität gegen den Ball. Wir müssen gute Entscheidungen treffen und sehr sauber im Passspiel sein.”

In der Qualifikationsgruppe A4, zu der auch noch Polen und Island gehören, sei die deutsche Mannschaft “absoluter Favorit”. “Ich glaube, dass Deutschland aus einer etwas durchwachsenen Phase um die WM herum sehr gestärkt hervorgegangen ist und einfach viel individuelle Klasse hat”, erzählt Fuhrmann, die seit Juli 2020 als Teamchefin arbeitet.

Fuhrmann betont Entwicklung der Östereicherinnen

Seit 2008 ist die 43-Jährige schon beim Verband angestellt, fungierte viele Jahre als Co-Trainerin der Nationalmannschaft. “Es ist einfach so, dass die anderen Teams eine höhere individuelle Qualität haben und wir über die letzten Jahre durchs Kollektiv bestochen haben, wenngleich sich unsere Spielerinnen auch individuell weiterentwickeln”, merkt Fuhrmann an.

“Dass wir überhaupt diese Möglichkeit haben, in der Liga A die EM-Qualifikation zu spielen, ist schon ein großer Erfolg. In der Nations League haben wir in einer Gruppe mit Frankreich, Norwegen und Portugal den zweiten Platz erreicht. Das ist alles nicht selbstverständlich”, betont Fuhrmann vor dem Spiel am Freitag, das für sie “eine tolle Challenge” ist. “Viele unserer Spielerinnen sind oder waren Legionärinnen in Deutschland, kennen sich also untereinander gut.”

Welche deutsche Spielerin Irene Fuhrmann besonders schätzt und wie schwer der Kampf um Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit in Österreich ist, lesen Sie in der Donnerstagsausgabe des kicker und im eMagazine.

Gunnar Meggers

Zadrazil und Naschenweng fehlen gegen Deutschland – Duo nachnominiert

Rückschlag für den FC Bayern: Mittelfeldstrategin Sarah Zadrazil hat einen Muskelfaserriss erlitten – und verpasst damit wie Teamkollegin Katharina Naschenweng das prestigeträchtige Duell Österreich gegen Deutschland.

Eigentlich unverzichtbar bei den Bayern: Sarah Zadrazil.

Eigentlich unverzichtbar bei den Bayern: Sarah Zadrazil.

IMAGO/regios24

An sich schweben die Frauen des FC Bayern auf einer Welle der Euphorie, ganz besonders nach dem jüngsten 4:0 in Wolfsburg und der Vorentscheidung im Meisterschaftskampf. Doch nun fallen gleich zwei Spielerinnen für eine Weile aus.

Das Saisonaus von Nachwuchsstürmerin Franziska Kett werden die Münchnerinnen noch etwas besser verkraften können. Mit Veröffentlichung der Startaufstellung für das DFB-Pokalhalbfinale gegen Eintracht Frankfurt (3:1 im Elfmeterschießen) vermeldete der FCB aber auch noch einen Muskelfaserriss bei Stammspielerin Sarah Zadrazil.

Bayern-Coach Alexander Straus schickte gegen Frankfurt die Schottin Samantha Kerr, die bisher in München noch nicht recht Fuß gefasst hat, an Zadrazils Stelle ins Rennen.

Die Österreicherin war nicht nur beim Meister im zentralen Mittelfeld gesetzt, auch die österreichische Teamchefin Irene Fuhrmann hatte sie für die anstehenden EM-Qualifikationspartien gegen Deutschland (Freitag, 20.30 Uhr) und Polen (9. April, 18 Uhr) fest eingeplant.

Gegenüber dem kicker bestätigte Fuhrmann am Montag, dass sie Rechtsverteidigerin Laura Wienroither dafür nachnominiert habe. Außerdem wird die Leipzigerin Michela Croatto anstelle von Katharina Naschenweng anreisen. Die Bayern-Abwehrspielerin hatte sich während der Pokalpartie gegen Frankfurt verletzt, eine MRT-Untersuchung steht noch aus.

Paul Bartmuß