Matthäus: “Deutschland muss Europameister werden”

Nach dem 2:0-Coup in Frankreich erwartet Rekordnationalspieler Lothar Matthäus von der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-EM im Sommer nicht weniger als den Titel. Seine Forderung: “Wir müssen versuchen, wieder groß denken.”

Er traut der DFB-Elf Großes zu: Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.

Er traut der DFB-Elf Großes zu: Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.

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Am Mittwochmorgen kehrte Lothar Matthäus vom Kurzurlaub aus Thailand nach Deutschland zurück. Am Nachmittag stand der Rekordnationalspieler sechs Stunden vor dem Anpfiff des Test-Länderspiels gegen die Niederlande in einem von Interwetten arrangierten Mediengespräch Rede und Antwort. Den überraschenden 2:0-Sieg der Nationalmannschaft in Frankreich hatte er ausschnittsweise verfolgt, sich zudem in vielen Gesprächen informiert.

“Man musste ja kein Fachmann sein, um zu wissen, dass in der deutschen Mannschaft mehr Potenzial steckt, als sie in den Spielen zuvor gezeigt hat. Wir sind gut, wenn wir zeigen, was wir können. Das war zuletzt nicht der Fall”, war Matthäus von der Leistungsexplosion in Lyon nicht überrascht: “Ich habe schon vor Wochen gesagt: Wenn es Julian Nagelsmann gelingt, die richtigen Spieler einzuladen und zu einer Mannschaft zu formen, dann ist vieles möglich. Man hat gesehen, wie schnell sich der Schalter umlegen lässt.”

“Sind die Franzosen besser? Nein!”

Mit Blick auf die anstehende Heim-EM legte Matthäus die Messlatte auf die höchste Stufe: “Die Mannschaft kann nicht nur Europameister werden, sie muss Europameister werden.” Auf Nachfrage, ob er das wirklich meine, sagte er in den Medienräumen von Eintracht Frankfurt: “Halb meine ich es ernst, halb mit einem Augenzwinkern.” Er sehe aber keine andere Nation, die besser aufgestellt sei: “Welche erste Elf ist besser besetzt als wir? Die Franzosen? Nein!”

Dem Bundestrainer bescheinigte Matthäus, die richtigen Lehren aus den November-Spielen gezogen zu haben. “Er hat aussortiert, nicht nur nach Leistung, sondern auch mit Blick auf die Atmosphäre, damit er im Turnier Ruhe hat. Es ist eine wichtige Aufgabe für Julian, für Ruhe und positive Stimmung zu sorgen, weil die Mannschaft diese Stimmung mit auf den Platz nimmt.”

Der Auftritt in Lyon sei richtungsweisend gewesen, sagte Matthäus und konkretisierte: “Wir haben uns nicht nach dem Gegner gerichtet, sondern uns auf die eigenen Stärken konzentriert. Das sollte die Message für die nächsten Spiele sein.”

Plädoyer für Sané und Neuer

Dass sich Nagelsmann auf Manuel Neuer auch nach dessen Muskelverletzung als EM-Torhüter festgelegt hat, begrüßt Matthäus. “Wenn man eine Entscheidung getroffen hat, muss man dazu stehen. Julian darf keinen Zickzack-Kurs mehr fahren”, so seine Forderung.

Eine klare Meinung hat Matthäus auch zu Leroy Sané, der wegen einer Rotsperre aktuell im Kader ist, und dessen Teamfähigkeit von Felix Kroos infrage gestellt worden war. “Leroy Sané zu Hause zu lassen, wäre leichtfertig. Er wird in der Öffentlichkeit oft falsch eingeschätzt”, entgegnete Matthäus.