“Ich hasse dieses Wort”: Popp gerät bei Finalistentalk in Rage

Im Pokal-Finale am 9. Mai werden die beiden deutschen Top-Mannschaften aufeinandertreffen. Die Vorfreude ist groß – bei Bayerns Giulia Gwinn und Wolfsburgs Alexandra Popp, die ein Reizthema ausgemacht hat.

Kennen und schätzen sich aus der Nationalelf: Alexandra Popp (li.) und Giulia Gwinn.

Kennen und schätzen sich aus der Nationalelf: Alexandra Popp (li.) und Giulia Gwinn.

IMAGO/Beautiful Sports

Das Pokal-Finale zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg sei wohl die Endspielpaarung, die sich Fußball-Deutschland gewünscht habe, sagte Giulia Gwinn und erntete keinen Widerspruch. Wenn am 9. Mai der aktuelle Deutsche Meister auf den aktuellen Pokalsieger trifft, kommt es zum Duell der beiden deutschen Top-Teams.

Dementsprechend verspürte Bayerns Rechtsverteidigerin Gwinn schon am Donnerstag beim sogenannten “Finalistentalk” in Köln große Vorfreude. Und Wolfsburgs Angreiferin Alexandra Popp stimmte zu.

Das insgesamt 44. und wohl ausverkaufte DFB-Pokal-Finale soll zum großen Fußballfest werden, es wird das 15. Endspiel in der Domstadt, und es wird wie üblich mit einem großen Rahmenprogramm gefeiert. Um 11.11 Uhr beginnt das Fan- und Familienfest vor dem Rhein-Energie-Stadion, ehe um 16 Uhr der Ball rollt – und die Bayern einen weiteren Schritt in Richtung “Wachablösung” machen?

Popp gerät regelrecht in Rage

Dieses Wörtchen geisterten jedenfalls nun schon ein paar Wochen durchs Land. FCB-Präsident Herbert Hainer hatte Mitte März im kicker erklärt: “Wir haben großen Respekt vor dem VfL Wolfsburg, der enorme Verdienste um den deutschen Frauenfußball hat, aber wir sind auf einem guten Weg, dass es hier zu einer Wachablösung kommt.”

Der FC Bayern schickt sich an, zum zweiten Mal in Folge die Meisterschaft zu gewinnen und könnte in dieser Saison erstmals das Double holen. In diesem Sommer wechselt Leistungsträgerin Lena Oberdorf nach München und verlässt die Wolfsburger, die ab der nächsten Spielzeit ebenfalls auf Dominique Janssen und wohl auch Ewa Pajor verzichten müssen.

Das letzte Ligaduell konnte der FCB zudem deutlich gewinnen, siegte auswärts mit 4:0. Wird die Dominanz des VfL, der rund ein Jahrzehnt den nationalen Frauenfußball beherrschte und international vielfach für Furore sorgte, jetzt also wirklich dauerhaft gebrochen? Kommt es zu einer “Wachablösung”?

Wolfsburg ist seit 49 Pokalspielen ungeschlagen

Es ist ein ganz offenbar ein Reizthema. Schon Wolfsburgs Kathrin Hendrich hatte vor ein paar Wochen erklärt, diese Diskussion “ein wenig respektlos” zu finden angesichts des Siegeszugs der vergangenen Jahre. Und auch Popp, ihrerseits DFB- und VfL-Kapitänin und nach ihrer Knieverletzung jetzt wieder spielfähig, geriet am Donnerstag regelrecht in Rage, als sie darauf angesprochen wurde.

“Pfff”, stöhnte sie und betonte: “Ich hasse dieses Wort, ganz ehrlich. Eine Wachablösung ist erst dann eine Wachablösung, wenn du über Jahre konstant Titel holst. Das haben wir geschafft.” Allein den DFB-Pokal konnte der VfL neunmal in Folge gewinnen, ist seit 49 Pokalspielen ungeschlagen. Und sieht sich, logisch, noch lange nicht am Ende – trotz der erstarkten und aufrüstenden Konkurrenz aus dem Süden.

Gwinn freut sich über die Zukunftsvisionen des FC Bayern

Wolfsburg sei in den vergangenen Jahren “das Aushängeschild im deutschen Frauenfußball”, fuhr Popp fort. Nach ein oder zwei Jahren schon von einer Wachablösung zu sprechen, sei aus ihrer Sicht “absolut respektlos gegenüber uns und unserer Arbeit. Wir wissen, dass die Bayern eine wahnsinnig gute Arbeit machen, das sehen wir und spüren wir, davor haben wir auch großen Respekt. Und wir sind froh, dass so eine Arbeit in den anderen Vereinen geleistet wird.” Aber es müsse nun erst mal über mehrere Jahre geliefert werden, “bevor wir über so ein Wort sprechen”.

Bayerns Gwinn wollte das Reizwort dann auch nicht in den Mund nehmen, bekräftigte vielmehr: “Wir tun gut daran, im Hier und Jetzt zu leben, sind natürlich sehr, sehr stolz, dass wir momentan auf Platz 1 sind und die Möglichkeit haben, nach dem Pokal zu greifen.” Im vergangenen Sommer habe der Verein sich super verstärkt, das werde fortgesetzt und spreche für die Zukunftsvision des Klubs.

Mit Blick auf das 0:4 im März gegen den FCB sagte Wolfsburgs Popp: “Wenn man sich die vergangenen Duelle anschaut, musste jede Mannschaft mal bluten, in diesem Fall waren wir es.” Im Pokal-Finale in Köln sollen es aus ihrer Sicht dann freilich wieder die Bayern sein, die leiden. Das gärende Thema “Wachablösung” könnte in diesem Fall wohl zumindest ein wenig eingedämmt werden.

Leon Elspaß

“Ich hasse dieses Wort”: Popp gerät bei Finalistentalk in Rage

Im Pokal-Finale am 9. Mai werden die beiden deutschen Top-Mannschaften aufeinandertreffen. Die Vorfreude ist groß – bei Bayerns Giulia Gwinn und Wolfsburgs Alexandra Popp, die ein Reizthema ausgemacht hat.

Kennen und schätzen sich aus der Nationalelf: Alexandra Popp (li.) und Giulia Gwinn.

Kennen und schätzen sich aus der Nationalelf: Alexandra Popp (li.) und Giulia Gwinn.

IMAGO/Beautiful Sports

Das Pokal-Finale zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg sei wohl die Endspielpaarung, die sich Fußball-Deutschland gewünscht habe, sagte Giulia Gwinn und erntete keinen Widerspruch. Wenn am 9. Mai der aktuelle Deutsche Meister auf den aktuellen Pokalsieger trifft, kommt es zum Duell der beiden deutschen Top-Teams.

Dementsprechend verspürte Bayerns Rechtsverteidigerin Gwinn schon am Donnerstag beim sogenannten “Finalistentalk” in Köln große Vorfreude. Und Wolfsburgs Angreiferin Alexandra Popp stimmte zu.

Das insgesamt 44. und wohl ausverkaufte DFB-Pokal-Finale soll zum großen Fußballfest werden, es wird das 15. Endspiel in der Domstadt, und es wird wie üblich mit einem großen Rahmenprogramm gefeiert. Um 11.11 Uhr beginnt das Fan- und Familienfest vor dem Rhein-Energie-Stadion, ehe um 16 Uhr der Ball rollt – und die Bayern einen weiteren Schritt in Richtung “Wachablösung” machen?

Popp gerät regelrecht in Rage

Dieses Wörtchen geisterten jedenfalls nun schon ein paar Wochen durchs Land. FCB-Präsident Herbert Hainer hatte Mitte März im kicker erklärt: “Wir haben großen Respekt vor dem VfL Wolfsburg, der enorme Verdienste um den deutschen Frauenfußball hat, aber wir sind auf einem guten Weg, dass es hier zu einer Wachablösung kommt.”

Der FC Bayern schickt sich an, zum zweiten Mal in Folge die Meisterschaft zu gewinnen und könnte in dieser Saison erstmals das Double holen. In diesem Sommer wechselt Leistungsträgerin Lena Oberdorf nach München und verlässt die Wolfsburger, die ab der nächsten Spielzeit ebenfalls auf Dominique Janssen und wohl auch Ewa Pajor verzichten müssen.

Das letzte Ligaduell konnte der FCB zudem deutlich gewinnen, siegte auswärts mit 4:0. Wird die Dominanz des VfL, der rund ein Jahrzehnt den nationalen Frauenfußball beherrschte und international vielfach für Furore sorgte, jetzt also wirklich dauerhaft gebrochen? Kommt es zu einer “Wachablösung”?

Wolfsburg ist seit 49 Pokalspielen ungeschlagen

Es ist ein ganz offenbar ein Reizthema. Schon Wolfsburgs Kathrin Hendrich hatte vor ein paar Wochen erklärt, diese Diskussion “ein wenig respektlos” zu finden angesichts des Siegeszugs der vergangenen Jahre. Und auch Popp, ihrerseits DFB- und VfL-Kapitänin und nach ihrer Knieverletzung jetzt wieder spielfähig, geriet am Donnerstag regelrecht in Rage, als sie darauf angesprochen wurde.

“Pfff”, stöhnte sie und betonte: “Ich hasse dieses Wort, ganz ehrlich. Eine Wachablösung ist erst dann eine Wachablösung, wenn du über Jahre konstant Titel holst. Das haben wir geschafft.” Allein den DFB-Pokal konnte der VfL neunmal in Folge gewinnen, ist seit 49 Pokalspielen ungeschlagen. Und sieht sich, logisch, noch lange nicht am Ende – trotz der erstarkten und aufrüstenden Konkurrenz aus dem Süden.

Gwinn freut sich über die Zukunftsvisionen des FC Bayern

Wolfsburg sei in den vergangenen Jahren “das Aushängeschild im deutschen Frauenfußball”, fuhr Popp fort. Nach ein oder zwei Jahren schon von einer Wachablösung zu sprechen, sei aus ihrer Sicht “absolut respektlos gegenüber uns und unserer Arbeit. Wir wissen, dass die Bayern eine wahnsinnig gute Arbeit machen, das sehen wir und spüren wir, davor haben wir auch großen Respekt. Und wir sind froh, dass so eine Arbeit in den anderen Vereinen geleistet wird.” Aber es müsse nun erst mal über mehrere Jahre geliefert werden, “bevor wir über so ein Wort sprechen”.

Bayerns Gwinn wollte das Reizwort dann auch nicht in den Mund nehmen, bekräftigte vielmehr: “Wir tun gut daran, im Hier und Jetzt zu leben, sind natürlich sehr, sehr stolz, dass wir momentan auf Platz 1 sind und die Möglichkeit haben, nach dem Pokal zu greifen.” Im vergangenen Sommer habe der Verein sich super verstärkt, das werde fortgesetzt und spreche für die Zukunftsvision des Klubs.

Mit Blick auf das 0:4 im März gegen den FCB sagte Wolfsburgs Popp: “Wenn man sich die vergangenen Duelle anschaut, musste jede Mannschaft mal bluten, in diesem Fall waren wir es.” Im Pokal-Finale in Köln sollen es aus ihrer Sicht dann freilich wieder die Bayern sein, die leiden. Das gärende Thema “Wachablösung” könnte in diesem Fall wohl zumindest ein wenig eingedämmt werden.

Leon Elspaß

Fünf Tore in Hälfte zwei: Bayern-Frauen zerlegen Duisburg nach Rückstand

Der FC Bayern München hat in der Frauen-Bundesliga den nächsten Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht. Beim Tabellenletzten aus Duisburg tat sich der haushohe Favorit in der ersten Hälfte schwer, machte es am Ende dennoch standesgemäß.

Die Bayern-Frauen mussten beim MSV Duisburg nur eine Halbzeit zittern.

Die Bayern-Frauen mussten beim MSV Duisburg nur eine Halbzeit zittern.

IMAGO/Eibner

Beim Tabellenletzten aus Duisburg wollte der FC Bayern den nächsten Schritt in Richtung Meisterschaft machen. Gleich zu Beginn deutete sich jedoch an, dass dieses Unterfangen nicht so einfach werden würde wie erwartet.

Der MSV startete nämlich mutig und stellte den FCB durchaus vor Probleme. Zwar waren die Münchnerinnen die dominante Mannschaft, jedoch setzte Duisburg offensiv immer wieder Nadelstiche und ließ nicht allzu viel zu.

Doppeltes Alu-Pech für den FCB

Möglichkeiten hatten die Bayern dennoch: Die größte in der 15. Minute, als Schüller und Dallmann binnen weniger Sekunden den Pfosten trafen. Abgesehen davon zeigte sich der Tabellenführer oftmals zu ungenau.

Ries schießt den Außenseiter in Führung

Das bestraften die Duisburgerinnen in der 42. Minute: Ries’ Flanke von der linken Seite wurde zum Torschuss und segelte über Grohs hinweg ins lange Eck. Zur Pause hieß es also überraschend 1:0 für den Außenseiter.

Frauen-Bundesliga, 18. Spieltag

Doppelschlag bringt die Bayern auf Siegkurs

Nach dem Seitenwechsel dauerte es jedoch nicht lange, bis der Favorit seiner Rolle gerecht wurde und das Spiel in die richtigen Bahnen lenkte: Erst erzielte Gwinn aus kurzer Distanz im Durcheinander den Ausgleich (49.), dann drehte Stanway per Schlenzer ins linke Eck (52.) das Spiel.

Die Bayern waren nun griffiger in den Zweikämpfen und deutlich klarer in ihren Aktionen. So konnte sich der MSV kaum mal aus der Umklammerung lösen, offensiv trat der Tabellenletzte überhaupt nicht mehr in Erscheinung.

Und die Münchnerinnen schraubten am Ergebnis: Eriksson verlängerte einen Bühl-Freistoß per Kopf zum 3:1 ins Netz (63.), nur fünf Minuten später netzte auch Schüller, doch ihr Treffer zählte aufgrund einer Abseitsposition nicht. Doch damit nicht genug: Kurz vor Schluss sorgten Damnjanovic (87.) und Lohmann (89.) für den 5:1-Endstand.

Sollte Köln nun am Montagabend (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Hoffenheim gewinnen, stünde der MSV frühzeitig als erster Absteiger fest. 13 Punkte Rückstand wären vier Spieltage vor Schluss unaufholbar.

Für die Zebras geht es am kommenden Sonntag (18.30 Uhr) zu Hause gegen den VfL Wolfsburg weiter, die Bayern empfangen tags darauf (19.30 Uhr) Werder Bremen.

Fünf Tore in Hälfte zwei: Bayern-Frauen zerlegen Duisburg nach Rückstand

Der FC Bayern München hat in der Frauen-Bundesliga den nächsten Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht. Beim Tabellenletzten aus Duisburg tat sich der haushohe Favorit in der ersten Hälfte schwer, machte es am Ende dennoch standesgemäß.

Die Bayern-Frauen mussten beim MSV Duisburg nur eine Halbzeit zittern.

Die Bayern-Frauen mussten beim MSV Duisburg nur eine Halbzeit zittern.

IMAGO/Eibner

Beim Tabellenletzten aus Duisburg wollte der FC Bayern den nächsten Schritt in Richtung Meisterschaft machen. Gleich zu Beginn deutete sich jedoch an, dass dieses Unterfangen nicht so einfach werden würde wie erwartet.

Der MSV startete nämlich mutig und stellte den FCB durchaus vor Probleme. Zwar waren die Münchnerinnen die dominante Mannschaft, jedoch setzte Duisburg offensiv immer wieder Nadelstiche und ließ nicht allzu viel zu.

Doppeltes Alu-Pech für den FCB

Möglichkeiten hatten die Bayern dennoch: Die größte in der 15. Minute, als Schüller und Dallmann binnen weniger Sekunden den Pfosten trafen. Abgesehen davon zeigte sich der Tabellenführer oftmals zu ungenau.

Ries schießt den Außenseiter in Führung

Das bestraften die Duisburgerinnen in der 42. Minute: Ries’ Flanke von der linken Seite wurde zum Torschuss und segelte über Grohs hinweg ins lange Eck. Zur Pause hieß es also überraschend 1:0 für den Außenseiter.

Frauen-Bundesliga, 18. Spieltag

Doppelschlag bringt die Bayern auf Siegkurs

Nach dem Seitenwechsel dauerte es jedoch nicht lange, bis der Favorit seiner Rolle gerecht wurde und das Spiel in die richtigen Bahnen lenkte: Erst erzielte Gwinn aus kurzer Distanz im Durcheinander den Ausgleich (49.), dann drehte Stanway per Schlenzer ins linke Eck (52.) das Spiel.

Die Bayern waren nun griffiger in den Zweikämpfen und deutlich klarer in ihren Aktionen. So konnte sich der MSV kaum mal aus der Umklammerung lösen, offensiv trat der Tabellenletzte überhaupt nicht mehr in Erscheinung.

Und die Münchnerinnen schraubten am Ergebnis: Eriksson verlängerte einen Bühl-Freistoß per Kopf zum 3:1 ins Netz (63.), nur fünf Minuten später netzte auch Schüller, doch ihr Treffer zählte aufgrund einer Abseitsposition nicht. Doch damit nicht genug: Kurz vor Schluss sorgten Damnjanovic (87.) und Lohmann (89.) für den 5:1-Endstand.

Sollte Köln nun am Montagabend (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Hoffenheim gewinnen, stünde der MSV frühzeitig als erster Absteiger fest. 13 Punkte Rückstand wären vier Spieltage vor Schluss unaufholbar.

Für die Zebras geht es am kommenden Sonntag (18.30 Uhr) zu Hause gegen den VfL Wolfsburg weiter, die Bayern empfangen tags darauf (19.30 Uhr) Werder Bremen.

Bühl trotz Sieg selbstkritisch: “Werden uns was anhören dürfen”

Die deutschen Spielerinnen waren nach dem 3:2-Sieg gegen Österreich nicht zufrieden mit der eigenen Leistung. Auch Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch ging mit seiner Mannschaft hart ins Gericht.

Trotz Auftaktsieg in der EM-Qualifikation nicht zufrieden: Klara Bühl.

Trotz Auftaktsieg in der EM-Qualifikation nicht zufrieden: Klara Bühl.

picture alliance / Eibner-Pressefoto

Ein Sieg zum Auftakt in die EM-Qualifikation, zudem noch im Nachbarschaftsduell mit Österreich – eigentlich hätten die Nationalspielerinnen des DFB am Freitagabend zufrieden sein können. Doch in den Interviews mit der ARD nach Abpfiff waren deutlich selbstkritische Töne zu vernehmen, besonders wegen der miserablen Leistung in der ersten halben Stunde, in der die deutsche Mannschaft mit 0:2 in Rückstand geraten war.

EM-Qualifikation, 1. Spieltag

“Wir haben die Anfangsphase komplett verschlafen, waren erst ab der 30. Minute so richtig präsent”, bemäkelte Aushilfskapitänin Giulia Gwinn. Erst danach sei ein “Ruck” durch die Mannschaft gegangen, habe man sich “nochmal zusammengeschweißt” und schließlich ein anderes, stark verbessertes Gesicht gezeigt, so die Verteidigerin. “Das darf uns so nicht passieren. Wir müssen von der ersten Minute an aufdrehen. Das hat heute mal wieder gefehlt!”

Auch Klara Bühl rang um Fassung ob des laschen Auftritts: “Die ersten 30 Minuten waren echt gar nichts. Viel zu viele Spielerinnen waren nicht auf der Höhe, das darf auf dem Niveau nicht passieren.” Immerhin habe man es geschafft, trotz Rückstand nochmals zurückzukommen, es sei aber der eigene Anspruch, dem Spiel von Anfang an den eigenen Stempel aufzudrücken. Daher wusste Bühl schon: “Wir werden uns was anhören dürfen.”

Hrubesch schimpft: “Klar darauf hingewiesen”

Von wem, das war auch schnell klar. Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch war trotz des Sieges nicht gerade bester Laune. “Wir haben vor dem Spiel klar darauf hingewiesen, was kommen wird. Haben klar besprochen, dass wir uns hier nicht abkochen lassen.” Doch das habe seine Mannschaft nicht umgesetzt und sei deshalb in “Riesenschwierigkeiten” gekommen, schimpfte der 72-Jährige.

Auch bei uns wachsen von heute auf morgen die Bäume nicht in den Himmel.

Horst Hrubesch über die Entwicklung seiner Mannschaft

Andersherum müsse er seiner Mannschaft auch ein Kompliment machen: “Sie kommt zurück, hat die Qualitäten und hätte es zum Schluss auch klarer entscheiden können”, so der Coach. Doch auch er forderte, die Spiele in Zukunft wieder selber zu bestimmen “und zwar von der ersten Minute an”. Allerdings war sich Hrubesch sicher: “Solche Spiele wie heute werden uns guttun.”

Mannschaft soll sich für kommende Aufgaben einspielen

Denn es sei nun an der Zeit, dass sich seine Mannschaft einspiele, vor allem für Olympia im Sommer. “Bis heute habe ich nicht ein Spiel mit dieser Mannschaft gehabt, wo ich mal etwas probieren konnte, da es immer nur ums Gewinnen ging”, klagte Hrubesch. Diesen Druck wolle er auch weiter aufrechterhalten, seine Mannschaft müsse eben lernen, unter diesen Umständen ihre Leistung abzurufen. Als Vorbild über 90 Minuten gilt für den Bundestrainer dabei der 2:0-Sieg gegen die Niederlande, mit dem das Olympia-Ticket im letzten Moment gesichert wurde.

Es gehe nun darum, “dass wir eine Mannschaft kriegen, die zusammenwächst. Wir brauchen mehr Spielerinnen, die Verantwortung übernehmen, wenn jemand nicht da ist”, gab Hrubesch die Richtung für die kommenden Lehrgänge vor. So weit sei sein Team bislang noch nicht, auch wenn es immer Leistung gezeigt habe, wenn es drauf ankam. Ein solcher Prozess brauche eben Zeit: “Auch bei uns wachsen von heute auf morgen die Bäume nicht in den Himmel”, gab der Bundestrainer etwas kryptisch zu.

Gelungener Auftakt in die EM-Quali: DFB-Frauen drehen 0:2 in Österreich

Nach einer miserablen ersten halben Stunde mit zwei Gegentoren sahen die DFB-Frauen in Österreich schon wie Verliererinnen aus. Dank Effizienz vor dem Tor und einer stark verbesserten zweiten Hälfte durfte sich Deutschland doch noch über einen gelungenen Qualifikations-Auftakt freuen.

Hatte mit einem Doppelpack großen Anteil am gelungenen Auftakt in die EM-Qualifikation: Klara Bühl (#19).

Hatte mit einem Doppelpack großen Anteil am gelungenen Auftakt in die EM-Qualifikation: Klara Bühl (#19).

IMAGO/Andreas Stroh

Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch wollte zum Auftakt der Qualifikation für die EM 2025 in der Schweiz den Schwung aus der letzten Länderspielpause Ende Februar nutzen. Damals hatte das DFB-Team mit einem 2:0-Sieg gegen die Niederlande auf den letzten Drücker die Teilnahme bei Olympia 2024 in Paris klar gemacht. Daran sollte die Partie gegen den Nachbarn aus Österreich anschließen, sowohl von der Leistung als auch personell. Nur zwei Veränderungen nahm Hrubesch vor – gezwungenermaßen: Für die verletzten Hegering (Muskelfaserriss in der Wade) und Popp (Knieverletzung) spielten Doorsoun und Schüller.

Österreichs Trainerin Irene Fuhrmann hatte den Länderspielslot im Februar für personelle Experimente genutzt, so gab es zuletzt ein 1:1 im Testspiel gegen Dänemark. Obwohl gegen Deutschland die wichtigen Spielerinnen Zadrazil und Naschenweng (beide Bayern) kurzfristig passen mussten, standen in Dunst, Kirchberger, Hanshaw (alle Frankfurt), Degen (Köln), Purtscheller (Essen) und Campbell (Freiburg) dennoch sechs Bundesliga-Legionärinnen in der Startelf.

Campbell-Doppelpack nach einer Viertelstunde

EM-QUALIFIKATION, LIGA A, GRUPPE 4

Wollte Deutschland seiner Favoritenrolle gerecht werden, so ging das von Anpfiff weg krachend schief. Gegen enorm aufmerksame und früh pressende Österreicherinnen fand das DFB-Team gar nicht in die Partie, kam oft zu spät und sah sich dem Drang der Gastgeberinnen beinahe hilflos ausgesetzt.

Der frühe Rückstand war die verdiente Quittung für den verschlafenen Start: Nachdem ein Schuss von Degen noch knapp über die Latte gestrichen war (6.), machte es Campbell nach einem Fehler von Doorsoun besser und überwand Frohms erstmals (9.). Die ÖFB-Elf machte danach genauso weiter und schockte Deutschland erneut, als Campbell per Kopf den Doppelpack schnürte (16.). Wäre die Stürmerin später nach einem Fehlpass von Hendrich nicht weggerutscht, hätte sie wohl den Hattrick perfekt gemacht (34.).

Bühls Gewaltschuss lässt Deutschland hoffen

So wurde Deutschland mit laufender Spielzeit etwas besser und fand Mittel, um sich in die österreichische Hälfte zu spielen. Eine schwache Direktabnahme von Nüsken (21.) sowie ein Nachschuss knapp über die Latte durch die Chelsea-Legionärin (31.) waren die ersten Annäherungen der DFB-Elf, gefährlicher wurde es lange nicht. Kurz vor der Pause traf dann Bühl mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze zum Anschlusstreffer hinein in eine deutsche Drangphase (39.). Da Frohms einen Schuss aus spitzem Winkel von Putscheller noch um den Pfosten lenkte (45.), ging es mit einem verdienten 1:2 aus deutscher Sicht in die Kabinen.

Podcast

Champions League ohne RB: Was würde das für Leipzig bedeuten?


14:10 Minuten

alle Folgen

Hochmotiviert kamen die DFB-Frauen wieder auf den Platz, mit der Hereinnahme von Freigang für Lohmann wurde das deutsche Spiel kombinationsfreudiger. Eine solche Kombination brachte sogleich den Ausgleich: Nüsken steckte an der Strafraumgrenze durch zu Bühl, die aus vollem Lauf ebenfalls den Doppelpack schnürte (49.).

Schmeichelhafter Elfmeter dreht das Spiel

Österreich zog sich in der Folge weiter zurück und hatte Probleme, an die starke erste Hälfte anzuknüpfen: Das Pressing griff nicht mehr so gut, im Offensivspiel fehlte es an Präzision. Nach einem Ballgewinn der DFB-Elf waren die Gastgeberinnen dann plötzlich unsortiert, Freigang tauchte frei vor Zinsberger auf und kam gegen die Torfrau zu Fall. Aushilfskapitänin Gwinn übernahm die Verantwortung und verwandelte den etwas schmeichelhaften Elfmeter (64.) -Deutschland hatte das Spiel gedreht.

Danach nahm auch Österreich wieder am Spiel teil, es wurde nun chancenreicher. Eine Hereingabe von Feiersinger grätschte Gwinn beinahe ins eigene Tor, Frohms war zur Stelle (67.), auf der anderen Seite scheiterten Oberdorf (68.) und Freigang (74.) an starken Paraden von Zinsberger. Danach spielte das Team von Horst Hrubesch die Partie souverän zu Ende und durfte sich über einen geglückten Auftakt in die EM-Qualifikation freuen.

Dort geht es schon am Dienstag (18.10 Uhr) weiter, am Tivoli in Aachen trifft das DFB-Team auf Island. Österreich ist zur gleichen Zeit gefordert, die ÖFB-Frauen müssen nach Polen.

Hrubesch adelt Gwinn: “Riesigen Stellenwert im Team”

Am Freitagabend startet der Vize-Europameister in die EM-Qualifikation. Vorneweg geht in Giulia Gwinn eine Frau, die es Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch angetan hat.

Eine Frau, auf die sich Horst Hrubesch verlässt: Giulia Gwinn (li.).

Eine Frau, auf die sich Horst Hrubesch verlässt: Giulia Gwinn (li.).

IMAGO/Eibner

Die Punkte “bei uns behalten”, obwohl das kommende Länderspiel auf fremdem Boden stattfindet: So entschlossen hat Horst Hrubesch, Interims-Bundestrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, das vor der EM-Qualifikationspartie in Österreich formuliert. In Linz startet der Vize-Europameister am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in die Quali.

Angeführt wird die DFB-Auswahl dabei von einer 24-Jährigen: Giulia Gwinn hat in Abwesenheit der verletzten Kapitänin Alexandra Popp vorübergehend deren Amt übernommen, Stellvertreterin ist die erst 22 Jahre alte Bald-Münchnerin Lena Oberdorf. Diese Wahl war nicht allein vom Bundestrainer getroffen worden, wie er noch mal bestätigte. Der Europameister von 1980 hat sich dabei mit seinen Spielerinnen abgestimmt.

Schon 41 Länderspiele für die Elfmeterschützin

Gwinn, trotz ihres noch relativ jungen Alters und mehr noch ihrer Verletzungshistorie bereits mit 41 Länderspielen auf dem Buckel, wurde von Hrubesch am Donnerstagnachmittag in den höchsten Tönen gelobt: “Giuli hat über ihre Leistungen immer wieder gezeigt, dass sie eine wertvolle Spielerin ist und vorangeht”, adelte der Fußball-Routinier die Münchner Rechtsverteidigerin: “Und sie ist einfach ein Typ, der einen riesigen Stellenwert im Team hat.”

“Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern”, hatte Gwinn, die in der Nationalmannschaft – ziemlich zielsicher – die Elfmeter schießt, unlängst geäußert. Das darf sie nun tun, auch im zweiten Quali-Spiel am Dienstagabend (18.10 Uhr) gegen Island. Diese Partie findet in Aachen statt.

Der Ersatz der etatmäßigen Kapitänin Popp, die an einer Knieverletzung laboriert, wäre eigentlich ihre Wolfsburger Teamkollegin Svenja Huth gewesen. Doch die 33-Jährige erklärte kürzlich ihren sofortigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.

Gwinn führt DFB-Team als Kapitänin an

Wie der DFB am Donnerstag mitteilte, wird Giulia Gwinn die deutsche Nationalmannschaft beim Länderspiel-Doppelpack gegen Österreich und Island in Abwesenheit der verletzten Alexandra Popp als Kapitänin vertreten.

Führt das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch als Kapitänin an: Giulia Gwinn.

Führt das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch als Kapitänin an: Giulia Gwinn.

IMAGO/Eibner

Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch hatte kürzlich die Frage, wer in Linz als Spielführerin fungieren wird, wie folgt beantwortet: “Normalerweise habe ich es immer so gehalten, dass ich den Kapitän bestimmt habe. Ich werde mit den Mädels reden und dann entscheiden, wer in den Spielen als Kapitänin aufläuft.”

Gwinn Kapitänin, Oberdorf Stellvertreterin

Nun also wird Rechtsverteidigerin Gwinn die deutschen Fußballerinnen als Kapitänin anführen. Die 24-Jährige vom FC Bayern München wird die Binde im EM-Qualifikationsspiel am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Linz gegen Österreich und am Dienstag in Aachen gegen Island als Vertreterin der etatmäßigen, aber aktuell am Knie verletzten Spielführerin Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) tragen – dies teilte eine DFB-Sprecherin am Donnerstag mit.

Svenja Huth, bisherige Stellvertreterin von Popp, hatte kürzlich ihren sofortigen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt. Gwinn hat trotz zweier Kreuzbandrisse in den vergangenen Jahren bereits 41 Länderspiele bestritten und gehört als Rechtsverteidigerin zu den wichtigsten Stammkräften. Als stellvertretende Kapitänin erfährt auch die künftige Münchnerin Lena Oberdorf (Wolfsburg), die mit ihren 22 Jahren ebenfalls schon eine tragende Rolle bei den DFB-Frauen innehat, Wertschätzung.

Gwinn bekräftigt Anspruch auf eine Führungsrolle

Dass Gwinn bei der Nationalmannschaft in eine Führungsrolle hineinwachsen will, hatte sie in der vergangenen Woche in einem Interview des Bayern-Klubmagazins verdeutlicht: “Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern”, sagte sie. “Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.” Klare Worte hatte sie auch nach der Niederlage im Nations-League-Halbfinale in Frankreich gefunden und von “Angsthasenfußball” gesprochen. “Ich denke, es gehört dazu, mal den Finger in die Wunde zu legen”, sagte sie dazu später.

Giulia Gwinn privat: “Ich möchte mich als Person nicht verändern”

Giulia Gwinn, die Schlüsselfigur im DFB-Team, gewährt im Podcast “kicker FE:male” Einblicke in ihr Leben auf und neben dem Platz. Im Gespräch offenbart sie, wie Verletzungen ihre Mentalität geformt haben, die Bedeutung familiärer Unterstützung und ihre Vision für die Zukunft des Frauenfußballs.

Nationalspielerin Giulia Gwinn zeigt sich von ihrer privaten Seite.

Nationalspielerin Giulia Gwinn zeigt sich von ihrer privaten Seite.

IMAGO/Christoph Worsch

Giulia Gwinn steht für Resilienz und Hingabe. Trotz zweier schwerer Kreuzbandrisse hat sich die Abwehrspielerin des FC Bayern München zurückgekämpft. Ihre Verletzungen betrachtet sie nicht als Rückschlag, sondern als Gelegenheit zu wachsen – mental wie physisch. “Das Gute bei der zweiten Verletzung war, dass ich wusste, was auf mich zukommt”, reflektiert Gwinn im Gespräch mit den Podcast-Hosts Turid Knaak und Anna Sara Lange. Diese Erfahrungen haben ihr gezeigt, wie entscheidend ein starker Willen und klare Ziele sind.

Bodenständigkeit und familiärer Rückhalt

Neben ihrer sportlichen Karriere legt die 24-jährige Gwinn großen Wert auf ihre persönliche Entwicklung und den Erhalt ihrer Bodenständigkeit. Eine große Rolle spielt dabei ihre Familie, die sie stets unterstützt und geerdet hält. Gwinn ist mit zwei Brüdern und einer Schwester im baden-württembergischen Bodenseekreis aufgewachsen. “Ich war immer das Küken, das alles bekommen hat, wenn ich mit dem Auge geblinzelt habe, vor allem bei meinem Papa”, erzählt Gwinn. Ihre Mutter hatte sie anfangs nicht zum Fußball gelassen und auch ihre Brüder waren nicht sonderlich begeistert, wenn die Schwester auf den Fußballplatz mitgekommen ist – dort stand sie dann zuerst im Tor.

Podcast

Giulia Gwinn – Wie schaffst du es so authentisch zu bleiben?

57:51 Minuten

alle Folgen

Heute bekommt sie von ihrem Bruder nach jedem Spiel eine Analyse geschickt. “Meine Brüder waren zuerst schon ein bisschen eifersüchtig, weil meine Eltern so viel für mich investiert haben und sie zurückstecken mussten. Ich bin super dankbar, dass meine Familie immer alles gegeben hat”, sagt Gwinn.

Trotz ihres Erfolgs und ihrer Bekanntheit achtet sie darauf, authentisch zu bleiben und sich nicht durch soziale Medien oder öffentliche Wahrnehmung verändern zu lassen. Auch hier hilft ihre enge Verbindung in die Heimat. “Ich habe zu Hause noch Freunde, die gar nichts mit Fußball zu tun haben, das finde ich angenehm”, sagt sie.

“kicker FE:male” ist über die Website und die Apps des kicker sowie alle gängigen Plattformen abrufbar – zum Beispiel Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Amazon Music, Deezer und Podimo.

Gwinn im Interview: “Mit Wolfsburg habe ich noch eine Rechnung offen”

Am Samstag tritt Giulia Gwinn (24) mit Bayern München zum Spitzenspiel beim VfL Wolfsburg an. Im kicker-Interview spricht sie über die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga, Lena Oberdorfs Wechsel und ihr persönliches Überraschungsteam.

kicker: Frau Gwinn, das vergangene Wochenende hätte nicht besser laufen können für den FC Bayern.

Giulia Gwinn: Ja, das stimmt. Für uns ist das Wichtigste, dass wir unsere Aufgaben erfüllen, in dem Fall gegen Leipzig gewinnen und die drei Punkte zu behalten. Aber es war natürlich auch nicht unwichtig, dass Hoffenheim gegen Wolfsburg gewonnen hat.

Sie konnten mit dem Wissen, dass Wolfsburg am Freitag verloren hat, in das Spiel gegen Leipzig gehen. War das auch ein Faktor, der Sie zusätzlich beflügelt hat?

Ja, schon. Aber wir müssen primär auf uns gucken. Es bringt uns ja nichts, wenn Wolfsburg verliert und wir unsere Aufgaben nicht erfüllen. Aber natürlich hat uns beflügelt, dass wir wussten, dass wir einen großen Schritt gehen können. Unserem Trainer ist es generell wichtig, dass wir nicht zu sehr nach Wolfsburg gucken, aber angeschaut habe ich mir das Spiel natürlich schon. Ich gucke sowieso gerne Bundesliga-Spiele, wenn es zeitlich möglich ist. Das sind ja unsere Gegner und ich kann mir dann ansehen, wie die Teams sich taktisch aufstellen.

Die Winterpause haben wir alle gebraucht.

Giulia Gwinn

Die Bayern sind ja unglaublich konstant geworden.

Stimmt. Wir hatten vor der Winterpause eine Phase, in der es nicht so prickelnd lief. Wir haben in Nürnberg nur remis gespielt und sind in der Champions League ausgeschieden. Die Winterpause haben wir alle gebraucht. Jeder für sich, um Kräfte zu sammeln. Gut getan hat uns das Trainingslager in Spanien im Januar, weil wir da wir viel miteinander gesprochen haben und unser Teamspirit wieder so richtig auflebte. Und seitdem haben wir fast alle Spiele souverän gewonnen. Das gibt natürlich Selbstvertrauen. Wir verstehen uns neben dem Platz alle gut, das ist auch ein Schlüssel dafür, dass es im Spiel funktioniert.

Aktuell hat man das Gefühl, keiner kann die Bayern schlagen. Erleben Sie das auch so auf dem Platz?

Ja, aber wir sind trotzdem sehr selbstkritisch, hatten auch nach unserem 2:1-Sieg in Frankfurt eine sehr lange Analyse. Wir sind nicht zufrieden, sondern wollen immer noch ein paar Prozent besser werden. Wir haben momentan ein gesundes Selbstvertrauen, das uns hoffentlich durch den Rest der Saison trägt.

Gesundes Selbstvertrauen werden Sie am Samstag in Wolfsburg brauchen.

Auf jeden Fall (lacht). Ich glaube, das wird ein Spiel auf Augenhöhe. In Wolfsburg ist es immer schwer. Seit ich beim FC Bayern spiele, habe ich dort nie gewonnen. Von daher ist es ein großes Ziel, drei Punkte mitzunehmen.

Topspiel in der Frauen-Bundesliga

Aber selbst im Fall einer Niederlage bleiben Sie Tabellenführer. Wenn Sie gewinnen sollten, wäre dann aus Ihrer Sicht die Meisterschaft entschieden?

Das glaube ich nicht. Es wären aber Big Points, wir hätten ein Super-Polster. Aber ausruhen dürften wir uns darauf nicht.

Worauf muss man in Spielen gegen Wolfsburg besonders aufpassen?

Wichtig wird sein, dass wir die Wolfsburger Offensive im Griff haben, weil sie dort sehr gefährliche Spielerinnen haben, die uns wehtun können. Auch bei unserem 2:1-Sieg im Hinspiel wurde es noch mal eng für uns. Wir müssen gemeinsam verteidigen, präsent sein in den Zweikämpfen.

Sind Spiele gegen Wolfsburg etwas anderes als gegen andere Bundesligisten?

Tatsächlich nicht, weil die Liga so eng ist, dass jedes Spiel ausschlaggebend sein kann, in welche Richtung es geht. Das hat man ja jetzt gerade bei Wolfsburg gegen Hoffenheim gesehen. Uns ging es in der Hinrunde in Nürnberg ähnlich. Deshalb gehe ich in jedes Spiel mit der gleichen Einstellung.

Ist die Liga wirklich ausgeglichener geworden? Hoffenheim und Frankfurt sind punktemäßig doch weit entfernt von den beiden Spitzenteams.

Insgesamt schon. In den direkten Duellen haben Frankfurt und Hoffenheim ja auch gegen uns und Wolfsburg gepunktet bzw. gewonnen. Und die Überraschungsmannschaft in dieser Saison ist für mich die SGS Essen, die eine Super-Serie spielt und es den großen Klubs schwermacht. Das ist ein positives Zeichen für die gesamte Bundesliga. Es tut sich einiges.

In der Zukunft wird mit uns in der Champions League wieder zu rechnen sein.

Giulia Gwinn

Lena Oberdorf wechselt nach München. Verschiebt das die Gemengelage noch mal mehr Richtung FC Bayern?

Ich hoffe schon. Obi hat trotz ihrer erst 22 Jahre schon viel Erfahrung und bringt eine super Qualität mit. Dass sich so eine Spielerin für den FC Bayern entscheidet, ist ein Zeichen für unsere gute Arbeit in den vergangenen Jahren. Es macht uns sehr stolz, dass Obi an unsere Visionen und unseren Weg glaubt. Sie wird uns sehr guttun, passt gut in unsere Mannschaft und unsere Spielphilosophie.

Sind Sie froh, zukünftig nicht mehr gegen Oberdorf spielen zu müssen?

(lacht) Ja, es ist schon besser, sie zukünftig in unserer Mannschaft zu haben – obwohl wir fast nie direkt gegeneinander spielen. Sie hat einfach eine enorme Präsenz und Ausstrahlung. Es ist ein Mehrwert, wenn man sie im Team hat.

Sie haben eben auch das Aus in der Champions League in der Gruppenphase angesprochen. Nagt das noch an Ihnen oder ist das abgehakt?

Es ist immer unser Anspruch, über die Gruppenphase hinaus in der Champions League vertreten zu sein und weit zu kommen. Das haben wir leider nicht geschafft. Wichtig war aber, das aufzuarbeiten und dann aus den Köpfen zu bekommen. Wir haben ja noch zwei Wettbewerbe, Meisterschaft und Pokal, bei denen wir alles selbst in der Hand haben und auf die wir uns voll konzentrieren. In der Zukunft wird mit uns aber in der Champions League wieder zu rechnen sein, dabei wird uns auch Lena Oberdorf helfen.

Im DFB-Pokal ist der FC Bayern ja auch noch vertreten. Sie spielen im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt, Wolfsburg empfängt Essen. Zuletzt hat Wolfsburg neunmal den Pokal gewonnen. Schaffen Sie es in diesem Jahr, diese Serie zu durchbrechen?

Das wäre sehr schön und ein Traum von mir persönlich. Bayern hat zuletzt vor zwölf Jahren den DFB-Pokal gewonnen. Das ist lange her. Aber wir müssen uns erstmal gegen Frankfurt durchsetzen. Ich war ja 2019 mit dem SC Freiburg im Finale gegen Wolfsburg und habe verloren. Von daher habe ich noch eine Rechnung offen.

Das hat mich schon an die EM in England erinnert

Giulia Gwinn über den Nations-League-Sieg gegen die Niederlande

Thema Nationalmannschaft: Sie haben die Qualifikation für Olympia geschafft. Sind die Olympischen Spiele auch ein Traum, den Sie schon lange geträumt haben?

Ja, ein großer Traum. Ich durfte ja 2019 schon eine WM und 2022 eine EM spielen. Aber dieses Event Olympia ist für Sportler mit nichts zu vergleichen. Ich gucke auch immer die Olympischen Spiele im Fernsehen und habe schon die tollen Geschichten von Olympia 2016 von Mitspielerinnen und Horst Hrubesch gehört. Ich freue mich sehr darauf!

Es stand ja schon vor der Auslosung fest, dass die deutsche Mannschaft in der Gruppenphase gegen die USA antreten muss.

Die zwölf Teams, die bei Olympischen Spielen teilnehmen werden, haben alle ein Top-Niveau. Die USA gehören zu den besten Mannschaften der Welt und ich finde es cool, wenn man sich bei einem Turnier auf dieser Ebene messen kann. Es sollte unser Ziel sein, solche Mannschaften auch schlagen zu können.

Wo steht die Nationalmannschaft aktuell?

Wir stecken immer noch ein Stück weit in der Findungsphase, müssen wieder eine Identität entwickeln nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Jahre mit der tollen EM 2022 und der enttäuschenden WM im vergangenen Jahr. Aber ich glaube, wenn man sich unsere Qualität anschaut und wieviel Spielfreude Horst Hrubesch aus uns herausholt, dann geht’s wieder aufwärts. Das hat zuletzt auch der Sieg in den Niederlanden gezeigt. Das hat mich schon an die EM in England erinnert. Als Kollektiv waren wir da richtig stark! Wir haben ja nicht mehr so viel Zeit bis Olympia und müssen dafür sorgen, dass der Kader gemeinsam funktioniert. Das wird der Schlüssel sein, damit wir unsere Qualität wieder auf den Platz bringen.

Was ist aus Ihrer Sicht zwischen der EM 2022 und der WM 2023 passiert?

Ich war ja nicht so nah dran, weil ich nach der EM lange verletzt war. Es ist schwierig zu sagen. Aber ich hatte von außen den Eindruck, dass das blinde Vertrauen und die Spielfreude nicht mehr da waren.

Kennen Sie Christian Wück, der nach Olympia Bundestrainer wird?

Nein, ich kenne ihn noch nicht. Aber mein Freund (der frühere Torwart Constantin Frommann, Anm. d. Red.) hat bei Christian Wück in der U 17 gespielt und mir viel Positives von ihm erzählt. Er weiß, wie man Titel gewinnt, und ich hoffe, dass er uns auch zurück in die Erfolgsspur führt.

Lautsprecherin? Giulia Gwinn feiert nach dem Sieg über Frankfurt mit den Fans.

Lautsprecherin? Giulia Gwinn feiert nach dem Sieg über Frankfurt mit den Fans.
IMAGO/Eibner

2022 EM, 2023 WM, 2024 Olympia, 2025 EM – ist es schwierig, in jedem Jahr ein großes Turnier zu spielen?

Einerseits ist es schon schwierig, und gerade nach dem Negativereignis WM war es nicht so einfach, sich als Mannschaft wieder zu finden. Andererseits ist es eine große Chance, die Menschen bereits in diesem Jahr wieder bei einem großen Turnier von uns zu überzeugen. Und es ist schon unser Traum, dass es wieder so ein Turnier gibt wie die EM 2022, als auf und neben dem Platz alles harmoniert hat. Deswegen sehe ich diesen jährlichen Rhythmus eher als Chance, wieder einen Schritt nach vorne zu machen und die Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen.

Maximiliane Rall und Lina Magull sind im Winter ins Ausland gegangen. Wäre das für Sie auch irgendwann mal eine Option?

Ich will das nicht ausschließen, war aber noch nie eine Spielerin, die unbedingt mal im Ausland spielen will. Mein Herzensverein war immer Bayern München, auch schon, als ich Kind war. Ich bin total von dem Klub überzeugt und fühle mich sehr wohl. Und ich bin total glücklich und dankbar, dass ich dem Verein nach den zwei langen Verletzungen etwas zurückgeben kann.

Ich beschäftige mich nach meinen Verletzungen viel mehr mit der Aktivierung vor dem Training und vor dem Spiel.

Giulia Gwinn

Sie gelten sowohl offensiv als auch defensiv als komplette Spielerin. Haben Sie Schwächen?

Auf jeden Fall.

Verraten Sie uns die Schwächen?

Eine wirklich komplette Spielerin gibt es sowieso nicht. Mein Kopfballspiel kann ich noch verbessern, auch in Eins-zu-eins-Situationen kann ich noch besser werden. Früher habe ich ja auch offensiver gespielt, bevor ich dann nach hinten gewandert bin. Ich möchte aber trotzdem in Zukunft wieder Richtung Tor und Torbeteiligungen gehen. Ich möchte nicht aus den Augen verlieren, dass ich mich auch offensiv immer wieder einbringen kann.

Sie haben sich in Ihrer Karriere schon zweimal das Kreuzband gerissen. Ändert das etwas an ihrer Herangehensweise an die Spiele? Müssen Sie sich anders vorbereiten?

In erster Linie hat der Fußball nach zwei schweren Verletzungen für mich persönlich eine ganz andere Wertschätzung bekommen. Wenn man täglich auf dem Platz steht, vergisst man manchmal auch, wie schön es ist, dass man das Hobby zum Beruf machen durfte. Und wenn man zweimal jeweils ein Jahr raus war, dann spürt man, wie schlimm es ist, wenn man das auf einmal nicht mehr hat. Ich beschäftige mich nach meinen Verletzungen viel mehr mit der Aktivierung vor dem Training und vor dem Spiel, habe das Gefühl, dass ich meinem Körper damit die optimale Vorbereitung geben kann. Ich habe mich in den langen Verletzungspausen sehr viel mit Dingen am Rande des Fußballs beschäftigt, beispielsweise mit Ernährung und mentaler Gesundheit. Auch damit versuche ich, das Beste für mich herauszuholen, um meinen Körper bestmöglich zu unterstützen.

Haben Sie noch Probleme mit den Knien?

Nein, ich habe Gott sei Dank gar keine Probleme. Dafür bin ich sehr dankbar, weil ich auch weiß, dass es bei vielen Spielerinnen anders ist. Oft gibt’s im Nachgang immer noch Probleme – bei mir nicht.

Interview: Gunnar Meggers