Zetterer muss Zähne zusammenbeißen

Ausgerechnet die Torwartposition könnte schlimmstenfalls zu Werders Achillesferse werden. Während sich hier zudem ein leiser Abschied andeutet, soll ein anderer Spieler weiter gebunden werden. Doch die Personalie zieht sich weiter in die Länge …

Trotz Problemen in Augsburg gefragt: Werder-Keeper Michael Zetterer.

Trotz Problemen in Augsburg gefragt: Werder-Keeper Michael Zetterer.

IMAGO/Sven Simon

Auch in dieser Woche wurde es noch nichts mit der Rückkehr zur Normalität für Jiri Pavlenka. “Er hat noch Probleme und wird nicht im Kader stehen. Es ist an der Wade”, berichtete Trainer Ole Werner über die muskulären Probleme des ehemaligen Stammtorhüters der Bremer, dem angesichts seines im Juni auslaufenden Vertrages ein leiser Abschied an der Weser droht. “Er hat diese Woche versucht, zu trainieren, musste es aber abbrechen, weil er nach wie vor Beschwerden hat. Wir hoffen, dass es nächste Woche wieder reicht. Das müssen wir abwarten.”

31. Spieltag

Auch die Nummer eins der Hanseaten ist nicht ganz fit. Nach dem Stuttgart-Spiel am vergangenen Sonntag, bei dem er in der Schlussphase einmal etwas länger behandelt werden musste, berichtete Michael Zetterer, dass er seit einiger Zeit mit einer angerissenen Syndesmose spiele und scheinbar ausgerechnet diese Stelle unglücklicherweise vom Gegner öfters getroffen werde. Vorsicht ist also angesagt.

“Wir sollten im Training bei aller Härte und bei allem Engagement, das es auch da bracht, schon darauf achten, dass wir nicht noch auf unsere Torhüter gehen”, mahnt Werner, zeigt sich aber zuversichtlich: “Zetti beißt auf die Zähne. Ich glaube nicht, dass es ihn im Spiel behindert. Aber es ist natürlich so, dass es trotzdem viel Behandlung braucht, auch viel Vorbereitung von ihm auf das Training und die Spiele. Er macht das gut. Ich habe nicht den Eindruck, dass ihn da etwas stört.”

Podcast

“Fortuna für Alle”: Zur Nachahmung empfohlen?

Außerdem: BVB-Reporter Patrick Kleinmann rechnet vor, warum Rang fünf höchstwahrscheinlich zur Champions-League-Qualifikation reicht, Kevin de Bruyne sorgt für eine Premiere und beim NFL-Draft gibt’s eine dicke Überraschung.


15:53 Minuten

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Es sei in der Phase der Saison nicht unüblich, dass Spieler hinsichtlich ihrer Gesundheit etwas mitschleppen, betont der Coach. Die medizinische Abteilung achte auf ihn, auch die Belastungssteuerung spiele hier eine Rolle. Werner: “Er verträgt das gut und zeigt gute Leistungen. Deshalb ist das nichts, was mich jetzt großartig beschäftigt.”

Allerdings könnte das Tor schlimmstenfalls zu Werders Achillesferse werden. Zetterer hält derzeit durch und steht am Samstag in Augsburg im Tor, Pavlenka fehlt noch. Auf der Bank sitzt als dritter Keeper im Bunde mit dem talentierten, aber noch unerfahrenen Deutsch-Brasilianer Eduardo Dos Santos Haesler (25) ein Vertreter, der bislang über noch keine einzige Profi-Pflichtspielminute verfügt.

Hängepartie um neuen Vertrag

Obwohl der Klassenerhalt rechnerisch noch nicht ganz sicher ist, geht der Blick auch schon ein wenig in die neue Saison. “Wir wissen, dass wir noch intensiv arbeiten müssen. Trotz alledem laufen natürlich auch Gespräche, wir sind in der Planung für die neue Saison, aktuell gibt es aber noch nichts zu sagen”, lässt Lizenzbereichsleiter Clemens Fritz wissen. Auch nicht über Mitchell Weiser.

Werder will wie berichtet den auslaufenden Vertrag mit dem 30-Jährigen, der seit 2021 an der Weser spielt, verlängern. Doch bisher bleibt die Personalie vorerst eine offene Hängepartie. “Es gibt keinen neuen Stand, ich will auch keine Wasserstandsmeldung abgeben”, so Fritz. “Ich weiß, es zieht sich länger als wir alle uns das erhofft haben. Es ist nach wie vor so, dass wir großes Interesse haben, mit ihm zu verlängern.”

Letzteres wäre ganz im Sinne des Cheftrainers. “Die Vertragssituation ist mir natürlich bewusst. Trotzdem ist es unumstritten, dass Mitch für mich und für uns hier ein wichtiger Spieler ist, hoffentlich auch in der Zukunft. Ich würde mich freuen, wenn er hier weiter Fußball spielt”, sagt Ole Werner. “Wir sehen, welche Rolle er für unsere Mannschaft besitzt. Eine ähnliche Rolle würde ich ihm in der Zukunft zutrauen. Aber am Ende müssen da mehrere Sachen passen.”

Michael Richter

“Wir sind selbstbewusst genug, daran zu glauben”: Werner hat nächsten Dreier im Visier

Mit 100 Prozent Fokussierung und einer Leistung wie zuletzt gegen Stuttgart soll nun auswärts der nächste Erfolg für den SV Werder möglich werden. Er könnte für die weitere Ligazugehörigkeit von großer Bedeutung sein…

Freut sich mit Blick auf das Auswärtsspiel in Augsburg: Werder-Coach Ole Werner.

Freut sich mit Blick auf das Auswärtsspiel in Augsburg: Werder-Coach Ole Werner.

IMAGO/RHR-Foto

In greifbare Nähe rückte mit dem 2:1-Sieg über Stuttgart das Minimalziel Klassenerhalt für die Bremer. Jetzt gilt die Maßgabe: “Wir wollen so schnell wie möglich über der Ziellinie sein”, wie Ole Werner nach dem starken Auftritt seines Teams gegen den VfB betont. “Wir haben uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet, die wir jetzt natürlich auch nutzen wollen. Wir wollen nachlegen, wollen dranbleiben, auf die gute Leistung aufbauen. Auch in der Hoffnung, dass der eine oder andere mehr wieder zur Verfügung steht, so dass wir vielleicht noch einmal eine Schippe draufpacken können gegen Augsburg.”

Das Wichtigste sei, das eigene Spiel gut zu gestalten, so der Trainer. Das sei wichtiger als der Blick auf die Tabelle, in der Werder im günstigsten Fall schon an diesem Spieltag “gerettet” sein könnte: “Alles andere ist ,Hätte, Wenn und Aber‘.”

Schmid sieht “richtig gute Phasen”

“Wenn wir am Spieltag bei 100 Prozent sind und jeder für jeden alles gibt, sind wir eine gute Mannschaft”, ist Romano Schmid überzeugt. Der Österreicher gehörte in seiner Rolle als eine von zwei hängenden Spitzen gegen Stuttgart zu den Aktivposten. Im Nationalteam habe er zuletzt sogar auf dem linken Flügel gespielt. “Meine Lieblingsposition ist die Zehn, wo ich zuletzt auch gespielt habe. Von der Acht in den Sturm ist für mich überhaupt keine Umstellung, weil ich die Position eher als Zehn mit viel Tiefgang interpretiere.”

Möglicherweise auch an diesem Samstag wieder, mit dem gleichen Erfolg? “Wir haben in jedem Spiel richtig gute Phasen”, macht Schmid seinem Team Mut. “Unser größtes Problem ist aber, dass wir das zu selten über 90 Minuten auf den Platz bekommen. Wenn wir das hinbekommen, sind wir für jede Mannschaft schwer zu schlagen.”

Die Statistik zum Spiel macht den Hanseaten nicht unbedingt Mut. Augsburg ist einer der “unangenehmen” Gegner, gegen die Werder in seiner Bundesligageschichte eine negative Bilanz besitzt. Neun Siegen stehen zwölf Niederlagen gegenüber, dazu kommen zwei Unentschieden. Und: Außer gegen Bremen gewann der FCA nur gegen Mainz in der eigenen Historie schon derart oft – nämlich zwölf Spiele.

Nur gegen Bremen erzielten die Süddeutschen dagegen schon 38 Tore. “Augsburg spielt sehr körperlich, sehr gradlinig nach vorne. Trotzdem gibt es Räume, die auch Augsburg gibt. Die gilt es zu finden, um mit einer guten Ruhe in Ballbesitz und ähnlich zielstrebig in die Tiefe zu spielen wie gegen Stuttgart”, so Werner. “Wir sind selbstbewusst genug, daran zu glauben, auch gegen den FCA drei Punkte holen zu können.”

Pavlenka und Njinmah fehlen weiter

Zum Personal: Mit muskulären Problemen in der Wade musste Reservekeeper Jiri Pavlenka einen Comebackversuch in dieser Woche abbrechen und wird weiter fehlen. Ebenso wie der Langzeitverletzte Amos Pieper (Sprunggelenk-OP) bleibt auch Skelly Alvero (Schulter) weiter außen vor, Jens Stage fehlt nach seiner Roten Karte aus dem Frankfurt-Spiel noch gesperrt. Isak Hansen-Aröen ist ebenso krank wie auch weiterhin Justin Njinmah. Niklas Stark trainierte dagegen nach überstandener Sprunggelenkblessur laut Werner in den ersten Einheiten der Woche “vollumfänglich” mit. Er werde zum Spieltagskader gehören. “Dann gucken wir, für wie viele Minuten es schon reicht. Sehr gut, dass er für den Schlussspurt wieder zur Verfügung steht.”

Michael Richter

Diese Entscheidungen können am 31. Spieltag fallen

Der SV Darmstadt 98 kann auch am 31. Spieltag absteigen. Doch auch bei anderen Klubs steht eine Entscheidung bevor. Ein paar Rechenspiele zum Bundesliga-Wochenende.

Heidenheim steht vor dem Klassenerhalt, Darmstadt vor dem Abstieg, der FC Bayern vor dem Champions-League-Einzug.

Heidenheim steht vor dem Klassenerhalt, Darmstadt vor dem Abstieg, der FC Bayern vor dem Champions-League-Einzug.

imago images (3)

Mit dem 2:0-Sieg beim 1. FC Köln hatte der SV Darmstadt 98 am vergangenen Spieltag noch einmal ein Lebenszeichen gesendet. Dass sie wieder absteigen werden, ist aber auch den Lilien längst bewusst. Passiert es am 31. Spieltag? Und was braucht der FC Bayern noch für sein Champions-League-Ticket, was der BVB, um Fünfter zu werden? Was benötigen Heidenheim und Bremen für den sicheren Klassenerhalt? Ein Überblick.

Der SV Darmstadt 98 steigt vorzeitig ab …

… bei einer Niederlage gegen Heidenheim am Sonntagabend (19.30 Uhr).

… bei einem Remis gegen Heidenheim, wenn Bochum gegen Hoffenheim am Freitag (20.30 Uhr) und Mainz gegen Köln am Sonntag (17.30 Uhr) jeweils mindestens einen Punkt holen.

… bei einem Sieg gegen Heidenheim, wenn Mainz gegen Köln gewinnt, Bochum gegen Hoffenheim gewinnt und Union Berlin in Mönchengladbach am Sonntag (15.30 Uhr) mindestens einen Punkt holt.

Der 1. FC Heidenheim hat den Klassenerhalt sicher …

… bei einem Sieg in Darmstadt, wenn Bochum gegen Hoffenheim verliert oder Union in Gladbach nicht gewinnt oder Mainz gegen Köln verliert.

Der SV Werder Bremen hat den Klassenerhalt sicher …

… bei einem Sieg in Augsburg am Samstag (15.30 Uhr), wenn Bochum gegen Hoffenheim verliert oder Union in Gladbach nicht gewinnt oder Mainz gegen Köln verliert.

Der FC Bayern spielt 2024/25 sicher in der Champions League …

… mit einem Sieg gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr).

… mit einem Remis gegen Frankfurt, wenn Dortmund parallel in Leipzig verliert

Erhält die Bundesliga einen zusätzlichen Champions-League-Platz, wonach es schwer aussieht, wären die Bayern genau wie der VfB Stuttgart und RB Leipzig bereits sicher in der Königsklasse dabei, weil sie nicht auf den sechsten Platz abrutschen können.

Borussia Dortmund wird mindestens Bundesliga-Fünfter …

… bei einem Sieg oder Remis in Leipzig am Samstag (15.30 Uhr).

… wenn Frankfurt bei Bayern nicht gewinnt.

Comeback verschoben: Njinmah erleidet nächsten Rückschlag

Werder Bremen muss weiterhin auf Justin Njinmah verzichten. Der Angreifer wird mindestens für das Spiel in Augsburg noch ausfallen.

Fehlt Werder Bremen auch gegen Augsburg: Justin Njinmah.

Fehlt Werder Bremen auch gegen Augsburg: Justin Njinmah.

IMAGO/Eibner

Wie der Verein am Dienstag mitteilte, ist Justin Njinmah an einem viralen Infekt erkrankt. Das haben Untersuchungen durch Mannschaftsarzt Dr. Christoph Engelke ergeben. Das Auswärtsspiel beim FC Augsburg am kommenden Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wird der Angreifer laut Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball, auf jeden Fall verpassen. Danach müsse man “den Krankheitsverlauf bei Justin abwarten”, so Fritz.

Das Comeback des Angreifers verschiebt sich damit mindestens um eine weitere Woche. Der 23-Jährige hatte Ende März das Spiel gegen den VfL Wolfsburg (0:2) mit einer Hüftverletzung verpasst. Als er in der Folgewoche die Belastung wieder erhöhte, traten Probleme am Sprunggelenk auf.

Diese wiederum rührten vom Aufwärmen vor der Partie bei Union Berlin (1:2) Mitte März, in der Njinmah noch 76 Minuten auf dem Feld stand – sein bislang letztes Bundesligaspiel. Untersuchungen ergaben, dass die Beschwerden von einem freien Gelenkteil verursacht wurden, das daraufhin operativ entfernt werden musste.

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14:37 Minuten

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Aufgrund der Operation stand auch ein vorzeitiges Saisonende stand im Raum. Vor der Partie gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Wochenende (2:1) hatte Werder-Coach Ole Werner angekündigt, dass Njinmah wieder im Kader stehen und für einen Kurzeinsatz infrage kommen solle, kurzfristig fehlte der Tempodribbler aber krankheitsbedingt. Jetzt muss Njinmah also mindestens noch eine weitere Woche pausieren. “Das ist für Justin und für uns bitter, denn seine Qualitäten würden uns natürlich weiterhelfen”, so Fritz.

Njinmah ist mit sechs Toren Werders zweitbester Torschütze in der laufenden Saison hinter Sturmpartner Marvin Ducksch. In seiner Abwesenheit wurde er zuletzt von Nick Woltemade vertreten, der allerdings noch auf sein erstes Saisontor wartet. Neben Njinmah fallen gegen Augsburg definitiv auch der verletzte Amos Pieper, der gesperrte Jens Stage und der suspendierte Naby Keita aus.

“Können im Schlussspurt punkten”: Werners Gewissheit zum Saisonfinale

Kurz und zu Recht war die Freude über das 2:1 gegen Stuttgart groß. Doch schnell fokussiert sich der SV Werder Bremen wieder auf die restliche Spielzeit und das, was es noch zu gewinnen gibt.

Maximale Freude nach dem Sieg gegen Stuttgart: Ole Werner.

Maximale Freude nach dem Sieg gegen Stuttgart: Ole Werner.

IMAGO/Nordphoto

Ein Vulkanausbruch der Gefühle entspräche kaum dem Naturell eines Ole Werner. Und nachdem am Sonntag direkt nach dem Schlusspfiff kurz bei allen Bremern alle Dämme brachen, ordnete der Trainer wenig später dieses 2:1 gegen den VfB Stuttgart schon wieder in gewohnter Sachlichkeit ein: “Gegen eine gute Mannschaft und trotz großer Personalsorgen ist es offensichtlich möglich, Spiele zu gewinnen. Diesen Beweis wollten wir antreten.”

Und immerhin: “Dass die Ernte eingefahren werden kann, nicht nur mit einem, sondern mit drei Punkten – darüber habe ich mich sehr gefreut. Weil ich finde, dass das bei allen Chancen, die Stuttgart auch hatte, verdient war.” Kämpferisch habe es jeder einzelne seiner Spieler gezeigt, und das Team habe auch als Gruppe funktioniert. Nochmal also: “Es gibt uns das Vertrauen, dass, wenn wir alles auf den Platz bringen, im Schlussspurt punkten können, auch gegen Spitzenmannschaften.”

“Alle kämpfen mit aller Konsequenz”

Was bedeutet nun dieser erste Sieg seit dem 16. Februar (1:0 in Köln) für den weiteren Verlauf der Saison? Von außen betrachtet scheint Werder tabellarisch kaum noch in den Abstiegsstrudel geraten zu können. Für Werner sind es schlicht drei Punkte mehr, wichtig in der entscheidenden Phase des Jahres. “Nach hinten heraus ist da jeder Punkt noch einmal härter erarbeitet, weil alle Mannschaften mit aller Konsequenz um ihre Ziele kämpfen.” Wichtig auch: Die Überzeugung in Bremen war und ist diesmal da – nur drei Jahre ist es her, dass die Hanseaten aus einer fast sicher geglaubten Tabellenposition heraus noch in die 2. Liga abstiegen.

Richtige Balance gefunden

2024 herrscht ein anderer Geist, trotz auch für Mannschaft und Trainer zuletzt vernehmbarer Unruhe im Umfeld. “Entscheidend ist die Fähigkeit, sich auf das zu konzentrieren, was du unmittelbar beeinflussen kannst”, sagt Werner dazu. “Wir können die Stimmung drumherum nur durch täglich gute Arbeit beeinflussen, die dann hoffentlich auf Strecke zu Ergebnissen führt, die uns unsere Ziele erreichen lassen.” Mehr als ein Anfang wurde hier mit der Energieleistung gegen Stuttgart gemacht. “Wichtig ist, dass man dranbleibt, dass man beharrlich bleibt. Die Jungs machen das, die Jungs glauben an sich. Wir versuchen, sachlich zu bleiben, auch in solchen Phasen, und – auch wenn es gut läuft – uns auf unsere Themen zu konzentrieren.”

Mit Ole Werner scheint die Mannschaft nach der jüngsten Talfahrt die richtige Balance gefunden zu haben. “An Tagen, an denen wir gewinnen, schweben wir nicht auf einer Wolke. An Tagen, an denen es mal schlecht läuft, verfallen wir nicht in den kompletten Weltuntergang. Das ist der Schlüssel dafür, dass man sich aus schwierigen Phasen herausarbeiten kann.”

Michael Richter

Klub-Beteiligung an Polizeikosten: Fragen und Antworten zum Verfahren

Seit 2015 stellt Bremens Senat dem Profifußball bei Hochrisikospielen zusätzliche Polizeikosten in Rechnung. Die DFL hält das Vorgehen für verfassungswidrig. Am Donnerstag befasst sich das Bundesverfassungsgericht mit ihrer Beschwerde. Fragen und Antworten zum Verfahren.

Deutliche Mehrkosten: Erhöhte Polizeipräsenz bei einem Werder-Spiel gegen den HSV.

Deutliche Mehrkosten: Erhöhte Polizeipräsenz bei einem Werder-Spiel gegen den HSV.

imago sportfotodienst

Um was geht es?

Bisher ist Bremen das einzige Bundesland, das die Zusatzkosten bei sogenannten Rot-Spielen abrechnet. Seit 2015 gibt es sieben Anwendungsfälle, ohne die Pandemie wären es mehr. Der erste Fall war ein Spiel zwischen Werder und dem Hamburger SV. Für das Nord-Derby wurden seitdem weitere drei Mal Gebühren erhoben sowie für je eine Partie von Werder gegen Borussia Mönchengladbach, Hannover 96 und Eintracht Frankfurt.

1,95 Millionen von rund 2,5 Millionen sind inzwischen bezahlt. Aus Sicht der DFL muss Werder dafür geradestehen. Die Hälfte der Summe hat der Verband dem Klub bis zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das erst in einigen Monaten erwartet wird, gestundet.

Wie berechnen sich die Gebühren?

Auf kicker-Nachfrage macht der Bremer Senat folgende Beispielrechnung auf: “Gesamtkosten Rot-Spiel 490.000 Euro abzüglich durchschnittliches Gelb-/Grünspiel in Höhe von 125.000 Euro ergibt eine Gebühr in Höhe von 365.000 Euro.”

Die Freie Hansestadt Bremen hatte im Jahr 2014 den Paragraph 4, Absatz 4 des Bremischen Gebühren- und Beitragsgesetzes geschaffen, wonach für “eine gewinnorientierte Veranstaltung, an der voraussichtlich mehr als 5000 Personen zeitgleich teilnehmen werden, wenn wegen erfahrungsgemäß zu erwartender Gewalthandlungen … der Einsatz von zusätzlichen Polizeikräften vorhersehbar erforderlich wird”, eine Gebühr erhoben werden muss.

Werden die Gegner an den Kosten beteiligt?

32 der 36 Klubs votierten bereits 2019 bei einer DFL-Mitgliederversammlung dafür, dass Werder die Kosten allein zu tragen hat. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hatte das DFL-Präsidium zuvor gefasst. Damit ist dem Verein ein erheblicher Standortnachteil entstanden, der durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gekippt werden könnte.

Wie argumentiert die DFL vor Gericht?

Nachdem der Ligaverband und Werder vor verschiedenen Verwaltungsgerichts-Instanzen mit dem Vorhaben gescheitert sind, die Gebührenordnung zu kippen, bleibt das Bundesverfassungsgericht als letzte Ausfahrt. Die DFL hält die Regelung prinzipiell für nicht verfassungskonform.

“Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ist eine staatliche Kernaufgabe. Grundsätzlich gilt daher das Steuerstaatsprinzip, wonach die Erfüllung öffentlicher Aufgaben aus Steuermitteln zu erfolgen hat. Hieraus folgt, dass der Staat die für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit entstehenden Kosten zu tragen hat. Sonstige Abgaben, wie z. B. Sonderabgaben oder Gebühren, dürfen nicht zur Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben dienen”, heißt es vor der mündlichen Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts am Donnerstag in einer Stellungnahme.

Wie sehen es andere Bundesländer?

Bremens Innensenator Ulrich Mäurer bekommt für die Regelung Unterstützung aus Rheinland-Pfalz, wo eine Einführung solcher Gebühren sogar im aktuellen Koalitionsvertrag festgeschrieben sind. “Dabei macht es jedoch nur Sinn, ein gemeinsames, ländereinheitliches Vorgehen zu verfolgen, um eine einheitliche und faire Regelung zu gewährleisten. Daher bleibt zunächst das Urteil des Bundesverfassungsgerichts abzuwarten”, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme aus dem Innenministerium in Mainz. Die Sinnhaftigkeit einer solchen Gebühr wird in NRW, wo viele Profiklubs beheimatet sind, angezweifelt.

“Aus einsatzfachlicher Sicht erscheint die Erstattung von Einsatzkosten (…) grundsätzlich nicht geeignet, den Gewalttätigkeiten bei Fußballspielen entgegenzuwirken”, erklärt ein Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf. “In Hessen sind derzeit keine Gebührenbescheide bei Hochrisikospielen beabsichtigt. Wir verfolgen insoweit die Mehrheitsposition der Bundesländer. Aus unserer Sicht besteht keine Notwendigkeit, die Vereine an dieser Stelle zusätzlich zu belasten”, heißt es in einer Antwort aus Wiesbaden.

Bremens Innensenator Mäurer kündigt an, “das Thema auf der nächsten Innenministerkonferenz auf die Agenda zu setzen” und neue Mitstreiter für sein Projekt gewinnen zu wollen.

Wie läuft die Fan-Arbeit?

Klubs und Verbände haben zahlreiche Maßnahmen im Bereich Prävention und Sicherheit ergriffen. Gemeinsam mit Kommunen und Ländern finanzieren sie Fanprojekte, die sozialpädagogische Fanarbeit nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit leisten, und investierten im Kalenderjahr 2023 rund neun Millionen Euro, etwa fünf Millionen Euro vonseiten der DFL, in die kommunale Jugendhilfe. Hinzukommen pro Saison zweistellige Millionenbeträge seitens der Klubs.

Eine Erhöhung der Budgets, wie von Fanprojekten gefordert, wird jedoch abgelehnt, weshalb einige Projekte ihre Arbeit gefährdet sehen. Letztmals kam es 2012 zu einer substanziellen Verbesserung der Finanzsituation, als der Fußball seinen Anteil an der Finanzierung der Fanprojekte deutlich aufstockte. Die Kosten für Mieten, Personal, Energie sind seitdem deutlich gestiegen.

Michael Ebert

Ducksch nennt Vorzüge von Werners Taktik-Kniff gegen Stuttgart

Zuletzt war Marvin Duksch durchaus einiger Kritik ausgesetzt, der 30-Jährige antwortete darauf auf dem Platz – und das ganz im Stile eines Top-Torjägers.

Doppelpack gegen den VfB: Marvin Ducksch.

Doppelpack gegen den VfB: Marvin Ducksch.

picture alliance/dpa

Klubintern steht die Bedeutung von Marvin Ducksch beim SV Werder außer Frage, das bestätigte auch Trainer Ole Werner nach dem 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart gegenüber DAZN. “Ich bin froh, dass er bei uns spielt und in der dritten Saison sehr gut funktioniert. Mehr muss ich dazu nicht sagen.” Gegen den VfB beendete Ducksch eine neun Ligaspiele und 721 Minuten währende Torflaute und glänzte dann auch noch gleich mit einem Doppelpack.

Ein Doppelpack, der wieder für etwas mehr Ruhe sorgen dürfte, nachdem der Stürmer zuvor vor allem in Sozialen Medien kritisiert worden war. Bei “kicker meets DAZN” hatte Ducksch selbst deutliche Worte gefunden und hatte anschließend von seinem Trainer ausdrücklich den Rücken gestärkt bekommen.

Nach dem Ende der Negativserie von sieben sieglosen Spielen in Folge und nunmehr acht Punkten Vorsprung auf Relegationsrang 16 dürfte man im hohen Norden durchaus ein wenig durchpusten, es scheint, als wäre das Abstiegsgespenst fürs Erste vertrieben worden. Zu verdanken haben die Grün-Weißen das einer sehr engagierten Leistung, einer tollen Defensivvorstellung und auch einem taktischen Kniff.

Podcast

KMD #206 (mit Marvin Ducksch)


01:46:55 Stunden

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Werner hatte Werder in einem 3-4-3 mit Nick Woltemade und Romano Schmid auf den Halbpositionen auflaufen lassen. Ein System, das über weite Strecken gut funktionierte und Stuttgart immer wieder vor Probleme stellte. “Nick und ich sind sehr ähnliche Spielertypen, die immer wieder versuchen, entgegenzukommen und der Mannschaft helfen wollen und weniger Tiefenlaufwege machen”, erläuterte Ducksch die Idee dahinter und verwies auch darauf, dass Schmid aus der Tiefe heraus gut zur Geltung komme, weil er eben “immer wieder Tiefenläufe anbietet” und so Lücken reißen würde.

In anderen Worten: Woltemade und Ducksch standen sich nicht sprichwörtlich auf den Füßen, während Schmid als eine Art Tempomacher aus dem Zentrum agierte. Ducksch erwähnte dann auch explizit Schmids tolles Zuspiel zum 2:0, das sei ein “überragender Ball” gewesen und der Österreicher habe eine klasse Übersicht gezeigt. Schmid gab das Kompliment zurück, betonte, wie wichtig Ducksch sei, “wenn er solche Läufe wie zum 2:0 macht”.

Wir hatten uns in den Haaren.

Romano Schmid über Marvin Ducksch

Schmid verriet auch, dass er und Ducksch “unter der Woche im Training aneinandergeraten” seien, ging dabei aber nicht ins Detail, betonte vielmehr, dass dies “auf eine gute Art und Weise” geschehen sei. “Wir hatten uns in den Haaren – und heute hat er uns drei Punkte beschert.”

“Die Jungs haben es gut gemacht”, lobte Werner die Leistung des Offensivtrios, gab aber auch zu, dass man am Ende auch Glück gehabt habe. “Gegen eine Mannschaft wie Stuttgart braucht man aber auch das Quäntchen Glück. Wir haben zwischenzeitlich gut Fußball gespielt, hintenraus war aber viel Verteidigen angesagt”, fasste der 35-Jährige zusammen: “Ich kann nur den Hut ziehen.”

Schmid ist nicht restlos zufrieden

“Es war definitiv ein hartes Stück Arbeit”, stellte Ducksch klar und lobte: “Ich muss den Jungs ein Riesenkompliment machen, weil so viele Dinge zu verteidigen waren – und das haben sie bis zum Schluss richtig gut gemacht.”

Schmid wiederum war nicht ganz zufrieden, denn er ärgerte sich über die letzte halbe Stunde des Spiels, in der die Hanseaten für zu wenig Entlastung sorgten. “Ich muss uns ankreiden, dass wir 2:0 führen und dann aufhören, Fußball zu spielen.” Gegen einen “so guten Gegner wie Stuttgart” sei das schmerzhaft, weil gewesen, weil man über eine halbe Stunde habe “nur verteidigen” müssen. Dies sei am Ende aber glücklicherweise “gutgegangen, weil jeder für jeden da war.”

Werder und die Torarmut: “Keiner sollte mit dem Finger auf andere zeigen”

Wer soll aktuell die Tore schießen beim offensiv harmlosen SV Werder Bremen? Cheftrainer Ole Werner spricht über Gründe, Probleme, Wünsche – und Lösungen.

Er gibt in Bremen die Anweisungen: Trainer Ole Werner.

Er gibt in Bremen die Anweisungen: Trainer Ole Werner.

IMAGO/Nordphoto

Das letzte Mal, dass dem SV Werder Bremen in einem Bundesligaspiel mehr als ein Treffer gelungen ist, liegt schon länger zurück: Am 27. Januar war das, der 19. Spieltag – beim 3:1-Sieg gegen den SC Freiburg. Es folgten sieben Spiele in Serie mit je einem erzielten Tor, gegen Wolfsburg (0:2) und Leverkusen (0:5) ging die Mannschaft von Ole Werner zuletzt zweimal ganz leer aus, die Partie dazwischen in Frankfurt endete 1:1. Doch gerade beim vergangenen Spiel gegen den neuen Deutschen Meister blieben die Bremer erstmals in dieser Saison gänzlich ohne eigene Torchance.

Diese jüngste Torarmut ist auch dem Werder-Cheftrainer natürlich nicht entgangen. “Es ist vollkommen richtig, dass wir zu wenig Gefahr ausgestrahlt haben”, sagte Werner – und sprach über die Gründe, die man zwar “sehr präzise” ausgemacht habe, die aktuell aber nicht allzu einfach abzustellen seien: “Es geht eben darum, das auf dem Platz wieder anders hinzubekommen.”

Podcast

Nagelsmann bleibt: Was bedeutet das für Bayern und den DFB?


18:05 Minuten

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Njinmah kommt für “ein paar Minuten” infrage

Grundsätzlich könne man ja “durch zwei Themen torgefährlich werden”, erklärte der 35-Jährige: “Das eine ist Wucht und Durchsetzungsfähigkeit, das andere ist Geschwindigkeit. Beides muss man einsetzen.” Und für beides würden unterschiedliche Spieler im Werder-Kader auch die Voraussetzungen in Form einer “sehr, sehr hohe Qualität” mitbringen, betonte Werner – doch wer die Tore nun mal schießen soll beim SV Werder, diese Frage stellt sich aktuell umso mehr: “Aktuell ist das für uns ein Problem, für das wir Lösungen finden müssen.”

Justin Njinmah

Steht vor seiner Rückkehr in den SVW-Kader: Justin Njinmah.
IMAGO/Nordphoto

Toptorschütze Marvin Ducksch (neun Treffer) ist seit neun Partien ohne Tor, hadert einmal mehr mit seiner persönlichen Wertschätzung am Osterdeich. Nick Woltemade, der sich zuletzt häufig bewähren durfte, ist noch ohne Saisontor – genauso wie Dawid Kownacki.

Immerhin soll mit Justin Njinmah der zweitbeste Werder-Schütze (sechs Treffer) gegen den VfB Stuttgart am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE beim kicker) wieder im Kader stehen – und wohl auch für einen Kurzeinsatz und “ein paar Minuten hinten heraus” infrage kommen, wie Werner in Aussicht stellte.

Werner: “Dinge ansprechen, die man sich anders wünscht”

Angesichts seines Vorhabens, wieder “mehr Dynamik und mehr Tiefe in unser Spiel zu bekommen”, kann die überraschend schnelle Rückkehr des schnellen Njinmahs nach einer Sprunggelenk-OP sicherlich nicht schaden. Andererseits seien auch “nicht nur die Stürmer, sondern auch die Spieler der Reihe dahinter gefragt”, wenn es darum geht, die offensive Bremer Harmlosigkeit abzulegen, sagte Werner: “Keiner sollte mit dem Finger auf den anderen zeigen. Aber es ist ja vollkommen klar, dass man Dinge, die man sich von Spielern anders wünscht, auch anspricht.” Und zugleich Aktionen benannt werden, “die man weiter von ihnen sehen will”.

Nachdem Werder kürzlich gegen die im Vorfeld als “beste Mannschaft Deutschlands” bezeichnete Leverkusener Elf letztlich chancenlos war, folgt nun mit dem VfB die vermeintliche Nummer zwei: “Tabellarisch fast”, so Werner über den aktuellen Bundesliga-Dritten: “Aber zweitbeste Mannschaft Deutschlands kann man vielleicht sagen”. Zumal der Coach einen “sehr ähnlichen” spielerischen Ansatz zu Bayer ausgemacht hat. Und entsprechende Lehren aus der Vorwoche gezogen hat? “Die werde ich weniger verraten. Ich hoffe, dass man das am Sonntag sieht.”

Tim Lüddecke

Werder und die Torarmut: “Keiner sollte mit dem Finger auf andere zeigen”

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Er gibt in Bremen die Anweisungen: Trainer Ole Werner.

Er gibt in Bremen die Anweisungen: Trainer Ole Werner.

IMAGO/Nordphoto

Das letzte Mal, dass dem SV Werder Bremen in einem Bundesligaspiel mehr als ein Treffer gelungen ist, liegt schon länger zurück: Am 27. Januar war das, der 19. Spieltag – beim 3:1-Sieg gegen den SC Freiburg. Es folgten sieben Spiele in Serie mit je einem erzielten Tor, gegen Wolfsburg (0:2) und Leverkusen (0:5) ging die Mannschaft von Ole Werner zuletzt zweimal ganz leer aus, die Partie dazwischen in Frankfurt endete 1:1. Doch gerade beim vergangenen Spiel gegen den neuen Deutschen Meister blieben die Bremer erstmals in dieser Saison gänzlich ohne eigene Torchance.

Diese jüngste Torarmut ist auch dem Werder-Cheftrainer natürlich nicht entgangen. “Es ist vollkommen richtig, dass wir zu wenig Gefahr ausgestrahlt haben”, sagte Werner – und sprach über die Gründe, die man zwar “sehr präzise” ausgemacht habe, die aktuell aber nicht allzu einfach abzustellen seien: “Es geht eben darum, das auf dem Platz wieder anders hinzubekommen.”

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Njinmah kommt für “ein paar Minuten” infrage

Grundsätzlich könne man ja “durch zwei Themen torgefährlich werden”, erklärte der 35-Jährige: “Das eine ist Wucht und Durchsetzungsfähigkeit, das andere ist Geschwindigkeit. Beides muss man einsetzen.” Und für beides würden unterschiedliche Spieler im Werder-Kader auch die Voraussetzungen in Form einer “sehr, sehr hohe Qualität” mitbringen, betonte Werner – doch wer die Tore nun mal schießen soll beim SV Werder, diese Frage stellt sich aktuell umso mehr: “Aktuell ist das für uns ein Problem, für das wir Lösungen finden müssen.”

Justin Njinmah

Steht vor seiner Rückkehr in den SVW-Kader: Justin Njinmah.
IMAGO/Nordphoto

Toptorschütze Marvin Ducksch (neun Treffer) ist seit neun Partien ohne Tor, hadert einmal mehr mit seiner persönlichen Wertschätzung am Osterdeich. Nick Woltemade, der sich zuletzt häufig bewähren durfte, ist noch ohne Saisontor – genauso wie Dawid Kownacki.

Immerhin soll mit Justin Njinmah der zweitbeste Werder-Schütze (sechs Treffer) gegen den VfB Stuttgart am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE beim kicker) wieder im Kader stehen – und wohl auch für einen Kurzeinsatz und “ein paar Minuten hinten heraus” infrage kommen, wie Werner in Aussicht stellte.

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Angesichts seines Vorhabens, wieder “mehr Dynamik und mehr Tiefe in unser Spiel zu bekommen”, kann die überraschend schnelle Rückkehr des schnellen Njinmahs nach einer Sprunggelenk-OP sicherlich nicht schaden. Andererseits seien auch “nicht nur die Stürmer, sondern auch die Spieler der Reihe dahinter gefragt”, wenn es darum geht, die offensive Bremer Harmlosigkeit abzulegen, sagte Werner: “Keiner sollte mit dem Finger auf den anderen zeigen. Aber es ist ja vollkommen klar, dass man Dinge, die man sich von Spielern anders wünscht, auch anspricht.” Und zugleich Aktionen benannt werden, “die man weiter von ihnen sehen will”.

Nachdem Werder kürzlich gegen die im Vorfeld als “beste Mannschaft Deutschlands” bezeichnete Leverkusener Elf letztlich chancenlos war, folgt nun mit dem VfB die vermeintliche Nummer zwei: “Tabellarisch fast”, so Werner über den aktuellen Bundesliga-Dritten: “Aber zweitbeste Mannschaft Deutschlands kann man vielleicht sagen”. Zumal der Coach einen “sehr ähnlichen” spielerischen Ansatz zu Bayer ausgemacht hat. Und entsprechende Lehren aus der Vorwoche gezogen hat? “Die werde ich weniger verraten. Ich hoffe, dass man das am Sonntag sieht.”

Tim Lüddecke

Kritik an Ducksch? Werner: “Die Kommentarspalte ist nicht so wichtig”

Nachdem Marvin Ducksch seinem Unmut über die angebliche “Sicht” der Werder-Fans Luft machte, äußert Ole Werner einen Rat – auch Clemens Fritz übermittelte dem Stürmer eine Botschaft.

Werder-Trainer Ole Werner steht zu seinem Stürmer Marvin Ducksch.

Werder-Trainer Ole Werner steht zu seinem Stürmer Marvin Ducksch.

IMAGO/eu-images

Völlig überraschend kamen die Aussagen nicht, fehlende öffentliche Wertschätzung für die eigene Leistung hatte Marvin Ducksch schon öfter mal zum Thema gemacht. Bemerkenswert waren nun allerdings seine bei “kicker meets DAZN” geäußerten Worte zur eigenen Zukunft: “Wenn ich aus Sicht der Fans sprechen würde, hoffen sie, dass ich im Sommer weg bin.” Immer wieder werde er auf Social Media kritisiert: “Alles scheiße, was ich mache gerade”, sagte der Werder-Angreifer – und dass ihn “das natürlich beschäftigt”.

Ole Werner differenzierte nun jedenfalls bei der Wahrnehmung des 30-Jährigen, befand, “dass die Beobachtung so nicht komplett richtig ist”, wie der Cheftrainer ausführte: “Wenn ich im Stadion bin, dann nehme ich das anders wahr von der Stimmung. Ich glaube schon, dass viele wissen, was er hier nicht nur in der Vergangenheit geleistet hat, sondern was er auch zu leisten imstande ist.” Was wiederum in den sozialen Medien vor sich geht, ordnete der 35-Jährige zurecht als “sehr häufig negativ” ein.

Werners Plädoyer: “Mit ihm sind viele Hoffnungen verbunden”

Werner hatte insofern auch einen Rat an seinen Stürmer, ohne dass er darüber mit ihm persönlich gesprochen hätte: “Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Fans nicht nur das meinen, was in der Kommentarspalte steht. Sondern es gibt Woche für Woche auch mehrere Zehntausend Menschen, die uns anfeuern, und die froh sind, dass Marvin Ducksch hier Fußball spielt.” Und damit bezog der Coach lediglich Stellung zur angeblichen Außendarstellung des zweimaligen Nationalstürmers.

Zuvor schon hatte der Coach auch ein eigenes Plädoyer für Ducksch gehalten, indem er ihn als “ein Aushängeschild für die Mannschaft und für den Verein” bezeichnete, als “der Stürmer, mit dem viele Hoffnungen bei uns verbunden sind, der unser bester Scorer ist” – und der vielleicht gerade deshalb allerdings “mehr beobachtet wird als andere Spieler”.

Die Botschaft von Fritz: “Es lenkt dich ab”

Trotz allem muss der neunmalige Torschütze dieser Saison aktuell weiterhin mit einer Durststrecke von neun Ligaspielen ohne Treffer umgehen. Zwar gab Ducksch selbst erst kürzlich an, sich daran nicht unbedingt zu messen – doch Clemens Fritz verwies in diesem Zusammenhang nun mal auf das besondere Schicksal eines Stürmers: “Wenn es gut läuft, wirst du etwas mehr gehypt. Und wenn es nicht so gut läuft, kriegst du ein bisschen mehr auf den Deckel.”

Der Leiter Profifußball hatte dieser Tage auch den direkten Kontakt zu Ducksch gesucht: “Er soll gar nicht so viel Wert darauf legen, was geschrieben wird, denn: Es lenkt dich ab. Uns geht es da ja allen gleich, Kritik berührt einen. Umso mehr man sich mit anderen Sachen beschäftigt, umso weniger kann man sich auf das Wesentliche fokussieren”, so der 43-Jährige: “Und das war die Botschaft, die ich ihm mitgegeben habe – dass er das ausblenden soll.” Damit auch der Tor-Knoten beim Angreifer “so schnell wie möglich platzt – und das kein Thema mehr ist”, meinte Fritz.

Keita? Werner will “dazu nicht mehr viel sagen”

Ebenso kein Thema mehr sein am Osterdeich soll erst einmal die Suspendierung von Naby Keita. Nachdem Kapitän Marco Friedl am Donnerstag bereits deutliche Worte über den Streik des Mittelfeldspielers gewählt hatte, wollte Cheftrainer Werder “dazu nicht mehr viel sagen”. In dem klärenden Gespräch zu Wochenbeginn “hat er seine Gedanken geäußert, wir haben unsere Gedanken geäußert” – doch fünf Spieltage vor Schluss und angesichts der zunehmenden Brisanz für Werder gehe es nun “darum, sich darauf zu fokussieren”, so Werner: “Alle anderen Themen stören uns dann am Ende des Tages nur.”

Tim Lüddecke