“Können im Schlussspurt punkten”: Werners Gewissheit zum Saisonfinale

“Können im Schlussspurt punkten”: Werners Gewissheit zum Saisonfinale

Kurz und zu Recht war die Freude über das 2:1 gegen Stuttgart groß. Doch schnell fokussiert sich der SV Werder Bremen wieder auf die restliche Spielzeit und das, was es noch zu gewinnen gibt.

Maximale Freude nach dem Sieg gegen Stuttgart: Ole Werner.

Maximale Freude nach dem Sieg gegen Stuttgart: Ole Werner.

IMAGO/Nordphoto

Ein Vulkanausbruch der Gefühle entspräche kaum dem Naturell eines Ole Werner. Und nachdem am Sonntag direkt nach dem Schlusspfiff kurz bei allen Bremern alle Dämme brachen, ordnete der Trainer wenig später dieses 2:1 gegen den VfB Stuttgart schon wieder in gewohnter Sachlichkeit ein: “Gegen eine gute Mannschaft und trotz großer Personalsorgen ist es offensichtlich möglich, Spiele zu gewinnen. Diesen Beweis wollten wir antreten.”

Und immerhin: “Dass die Ernte eingefahren werden kann, nicht nur mit einem, sondern mit drei Punkten – darüber habe ich mich sehr gefreut. Weil ich finde, dass das bei allen Chancen, die Stuttgart auch hatte, verdient war.” Kämpferisch habe es jeder einzelne seiner Spieler gezeigt, und das Team habe auch als Gruppe funktioniert. Nochmal also: “Es gibt uns das Vertrauen, dass, wenn wir alles auf den Platz bringen, im Schlussspurt punkten können, auch gegen Spitzenmannschaften.”

“Alle kämpfen mit aller Konsequenz”

Was bedeutet nun dieser erste Sieg seit dem 16. Februar (1:0 in Köln) für den weiteren Verlauf der Saison? Von außen betrachtet scheint Werder tabellarisch kaum noch in den Abstiegsstrudel geraten zu können. Für Werner sind es schlicht drei Punkte mehr, wichtig in der entscheidenden Phase des Jahres. “Nach hinten heraus ist da jeder Punkt noch einmal härter erarbeitet, weil alle Mannschaften mit aller Konsequenz um ihre Ziele kämpfen.” Wichtig auch: Die Überzeugung in Bremen war und ist diesmal da – nur drei Jahre ist es her, dass die Hanseaten aus einer fast sicher geglaubten Tabellenposition heraus noch in die 2. Liga abstiegen.

Richtige Balance gefunden

2024 herrscht ein anderer Geist, trotz auch für Mannschaft und Trainer zuletzt vernehmbarer Unruhe im Umfeld. “Entscheidend ist die Fähigkeit, sich auf das zu konzentrieren, was du unmittelbar beeinflussen kannst”, sagt Werner dazu. “Wir können die Stimmung drumherum nur durch täglich gute Arbeit beeinflussen, die dann hoffentlich auf Strecke zu Ergebnissen führt, die uns unsere Ziele erreichen lassen.” Mehr als ein Anfang wurde hier mit der Energieleistung gegen Stuttgart gemacht. “Wichtig ist, dass man dranbleibt, dass man beharrlich bleibt. Die Jungs machen das, die Jungs glauben an sich. Wir versuchen, sachlich zu bleiben, auch in solchen Phasen, und – auch wenn es gut läuft – uns auf unsere Themen zu konzentrieren.”

Mit Ole Werner scheint die Mannschaft nach der jüngsten Talfahrt die richtige Balance gefunden zu haben. “An Tagen, an denen wir gewinnen, schweben wir nicht auf einer Wolke. An Tagen, an denen es mal schlecht läuft, verfallen wir nicht in den kompletten Weltuntergang. Das ist der Schlüssel dafür, dass man sich aus schwierigen Phasen herausarbeiten kann.”

Michael Richter