“Wir sind selbstbewusst genug, daran zu glauben”: Werner hat nächsten Dreier im Visier

Mit 100 Prozent Fokussierung und einer Leistung wie zuletzt gegen Stuttgart soll nun auswärts der nächste Erfolg für den SV Werder möglich werden. Er könnte für die weitere Ligazugehörigkeit von großer Bedeutung sein…

Freut sich mit Blick auf das Auswärtsspiel in Augsburg: Werder-Coach Ole Werner.

Freut sich mit Blick auf das Auswärtsspiel in Augsburg: Werder-Coach Ole Werner.

IMAGO/RHR-Foto

In greifbare Nähe rückte mit dem 2:1-Sieg über Stuttgart das Minimalziel Klassenerhalt für die Bremer. Jetzt gilt die Maßgabe: “Wir wollen so schnell wie möglich über der Ziellinie sein”, wie Ole Werner nach dem starken Auftritt seines Teams gegen den VfB betont. “Wir haben uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet, die wir jetzt natürlich auch nutzen wollen. Wir wollen nachlegen, wollen dranbleiben, auf die gute Leistung aufbauen. Auch in der Hoffnung, dass der eine oder andere mehr wieder zur Verfügung steht, so dass wir vielleicht noch einmal eine Schippe draufpacken können gegen Augsburg.”

Das Wichtigste sei, das eigene Spiel gut zu gestalten, so der Trainer. Das sei wichtiger als der Blick auf die Tabelle, in der Werder im günstigsten Fall schon an diesem Spieltag “gerettet” sein könnte: “Alles andere ist ,Hätte, Wenn und Aber‘.”

Schmid sieht “richtig gute Phasen”

“Wenn wir am Spieltag bei 100 Prozent sind und jeder für jeden alles gibt, sind wir eine gute Mannschaft”, ist Romano Schmid überzeugt. Der Österreicher gehörte in seiner Rolle als eine von zwei hängenden Spitzen gegen Stuttgart zu den Aktivposten. Im Nationalteam habe er zuletzt sogar auf dem linken Flügel gespielt. “Meine Lieblingsposition ist die Zehn, wo ich zuletzt auch gespielt habe. Von der Acht in den Sturm ist für mich überhaupt keine Umstellung, weil ich die Position eher als Zehn mit viel Tiefgang interpretiere.”

Möglicherweise auch an diesem Samstag wieder, mit dem gleichen Erfolg? “Wir haben in jedem Spiel richtig gute Phasen”, macht Schmid seinem Team Mut. “Unser größtes Problem ist aber, dass wir das zu selten über 90 Minuten auf den Platz bekommen. Wenn wir das hinbekommen, sind wir für jede Mannschaft schwer zu schlagen.”

Die Statistik zum Spiel macht den Hanseaten nicht unbedingt Mut. Augsburg ist einer der “unangenehmen” Gegner, gegen die Werder in seiner Bundesligageschichte eine negative Bilanz besitzt. Neun Siegen stehen zwölf Niederlagen gegenüber, dazu kommen zwei Unentschieden. Und: Außer gegen Bremen gewann der FCA nur gegen Mainz in der eigenen Historie schon derart oft – nämlich zwölf Spiele.

Nur gegen Bremen erzielten die Süddeutschen dagegen schon 38 Tore. “Augsburg spielt sehr körperlich, sehr gradlinig nach vorne. Trotzdem gibt es Räume, die auch Augsburg gibt. Die gilt es zu finden, um mit einer guten Ruhe in Ballbesitz und ähnlich zielstrebig in die Tiefe zu spielen wie gegen Stuttgart”, so Werner. “Wir sind selbstbewusst genug, daran zu glauben, auch gegen den FCA drei Punkte holen zu können.”

Pavlenka und Njinmah fehlen weiter

Zum Personal: Mit muskulären Problemen in der Wade musste Reservekeeper Jiri Pavlenka einen Comebackversuch in dieser Woche abbrechen und wird weiter fehlen. Ebenso wie der Langzeitverletzte Amos Pieper (Sprunggelenk-OP) bleibt auch Skelly Alvero (Schulter) weiter außen vor, Jens Stage fehlt nach seiner Roten Karte aus dem Frankfurt-Spiel noch gesperrt. Isak Hansen-Aröen ist ebenso krank wie auch weiterhin Justin Njinmah. Niklas Stark trainierte dagegen nach überstandener Sprunggelenkblessur laut Werner in den ersten Einheiten der Woche “vollumfänglich” mit. Er werde zum Spieltagskader gehören. “Dann gucken wir, für wie viele Minuten es schon reicht. Sehr gut, dass er für den Schlussspurt wieder zur Verfügung steht.”

Michael Richter

Ducksch nennt Vorzüge von Werners Taktik-Kniff gegen Stuttgart

Zuletzt war Marvin Duksch durchaus einiger Kritik ausgesetzt, der 30-Jährige antwortete darauf auf dem Platz – und das ganz im Stile eines Top-Torjägers.

Doppelpack gegen den VfB: Marvin Ducksch.

Doppelpack gegen den VfB: Marvin Ducksch.

picture alliance/dpa

Klubintern steht die Bedeutung von Marvin Ducksch beim SV Werder außer Frage, das bestätigte auch Trainer Ole Werner nach dem 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart gegenüber DAZN. “Ich bin froh, dass er bei uns spielt und in der dritten Saison sehr gut funktioniert. Mehr muss ich dazu nicht sagen.” Gegen den VfB beendete Ducksch eine neun Ligaspiele und 721 Minuten währende Torflaute und glänzte dann auch noch gleich mit einem Doppelpack.

Ein Doppelpack, der wieder für etwas mehr Ruhe sorgen dürfte, nachdem der Stürmer zuvor vor allem in Sozialen Medien kritisiert worden war. Bei “kicker meets DAZN” hatte Ducksch selbst deutliche Worte gefunden und hatte anschließend von seinem Trainer ausdrücklich den Rücken gestärkt bekommen.

Nach dem Ende der Negativserie von sieben sieglosen Spielen in Folge und nunmehr acht Punkten Vorsprung auf Relegationsrang 16 dürfte man im hohen Norden durchaus ein wenig durchpusten, es scheint, als wäre das Abstiegsgespenst fürs Erste vertrieben worden. Zu verdanken haben die Grün-Weißen das einer sehr engagierten Leistung, einer tollen Defensivvorstellung und auch einem taktischen Kniff.

Podcast

KMD #206 (mit Marvin Ducksch)


01:46:55 Stunden

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Werner hatte Werder in einem 3-4-3 mit Nick Woltemade und Romano Schmid auf den Halbpositionen auflaufen lassen. Ein System, das über weite Strecken gut funktionierte und Stuttgart immer wieder vor Probleme stellte. “Nick und ich sind sehr ähnliche Spielertypen, die immer wieder versuchen, entgegenzukommen und der Mannschaft helfen wollen und weniger Tiefenlaufwege machen”, erläuterte Ducksch die Idee dahinter und verwies auch darauf, dass Schmid aus der Tiefe heraus gut zur Geltung komme, weil er eben “immer wieder Tiefenläufe anbietet” und so Lücken reißen würde.

In anderen Worten: Woltemade und Ducksch standen sich nicht sprichwörtlich auf den Füßen, während Schmid als eine Art Tempomacher aus dem Zentrum agierte. Ducksch erwähnte dann auch explizit Schmids tolles Zuspiel zum 2:0, das sei ein “überragender Ball” gewesen und der Österreicher habe eine klasse Übersicht gezeigt. Schmid gab das Kompliment zurück, betonte, wie wichtig Ducksch sei, “wenn er solche Läufe wie zum 2:0 macht”.

Wir hatten uns in den Haaren.

Romano Schmid über Marvin Ducksch

Schmid verriet auch, dass er und Ducksch “unter der Woche im Training aneinandergeraten” seien, ging dabei aber nicht ins Detail, betonte vielmehr, dass dies “auf eine gute Art und Weise” geschehen sei. “Wir hatten uns in den Haaren – und heute hat er uns drei Punkte beschert.”

“Die Jungs haben es gut gemacht”, lobte Werner die Leistung des Offensivtrios, gab aber auch zu, dass man am Ende auch Glück gehabt habe. “Gegen eine Mannschaft wie Stuttgart braucht man aber auch das Quäntchen Glück. Wir haben zwischenzeitlich gut Fußball gespielt, hintenraus war aber viel Verteidigen angesagt”, fasste der 35-Jährige zusammen: “Ich kann nur den Hut ziehen.”

Schmid ist nicht restlos zufrieden

“Es war definitiv ein hartes Stück Arbeit”, stellte Ducksch klar und lobte: “Ich muss den Jungs ein Riesenkompliment machen, weil so viele Dinge zu verteidigen waren – und das haben sie bis zum Schluss richtig gut gemacht.”

Schmid wiederum war nicht ganz zufrieden, denn er ärgerte sich über die letzte halbe Stunde des Spiels, in der die Hanseaten für zu wenig Entlastung sorgten. “Ich muss uns ankreiden, dass wir 2:0 führen und dann aufhören, Fußball zu spielen.” Gegen einen “so guten Gegner wie Stuttgart” sei das schmerzhaft, weil gewesen, weil man über eine halbe Stunde habe “nur verteidigen” müssen. Dies sei am Ende aber glücklicherweise “gutgegangen, weil jeder für jeden da war.”