Mit obligatorischer Abschreck-Klausel: Cubarsi verlängert bei Barca

Er war ein Lichtblick in dieser Saison des FC Barcelona: Pau Cubarsi (17). Nun haben die Katalanen den Vertrag mit ihrer Abwehr-Hoffnung vorzeitig verlängert. Inklusive astronomischer Ausstiegsklausel.

Ein junger Mann für die Zukunft: Pau Cubarsi.

Ein junger Mann für die Zukunft: Pau Cubarsi.

picture alliance / ipa-agency

Ende November hatte Pau Cubarsi für den FC Barcelona noch in der Youth League gespielt, was in seinem Alter vollkommen gewöhnlich ist. Mitte März spielte der junge Innenverteidiger dann aber plötzlich für Barcas A-Mannschaft in der Champions League – und räumte bei seinem Debüt im Achtelfinal-Rückspiel gegen die SSC Neapel (3:1 nach 1:1 im Hinspiel) quasi alles ab.

Solch ein Talent, auch noch aus der berühmten eigenen Jugendschmiede La Masia, wollte Barca langfristig an sich binden – und hat deshalb nun Nägel mit Köpfen gemacht. Am Donnerstagmittag verkündete der entthronte spanische Meister die Vertragsverlängerung mit Cubarsi.

Fortan ist Cubarsi theoretisch 500 Millionen Euro schwer

Der 1,84 Meter große Rechtsfuß, dessen Vertrag beim FCB zuvor bis 2026 gültig gewesen war, verlängerte vorzeitig um ein weiteres Jahr bis 30. Juni 2027. Mit der Unterschrift wird eine entsprechende Gehaltserhöhung einhergehen, auch eine massive Erhöhung der in Spanien üblichen Ausstiegsklausel. Sollte ein anderer Verein Cubarsi aus dessen Vertrag kaufen wollen, müsste er nun 500 Millionen Euro auf den Tisch liegen. Eine Abschreck-Klausel, alles andere als untypisch für junge Hoffnungsträger des FC Barcelona oder bei Real Madrid.

In einer Barca-Saison, in der Trainer Xavi, der seinen Posten im Sommer nun doch nicht räumen wird, schon mehreren jungen Talenten einiges an Spielzeit gestattet hat – beispielsweise Außenverteidiger Hector Fort, Stürmer Marc Guiu, dazu ist Flügelangreifer Lamine Yamal längst Leistungsträger – ist Cubarsi bisher die Entdeckung schlechthin. Seit Ende Januar ist der 17-Jährige in der Innenverteidigung der Katalanen gesetzt – und daraus vorerst kaum wegzudenken. Schon gar nicht mehr wegzukaufen.

24 Monate später: Joselus besondere Geschichte

Jenseits der bayerischen Beschwerden hielt die Schlussphase im Rückspiel gegen Real Madrid – für dessen Doppelpacker Joselu – eine Geschichte bereit, wie sie vielleicht nur der Fußball schreiben kann.

Jubel unter seinesgleichen: Real Madrids Matchwinner Joselu.

Jubel unter seinesgleichen: Real Madrids Matchwinner Joselu.

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Es war nur ein Tor, aber Jude Bellingham gab gleich zwei Vorlagen. Als Joselu Ende November im Gruppenspiel gegen die SSC Neapel in der Nachspielzeit den 4:2-Endstand herstellte, konnte sich Real Madrids inzwischen 34 Jahre alte Leihstürmer gar nicht richtig darüber freuen. Statt zu Jubeln, entschuldigte sich Joselu ausgiebig bei den Fans, weil er in den Minuten zuvor etliche Hochkaräter kläglich ausgelassen hatte. Und so schob Vorlagengeber Bellingham den Routinier fast schon ein bisschen gewaltsam in Richtung Kurve, sodass dieser sich doch noch feiern lassen durfte.

Die Station Real Madrid ist für Wandervogel Joselu, von Espanyol Barcelona ausgeliehen, nicht einfach nur ein verrückter Zufall des Lebens, der ihn im Herbst seiner Karriere unverhofft zu einem Weltklub geführt hat. Was auch die Szene gegen Neapel ein Stück weit erklärt. Der ehemalige Hoffenheimer, Frankfurter und Hannoveraner, in Stuttgart geboren, ist großer Fan des Vereins.

Joselus Schwager ist jetzt sein Mitspieler

Noch vor zwei Jahren reiste Joselu privat nach Paris, um Real Madrids Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool zwar im Trikot der Königlichen zu verfolgen, das allerdings als Anhänger auf der Tribüne. Übrigens auch als Anhänger seines Schwagers Dani Carvajal. Rund 24 Monate später wird er den Madrilenen wieder in ein Endspiel der Königsklasse folgen. Diesmal nach London. Und diesmal als Teil des Teams.

Zwar als Teil eines Teams, in dem er nicht gesetzt ist. Obwohl sich außer ihm, da hatte Real nach dem Abgang von Karim Benzema nur mit der Leihe von Joselu nachgelegt, kein klassischer Mittelstürmer im Kader befindet. Um Stammspieler beim Rekordsieger der Champions League zu sein, in dessen zweiter Mannschaft der Rechtsfuß zwischen 2010 und 2012 stürmte, dafür wird die Qualität wohl nie reichen. Beispiel Neapel.

Doch wenn Carlo Ancelotti in den Schlussminuten einen Sturmhünen braucht, den man auch mal mit simplen Mitteln einsetzen kann, dann weiß der Italiener selbst in einem CL-Halbfinal-Rückspiel gegen Bayern, was er an dem Spanier hat. Als Ergänzungsspieler gelangen Joselu in dieser Saison nun bereits 16 Tore, im Schnitt trifft er alle 119 Minuten. Da kann kein Vinicius Junior (alle 134 Minuten), kein Bellingham (154), kein Rodrygo (201) mithalten.

Noch wichtiger als seine Torquote war auf einer Bühne, auf der sich Joselu gerade in diesem Alter wahrscheinlich selbst nicht mehr erwartet hätte, sein Instinkt. Dort zu stehen, wo ein Mittelstürmer eben steht. Wo mittlerweile nicht mal mehr Bellingham steht. Und das gleich zweimal. Natürlich alles im Rahmen dieser Dramaturgie, wie sie längst mit Real Madrid verwachsen ist.

“Nicht mal in meinen Träumen war es so schön wie heute”, schwärmte ein beseelter Joselu, der sich “solche Nächte” natürlich ausgemalt hatte. Der sie auch schon erlebt hatte, als Fan. Also so wie am späten Mittwochabend. Mit einem gewaltigen Unterschied.

Das Champions-League-Finale und die Folgen für Nagelsmann

Einige Mitglieder seines EM-Kaders wird Bundestrainer Julian Nagelsmann erst später begrüßen können. Das Champions-League-Finale kommt den Planungen in die Quere.

Stößt vor der EM erst verspätet zum DFB-Tross: Toni Kroos.

Stößt vor der EM erst verspätet zum DFB-Tross: Toni Kroos.

IMAGO/kolbert-press

Hätte der FC Bayern gegen Real Madrid am Mittwochabend das Weiterkommen geschafft, wären die Folgen noch größer ausgefallen. Doch auch so beeinträchtigt das Champions-League-Finale 2024 die EM-Vorbereitungen der deutschen Nationalmannschaft.

Alle DFB-Nationalspieler von Borussia Dortmund und Real Madrid, die Julian Nagelsmann am kommenden Donnerstag in seinen vorläufigen EM-Kader beruft, werden das EM-Trainingslager verpassen, das vom 26. Mai bis 31. Mai in Blankenhain im Weimarer Land auf dem Programm steht. Das Champions-League-Finale in Wembley ist erst am 1. Juni vorgesehen.

Auch das vorletzte Vorbereitungsspiel am 3. Juni in Nürnberg gegen die Ukraine wird für die Betroffenen zu früh kommen, zu denen gewiss Toni Kroos, Antonio Rüdiger und Niclas Füllkrug zählen. Dazu könnten aber noch weitere BVB-Profis wie Mats Hummels oder Nico Schlotterbeck hinzukommen, die in den vergangenen Wochen wieder verstärkt für sich warben, nachdem sie zuletzt nicht mehr berücksichtig worden waren.

Mit Rüdiger, Kroos & Co. bleibt Nagelsmann nur ein Härtetest

Nagelsmann hatte zwar erklärt, dass “die Freude überwiegt, wenn Spieler ins Champions-League-Finale kommen”, weil diese von dieser positiven Erfahrung auch beim Heim-Turnier noch zehren könnten. Trotzdem bleiben ihm nun mit einigen Schlüsselspielern weitaus weniger Trainingseinheiten vor dem Turnierstart und nur noch die Generalprobe am 7. Juni gegen Griechenland in Mönchengladbach.

Der Bayern-Block um Kapitän Manuel Neuer wird dagegen pünktlich zum Trainingslager eintreffen – dafür mit einer titellosen Saison im Gepäck -, und auch die Leverkusener um Florian Wirtz bestreiten ihr letztes Pflichtspiel schon kurz vorher: Das DFB-Pokal-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern findet am 25. Mai statt und damit einen Tag vor dem Aufgalopp in Blankenese. Ab dem 1. Juni bezieht die DFB-Auswahl dann ihr EM-Quartier in Herzogenaurach.

Wie groß Nagelsmanns vorläufiger und endgültiger EM-Kader ausfallen wird, ist noch offen. Der Bundestrainer hatte zu einem finalen 23-Mann-Aufgebot tendiert, dürfte der UEFA aber bis zu 26 Spieler melden.

Bellingham vor Wiedersehen mit Dortmund: “Das ist verrückt”

Gleich in seinem ersten Jahr bei Real Madrid schafft es Jude Bellingham ins Finale der Champions League. Der Engländer zeigte sich von seinen Gefühlen übermannt – und freut sich auch für Borussia Dortmund.

Freut sich auf den BVB: Jude Bellingham.

Freut sich auf den BVB: Jude Bellingham.

IMAGO/nogueirafoto

Als Jude Bellingham Borussia Dortmund nach 92 Bundesligaspielen und zwölf Toren im vergangenen Sommer für über 100 Millionen Euro in Richtung Madrid verlassen hatte, dachte er wohl selbst nicht daran, dass er seine ehemaligen Kollegen ausgerechnet im Finale der Champions League wiedersehen würde.

“Wenn man mir das vor der Saison gesagt hätte, dann hätte ich das wahrscheinlich nicht für möglich gehalten”, sagte Bellingham nach dem 2:1-Sieg im Halbfinal-Rückspiel gegen Bayern München bei DAZN und erklärte mit Blick auf das Erreichen des Endspiels: “Ein Traum ist wahrgeworden. Als Kind denkt man darüber nach, wie es ist, ein Champions-League-Finale zu spielen – und dann bist du da, das ist umwerfend. Ich kann es nicht glauben.”

Der 20-Jährige gab zu, dass er in diesem Moment “emotional und übermannt” von dem Erfolg sei. “Es wird ein bisschen dauern, um das zu verarbeiten”, gestand Bellingham und ergänzte: “Ich werde es erstmal sacken lassen und mich dann für die kommenden Wochen vorbereiten.”

“Das ist ein wenig das Thema unserer Saison”

Dass es am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion (21 Uhr, LIVE! bei kicker) nun ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund gehen wird, sei “verrückt. Ich kann es nicht glauben, dass es ausgerechnet in meinem ersten Jahr passiert. Es ist mein erstes Finale, in England, gegen Dortmund.”

Lob schickte er an seine ehemaligen Kollegen, die “sich ihren Platz im Finale verdient” hätten. Bellingham verriet auch, dass er sich auf das Duell freut – und das nicht nur aus rein sportlichen Gründen.

“Es wird schön, ein paar alte Freude zu sehen”, gab der Mittelfeldspieler zu und sprach dann auch über die besonderen Qualitäten der Königlichen, mit denen er auf Anhieb spanischer Meister wurde – und die auch gegen den FC Bayern ein fast schon verloren geglaubtes Spiel gedreht haben. Man habe einmal mehr “Charakter” gezeigt. “Das ist ein wenig das Thema unserer Saison.”

“Unkontrollierbare Minuten”: Real hat es wieder getan

Wieder einmal hat Real Madrid in der Champions League ein Spiel spät gebogen. Nach dem Sieg gegen die Bayern samt Finaleinzug blickte Toni Kroos schon auf das Endspiel und hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem BVB ausgemacht.

Weiße Jubeltraube: Real jubelt über das Tor zum 2:1.

Weiße Jubeltraube: Real jubelt über das Tor zum 2:1.

Anadolu via Getty Images

Real Madrid hat mal wieder Real-Madrid-Dinge getan. Im Halbfinal-Rückspiel gegen die Bayern lagen die Königlichen kurz vor dem Ende mit 0:1 zurück und standen vor dem Aus. Aber dann kam ein Patzer von Manuel Neuer – und Joker Joselu, der neben dem Ausgleich sogar noch den späten 2:1-Siegtreffer markierte. Finale. Mal wieder für die Blancos.

“Das ist Real Madrid. Wir glauben immer, immer an uns. Es ist einfach magisch für dieses Team zu spielen, in diesem Stadion – und es so viele Male zu tun. Wir glauben einfach immer, dass wir gewinnen können”, sagte Vinicius Junior bei Movistar und schob hinterher: “Ich bin so glücklich, so stolz in diesem großartigen Trikot zu spielen. Für Real Madrid zu spielen ist ein Traum.”

Der Brasilianer greift nach seinem zweiten Champions-League-Titel. Eine Anzahl, über die Toni Kroos nur schmunzeln kann, denn der deutsche Nationalmannschaftsrückkehrer kann bereits zum sechsten Mal den Henkelpott gewinnen. “Wahnsinn”, freute sich der Mittelfeldmann bei DAZN. “Der Weg ins Finale ist brutal, man hat seit dem Achtelfinale gesehen, dass es immer eng war. Wir mussten uns durchbeißen. Das haben wir getan und deswegen kann man nicht meckern, dass wir ins Finale eingezogen sind.”

In der 69. Minute wurde Kroos beim Stand von 0:1 ausgewechselt und erlebte die ereignisreiche und dramatische Schlussphase von der Bank aus. Ganz gelassen, wie man den Strategen kennt, verfolgte er die Partie. Der 34-Jährige kennt seine Mannschaft eben. Und er weiß, wie oft dieses Real Madrid in den vergangenen Jahren Spiele spät gebogen hat. “Das sind unsere unkontrollierbaren Minuten, für die wir bekannt sind hier”, blickte Kroos auf die Schlussphase. “Aber ich glaube trotzdem, dass wir heute die deutlich bessere Mannschaft waren über 90 Minuten.”

Bellinghams Wiedersehen mit den alten Kollegen

Schlussendlich war der Sieg Reals verdient, wenngleich die Tore spät fielen. Nun wollen die Königlichen zum 15. Mal die Champions League gewinnen. Im Endspiel sind die Spanier gegen den Überraschungs-Finalisten Dortmund der Favorit. “Die Favoritenrolle nehmen wir an, da haben wir auch kein Problem mit. Ich bin davon überzeugt, dass wir dieser Rolle auch gerecht werden”, machte Kroos deutlich. “Ein Champions-League-Finale hat Dortmund noch nicht so oft gespielt. Das ist ein anderes Ambiente, es ist in Wembley, da machen auch ein paar andere Gefühle was mit dir. Ich hoffe, dass das mit uns ein bisschen weniger macht und wir den Vorteil der Erfahrung einbringen können.”

Eine Kampfansage in Richtung Dortmund wollte Kroos nicht machen. Ebensowenig wie Jude Bellingham, der nach seinem Sommerwechsel vom BVB nach Madrid seine alte Kollegen auf der ganz großen Bühne wieder trifft. “Ich kann es nicht glauben, mein erstes Finale, in England, und gegen Dortmund. Glückwunsch an Dortmund, sie haben es absolut verdient, im Finale zu stehen”, so der Engländer.

Das Endspiel findet am 1. Juni um 21 Uhr statt. Bis dahin haben beide Mannschaft noch genug Zeit, sich darauf vorzubereiten. Für beide Teams geht es in der Liga um nicht mehr viel. Real ist bereits spanischer Meister und der BVB hat die Champions-League-Qualifikation schon eingetütet.

Hey Jude, wo sind all die Tore hin?

Zu Saisonbeginn traf Neuzugang Jude Bellingham bei Real Madrid wie einst Cristiano Ronaldo, seit dem Jahreswechsel hat sich das drastisch geändert. Was sich allerdings erklären lässt.

Inzwischen nicht mehr alleiniger Leistungsträger bei Real Madrid: Jude Bellingham.

Inzwischen nicht mehr alleiniger Leistungsträger bei Real Madrid: Jude Bellingham.

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Als Real Madrid am Samstag zum 36. Mal spanischer Meister wurde, kam der 3:0-Heimsieg gegen Cadiz nicht ohne Tor von Jude Bellingham aus. Natürlich nicht. Ein Treffer des ehemaligen Dortmunders, dazu noch seine Jubelpose, viel sinnbildlicher ging es doch gar nicht für diese königliche Saison. Für die ganze Saison?

Sein 2:0 gegen Cadiz, erzielt Anfang Mai, war tatsächlich erst Bellinghams fünftes Tor im Kalenderjahr 2024. Grob nur einen Treffer pro Monat? Begonnen hatte im vergangenen Sommer alles wie 14 Jahre zuvor mit Cristiano Ronaldo – sogar noch besser. Obwohl Bellingham nominell im Mittelfeld spielte, trat er oft mehr wie ein Stürmer auf, traf phasenweise in jedem Spiel. Gerne spät zum Sieg.

Unterbrechungen seit Jahreswechsel: Sperre, Verletzung, Sperre

In den gut vier Monaten zwischen Mitte August und Jahresende schlug der 20-Jährige in 21 Pflichtspielen überragende 17-mal zu (fünf Vorlagen) – eine Bilanz, die er in den gut vier Monaten seither (17 Spiele, fünf Tore, vier Vorlagen) nicht ansatzweise halten konnte. Warum nicht?

Die Rückrunde, in der sich vielmehr Vinicius Junior zu Real Madrids Unterschiedsspieler gemausert hat, lief mitunter holprig für Bellingham. Eine Gelbsperre Ende Januar, eine Knöchelverletzung Mitte Februar, eine Rotsperre nach dem nicht gegebenen Siegtor in Valencia Mitte März. Zauberwort Rhythmus. Es folgten unter anderem zwei Champions-League-Duelle mit Manchester City Mitte April, in denen Bellingham hinter den Erwartungen zurückblieb. Zumindest hinter den öffentlichen.

Ein Teil der Wahrheit hinter der überschaubareren Torausbeute hängt damit zusammen, dass sein Trainer Carlo Ancelotti seit den torreichen Jahreszeiten Sommer und Herbst inzwischen andere Dinge von Bellingham erwartet. Zwei Änderungen in der Grundformation spielen eine Rolle.

In die Saison gestartet war Real, das jahrelang im 4-3-3 angetreten war, nach dem Abgang von Karim Benzema mit der Umstellung auf ein 4-3-1-2. Mit Bellingham als Zehner hinter der Doppelspitze Vinicius Junior und Rodrygo. Doch die Brasilianer brauchten ihre Zeit, um sich ihr voriges Flügelspiel abzugewöhnen – und so stieß Bellingham immer wieder in die Spitze vor, gab den verkappten Mittelstürmer und traf wie verrückt.

Vinicius Junior, Jude Bellingham

Aufgaben-Umverteilung: Vinicius Junior (li.) schoss das entscheidende Tor gegen Leipzig, Bellingham bereitete es vor.
IMAGO/NurPhoto

Richtung Winter hatten sich Vinicius und Rodrygo dann an ihre abgeänderten Positionen gewöhnt – und Reals Gegner bald an die abgeänderte Formation mit Schlüsselspieler Bellingham. So stellte Ancelotti auf ein 4-2-2-2 um, der englische Neuzugang kam fortan mehr über links. Die Wege zum Tor wurden weiter – und durch die nun bessere Besetzung der zentralen Räume gewissermaßen überflüssiger.

Weil Rodrygo aber über die linke Seite deutlich besser zur Geltung kommt als über rechts, weil Vinicius Junior durch die Mitte schon im Januar beim 4:1-Supercopa-Sieg gegen Barca erstaunlich gut funktioniert hatte und weil sich sogar Manchester City durch diesen brasilianischen Positionstausch überraschen ließ, hat Ancelotti seine Grundordnung vor ein paar Wochen erneut geändert.

Real stürmt nun meistens im 4-2-3-1. Mit Rodrygo links, mit Bellingham wieder zentraler auf der Zehn – und mit Vinicius ganz vorne. Sodass die Wege zum Tor für Bellingham zwar wieder etwas kürzer sind, sie von ihm aber weiterhin nicht mehr so gefordert werden wie zu Beginn der Saison. Dass sein Expected-Goals-Wert in den 21 Liga- und CL-Spielen 2023 bei 9,8 lag, während er in den 17 Partien seit Jahreswechsel nur noch 3,8 beträgt, unterstreicht diese Entwicklung.

Den xG-Wert übertrifft Bellingham weiterhin

Bellingham kommt in seiner aktuellen Rolle weniger in die Spitze, weniger in die Abschlusssituationen wie noch vor wenigen Monaten. Er ist mehr als Verbinder, als Verteiler, als Arbeiter gegen den Ball gefragt. Auf diese Weise wusste er gegen ManCity zu gefallen. Doch das fällt im Vergleich zu Toren weniger auf.

Die Tore schießen bei Real Madrid aktuell andere. Aber nicht nur. Erst vor zweieinhalb Wochen entschied Bellingham schon zum zweiten Mal den Clasico. Und dann der Treffer gegen Cadiz am Samstag, obwohl sein zusammengerechneter xG-Wert aus den vergangenen sieben Spielen seit der Länderspielpause (zwei Tore) lediglich bei 0,5 liegt. Der Mann mit der Rückennummer 5 übertrifft die Erwartungen eben gerne.

Niklas Baumgart

Berater stänkert öffentlich: Verlässt Vitor Roque Barca schon wieder?

Das brasilianische Sturm-Talent Vitor Roque (19) konnte beim FC Barcelona bisher nur kurzzeitig überzeugen, was auch an Trainer Xavi liegen könnte. Dem Berater des Brasilianers platzte der Kragen.

Zum Zuschauen verdammt: Vitor Roque.

Zum Zuschauen verdammt: Vitor Roque.

IMAGO/NurPhoto

Bei Real Madrid freut man sich auf Endrick, der im Sommer, wenn er 18 wird, zu den Königlichen wechselt. Vitor Roque, bereits 19 und das andere große brasilianische Mittelstürmer-Talent dieser Generation, ist bei Reals Rivalen FC Barcelona gelandet und spielt schon dort. Wobei: Streng genommen spielt er gerade nicht.

Schon länger halten sich Gerüchte, dass Trainer Xavi (noch) nicht übermaßig viel vom Teenager hält, den er entsprechend selten einsetzt. Bisher ist Vitor Roque, der zum Jahreswechsel nach Barcelona kam, über zwei Startelf-Nominierungen nicht hinausgekommen. In elf seiner insgesamt 13 Spiele waren auch wegen der Anwesenheit von Robert Lewandowski im traditionellen 4-3-3 nur Kurzeinsätze drin, zwei aufeinanderfolgende Ende Januar und Anfang Februar konnte er zumindest für seine bisher einzigen beiden Tore nutzen.

Seither traf der 1,74 Meter große Rechtsfuß nicht mehr – und bekam zuletzt auch nicht mehr wirklich die Chance dazu. In den vergangenen vier Pflichtspielen stand er, der in den vier Spielen gegen die SSC Neapel und Paris Saint-Germain in der K.-o.-Runde der Champions League ausschließlich zuschauen durfte, keine einzige Minute mehr auf dem Platz.

Diese besorgniserregende Entwicklung rief nun Vitor Roques Berater auf den Plan. “Wir haben uns für Barcelona entschieden, weil er für Barcelona spielen wollte”, polterte Andre Cury beim katalanischen Radiosender RAC1. Mit Betonung auf “spielen”. Doch Xavi setzt nicht auf den jungen Stürmer, das Verhältnis soll abgekühlt sein. Weil die Spielerlegende zudem – anders als geplant – über den Sommer hinaus Barca-Trainer bleibt, schrillen bei Cury die Alarmglocken.

Eine Leihe kommt wohl nicht in Frage

“Ich bin mir sicher, dass Vitor ein großartiger Spieler werden wird, aber wenn Barca ihn nicht spielen lässt, werden wir eine andere Lösung für ihn finden”, so der Berater. Und wie könnte so eine andere Lösung aussehen? Vereinsintern soll eine Leihe diskutiert werden, doch das schreckt Cury eher ab. “Eine Leihe kann für einen solch jungen Spieler schädlich sein, weil er zu einem Klub gehen wird, dem er nicht gehört”, meint er – “also ein Klub, der nicht das größte Interesse daran hat, dass er sich gut entwickelt.”

Es dürfte für Vitor Roques unmittelbare Zukunft wegweisend sein, wie oft ihn Xavi an den verbleibenden vier Liga-Spieltagen – Barcas letzte vier Spiele in dieser Saison – einsetzen wird. Der 44-Jährige hätte jedenfalls die Möglichkeit, zu experimentieren. Die Champions-League-Qualifikation hat Barca so gut wie sicher, die Meisterschaft ist bereits futsch.

Joker Lukebakio zaubert: Sevilla setzt Aufwärtstrend fort

La Liga – Highlights by DAZN 05.05.2024

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3:59Zwar verläuft die Saison des FC Sevilla enttäuschend, doch gegen den Abstiegskandidaten aus Granada ließ das Team seine Klasse aufblitzen. Auch Ex-Herthaner Dodi Lukebakio konnte sich in der zweiten Halbzeit mit einem sehenswerten Treffer in die Torschützenliste eintragen.

1:0 auf Mallorca: Atletico springt nur so hoch, wie es muss

Atletico Madrid hat die Qualifikation für die Champions League dicht vor Augen. Am Samstagabend gewannen die Colchoneros mit 1:0 auf Mallorca und wahrten damit ihren Sechs-Punkte.-Vorsprung auf ihren Verfolger Athetlic Bilbao. Der Sieg war ein Meilenstein – zu überzeugen wusste Atletico allerdings nicht.

Mann des Abends: Rodrigo Riquelme erzielte das entscheidende Tor auf Mallorca.

Mann des Abends: Rodrigo Riquelme erzielte das entscheidende Tor auf Mallorca.

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9:7 Torschüsse, 2:6 Ecken und nur 41 Prozent Ballbesitz: Es war alles andere als eine Glanzleistung, die Atletico Madrid am Samstagabend auf Mallorca ablieferte. Am Ende aber, als Schiedsrichter Javier Alberola Rojas zum letzten Mal in seine Pfeife blies, da lagen die Colchoneros in der entscheidenden Disziplin vorne. 1:0 Tore – und damit ein immens wichtiger Auswärtssieg auf dem Weg zur Champions-League-Qualifikation.

Eine Woche zuvor hatte die Elf von Diego Simeone mit 3:1 gegen Athletic Bilbao gewonnen und damit einen großen Schritt Richtung Königsklasse gemacht – nun ging es darum, den Sieg gegen den ärgsten Widersacher zu veredeln und die Pflichtaufgabe auf Mallorca zu lösen.

Riquelme schießt aus 22 Metern – 0:1

Die Partie war noch keine fünf Minuten, als der Ball im Tor der Gastgeber lag: Riquelme hatte sich ein Herz gefasst und aus 22 Metern flach abgezogen – 0:1, Atletico war auf Kurs (5.). Der Treffer sollte allerdings eine von ganz wenigen Strafraumszenen sein, die die 90 Minuten zu bieten hatten.

Im späteren Verlauf scheiterte Hermoso am Außenpfosten (30.), bevor Llorente eine weitere Großchance für Atletico vergab (55.) – mehr brachten die Colchoneros allerdings nicht zustande. Mallorca war zwar bemüht, doch mit Ausnahme eines Flachschusses von Darder (57.) blieben die Gastgeber harmlos. Der eingewechselte Larin brachte zwar noch etwas Schwung im zweiten Durchgang – erfolgreich war aber auch er nicht (78., 89.).

So blieb es letztendlich beim 1:0 für Atletico, mit dem Simeones Team den Sechs-Punkte-Vorsprung auf Bilbao hielt. Bei nur noch vier ausstehenden Spielen ist das Ticket für die Königsklasse also zum Greifen nah.