Wieder in zwei Sätzen: Struff steht im Achtelfinale von Madrid

Jan-Lennard Struff hat beim ATP-Masters in Madrid sein Drittrundenmatch gegen Ugo Humbert gewonnen und steht im Achtelfinale. Dort könnte es nun zur Revanche gegen Carlos Alcaraz kommen.

Auch gegen Ugo Humbert ohne Satzverlust: Jan-Lennard Struff.

Auch gegen Ugo Humbert ohne Satzverlust: Jan-Lennard Struff.

IMAGO/Paul Zimmer

Jan-Lennard Struff hat seinen Lauf auf der ATP-Tour fortgesetzt: Im Duell mit dem Franzosen Ugo Humbert setzte sich der 34-Jährige mit 7:5, 6:4 durch und blieb damit zum sechsten Mal in Folge ohne Satzverlust. Nun steht Struff, der vergangene Woche in München seinen ersten ATP-Titel gewinnen konnte, im Achtelfinale des Sandplatz-Masters in Madrid.

Mit viel Selbstvertrauen ging Struff das Drittrundenspiel gegen Humbert, Nummer 14 der Welt, an und zog in den entscheidenden Momenten immer wieder das Tempo an. Ein spätes Break im ersten Satz sowie eines zu Beginn des zweiten Durchgangs zogen die Partie auf die Seite des Warsteiners. Bei eigenem Aufschlag ließ er dagegen nicht einmal einen Breakball zu. Nach 1:37 Stunden nutzte er schließlich seinen zweiten Matchball zum Erfolg

Revanche gegen Alcaraz?

Im Achtelfinale könnte es nun zum Duell mit Carlos Alcaraz kommen, sollte dieser sein Match gegen den Brasilianer Thiago Seyboth Wild gewinnen. Mit dem Spanier hat Struff noch eine Rechnung offen, hatte er im Vorjahr doch das Finale in Madrid gegen Alcaraz verloren.

Später am Sonntag sind in der “Caja Magica” auch noch Struffs Davis-Cup-Kollegen Alexander Zverev und Daniel Altmaier am Start. Am Nachmittag schlägt Altmaier gegen den Top-Ten-Spieler Hubert Hurkacz auf, am Abend ist Zverev dann gegen den Kanadier Denis Shapovalov gefordert.

Fluchen, beleidigen, Stinkefinger zeigen: Das kann teuer werden!

Im Straßenverkehr kochen die Emotionen oft hoch – und machen sich dann in üblen Beleidigungen Luft. Doch wer sich nicht im Griff hat, riskiert strenge Bestrafung.

Diskutieren ja, beleidigen nein: In besonders schweren Fällen droht sogar eine Freiheitsstrafe.

Diskutieren ja, beleidigen nein: In besonders schweren Fällen droht sogar eine Freiheitsstrafe.

ampnet/ADAC

Siegfried Brockmann war “entsetzt”. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV), der er als Chef vorsteht, hatte wissen wollen, wie es um die Aggressivität im Straßenverkehr bestellt ist und eine große Befragungsstudie durchgeführt. Das Ergebnis, vorgestellt im vergangenen November: Immer rücksichtsloser geht man miteinander um, drängelt, räumt die Überholspur mit der Lichthupe frei, überholt rechts oder erzwingt die Vorfahrt.

Rund die Hälfte der befragten Studienteilnehmer gab an, dass sie sich zumindest gelegentlich gleich abreagieren müsse, wenn sie sich geärgert habe – 2016 hatte der Wert noch halb so hoch gelegen. Dem Unmut wird gern auch mithilfe von Beleidigungen, Beschimpfungen oder abfälligen Gesten Luft gemacht. Aus der Anonymität und dem Schutzraum eines Auto-Cockpits heraus fällt das besonders leicht, man kennt sich nicht persönlich und macht sich im Zweifel schnell von dannen.

Kaum einer schimpft nie

Auch das auf Dashcam-Technologie spezialisierte Unternehmen Nextbase und das Meinungsforschungsinstitut YouGov haben sich unlängst unter Autofahrern umgehört. Lediglich eine Minderheit von 16 Prozent der befragten Männer erklärte dabei, niemals während der Fahrt Schimpfwörter zu benutzen, bei den Frauen waren es nur unwesentlich weniger, nämlich 14 Prozent. Vor allem Jüngere leisten sich Entgleisungen: Gerade einmal fünf Prozent der 18- bis 24-Jährigen gab zu Protokoll, das Fluchen bleiben zu lassen, während die offensichtlich gelassenere Altersgruppe der mindestens 55-Jährigen zu 17 Prozent ohne Verbalinjurien auskommt.

Der “Idiot” liegt vorne

Die unrühmliche Hitliste der beliebtesten Ausdrücke wird von “Idiot” angeführt, gefolgt von “A…ch”, Penner, Blödmann und Depp. An kreativen Wortneuschöpfungen hielten die Interviewer beispielsweise Blindflansch, Bananenhirn, Beilagenaufesser oder Unappetitliches wie Kloreinigerpimmelknecht fest.

Kein Kavaliersdelikt

Manches davon mag lustig klingen. Doch “Beleidigungen im Straßenverkehr sind kein Kavaliersdelikt”, wie der ADAC warnt. In Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung steht ausdrücklich geschrieben, dass die Teilnahme am Straßenverkehr “gegenseitige Rücksichtnahme” erfordert, Beschimpfungen gehen damit nicht konform – egal übrigens, ob sie von Autofahrern, Radlern oder Fußgängern kommen. Sabine Brandl, Juristin bei der Ergo-Versicherung, zitiert darüber hinaus das Strafgesetzbuch: “Beleidigungen sowie abwertende Gesten sind laut Paragraf 185 StGB Straftaten und können eine Geld- und im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe nach sich ziehen”. Unter Umständen stehen auch ein zeitweiliges Fahrverbot oder sogar ein Führerscheinentzug im Raum, bei grob verkehrswidrigem Verhalten kann zur Wiedererlangung eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet werden. Denkbar ist auch, dass der Täter beziehungsweise die Täterin Schmerzensgeld zahlen muss. Flensburg-Punkte drohen seit der Neuregelung des Punktesystems indes nicht mehr.

Einen exakten Strafenkatalog, der sich wie bei Tempoverstößen oder Alkoholfahrten an bestimmten Grenzwerten festmacht, gibt es für Kränkungen in Wort- oder Gestenform nicht. “Gerichte entscheiden hier im Einzelfall”, sagt Sabine Brandl, berücksichtigt würden Faktoren wie die Situation, die Schwere der Beleidigung und mitunter auch der Tonfall. Was zu entrichten ist, wird in Tagessätzen berechnet. Ein Tagessatz entspricht einem Dreißigstel des monatlichen Nettoeinkommens.

4000 Euro für den Stinkefinger

Einen Anhaltspunkt, was wie viel kosten kann, liefern Gerichtsurteile. Das Herausstrecken der Zunge wurde demnach mit 150 Euro geahndet, ein unflätiges “du blödes Schwein” mit 475 Euro, das Duzen eines Polizisten mit 600 Euro, “Idiot” mit 1500 Euro, die Scheibenwischer-Geste mit 1000 Euro und der Stinkefinger mit 4000 Euro. Auch das vermeintlich schlaue Verpacken einer Beleidigung in den Konjunktiv beziehungsweise eine Androhung bleibt nicht folgenlos: “Am liebsten würde ich jetzt A…ch zu dir sagen” hatte ein Bußgeld von 1600 Euro zur Konsequenz. Straffrei blieben laut ADAC schon einmal “Das ist doch Korinthenkackerei” zu einem Parkwächter, “Wegelager” zu einem Polizisten oder “Parkplatzschwein” gegenüber einem Falschparker. Als Freibrief, selbst zu einer solchen Entgleisung ansetzen zu dürfen, sollte man das freilich nicht verstehen.

Filmen oder fotografieren? Besser nicht

Gefallen lassen muss man sich Beschimpfungen und böse Gesten grundsätzlich nicht. Allerdings ist es nicht ganz einfach, einen Nachweis für die Beleidigung zu erbringen. Zunächst einmal muss innerhalb von drei Monaten Strafantrag bei der Polizei gestellt werden, eine einfache Anzeige reicht nicht aus. Dann ist es erforderlich, dass der Täter/die Täterin zweifelsfrei identifiziert werden kann. Das Kennzeichen ist keine Hilfe, denn die beleidigende Person war womöglich jemand anderes als der Fahrzeughalter. Gut ist es, wenn man eine möglichst exakte Personenbeschreibung liefern und am besten auch Zeugen benennen kann. Geradezu ideal erscheint das Beibringen von Foto- oder Videomaterial. Doch das geht unter Umständen nach hinten los. “Je nach Situation kann dies ein eigener Verstoß gegen fremde Rechte sein”, warnt Juristin Sabine Brandl. Schlussendlich ist es dann der oder die Beleidigte selbst, die sich einem Bußgeldverfahren ausgesetzt sieht.

Ulla Ellmer

Kenianer Koech siegt erneut beim Hamburg-Marathon

Bei der 38. Auflage des Hamburg-Marathons ist ein großes Elite-Feld am Start. Bei nahezu idealen Bedingungen legen die Topläufer ein hohes Tempo vor, für einen Streckenrekord aber reicht es nicht.

Unzählige Zuschauer säumen die Laufstrecke an den Landungsbrücken im Hafen.

Unzählige Zuschauer säumen die Laufstrecke an den Landungsbrücken im Hafen.

picture alliance/dpa

Vorjahressieger Bernard Koech hat erneut beim Marathon in Hamburg triumphiert. Am Sonntag siegte der Kenianer in der inoffiziellen Zeit von 2:04:24 Stunden, verpasste seine Streckenrekordzeit aus dem vergangenen Jahr von 2:04:09 allerdings. Zweiter wurde Haymanot Alew aus Äthiopien in 2:05:30 Stunden. Bester Deutscher wurde Sebastian Hendel von der LG Braunschweig, der in persönlicher Bestzeit von 2:08:50 Stunden als Zehnter das Ziel an den Messehallen in der Hansestadt erreichte.

Die Spitzengruppe um Koech hatte auf den ersten zehn Kilometern ein hohes Tempo hingelegt und steuerte auf eine Endzeit von knapp unter 2:03 Stunden zu. Bis zur Halbmarathon-Marke wurde das Rennen zwar etwas langsamer und lag etwas oberhalb des Streckenrekords, doch der Vorjahressieger ergriff bei der 30-Kilometer-Marke schließlich die Initiative, erhöhte das Tempo wieder und setzte sich kontinuierlich von einer kleinen Verfolgergruppe ab. Auf den letzten Kilometern musste der 36-Jährige dem Alleingang jedoch Tribut zollen.

Steinrucks bitteres Aus

Bei den Frauen setzte sich Debütantin Irine Cheptai aus Kenia im Spurt gegen ihre Landsfrau Winfridah Moseti durch und siegte in 2:18:21 Stunden. Ein unglückliches Ende erlebte Katharina Steinruck. Die deutsche Spitzenläuferin aus Frankfurt war kurz vor der Halbmarathon-Marke an einer Wasserstelle gegen einen Tisch gelaufen, anschließend gestürzt und gab das Rennen verletzt auf. Beste deutsche Läuferin war Rabea Schöneborn als 13. in 2:35:07 Stunden.

Die Lilien und Heidenheim: Zwei Aufsteiger, ein Klassenunterschied

Vergangene Saison schafften Heidenheim und Darmstadt mit je 67 Zählern den Bundesliga-Aufstieg. Im Oberhaus kann von Augenhöhe freilich keine Rede mehr sein. Vorm direkten Duell am Sonntagabend sprechen diverse Statistiken eine überaus deutliche Sprache.

Eren Dinkci ist mit Heidenheim gegen Tim Skarke und Darmstadt obenauf.

Eren Dinkci ist mit Heidenheim gegen Tim Skarke und Darmstadt obenauf.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Zwei Aufsteiger, zwei Welten. Während der 1. FC Heidenheim an diesem Sonntag auch rechnerisch den Klassenerhalt perfekt machen kann, droht Darmstadt die unwiderrufliche Rückkehr in die 2. Liga. Sollte sich das ausgerechnet im direkten Aufeinandertreffen am Sonntagabend entscheiden, könnte die Symbolik treffender kaum sein. Schließlich markiert das Abschneiden der beiden nominellen Underdogs in der Beletage über die gesamte Saison betrachtet tatsächlich einen Klassenunterschied.

Saison 2023/24

Direkt augenfällig wird das beim Blick auf die letztlich alles entscheidende Statistik: Mit 34 Zählern nach 30 Spieltagen hat der FCH exakt doppelt so viele geholt wie die Lilien. Bei der Ursachenforschung landen in Darmstadt Beobachter wie Beteiligte schnell bei mangelnder Bundesliga-Erfahrung. Nicht zu Unrecht angesichts von lediglich 840 Erstliga-Partien, die der 98-Kader auf sich vereint. Allerdings: Heidenheims Aufgebot kommt als einziger Konkurrent auf noch weniger Bundesliga-Einsätze, nämlich 569 – alle weiteren Konkurrenten auf mindestens 1583.

Laufleistung und Luftzweikämpfe – Lieberknechts Team fällt deutlich ab

Deutlich aussagekräftiger über den Leistungsunterschied zwischen den beiden Aufsteigern dürften also andere Zahlen sein. Bei der Gesamtlaufleistung etwa ergibt sich eine immense Diskrepanz: Mit durchschnittlich 120,5 Kilometern ist das Team von Frank Schmidt Liga-Zweiter hinter Union Berlin (121). Mit 115,5 Kilometern rangieren die Profis von Torsten Lieberknecht unterdessen auf dem vorletzten Platz, knapp unterboten lediglich vom FC Bayern.

Podcast

“Fortuna für Alle”: Zur Nachahmung empfohlen?

Außerdem: BVB-Reporter Patrick Kleinmann rechnet vor, warum Rang fünf höchstwahrscheinlich zur Champions-League-Qualifikation reicht, Kevin de Bruyne sorgt für eine Premiere und beim NFL-Draft gibt’s eine dicke Überraschung.

15:53 Minuten

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Letzteres belegt zwar, dass Laufleistung längst nicht immer der Maßstab für Qualität sein muss – doch die Lilien waren eben auch weit davon entfernt, fehlende individuelle Klasse durch athletische Fähigkeiten zu kompensieren. Eher trifft sogar das Gegenteil zu. Mit einer Erfolgsquote in Luftzweikämpfen von lediglich 47,4 Prozent liegt Darmstadt ligaweit auf Rang 16. Heidenheim (52,9 Prozent) ist in dieser Kategorie ebenfalls Champions League reif (Platz 3).

Seit der Pleite im Hinspiel ist Darmstadt ununterbrochen Schlusslicht

Das i-Tüpfelchen: Seit der 2:3-Niederlage beim FCH im Hinspiel steht Darmstadt ununterbrochen auf dem letzten Tabellenplatz. Das Rückspiel sehen die Gastgeber nun explizit als “Revanche”, wie Rechtsverteidiger Matthias Bader formuliert – und ganz generell als ein echtes Prestigeduell. Den Mitaufsteiger zu schlagen, der den Lilien 2023 am letzten Zweitliga-Spieltag die Meisterschaft entriss und für seine Bundesliga-Premierensaison jetzt von ganz Fußball-Deutschland gefeiert wird, wäre für Darmstadt ganz gewiss eine besondere Genugtuung.

Wobei eine Statistik die Lilien sogar als Favorit ausweist: Insgesamt 19-mal trafen die Fußballlehrer Lieberknecht und Schmidt, einst gemeinsam für DFB-Juniorennationalmannschaften am Ball, bislang als Trainer aufeinander. Mit neun Siegen (bei vier Remis und sechs Niederlagen) hat Lilien-Coach Lieberknecht nach wie vor deutlich die Nase vorn.

Thiemo Müller, Ullrich Schindler

Butschers Weckruf für zwei “Kanten”

80 Minuten lang zündete Bochum ein wahres Offensiv-Feuerwerk beim 3:2 gegen Hoffenheim. Zum wichtigen Sieg im Abstiegskampf trug auch ein Sturm-Duo eine Menge bei.

Zwei

Zwei “Kanten” im Mittelpunkt: Philipp Hofmann (li.) und Moritz Broschinski (2. v. li.).

IMAGO/Sven Simon

Schon in den ersten Minuten machte der VfL an der Castroper Straße deutlich, wer Herr im Hause ist. Schon in der Anfangsphase hätten die Gastgeber deutlich führen müssen, so druckvoll begann die Mannschaft von Heiko Butscher.

Bundesliga, 31. Spieltag

Vor allem Philipp Hofmann trug viel zum Angriffs-Spektakel bei, der Mittelstürmer, der nach monatelanger Durststrecke wieder zu alter Form gefunden hat. Ziemlich durchtrainiert kommt der Ex-Karlsruher mittlerweile daher, viel beweglicher und unternehmungslustig. Hofmann hatte Pech, als er nach einer schnellen Drehung mit links sofort abzog, Oliver Baumann den Ball aber noch an die Latte lenken konnte.

Ein Tor also erzielte Hofmann gegen Hoffenheim nicht, war aber sehr intensiv ins Spiel eingebunden, behauptete sich immer wieder im Luft-Zweikampf, legte Bälle ab, schuftete und ackerte wie in besten Zeiten.

Broschinski glänzt mit flexiblem Spiel

Wieder mal setzte Butscher auf zwei “Kanten” ganz vorne: Hofmann, 1, 95 Meter groß, Moritz Broschinski, 1,90 Meter. Beide nicht unbedingt als Stoßstümer im Einsatz, weil man die Rolle von Moritz Broschinski etwas anders interpretieren muss. Der frühere Dortmunder spielte grundsätzlich nicht in vorderster Reihe, rückte auch mal raus auf den rechten Flügel, attackierte aber ebenso wie Hofmann das Hoffenheimer Aufbauspiel, machte die Meter und war in seiner Rolle ebenfalls äußerst wichtig für den Erfolg der Gastgeber.

Überdies war Broschinski an zwei Treffern des VfL beteiligt. Zunächst fand er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit seiner Flanke den aufgerückten Felix Passlack, der zum 2:0 traf. In der zweiten Halbzeit schoss Broschinski dann aus spitzem Winkel, Baumann parierte, aber Kevin Stöger staubte ab zum 3:0.

Butscher erntet nur die Früchte

“Das war Fußball mit allem, was den VfL ausmacht”, jubelte Butscher hinterher. “Wir wollten mit Lockerheit rangehen, aber natürlich auch mit genügend Schärfe und Wucht. Insgesamt war es ein verdammt gutes Heimspiel”, lobte der Ex-Profi nach seinem ersten Dreier.

Butschers Weckruf also für zwei Stürmer, mit dieser Marschroute fuhr der Bochumer Coach glänzend. Broschinski und Hofmann gemeinsam in vorderer Reihe, das ist allerdings noch eine Idee aus Zeiten von Thomas Letsch, der zum Beispiel beim 1:2 in Köln auf diese Formation setzte, letztlich aber mit den Gegentoren in den letzten Minuten eine Bruchlandung in der Domstadt erlebte und anschließend gehen musste.

Unter Letsch aber fand zum Beispiel Hofmann in die Spur, und auch Broschinski hatte der Ex-Trainer immer wieder gefördert. Butscher erntet nun die Früchte dieser Arbeit, auch er setzt auf die beiden athletischen Angreifer und wird dies womöglich auch am kommenden Sonntag  (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) an der Alten Försterei tun.

Denkpause für Danilo Soares

Dann wird Kapitän Anthony Losilla wegen der zehnten Gelben Karte fehlen, aber der gegen Hoffenheim gelb-gesperrte Patrick Osterhage wird wieder ins Mittelfeld rücken.

Beim Kellerduell am kommenden Sonntag wird Danilo Soares vermutlich keine Rolle spielen, denn der Brasilianer ist seit Wochen und Monaten beim VfL völlig außen vor. Gegen Hoffenheim zählte er nicht mal zum Kader, weil er sich, wie Sportdirektor Marc Lettau erklärte, nicht wie gewünscht und erforderlich in den Dienst der Mannschaft und der gemeinsamen Sache gestellt hatte.

Lettau und Butscher verordneten dem Spieler also eine Denkpause; am Montag soll darüber entschieden werden, wie es mit Soares in Bochum weitergeht. Sein Vertrag läuft ohnehin aus, am Ende der Saison werden sich die Wege trennen.

Oliver Bitter

Erste Entwarnung, aber Xabi Alonso bangt noch um Tah

In der Pause des Stuttgart-Spiels war für Jonathan Tah Schluss. Leverkusens Innenverteidiger musste angeschlagen passen. Trotz einer ersten Entwarnung wollte Trainer Xabi Alonso vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Europa League in Rom das letzte Fragezeichen hinter dem Abwehrchef nicht streichen.

Abwehrchef der Leverkusener: Jonathan Tah.

Abwehrchef der Leverkusener: Jonathan Tah.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Als Jonathan Tah zur Halbzeit der Partie zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem VfB Stuttgart (2:2) in der Kabine blieb, vermuteten viele Beobachter einfach eine Schonungsmaßnahme für den Leverkusener Abwehrchef. Schließlich ist der deutsche Nationalverteidiger ein Dauerbrenner beim Werksklub. Den 28-Jährigen vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Europa League bei der AS Rom nicht 90 Minuten spielen zu lassen, wäre also naheliegend gewesen.

Doch kurz nach Wiederanpfiff kommunizierte der Klub, Tah habe einen Schlag abbekommen. Was natürlich die Frage aufwarf: Wie schlimm hat es den Innenverteidiger erwischt? Und kann er am Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) im Olimpico zu Rom auflaufen?

Alonso: “Wir wollten kein Risiko eingehen”

Nach dem Spiel gab es in den Katakomben schnell eine erste Entwarnung. Tah habe Rückenprobleme, aber der Einsatz des Abwehrspielers in Rom sei nicht gefährdet, lautete das erste Bulletin. Doch später in der Pressekonferenz wollte Trainer Xabi Alonso das Fragezeichen hinter Tahs Einsatzbereitschaft noch nicht komplett streichen.

“Der erste Test war nicht so schlecht. Wir bleiben optimistisch”, erklärte der spanische Baske, “er hat einen Schlag abbekommen. Wir wollten kein Risiko eingehen und haben uns entschieden zu wechseln, aber wir hoffen, dass er am Donnerstag in Rom dabei ist.”

Tah sticht aus der Leverkusener Mannschaft heraus

Was aufgrund Tahs Bedeutung für die Mannschaft von großer Bedeutung wäre. So gilt der Hüne neben Topstar Florian Wirtz, Mittelfeld-Boss Granit Xhaka und die eierlegende Wollmilchsau, Linksverteidiger Alejandro Grimaldo, als einer von vier Profis, an deren Fehlen abzulesen ist, dass Bayer definitiv nicht in Bestbesetzung aufläuft.

Tah, der auch gegen den VfB wieder extrem aufmerksam und konsequent verteidigte sowie eine gute Spieleröffnung zeigte, ist sowohl aufgrund seiner individuellen Klasse als auch aufgrund seiner kommunikativen Stärke als Organisator in der Abwehrkette schwer zu ersetzen. Kein Wunder also, das sein Trainer dringend auf seinen Einsatz in Rom hofft.

Stephan von Nocks

Frankfurt nach dem FCB-Spiel: Unsichtbarer “Spirit”, erstaunliche Harmonie

Die Aussichten von Eintracht Frankfurt haben sich durch das 1:2 beim FC Bayern nicht verschlechtert. Dass die Konkurrenz im Rennen um Platz 6 patzte, sollte aber nicht zum Schönfärben des eigenen Auftritts verleiten.

Sah einen ordentlichen Auftritt seines Teams: Dino Toppmöller.

Sah einen ordentlichen Auftritt seines Teams: Dino Toppmöller.

picture alliance/dpa

Stillstand ist Rückschritt? Aus Sicht der Beteiligten bei Eintracht Frankfurt gilt das an diesem Wochenende nicht. Im Kampf um Platz 6 hat sich trotz des 1:2 beim FC Bayern “die Situation faktisch verbessert”, wie Trainer Dino Toppmöller festhält. Da nach Hoffenheim in Bochum (2:3) am Samstag überraschend auch der FC Augsburg gegen Bremen (0:3) und Freiburg gegen Wolfsburg (1:2) unterlagen, blieb mit Blick auf Frankfurts Verfolger “der Abstand der gleiche, aber es ist ein Spiel weniger geworden”, so Toppmöller. “Darüber freuen wir uns natürlich.”

Wobei wohlgemerkt “viel wichtiger” sei, “dass wir uns unserem Spiel viele positive Dinge mitnehmen können”. Konkret mit Blick aufs bevorstehende Heimduell mit dem Deutschen Meister: “Mit diesem Spirit wollen wir auch gegen Leverkusen reingehen, um einen großen Schritt zu machen für unser großes Ziel.”

In der zweiten Halbzeit waren wir vielleicht zu passiv, nicht zielstrebig genug.

Dino Toppmöller

Der Haken daran: Der von Toppmöller beschworene “Spirit” blieb zumindest für Außenstehende beim Auftritt in der Allianz-Arena weitgehend unsichtbar. “In der zweiten Halbzeit waren wir vielleicht ein bisschen zu passiv, nicht zielstrebig genug”, räumt sogar Sportvorstand Markus Krösche ein. Provokant formuliert machte die Eintracht da eher den Eindruck, als wolle sie lieber eine achtbare Niederlage verwalten, als mit aller Macht etwas mitzunehmen beim Favoriten, der in Gedanken jedoch teilweise schon beim anstehenden Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid am Dienstag war. Letzteres ließ Bayern-Trainer Thomas Tuchel jedenfalls unverblümt durchblicken.

Pachos fahrlässiger Querpass, Kochs dilettantisches Foul im Strafraum

Für dessen Kollegen Toppmöller fühlte es sich indes ganz anders an: “Die Bayern waren total scharf, total ballsicher. Ich glaube, dass unsere Jungs es schon versucht haben. Aber Bayern hat uns wenig angeboten. Man muss akzeptieren, dass der Gegner einen Tick zu gut für uns war. Wenn die Bayern an ihr Leistungslimit kommen, wird es für viele sehr, sehr schwer.”

Allein: Wer die beiden Gegentreffer betrachtet, kann auch zu dem Schluss kommen, dass Toppmöllers Profis den Gegner zum Toreschießen eingeladen haben. Vorm 0:1 durch Willian Pachos fahrlässigen Querpass, der Mario Götze auf dem falschen Fuß erwischte. Vorm 1:2 durch ein haarsträubendes Foul von Robin Koch, der Gegenspieler Thomas Müller in Erwartung einer Flanke mit dem Arm im Gesicht traf. Mag sein, dass es sich dabei nicht um Absicht gehandelt hat – dann aber in jedem Fall um dilettantisches Zweikampfverhalten des Nationalverteidigers.

Der Anlass für Krösches Schiri-Kritik ist mehr als fragwürdig

Statt auf den Fauxpas des EM-Kandidaten versuchte Krösche wiederum den Fokus auf eine angebliche Benachteiligung der Eintracht durch die Schiedsrichter zu lenken: “In der ganzen Saison werden alle 50:50-Entscheidungen gegen uns getroffen. Das geht halt nicht. Vielleicht war das ein Elfmeter – aber dann müssen wir auch gleichberechtigt werden.” Mehr als fragwürdig ist dabei mindestens der Anlass für Krösches Kritik. War doch der Strafstoß am Samstag eben keine 50:50-Entscheidung, sondern glasklar. Ebenso wie letztlich das Bemühen Krösches und Toppmöllers, den Auftritt ihres Teams unter bestimmten Aspekten schönzufärben.

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“Fortuna für Alle”: Zur Nachahmung empfohlen?

Außerdem: BVB-Reporter Patrick Kleinmann rechnet vor, warum Rang fünf höchstwahrscheinlich zur Champions-League-Qualifikation reicht, Kevin de Bruyne sorgt für eine Premiere und beim NFL-Draft gibt’s eine dicke Überraschung.

15:53 Minuten

alle Folgen

Harmonie statt Reibung lautet das erstaunliche Motto für den Endspurt – also zumindest in der öffentlichen Aufarbeitung. Wobei Krösche zwar von einem “ordentlichen Auswärtsspiel” spricht, aber immerhin diesen Unterschied zu Toppmöller markiert: “Die anderen Ergebnisse sind nicht relevant. Wir müssen nach uns schauen. Deshalb ist es extrem ärgerlich, dass wir keinen Punkt mitgenommen haben.” Zumindest dieses Gefühl sollten bei der Eintracht intern alle teilen.

Thiemo Müller