Hofmann und ein wenig Balsam für die Seele

Lange, sehr lange musste Philipp Hofmann auf sein neuntes Bundesligator warten. Freude wollte beim Angreifer des VfL Bochum nach dem 2:5 in Gladbach zwar nicht aufkommen, doch der Knoten ist jetzt endlich geplatzt.

Philipp Hofmann spielt seit Juli 2022 für den VfL Bochum.

Philipp Hofmann spielt seit Juli 2022 für den VfL Bochum.

IMAGO/Revierfoto

Stürmer kennen das, die leidige Minutenzählerei, wenn sie schon länger nicht mehr ins Schwarze getroffen haben. Irgendwann war bei Philipp Hofmann sogar die Marke von 1000 Einsatzminuten ohne eigenen Treffer überschritten, aber alles vorbei seit Samstag, der Zähler kann wieder zurückgestellt werden. Mit seinem Tor in der 75. Spielminute zum zwischenzeitlichen 1:3 beendete er, mit einem Linksschuss, die quälend lange, insgesamt 1383 Einsatzminuten andauernde Flaute. Der Angreifer hatte zuletzt am 27. Spieltag der vergangenen Saison gegen den VfB Stuttgart (2:3) getroffen, es war am 9. April 2023. “Es tut sehr gut nach der langen Zeit”, sagte Hofmann nach der Partie.

Spielbericht

Das Ende dieser Leidenszeit bedeutet zumindest ein wenig Balsam für die Stürmerseele. Womöglich stärkt das Tor nicht nur Hofmanns Selbstvertrauen, sondern verhilft ihm auch zu neuem Schub für die restlichen Saisonwochen. Seit dem 14. Spieltag (1:3 bei der TSG Hoffenheim) steht der 30-Jährige nicht mehr in der Bochumer Startelf. Jeder Treffer bringt ihn wieder näher an die Anfangsformation heran.

“So eine Übermacht war Gladbach nicht”

Direkt nach dem Abpfiff stand für Hofmann allerdings nicht sein Tor, sondern die klare Niederlage im Vordergrund. “Mit Ball war es ordentlich, gegen Ende wurden wir dann auch noch mal gefährlich. Aber klar, hinten haben wir zu viel zugelassen und es Gladbach zu einfach gemacht. Das Ergebnis ist etwas zu hoch ausgefallen. So eine Übermacht war Gladbach nicht”, fasste Hofmann seine Eindrücke zusammen.

Und er zeigte sich überzeugt, dass sich die Mannschaft von diesem Rückschlag nicht aus der Bahn werfen lasse – zumal im Heimspiel gegen RB Leipzig am nächsten Samstag auch der in Mönchengladbach gelbgesperrte Kapitän Anthony Losilla wieder mithelfen könne. Hofmann: “Wir hatten vorher einen guten Lauf. Dieses Spiel wird uns nicht zurückwerfen. Es haben bei uns ein paar Mann gefehlt, darunter Toto Losilla, der sehr wichtig ist für unser Spiel. Wir müssen das jetzt schnell abhaken, dann geht’s weiter.” 

Jan Lustig

Fünf Tore gegen Bochum: Gladbach feiert Befreiungsschlag im Keller

Borussia Mönchengladbach kann doch noch gewinnen. Gegen den VfL Bochum gelang der Fohlenelf mit einem 5:2 nicht nur der erste Sieg nach fünf erfolgslosen Versuchen am Stück, sondern auch ein wichtiger Befreiungsschlag im Keller.

Julian Weigl (#8) feiert seinen Treffer zum 2:0.

Julian Weigl (#8) feiert seinen Treffer zum 2:0.

IMAGO/Team 2

Der VfL Bochum war nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Bayern mit ordentlich Selbstvertrauen nach Gladbach gereist, kam dort aber mit etwas Verspätung an, weshalb die Partie auf 15.40 Uhr verschoben wurde. Als das Spiel dann lief, jubelten die Gäste schnell, aber nur kurz. Bernardo war vor seinem vermeintlichen 1:0 der Ball an die Hand gesprungen (4.), der VAR kassierte den Treffer ein.

Bochums Führung zählt nicht

Gladbach, das seit fünf Spielen (0/2/3) auf einen Sieg wartete, startete trotz der Negativ-Serie engagiert. Nach der 0:2-Pleite in Leipzig ersetzten Lainer (Startelf-Comeback) und Friedrich die gelb-gesperrten Itakura und Elvedi, außerdem begannen Neuhaus und Ngoumou anstelle von Reitz (Bank) und Netz (krank). Jordan ließ per Kopf nur kurz nach dem VAR-Einsatz die Latte zittern (6.).

Weil auch die Gäste, bei denen im Vergleich zum Coup gegen die Bayern Bero, Gamboa und Kwarteng für Losilla (5. Gelbe Karte), Oermann (muskuläre Probleme) und Antwi-Adjei (weggerutscht im Abschlusstraining) aufliefen, immer wieder den Weg nach vorne suchten, entwickelte sich eine abwechslungsreiche Anfangsphase, in der allerdings die ganz großen Torchancen ausblieben.

Nicolas’ Fehler bleibt folgenlos – Gladbacher Flippertor

Erst ein unsauberes Zuspiel von Nicolas sorgte wieder für Gefahr. Broschinski bestrafte es zum Glück für den Gladbacher Keeper nicht (23.). Dann verloren die Gäste allerdings etwas den Faden – auch weil die Borussia nach eine Ecke per Flipper-Tor in Führung ging. Wöber verlängerte Hacks Hereingabe am ersten Pfosten, in der Mitte sprang die Kugel von Ngoumous Schulter in Richtung Tor, Gamboas verunglückte Rettungstat kratzte Riemann erst hinter der Linie aus dem Tor (28.).

Als kurz darauf der Ball erneut durch den Strafraum flipperte und der kniende Ordets den nachsetzenden Koné unten am Fuß traf, gab es Elfmeter für Gladbach. Weigl verwandelte sicher links oben (35.). In der Folge war Bochum defensiv ungeordnet, Riemann rief seine Vorderleute vermehrt zur Ordnung, die Borussia konnte es aber nicht erneut ausnutzen. Nach vorne ging es für die Gäste erst wieder in Minute 39, Asanos Kopfball ging freistehend nur neben das Tor.

Neuhaus-Treffer wird einkassiert

Kurz vor Ende des ersten Durchgangs jubelte dann auch die Fohlenelf nur kurz. Jordan hatte als Wandspieler beim Doppelpass mit Neuhaus Gegenspieler Ordets am Trikot gehalten, deshalb kam der Bochumer nicht in den Zweikampf mit Neuhaus – der VAR schritt ein, der Treffer zählte nicht (44.). So ging es mit dem 2:0 und aufgrund einer hektischen Schlussphase mit vielen Gelben Karten in die Pause. Unter anderem sahen die Bochumer Masovic und Riemann ihre fünfte Verwarnung.

Bundesliga, 23. spieltag

In den zweiten Durchgang startete Bochum mit viel Elan und dem Willen, die Wende herbeizuführen. Wöber blockte gerade noch einen Schuss von Kwarteng (56.), viel mehr brachten die Gäste allerdings nicht aufs Gladbacher Tor. Die Borussia schaltete wieder einen Gang nach oben, Jordan ließ nach schöner Neuhaus-Vorarbeit den nächsten Treffer fast schon leichtfertig liegen (56.).

Torreiche Schlussphase

Die Gäste aus dem Pott hatten zwar weiter kleinere Möglichkeiten, Kwarteng (57.) und Schlotterbeck (71.) verfehlten den Kasten allerdings. Zielstrebiger waren die Hausherren, die in der Offensive immer wieder zu viel Platz hatten, diesen aber erst in Minute 72 nutzten. Der eingewechselte Reitz köpfte eine Flanke des auffälligen Ngoumou aus kurzer Distanz zum 3:0 über die Linie – der Auftakt für eine wilde Schlussphase mit insgesamt vier Toren.

Es roch stark nach Entscheidung im Borussia-Park, doch der ebenfalls eingewechselte Hofmann verkürzte nur drei Minuten später (75.). Weil aber Bochum defensiv wenig später zu offen stand, stellte Jordan per Kopf den Drei-Tore-Abstand prompt wieder her (78.). Unglücklich, dass Riemann erst parierte, dann die Kugel aber selbst ins Tor lenkte.

Bochums Comeback bleibt aus

Schlotterbeck brachte zwar zwei Minuten vor dem Ende die Gäste noch einmal heran (88.), zudem war eine verunglückte Scally-Klärung auf der Gladbacher Latte gelandet (87.). Für ein Comeback reichte es aber nicht mehr, weil Honorat in der sechsten Minute der Nachspielzeit den 5:2-Endstand herstellte.

Während Bochum nach dem Sieg gegen die Bayern wieder einen Rückschlag hinnehmen musste, feierte Gladbach endlich wieder einen Sieg und schiebt sich in der Tabelle am Gegner vorbei.

Die Borussia spielt nächsten Samstag in Mainz (15.30 Uhr). Zur selben Zeit empfängt der VfL Pokalsieger Leipzig an der Castroper Straße – ohne die gesperrten Masovic und Riemann.