Rassistische Kommentare gegen Ansah: Verband prüft Strafanzeige

Owen Ansah knackt als erster deutscher Sprinter die 10-Sekunden-Marke. Der Leichtathlet wird für den “historischen Moment” gefeiert. Es gibt aber auch rassistische Kommentare. Der Verband reagiert.

Auf der Laufbahn erfolgreich, im Netz wegen seiner Hautfarbe angefeindet:

Auf der Laufbahn erfolgreich, im Netz wegen seiner Hautfarbe angefeindet:

IMAGO/Chai v.d. Laage

Nach rassistischen Kommentaren gegen den deutschen Rekordhalter über 100 Meter, Owen Ansah, prüft der Deutsche Leichtathletik-Verband juristische Schritte. “Wir als DLV haben da schon eine klare Haltung. Der DLV steht für Leichtathletik, steht für Vielfalt. Die Nationalmannschaft ist ein ganz klares Abbild unserer Gesellschaft und wir haben dort auch eine ganz klare Nulltoleranzpolitik gegenüber Rassismus, Hetze, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit”, sagte Sportvorstand Jörg Bügner am Sonntagabend.

Der Sprinter vom Hamburger SV hatte am Samstag bei seinem Sieg über 100 Meter als erster Deutscher die Schallmauer von 10 Sekunden unterboten. Um zwei Hundertstelsekunden verbesserte der 23-Jährige in 9,99 Sekunden den acht Jahre alten deutschen Rekord des Wattenscheiders Julian Reus. “Ich bin überhaupt nicht traurig, ich bin froh, dass es passiert ist”, sagte Reus über den “historischen Moment”.

Podcast

VAR-Wahnsinn: Wie viel Glück steckte im deutschen Sieg? (Mit Timo Baumgartl)


15:30 Minuten

alle Folgen

“Es ist sehr bedenklich, was sich manche Menschen rausnehmen über Social Media. Dass man auf die Hautfarbe oder die Herkunft reduziert wird, ist ein Riesenproblem. Wir sind Multi-Kulti, wir sind bunt in Deutschland. Das sollte sich die Gesellschaft hinter die Ohren schreiben und nicht zu sehr in diese rechte Schiene reinrutschen”, sagte Ansahs Trainer Sebastian Bayer der ARD.

Verband erwägt Strafanzeige

Es ließe sich leider nicht verhindern, dass ein paar irregeleitete Menschen einen historischen Moment infrage stellen und das mit Rassismus in Verbindung bringen würden, sagte DLV-Funktionär Bügner. Man werde die Kommentare sichten, “und wir zögern da auch nicht, bei entsprechenden Formulierungen Strafanzeige zu stellen”.

Bügner fühlte sich persönlich angegriffen. “Ich habe da überhaupt kein Verständnis für, dass das in unserer Zeit hier noch auftritt. Das ist sehr rückwärts gerichtet und wir werden also alles tun, dort immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Leichtathletik eben ein Abbild der Gesellschaft ist und für Vielfalt steht. Und wir werden auch alles tun, unsere Athleten dort zu schützen”, sagte er.

Sportvorstand: Sollte uns zu denken geben

“Das sollte uns alles sehr stark zu denken geben, wenn wir so in dieser massiven Häufung Kommentare finden im Netz”, sagte Bügner. Alle müssten sich gegen solch ein Verhalten stellen. Im Verband gebe es für solche Fälle Ansprechpartner. “Wir unterstützen da auch unser Trainerteam und Betreuerteam.”

In Mihambos Abwesenheit: Luzolo deutsche Meisterin

Dass die Titelserie von Olympiasiegerin Malaika Mihambo reißen würde, war nach ihrer Absage für die deutschen Meisterschaften klar. Das nutzt eine einst schwer verletzte Sportlerin.

Maryse Luzolo ist die neue deutsche Meiserin im Weitsprung.

Maryse Luzolo ist die neue deutsche Meiserin im Weitsprung.

IMAGO/Sven Simon

In Abwesenheit von Olympiasiegerin Malaika Mihambo hat sich Maryse Luzolo zur deutschen Weitsprung-Meisterin
gekürt. Die 29-Jährige vom Königsteiner LV gewann am Sonntag im verregneten Braunschweig mit 6,48 Metern. Platz zwei bei den Titelkämpfen der Leichtathleten ging an Libby Buder aus Bergedorf mit 6,41 Metern. Die Frankfurterin Malin Stavenow wurde ebenfalls mit 6,41 Metern Dritte.

Assani verzichtet

Die bereits für Olympia qualifizierte und nach der Mihambo-Absage favorisierte Mikaelle Assani beendete den Wettkampf nach dem ersten Durchgang. Nachdem sich eine Trainingskollegin beim Einspringen schwer verletzt hatte, wollte die 21-Jährige kein Risiko eingehen.

Mihambo hatte seit sechs Jahren in der Halle und draußen alle nationalen Titel gewonnen. Zuletzt hatte sie bei der EM in Rom mit
7,22 Metern triumphiert. Wegen einer Corona-Infektion musste sie die deutschen Meisterschaften in Braunschweig auslassen. Sie bereitet sich auf Olympia vor und will dort in Top-Verfassung an den Start gehen.

Mihambo traurig

Die Abwesenheit in Braunschweig mache sie “sehr traurig, weil ich da sehr gerne an den Start gegangen wäre. Aber der gesundheitliche Zustand lässt es momentan leider noch nicht zu”, sagte die 30-Jährige kurz vor dem Wettkampfstart. “Ich freue mich, wenn ich ein paar Wochen wieder fit bin und Wettkämpfe bestreiten kann.”

Lange Leidenszeit von Luzolo

Luzolo, 2014 mit Bronze bei der U20-WM dekoriert, hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Eine falsch eingestellte
vollautomatische Beinpresse fügte der Biologiestudentin und Sportsoldatin im Jahr 2017 schwerste Knieverletzungen zu; ihre Chance auf weiteren Leistungssport wurde von Ärzten auf null eingeschätzt. Schon der Weg zurück ist ein Riesenerfolg: 2019 feierte sie ihr Comeback, 2021 erfüllte sie schon den Olympia-Traum – wird es in Paris noch schöner?

Kugelstoßerin Ogunleye holt sich Meistertitel

Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye ist neue deutsche Meisterin. Die 25-Jährige holte sich am Sonntag in Braunschweig nach dem Sieg in der Halle erstmals auch draußen den Titel. Bei den Herren überraschte Sören Klose im Hammerwerfen.

Volle Konzentration: Yemisi Ogunleye sicherte sich erstmals auch außen den deutschen Meistertitel.

Volle Konzentration: Yemisi Ogunleye sicherte sich erstmals auch außen den deutschen Meistertitel.

IMAGO/Beautiful Sports

Die Mannheimerin sicherte sich per Drehstoßtechnik mit 19,25 Metern vor Katharina Maisch. Die Sportlerin vom LV 90 Erzgebirge konnte sich über ihre persönliche Bestleistung von 18,88 Metern freuen. Dritte wurde die Stuttgarterin Alina Kenzel mit 18,48 Metern.

Durch ihre Silbermedaille bei der Hallen-WM war Ogunleye ins internationale Rampenlicht gerückt. Titelverteidigerin Sara Gambetta, die ihre Karriere beendet hat, wurde am Wochenende in Braunschweig offiziell verabschiedet. Sie hatte zuletzt dreimal in Serie den deutschen Meistertitel gewonnen.

Klose verweist Hummel auf Platz 2

Zuvor hatte der Frankfurter Sören Klose etwas überraschend den Titel im Hammerwerfen gewonnen. Mit 75,70 Metern verwies er Merlin Hummel aus Kulmbach auf Rang zwei. Der EM-Vierte musste sich mit 74,73 Metern begnügen. Bei den Europameisterschaften in Rom hatte der 22-Jährige eine überraschende Bronzemedaille mit 79,25 Metern nur knapp verpasst.

Lyles rennt zu 200-Meter-Sieg – Enttäuschung für Richardson

US-Sprinter Noah Lyles hat die Olympia-Ausscheidung über 200 Meter in der schnellsten Zeit des Jahres gewonnen. Eine Enttäuschung gab es für die Beste über 100 Meter.

Ein Mann mit Tempo: Noah Lyles geht bei Olympia über 200 Meter an den Start.

Ein Mann mit Tempo: Noah Lyles geht bei Olympia über 200 Meter an den Start.

Livingdocs Image

Der dreimalige Weltmeister Noah Lyles hat auch die Olympia-Ausscheidung der US-Leichtathleten über 200 Meter gewonnen.
Der 26-Jährige siegte am Samstag (Ortszeit) in Eugene in der Jahresweltbestzeit von 19,53 Sekunden, nachdem er bereits über 100
Meter gewonnen hatte. In Paris hat er damit mehrere Chancen auf sein erstes Olympia-Gold.

Lyles musste auf seiner Paradestrecke allerdings bis ins Ziel um seinen Erfolg bangen, auch der Zweitplatzierte Kenny Bednarek lief in
19,59 Sekunden eine sehr starke Zeit. Auf Rang drei kam Erriyon Knighton in 19,77 Sekunden. Die bislang schnellste Zeit über diese Strecke lief bei den US-Trials Ex-Weltrekordler Michael Johnson 1996 in 19,66 Sekunden.

Richardson überraschend raus

Schwer enttäuscht: Sha'Carri Richardson.

Schwer enttäuscht: Sha’Carri Richardson.
IMAGO/USA TODAY Network

Dagegen verpasste 100-Meter-Siegerin Sha’Carri Richardson überraschend einen der drei US-Startplätze für die 200 Meter bei den
Sommerspielen in einem Monat. Richardson kam in 22,16 Sekunden nur auf den vierten Rang. Es gewann Gabby Thomas in 21,81 Sekunden vor Brittany Brown (21,90) und McKenzie Long (21,91).

Vetters Olympia-Traum platzt – Weber fährt nach Paris

Speerwerfer Julian Weber fährt nach Paris zu Olympia. Ex-Weltmeister Johannes Vetter kann die letzte Chance auf das Olympia-Ticket nicht nutzen.

Schwere Zeiten: Johannes Vetter verpasst Olympia.

Schwere Zeiten: Johannes Vetter verpasst Olympia.

picture alliance/dpa

Julian Weber reist als deutscher Speerwurf-Meister zu den Olympischen Spielen in Paris. Der EM-Zweite aus Mainz holte am Samstag bei den Titelkämpfen der Leichtathleten in Braunschweig seinen vierten nationalen Titel in Folge. Mit 86,63
Metern gelang Weber im sechsten und letzten Versuch die beste Weite, doch auch jeder der anderen fünf Versuche hätte deutlich zum Sieg genügt.

Weber zeigte sich mit seinem Wettkampf insgesamt zufrieden. “Der Ausreißer hat ein bisschen gefehlt, das ist so ein bisschen
ärgerlich”, sagte der WM-Vierte, der sich nach eigenen Worten gerade in einer harten Trainingsphase befindet. Bei Olympia peilt Weber eine Bestmarke an. “Das ist mein Ziel, dann ist auf jeden Fall eine Medaille drin. Nach heute bin ich noch optimistischer”, sagte der 29-Jährige, dem bislang noch ein Wurf über 90 Meter fehlt.

Röhler denkt nicht ans Ende: “Mir geht es zu gut”

Rang zwei holte Routinier Thomas Röhler, der Olympiasieger von 2016 lag mit 76,84 Metern jedoch schon deutlich zurück. “Mir geht es zu gut, um den Speer in die Ecke zu stellen”, erklärte der 32-Jährige aus Jena aber anschließend. Der erst 19-jährige Max Dehning, der im Winter sensationell die 90-Marke-Meter übertroffen hatte, wurde Dritter mit 75,70 Metern. Der ehemalige Zehnkampf-Welt- und Europameister Niklas Kaul belegte mit für ihn starken 75,60 Metern Rang vier im Feld der Spezialisten.

Der ehemalige Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter scheiterte verletzt klar mit seinem Versuch, beim Saison-Debüt die finale Chance auf ein Olympia-Ticket zu nutzen. Der immer wieder von körperlichen Problemen geplagte deutsche Rekordhalter kam mit 73,16 Metern nur auf Platz sechs. Zu seinem letzten Versuch trat der 31-Jährige gar nicht mehr an. Die Direktnorm für die Spiele in Paris liegt bei 85,50 Metern.

Vetter gibt nicht auf: “Ich weiß, dass noch genug im Tank ist”

Nachdem klar war, dass er Paris verpassen würde, schossen Vetter die Tränen in die Augen. “Wir haben heute alles auf eine Karte gesetzt und leider verloren”, so der deutsche Rekordhalter.

“Die OP ist unumgänglich”, sagte Vetter, wegen zweier gerissener Bänder im getapten Ellbogen. Danach will er zu alter Stärke
zurückkehren und hofft dabei auf Unterstützung durch den Verband. “”Die Sponsoren werden natürlich unruhig. Ich weiß nicht, ob die Bundeswehr oder der Verband unruhig werden”, so Vetter, der sich dann aber wieder optimistisch gab: “Ich weiß, dass einfach noch was oder genug im Tank ist, auch wieder an gute Weiten anzuknüpfen.”

Ansah knackt als erster deutscher Sprinter 10-Sekunden-Marke über 100 m

Owen Ansah hat bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig den deutschen Rekord über 100 Meter geknackt: Als erster deutscher Sprinter blieb der 23-Jährige unter zehn Sekunden.

9,99 Sekunden über die 100 Meter: Owen Ansah stellt einen neuen Deutschen Rekord auf.

9,99 Sekunden über die 100 Meter: Owen Ansah stellt einen neuen Deutschen Rekord auf.

IMAGO/Beautiful Sports

Owen Ansah hat als erster deutscher Sprinter über 100 Meter die 10-Sekunden-Marke unterboten. Der 23 Jahre alter Leichtathlet vom Hamburger SV verbesserte am Samstag bei seinem Sieg in 9,99 Sekunden bei den nationalen Titelkämpfen in Braunschweig die acht Jahre alte deutsche Rekordmarke des Wattenscheiders Julian Reus um zwei Hundertstelsekunden. Er ist sicher bei Olympia dabei.

Ansah verwies Favorit Joshua Hartmann vom ASV Köln auf Rang 2. Er lief in 10,06 Sekunden persönliche Bestzeit. Dritter wurde der Münchner Yannik Wolf in 10,16 Sekunden.

Mehr Informationen folgen in Kürze …

Ansah knackt als erster deutscher Sprinter Zehn-Sekunden-Marke über 100 m

Owen Ansah hat bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig den deutschen Rekord über 100 Meter geknackt: Als erster deutscher Sprinter blieb der 23-Jährige unter zehn Sekunden.

9,99 Sekunden über die 100 Meter: Owen Ansah stellt einen neuen deutschen Rekord auf.

9,99 Sekunden über die 100 Meter: Owen Ansah stellt einen neuen deutschen Rekord auf.

IMAGO/Eibner

Owen Ansah hat als erster deutscher Sprinter über 100 Meter die Zehn-Sekunden-Marke unterboten. Der 23 Jahre alter Leichtathlet vom Hamburger SV verbesserte am Samstag bei seinem Sieg bei den nationalen Titelkämpfen in Braunschweig in 9,99 Sekunden die acht Jahre alte deutsche Rekordmarke des Wattenscheiders Julian Reus um zwei Hundertstelsekunden.

“Es musste irgendwann mal passieren. Heute ist es passiert und ich bin mega-happy, dass ich der Erste bin”, sagte Ansah am Stadion-Mikrofon, bevor er sich auf die Ehrenrunde begab. Er ist sicher bei Olympia dabei. Seine Bestzeit aus dem Jahr 2022 lag bei 10,08.

Entsprechend euphorisch jubelte Ansah nach dem Rennen: “Ich fühle mich mega. Die Konkurrenz war da, ich habe gesagt, ich brauche mal diesen Push. Das war heute ein Muss.”

Ansah verwies Favorit Joshua Hartmann vom ASV Köln auf Rang 2. Er lief in 10,06 Sekunden persönliche Bestzeit. Dritter wurde der Münchner Yannik Wolf in 10,16 Sekunden. Für Ansah war es der zweite Triumph bei den Deutschen Meisterschaften über die 100 Meter, auch 2022 holte er den Titel.

Lückenkemper siegt bei den Frauen

Bei den Frauen setzte sich Favoritin Gina Lückenkemper durch. In 11,04 Sekunden gewann die für den SCC Berlin startende Sprinterin vor Alexandra Burghardt aus Burghausen, die in 11,26 Sekunden Zweite vor der zeitgleichen Berlinerin Lisa Marie Kwayie wurde.

“Das war jetzt auf jeden Fall nochmal sehr, sehr wichtig, anständig zu performen”, sagt Doppel-Europameisterin Lückenkemper in der ARD und hob die Bedeutung der Ansah-Zeit hervor. “Ich habe wahnsinnig Gänsehaut gehabt, allein auch wegen der Reaktion im Stadion, das war so ein unbeschreiblich schöner Moment – auch für einen Athleten, den es gar nicht betrifft.”

“Erleichterte” Pudenz wirft Saisonbestleistung und darf nach Paris

Die Olympia-Zweite Kristin Pudenz ist am Samstag in Braunschweig deutsche Meisterin im Diskuswurf geworden und fährt somit nach Paris. Dahinter tobt noch ein Kampf um die Olympia-Tickets.

Warf die Scheibe am weitesten: Kristin Pudenz in Braunschweig.

Warf die Scheibe am weitesten: Kristin Pudenz in Braunschweig.

picture alliance/dpa

Kristin Pudenz hat sich als deutsche Meisterin im Diskuswerfen für die Olympischen Spiele qualifiziert. Die Olympia-Zweite verteidigte am Samstag in Braunschweig mit 65,93 Metern ihren Vorjahrestitel von 2023 erfolgreich. Mit ihrer Saisonbestweite sicherte sie sich ihre sechste Meisterschaft nacheinander.

Zweite wurde die Leverkusenerin Marike Steinacker mit 64,49 Metern, Dritte Shanice Craft (Halle/Saale) mit 62,22 Metern. Claudine Vita (Neubrandenburg) belegte als vierte Olympia-Kandidatin mit 60,43 Metern Platz vier.

Dichte Diskus-Spitze in Deutschland

Die Spitze im deutschen Diskuswerfen ist eng zusammen. Gleich vier Sportlerinnen übertrafen in diesem Jahr die Direktnorm für Paris von 64,50 Metern. Vita, Craft und Pudenz gelang das knapp. Steinacker schleuderte den Diskus im Mai auf 67,31 Meter. Nur drei können allerdings zu den Spielen fahren. Pudenz ist nach dem Titelgewinn mit Steigerung sicher dabei. “Ohne diesen Druck wär’ ich nicht nach Paris gefahren”, sagte die 31-Jährige. “Ich bin sehr erleichtert.”

Es bleibt spannend

Die Nominierungsentscheidung ist spannend. Bei der EM waren die Diskuswerferinnen zuletzt ohne Medaille geblieben. Hier war Vita als Fünfte gleich vor Craft die beste Deutsche. Steinacker wurde nur Zwölfte. Eine Top-4-Platzierung hätte das Paris-Ticket bedeutet. Die Olympia-Zweite Pudenz war nicht qualifiziert.

Leichtathletik-Verband hofft auf starke Klosterhalfen-Rückkehr

Malaika Mihambo und Konstanze Klosterhalfen fehlen bei den deutschen Meisterschaften. Mihambo nimmt nach einer Corona-Infektion das Training für Paris auf. Klosterhalfen bekommt neue Unterstützung.

Verpasst Olympia: Konstanze Klosterhalfen.

Verpasst Olympia: Konstanze Klosterhalfen.

IMAGO/Beautiful Sports

Der Deutsche Leichtathletik-Verband hofft, dass Ex-Europameisterin Konstanze Klosterhalfen nach einer weiteren schwierigen Saison wieder zu alter Stärke zurückfindet. “Natürlich fehlt sie dem Team. Konstanze in Top-Form ist natürlich eine absolute Weltklasse-Athletin”, sagte DLV-Vorstandsvorsitzender Idriss Gonschinska am Samstag in Braunschweig. “Aber es sind eben zwei schwierige Jahre, und da ist meine persönliche Erfahrung: Wenn man es dann schafft, zurückzukommen, dann kommt man besser zurück, und dafür drücke ich ihr die Daumen.”

Neue Unterstützung für Klosterhalfen

Klosterhalfen, die 2022 in München Europameisterin über 5.000 Meter wurde, muss ein weiteres schwieriges Jahr verarbeiten. Im Vorjahr fehlte die WM-Dritte von 2019 wegen einer Fußverletzung bei den deutschen Meisterschaften und dann auch bei der WM in Budapest. Diesmal ist die deutsche Rekordhalterin nach einem Infekt, der sie zum EM-Verzicht zwang, wieder im Training. Aber in Top-Form ist sie noch nicht wieder.

“Konstanze hat verschiedene Umfeldveränderungen realisiert und das Trainerteam, speziell Isabelle Baumann, ist mit ihr im Austausch”, sagte Gonschinska. “Sie hat ja gesagt, sie wünscht sich noch eine späte Saison und sie wird zurückkommen. Da bieten wir ihr alle Unterstützung an.” Die 27-Jährige hat seit kurzem die Unterstützung von Dan Lorang, der große Erfolge als Trainer in Triathlon und Radsport feierte. Sport1 hatte zuerst berichtet.

Mihambo freut sich auf Wettkämpfe

Während Klosterhalfen die Olympischen Spiele in Paris verpasst, ist Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo dafür gesetzt. Die zweimalige Weltmeisterin fehlt in Braunschweig, weil sie nach einer Corona-Infektion noch nicht wieder richtig fit ist. “Das macht mich natürlich sehr traurig, weil ich da sehr gerne an den Start gegangen wäre. Aber der gesundheitliche Zustand lässt es momentan leider noch nicht zu”, sagte die 30-Jährige. “Ich freue mich, wenn ich ein paar Wochen wieder fit bin und Wettkämpfe bestreiten kann.”

Gonschinska geht davon aus, dass das DLV-Team für Paris um die 80 Athletinnen und Athleten groß ist. “Mir wäre ganz wichtig, dass gerade das Thema Gesundheitsmanagement in dieser letzten Phase funktioniert”, sagte der Vorstandsvorsitzende. Bei der WM im Vorjahr hatte der Verband mit zahlreichen Ausfällen zu kämpfen.

Weber als deutscher Meister nach Paris – Vetter ohne Chance

Speerwerfer Julian Weber ist bei den deutschen Meisterschaften eine Klasse für sich. Ex-Weltmeister Johannes Vetter kann seine letzte Chance auf das Olympia-Ticket nicht nutzen.

Vierter Titel in Folge: Julian Weber.

Vierter Titel in Folge: Julian Weber.

IMAGO/Beautiful Sports

Julian Weber reist als deutscher Speerwurf-Meister zu den Olympischen Spielen in Paris. Der EM-Zweite aus Mainz holte am Samstag bei den Titelkämpfen der Leichtathleten in Braunschweig seinen vierten nationalen Titel in Folge. Mit 86,63 Metern gelang Weber im sechsten und letzten Versuch die beste Weite, doch auch jeder der anderen fünf Versuche hätte deutlich zum Sieg genügt.

Weber zeigte sich mit seinem Wettkampf insgesamt zufrieden. “Der Ausreißer hat ein bisschen gefehlt, das ist so ein bisschen ärgerlich”, sagte der WM-Vierte, der sich nach eigenen Worten gerade in einer harten Trainingsphase befindet. Bei Olympia peilt Weber eine Bestmarke an. “Das ist mein Ziel, dann ist auf jeden Fall eine Medaille drin. Nach heute bin ich noch optimistischer”, sagte der 29-Jährige, dem bislang noch ein Wurf über 90 Meter fehlt.

Kaul rangiert bei den Spezialisten auf Platz vier

Rang zwei holte Routinier Thomas Röhler, der Olympiasieger von 2016 lag mit 76,84 Metern jedoch schon deutlich zurück. “Mir geht es zu gut, um den Speer in die Ecke zu stellen”, erklärte der 32-Jährige aus Jena aber anschließend. Talent Max Dehning, der im Winter sensationell die 90-Marke-Meter übertroffen hatte, wurde Dritter mit 75,70 Metern. Der ehemalige Zehnkampf-Welt- und Europameister Niklas Kaul belegte mit für ihn starken 75,60 Metern Rang vier im Feld der Spezialisten.

Olympia-Traum für Vetter geplatzt

Der ehemalige Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter scheiterte klar mit seinem Versuch, beim Saison-Debüt die finale Chance auf ein Olympia-Ticket zu nutzen. Der immer wieder von Problemen an der Schulter geplagte deutsche Rekordhalter kam mit 73,16 Metern nur auf Platz sechs. Zu seinem letzten Versuch trat der 31-Jährige gar nicht mehr an. Die Direktnorm für die Spiele in Paris liegt bei 85,50 Metern.