Die Lilien und Heidenheim: Zwei Aufsteiger, ein Klassenunterschied

Die Lilien und Heidenheim: Zwei Aufsteiger, ein Klassenunterschied

Vergangene Saison schafften Heidenheim und Darmstadt mit je 67 Zählern den Bundesliga-Aufstieg. Im Oberhaus kann von Augenhöhe freilich keine Rede mehr sein. Vorm direkten Duell am Sonntagabend sprechen diverse Statistiken eine überaus deutliche Sprache.

Eren Dinkci ist mit Heidenheim gegen Tim Skarke und Darmstadt obenauf.

Eren Dinkci ist mit Heidenheim gegen Tim Skarke und Darmstadt obenauf.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Zwei Aufsteiger, zwei Welten. Während der 1. FC Heidenheim an diesem Sonntag auch rechnerisch den Klassenerhalt perfekt machen kann, droht Darmstadt die unwiderrufliche Rückkehr in die 2. Liga. Sollte sich das ausgerechnet im direkten Aufeinandertreffen am Sonntagabend entscheiden, könnte die Symbolik treffender kaum sein. Schließlich markiert das Abschneiden der beiden nominellen Underdogs in der Beletage über die gesamte Saison betrachtet tatsächlich einen Klassenunterschied.

Saison 2023/24

Direkt augenfällig wird das beim Blick auf die letztlich alles entscheidende Statistik: Mit 34 Zählern nach 30 Spieltagen hat der FCH exakt doppelt so viele geholt wie die Lilien. Bei der Ursachenforschung landen in Darmstadt Beobachter wie Beteiligte schnell bei mangelnder Bundesliga-Erfahrung. Nicht zu Unrecht angesichts von lediglich 840 Erstliga-Partien, die der 98-Kader auf sich vereint. Allerdings: Heidenheims Aufgebot kommt als einziger Konkurrent auf noch weniger Bundesliga-Einsätze, nämlich 569 – alle weiteren Konkurrenten auf mindestens 1583.

Laufleistung und Luftzweikämpfe – Lieberknechts Team fällt deutlich ab

Deutlich aussagekräftiger über den Leistungsunterschied zwischen den beiden Aufsteigern dürften also andere Zahlen sein. Bei der Gesamtlaufleistung etwa ergibt sich eine immense Diskrepanz: Mit durchschnittlich 120,5 Kilometern ist das Team von Frank Schmidt Liga-Zweiter hinter Union Berlin (121). Mit 115,5 Kilometern rangieren die Profis von Torsten Lieberknecht unterdessen auf dem vorletzten Platz, knapp unterboten lediglich vom FC Bayern.

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Letzteres belegt zwar, dass Laufleistung längst nicht immer der Maßstab für Qualität sein muss – doch die Lilien waren eben auch weit davon entfernt, fehlende individuelle Klasse durch athletische Fähigkeiten zu kompensieren. Eher trifft sogar das Gegenteil zu. Mit einer Erfolgsquote in Luftzweikämpfen von lediglich 47,4 Prozent liegt Darmstadt ligaweit auf Rang 16. Heidenheim (52,9 Prozent) ist in dieser Kategorie ebenfalls Champions League reif (Platz 3).

Seit der Pleite im Hinspiel ist Darmstadt ununterbrochen Schlusslicht

Das i-Tüpfelchen: Seit der 2:3-Niederlage beim FCH im Hinspiel steht Darmstadt ununterbrochen auf dem letzten Tabellenplatz. Das Rückspiel sehen die Gastgeber nun explizit als “Revanche”, wie Rechtsverteidiger Matthias Bader formuliert – und ganz generell als ein echtes Prestigeduell. Den Mitaufsteiger zu schlagen, der den Lilien 2023 am letzten Zweitliga-Spieltag die Meisterschaft entriss und für seine Bundesliga-Premierensaison jetzt von ganz Fußball-Deutschland gefeiert wird, wäre für Darmstadt ganz gewiss eine besondere Genugtuung.

Wobei eine Statistik die Lilien sogar als Favorit ausweist: Insgesamt 19-mal trafen die Fußballlehrer Lieberknecht und Schmidt, einst gemeinsam für DFB-Juniorennationalmannschaften am Ball, bislang als Trainer aufeinander. Mit neun Siegen (bei vier Remis und sechs Niederlagen) hat Lilien-Coach Lieberknecht nach wie vor deutlich die Nase vorn.

Thiemo Müller, Ullrich Schindler