Ricken im Interview 2022: “Ich sagte: Wäre blöd, wenn ich dann im Gefängnis sitze …”

Sein Treffer im Champions-League-Finale 1997 beseitigte die letzten Zweifel am Dortmunder Triumph. Doch es fehlte nicht viel – und Lars Ricken (45) hätte das Spiel seines Lebens verpasst.

Es herrscht Hochbetrieb im Foyer der BVB-Geschäftsstelle Sport, als Lars Ricken den kicker zum Interviewtermin empfängt. Gerade eben erst ist der damalige Cheftrainer Marco Rose vorbeigekommen, jetzt steht Jörg Heinrich in der Tür – und fängt seinen einstigen Mitspieler und heutigen Direktor des Nachwuchsleistungszentrums ab, um ein Trikot signieren zu lassen. Die Unterschrift Rickens, inzwischen 45 Jahre alt, ist auch 25 Jahre nach dem Champions-League-Triumph von München noch stark gefragt. Dass die Geschichte aber auch ganz anders hätte laufen können, verrät der einstige Teeniestar in dem 45-minütigen Gespräch in seinem Büro in der 1. Etage.

Stimmt es eigentlich, dass Sie das Champions-League-Finale 1997 fast verpasst hätten, weil sie Ärger bei der Bundeswehr hatten, Herr Ricken?

(lacht) Bei der Bundeswehr war man das ganze Jahr nicht begeistert von meinen fußballerischen Aktivitäten, weil ich kaum anwesend war.

Sie sollen sich ein für Bundeswehrverhältnisse schweres Vergehen geleistet haben?

Ich konnte wegen vieler englischer Wochen oft nur zwei Tage in der Woche zum Dienst in der Kaserne in Ahlen kommen. Ich hatte keine Ahnung, wie man grüßt oder wie man ein Gewehr auseinander- oder wieder zusammenbaut. Ich wusste auch nicht, wie ein Spind auszusehen hat. Kurz vor dem Finale gab es dann eine Art Spindkontrolle …

Und Ihrer entsprach nicht den Vorschriften?

Ich hatte den Spind offen gelassen, damit man sehen konnte, dass ich alles aufgeräumt hatte. Das Problem war: Die Waffenkarte lag noch darin. Theoretisch hätte sich jemand damit mein Gewehr nehmen und – wieder theoretisch – jemanden erschießen können. Das hat meinem Hauptfeldwebel und Vorgesetzten gar nicht gefallen. Mir drohten zur Strafe drei Tage Bau, schlimmstenfalls eben zum Endspieltermin.

Wer hat die Dinge für Sie geregelt?

Das habe ich schon selbst getan – und gesagt: “Aktuell ist das gerade schlecht, in den Bau zu gehen, wir spielen in der Champions League gegen Juventus. Wäre blöd, wenn ich dann im Gefängnis sitze …”

Wie fiel die Strafe stattdessen aus?

Wir haben uns auf einen Nachtdienst geeinigt. Meiner Karriere bei der Bundeswehr war diese Episode nicht zuträglich. Normalerweise fängt man als Schütze an und geht als Gefreiter. Ich kam als Schütze und ich ging als Schütze.

Diese Bundeswehr-Episode war allerdings nicht die einzige Panne, die Ihren Finaltraum fast zum Platzen gebracht hätte …

Ja, das stimmt. Ich hatte einen Sturz mit dem Motorrad, zwei Wochen vor München. Ich wollte einem Auto ausweichen und habe die Kontrolle verloren. Dabei rutschte mir das Motorrad weg, es fiel aber zum Glück nicht auf mein Bein. So habe ich nur einen Kapselriss in der Schulter davongetragen, der zwar schmerzhaft war und behandelt werden musste, mich dann aber nicht am Spiel gehindert hat.

Wie haben Sie dem Doc diese Verletzung erklärt?

Ich habe es auf einen Sturz im Training geschoben, da kamen zum Glück auch keine weiteren Fragen. Ich wollte es auch niemandem erzählen. Es blieb meine letzte Fahrt. Allein die Vorstellung, ich hätte deshalb nicht spielen können … So etwas verzeihst du dir dein Leben lang nicht.

Mein Lupfer war kein Akt heroischer Kreativität.

Lars Ricken

Sie konnten spielen – und erzielten aus mehr als 30 Metern Ihr Jahrhunderttor.

So viele waren es ja nicht. Es stand aber schon eine Zwei davor.

Lupfer ins Glück: Lars Ricken trifft gegen Juventus Turin.

Lupfer ins Glück: Lars Ricken trifft gegen Juventus Turin.
IMAGO/Sven Simon

Gab es für Sie nur diese Option, mit dem ersten Kontakt abzuschließen?

Für mich war es die einzige und bestmögliche Option. Nach Andy Möllers Pass ins Dribbling zu gehen, wäre deutlich risikoreicher gewesen als sofort abzuschließen. Ich saß lange Zeit genug auf der Bank und sah, dass Juve-Keeper Angelo Peruzzi permanent weit vor dem Tor stand. Noch auf der Bank sagte ich – ich meine zu Heiko Herrlich: “Wenn ich auf den Platz komme, schieße ich mit dem ersten Kontakt gleich aufs Tor.” Mit diesem Gedanken ging ich dann auch aufs Spielfeld. Ich dachte aber eher an etwas anderes: an einen Schuss aus dem Gewühl heraus, wenn niemand damit rechnet.

War Peruzzis hohe Position im Vorfeld Bestandteil der Gegner-Analyse gewesen?

Nein. Das lief damals ohnehin anders ab als heute. Es gab nur eine Teamsitzung vor dem Spiel, ganz ohne Videos.

Sollte Jamie Bynoe-Gittens im Meisterschaftsendspiel der A-Junioren gegen Hertha am Sonntag in eine ähnliche Situation geraten – was rufen Sie ihm dann zu: “Lupfen jetzt!”? Oder: “Geh!”?

Ich erwische mich bei Spielen der Jugend oft, dass ich mich in einer Szene frage: Warum machst du das jetzt so? Und dann liegt der Ball ein paar Sekunden später trotzdem im Tor. Da geht es um Kreativität, Intuition, Spielverständnis – und nicht um Patentrezepte.

Ihr Lupfer …

… war kein heroischer Akt von Kreativität, sondern das Ergebnis von jahrelangem Training. In der Regel ging das so: ein Schuss mit rechts, einer mit links und dann ein Lupfer. Es kam da also nur zu Anwendung, was ich zuvor viele Male geübt hatte. Vermutlich kam Andy Möllers Pass intuitiver als mein Schuss.

Als der Ball den Fuß verließ – spürten Sie da schon, dass er reingeht?

Zumindest merkte ich sofort, dass ich ihn gut getroffen hatte. Dann war mir schnell klar, dass der Ball ins Tor fliegt. Mir ging es anders als manchen Fans, die mich in dem Moment verflucht haben – wie sie behaupten -, weil ich sofort schoss und nicht ins Dribbling ging.

Sie sagten: “Ich war wie im Rausch, als der Ball einschlug”. War dieses Gefühl in seiner Intensität einmalig in Ihrer Karriere?

Nein, es gab eine Reihe vergleichbarer Momente.

Welche waren das?

1995 zum Beispiel, als wir am letzten Spieltag gegen den HSV die Deutsche Meisterschaft gewannen und ich zum 2:0 traf. Das war extrem intensiv – so wie in der Champions League meine Tore gegen La Coruna in der 119.Minute oder dann in Manchester im Halbfinale. Ich meinte aber ohnehin etwas anderes, als ich von Rausch sprach.

Was denn?

Wenn ich die Szene nicht später im Fernsehen gesehen hätte: Ich hätte nicht gewusst, wie ich gejubelt habe, wohin ich gelaufen bin, wer der Erste war, dem ich in die Arme gefallen bin.

Ich trank vor dem P1 lieber Bier mit Bela B & Co.

Lars Ricken

Von Jörg Heinrich stammt folgende Einschätzung: “Wer Bälle mit dieser Eiseskälte reinschießt, muss ein Killer sein.” Waren Sie einer?

Zumindest hatte ich den Ruf, der Mann für die entscheidenden Tore zu sein. Es war mein großer Wert für die Mannschaft, dass ich eiskalt und effizient war. Es gab 1997 ja noch die Golden-Goal-Regelung. Jürgen Kohler prophezeite: “Wenn es im Finale dazu kommt, macht Lars das Tor.”

Hat Sie Ihr Ruf beflügelt oder empfanden Sie das als Druck?

Das hat mir totales Selbstbewusstsein gegeben. Dazu kam meine jugendliche Unbekümmertheit. Als die BVB-Offiziellen nach der Landung in Manchester ziemlich nervös waren, bin ich zu ihnen gegangen und beruhigte sie: “Macht euch mal keine Gedanken, ich schieße schon ein Tor.” So kam es dann auch.

Wann hat Ihnen Trainer Ottmar Hitzfeld eigentlich verraten, dass Sie – anders als in Manchester – nicht in der Startelf stehen?

Das war mir eigentlich schon im Abschlusstraining klar. Aber die Gewissheit kam abends, als Ottmar mich im Hotel zur Seite genommen hat, um mir zu erklären, dass ich nicht spiele. Ich war natürlich enttäuscht, weil ich zuvor in Auxerre und Manchester jeweils das 1:0 geschossen und dadurch meinen Anteil an diesem Finaleinzug hatte. Aber Ottmars große Stärke war es, seine Entscheidungen zu vermitteln. Er gab mir sofort mit auf den Weg: “Lars, ich brauche dich, egal, wie das Spiel läuft.” Ich wusste also, dass ich irgendwann reinkomme. Und so saß ich auch auf der Ersatzbank. Ich habe nicht vor Frust ins Holz gebissen, sondern aufmerksam das Spiel verfolgt und versucht, positive Stimmung zu verbreiten.

Wie lief der Abend vor dem Spiel ab?

Ganz normal: Abschlusstraining, Abendessen, Abschlusssitzung – und dann ging es ab ins Bett.

Am Spieltag selbst dauert es viele Stunden bis zum Anpfiff um 20.30 Uhr.

Das stimmt, aber das war keine Belastung für mich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mittags mit Matthias Sammer spazieren war. Es gab damals schon einige Unstimmigkeiten innerhalb des Klubs, mit denen er sich sehr beschäftigt hat – im Gegensatz zu mir. Matthias grummelte während unseres Spaziergangs permanent irgendetwas, das ich aufgrund des Grummelns aber nicht verstanden habe – und das mich auch nicht wirklich interessiert hat an diesem Tag. (lacht)

Stolz: Lars Ricken stemmt den Henkelpokal in die Luft.

Stolz: Lars Ricken stemmt den Henkelpokal in die Luft.
imago images/WEREK

Sie waren mit Nico Niebaum, dem Sohn des damaligen Präsidenten befreundet – und deshalb ohnehin eher auf der Niebaum- als auf der Hitzfeld-Seite?

Mich konnte man damals keiner Gruppe zuordnen, entsprechend unbekümmert und frei war ich vielleicht. Ich war aufgrund meines Wehrdienstes nach dem Training oft schnell wieder weg. Außerdem hatte ich Ottmar sehr viel zu verdanken.

Als Sie dann in München an der Seitenlinie zur Einwechslung bereitstanden, hat Ihnen Hitzfeld da noch einen Spruch mit auf den Weg gegeben à la “Zeig der Welt, dass du besser bist als del Piero”, so wie Joachim Löw Mario Götze beim WM-Titel 2014?

Ich weiß es nicht. Es mag sein, aber ich war vielleicht schon im Tunnel. Ich erinnere mich jedenfalls nicht daran.

Götze hat das Tor im WM-Finale 2014 nicht immer nur gutgetan in der Wahrnehmung durch Fans und Medien. Gab es in Ihrer Karriere eine Phase, in der Sie dachten: “Hätte ich das Tor mal besser nicht geschossen!”

Ganz eindeutig: Nein, die gab es nicht. Es gibt aber auch einen Unterschied zwischen meinem Treffer 1997 und dem von Mario 2014. In Anlehnung an den berühmten Spruch von Uli Hoeneß: Mein Tor war eine eher regionale Angelegenheit, während Marios Tor die ganze Welt bewegt hat. Ich war immer sehr froh, dass ich diesen Treffer erzielen konnte, und das noch so früh in meiner Karriere. Es gibt Spieler, die laufen ihre ganze Laufbahn diesem Titel hinterher – ich durfte ihn bereits als junger Spieler feiern. Das ist etwas ganz Besonderes für mich gewesen.

Wie groß war die Genugtuung, ausgerechnet in München die Champions League zu gewinnen?

Die kam erst später. Nach meinem Karriereende. Denn mir war es nie gelungen, ein Spiel gegen den FC Bayern im Olympiastadion zu gewinnen – und doch habe ich meine größten Erfolge genau dort gefeiert. 1997 der Champions-League-Sieg, im Jahr davor die Meisterschaft dank eines 2:2 über 1860 München.

Es hält sich das Gerücht, dass Uli Hoeneß bei del Pieros Anschlusstreffer aufgesprungen sein soll … Ist das ein Gerücht oder nicht eher ein Fakt?

Es gibt jedenfalls Leute, die schwören Stein und Bein, dass es exakt so gewesen ist … (lacht)

Wie schlimm war es für Sie als Fan von Metallica oder den Ärzten, Roberto Blanco bei der Siegesfeier zu ertragen?

Wo ist der denn aufgetreten?

Im Sheraton-Hotel.

Ernsthaft? Waren wir Spieler noch da?

Wo sollten Sie sonst gewesen sein?

Wir sind nach dem Empfang ins P1 gefahren. An Roberto Blanco kann ich mich jedenfalls nicht erinnern. Ich höre zum ersten Mal, dass er bei der BVB-Feier aufgetreten sein soll.

Und die Diskothek P1 haben Sie gar nicht betreten, wie es heißt, sondern draußen mit Freunden Bier getrunken?

Das stimmt – mit Bela B und Bassist Rodrigo Gonzalez von den Ärzten. Die hatte ich eingeladen. Irgendwann bin ich kurz rein, weil ich auf die Toilette ging. Dann stand ein Fernsehmoderator im Unterhemd am DJ-Pult und lenkte den Blick auf mich. So musste ich mich einmal kurz auf der Tanzfläche zeigen.

Möller wurde sein Endspieltrikot aus der Kabine gestohlen. Wo ist Ihres?

Ich habe es Richtung Fans geworden. Ich hatte nicht im Kopf, dass es mal eine große Bedeutung besitzen könnte und ich es nicht wegschmeißen darf. Witzig ist, dass mir schon eine Reihe von Trikots zum Unterschreiben vorgelegt wurden, die ich angeblich alle am 28.Mai 1997 getragen haben – und auf die Tribüne geworfen haben soll. Aber ich kann sagen: Es war nur eins. (lacht)

Ich bin dankbar, dass ich über dieses Tor noch reden darf.

Lars Ricken

Manager Michael Meier trug als Glücksbringer eine Krawatte von Manchester United, die seine Frau in England gekauft hatte. Hitzfeld hatte ein Madonnen-Bild dabei, das ihm Auxerres Trainer Guy Roux geschenkt hatte. Stadionsprecher Nobby Dickel hielt während des Spiels einen Glückspfennig in der Hand. Welchen Glücksbringer hatten Sie?

Nein, gar nichts. Ich hatte auch kein bestimmtes Ritual, wenn ich den Platz betreten habe. Nur eins gehörte zum festen Ablauf für mich dazu: Metallica. Ihre Musik habe ich immer über Kopfhörer vor den Spielen gehört. Deshalb habe ich auch am Spieltag selbst nicht mit Gott und der Welt telefoniert. Ich bin ganz bei mir geblieben und habe mich gedanklich vorbereitet.

BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer setzt Karl-Heinz Riedle und Sie immer noch international als Werbelokomotiven ein. Nervt es nicht irgendwann, wenn Sie in Shanghai oder Bangkok zum x-ten Mal das Wunder von München erklären sollen?

Natürlich nicht. Es gibt schlimmere Karrieren als meine (lacht). Ich bin dankbar und sehe es als Geschenk an, dass ich nach 25 Jahren noch über dieses Tor reden darf.

Es heißt, nach Ihrem Tor sei auf dem Dortmunder Friedensplatz im Jubel sogar ein Paar entstanden.

Das stimmt tatsächlich, ich habe den Mann persönlich kennengelernt. Sie fielen sich in die Arme, lernten sich dadurch kennen und schließlich lieben, sie heirateten und bekamen einen Sohn – und der heißt Lars.

Sie sind aber nicht der Patenonkel?

So weit ist es dann doch nicht gekommen. (lacht)

Paul Breitner und Lars Ricken (re.) tragen den Henkelpott beim CL-Finale 2013 ins Stadion.

Paul Breitner und Lars Ricken (re.) tragen den Henkelpott beim CL-Finale 2013 ins Stadion.
imago sportfotodienst

Wenn Sie solche Geschichten damals erzählt bekommen haben, haben Sie in diesen Momenten realisiert, wie wichtig dieses Tor war?

Nein, eigentlich nicht. Es ist keine Floskel, dass der Fußball relativ schnelllebig ist. Die Monate nach dem Tor waren nicht einfach für mich. Ich war lange verletzt, fiel monatelang aus, habe nur schwer wieder meine Form gefunden. In dieser Phase wurde nicht gerade zimperlich mit mir umgegangen. Deshalb war mir zwar immer klar, dass es ganz cool war, dieses Tor geschossen zu haben. Aber das Gefühl war, dass ich das erst richtig genießen kann, wenn ich meine Karriere dann irgendwann mal beendet habe. Ich habe mich nie auf diesem Tor ausgeruht. Ich definiere mich auch heute, 25 Jahre danach, nicht darüber – sondern über meine Arbeit bei der Borussia als Direktor im Nachwuchsleistungszentrum. Und doch gab es zwei Momente, in denen ich die Wucht gespürt habe.

Verraten Sie uns, welche Momente das waren?

Das erste Mal 2009, als der Treffer zum Dortmunder Jahrhunderttor gewählt wurde. Fußball war für mich immer in allererster Linie ein Mannschaftssport, aber diese Wahl – ein Jahr nach meinem Karriereende – habe ich als etwas sehr Besonderes wahrgenommen. Günter Netzer und Gerhard Delling haben die Gala in der Westfalenhalle moderiert: Als Sie mich aufriefen, musste ich über einen 50 Meter langen Weg zu ihnen laufen. Das waren lange 50 Meter … (lacht) Alle standen auf und stimmten “Wir sind alle Dortmunder Jungs” an. Da musste ich doch sehr schlucken. Es war ein wunderschöner Abschluss für mich.

Und das zweite Mal?

Das war 2013 im Vorfeld des Champions-League-Finales gegen den FC Bayern im Wembleystadion. Als Spieler merkt man ja gar nicht, wie groß diese Partie ist und wie viel Aufwand da betrieben wird. Das ist mir erst in London bewusst geworden, als ich in der Stadt die Fans gesehen habe und gespürt habe, wie viel Emotionalität darin steckt.

Interview: Matthias Dersch, Thomas Hennecke

Podcast

KMD #212


01:15:57 Stunden

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Sancho exclusive: ‘I always knew’ – From cage football to the Champions League final

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Owomoyela über CL-Finale: “Mit Reus und Kroos gehen zwei ganz Große”

Patrick Owomoyela war 2013 im “deutschen Finale” in Wembley Teil des BVB-Kaders. Elf Jahre später spricht er im Podcast “kicker FE:male” mit Turid Knaak und Anna Sara Lange über die Anforderungen an die Borussia und die Abschiede von Marco Reus und Toni Kroos.

Patrick Owomoyela ist Markenbotschafter beim BVB.

Patrick Owomoyela ist Markenbotschafter beim BVB.

IMAGO/Chai v.d. Laage

2013 war Patrick Owomoyela zum Zuschauen verurteilt, als Borussia Dortmund das deutsch-deutsche Champions-League-Finale in Wembley mit 1:2 gegen Bayern München verlor. Elf Jahre später steht der BVB erneut im Champions League Finale. Turid Knaak und Anna Sara Lange sprechen im Podcast “kicker FE:male” mit dem Markenbotschafter des BVB.

“Die Stimmung ist super, die Vorfreude ist groß”, berichtet Owomoyela von der Stimmung in Dortmund. Dass es in diesem Jahr doch keine Neuauflage des deutsch-deutschen Finales gibt, sieht er positiv. “Vielleicht ist es gegen Real sogar einfacher zu spielen”, sagt Owomoyela. Von außen sei “weniger Druck auf dem Kessel, als wenn man jetzt das deutsche Finale zum zweiten Mal in Wembley hätte.”

Nach einer 0:2 Niederlage zu Beginn gegen Paris St. Germain habe die Mannschaft gegen Newcastle einen Wendepunkt erlebt. “Dort hat sich die Mannschaft  das Selbstvertrauen geholt, da wurde das Feuer entfacht”, bilanziert Owomoyela.

Podcast

Patrick Owomoyela, wie kann der BVB die Königsklasse gewinnen?


21:18 Minuten

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Vor dem Finale am Samstagabend (21 Uhr) in Wembley gegen Real Madrid sieht Owomoyela die Borussen besonders gefordert. “Es braucht eine wahnsinnige Tagesleistung, viel Geduld und viel Mut gegen eine Mannschaft, die in so vielen Finals schon stand.” Real sei eine Mannschaft , die “kaum aus der Ruhe zu bringen ist, so viel Erfahrung mit Drucksituationen hat”. Gegen Real könne der BVB nicht hinterherrennen, “man kann solche Mannschaften nicht verteidigen. Man muss sie beschäftigen, man muss angreifen. Das sind die Plattitüden, die man hört, aber gegen Real Madrid Fakt.”

Für zwei deutsche Spieler wird es das letzte Spiel in den Trikots ihrer Vereine sein. Marco Reus auf Seiten des BVB, Toni Kroos auf Seiten Real Madrids. “Man sollte das genießen, beide Spieler nochmal sehen zu können. Eine große Leitfigur aus Dortmund hört auf. Marco Reus wird sich in eine kurze Reihe von großen Namen beim BVB einreihen – und das völlig verdient. Auf der anderen Seite sollte jeder Fußball-Fan Toni Kroos bewundern. Seine Eleganz, seine Ruhe. Das verkörpert eigentlich kaum jemand so wie Toni Kroos. Da gehen zwei ganz, ganz Große”.

Das vollständige Gespräch mit Patrick Owomoyela gibt es in der aktuellen Folge “kicker FE:male”. Der Podcast ist über die Website, die kicker App sowie alle gängigen Plattformen abrufbar – Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Amazon Music, Deezer und Podimo.

“Ich schlafe halt im Hotel in London und habe am nächsten Tag ein Spiel”

Vor seinem ersten Champions-League-Finale gibt Julian Brandt Einblicke in seine Vorfreude, zwischen Respekt vor dem Gegner und dem Vertrauen in die eigene Stärke.

Training vor dem Höhepunkt: Julian Brandt und seine Teamkollegen.

Training vor dem Höhepunkt: Julian Brandt und seine Teamkollegen.

IMAGO/Beautiful Sports

Am Dienstag war die ganz große Aufregung noch nicht zu spüren. “Ich muss sagen, dass ich im Großen und Ganzen noch sehr gelassen bin”, berichtete Julian Brandt am offiziellen Medientag von Borussia Dortmund, an dem er auf dem BVB-Trainingsgelände von Kameras und Journalisten aus der ganzen Welt umringt war und wie seine Mitspieler nach der öffentlichen Trainingseinheit einen kleinen Interview-Marathon absolvieren musste. Das Saison-Highlight, eines der mutmaßlich größten Spiele seiner Karriere, rückt näher und es werde “natürlich von Tag zu Tag mehr. Die Vorfreude kommt sicherlich auf und wird immer größer”.

Schließlich seien die “Rahmenbedingungen sensationell für Samstag”, Real Madrid im Wembley, viel mehr geht nicht: “Ein Spiel in einem tollen Stadion gegen einen riesigen Gegner.” Und dennoch versucht auch der Mittelfeldspieler die Partie in seinem Kopf nicht zu groß werden zu lassen. “Ich schlafe halt im Hotel in London und spiele am nächsten Tag ein Fußballspiel”, fasst er das kommende Wochenende zusammen und muss selbst grinsen: “Ich weiß natürlich, dass es nicht so einfach ist. Wenn ich sehe wie viele Menschen aus Dortmund mitreisen und dass alleine von mir 10, 15 Leute da sein werden, die sich das Spiel anschauen, ist das etwas Besonderes, das kann man auch nicht wegreden.”

Wichtig sei es nur, dass “wir uns gar nicht so viel Kopf über die Situation machen, auf wen wir jetzt treffen, sondern einfach hinfahren und genau das machen, was wir in Paris schon gezeigt haben und was wir zu Hause gegen Atletico gezeigt haben”. Die Spiele hätten schließlich bewiesen, dass der BVB an einem guten Tag auch in der Lage sei, “viele Mannschaften zu schlagen”. Möglicherweise eben auch Real, deren klare Favoritenrolle auch ein Nachteil sein könne: “Auf ihnen wird sicherlich in den nächsten Tagen ein gewisser Druck lasten, weil viele davon ausgehen werden, dass sie es am Ende packen müssen.”

Die Favoritenrolle ist ganz klar verteilt, aber in dem Finale ist dann auch alles möglich.

Julian Brandt vor dem CL-Finale

Die außergewöhnliche Qualität des Gegners auf allen Ebenen will Brandt aber nicht wegdiskutieren. “Ihre Gelassenheit ist natürlich extrem. Egal in welcher Phase sie mal passiv wirken, sind sie immer wieder in der Lage, Tore zu schießen und eine Mannschaft komplett aus dem Gleichgewicht zu holen.” Die Partien gegen Manchester City hätten zudem gezeigt, “dass sie auch etwas anderes können, als nur attackieren oder Tore schießen. Sie verteidigen auch gut und können auch mal leiden”.

All das aber trifft zumindest auf internationaler Ebene auch auf den BVB zu. Deswegen gewinnt auch beim Mittelfeldspieler am Ende die Hoffnung: “Auch wir spielen eine außergewöhnliche Champions-League-Saison. Die Favoritenrolle ist ganz klar verteilt, aber in dem Finale ist dann auch alles möglich.”

Patrick Kleinmann

In Kontakt mit Klopp? Can: “Er hat gesagt, dass wir das Finale gewinnen sollen”

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0:41Nach dem gewonnenen Halbfinale gegen Paris hat Emre Can eine Nachricht von seinem Ex-Coach Jürgen Klopp bekommen. Im Interview verrät er, was ihm Kloppo zum Champions-League-Finale zu sagen hatte.

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Terzic schwört Fans ein: “Die, die uns zugesungen haben, fahren ein Jahr später nach London”

Real Madrid der “absolute Endgegner” 28.05.2024

Terzic schwört Fans ein: “Die, die uns zugesungen haben, fahren ein Jahr später nach London”

3:30In der ersten Medienrunde vor dem Champions-League-Finale sprach BVB-Coach Edin Terzic darüber, was ihm Hoffnung macht gegen den scheinbar übermächtigen Gegner. Dazu äußerte er sich über die Parallelen zu dem letzten Spieltag der Vorsaison gegen Mainz.

Schlotterbecks angepasste Party-Planung: “Habe kein gutes Karma bekommen”

Wie in der vergangenen Saison steht Borussia Dortmund vor einem großen Titelgewinn. Nico Schlotterbeck will es in diesem Jahr etwas anders machen.

Auf Nico Schlotterbeck und Mats Hummels wartet gegen Real Madrid viel Arbeit.

Auf Nico Schlotterbeck und Mats Hummels wartet gegen Real Madrid viel Arbeit.

IMAGO/Team 2

Als sich Julian Brandt, Nico Schlotterbeck & Co. am Dienstag den Fragen von zahlreichen Medien stellten, war es etwas voller als üblich. “Man merkt, dass es etwas großes ist”, sagte Brandt über das, was am Samstag in London stattfindet. Borussia Dortmund bestreitet im Wembley das wohl größte Spiel der Vereinsgeschichte seit dem Champions-League-Finale 2013, als man unglücklich gegen den FC Bayern den Kürzeren zog.

das champions-league-finale

“Man kann es gar nicht ausblenden. Man bekommt so viel mit. Wembley, Real Madrid, der größte Gegner, den es im Vereinsfußball gibt, das größtmögliche Spiel”, beschrieb Schlotterbeck den Rahmen der Partie, auf die sich der BVB in diesen Tagen akribisch vorbereitet, aber auch freut. “Man muss das Spiel genießen. Wenn man sich zu viel Druck macht, geht es mal schnell in die Hose”, so Schlotterbeck, der weiß: “Die ganze Welt schaut auf dich, alle schauen das eine Spiel an.”

Das Zusammenspiel mit Hummels

Der 24-Jährige hat in den letzten Monaten wieder zu seiner Top-Form gefunden, vor allem in den großen internationalen Spielen wusste Schlotterbeck in der Viererkette zu überzeugen. “Die Saison in der Champions League hat schon dazu beigetragen, dass der Bundestrainer mich nominiert hat.” Anders als sein Nebenmann Mats Hummels wird Schlotterbeck für Deutschland an der Heim-EM teilnehmen. An seinem Ticket habe der Routinier aber großen Anteil. “Ich profitiere sehr viel von ihm, weil er ein unfassbar guter Fußballer ist. Menschlich hat er mich auch sehr gut aufgenommen. In den letzten 15 Jahren gab es kaum einen besseren auf der Position”, lobte Schlotterbeck Hummels.

Ob das Duo auch in der kommenden Saison nebeneinander verteidigen wird, hängt davon ab, ob Hummels’ auslaufender Vertrag verlängert wird. Sportdirektor Sebastian Kehl kündigte eine Entscheidung nach dem Finale am Samstag an. Schlotterbeck würde sich über eine Verlängerung derweil sehr freuen. “Jetzt lasse ich ihn noch in Ruhe, aber im Sommer werde ich ihn mal anrufen und auf eine positive Rückmeldung hoffen.”

Was anders ist als gegen Mainz

Bevor darüber geredet wird, müssen Hummels, Schlotterbeck & Co. aber erst einmal den wohl stärksten Angriff des Planeten verteidigen. “Es wird schwer, die Offensive komplett in Schach zu halten”, prognostizierte Schlotterbeck, für den es im eigenen Spiel darauf ankommen werde, “schnell den Ball laufen zu lassen.”

Ein Jahr nach dem bitteren Ende im Meisterkampf hat der BVB nun die Chance, sich Europas Krone aufzusetzen. Zwar ist es ähnlich wie gegen Mainz in der vergangenen Saison ein Endspiel, die Vorzeichen seien laut Schlotterbeck diesmal aber andere. “Gegen Mainz hatten wir was zu verlieren, jetzt haben wir etwas zu gewinnen, jetzt sind wir der Underdog.”

Während man sich beim BVB damals etwas zu sicher war, wäre ein Titelgewinn in diesem Jahr nichts anderes als eine Überraschung. Schlotterbeck passt seine persönlichen Vorbereitungen folglich etwas an. “Bei Partys planen bin ich etwas vorsichtiger, letztes Jahr habe ich kein gutes Karma bekommen.” Höhere Mächte auf der eigenen Seite zu haben dürfte am Samstag sicherlich nicht schaden.