“Irgendwann hat es mich genervt”: Ernst froh über Comeback

Nach vier Ausfällen stand Torhüter Tjark Ernst wieder im Tor von Hertha BSC. Dass am Ende der Partie gegen Rostock die Null stand, freute ihn besonders.

Zurück im Hertha-Tor: Tjark Ernst.

Zurück im Hertha-Tor: Tjark Ernst.

picture alliance / Metodi Popow

Wirklich Gelegenheit, sich zu bewähren, hatte Tjark Ernst am Freitag gegen Hansa Rostock nicht. Dazu forderten die Spieler von Hansa den Torhüter von Hertha BSC zu wenig. Trotz eines Abends weitgehend ohne größere Beschäftigung war der 20 Jahre alte Keeper der Berliner jedoch einer der Gewinner und entsprechend froh. Denn Ernst feierte sein Comeback, nachdem er zuvor die vier Partien beim FC St. Pauli (0:2), gegen Schalke 04 (5:2), gegen den 1. FC Nürnberg (3:2) sowie beim SC Paderborn (3:2) verpasst hatte.

Spielbericht

Vor dem Spiel gegen Rostock hatte Ernst letztmals am 1. März gegen Holstein Kiel (2:2) im Kasten der Mannschaft von Trainer Pal Dardai gestanden. Eine Hüftprellung hatte den Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torhüters Thomas Ernst (Eintracht Frankfurt, VfL Bochum, VfB Stuttgart, 1. FC Kaiserslautern) danach lahmgelegt. Nun sind die Beschwerden überwunden, und der 1,93 Meter große Schlussmann machte keinen Hehl aus seiner Freude darüber. “Es ist ein schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen. Deutlich schöner, als sich die Spiele von der Tribüne aus anschauen zu müssen”, sagte Ernst, “hinzu kam, dass es eine sehr nervige Verletzung war. Eine Prellung, die einfach bei jedem unterschiedlich verheilt. Man kann nicht sagen: Die Ausfallzeit ist so und so lang.” Entsprechend stellten die fünf Woche Pause seine Geduld auch auf die Probe. “Irgendwann hat es mich genervt, dass es so lange gedauert hat”, räumte Ernst ein.

Gegen Hansa konnte Herthas Nummer 1 also wieder ran und agierte bei den wenigen Szenen, in denen er eingreifen musste, gewohnt ruhig und unaufgeregt. Dass am Ende der Partie die Null stand, freute Ernst natürlich. “Das ist extrem wichtig, für mich, aber auch für die ganze Mannschaft. Es uns einfach selber auch mal wieder zu beweisen, dass wir es hinkriegen, 90 Minuten ohne Gegentor zu überstehen”, sagte er. Letztmals hatte Hertha am 17. Spieltag zu Hause gegen den VfL Osnabrück (0:0) ein Spiel ohne Gegentreffer überstanden. 48 Gegentore in 29 Spielen sind laut Ernst auch deutlich zu viel. “Das war unser Defizit über die Saison: Dass wir zu viele Gegentore fressen”, stellte er klar.

Rogel in der Regionalliga im Einsatz

Ernst selbst will dafür sorgen, dass es bis zum Rundenende nicht mehr viel mehr werden. Abseits dessen steht ein Defensivkollege des Torhüters nach einer längeren Verletzung wieder zur Verfügung. Agustin Rogel (26) stand am Sonntag in der Startelf der zweiten Mannschaft von Hertha bei deren Heimspiel in der Regionalliga Nordost gegen den FSV Luckenwalde. Letztmals hatte der uruguayische Innenverteidiger, der im Sommer 2022 vom argentinischen Erstligisten Estudiantes de la Plata gekommen war, am vorletzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23 am 20. Mai des vergangenen Jahres (1:1 gegen Bochum) für Hertha auf dem Platz gestanden.

Andreas Hunzinger

Nach Beckenkammverletzung: Herthas Keeper Ernst zurück im Training

Beim Zweitliga-Siebten Hertha BSC ist Stammkeeper Tjark Ernst (21) am Montag nach vierwöchiger Verletzungspause ins Training zurückgekehrt.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

IMAGO/Zink

Torhüter Tjark Ernst hatte sich im Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli (0:2) am 10. März eine Beckenkammverletzung zugezogen. Wegen der Blessur hatte Ernst die beiden März-Länderspiele der deutschen U-20-Auswahl gegen Frankreich in Spanien (3:1, 4:4) verpasst und beim Hauptstadt-Klub nach der Partie bei St. Pauli auch die Spiele gegen Schalke (5:2), Nürnberg (3:3) und am vergangenen Freitag in Paderborn (3:2). Vertreten hatte ihn in den vier Zweitliga-Spielen der vor der Saison vom Karlsruher SC zu seinem Ausbildungsklub zurückgekehrte Marius Gersbeck.

Am Montag konnte Ernst die erste Einheit der neuen Woche komplett absolvieren. Im Gegensatz dazu trainierten die angeschlagenen Gustav Christensen, Peter Pekarik und Smail Prevljak individuell, auch Tony Rölke und der künftige Wolfsburger Bence Dardai arbeiteten abseits des Teams.

In jedem Fall zurückkehren in den Spieltagskader wird am Freitagabend beim Heimspiel gegen Hansa Rostock Marten Winkler. Der Rechtsaußen hatte in Paderborn eine Gelb-Sperre abgesessen und war zuvor gegen Schalke und Nürnberg ein Aktivposten. In Paderborn besetzte Palko Dardai, der älteste Sohn von Cheftrainer Pal Dardai, bis zu seiner Auswechslung nach 71 Minuten (23 Ballkontakte, ein Assist) den rechten Flügel. Jetzt kommt Winkler zurück, und in Paderborn warben auch die überzeugenden Joker um Ibrahim Maza, der an der späten Wende und dem 3:2-Sieg entscheidend beteiligt war, für sich.

Coach Dardai hat gegen Hansa personell die Qual der Wahl. Klar ist: Winkler konnte zuletzt in Sachen Entscheidungsfindung, Durchsetzungsvermögen und Effizienz (drei Tore in seinen letzten beiden Einsätzen) zulegen. In Sachen Top-Speed (mit 36,17 km/h drittschnellster Spieler der 2. Liga) hat er gegenüber Palko Dardai (32,91 km/h, ligaweit Platz 198) ohnehin Vorteile – für Pal Dardais Umschaltfußball kein unwesentlicher Faktor.

Steffen Rohr

Dardai: “Ich bin immer ruhig, wenn Marius im Tor steht”

Am Samstagabend hat Hertha BSC im heimischen Olympiastadion den 1. FC Nürnberg zu Gast. Gegen den Tabellennachbarn will das Team von Trainer Pal Dardai den beim 5:2 vor knapp zwei Wochen gegen Schalke 04 gezeigten Trend fortsetzen. Derweil wird gegen den Club erneut Marius Gersbeck seine Chance erhalten.

Hat Vertrauen in seinen Keeper: Hertha-Coach Pal Dardai und Marius Gersbeck.

Hat Vertrauen in seinen Keeper: Hertha-Coach Pal Dardai und Marius Gersbeck.

IMAGO/Nordphoto

Pal Dardai hat Respekt vor dem kommenden Gegner. Das ließ der Hertha-Coach im Rahmen der Spieltags-Pressekonferenz am Donnerstag anklingen. Klar ist jedoch vor allem seine Haltung zu dem, was er von seiner Mannschaft erwartet beziehungsweise sich von ihr wünscht. “Wir wollen zu Hause genauso mit der Offensivkraft spielen, wie in den letzten Heimspielen, und wir wollen gewinnen”, betont der Ungar, “wir wollen in Topform sein und das einfach durchziehen.”

Vierte Bewährungsprobe für Gersbeck

Einer, der am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) dabei helfen soll, ist Marius Gersbeck. Da die etatmäßige Nummer 1 Tjark Ernst aufgrund von Hüftproblemen noch nicht wieder zur Verfügung steht, erhält der vor dieser Saison vom Karlsruher SC zurückgekehrte Ur-Herthaner seine in dieser Saison insgesamt vierte Bewährungsmöglichkeit. Zuvor hatte Gersbeck im Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern (1:3) sowie zuletzt in der Liga beim FC St. Pauli (0:2) und gegen Schalke (5:2) spielen dürfen.

Dardai, der den als Folge einer Auseinandersetzung im Trainingslager in Zell am See und einer Anklage wegen schwerer Körperverletzung im vergangenen Sommer zwischenzeitlich suspendierten Keeper seit dessen Tagen in der Hertha-Jugend kennt, hat “eine gute Meinung von Marius”. Der Coach erachtet den 28 -Jährigen trotz dessen Rolle als Nummer 2 als sehr wichtig für die Kabine und vertraut ihm gegen den FCN wie schon bei seinen drei Einsätzen zuvor voll. “Ich bin immer ruhig, wenn Marius im Tor steht”, sagt Dardai.

Gersbeck selbst betont mit Blick auf den vergangenen Sommer, dass “ich froh bin, dass ich wieder ganz normal dabei bin. Ich glaube, dass ich trotzdem in der Mannschaft diese ältere führende Rolle mit übernehmen kann und das auch gerne mache. Und auf dem Platz bin ich dankbar für jede Chance, die ich kriege, um da auch zu zeigen, was ich kann.”

Gegen Schalke steckt Hertha auch Rückschläge weg

Gersbeck glaubt, dass die in dieser Saison bisher wankelmütige Mannschaft aus dem jüngsten Erfolgserlebnis gegen Schalke weitere Energie ziehen kann. “Wir waren das ganze Spiel über sehr mutig”, sagt der 1,87 Meter große und 83 Kilo schwere Schlussmann, “wir haben sehr gut Fußball gespielt und uns zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen lassen, selbst wenn es Rückschläge gab. Das war sehr gut. Daran müssen wir anknüpfen.” Der aus dem Berliner Stadtteil Siemensstadt stammende Gersbeck hat aber auch beim 5:2 gegen die Schalker noch Ansätze zur Verbesserung erkannt. “Wir müssen einfache Fehler und einfache Gegentore verhindern. Wichtig ist, die Anzahl an Gegentore runterzukriegen.”

Verzichten müssen die Berliner auf Innenverteidiger Agustin Rogel (Aufbautraining nach Knie-OP), Außenverteidiger Peter Pekarik (muskuläre Probleme) und eben Ernst.

Andreas Hunzinger

Rotation im U-21-Tor: Pause für Atubolu, Chance für Urbig

U-21-Trainer Antonio Di Salvo fordert im EM-Qualifikationsspiel gegen den Kosovo am Freitag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) ein zielstrebigeres Offensivspiel als im ersten Duell – und setzt im Tor auf ein Wechselmodell.

Jonas Urbig steht vor seinem dritten Einsatz für die deutsche U-21-Auswahl.

Jonas Urbig steht vor seinem dritten Einsatz für die deutsche U-21-Auswahl.

DeFodi Images via Getty Images

“Ich habe schon öfter gesagt, dass wir hervorragende Torhüter haben”, sagte Di Salvo am Donnerstag und lobte Felix Gebhardt für seine Trainingsleistungen. Der Regensburger hat aber noch kein Spiel für die U 21 bestritten. Wie auch Herthas Tjark Ernst, dem Di Salvo im Rückblick ebenso gute Trainingseindrücke bei der Maßnahme im September 2023 bescheinigte.

Dass dieses Duo bisher nur in Übungseinheiten auf sich aufmerksam machen kann, liegt an zwei anderen Keepern: Noah Atubolu und Jonas Urbig. Atubolu ist schon länger die Nummer eins bei den ältesten DFB-Junioren, hat 13 Einsätze absolviert und stand auch bei der sportlich verkorksten EM-Endrunde 2023 im Tor. Danach stieg er bei seinem Heimatverein SC Freiburg zum Bundesliga-Stammkeeper auf und macht trotz gelegentlicher Fehler auch durch die wertvolle Erfahrung in der Europa League eine insgesamt positive Entwicklung durch.

Urbig ist in der Herausforderer-Rolle, kommt erst auf zwei U-21-Einsätze, kann beim guten Zweitligisten Greuther Fürth aber auch regelmäßige Spielpraxis als Nummer eins vorweisen. Di Salvo suchte mit beiden Torhütern das Gespräch und setzt in dieser Maßnahme auf ein Wechselmodell.

Jonas hat es sich aufgrund seiner Leistungen bei uns und auch im Verein verdient, morgen gegen den Kosovo zu spielen.

Antonio Di Salvo

“Noah hat es hervorragend bei uns gemacht, auch im Verein sehr viele Spiele gemacht diese Saison, so dass ihm eine kleine Pause vielleicht guttut. Er wird dann am Dienstag gegen Israel im Tor stehen”, erklärte Di Salvo: “Und Jonas hat es sich aufgrund seiner Leistungen bei uns und auch im Verein verdient, morgen gegen den Kosovo zu spielen.”

Mutmaßlich wird er gegen diesen defensiv ausgerichteten Gegner nicht viele Abschlüsse auf sein Tor bekommen, könnte aber in ein, zwei entscheidenden Momenten gefordert sein. Damit das Spiel eine klarere Angelegenheit wird als das Hinspiel, als das DFB-Team sich beim 3:0-Sieg bis zum ersten Tor 74 Minuten lang die Zähne am Defensivriegel des Kosovo die Zähne ausbiss, fordert der Coach ein zielstrebigeres Offensivspiel.

“Wir haben im Training an offensiven Lösungen gearbeitet, um zu besseren Torchancen zu kommen und möglichst fürh in Führung zu gehen”, so Di Salvo. Dafür werden Ballsicherheit, eine hohe Passgeschwindigkeit, Verlagerungen und Tiefenläufe nötig sein. Urbig wird es in Chemnitz vor wohl über 6000 Zuschauern von hinten beobachten, Atubolu von der Bank aus.

Carsten Schröter-Lorenz

Hertha: Phantom Rogel zurück auf der Bildfläche

Seit dem Sommer war er ein Phantom im Kader, jetzt ist er wieder da: Agustin Rogel (26) ist bei Hertha BSC ins Mannschaftstraining zurückgekehrt – nach neunmonatiger Leidenszeit.

Tauscht die Straßenklamotten wieder gegen Fußballkluft: Hertha-Verteidiger Agustin Rogel.

Tauscht die Straßenklamotten wieder gegen Fußballkluft: Hertha-Verteidiger Agustin Rogel.

IMAGO/Matthias Koch

Als Agustin Rogel letztmals für Hertha BSC spielte, stand Oliver Christensen im Tor und Maximilian Mittelstädt spielte hinten links. Lucas Tousart und Kevin-Prince Boateng bildeten die Doppel-Sechs. Dodi Lukebakio und Marco Richter besetzten die Flügel, und vor dem auf der Zehn aufgebotenen Suat Serdar stürmte Stevan Jovetic.

Die sind alle längst weg oder – wie Boateng – im fußballerischen Ruhestand. Rogel ist noch da. Oder besser: wieder da.

In besagter Aufstellung spielte Hertha am 20. Mai 2023 1:1 gegen den VfL Bochum. Ein Kopfballtor von VfL-Verteidiger Keven Schlotterbeck in der vierten Minute der Nachspielzeit stürzte den Hauptstadtklub seinerzeit ins Tal der Tränen, der Abstieg war besiegelt. Eine Woche darauf, als Trainer Pal Dardai in Wolfsburg der Zukunft ein Gesicht gab und den Youngstern um Pascal Klemens, Tjark Ernst und Ibrahim Maza eine Chance, saß Rogel nur noch auf der Bank. Danach verschwand er in den Krankenstand – wegen seiner Knie-Operation, die er zuvor über Monate verschoben hatte, um im Abstiegskampf nicht zu fehlen.

Wird die Karriere neu angeschoben?

Am Dienstag kehrte der uruguayische Innenverteidiger, der Ende August 2022 vom damaligen Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic nach starken Auftritten in der Copa Libertadores aus Argentinien (Estudiantes de La Plata) geholt worden war, ins Mannschaftstraining zurück.

Für den 1,91-Meter-Hünen, der im September 2022 für die Nationalmannschaft Uruguays debütiert, aber die WM in Katar verpasst hatte, steht auch seine dritte Europa-Station unter keinem guten Stern. In Russland (KS Samara, Saison 2018/19) und Frankreich (FC Toulouse, Sommer 2019 bis Februar 2021) hielt es ihn nicht lange. Mit Toulouse stieg er 2020 sang- und klanglos aus der Ligue 1 ab, mit Hertha 2022/23 aus der Bundesliga. Auf 20 Einsätze brachte es Rogel in Herthas Abstiegssaison, die Verkaufspläne des Klubs für den Sommer 2023 zerschlugen sich wegen der Knie-OP.

Klar ist: Rogel (Vertrag bis 2026) bleibt ein Abgangskandidat, Herthas Zukunft in der Innenverteidigung soll vor allem den Eigengewächsen Linus Gechter, Marton Dardai, Pascal Klemens und Tim Hoffmann gehören. Nach seinem Bundesliga-Debüt Anfang Oktober 2022 gegen die TSG Hoffenheim (1:1) hatte Rogel gesagt: “Ich habe versucht, es zu genießen.” Allzu viel Genuss kam seitdem für ihn in Berlin nicht dazu. Jetzt ist der Abwehrspieler, der 2017 mit Uruguays U-20-Auswahl WM-Vierter in Südkorea war, zurück, um seine Karriere neu anzuschieben.

Steffen Rohr