Reese: Mit “Benzin in den Adern” zum “Fußballfest”

Mit schnellen Angriffen nahm Hertha BSC den FC Hansa Rostock am Freitagabend auseinander. Fabian Reese und Co. wurden von der Stimmung im von mehr als 60.000 Zuschauern besuchten Olympiastadion förmlich zum Sieg getrieben.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

IMAGO/Nordphoto

Bereits vor Anpfiff herrschte prächtige Stimmung im Berliner Olympiastadion. Neben den Hertha-Fans sorgten auch die mitgereisten Rostocker Anhänger für einen würdigen Rahmen am Freitagabend. Fabian Reese wurde sofort von der Stimmung mitgerissen: “Für solche Spiele lebt man, das ist Benzin in den Adern heute. Wir sind hier raufgekommen direkt hier bei gefühlt Silvester.”

Weil es die Rostocker mit der Silvester-Stimmung etwas übertrieben, mussten die Spieler aber erst einmal warten, bis sich der Rauch vom Spielfeld verzogen hatte. Die zehn Minuten Wartezeit reichten aber nicht aus, um das Benzin wieder aus den Blutgefäßen von Reese und Co. zu vertreiben. Hertha legte gleich richtig gut los und ließ einige schnelle Angriffe aufs Rostocker Tor los – immer angetrieben vom eigenen Anhang.

Hertha spielt sich in einen Rausch

“Es war ohrenbetäubender Lärm, man konnte sich kaum verständigen”, beschrieb Reese bei Sky das Erlebnis. “Dann haben wir uns in einen Rausch gespielt und hier glaube ich heute ein Fußballfest draus gemacht.” Vier Tore gelangen den Berlinern und damit zum vierten Mal in Folge mindestens drei Treffer in einem Zweitliga-Spiel.

Einen großen Anteil daran hatte auch Marten Winkler, der zuletzt in Paderborn noch eine Gelbsperre absitzen musste. Der 21-Jährige stach immer wieder auf seiner rechten Seite durch und bereitete zwei Treffer von Palko Dardai vor. “Wie wir heute Fußball gespielt haben, das macht einfach Bock”, freute sich Winkler.

Fokus erstmal nur auf Karlsruhe

Durch das vierte ungeschlagene Spiel am Stück sind die Berliner – zumindest über Nacht – wieder näher an die Aufstiegsplätze herangerückt. Kann Hertha also vielleicht doch nochmal im Kampf um die vorderen Plätze mitmischen? Bei Winkler und Reese herrschte Einigkeit: Erst einmal gilt der Fokus dem nächsten Spiel.

“Persönlich guckt man natürlich nach oben, aber wir müssen jetzt erstmal in Karlsruhe ein gutes Spiel machen und dann schauen wir weiter”, sagte Winkler. Und auch Reese will zunächst die aktuelle Serie ausbauen: “Ich hatte letzte Woche gesagt: Wir wollen erstmal drei Spiele am Stück gewinnen.” Gelingt am Sonntag in einer Woche beim KSC erneut ein Sieg, könne man nochmal weiterschauen, alles andere sei zum jetzigen Zeitpunkt aber “Träumerei”.

Winkler auf Palko Dardai: Herthas Erfolgsformel gegen Hansa

Hertha BSC hat gegen Hansa Rostock einen souveränen 4:0-Sieg eingefahren. Bei den Berlinern funktionierte vor allem das Zusammenspiel von Winkler und Palko Dardai hervorragend.

Palko Dardai jubelt mit seinem zweifachen Vorbereiter Marten Winkler.

Palko Dardai jubelt mit seinem zweifachen Vorbereiter Marten Winkler.

IMAGO/Nordphoto

“Ein Geduldsspiel” hatte Pal Dardai im Vorfeld gegen Hansa Rostock prophezeit. Geduld war schon vor Anpfiff gefragt, denn blaue Rauchschwaden aus dem Gästeblock hatten sich im Stadion festgesetzt. Als es dann mit rund zehnminütiger Verspätung losging, waren es die Berliner, die die Initiative ergriffen.

Schnelle Berliner Angriffe über außen

Immer wieder über die Außenpositionen spielte sich die Dardai-Elf, bei der Ernst im Tor zurück war, ins letzte Drittel. Nach zwei solcher Vorträge schossen Tabakovic (6.) und Palko Dardai (8.) knapp am Tor vorbei. Die Hausherren, bei denen im Vergleich zum 3:2 in Paderborn außerdem Zeefuik, Winkler und Kempf anstelle von Klemens (Ohrblessur), Niederlechner und Gechter begannen, bearbeiteten die Gäste beharrlich und belohnten sich mit dem nächsten schnellen Angriff: Winkler flankte von rechts auf den Kopf von Palko Dardai, der aus kurzer Distanz auf 1:0 stellte (18.). Reese verpasste mit zwei überhasteten Abschlüssen den Doppelschlag (19., 20.).

Der FC Hansa, der nach dem 3:1 gegen Wehen Wiesbaden unverändert antrat, fand in der Anfangsphase offensiv nahezu gar nicht statt – nur ein ungefährlicher Abschluss von Stafylidis schaffte es auf den Chancenzettel (25.). Gegen die Angriffe der Berliner über die Außenbahnen fanden die Rostocker zudem weiterhin kein Mittel. Kolke musste gegen Tabakovic alles riskieren, um den zweiten Gegentreffer zu verhindern (27.).

Reese erhöht vom Punkt

Vier Minuten später war der Kapitän dann aber erneut geschlagen: Rhein hatte einen Fernschuss von Kenny mit dem rechten Arm geblockt, Reese verlud Kolke beim folgenden Strafstoß und besorgte damit die 2:0-Pausenführung (31.).

Erst als sich die Berliner danach etwas zurückzogen und dem FC Hansa mehr Platz gewährten, wurden die Gäste etwas mutiger. Gefährlich wurde es für das Tor von Ernst in Durchgang eins aber nicht mehr.

2. Bundesliga – 29. Spieltag

Rostock wird aktiver – Berliner Konter beendet das Spiel

Für den zweiten Durchgang brachte Rostocks Trainer Mersad Selimbegovic mit Strauß und Vasiliadis nicht nur zwei frische Spieler, sondern mit ihnen auch neuen Schwung. Der FC Hansa war nun mutiger, Dressel prüfte Ernst immerhin mal etwas (52.). Pröger rauschte zudem noch knapp an einer Hereingabe von Junior Brumado vorbei (55.).

Die Hauptstädter starteten zunächst dosiert in den zweiten Durchgang, zogen dann aber einmal entscheidend das Tempo an: Nach einer abgewehrten Rostocker Flanke startete Winkler aus der eigenen Hälfte bis in den Strafraum durch und bediente Palko Dardai, der aus dem Rückraum eiskalt zum 3:0 vollstreckte (59.).

Tabakovics Nummer 19

Dieser Treffer machte bereits weit vor dem Ende den Deckel auf diese Partie – auch weil Rostock an diesem Freitagabend offensiv einfach zu ungefährlich war. Ein Abschluss von Pröger war keine Prüfung für Ernst (69.), der eingewechselte Perea schoss aus guter Position nur neben den Kasten (84.). Und so endete das Spiel, wie es begonnen hatte: mit einem schnellen Angriff der Berliner. Der eingewechselte Maza schickte Tabakovic, der mit seinem 19. Saisontor den 4:0-Endstand besorgte (86.).

Für Rostock ist die Niederlage ein herber Rückschlag nach zuletzt einer Erfolgsserie mit drei Siegen aus den jüngsten vier Partien. Für Zählbares agierten die Gäste allerdings zu harmlos.

Hertha reist am 30. Spieltag am Sonntag (13.30 Uhr) zum Karlsruher SC. Hansa ist zur gleichen Zeit Gastgeber von Magdeburg.

Nach Beckenkammverletzung: Herthas Keeper Ernst zurück im Training

Beim Zweitliga-Siebten Hertha BSC ist Stammkeeper Tjark Ernst (21) am Montag nach vierwöchiger Verletzungspause ins Training zurückgekehrt.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

IMAGO/Zink

Torhüter Tjark Ernst hatte sich im Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli (0:2) am 10. März eine Beckenkammverletzung zugezogen. Wegen der Blessur hatte Ernst die beiden März-Länderspiele der deutschen U-20-Auswahl gegen Frankreich in Spanien (3:1, 4:4) verpasst und beim Hauptstadt-Klub nach der Partie bei St. Pauli auch die Spiele gegen Schalke (5:2), Nürnberg (3:3) und am vergangenen Freitag in Paderborn (3:2). Vertreten hatte ihn in den vier Zweitliga-Spielen der vor der Saison vom Karlsruher SC zu seinem Ausbildungsklub zurückgekehrte Marius Gersbeck.

Am Montag konnte Ernst die erste Einheit der neuen Woche komplett absolvieren. Im Gegensatz dazu trainierten die angeschlagenen Gustav Christensen, Peter Pekarik und Smail Prevljak individuell, auch Tony Rölke und der künftige Wolfsburger Bence Dardai arbeiteten abseits des Teams.

In jedem Fall zurückkehren in den Spieltagskader wird am Freitagabend beim Heimspiel gegen Hansa Rostock Marten Winkler. Der Rechtsaußen hatte in Paderborn eine Gelb-Sperre abgesessen und war zuvor gegen Schalke und Nürnberg ein Aktivposten. In Paderborn besetzte Palko Dardai, der älteste Sohn von Cheftrainer Pal Dardai, bis zu seiner Auswechslung nach 71 Minuten (23 Ballkontakte, ein Assist) den rechten Flügel. Jetzt kommt Winkler zurück, und in Paderborn warben auch die überzeugenden Joker um Ibrahim Maza, der an der späten Wende und dem 3:2-Sieg entscheidend beteiligt war, für sich.

Coach Dardai hat gegen Hansa personell die Qual der Wahl. Klar ist: Winkler konnte zuletzt in Sachen Entscheidungsfindung, Durchsetzungsvermögen und Effizienz (drei Tore in seinen letzten beiden Einsätzen) zulegen. In Sachen Top-Speed (mit 36,17 km/h drittschnellster Spieler der 2. Liga) hat er gegenüber Palko Dardai (32,91 km/h, ligaweit Platz 198) ohnehin Vorteile – für Pal Dardais Umschaltfußball kein unwesentlicher Faktor.

Steffen Rohr